Finanznnnisier-Konferenz

Berlin, 24. Febr. Die Finanzminister der Länder traten heute vormittag 11 Uhr unter dem Vorsitz des Reichsfinanz­ministers zusammen, um über das von Dr. Reinhoü» ange­kündigte und vom Reichskabinett bereits genehmigte Steuer- Milderungsprogramm zu beraten. Die Sitzung wird voraus­sichtlich nur von kurzer Dauer sein.

Zinsverbilligung

Berlin, 24. Febr. Reichswirtschaftsminister Dr. Curtius hatte gestern in Gegenwart des Reichsministers der Finanzen und des Reichsbankpräsidenten eine Besprechung mit den Vertretungen der Banken über die Frage der Entwicklung der Bankzinsen und Provisionen. Der Aeichswirtschafts- minister gab seiner Befriedigung darüber Ausdruck, daß di« Stempelvereiniguna bereits in den lebten Tagen den Beschluß gefaßt habe, dieDebetzinsen um 1 v. H., also aus 1 v. H. über Reichsbanksah herabzusetzen. Rach dem Verlauf der Besprechung ist zu erwarten, daß auch die übrigen deutschen Banken sich diesem Beschluß anschließen werden. Sollte der Geldmarkt eine weitere Erleichterung erfahren, dürfte auch mit ei- er Herabsetzung der Provisionssätze zu rechnen sein. Der Reichsbankpräsident hat auch bei diesem Anlaß die Herabsetzung des Lombardsatzes auf 1 v. H. über Reichs­banksah in Aussicht gestellt.

Falsche Auswerkungsgerüchte Berlin, 24. Febr. In den letzten Tagen sind verschie­denen Zeitungen Artikel über Versammlungen svge-

nannten Reichsbankgläubigerverbandes erschienen. Einer der

Redner, namens Winter, hat in diesen Versammlungen schiedene Behauptungen ausgestellt, die den Tatsachen mch entsprechen. Insbesondere hat er behauptet, die Reichsbank habe nunmehr ihre Bereitwilligkeit zum Abschluß eines Ver­gleiches über die Aufwertung der Reichsbanknoten erklärt. Das Reichsbankdirektorium teilt hierzu m>t, daß dlese Be- hauptung unwahr ist. Es ist niemals von der Reichsbank oder auf ihre Veranlassung von irgend einer anderen Seite die Auswertung der alten Reichsbanknoten erwogen oder gar eine Aufwertung vergleichsweise zugestanden Worden. Vielmehr sind derartige Vorschläge ausnahmslos abgelehnt worden.

Gegen die kommunisienumzüge Berlin. 24. Febr. Die allabendlichen kommunistischen Straßendemonstrationen haben auch gestern abend wieder zu Zusammenstößen in mehreren Stadtteilen geführt. In Lichtenberg gab es zwei, in Spandau vier Verletzte. Die bürgerlichen Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung haben sich an den Minister des Innern gewandt, um ein Verbot der kommunistischen Propagandaumzüge in Groß- Berlin zu erreichen.

Das Kölner Zentrum gegen den Volksentscheid

Köln. 24. Febr. Gestern nahm der erweiterte Ausschuß der Kölner Zentrumspartei zu der Fürstenabfindung Stel­lung. Es wurde eine Resolution angenommen, in der er­klärt wird, daß sich

1. die Frage der Fürstenabfindung nicht für einen Volks­entscheid im Sinne des kommunistischen Antrags eignet,

2. daß die entschädigungslose Enteignung, well den sitt­lichen Gesetzen widersprechend, abgelehnt werden muß, daß

3. ein Schiedsgericht eingesetzt werden muß und daß

4. die Fürstenabfindung im Rahmen der allgemeinen Verarmung des deutschen Volkes erfolgen muß.

Bolkslrauerlag

Berlin, 24. Febr. Bekanntlich ist der nächste Sonntag, der 28. Februar. Bolkstrauerkag. Die Veranstaltungen im gesamten Reich gehen von dem Volksbund für deutsche Kriegsgräberfürsorge aus. Die Reichsregierung hak angeord­net, daß auf sämtlichen Dienstgebäuden am Sonntag Halb­mast geflaggt wird. Die Reichsregierung wird Sonntag früh in der Presse eine Kundgebung aus Anlaß des Volkskrauer- tages erlassen. Von offiziellen Veranstaltungen hat di« Reichsregierung abgesehen. Jedoch ist beabsichtigt, daß die Reichsregierung an der Kundgebung im Reichstag keilnimmt. Reichspräsident von Hindenburg hat sein Erscheinen zu dieser Kundgebung in Aussicht gestellt.

Die Luftfahrtverhandlungen

Berlin. 24. s br. Es besteht nunmehr die Aussicht, daß ü« Pariser Lusijayciverhandlungen in absehbarer Zeit zum Abschluß gelangen. Während die Luftfahrtverhandlungen immer noch schwierig sind, offenbar wegen des Versuchs der Alliierten, durch Garantien die Begriffsbestimmungen in die

neuen Abmachungen wieder hineinzubringen, versprechen die daneben lausenden Lustoerkehcsverhandlungen eher Aus­sicht auf baldigen Erfolg. Die Verkehrsabmachungen können aber grundsätzlich nicht eher in Kraft treten, bis die allge­meinen Luftfahrtfragen, die politischer Natur sind, beseitigt sind. Selbst im günstigsten Fall wird jedoch aus technischen und formellen Gründen ein internationaler Luftverkehr unter Einschluß Deutschlands gleichzeitig mit dem am 6. April beginnenden deutschen Luftverkehr kaum möglich sein.

Kundgebung der Tiroler

Innsbruck, 24. Febr. In einer Versammlung von Ver­tretern aller Tiroler Parteien, die gestern unter dem Vorsitz des Vizebürgermeisters Fischer stattfand, wurde von allen Rednern die Erklärungen des Bundeskanzlers Ramek im Wiener Hauptausschuß und die Haltung der österreichischen Bundesregierung in der Südtiroler Frage scharf kritisiert. Schließlich wurde von Vizebürgermeister Fischer ein Tele­gramm an den Senator Borat, in Washington verlesen, in welchem dieser gebeten wird, des gepeinigten Südtirols zu gedenken. In dem Telegramm wird daran erinnert, daß Wilson in feinem Memorandum die Zuteilung des südlichen Tirols an Italien als den schwersten Irrtum des Friedens­vertrags bezeichnet habe.

Deutsche Wahlerfolge in Rumänien

Hermannstadt, 24. Febr. Nach den vorläufigen Zusam­menstellungen haben die Deutschen in Rumänien bei den Ge- meindewahlen außerordentlich gut abgeschnitten. In Her- mannstadt erreichten sie die absolute Mehrheit. In allen übrigen Städten Siebenbürgens, wo sie mit der Rumäni­schen Volkspartei zusammengingen, erlangten sie die Mehr­heit der Stimmen. Im Banat, Temesvar und Lugos, wo die Deutschen gleichfalls mit der Rumänischen Volkspartet verbunden waren, gelang es ihnen, die Zweidrittelmehrheit zu erreichen. Auch in Czernowitz haben die Deutschen einen großen Erfolg errungen.

Frankreich und das Saargebiet

Paris, 24. Febr. Nach demAvenir" hat der Ab­geordnete Desire Ferry in der gestrigen Sitzung des Kammerausschusses für auswärtige Angelegenheiten Briand die Frage über die Präsidentschaft der Regierungskommis­sion des Saargebietes gestellt. Der Abgeordnete erklärte, -der Verlust dieses Postens würde im Hinblick aus die wirtschaft­lichen Interessen Frankreichs im Saargebiet als Mißerfolg zu deuten sein. Briand habe erklärt, daß setzt auch die Zeit für andere Mitglieder der Regierungskommission gekommen sei, den Vorsitz zu führen. Der Versailler Vertrag sei schuld, daß man nicht die Notwendigkeit eines ständigen französi­schen Vorsitzes festgelegt habe. Er könne jetzt nicht darauf bestehen, daß die Präsidentschaft immer dem französischen Vertreter der Regierungskommission belassen werde.

Ministerrat in Paris

Paris, 24. Febr. In dem gestrigen Ministerrat machte der Handelsminister Daniel Vincent Mitteilungen von der Ratifizierung des deutsch-französischen Wirtschaftsabkom­mens. durch den deutschen Reichstag. Nach Schluß des Mi­nisterrats erklärte Doumer, die Erörterung der Finanz- vrojekte im Senat werde voraussichtlich bis Freitag beendigt sein, die Finanzkommission der Kammer könnte sich dann bereits Samstag morgen mit dem vom Senat angenomme­nen Text befassen. Im Laufe des Tages hat sich die parla­mentarische Lage um ein Beträchtliches geklärt, was auch in einer Besserung des Frankenkurses zum Ausdruck kam. Zu­nächst haben sich die Sozialisten mit der durch die Beschlüsse der Finanzkommission des Senats geschaffenen Lage befaßt und sich nach lebhaftem Meinungsaustausch dahin geeignet, daß die sozialistische Kammergruppe bei der Beratung der Finanzprojekte von einer Interpellation über die verfassungs­mäßigen Rechte des Senats in Finanzfragen absehen wird. Die Radikalsozialisten der Kammer und des Senats fanden ^sich heute abend zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen, in der der Präsident der Senatsgruppe mitteilte, seine Kol­legen im Senat seien entschlossen, die von der Regierung geforderten Mittel zu bewilligen, da sie Gegner jeder In­flation feien und eine Ministerkrise zu vermeiden wünschten

Württemberg

Stuttgart, 24. Febr. Von derTechnischen Hoch­schule. Der Staatspräsident hat die Wahl des ordentlichen Professors Dr. Theodor Meyer zum Rektor der Tech­nischen Hochschule Stuttgart für das Studienjahr 1926/27 bestätigt.

Volkstrauertag. Der eine Tag im Jahr, den unser Volk dem Gedenken seiner im Weltkrieg gefallenen Söhne widmet, ist angebrochen. Nicht nur diejenigen, die ihr Liebstes auf dem Altar des Vaterlands opferten, weilen heute im Geist an der Ruhestätte ihres teuren Toten in fremder Erde. Wir alle nehmen in diesen Stunden ganz besonders innigen An­teil an ihrem noch immer gleich heißen Schmerz, wie er vor Jahren in ihren Herzen brannte, als sie die Nachricht vom Tod ihres innigst geliebten Angehörigen erhielten. Fah­nen auf Halbmast! Nachdem am Vortag in den Schulen die Jugend auf die Bedeutung des Volkstrauertags hingewiesen muroe unü vielerorts die Tchulkinüer die Kriegsgräber der heimischen Friedhöfe mit selbst gefertigten Kränzen geschmückt hatten, wallen am frühen Morgen im ganzen deutschen Vater­land ungezählte Andächtige zu den Kirchen, um aus ge­weihtem Mund ergreifende Worte des Trosts und der Er­hebung auf ihre Herzen einwirken zu lassen. In vielen Städ­ten und Ortschaften werden von den Kirchtürmen Choräle geblasen. Die Schiffe unserer Marine entbieten unseren G" sallenen aus ihren Geschützen einen Gruß. Auf hoher See versenken sie Kränze ins Meer, das Tausenden zur letzten Ruhestätte wurde. Um die Mittagszeit lauschen Millionen Deutscher in tausenden von Versammlungen im geschlossenen Raum und unter freiem Himmel den packenden Gedenk­reden. Die Rede des Präsidenten des Bolksbunds Deut­sche Kriegsgräberfürsorge während der Feier im Reichstag wird im Rundfunk von allen Rundfunkteilnehmern gehört werden können. Von 1 bis 1.15 Uhr läuten alle deutschen Kirchenglocken zu Ehren unserer Gefallenen. Auch der Nach­mittag und Abend vereinigt noch viele, viele in gemein­samen Feiern. Noch ist der Volkstrauertag nicht All­gemeingut des deutschen Volks. Die würdigen Feiern allent­halben im Reich zeigen indes, daß der Bolksbund auf dem rechten Weg war, als er sich entschloß, mit seiner ganzen Kraft für die Schaffung des Volkstrauertages einzutreten. Will er doch im Volkstrauertag unseren Toten aus dem Weltkrieg das Ehrenmal setzen, das jene von unserer Dank­barkeit für ihre Opfer verlangen können. Unbeirrt wird der Volksbund den einmal beschrittenen Weg weiter gehen. Ihn hiebei zu unterstützen, ruft er das gesamte deutsche Volk auf. Möge sein Ruf nicht ungehört verhallen! So sichert der Volksbund den teuren Toten das Andenken ihres dankbaren deutschen Volks!

Todesfall. Kunstmaler Paul H u b e r, der sich hauptsäch. lich aus dem Gebiet der Bildnismalerei erfolgreich betätigte, ist hier im Alter von 55 Jahren einem Schlaganfall erlegen.

Auszeichnung. Der Reichsverband sür deutsche Schaf­zucht hat nachfolgenden Herren in Anerkennung ihrer Ver­dienste um die Förderung der Schafzucht die silberne Pla­kette verliehen: Dr. Ströbel, Direktor der Württ. Land­wirtschaftskammer Stuttgart, Sr. Erlaucht Graf von Rech- berg-Donzdorf, Landtagspräsident Körner- Stutt­gart, Direktor W. Reuff - Ulm, Schäsereibesitzer P. Alber-Ulm, Oekouomierat Fr. Adlung-Möhringen, Schäfereibesitzer M. Keck-Brenz, Schäsereibesitzer A. Weiler- Göppingen.

Gegen den hohen NNlchpreis. Die Stuttgarter Haus­frauenverbände haben an den Gemeinderat eine Eingabe wegen des hohen Milchpreises gerichtet, in der gegen die Spanne von 10 -Z zwischen Erzeuger- und Verbraucher­preis Stellung genommen und verlangt wird, daß die Stuttgarter Milchversorgungs G. m. b. H. als preis­verteuernd ausPeschaltet wird.

Vom Tage. Im Eckartshaldenweg verübte ein 24 Jahr« alter Techniker durch Einnehmen von Luminaltabletten einen Selbstmordversuch. Der Lebensmüde wurde nach dem Katha­rinenhospital verbracht.

Aus dem Lande

Vaihingen a. I.. 24. Febr. Messerheld. Zwischen zwei hiesigen Burschen kani es in der Stuttgarterstraße bei der Uebersührung nach vorausgegangener Rauferei zu einer Messerstecherei, wobei einer sehr schwer am rechten Arm verletzt wurde und sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte.

Eßlingen, 24. Febr. Unerlaubte Sammlung. In den letzten Tagen veranstaltete di« Kommunistische Partei im Stadtbezirk Eßlingen eine allgemeine Sammlung, an. geblich für die Werbetätigkeit zu dem von ihr angestrebten Volksentscheid über die entschädigungslose Enteignung der Fürsten. Die behördliche Erlaubnis zur Durchführung der Sammlung ist nicht erteilt. Demzufolge werden die Veran­stalter zur strafrechtlichen Verantwortung gezogen. Die ge-

And dennoch kam das Glück..

^ Original-Roman von Irene Hellmuth

18) - (Nachdruck verboten.)

Er begann nach einer Weile mit ruhiger Stimme:

,Lu, liebst du einen andern?"

Sie hob die tränennassen Augen zu ihm auf.

Ja, mein Vater!" lautete die Entgegnung.Ich xoerde geliebt und liebe wieder! Wir haben uns Treue gelobt fürs Leben, und ich suhle, daß ich nie einen andern werde lieben können! Und nicht wahr, du zwingst mich nicht in eine Ehe ohne Liebe, ich flehe dich an, laß mich glücklich werden! Denn ohne deiner Segen will ich meinen Herzensbund nicht schließen! Der Eltern Segen baut den Kindern Häuser, heißt es, laß mich den wichtigen Schritt nicht ohne deinen Segen tun! mein Alfred ist ein tüchtiger, ehrenwerter Mann, er wird es sicher zu etwas bringen mit deiner Hilfe! Vermö­gen besitzt er freilich nicht, aber der junge Hildebrand hat fa auch nicht Rang und Titel und du willst ihn doch zum Schwiegersohn nehmen! Also erfülle meinen Herzenswunsch und laß mich glücklich werden!"

Lu schwieg aufatmend still. Der Generaldirektor saß am Tisch und stützte den Kopf in die Hände. Man konnte im Zweifel sein, ob er gehört, was seine Tochter mit bewegter Stimme gesprochen hatte. Er beschattete die Augen mit den Fingern. So saß er regungslos und Lu wagte nicht, ihn zu stören. Mit bangem Herzen saß sie dem Vater gegenüber. Die Uhr auf dem Kaminsims tickte leise, vom Park herein drang das Rauschen der dürren Blätter, mit denen der Wind sein Spiel trieb. Sonst war nichts zu vernehmen.

Nach einer Weile hob Wiebrecht den Kopf und sah seine Tochter mit forschenden Blicken an. Dann begann er im Zimmer auf und ab zu gehen, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Man merkte es ihm an, er rang mit einem schweren Entschluß.

Plötzlich blieb er vor Lu stehen und sagte mit schwerer ^Betonung:

Ich sehe, ich mutz dir alles sagen, damit du meine Hand­lungsweise begreifst!" Wieder schwieg er eine Weile, dann fuhr er rasch fort:So wie du heute vor mir stehst, so stand ich auch einst vor meinem Vater. Ich liebte ein Mädchen, das zwar alle Tugenden besaß, aber kein Geld. Mein Va­ter schlug mir die Einwilligunng zu der Verbindung rund­weg ab, denn er brauchte Geld, immer wieder Geld! Sein unseliger Hang zum Spekulieren hatte ihn um alles Vermögen gebracht. Ich fügte mich seinen Wünschen, ent­sagte meiner Liebe und heiratete ein sehr reiches Mädchen, deine Mutter! Mit ihrem Geld deckte ich alle Schulden und half dem Vater wieder auf. Hildebrand war damals Prokurist im Hause meines Vaters. Mer kannten uns schon lange und waren gute Freunde. Einige Jahre ging es gut. Ich bekam dann eine vorteilhafte Stellung in hiesiger Stadt und zog von Berlin fort. Hildebrand schrieb mir damals öfters, daß der Vater wieder unglücklich spekuliere und ich teilte meinem Vater in einem ernsten Schreiben mit, daß ich für ihn keinen Pfennig Schulden bezahlen würde, falls er von seiner unseligen Leidenschaft des Spekulierens nicht lassen werde. Hildebrand unterrichtete mich stets von Gang der Geschäfte und konnte eine Zeitlang berichten, daß alles gut ginge, daß mein Vater stets lustig und guter Dinge sei, und viel Geld zu verdienen scheine. Die Bankgeschäfte gin­gen damals glänzend.

Jahre vergingen so, ich beruhigte mich nach und nach und hatte erreicht, was ich erreichen wollte: eine glänzende Stel­lung, Ansehen, Ehre, Reichtum, einen geachteten Namen, und ich war zufrieden, bis mich eines Tages ein Tele­gramm Hildebrands aus allen Himmeln riß!Komme so­fort," hieß es,ich habe völlig den Kopf verloren!"

Mit dem Nachtschnellzug fuhr ich nach Berlin. Deiner Mutter gegenüber schützte ich Geschäfte vor. Ich ahnte, daß etwas schreckliches geschehen war. Aber meine bangen Er­wartungen wurden weit übertrofsen!

Als ich in dem Bankgeschäft meines Vaters eintras, fand ich dieses geschlossen, das Personal entlassen, in alle Winde zerstreut. Nur Hildebrand empfing mich mit der fürchter­

lichen Nachricht, daß mein Vater zum Verbrecher, zum Dieb geworden war! Er hatte, als alles fehlschlug, Wechsel ge­fälscht, die Depots angegriffen, hgs ihm anvertrapte Geld für seine eigenen spekulativen Zwecke verwendet, um sich zu retten! Vor dem drohenden Zuchthaus schützte er sich nur durch Selbstmord!

Als man kam, um ihn zu verhaften, jagte er sich eine Ku­gel durch den Kopf!

Jch stand an der Leiche meines Vaters wie betäubt! Nur der eine Gedanke hatte Raum in meiner Seele:daß ich alles aufbieten müsse, um zu verhindern, daß die furchbare Sache an die Oeffentlichkeit drang! Denn wenn die Wahrheit über das Geschehene bekannt wurde, so war meine Stellung er­schüttert, so war ich in der Gesellschaft unmöglich geworden! Das wurde mir sofort klar! Ich besaß viele Feinde und noch mehr Neider, wie jeder, der rasch emporsteigt zu Ansehen und einer hohen geachteten Stellung. Sie lauerten ja förmlich darauf, mir etwas anhängen zu können und hät­ten es mit Vergnügen gesehen, wenn ich als der Sohn eines Diebes und Wechselfälschers vom Schauplatz hätte verschwin­den müssen! Es galt also, entschlossen zu handeln. Was es mich kostete, wie viele Opfer ich bringen mußte, um nur einigermaßen die Gemüter der Geschädigten zu beruhigen, darüber laß mich schweigen!

Glücklicherweise besaß ich die Mittel, alle Gläubiger zu befriedigen. Ich bat und flehte, ich lief in die Redaktionen der Zeitungen und beschwor die Herren, die Sache nicht in die Oeffentlichkeit zu bringen!

Man kam mir sehr freundlich entgegen und ging gern auf meine Wünsche ein. Ich fand viel Teilnahme bei diestzn Herrn, das muß ich sagen, und es tat meinem verwundeken Herzen wohl. Und diejenigen, die keinen Schaden erlitten, hatten die ganze Sache bald vergessen, denn sie kannten mei­nen Vater und mich kaum vom Sehen. So kam es, daß über die traurige Geschichte bald nicht mehr gesprochen wurde. Ich kam heim, und verschwieg deiner Mutter, was ich furcht­bares erlebt hatte. In unsere Stadt drang keine Kunde von dem furchtbaren Unglück. (Forts, folgt.) ^