Der Bolkstrauerlag
Berlin, 23. Febr. Wie die Blätter von zuständiger Stelle erfahren, wirä die Reichsregierung am kommenden Sonnlag aus Anlast des Bolkstrcmertages veranlassen, dast auf den Regierungsgebäuden halbnrast geflaggt wird. Außerdem wird in den Sonnkagmorgenblättern ein Aufruf der Reichsregie- rung erscheinen. Der Reichspräsident wird an der Kundgebung im Reichstag leilnehmen.
Der österreichische Gesandte beim Reichspräsidenten
Berlin, 23. Febr. Der Herr Reichspräsident empfing heute den österreichischen Gesandten Dr, Frank, der ihm die Bitte der österreichischen Regierung überbrachke, gemeinsam mit dem österreichischen Bundesprüsidenken das Protektorat über die anfangs März in Wien zu eröffnende Ausstellung führender Meister der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts zu übernehmen. Der Herr Reichspräsident erklärte sich hierzu gerne bereit.
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Neuer Bölkerbundsschrikt der Reichsregierung
Berlin, 23. Febr. Die aus Rom und Paris vorliegenden Meldungen von einer Aufnahme Polens in den Bölker- bundsrak in der Märztagung haben, wie uns gemeldet wird, am Montag das Reichskabinett beschäftigt. Das Kabinett beschloß, zur Herbeiführung einer Klärung die deutschen Botschafter in Paris, London und Rom mit einer neuen Demarche am Montag mittag zu beauftragen. Der Reichsaußenminister erklärte zu Abgeordneten, die Reichsregierung halte an ihrem Beschluß fest, wie er ihn in der letzten Sitzung des Auswärtigen Ausschusses bekannt gegeben habe. Er habe seinen früheren Erklärungen weder etwas hinzuzufügen, noch an ihnen etwas zu berichtigen. Er glaube nicht, daß von den mit Sir Eric Drummond in B..iin seskgelegten Richtlinien abgegangen werde. Der schwedische Gesandte war Montag früh im Auswärtigen Amt. Sein Besuch steht in Verbindung mit der Frage der Z,'?:il,.:,g eines Bölkerbundsraks- sitzes an Polen. Die Auslassungen der Stockholmer Presse lassen nicht ohne weiteres annehmcn, daß Schweden den Ratssitz für Polen unter allen Umständen verhindern will, wenn die übrigen Ratsmüchte ihm zuzustimmen entschlossen sind.
Tagesordnung der Völkerbundssihung
Genf, 23. Febr. Die Tagesordnung der 39. Tagung des Vöikerbundsrats, die am 8. März unter Vorsitz des japanischen Ratsmitgtieds Ishij beginnt, ist gestern vom Völkerbundssekretariat veröffentlicht worden. Die wichtigsten Beratungsgegenstände dieser Ratssitzung sind die mit der Aufnahme Deutschlands in Zusammenhang stehenden Fragen, vor allem die Vermehrung der Ratssitze. Aus der umfangreichen Tagesordnung seien weiter genannt: 1. die endgültige Zusprechung des Mossulgebiets an den Irak aus Grund der Verlängerung des Irakmandats um 25 Jahre; 2. eine Reihe von Fragen, die das Saargebiet betreffen, u. a. die Ernennung des Präsidenten u. der Mitglieder der Saarregierungskommission, die Vermehrung der lokalen Gendarmerie im Saargebiet und Zurückziehung der französischen Truppen; 3. Festsetzung des Zeitpunktes für die Einberufung der vorbereitenden Kommission für die Abrüstungskonferenz;
4. Kenntnisnahme einer Denkschrift des Generalsekretärs über die Vorschläge, die den allgemeinen Frieden betreffen, insbesondere die obligatorisck-en Schieds- und Sicherheitsprobleme; 5. Prüfung der Finanz-, Kredit- und der Wirtschaftskommission, der Kommissionen für geistige Zusammenarbeit und sür Flüchtlingsfragen: 6. Minderheitenfragen in Oberschlesien.
Der Generalsekretär des Völkerbundes Sir Eric Dru m- mondist nach London abgereist.
Im Völkerbundssekretariat sind bereits eine große Anzahl offizieller Anmeldungen für die Vollversammlung am 8. März eingelaufen. Gleichzeitig liegen eine Reihe von Anmeldungen aus den Hauptstädten über die Zusammensetzungen der Delegationen vor, die eine Uebersicht über die Zusammensetzung der Vollversammlung bereits jetzt ermöglichen. Es werden aller Voraussicht nach entsenden: England den Außenminister Chamberlain, Frankreich: Briand, Italien: Scialoja, Japan: Ishii, Belgien: Außenminister Vandervelds, die Tschechoslowakei: Außenminister Dr. Be- nesch, Polen: Außenminister Gras Skrzyuski, Oesterreich: Bundeskanzler Ramek, Ungarn: Gras Apponyi, Serbien: Außenminister Nintjchitsch, Rumänien: vermutlich Außen- minister Duca, Schweiz: Bundesrat Motta, Spanien: den Pariser Gesandten Quinones de Leon.
.^Llnd dennoch kam das Glück..
^ " Original-Roman von Irene Hellmuth . .17) (Nachdruck verboten.)
t hLu wünschte jetzt selbst die Entscheidung herbei, denn der «bisherige Zustand war ihr unerträglich geworden. Heimlich hoffte sie doch noch immer, den Vater zum Nachgeben bringen zu können, wenn sie fest blieb. Wiebrecht ging direkt auf sein Ziel los, als er nach einer kleinen Weile begann:
„Wie dir nicht unbekannt geblieben sein dürfte, bewirbt .sich der junge Hildebrand um deine Hand. Sein Vater ist ein alter Freund von mir und den jungen Mann habe ich schätzen gelernt, denn er ist in jeder Beziehung ein einwandfreier Karakter. Darum gab ich ihm auch meine Zustimmung, als er mich heute bat, morgen kommen zu dürfen, um sich Lei dir das Jawort zu holen. Ich hoffe, du wirst meinen Wunsch respektieren und den Bewerber freundlich empfangen, wenn er die Frage an dich richtet, ob du seine Frau werden willst!"
- „So werde ich ganz gewiß mit einem entschiedenen „Nein" antworten!" entgegnete Lu rasch und mit fester Stimme, ihren Vater offen ansehend und furchlos seinem zornflammenden Blick standhaltend.
' Er kreuzte die Arme unter der Brust und ließ ein kaltes, höhnisches Lachen hören. Dann fragte er. die Augenbrauen hochziehend, mit beherrschter Stimme:
„Was ist denn gegen den jungen Mann einzuwenden? Warum willst du ihn abweisen ?"
^ „Du hättest mich vorher fragen sollen, ob ich diesen. Plan geneigt sei! Ich liebe Herrn Hildebrand nicht, Vater."
Das klang ruhig und gemessen.
^ Er schien etwas aufzuatmen, Lu merkte es wohl, offenbar hatte er auf heftigeren Widerstand gerechnet.
> „Nun, das findet sich wohl nach der Hochzeit," entgegnete er leicht lächelnd. „Liebe erzeugt Gegenliebe, und der junge Hildebrand versicherte mir noch heute, daß er dich mehr liebe als sein Leben, daß er dich auf Händen tragen wolle. Die Gefühle werden sich dann schon ausgleichen und gegenseitig ergänzen."
Französische Winkelzüge
Parks, 23. Febr. Im „Echo de Paris" schreibt Pertinex zu der Frage der ständigen Sitze im Völkerbundsrat, wenn Polen kein ständiger Sitz gewährt würde, so sei mit seinem Anschluß an Rußland zu rechnen (!). Er glaube, daß der französische Ministerpräsident in seiner Unterredung mit dem englischen Gesandten erklärt habe, er werde als Ministerpräsident zurücktreteu, wenn Polen keinen ständigen Sitz im Völkerbundrat bekomme.
Der französische und italienische Gesandte in Belgrad erschienen gestern im Ministerium des Auswärtigen und besprachen sich mit Nintschitsch über die Frage der Ratssitze. Der Außenminister erklärte ihnen, Südslawien habe kein direktes Interesse an dieser Frage. In politischen Kreisen .verlautet jedoch, Frankreich bemühe sich, Südslawien dazu zu bewege», auch einen Sitz im Völkerbundsrat für sich zu beanspruchen. Nintschitsch werde in dieser Angelegenheit vor seiner Reise nach Genf in Paris mit Briand eine Besprechung abhalten.
Brasiliens Anspruch
London, 23. Febr. Der Korrespondent der „British United Preß" in Rio de Janeiro hatte eine Unterredung mit dem brasilianischen Außenminister über die Frage des ständigen Sitzes im Völkerbundsrat für Brasilien. Der Minister erklärte, in dieser Angelegenheit bestehe kein Geheimnis. Brasilien habe Anspruch auf einen Sitz im Rat, und dieser Anspruch müsse unbedingt in der Sitzung am 8. März geprüft werden. Brasilien habe versprochen, die deutsche Kandidatur zu unterstützen. Seiner Ansicht nach müsse das Problem so gelöst werden, daß zunächst die Frage der Erweiterung des Rats durch Abänderung des Artikels 4 erledigt und dann die Zulassung Deutschlands behandelt werde.
Englands unklare Haltung
London, 23. Febr. Die Besprechung des englischen Gesandten in Warschau mit dem polnischen Ministerpräsidenten hat nach einer Meldung des diplomatischen Korrespondenten des „Daily Telegraph" zu einer Klarstellung des polnischen Standpunktes in der Frage der Zulassung zum Völkerbundsrat geführt. Andererseits habe aber die englische Regierung noch immer nickt ihre Ansicht enthüllt und werde dies vorläufig auch nicht tun. Die englische Presse setzt ihren Kampf gegen die französischen Ansprüche »och weiter fort und hat jetzt durch den Beschluß des parlamentarischen Bölkerbunds- ausschusjes im Unterhaus eine nicht geringe Unterstützung erfahren. In der Entschließung heißt es nämlich: Der Ausschuß betrachte! mit größter Besorgnis die mit dem ausdrücklichen Zweck der Beratung des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund und seiner Aufgaben als ständiges Mitglied in den Völkerbundsrat einberufene Völkerbundsversammlung als Gelegenheit zur Behandlung weiterer grundlegender Aenderungen der Völkerbundsverfassung zu benutzen. Der Ausschuß ist der Meinung, daß gegen jede Vergrößerung des Völkerbundsrates die ernstesten Einwände bestehen und bittet die Regierung dringend, solchen Aenderungen in diesem Augenblick stärksten Widerstand cittgegenzusetzen.
Austen C h amberlai n wurde die Ehrenbürgerschaft der Stadt Birmingham verliehen. Bei dieser Gelegenheit hielt er eine längere Rede, in der er zunächst für die Ehrung dankte, die bereits seinem Vater Joseph Chamberkain zuteil geworden sei. Er empiah! dann seiner Zuhörerschaft, sich »ich! durch Polemiken beunnibmsn zu lassen, zu denen der Eintritt Deutschlands in den Völker^«,und dos Problem, welchen Ra>'a e- darin einnehme» solle, Ne^anlassung neben - könnten. Er sei überzeugt, dcG. wenn die Leute, die sich in Locarno n m G>>,if ,nr Erörterung die
ser neuen Frage Zusammenkommen wöiden, schnell eine praktische Lösung gesunden werden würde.
Die Wirren in
London, 23. Febr. Nach verschiedenen Meldungen a„S China, deren Bestätigung allerdings noch abzuwarken ist, ist General Wu-Pei-Fu in Hangka» ermordet worden, als er einem Gottesdienst beiwohnke. Die Kanlonregierung geht jetzt dazu über, nicht nur ausländische Waren und Lager, sondern auch ausländische Schiffe zu beschlagnahmen.
Spanischer Bormarsch in Marokko
Madrid, 23. Febr. Die spanischen Truppen sind kampflos En den Hauplort der Audjeras ejugerückt. Dadurch ist die Gefahr eines Angriffes gegen die rückwärtige Verbindungslinie beseitigt und die Verbindung zwischen Tetuan, Tanger und Zeuka gesichert. Rach Meldungen aus Tetuan haben sich verschiedene Stämme im Gebiet von Scheschauen gegen Abd el Krim erhoben. Andererseits wird aus Tanger ge
Er machte eine wegwerfende Handbemegung, als ob es sich nicht verlohnte, über solche kleine Bedenken» erst zu verhandeln.
Doch Lu stand auf und stellte sich mit blitzenden Augen vor den Vater: „Du wirst bitte dem jungen Hildebrand schreiben, daß er morgen nicht zu kommen braucht! Er möge sich und mir eine peinliche Szene ersparen, denn ich würde ihn abweisen müssen! Ich gestehe dir nicht das Recht zu, über meinen Kopf hinweg, ohne mich zu fragen, meine Hand zu verschenken! Ich war dir immer eine gehorsame Tochter, aber hier handelt es sich um die Gestaltung meiner ganzen Zukunft, da kann ich dir nicht gehorchen, Vater, Herrn Hildebrand werde ich nicht heiraten! Ganz bestimmt nicht!"
Der Generaldirektor schien völlig erstaunt. Er war gewohnt, daß man nicht nach seinen Gründen fragte; denn alle im Geschäft und im Hause erkannten seine Befehle bedingungslos an. Und nun stand vor ihm dieses junge, unerfahrene Kind und wagte es, seinen bestimmt ausgesprochenen Wünschen ein ebenso bestimmtes „Nein" entgegenzusetzen. Aber er erkannte plötzlich, daß Ln etwas von seiner eigenen Energie geerbt hatte, daß es einen harten Kampf kosten würde, sie zum Gehorsam zu zwingen. Doch gleichviel, sie mußte gehorchen, es gab keinen anderen Ausweg!
„Weshalb lehnst du den Antrag Hildebrands so entschieden ab? Er ist doch ein tadelloser Kavalier?" fragte Wiebrecht ruhig.
„Ich fürchte, es ist ihm nur um mein Geld zu tun!" bemerkte Lu verächtlich. „Er weiß ganz sicher längst schon, daß ich ihm abgeneigt bin. denn das fühlt man doch sogleich und ich gab es ihm deutlich zu verstehen, dennoch wagt er es meine Hand zu erbitten, das macht kein Ehrenmann! Ich weigere mich ganz entschieden, seinen Antrag anzunehmen! Sage ihm das, bitte!"
Sie wandte sich ab, als ob für sie diese Sache erledigt wäre, und machte Miene, das Zimmer zu verlassen. Doch der Generaldirektor hielt sie am Arm fest. Noch bewahrte er seine Ruhe. Aber die Zornesader auf seiner Stirn schwoll
meldet, daß der Golm Raisulis, der im vergangenen oaor ais Gefangener Abd el Krlms starb, an der Spitze regulärer Riftruppen im Gebiet der Djeballas erschienen sei, um einen Angriff gegen die Spanier vorzubereiten. Die Rifleuke beschießen neuerdings wieder Tekuan-
Aufstand im Sudan
London, 23. Febr. Gegenüber den früheren Berichten stellt es sick -heraus, daß der Aufstand der Nubastämme Im Sudan bedeutend erheblicher ist, als bisher zugegeben wurde. Diese Stämme haben mehr als 1000 Mann ins Feld gestellt, die gut bewaffnet sind und in den Schlupfwinkeln der dortigen Berge gute Unterkunft finden. Bis jetzt haben die Engländer mehr als 2000 Fliegerbomben auf die Aufständischen abgeworfen. Diese Hallen bisher 25 Tote und haben 300 Gefangene eingebüßt. Es hat jedoch den Anschein, daß sich nur alte Männer, Frauen und Kinder den Engländsrn ergeben haben.
Württemberg
Stuttgart, 23. Febr. Ausder württ. Zentrumspartei. Am Sonntag tagte hier der Landesausschuß der württ. Zenlrumspartei. Der Vorsitzende der Partei, Justizminister Beyerle, gab einen kurzen Bericht über die Tätigkeit des Landesoorstands. Eine ausgiebige Erörterung fand die Einstellung der Partei zu dem von den Kommunisten und Sozialdemokraten eingeleiteten Volksbegehren in Sachen der Fürstenabfindung. Es herrschte Uebereinstimmung darüber, daß die Partei das mehr parteiagitatorischen als sachlichen Gesichtspunkten entsprungene Aorgehen der Kommunistischen und Sozialdemokratischen Parte, nicht unterstützen könne. Einhellig kan, zum Ausdruck, daß die zum Teil maßlos übertriebenen Ansprüche ehemaliger Fürstenhäuser niemals eine Erfüllung finden könne, daß aber auch der Weg über eine Volksabstimmung hier nicht zum Ziele führe. Der Landesansschuß sieht in der Schaffung eines Sondergerichtshofes, dem bestimmte Richtlinien für seine Entscheidungen gegeben werden, die bessere Möglichkeit, die verwickelte Materie einer den, Rechtsempfinden des Volkes gereckst werdenden Lösung entgegenzuführen.
Volksbegehren wegen Enteignung der Aürstenvermöreu. Der „Staatsanzeiger" veröffentlicht eine Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, betreffend das Volksbegehren „Enteignung der Fürstenoermögen". Die Gemeindebehörden haben alle Vorbereitungen für die Durchführung des Eintragungsverfahrens ungesäumt in die Wege zu leiten. Die Beschaffung der Vordrucke für die Eintragungslisten, Anhänge- oder Einlegebogen ist Sache der Antragsteller. Die Vordrucke sind von den Antragstellern oder ihren Beauftragten rechtzeitig den Ccmeindebehörden zu übergeben. Die Eintragungsfrist hat der Reichsminister des Innern auf die Zeit vom Donner: tag, den 4. März bis einschließlich Mittwoch, den 17. Mörz 1926 festgesetzt. Unverzüglich nach Eingang der Vordrucke hat die Gemeindebehörde in ortsüblicher Weise bekanntzugeben, an welchem Ort, an welchen Tagen und zu welchen Tagesstunden die Unterschriften in die Listen eingetragen werden können. Eintragungsberechtigt ist, wer am Tag der Eintragung znm Reichstag wählen kann. Die Feststellung und Uebermittlung des Eintragungsergebnisses ist so zu beschleunigen, daß die Sendungen spätestens am dritten Tag nach Ablauf der Eintragungsfrist, also spätestens am 20. Mürz d. I. beim Abstimmungsleiter eintreffen. Zum Abstimmungsleiter des 31. Wahlkreises (Stinimkreises) Württemberg, Regierungsbezirk Sigmaringen wurde Ministerialrat Dr. Kiefer, zu seinem Stellvertreter Amtmann Dr. Fuchs, beide im Ministerium des Innern, ernannt.
Steuerabzug vom Arbeitslohn: Kurzarbeiter. Es besteht Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß im Fall der Kurzarbeit die im Gesetz sür den betr. Lohnzahlungsrettraum vorgesehenen steuerfreien Beträge auch dann als steuerfrei außer Ansatz zu lassen sind, wenn der Arbeitnehmer für einen Teil des Lohnzahlungszeitraums ohne sein Verschulden keinen Lohn bezogen hat. Cs sind deshalb z. B. bei einem Arbeitnehmer, der im Wochenlohn steht, aber in einem Betrieb tätig ist, in dem wegen Betriebseinschränkung nur drei Tage in der Woche gearbeitet wird, die Wocheu- beträge des steuerfreien Lohnbetrags und der Familien- ermäßignngen gutzubringen und nicht etwa nur drei Tages- ermähigungen zu berücksichtigen. Ebenso sind bei einem Arbeitnehmer, der im Wochenlohn sicht und der zwar täglich, aber wegen Bekriebseinschränkung nur vier Stunden am Tag arbeitet, die vollen Wochenbeträge, nicht etwa nur die
bedenklich an, ein Zeichen, daß Sturm im Anzug war. Mi? festem Griff umspannte er den Arm seiner Tochter und^tieß rasch hervor:
„So glaubst du, daß ich um deiner kindischen Laune willen mein Wort zurücknehmen werde? Du täuschest dich, mein Töchtercheu! Was ich für recht und gut befinde, bleibt bestehen! Ich denke du kennst mich gut genug, um das zu wissen! Und morgen will ich dich mit heiterem Gesicht sehend wie es sich ziemt für eine Braut! Laß niemand ahnen, daß du nicht freiwillig dein Jawort giebst, das andere findet sich! Ich wünsche, nötigenfalls befehle ich dir, daß du Herrn Werner Hildebrand heiratest!"
„Nein, nein!" schrie Lu oerzweiflungsvsll auf. „Ich kann es nicht! — Vater, zwinge mich nicht! Du wirst dein einziges Kind nicht unglücklich machen wollen!"
„Du wirst nicht unglücklich werden, Lu!" sagte der Vater mit völlig beherrschter Stimme. „Du wirst alles haben, was du dir wünschest! Deine Einrichtung darfst du ganz nach eigenem Ermessen auswählen, wie es dir gefällt. Es soll mir nichts zu viel sein! Ich baue euch ein schönes Haus in unserem Park, und du sollst sehen, es läßt sich ganz angenehm leben,wenn man den guten Willen dazu hat. An gar- nichts soll es dir fehlen, mein Kind!"
Das kam so milde heraus, wie Lu noch nie hatte den Vater sprechen hören, und auf einmal flössen ihr die Tränen. Sie weinte so fassungslos, daß der Vater schließlich ganz den Jammer dieses jungen Herzens begriff. Er ahnte, warum sich seine Tochter so heftig gegen diese Verbindung sträubte!
Ihre unaufhaltsam fließenden Tränen hatten ihn sehend gemacht! Sie hatten mehr bewiesen, als vorhin ihre stolze, trotzige Haltung, die wie weggewischt war. Mit Bestimmtheit drängte sich ihm der Gedanke auf, daß seine Tochter ihr Herz bereits verschenkt habe. Etwas wie Mitleid wollte ihn überkommen, doch rasch schüttelte er diese Regung von sich ab. Er durfte nicht weich werden, wenn er erreichen wallte, was er erreichen mußte um jeden Preisl
(Fortsetzung folgt.)