Chinesen mit falschen Pässen in Marseille.
Paris. 28. Dez. Wie Havas aus Marseille berichtet, sind dort gestern mit dem Dampfer „Angers" 135 chinesische Kaufleute eingetroffen, deren Pässe für Holland und Belgien ausgestellt waren. Die Bestimmung Holland und Belgien war jedoch wegradiert und dafür Frankreich gesetzt.
Württemberg
Stuttgart. 28. Dez. Todesfall. Am 26. Dezember starb hier Generalleutnant a. D. Viktor von Sprosser im Alter von 73 Jahren. Sprösser befehligte im Krieg die 82. Landwehr-Jnfanterie-Brigade, die sich besonders am Hartmannsweilerkopf auszeichnete.
Im Alter von 72 Jahren ist nach längerem Leiden Kommerzienrat Wilhelm Koerper, früher langjähriger Direktor der Württ. Notenbank, gestorben.
Die Wahlen zur Württ. Landwirtschafkskammer finden am Sonntag, den 14. Februar statt. Gewählt werden 48 Mitglieder durch die Landwirte einschließlich der forstwirtschaftlichen und Gärtnereiarbeiter in allen vier Wahlbezirken.
Ausstellung. Im August n. I. findet anläßlich der Tagung des Reichsverbandes deutscher Schuhmachermeister in den neuen Ausstellungshallen aus dem Gewerbehalleplatz in Stuttgart eine Fachausstellung statt Die Ausstellung hat die Ausstellungs- und Tagungsstelle Stuttgart auf ihre Rechnung und Gefahr übernommen.
Schlossermeisterverband und Preissenkung. Ein Obermeistertag des Württ. Schlossermeisterverbands nahm eine Entschließung an, wonach er sich zur Durchführung der Preissenkungsmaßnahmen der Reichsregierung bereit erklärt. Voraussetzung sei jedoch, daß vor allem die notwendigen Rohstoffe ebenfalls ermäßigt und nicht, wie in allerjüngster Zeit, weiter erhöht werden; daß ferner weitere Lohnforderungen zurückgestellt werden. Der Obermeistertag beschloß, an der im November 1924 aufgestellten Preisliste, obgleich in der Zwischenzeit wesentliche Lohnsteigerungen erfolgt sind, festzuhalten und die Taglohnsätze ab 1. Dezember zu ermäßigen.
ep. Frauen gegen Wohltäligkeiksbälle und Faschings- kreiden. Der Bund Evang. Frauen Württembergs hat sich an die Staatsregierung und an das Ministerium des Innern mit einer Eingabe gewandt, worin er es in Uebereinstimmung mit dem Aufruf der Staatsregierung als abwegig u. verletzend bezeichnet, die Pflicht des Gebens u. Helsens mit Tanzvergnügungen u. Lustbarkeiten zu verquicken. Er bittet die Staatsregierung, derartigen Veranstaltungen die Genehmigung zu versagen und im kommenden Jahr alles öffentliche Faschingstreiben zu verbieten, da es mit der bitteren Not so vieler Volksgenossen unvereinbar sei.
Hochwasser des Neckars. Der Neckar führt bedeutendes Hochwasser. Die beiden Holzbrücken bei Eßlingen wurden gesperrt.
Aus dem Lande
Ludwigsburg. 28. Dez. Ueberfahren. Als am Weihnachtsabend Eisenbahningenieur Hans Rüdt von Kornwestheim hierher fuhr und während der Fahrt von einem Wagen in einen andern, ging, frei er ab nnd conrde von den Rädern gräßlich verstümmelt.
Die kürzlich auf der gleichen Strecke überfahrene Frau ist als die 22 Jahre alte oerh. Kellnerin Marie Sattler, geb. Hager, von Cannstatt gebürtig, ermittelt worden.
Markgröningen. 28. Dez. Hohes Alter Der älteste Mann der Gemeinde, Johannes Walz, kann am 28. Dez. in körperlicher und geistiger Frische den 96. Geburtstag feiern. Er war über 9 Jahre beim Militär und tat dann bei der Post, zuletzt als Oberbriefträger in Heilbronn, 36 Jahre lang treue Dienste.
Vönnigheim OA. Besigheim, 28. Dez. Einbruchdiebstähle. Nachts wurden hier in oer'ch'ebenen Wirtschaften Einbrüche verübt. Die Beute bestand neben Bargeld besonders in Lebensmitteln.
Heilbronn, 28. Dez. In gefährlicher Lage. Bei Frankenbach ging am voll besetzten Anhängewagen der Kraftfohrpost ein Rad verloren, ohne daß der Führer des Motorwagens es bemerkte. Auch die Hilferufe der geäng- stigten Insassen des verunglückten Wagens blieben unge-
Sein erster Erfolg
'' Kriminal-Roman von Walter Kabel
12) (Nachdruck verboten.)
Der Bursche schüttelte den Kopf und sagte ängstlich: ^Nichts, Herr Staatsanwalt, ich sah nur den blonden Bart des Herrn Barons, der es etwas eilig zu haben schien, weiter beobachtete ich nichts. Jedenfalls hielt ich den Herrn für denselben Besucher, der schon um zehn Uhr dagewesen ist."
Als der Laufbursche entlassen worden war, saß der Staatsanwalt, den Kopf in die Hand gestützt, nachdenklich am Tische.
„Ein ganz verzweifelter Fall," murmelte er. „Wir kommen nicht einen Schritt vorwärts. Ich glaube bestimmt, daß der Baron nicht zum zweitenmal da war, — aber wer war es dann? — Wer? Eine solche Aehnlichkeit zwischen
Menschen gibt es doch nicht!-"
' Der Staatsanwalt lehnte sich in den Sessel zurück und studier,? seine Aufzeichnungen, der junge Referendar beschaute seine Finger und langweilte sich scheinbar, Richter ging mit finsterem Gesicht auf und ab und Werres stand an der Türe, hatte die Arme wieder verschränkt und schaute vor sich hin, wobei sich bisweilen blitzschnell etwas wie ein Lächeln um seine Lippen stahl, bald wieder lag finsterer Ernst auf seinen Zügen. Plötzlich blieb der Kommissar vor Werres stehen. „Hören Sie, Doktm, tun Sie mir den einzigen Gefallen und reden Sie endlich! Man sieht Ihnen ja an, daß Sie bis oben mit Vermutungen vollgepfropft sind, — lassen Sie uns doch auch von Ihrer Gedankenarbeit etwas zukommen!"
Werres blickte nicht aus und sagte ziemlich abweisend: „Bei unserem Berufe ist es das beste, Herr Kommissar, wenn jever seinen eigenen Weg geht. Es wäre doch für diese Untersuchung wahrscheinlich kein Glück —", das klang wieder so ironisch — „wenn ich mich nun auch so ausschließlich für den Baron interessieren würde wie Sie. Im Grunde tue ichs >a — aber es muß hier einen falschen Baron von
hört. So würde der Anhängewagen mit einer Achse über 2 Kilometer weit geschleift. Glücklicherweise lief die Sache ohne weiteren Unfall ab.
Weinsberg, 28. Dez. Ueberfahren. In Bitzfeld kam das 7jährige Töchterchen der Familie Fischer unter einen rückwärts fahrenden Lastkraftwagen und wurde erdrückt.
Mergentheim, 28. Dez. Zerstörte Dorflinde. In Löffelstelzen wurde die mächtige Dorflinde, die nach dem Dreißigjährigen Krieg 1648 als Friedenslinde gepflanzt worden sein soll, vom Sturm umgelegt. — Die uralte Dorfeiche war vor einiger Zeit durch Bubenhand, die Feuer in den hohlen Stamm legte, zerstört worden-
Böhmenkirch OA. Geislingen, 28. Dez. Ueberfall. Auf dem Weg nach Weißenstein überfiel ein 22jähriger Bursche eine Frau. Auf ihre Hilferufe eilten zwei Männer herbei, vor denen der Unhold die Flucht ergriff.
Heidenheim, 28. Dez. Verbrüht. Vor Weihnachten zog das 11-jährige Töchterchen einer hiesigen Familie in einem unbewachten Augenblick einen Topf mit heißem Wasser vom Gasherd und wurde derart verbrüht, daß es an den Brandwunden starb.
Oeschelbronn OA. Herrenberg, 28. Dez. Ueberfall. — Geschleift. Der Reichswehrsoldat Kuhn von Unterjettingen wurde abends auf der Straße Nebringen-Oeschelbronn von einigen Burschen im Alter von 18 bis 19 Jahren überfallen, zu Boden geschlagen und durch Messerstiche schwer verletzt. Als Täter wurden einige Burschen von hier in Haft genommen. — Als die Händlerin Katharine Egeler von liier auf den Bahnhof Nebringen fahren wollte, ging das Pferd durch. Die Frau kam unter den Wagen, wurde eine Streck« weit geschleift und erlitt anscheinend bedeutende innere Verletzungen.
Alm, 28. Dez. Weihnachtsfreuöe. Am Nachmittag des 23. Dezember wurde im Stadtlheater auf Veranlassung von Oberbürgermeister Dr. Schwammberger 500 Hortkindern eine Freivorstellung gewährt.
Wasseralfingen, 28. Dez. Betriebsstillegung. Die Firma Voley und Leinen hat ihren hiesigen Filial- betrieb, die frühere Eisengießerei Streicher, bis 11. Januar 1926 stillgelegt.
Wimpfen im Tal, 28. Dez. Erstickt. Am zweiten Feiertag morgens bra.h im Erdgeschoß eines Hauses Feuer aus, wobei ein junger Buchdrucker, der in Heilbronn in Arbeit stand, den Erstickungstod erlitt. Das Feuer wurde durch herbeigeeilte Leute gelöscht.
Pforzheim, 28. Dez. Am 25. Dezemb^ hat ein 23 Jahre altes Dienstmädchen versucht, im Hohbergwald hier durch Erschießen ihrem Leben ein Ende zu machen. Die Verletzte wurde mit dem Sanitätsauto nach dem Krankenhaus hier gebracht. Der Grund der Tat soll in Schwermut liegen-
Schramberg. 28. Dez. Stiftung. Aus Anlaß des 50jährigen Bestehens der Hamburg-Amerikanischen Uhrenfabrik wurden den Kassen der Angestellten und Arbeiter von der Firma je 25 000 -N, zusammen 50 000 -N überwiesen.
Im badischen Kirnbach fiel während des Sturmes vor dem Schulhaus ein Mast der Hochspannungsleitung auf einen Apfelbaum, der in Brand geriet. Hw.ptiehrer Euch, der den Brand löschen wollte, kam der Hochspannung zu nahe und erhielt einen elektrischen Schlag, der ihn zu Boden warf und ihm einen Arm ans dem ^chnNergeienk renkte.
Schramberg, 28. Dez. Lebensretter. Beim Brand des Gifthofs in Sulzbach hatte der Steindreher Max Maier von Lauterbach mehrere Mitbewohner aus den Flammen gerettet und dabei selbst schwere Brandwunden erlitten. Der Staatspräsident hat nun Maier die goldene Rettungsmedaille verliehen.
Spaichingen. 28. Dez. Roher Geselle. Bei ei»em Streit unter Holzhauern schlug der 20jährige arbeitsscheue Johann Mattes dem 54jährigen rechtschaffenen Gebhard Mattes, Vater von 7 Kindern, mit einem Prügel den Schädel ein.
Tuttlingen, 28. Dez. Zur Donauversinkungsfrage. Vor einigen Jahren wurde im badischen Möhringen ein Elektrizitätswerk erbaut und im Krähenbachtal ein Stauweiher angelegt, der 225 000 Kubikmeter Wasser faßt. Von ihm zweigt am Westhang des Mühlenbergs bin ein Kana! ab, der das Gefälle ausnützt. Bald nach Eröffnung des Betriebs wurde die Beobachtung gemacht, daß ein beträchtlicher Teil der für das Ws.k bestimmten Wassermengen unterwegs
Berg geben und dem spüre ich nach."-
Hübner hatte sich erhoben. „Unsere Arbeit wäre hier dann zu Ende, meine Herren. Nachmittags wird wohl der Untersuchungsrichter nochmals eine Lokalbesichtigung vornehmen. Jedenfalls werde ich diese Zimmer abschließen, und den Schlüssel nehmen Sie wohl an sich, Herr Kommissar."
Werres öffnete die Türe zu dem Privatkontor und betrat das Zimmer, um seinen Hut und Ueberzieher zu holen, den er vorher über einen Stuhl am Fenster gelegt hatte. Er blieb vor der Leiche stehen und schaute sich dann wie suchend im Zimmer um. Aber ihm schien weiter nichts auszufallen, er nahm seine Sachen und zoz die Türe wieder leise ins Schloß.
Hübner räusperte sich. „Herr Doktor Werres, würden Sie mich draußen erwarten — ich habe mit Ihnen noch etwas zu besprechen."
Der Kommissar schaute überrrascht auf. Was wollte denn der Staatsanwalt von Werres? — Ihm war dieses Ueber- gehen seiner Person unangenehm, außerdem argwöhnte er. daß Hübner versuchen würde, aus dem Doktor irgend etwas herauszuholen. Darin hatte sich Richter auch nicht getäuscht. So unangenehm dem Staatsanwalt der junge Mann auch war, — bei ruhiger Ileberlegung hatte er sich doch sagen müssen, daß jener wohl der einzige sei, der sich in diesem Falle von Anfang nicht getäuscht und der sich in diesem geheimnisvollen Dunkel einigermaßen zurechtfand.
Werres hatte sehr förmlich und kühl geantwortet:
„Ich werde Sie draußen erwarten, Herr Staatsanwalt, da ich den Kassierer Meisel noch einiges fragen möchte."
Damit hatte er das Zimmer verlassen, durchschritt den Borraum und ging den Korridor entlang, bis er die zur Kaffe führende Türe, die durch den Porzellanschild gekennzeichnet war, erreichte. Er trat ohne anzuklopfen ein und sah sich in dem großen Raum um. Der eigentliche Kassenraum war durch ein bis zur Decke reichendes ziemlich engmaschiges Drahtgitter von dem für das Publikum bestimmten Teile des Zimmers getrennt. Drei den Postschaltern
versinkt. Diese Menge wird auf 150 bis WO Sekundenlste'- geschätzt. Infolge dieses Verlustes mußte in das Werk später ein Dieselmotor eingebaut werden. Jetzt soll geprüst werden wohin die Wassermenge, die versickert, qelangt. Das erscheint umso wichtiger, als die Denkschrift in Sachen der Donauversinkungsfrage, die an das Reichsgericht in Leipzig gerichtet worden ist, diesen Teil der Versickerung noch außer Betracht läßt.
Vlaubeuren. 28. Dez. Brand. Am Weihnachtsmorgen brannte ein Schuppen in der Liebschen Fabrik ab. Das Feuer konnte auf seinen Herd beschränkt worden. Die Entstehungsursache ist unbekannt.
Ochsenhausen OA. Viberach, 23. Dez. Lebensmüde. In der Nacht zum Stefanstag wollte sich 'in Roßknecht im Haus seines Dienstherrn erhängen. Er konnte an seinem Vorhaben gehindert werden.
Altshausen OA. Saulgau, 28. Dez. Ehrenbü rger. Die Gemeinde Altshausen hat den Schloßherrn Herzog Albrecht anläßlich seines 60. Geburtstages zum Ehrenbürger ernannt.
Wolsegg OA Waldsee, 28. Dez. Ein kaltes Bad. Vorige Woche vergnügte sich eine Schar Schulkinder auf dem vor dem Schulhaus befindlichen Feuerweiher, der vor kurzer Zeit erst abgeeist worden war. Plötzlich brach die Eisdecke durch und 23 Mädchen zappelten im Wasser. Alsbald eilten die Nachbarn mit Stangen herbei und leisteten Hilfe. In kurzer Zeit waren die völlig durchnäßten Kinder aus ihrer gefährlichen Lage geborgen und im warmen Heizraum des Schulhauses untergebracht, sodaß sie keinen weiteren Schaden nahmen.
Weingarten, 28. Dez. Stiftung. Aufs Weihnachtsfest stifteten die Bauerseheleute I. Horrer zum Andenken an ihren im Krieg gefallenen einzigen Sohn und an zwei früh verstorbene Töchter ein Oelgemälde Christus in Gethsemane in die evangelische Stadtkirche, das einen schönen Schmuck des Gotteshauses bildet. Es ist von Studienrat Rich. Aich, einem jungen Oberländer Künstler, der ln Stuttgart und München gründliche Studien gemacht hat, mit feinem Verständnis entworfen und ausgeführt.
Tekknang, 28. Dez. 40Brandkälle Im Oberawt Tettnang waren seit Anfang dieses Jahrs nicht weniger als 40 Brände zu verzeichnen.
Haslach OA. Tettnang, 28. D-z. Brand. Am Sonntag abend wurde das Oekonomiegebäude des der Witwe Hofer gehörenden Gasthauses „Zum Löwen" ein Raub der Flammen. Neben dem Brandschaden sind starke Beschädigungen des Inventars zu verzeichnen.
Hemigkosen-Nonnenbach OA. Tettnang. 28. Dezember. Sturmschaden. Ein ungewöhnlich heftiger Sturm hat an der Zuleitung des elektrischen Stroms erheblichen Schaden angerichtet, so daß der Ort ohne elektrische Kraft und ohne Licht war. In der Nähe des Dorfs sind an der von hier nach Gattnau abzweigenden Hochspannungsleitung 5 nebeneinander stehende Masten vollständig abgeknickt worden.
Vom Allgäu, 28. Dez. Aufwertung. Ein erfreuliches Weihnachtsgeschenk konnte die Allgäuer Volksbank ihren Stammeinlegern in diesen Tagen bereiten: die Aufwertung der früheren Stammeinlagen. 30 000 -N können zu diesem Zweck verwendet werden.
.. Friedrichshofen, 28. Dez. Betrüger. ?n einem hiesigen Gasthof wurde eine Stossyänd'lerin wegen Betrugs festgenommen. — In einem andern Gasthaus verschwand eine Gesellschaft, nachdem sie eine Zeche van 100 Mark gemacht hatte. — Der Eisenbahnassistent Franz S. ist nach Unterschlagung von 2500 Mark Ämtsgeldern geflüchtet. — Ein Arbeiter, Karl K. von Leustetten, BA. Ueberlingen, wurde wegen verschiedener Ueberfälle auf Frauenspersonen und anderer Straftaten festgenommen.
Liggersdorf OA. Sigmaringen, 28. Dez. Brand. Das Wohnhaus des Landwirts und Milchfuhrmanns Lorenz K.ller in Hsrdwangen ist vollständig niedergebrannt.
Baden
Karlsruhe, 28. Dez. Auf eine Eingabe der Handwerkskammer Karlsruhe hat der bad. Minister der Finanzen sich damit einverstanden erklärt, daß die in Bezug auf die Frist zur Abgabe der Vermögenssteuererklärungen für 1925 gewährten Erleichterungen bei der Abgabe der Gewerbesteuer- erklärungen für das Rechnungsjahr 1925 entsprechend An
ähnliche Schiebefenster vermittelten den Verkehr. Seitlich befand sich in dem Gitter eine Türe, die jetzt geöffvr» wurde. Der erste Kassierer Meisel kam auf Werres zu und fragte in seiner nervös hastigen Art: „Wünscht der Herr Staatsanwalt noch irgend etwas?" .
Der kleine Herr schien höchst aufgeregt. '
„Nein, — nur ich hätte noch eine Bitte, Herr Meisel. Würde Sie mir Ihre und Ihres Kollegen Adresse, und auch die des Prokuristen geben — es ist ja möglich, daß wir einen oder ^en andern der Herren irgendwie benötigen."
„Aber bitte —" sagte Meisel eilfertig und nötigte Werres in den eigentlichen Kassenraum.
„Ich werde die gewünschten Adressen sofort aufschreiben — wollen Sie bitte so lange warten." , 1
Werres trat scheinbar gleichgültig ein. . ,
„Verzeihung, Herr Willert, der Geldschrank ist ein ganz neues System, wie mir scheint?" wandte er sich an den zweiten Kassierer.
„Allerdings!" Willert war aufgestanden. „Sogar ganz interessant, wir haben den Schrank noch gar nicht lange."
Und er erklärte eingehend die Neuerungen und Verbesserungen. Werres hörte zu, — aber wieder hingen seine Augen wie vorhin an der Kravattennadel des neben ihm Stehenden, als könne er den Blick nicht davon losreißen. Und das ironische, unerklärliche Lächeln spielte wieder um seine Lippen. Er hatte sich nicht getäuscht — zwischen den Sternchen des ziemlich großen Schmuckgegenstandes hingen noch, immer ein paar blonde Härchen, die ihm schon bei der Vernehmung aufgefallen waren, blonde, kurze Härchen, — die keiner bemerkt hatte außer ihm. Wie kamen die zwischen die Steine der Nadel? Unausgesetzt beschäftigte sich Werres der Gedanke. Nur durch einen merkwürdigen Zufall konnten sie sich da festgeklemmt haben, da Wittert doch keinen Vollbart trug, sondern nur einen kleinen Schnurrbart. — Der erste Kassierer trat hinzu und reichte Werres ein Blättchen Papier. Dieser steckte es in seinen Ueberzieher, bedankte sich und verließ mit kurzem Gruß die Kasse.
(Fortsetz- lat) f