hak nach dem Berscht des Generals Pnmö de Riveca noch nicht nachgelassen.

Verschiedene große und kleinere französische Kriegsschiffe sind zur Verstärkung vor Melilla (spanische Ostfront) ein­getroffen.

Das Direktorium in Madrid beschloß, sofort weitere 15 000 Mann zur Verstärkung nach Marokko zu senden. Die nach Melilla abgesandten Verstärkungen wurden schleu­nigst nach Tekuan (Westfront) zu Hilfe geschickt. Bei Tahrar wurden die Spanier heftig angegriffen.

Die Kabylen hielten am Samstag und Sonntag die Straße von Tanger nach Tekuan unter heftigem Geschütz­feuer. Der Vernehr ist unterbrochen. Der Stamm der Andjeras machte gleichzeitig einen Angriff geg»n die Straße Ceuta (a-n der Meerenge) nach -Tekuan. 5m ganzen West­gebiet gingen die Kabylen zum Angriff vor. Es scheint, daß Abd el Krim dem allgemeinen Angriff der Franzosen und Spanier zuvorkommen will.

Beim Mehir-Berg stießen die Kabylen die französischen Linien ein, sie sollen dann aber, nachdem Verstärkungen herangezogen waren, wieder zurückgeschlagen worden sein. Der Angriff war äußerst heftig. Abd el Krim bemüht sich, die Stämme, die sich den Franzosen unterworfen haben, wieder zum Kampf aufzumuntern.

Ein spanisch-französischer Vorstoß am Lukkosfluß mußte bel dem hartnäckigen Widerstand der Kabylen ausgegeben werden.

Die LondonerDaily Mail" berichtet, die Kriegs­kunst Abd el Krims habe sich den Gegnern gegenüber als überlegen gezeigt, indem er seinerseits zu dem allge­meinen Angriff überging, ehe die Gegner aufmarschiert waren. Die spanischen Verluste scien sehr schwer. Nach den Daily News" soll Beni Ka ich, 12 Kilometer von Tetuan, von den Kabylen eingenommen worden sein. Es scheine, daß es in diesem Jahr mit dem Angriff der Verbündeten nichts mehr werde. DieWesiminster Gazette" schreibt, mit den Franzosen und Spaniern brauche man kein Mitleid zu haben, da sie den Kabylen das Recht der Unabhängigkeit ver­weigern.

Dr. Wirth auf dem badischen Parteitag

Offenburg, 7. Sept. Am Sonntag begann in der Stadt­halle der Parteitag der badischen Zentrumspartei. Prälat Dr. Schofer eröffnet? den Parteirag. Als erster Redner und außerhalb der Tagesordnung gab Dr. W! r t h eine Er­klärung über sein Schreiben an die Zentrumsfraktion ab. Er habe niemals den Gedanken gehabt, eine neue Partei zu gründen. Den christlichen Geist im Zentrum müsse man neu wecken. Dies sei der Grund seines Schritts. Ihm gehe die politische Rettung der eigenen Parte! mehr als je nahe. Wenn er wieder gesund sei, wolle er handeln. (Großer Beifall.) Als weiterer Redner sprach Dr. M a rr über die A u ß e n p o l i - t i k. Der ganze Reichstag, abgesehen von den Völkischen und Kommunisten, stehe zur gegenwärtigen Außenpolitik. Durch die Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten habe die Verfassung einen neuen Halt bekommen. Putschgefahren seien nahezu ausgeschlossen. Das Zentrum werde sowohl mit den Rechtsparteien, wie auch mit den Linken Volitik treiben. Das Zentrum bleibe eben das Zentrum. Das Zentrum müsst einen Mann wie Dr. Wirth behalten. Er sei aber auch ein Mensch und von Fehlern nicht frei. Er müsse sein Ungestüm bändigen und wieder in die Fraktion zurückkebren. Dr. Wirth hätte seinen Schritt erst mit der Fraktion beivrecken sollen. Sein Schritt sei nuUos gewesen und er müsse sich wieder zurückfinden. Er wolle ihm die Hand dazu reichen. (Starker lang anhaltender Beifall.) Prälat Dr. Schofer erklärte, auf die badische Landtagswahlen habe der Schritt Dr. Wirths keinen Einfluß.

Offenburg, 7. Sept. Der badische Parteitag des Zen­trums, der am Samstag begann, faßte nach vielstündiger Beratung und ausgedehnter Aussprache eine Entschließung, in der es heißt, daß jeder vom Zentrum gewählte Abge­ordnete der entsprechenden Fraktion beitreten und ihr an­gehören müsse. Es sei deshalb dringend zu wünschen, daß Dr. Wirth tunlichst bald wieder in die Zentrumsfraktion des Reichstags zurückkehre.

Dr. Wirth hat am Sonntag abend seine Reise nach Amerika angetreten.

Die Lag« in China

London. 7. Sept. In Kanton wurden zwei englische Zei- tungsberichterstatter verhaftet und in einen Vambuskäfig gesperrt, später aber wieder freigelassen.

In Chardin (Mandschure!) soll eine Volkskundgebung gegen den Moskauer Sowjetgesandten in Peking, Karachan, veranstaltet worden lein.

Zur Preisgestaltung für Lebensmittel

Aus Berlin wird uns geschrieben: Der Preis für Inland- rogaen ist an der Berliner Börse seit dem 1. ds. Mts. von

186.50 .tt auf 163,50 -tl je Tonne und für Jnlandwsizen von

246.50 auf 213,50 -tl zurückgegangsn. Am drückendsten für die Verbraucherschichten sind zurzeit die Fleischpreise, ob­gleich die Erzeugerpreise tatsächlich bis vor kurzem kaum an die Friedenspreise von 1613 heranreichtsn. Sg standen die Preise am Berliner Markt, die schon einen Han­delsaufschlag in sich enthielten, im ersten Halb­jahr 1924 für lebende Schweine 13 v. H., für Kälber 5 v. H. über den Vorkriegspreisen-, dagegen erreichten die Preise für Ochsen im ersten Halbjahr 1625 nur 86 v. H., für Bullen nur 97 v. H., für Kühe und Jungrinder nur 89 v. H., für Schafe nur 93 v. H. der Preise von 1913.

Die Preisentwicklung ist folgende (für Berlin):

Viehmarktpreise für das Pfund:

Rinder

Kälber

Schafe

Schweine

29. April

6. Juni

12. August

Pfg.

Pfg.

Pfg-

2557

2866

2060

30-38

4592

5080

2658

2867

2557

5664

6878

7686

Fleischpreise:

Mittel April Mk.

Mitte August Mk.

Rindfleisch 0,75-1,25

Kalbfleisch 0.801,90

Hammelfleisch 0,801,10

Schweinefleisch 0,751,20

1 , 20 - 2,20

1.20 3,20

1.20 1,50 1,802,60

Diese Aufstellung zeigt, daß bei ziemlich gleichbleibenden Erzeugerpreisen die Steigerung des Kleinvsrkaufspreises 50 bis 100 v. H. beträgt. Die Spanne war also schon vor der Herausbringung der Zollvorlage zu hoch.

Die Notwendigkeit des Zollschutzes für Vieh und tierische Produkte wurde so ziemlich allgemein anerkannt. Nach dem Gesetz über Zollünderungen betragen die Sätze für aus­ländisches lebendes Vieh 18 Mark je Doppelzentner, für Frischfleisch 24 oder 21 -ck je Doppelzentner. Diese Sätze traten am 1. September in Kraft. Würden sie sich in der Preisbildung voll auswirken, so würde das von eingeführten Tieren stammende Fleisch mit 18 Pfenig je ^'und/das ein- geführte Frischfleisch mit IM bis 12 Pfennig je Pfund be­lastet. Dabei ist aber zu beackten, d-'ß d"-- deutsche Fleisch­bedarf fa st a u s s ch l i eßl i ch a u s de r si ge n e n Vieh. »rzeugung gedeckt werden kann, so daß der Zoll nur s e h r b e s ch r ä n k t sich auswirken wird. Seit dem 22. August sind die Lebend viehpreise am Berliner Sckle ' wiehmarkt um durchschnittlich 10 o. H. zuruck- a e z i n e n.

Württemberg

Stuttgart, 7 Sept. Ein Stadtteil ohne Licht. Am Samstag abend 6.15 Uhr versagte infolge einer Beschä­digung am Verteilungskabel der elektrische Strom, wodurch der westliche Stadtteil (Reisburg-, Seysssr-, Rotebühlstrah« usw.) längere Zeit ohne Licht war.

Vom Tage. Der Händler Heintz von Botnang, der schon jahrelang Pilze sammelte, ist am Sonntag nach dem ( ruß von Pilzen gestorben. Auch seine Frau ist ernstlich erkrankt, doch dürfte sie zu retten sein.

Aus dem Lande

Bietigheim, 7. Sept. Aus dem Parteileben. Ge­stern fand hier in Anwesenheit des früheren Staatspräsiden­ten Dr. v o n H i e b e r, des bad. Staatspräsidenten Hellpach und der Landtagsabgeordneten der Partei die Sommer- tagung der Demokratischen Partei statt. Der frühere Finanzminister Dr. Schall sprach über Landessteuern und Finanzfragen, wobei er scharfe Angriffe gegen die Finanzpolitik des Finanzministers Dr. Dehlinger rich­tete. Abg. Bruckmann wies darauf hin, daß zum ersten Mal seit der Revolution die Demokratische Partei sich in der Opposition befinde. Er wies auf wirtschaftliche und kulturelle Gefahren unter der gegenwärtigen Regierung und Regie­rungsmehrheit hin. Staatspräsident Hellpach sprach über das Wesentliche und Unwesentliche in der Demokratie. Heute seien alle germanischen Länder demokratisch, von den latei­nischen nur Frankreich. Es bestehen große Schwierigkeiten, das demokratische Prinzip mit dem System der katholischen Kirche in Einklang zu bringen.

TllarksLSnivaen. 7. Sevt. Schmähliche Tat. Am

Tag des Schäferlaufs wurden hier gleichzeitig vier vergif. tete Hunde festgestellt. Ein fremder silbergrauer Wolfshund den sein Besitzer vermissen wird, lag ebenfalls vergiftet in der Nähe der Stadt. Es wurde Speck mit Strychnin fest­gestellt, der in die Wohnungen der Hundebesitzer gelegt war.

Hellbronn, 7. Sept. Gasfernversorgung. Heil­bronn und Frankenbach haben einen Vertrag ,ur Gasfern­versorgung abgeschlossen. Der Vertrag ist bereits von beiden Parteien unterzeichnet. Weitere Gemeinden werden in Pälde folgen.

Weinsberg, 7. Sept. Guter Appetit. Dieser Tage verzehrte in etwa einer halben Stunde im Gasthaus zum Hirsch, ein Gast neun paar Landjäger, drei Brot, ein Töpf- chen Senf, zwei Forellen, fünf große Salzgurken, zwei Por- tionen gebr. Nudeln und acht Viertel Wein. Als er dieses gegessen, fragte er, ob noch vier Forellen zu haben wären.

Gmünd, 7. Sept. Jubelfeier. Am 5. September wird In einer bescheidenen Veranstaltung das 100jährige Bestehen des hiesigen kakh. Lehrerseminars gefeierk. Wenn die ge­wünschte Ilmwandlung des Seminars in eine Akademie in diesem 5ahr verwirklicht werden sollte, so wird eine größere Feier nachträglich abgehalten.

Gaildorf, 7. Sept. Das gerettete Pferd. Nach längeren Vorbereitungen gelang es, den wertvollen Hengst von ^-iedrich Offenhäusser, der infolge Einsenkung einer 67 Meter tiefen Stelle in den Abgrund gestürzt war, wohlbehalten zu bergen. Das Pferd hat keinerlei Schaden und nicht einmal eine Hautschürfung davongetragen.

hall, 7. Sept. Brand. In Elzhausen, Gde. Orlach, ist infolge der Explosion einer Erdöllampe die Scheuer des Schultheißen Johann Dierolf mit der ganzen Getreideernte und allen landwirtschaftlichen Maschinen niedergebrannt. 40 Stück Hühner fielen dem Feuer zum Opfer.

Diebach OA. Künzelsau, 7. Sept. Warnung vor A l t e r t n m s h ä i! d l e r n. Altertumshändler haben hier und in anderen Orten Kruzifixe, Gemälde usw. aufgekauft. Was diesen Händlern so wertvoll erscheint, sollte dem Volk noch wertvoller sein. Denn, von ihrem Kunstwert abgesehen, sind solche Gegenstände oft genug unter großen Opfern aus religiösen Motiven angeschasst worden und verkörpern ge­wissermaßen die Geschichte der Vorfahren. Die Altertums­händler zaklen nicht allzuviel für solche Gegenstände, pflegen aber mit großen Gewinnen zu arbeiten.

Heidenheim. 7. Sept. Landw. Winterschule. Die Amtsversammlung hat einstimmig d'e Errichtung einer Landwirtschaftlichen Winterschule hier beschlossen.

Reutlingen, 7. Sept. Im Fieber in den Tod. Eine 80 Jahre alte Frau, die an Lungenentzündung krank lag, entfernte sich im Fieberzustand aus dem Haus. Ihre Leiche wurde aus dem Echazkanal bei der Grabenmühle gelandet.

Auf der Hirschlandstation des Elektrizitätswerks rutschte der 20jährige Arbeiter Acker am Schaltbrett ab und kam mit der Hochspannung in Berührung, wodurch er tödliche Brand­wunden erlitt.

ep. Tübingen, 7. Sept. Ferienkurs des Evang. Volksbunds. Der Evang. Volksbund hielt unter der Leitung seines Vorsitzenden Staatsrat Dr. v. Mosthaf hier im Haus der Christlichen Studentenvereinigung vom 31. Aug. bis 4. Sept. seinen Ferienkurs ab, an dem über 70 Männer und Frauen aus den verschiedensten Ständen teilnahmen. Den Gegenstand des Kutses bildete das Wesen und die Aufgaben der evang. Kirche. Pfarrer Schlatter- Bethel-Bieleseld, Prälat Dr. Hosfmann-Stuttgart, Staüt- pfarrer Riethmüller-Eßlingen, Stadtpfarrer Lang-Calw, Kirchenrat Schaal-Stuttgart, Bundesdirektor Keppler-Stutt- gart und Jugendpfarrer Zimmermann-Heilbronn hielten die grundlegenden Vorträge, die zu fruchtbringenden Aus­sprachen führten. Ein Abend galt der vielseitigen Arbeit des Evang. Volksbunds.

Areudensiadt, 7. Sept. K r a f t p o st l i n i e. Die Reichs­bahndirektion Stuttgart hat gegen die Einrichtung einer Kraftpostlinie von Sulz nach Dornstetten oder Freudenstadt Einspruch erhoben, da die Linie einen der Reichsbahnstrecke SulzEutingenFreudenstadt schädlichen Wettbewerb bil­den würde. Die Oberpostdirektion betrachtet jedoch die Kraft­postlinie ais Zubringerlinie für die Eisenbahnstrecken EutingenFreudenstadt und HorbRottweil und ist bereit» wegen Zurückziehung des Einspruchs mit der Reichsbahn­direktion ins Benehmen zu treten.

Areudenftadt, 7. Sept. H ü t e t d i e K i n d e r. Das zwei­jährige Kind des Landwirts Christian Schnitzler aus Unter- iflingen kam in einem unbewachten Augenblick auf dem Feld der Mähmaschine zu nahe, so daß ihm der linke Fuß ange-

Die Refereirdarm.

Roman von Carl Busse.

68 (Nachdruck verboten.)

Es war furchtbar peinlich. Peter schwankte von Ver­legenheit zu Wut. Er trank rasch mehrere Gläser leer und war selig, daß Frau Fischer, geborene Meyer, ein geseg­netes Mundwerk hatte. Sie setzte ihm auseinander, was für gutbürgerliche Leute sie wären, ließ durchblicken, daß natürlich auch einigeandere" Elemente heute in der Ge­sellschaft wären, wobei sie nach dem freisinnigen Klemp­nermeister Böhm schielte, und gab zu verstehen, daß man ja auch etwas vor sich gebracht habe.

Kann mau sich selbst nicht daran erfreuen, so kön- nen's die Kinder einmal."

Der Blick flog zu Jule; auch Peter sah sie an.

In mochte alles gehört haben. Sie saß schweigend da, mit einein krampfhaft festgehalteueu Lächeln. Von einem Feldblumenstrauß, der vor ihr lag, brach sie die Stiele, kurz, mit einem schweren Zittern der Hand, als leide sie Schmerzen. Und das krampfhafte Lächeln flog über trost­lose Augen.

- Er fühlte, daß sie litt. Es rührte ihn. Er stieß mit der Mutter, er stieß mit andern, er stieß auch mit ihr an. "Warum sind Sie so still?" sagte er.Es ist doch so hübsch nutz gemütlich hier."

Sie nahm das Glas auf, aber wenn er erwartet hatte, daß ein dankbarer Mick ihn belohnen würde, hatte er sich getäuscht. Im Gegenteil: als hätte er sie verhöhnt, glomm ein kurzes, starkes Leuchten wie Zorn und Haß tu ihren Augen auf. Es war gleich verschwunden. Aber sie netzte kaum die Lippen mit dem schalen Bier, das vor ihr allzulange schon im Glase stand, k Um so lustiger war die übrige Gesellschaft. Die Män­ner hatten ip den vier Stunden schon kräftig gezechtderbe

Witze wurden gemacht und kichernd beantwortet. Zwei junge Mädchen in Weiß, nudlig und gut gestopft wie die Leberwürste ihres Vaters, des Fleischermeisters Frentz, hielten sich ständig das Taschentuch vor den Mund und schienen vor Lachen ersticken zu wollen.

Haben Sie '»en guten Platz, Herr Referendar?" rief Zählte senior und schwenkte sein Bierglas.Ja? 0 kslix vir, das glaub' ich puella nmnncln est puelln pul- ctirn 68t!" Und er zwinkerte mit den Augen und sah sich triumphierend um.

Welche Amanda meinen Sie oller Lateiner denn?" fragte Frau Müffelmann. Alle wollten wissen, was die fremden Worte bedeuteten. Aber Zühlke senior kniff das linke Auge zu.Wir vom humanistischen Gymnasium verstehen uns", krächzte er,Bildung versteht sich überall. Ich Hab' gesagt, daß die Gegend großartig ist."

Da bog sich Jule Fischer zu Peter Körner:Was war dos?" fragte sie.Was hat er gesagt?"

Daß Sie schön sind", gab er leise zurück.

Sie zuckte bei demSie" zusammen. Sie lächelte der- ächtlich und traurig.

Fast wider seinen Willen sprach er da, während er das Glas zum Munde hob:Du!"

Es war ein Hauch, den seine Lippen geformt hatten, den niemand gehört haben konnte.

Aber wie durch ein Wunder hatte sie es verstanden. Als ob die anderen nicht existierten, sah sie ihn an, un­gläubig, unsicher, ob es denn wirklich wahr sei, daß er dies kleine Wörtchen ihr gesagt hatte.

Doch sie glaubte es plötzlich. Ein Zittern lief durch ihren Körper: ein neuer Glanz kam in ihre Augen: demü­tige Dankbarkeit und neues Hoffen. Als ob sie erwache, ward sie lustiger. Sie goß ihr Bier fort und lief flink zu dem Fäßchen, das mit Eis bevackt drüben auf dem Holz­

gestell lagerte, um sich das Glas neu zu füllen. Aber Peter war fixer nls sie.

Darf ich nicht den Kellner machen?"

Und er drehte den Hahn ans, während sie das Seidel hielt. Doch hatte er in der Hast zu rasch und zu weit ge­schraubt: im Nu stieg der Schaum über den Rand des Glases, lief über ihre Hand, floß klatschend auf die Erde.

Vergeuden Sie doch den schönen Stoff nicht, Herr Referendar", jammerte der Kegelkönig.0 juventas, iuventn8! Wie die Jugend wild ist!"

Verzeih'", hatte Peter geflüstert und den Hahn abge­stellt. Laut sagte er:Nun sind Sie durch nieine Schuld naß geworden." Er nahm sein Taschentuch vor, und wäh­rend sie das gefüllte Seidel mit der anderen Hand hielt, trocknete er die Finger. Sie wurde rot, hielt aber ganz still.

Da scholl plötzlich von der Straße ein Trompetensignal. Seid gegrüßt... alle miteinander ... alle miteinander seid gegrüßt I"

Onkel Hermann!" rief's von den Tischen aus einem Dutzend Kehlen. Es war ein allgemeiner freudiger Jubel, alles sprang auf.

Selbst In lächelte.

Aber in dem allgemeinen Trubel, in dem niemand ans sie achtete, fragte sie leise:Warum bist du gekom- men?"

Ich bin doch nun mal hier", gab er zurück. Und mit einem Male verfinsterte sich sein Gesicht.Teufel, das ist ja . . ."

Er fuhr sich über die Stirn.Pardon, ich Hab' nicht gewußt, daß Herr Stadtsekretär Zühlke auch hier sein wird."

Jule Fischer war nicht weniger erstaunt als er.Ich auch nicht", erwiderte sie.

< Fortsetzung folgt.) .