(Enztalbote)
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Nummer 209 Fernruf 179
Freilich, so weit sind wir noch nicht. Aber in der M o s s u l f r a g e, mit der der Völkerbundsrat am Freitag unter der Direktion Brionds seine Vorstellungen eröffnet hat, handelt es sich um das O e l. Und wenn die Türken und die Engländer sich noch nicht die Köpfe deswegen blutig geschlagen haben, so waren doch die Auseinandersetzungen zwischen dem englischen Kolonialminister Amery und dem türkischen Außenminister Tewfik Rüchti Bey immerhin nichts weniger als liebenswürdig und entgegenkommend.
England tut zwar so, als ob' es ihm nur um die unterdrückten Kurden und Assyrer in und um Mossul herum zu tun wäre, also wieder um den „Schutz der Minderheiten", um den Schutz eines schwachen Volks. Es ist genau dieselbe schöne moralische Rolle, die England stets in der Geschichte und ganz besonders im Weltkrieg gespielt hat. Da sprach man auch von Hilfe, die man dem schwachen Völklein der Belgier gegenüber den burtalen Barbaren schuldig sei, während man in Wirklichkeit sich des deutschen Wettbewerbs entledigen wollte.
Auch in der Mossulangelegenheit handelt es sich nicht um Kurden und Assyrer, sondern um etwas sehr Materielles, um daS'O e l, das die Engländer für ihre Schiffe brauchen.
Die Türken aber behaupten, Mussol gehöre zur Türkei und die Leute in Mossul seien türkische Staatsangehörige. Was aber ihre Behandlung betreffe, so sei das eine reine innere Angelegenheit des türkischen Staats und gehe die Engländer mit Haut und Haar nichts an. Ueürigens genießen Kurden und Assyrer ganz dieselben staatsbürgerlichen Rechte wie die Türken. Von ihrer „Unterdrückung" oder „Entrechtung" könne keine Rede sein. Dagegen hätten die Engländer sich eines unerhörten Vertragsbruchs schuldig gemacht. Trotz der ausdrücklichen Abmachungen von Mudania sei Mossul heute noch von englischem Militär besetzt. Und wenn die Engländer sich damit entschuldigen, das sei nur vorübergehend, so kenne man das hinlänglich aus der englischen Politik. England habe 1882 auch Aegypten „vorübergehend" besetzt, aber Aegypten sei heute noch besetzt.
Der Türke hat sicherlich Recht. Es ist daher begreiflich, daß der Völkerbundsrat zu keinem endgültigen Beschluß kam. Er konnte zwar diese „brennende Frage" nicht in den bekannten großen „Weltpapierkorb" werfen, denn der Irak (Mesoyotalkiien) ist eben nun einmal ein „Mandatsgebiet" (wie Syrien, Kamerun, Ostafrika und viele andere „zurückgebliebene Völker) und als solches einfach der Oberaufsicht des Völkerbunds unterstellt worden, deshalb wurde beschlossen, daß ein Unterausschuß unter Vorsitz des schwedischen Berichterstatters Unden und unter Mitwirkung des spanischen und des urugayischen Vertreters „den Versuch einer Einigung in der Mossulfrage unternehmen" soll.
Kurz, man sah ein, daß das Recht diesmal auf Seite der Türken war, aber man konnte und wollte den mächtigen Engländer nicht vor den Kopf stoßen. Wieder ein Beweis für die einseitige Einstellung dieses famosen Weltschiedsgerichtshofes. Genau derselbe Fall, wie wir Deutsche ihn schon dutzendmal an unserem eigenen Fleisch erlebt haben.
Im übrigen haben die „Siegerstaaten" auch in dieser Angelegenheit einen dummen Streich verbrochen, dessen Nachwirkungen noch lange nicht abgeschlossen sind. In der Sucht, daß jeder recht viel Beute davonnimmt, haben sie Syrien den Franzosen und den Irak oder Mesopotamien den Engländern als „Mandat" zugesprochen. Dieser Irak aber, der in der Hauptsache aus den früheren türkiscken Wilajets Mossul, Bagdad und Basra G70 000 Ouadratkilometer mit 2 850 000 Einwohnern) besteht, sollte trotz seines Mandatscharakters ein „unabhängiger Staat" sein. Die Engländer gaben auch dem neuen Staat einen „König" in der Person Feisals, des dritten Sohns des Königs Hussein von Hedschas. Der Mann muß natürlich ganz nach der Pfeife Englands tanzen. Die Grenzen dieses Staats waren aber bisher nicht festgelegt. Das sollte seinerzeit auf der Konferenz von Lausanne geschehen. Dort aber trat Kemal Pascha so energisch auf, daß die Konferenz es Vorzug, die Lösung der heiklen Mossulfrage dem Völkerbund zu überlassen. Ob dieser Allerweltsschlichter mit ihr fertig wird? Alexander der Große hatte ja bekanntst für die Lösung des gordischen Knotens ein anderes Mittel. V. N.
Neue Nachrichten
Besuch des Reichspräsidenten im befreiten Gebiet
Berlin, 7. Sept. Reichspräsident von Hindenburg wird am 17. September nachmittags inBochum eintreffen, wo um 5 Uhr eine große Kundgebung mit Ansprachen des Reichspräsidenten, des Reichskanzlers, des preuß. Innenministers und des Oberbürgermeisters vorgesehen ist. Abends "Mbl sich der Reichspräsident nach Essen, wo zunächst ein Abendessen und am folgenden Tag eine ähnliche Kundgebung stattfindet. Nachmittags reist der Reichspräsident nach Duisburg, wo er auch Oberbürgermeister Dr. Iarres einen privaten Besuch abstattet. Abends ist ein Essen in
Wildbad, Dienstag, den 8. September 1925
Taqesspieqel
7 Genf wurde am 7. September die merke Völkerbundsversammlung durch Pamleve eröffnet.
Der französische Vankbeamtensireik wurde abgebrochen.
engerem Kreis in Düsseldorf. 'Am 19. September findet in Düsseldorf ein Volksfest mit Sportvorführungen statt. Nachmittags wird der Reichspräsident nach Berlin zurückkehren.
Zur Lohnbewegung der Eifenbahnarbeiter
Berlin, 7. Sept. Nachdem sich nunmehr auch die Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahngesellschaft mit der Einleitung neuer Schlichtungsverhandlungen zur Beilegung der Lohnstreitigkeiten einverstanden erklärt hat, werden diese Verhandlungen am Mittwoch dieser Woche im Reichsarbeitsministerium stattfinden.
kein deutsch-englisches Kohlenabkommen
Köln. 7. Sept. Wie die Köln. Ztg. berichtet, sind die vorerst privat zwischen den deutschen und den englischen Grubenbesitzern geführten Verhandlungen über gegenseitige Regelung der Kohlenausfuhr hauptsächlich infolge der unsachlichen und nichtgünstigen Behandlung der Frage durch die in- und »usländischen Zeitungen als gescheitert anzusehen.
Eröffnung der 4. Völkerbundskagung durch Painlevs
Genf, 7. Sept. Der französische Ministerpräsident er- öffnete heute die 4. Tagung des Völkerbunds im Reformationssaal. Bezüglich des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund führte er in der verlesenen Rede u. a. aus: Am 12. Dezember 1924 habe Deutschland in einem Brief an den Völkerbund seinen Besorgnissen gegenüber dem Artikel 16 der Völkerbundssatzungen und der etwaigen Verpflichtung zur Bewilligung des Durchmarsches fremder Truppen zum Ausdruck gebracht. Am 15. März 1925 habe der Völkerbundsrat Deutschland an die formellen Bestimmungen zum Beitritt eines Staates in den Völkerbund erinnert, die in dem Artikel 1 der Völkerbundsatzungen niedergelegt seien. Der Volkerbundsra! versuchte, die Befürchtungen der deutschen Regierung zu zerstreuen und habe den Wunsch ausgesprochen, Deutschland an den Arbeiten des Völkerbunds teilnehmen und damit für die friedliche Organisation eine Rolle übernehmen zu sehen, die seiner Stellung in d»r Welt entspreche. Die Völkerbundsversammlung schließe sich innerlich einstimmig diesem Wunsch des Völkerbundsrats an. Painlevö gab dann einen Ueberblick über die Tätigkeit des Völkerbunds. Zum Beweis für die „Leistungsfähigkeit" des Völkerbunds brauche man nur an die vielfachen Schwierigkeiten Polens und der Freien Stadt Danzig zu erinnern, die einer „glücklichen Lösung" entgegengeführt worden seien. Aber alle diese Fragen treten gegenüber der Hauptfrage, der Sicherheit, vollständig in den Hintergrund. Die bedeutendsten Persönlichkeiten des Völkerbunds arbeiten eifrig an der Aufstellung solcher Abmachungen, die trotz ihres verpflichtenden Chrakaters die Hoheit der Völker achten. Painlevs erinnerte an die Rede Herriots auf der Listen Völkerbundsversammlung, die zu den drei grundlegenden Begriffen geführt habe (Genfer Protokoll), von denen jeder für sich, wie auch ihre Ordnung selbst verpflichtend sei, nämlich Schiedsverfahren. Sicherheit und Abrüstung, durch die die Lücken zugestopft werden sollten, damit die Gewalt sich nicht mehr freimachen könne. Unvergeßlich seien auch die wertvollen Aufstellungen, die den Völkerbundsmitgliedern auferlegten Verpflichtungen und die wirtschaftlichen und militärischen Sanktionen gegen Verfehlungen gegenüber dem Abkommen.
Die Konferenz der Außenminister
Paris, 7. Sept. Havas meldet, es stehe nunmehr fest, daß demnächst die Konferenz der Außenminister unter Beteiligung Deutschlands und Italiens stattfinden werde, jedoch nicht während der Tagung des Völkerbunds, da dieser mit seiner Tagesordnung bis Ende September genügend beschäftigt sei. Ein Pariser Blatt nennt Lausanne als Konferenzort.
Havas meldet aus Washington, Präsident Caolidge wolle an den Abschluß des Sicherheitsvertrags nicht glauben, ehe die allgemeine Abrüstung nicht durch eine Konferenz gesichert sei. Havas beeilt sich, nachträglich zu versichern, Coolidge wünsche, daß die Verhandlungen über den Vertrag im Sinn der französischen Auffassung zu einem baldigen Ergebnis führen (!).
Die Pariser Blätter reden Dr. Stresemann zu, er möge bei der Ministerzusammenkunft keine Schwierigkeiten machen, sondern sich dem gemeinsamen Entwurf der Verbündeten fügen.
Deutschland bezahlt nicht alles
Paris. 7. Shist. In der Landwirtschaftlichen Verein?-
Fernruf 179 60. Jahrgang
gung des varthe-Kreises erklärte Finanzminister Cail- laux, Frankreich müsse dem Wahn entsagen, als ob „Deutschland alles bezahle". Man habe bisher dem Volk die Wahrheit verschwiegen. Die Rückzahlungsverhandlungen in London betreffs der französischen Kriegsschulden seien zwar günstiger ausgefallen, als er selbst erwartet habe, aber die deutschen Kriegsentschädigungen werden restlos zur Bezahlung der französischen Schulden an England und Amerika aufgebraucht. Allerdings werde kein französischer Finanzminister mehr zurückzahlen, als Frankreich von Deuschland bekomme.
Wieder ein Todesurteil gegen einen deutschen General
Paris, 7. Sept. Das Kriegsegricht in Metz hat den deutschen General Hetze!, der im Kriege Kommandeur der 33. Kavalleriedivision war, in Abwesenheit zum Tod verurteilt. Am 6. Dezember 1914 sollen im Dorf Revigny mehrere Häuser geplündert, mit Petroleum übergossen und dann angezündet worden sein. Die Verantwortung dafür soll den General treffen.
Gouraud hetzt
Paris, 7. Sept. Der Kommandant von Paris, General Gouraud hielt bei den Manövern in Rheims eine Rede, Frankreich brauche ein starkes Heer, da Deutschland di« Abrüstung verweigere. Es sei bezeichnend, daß Reichspräsident von Hindenburg den alten Offizieren das Tragen der Uniformen erlaubt habe, das Ebert verboten habe.
Deutsche Ungeschicklichkeit in Paris
Paris, 7. Sept. Am Sonntag nachmittag begaben sich deutsche Teilnehmer an der Friedenskonferenz zu dem Grab des „unbekannten Soldaten" und legten unbemerkt einen Kranz nieder, an dem tzwei schwarz-rot-goldene Schleifen befestigt waren. Die eine trug in französischer Sprache die Aufschrift: „Dem unbekannten Soldaten die Friedenssoldaten", die andere hatte die deutsche Auf- schrift: „Deutsche Liga für Menschenrechte". Auf Befehl des Polizeipräsidenten wurden die Schleifen entfernt, da der französische Frontkämpferbund heftig Einspruch erhob und Unruhen zu befürchten waren.
Nach dem „Quotidien" sollen die betreffenden Deutschen heißen: Bierbucher, Westfal, Berger, Lehmann und Schwazi. Außerdem seien zwei Frauenspersonen bei ihnen gewesen.
Mit Bajonetten gegen die Deutschböhmen
Prag, 7. Sept. In Teplitz-Schönau veranstalteten die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei, die deutschen bürgerlichen Parteien eine Kundgebung gegen die Vergewaltigung der Deutschen in der Tschechoslowakei. Die in großer Zahl aufgebotene tschechische Gendarmerie ging wiederholt mit gefälltem Bajonett gegen die Teilnehmer los.
kommunistenverhaskungen
Warschau, 7. Sept. Die Polizei hat nachts 100 Kommu- mstenführer verhaftet, um einer von Moskau befohlenen Kundgebung vorzubeugen.
^ Paris, 7. Sept. Die französische Polizei hat eine Anzahl Kommunisten aus dem Saargebiet, die in Merlsbach (Lothr.) eine Kundgebung gegen den Marokkokrieg veranstalten sollten, abgefangen und von der Grenze abgewiesen.
Der Krieg in Marokko "
Paris, 7. Sept. Der belagerte französische Posten von Issual ist nach einer Havasmeldung nach hartnäckigem verlustreichem Kampf von den Franzosen befreit worden. Die Fliegergeschwader machten 15 Bombenangriffe gegen die Kabylen, die sich nur 20 Meter von dem Posten entfernt verschanzt hatten.
Die Lage in Syrien
London, 7. Sept. Aus Jerusalem wird gemeldet, di« Wüstenpost zwischen Beirut am Meer und Damaskus müsse über Lydda-Ierusalem-Ammon geleitet werden, da die Verbindung an der syrischen Küste bedroht sei.
Die Amerika-Kriegsschulden
Washington, 7. Sept. Nach Erledigung der gegenwärtig schwebenden Schuldenverhandlungen mit der Tschechoslowakei werden Südslawien und Rumänien „einge- laden", Abordnungen zur Regelung der Kriegsschulden nach Washington zu senden. Südslawien schuldet 64, Rumänien 44 Millionen Dollar.
Strafverfahren gegen 300 streikende Seeleute in Australien
In Adelaide (Australien) wurde gegen 00 streikende Seeleute ein Strafverfahren eingeleitet, das m Mittwoch zur Verhandlung kommt. Der Ausnahme- erichtshof, der über die Streikführer Walsh und Johannsen urteilen soll, verhörte viele Zeugen» vor allem die Kapitäne der Schiffe, die nicht abfahren konnten. Der Vorsitzende der Bergarbeiterverbünde kündigte einen Ausstand an, wenn Walsh und Johannsen ausgewiesen werden sollten.
.Der „Druck" der Kabnlen an der spanischen Westfront
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