Staatsmänner beschäftige, desto gereizter werde dort das Mißtrauen. Die Erklärungen Stresemanns zeigen eine gewisse Neigung, das jetzt Erreichbare für Ziele zu opfern, die gegenwärtig zweckmäßig noch nicht in Angriff genommen werden sollten, und daß das erste Interesse der deutschen Politik darin bestehe, die enge diplomatische Verbindung mit Rußland aufrecht zu erhalten. Das deutsche Widerstreben gegen das Durchzugsrecht komme auf eine Erleichterung eines envaigen Angriffs Rußlands auf Polen und auf eine Verlegenheit oder Trennung Englands und Frankreichs hinaus. Ferner sei es „ii b e r e i l t" (!), die Frage der lallgemeinen) Abrüstung aufzuwerfen und eine Beschleunig nn gderRäumungdesR he Inlandes anzudeuten. Man müsse setzt mit der Möglichkeit rechnen, daß der Plan des Sicherheitsabkommens der Westmächte zu keinem Ergebnis sichre; bei den Franzose,, herrsche nun einmal das Gefühl vor, daß sie sachte in eine Falle gelockt werden sollen.
Der drohende Streik in England
London. 28. Juli. Die Arbeiterpartei hat den Gewerkschaften die Hilfe bei einem Streik angeboten.
Erstminister Baldwin hat den Grubenbesitzerverband ersucht, die Kündigung des Lohntarifs (auf 1. August) vorläufig zurückzunehmen. Den Gewerkschaften empfahl er, die Arbeit zu den gegenwärtigen Bedingungen fortzusetzen.
Der Vollzugsausschuß des internationalen Bergarbeiteroerbands hat in einer Sitzung in Paris die Möglichkeit eines gleichzeitigen Streiks in England, Belgien, Frankreich und Deutschland besprochen. Die Engländer wünschen für ihren etwaigen Streik namentlich Geldunterstützung von Frankreich.
Die Mehrzahl der englischen Kabinettsmitglieder soll gegen den Vorschlag der Gewerkschaften sein, den Unterschied der neueinzuführenden Löhne gegen die früheren Lohnsätze auf Staatskosten zu übernehmen, und zwar deshalb, weil in den andern Industrien sofort dieselben Forderungen erhoben würden und es schwer sein würde, die Zeitdauer der Staatsbeiträge zu begrenzen.
Der Krieg in Marokko
Paris, 28. Juli: Marschall Petain hatte nach dem „Echo de Paris" heute in Tetuan (spanisches Gebiet) nach einem Essen eine Besprechung mit General Primo de Rivera. Er wird morgen nach Paris zurückkehren. — Der „Gaulois" erklärt, es dürfe kein selbständiges Rifland geben, denn Deutschland lauere noch immer darauf, die Naturschätze dieses Landes auszubeuten, außerdem hoffe Deutschland, durch das Riflond das afrikanische Reich Frankreichs zu zertrümmern. Es dürfe nur ein dreigeteiltes Marokko geben: ein französisches, ein spanisches und ein neutrales (Tanger).
Nach einer Meldung aus Tetuan hat Abd el Krim eine starke Truppenmacht gegen die Spanier mit der Front nach Norden zusammengezogen. Die Front gegen die Franzosen (nach Süden) beschränkte sich auf die Abwehr einzelner Vorstöße. (Auf diesen Umgruppierung beruhen anscheinend die „Erfolge" der Franzosen in den letzten Tagen.)
Wiederaufnahme der Arbeit in Hongkong
London. 28.- Juli. Die „Times" meldet aus Hongkong. eine größere Anzahl von Angestellten der Eisenbahn, der Straßenbahn und der Hotelgefellschaften haben, nachdem der Streik über fünf Wochen gedauert habe, die Arbeit zu niedrigeren Löhnen wieder ausgenommen. Auch im allgemeinen fei die Tätigkeit wieder lebhafter.
Deutscher Reichstag
Steuergesehe — Obstruktion der Linke«
, Bortin. 28. Juli.
103. Sitzung. (Schluß.) Wg. Dr. Hertz (Soz.) fordert Verringerung der Belastung des Lohnet,rkommensstNisdrch- haltung der Verbrauchssteuern und schnellen Abbau der Umfatzbesteuerung. Dieses Gefetzgebungswerk sei von rein kapitalistischen Erwägungen beherrscht.
Abg. Neubauer (Komm.) bekämpft die Vorlagen, die eine unerhörte Bevorzugung des Besitzes und eine unerträgliche Belastung des arbeitenden Volkes seien. Die Sozialdemokratie habe ein Verbrechen begangen, daß sie keine Massenkundgebung gegen die Steuern veranlagte.
Abg. Dr. Fischer-Köln (Dem.) erklärt, daß die Reichsregierung der Kritik an ihren Steuervorlagen keine Folge gegeben habe. Zur Aufrechterhaltung der überspannten Steuerpolitik füge man jetzt noch die Hochschutzzollpolitik hinzu. -
Reichsfinanzminister von Schlieben weist den Borwurf des Vorredners zurück, daß er nur darauf bedacht sei, dem Reich Geld hereinzubringen und anzufammeiri. Bei
Die Referendarin.
Roman von Carl Busse,
23 (Nachdruck verboten.)
«Gewiß,,, sagte Peter Körner, „Widerspruchsgeist hat ja jeder Mensch; ich auch ganz leidlich, aber hier wird der gar zu stark gestachelt. Da drin sitzt eS, da wurmt es, und für nichts und wieder nichts verlier' ich meine harmlose Vergnügtheit, meine gute Laune. Dumm!"
„Wer gewinnen will, muß verlieren lernen!" sagte der kleine Assessor und sah Peter von unten auf an. Er sagte es, weil es nach etwas „klang".
„Ach was", erwiderte der Referendar, „ich will ja gar nichts gewinnen. Ich will nur nicht verlieren. Ich war immer zufrieden mit mir. Das ist gewiß oberflächlich, aber Aibei lebt sich's gut. lind ich mach' ja auch nicht den geringsten Anspruch darauf, mehr und besser zu sein, als der Durchschnitt. Fallt mir nicht ein! Und aus diesen Gründen kränke ich mich so. Ich kränke mich, weil dieses Nest es fertig kriegt, mich zu kränken. Zum Teufel, was gcht's mich denn an, ob hier die Spießer schlimmer sind als anderswo? Aber ich fühle, daß sie mich auf einen ganz andern Weg drängen. Ich Hab' Angst, daß ich, wenn ich länger hier bleibe, mich in eine immer stärkere Opposition 'reintreiben lasse und dabei Dummheiten mache, die in meiner ursprünglichen Natur gar nicht liegen.
' „Verstehen Sie das, Sie Kraftmensch? Verstehen Sie, daß man in Berlin solide sein kann und hier unsolide — nicht zum Vergnügen, sondern aus Wut über die Unzahl von Gerechten? Die treiben mich 'rein. Auch heute abend haben sie mich 'reingetrieben. Es war manches nicht nötig!"
Buttche schüttelte sorgenvoll den Kopf. Er wurde fast gereizt.
^ - „Zertrümmern Sie mir Ihr eigenes Bild nicht, Körne, r! .Lassen Sie mir so was Aehnliches wie 'n Ideal!
der gegenwärtigen unsicheren Wirtschaftslage sei es notwendig, bei den Rejchsfinanzen vorzusorgen. Mit den jetzt festgestellten Ueberschüssen müssen wir bis zum Ende des Jahrs leben.
Abg. Schröder (Volk.) protestiert gegen die Ueber- spannuna des Steuerdrucks.
Nach Ablehnung des kommunistischen Vertagungsantrags tritt das Haus in die z w e i t e Lesung des Einkommensteuergesetzes ein.
Als Abg. Karsten (Soz.) die Tribüne besteigt, verlassen viele Abg. der Rechten den Saal. Es entsteht motze Unruhe. Um 6.45 Uhr wird von den Kommunisten erneut ein Vertagungsantrag eingebracht. Da die Abstimmung zweifelhaft bleibt, muß Hammelsprung eintreten. Bei der Auszählung erscheinen im Saal nur die Regierungsparteien, von den Sozialdemokraten, Demokraten und Kommunisten jedoch nur die Fraktionsvorsitzenden. Vizepräsident Graes stellt fest, daß 469 Abgeordnete mit Nein gestimmt haben,
6 mit Ja. Das Haus ist beschlußunfähig. Dic Sitzung wird abgebrochen.
Der Vizepräsident beruft sofort eine neue Sitzung auf
7 Uhr, in der die Steuerberatung fortgesetzt wird.
Abg. Schneider-Berlin (Dem.) wirft den Regierungsparteien vor, daß das Einkommensteuergesetz noch nicht fertig sei-
Um 7.45 Uhr beantragt Abg. Neubauer (Komm.) erneut Vertagung und bezweifelt die Beschlußfähigkeit des Hauses. Es wird wiederum länger über die Geschäftsord- ordnung gesprochen. Schließlich wurde durch Auszählung mit Namenskarten festgestellt, daß 268 Abgeordnete anwesend sind, daß das Haus also beschlußfähig ist.
Der Vertagungsantrag wird abgelehnt.
8 1 wird dann gegen die Stimmen der Kommunisten angenommen.
Berlin, 28. Juli.
105. Sitzung. Vizepräsident Dr. Bell eröffnet die Sitzung um 1.20 Uhr und erklärt: Der Aeltestenausschuß hat sich soeben über die Geschäftslage geeinigt. (Wiederspruch und Hört, hört.) Zur Durchführung der in Aussicht genommenen Maßnahmen soll daher die heutige Sitzung um eine hl de Stunde vertagt werden. Sie beginnt also erst um X2 Uhr.
Vizepräsident Dr. Bell eröffnet die Sitzung wiederum um 1.50 Uhr und spricht dem Abgeordneten Dr. Sorge (DB.), der heute seinen 70. Geburtstag feiert, die Glückwünsche des Hauses aus.
Die 2. Lesung der Steusrvorlagen wird darauf fortgesetzt, und zwar beim Einkommensteuergesetz.
Nach einer Vereinbarung im Aeltestenrat werden, damit der Obstruktion vorgebeugt werde, Gruppen von Parao-a- phen zusammengefaßt, für die eine Redezeit von 20 Minuten gilt. Zunächst zur Beratung gestellt werden die ßZ 2—5, die die persönliche Steuerpflicht betreffen. Die Paragraphen werden nach kurzen Bemerkungen gegen die Kommunisten angenommen. Zu den 6—14 erklärt Staatssekretär P o - Pitz, in den Ausfiihrungsbestimmungen werde'verfügt werden, daß die an die abgebauten Beamtinnen gezahlten A b f i n d u n g s s u m m e n n i ch t e i n k o m m e n ft e u erst f l i ch t i g sind, die M 6—14 werden unverändert angenommen. Paragraph 17 handelt von den abzugsfähigen Sonderleistungen, wie Beiträge zur Sozialversicherung, zu Stcrbekassen, Versicherungsprämien, Ausgaben für Berufsfortbildung, Kirchensteuer, Beiträge an Religionsgesellfchaf- ten, Beiträge zu Berufs- und Wirtschaftsvertretungen, Zuwendungen an Wohlfahrts- und Pensionskassen usw. Die Abzüge dürfen insgesamt jährlich 480 Mark nicht übersteigen.
Abg. Neubauer (Komm.) wendet sich gegen die Ab- zugsfähigkeit der Kirchensteuern. Wenn die Kirche sich nicht aus eigener Kraft erhalten könne, so sei sie wert, zugrunde zu geh«?,.
Württemberg
Stuttgart, 28. Juli. Neue Leitung der Schutzpolizei. An Stelle von Polizeioberst Ruvff ist Oberstleutnant R e i ch, bisher in Ulm, mit der Führung der Geschäfte der Schutzpolizei betraut worden.
8S. Geburtstag. Am 28. Juli vollendet der frühere Direktor der Kunstgewerbeschule, Hans v. 5ko l b, sein 80. Lebensjahr. Direktor von Koib lebt in stiller Zurückgezogenheit in Hohenheim.
Die Leistung der Eisenbahn beim Landsskurnsesft Anläßlich des Schwab. Landesturnfestes in Ulm wurden am 25., 36. und 27. Juli nach und von Ulm außer den fahrplanmäßigen Zügen zusammen 44 Sonderzüge ausgeführt und in diesen etwa 70 000 Personen befördert. Der gesamte Verkehr wurde ohne Unfall und Störung bewältigt.
Zum Teufel, solch Mensch wie Sie muß handeln, lachen, trinken — aber nicht grübeln."
„Ich ärgere mich ja bloß! Darf ich das auch nicht?"
„Zehnmal", sagte der Assessor und faßte den Griff seines Glases. „Doch erst stecken Sie Götzentempel an und dann bereuen Sie? Erst schlagen Sie — und dann tut's Ihnen leid? Menschenskind, ich Hab' Ihnen mal das Gedicht gesagt, in dem es heißt: „lind lachend trockne ich mein Schwert an meines Rosses schwarzer Mähne." Peter Körner, trocknen auch Sie das Schwert lachend!"
Da lachte er wirklich.
„Buttche, Sie sind 'ne Sehenswürdigkeit! Ich soll und muß also nach dem Bilde leben, das Sie sich von mir gemacht haben! Aber darüber kann ich Sie beruhigen: daß ich heute abend den Säulenheiligen ein bißchen auf den Kopf gekommen bin, tut mir nicht 'ne Minute leid! Nur heute mit dem Kürbiskopf . . . das ist toll. Als ob so ganz sachte auch in mein Duster ein Licht 'reinlenchtet. Schauderhaft ... als ob was Fremdes und Neues in einem wächst. Als ob man sein eigenes Haus nicht mehr kennt. Man weiß nicht, lvo man hingerät, was etwa noch in einem steckt und 'rauskommt I Na prost, Buttche. . . Sie fassen Ihr Glas ja schon lange an. Weg mit dem Thema!"
Aber der Assessor trank nicht.
„Man nennt Amerika", sprach er, „das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ein Gefäß unbegrenzter Möglichkeiten ist jeder Mensch. Wohl dem, der viele Kleider auswächst."
Er sah triumphierend sein Gegenüber an. War das schön gesagt? fragte sein Blick. Er berauschte sich heimlich wieder an Worten.
„Wer kann wissen", fuhr er fort, „was aus mir noch wird? Ich selber nicht! Es brauchen nur neue Kräfte in unseren Weg zu treten, und der Widerstand gegen sie
Erschwindelte Wohltaten. Der vorbestrafte Reisende Karl Groth aus Hamburg gab sich, obwohl er evangelisch ist, als Jude aus und versuchte, jüdische Unterstützungskassen auszunützcn. Vom Schöffengericht wurde er unter Anrechnung von 3D> Monaten Untersuchungshaft zu sechs Monaten Gesängnis verurteilt. — Aehnliche Betrügereien begino der schon vielfach vorbestrafte Schreiner Emil Rentzel aus Eckartshausen, indem er in Schorndorf, Nagold, Stuttgart usw. religiöse Wohitätigkeitskasseii um Unterstützung unging. Das Schöffengericht verurteilte ihn zu 4 Monaten Gefängnis abzüglich 1 Monat Untersuchungshaft.
Aus dem Lande
Denkendorf, OA. Eßlingen, 28. Juli. Messerheld. Am Samstag abend gegen 11 Uhr wurde in einem hiesigen Gasthaus ein bei d«r Einrichtung der Gasleitung beschäftigter auswärtiger Arbeiter von einem Eßlinger Händler mit dem Messer gestochen. An dem Messerhelden wurde sofort Lynchjustiz geübt.
kohlberg, OA. Nürtingen, 28. Juli. Verhängnisvoller Sturz. Der 15jährige Walter Kilteiberger zog sich durch einen Sturz vom Kirschbaum einen Oberschenkelbruch und erhebliche Verletzungen zu. Er ist nunmehr an den Folgen eines Wundstarrkrampfs gestorben.
Tübingen, 27. Juli. Aufwertung. Der Kelternverein hat beschlossen, seinen Gläubigern aus volle 100 v. H. aufzuwerten, und zwar sollen 30 v. H. gleich zur Auszahlung kommen, während die restlichen 70 v. H. spätestens bis 1. Januar 1932 znrückbszahlt sein sollen.
Rottendurg, 28. Juli. Zum B i s ch o f s j u b i l ä u m. Gestern abend gegen 5 Uhr traf Staatspräsident Bazille hier ein, um seiner Exzellenz dem Bischof Dr. Paul Wilhelm von K e p p l e r dis Glückwünsche der württ. Staatsregierung zu seinem Doppeljubiläum zu Überbringern Daran schloß sich eine einstündige Unterredung zwischen dem Bischof und dem Staatspräsidenten, der alsdann nach Stuttgart zurückkehrte. Frau Professor R i st und der geistliche Beirat Professor Deufel überreichten dem Bischof als Beauftragte des katholischen Frauenbunds für Württemberg wertvolle Ehrengaben. Von der hohen Geistlichkeit haben bis jetzt ihr Erscheinen zum Jubiläum des Bischofs zugesagt: die Kardinale von F a u l h a b e r - München, Schul te-Köln und der Erzbischof von Freiburg, ferner die Bischöfe von Fulda, Limburg, Mainz und Würzburg, die Aebte van Venron, Weingarten, Neresheim, Mehrerau und Einsiedeln. Heute trifft der Bischof von Meißen zum Besuch bei dem Jubilar ein.
TaWngerr, 28. Juil. Der F^ichs geht u m. Dem Haf- nemeister Kopp in der Schloßstraße wurde ein ganzer Ge- slügelbssicmd, darunter ein Stamm wiederholt ausgezeichneter gelber Italiener, von einem Fuchs zum größten Teil fortgeschleppt. Andern Tags konnte ein junger Fuchs gefangen werden.
Lchramderg, 28. Juli. Sturz vom Rad. Ein 21jäh- riaer hiesiger Kaufmann stürzte in der Nähe von der Teufelsbrücke voni Rad, da er anscheinend die Herrschaft über sein Rad verloren hatte. Er wurde mit starken Schürfungen im Gesicht und einer leichten Gehirnerschütterung bewußtlos aufgefunden.
LaÄM«, 28. Juli. Unter die Räder. Der 23jährige Ioh. Engler aus Iettkofen fuhr mit einem Bernerwägelchen nach Ertingen. Infolge der Ungeziefer-Plage fing das Pferd rasend zu springen an und ging durch. Engler fiel vom Wagen und erlitt erhebliche innere Verletzungen. Ein Radfahrer konnte das Pferd in Herbertingen einfangen.
Ulm, 28. Juli. L a n d e s t u r n f e st. Am Montag um 4 Uhr war Siegerfeier, der wiederum Oberbürgermeister Dr. Schwammberger anwohnte. Kreisvorsitze »der Hegels sprach herzliche Dankesworte an die Stadt Ulm mit ihrem Oberbürgermeister, an die städtischen und Staatsbehörden. Unsere Arbeit gehört dem deutschen Volk, unsere Treue der Turnerschaft, unsere Liebe der Heimat, unsere Hoffnung unserem deutschen Vaterland. Mit dem Deutschlandlied schloß die Feier. Die noch anwesenden Turnvereine standen im Halbkreis um die Tribüne. Es wurden von jeder Abteilung die ersten drei aufgerufen, die den Kranz erhielten.
Am 25., 26- und 27. Juli wurden nach und von Ulm außer den fahrplanmäßigen Zügen zusammen 44 Sonderzüge ausgeführt uird in diesen etwa 70 000 Personen befördert. Der gesamte Verkehr wurde ohne Unfall und Störung bewältigt.
Meckenbeuren. 28. Juli. Brand. Gestern ist im Anwesen des Eisenbahnhilsswärters Maisch in Reute Feuer ausgebrochen, das sich mit rasender Geschwindigkeit auf den am Wohnhaus angebauten Stadel ausdehnte. Der Stadel ist vollständig niedergsbrannt. Das Wohnhaus konnte gerettet werden, hat aber einige Beschädigungen erlitten-
»>acht uns stärker oder drängt uns von unserem Pfad. Stärker wird der Starke — schwächer der Schwache. Ihnen tritt hier machtvoll das Philisterium entgegen — da empören Sie sich, da wachsen Ihnen neue Kräfte, da —< Es wächst Ihnen gleichsam in neuer Luft eine neue Haut. Es wird etwas Neues in Ihnen geboren. Aber Geburten schmerzen. Wenn der Krebs eine neue Schale kriegt, ist er empfindlich. Wenn die Nähte des alten Rocks krachen im Wachstum, fühlt man sich unbehaglich. Denn es gibt Nisse, durch die der Wind bläst."
„Donnerwetter —!" unterbrach ihn der Referendar.
Aber Buttche war iin Zuge; Buttche berauschte sich an den Worten und Bildern, die er prägte.
„Wie? Was?" fragte er unwirsch. „Wollen Sie Na. turgesetze ändern? Ich erkläre Ihnen, Sie verlassen Grotz- kirchen anders, als Sie es betraten! Ich erkläre Ihne", Sie wachsen! Und das Wachsen des Starken ist ein Star- kerwerden! Leute, wie ich, werden hier ganz zerbrochen, vom Hammer.durchgeschlagen. Leute, wie Sie, werden gehärtet."
Im Kürbiskopf flackerte das Licht.
„Schluß!" sagte Peter Körner kopfschüttelnd. „Wenn i ch tiefer Denker schon merke, daß Sie sich selbst Wider« sprechen, dann muß es schlimm sein. Erst entsetzen Sie sich, und ich soll womöglich allem Neuen widerstreben, dann preisen Sie das Neue, weil es stärker macht. Ist das Logik?"
„Nein", erwiderte der kleine Assessor. „Das ist Gefühl. Und Gefühl ist alles. Es geht mir oft so, daß ich ganz anders ende, als ich anfange. Da kommen mir Worte, Bilder ... da brausen Flügel . . . und mit einem Male haben sie mich irgendwohin getragen. Das ist, denk ich oft, der totgelachte Dichter in mir, der unterdrückte Poeft Glauben Sie nicht auch?"
tFouiepung folgt.) ^