entfernt eine meist aus Frauen bestehende Karawane Wer- fallen und bis auf 5 Frauen und einen Masm samt den Tieren weggeschleppt. Solche Uebergriffe in der neutralen Zone sein in den letzten Tagen wiederholt vorgekommen. Die Einwohner beschweren sich, wenn die Europäer die neutrale Zone nicht schätzen und achten, so müssen sie eben den Schutz Abd el Krims anrufen. Die Spanier rechnen nach der Eimes bereits mit einem Angriff von dieser Seite (?).
Der Streik in Schanghai
London. 11. Juni. Die chinesischen Eisenbahnarbeiter forderten die internationale Gewerkschaft der Transportarbeiter auf, ihren Streik auf jede Weise zu unterstützen. Die englischen und japanischen Boote und Fluhdampfer liegen still.
Ein Ausschuß von 21 Mitgliedern ist gebildet worden, um. zwischen dem Stadtrat und der Streikleitung zu vermitteln.
In Peking zertrümmerten Studenten die Einrichtung im Außenministerium, als der Minister auf die Forderung, chinesische Truppen sollen das Fremdenviertel in Schanghai besetzen, keine befriedigende Antwort gab.
Die Untersuchungskommission der Gesandtschaften in Peking ist in Schanghai eingekroffen und hat zunächst mehrere amerikanische Missionare vernommen, die erklärten, die europäische Polizei habe, als sie auf die chinesischen Studenten schoß, es an de rnötigen Ruhe fehlen lassen.
Spionage in Polen
Warschau, 11. Juni. Die Behörden haben eine Spionage entdeckt, die bis ins Kriegs- und Eisenbahnministerium ihre Fäden gezogen hat. Durch das Geständnis eines überraschten Beamten Panas im Eisenbahnministerium wurde der Plan aufgedeckt. Ein Kommunist aus Rußland und mehrere Polen sind verhaftet worden.
Der Anschlag auf den König von Spanien
Madrid» 11. Juni. Das Kriegsgericht verurteilte wegen des versuchten Bombenanschlags auf den Hofzug bei Barcelona den Hauptbeteiligten zu 20 Jahren Zuchthaus, die übrigen zu Gefängnisstrafen von 4 bis 10 Jahren.
Württemberg
Stuttgart, 11. Juni. Reise des Staatspräsidenten nach Berlin. Staatspräsident Bazille und Minister des Innern Bolz sind zur Besprechung der Entwaffnungsnote mit der Reichsregierung nach Berlin wb- gereist.
Vom Landtag. Im Finanzausschuß erklärte Minister des Innern Bolz, eine weitere Vereinfachung der Verwaltung in den Oberämtern und Bezirken sei unbedingt notwendig. Auf eine sozialdemokratische Anfrage wegen eines angeblich beabsichtigten Versuchs der Firma Stinnes, sich in die württ. Elektrizitätswirtschaft einzumischen, antwortete der Minister, davon sei ihm nichts bekannt. Dagegen bemühe sich das Rheinisch-westfälische Elektrizitätswerk um den Anschluß an das Heilbronner und das Badener Elektrizitätswerk. Württemberg werde dadurch nicht benachteiligt. Der Ausschuß nahm einen Antrag an, daß die Regierung ihre Pläne über die Elektrizitätswirtschaft und ihre Beteiligung daran in einer Denkschrift dem Landtag bekannt gebe. Des weiteren wies der Minister auf die Verhandlungen mit Bayern und Vorarlberg hin, wo große Wasserkräfte ausgenützt und auch für Württemberg fruchtbar gemacht werden sollen. Hierbei komme weitgehend württembergisches Kapital in Frage. Kleine Wasserkräfte auszubauen, sei verfehlt, weil unwirtschaftlich. Bezüglich der Schutzpolizei wurden verschiedene Wünsche vorgebracht. Die Aufrückungs- möglichkeit u. a. soll verbessert werden. In einzelnen Fällen gab die Handhabung der Fremdenpolizei in Gasthöfen und der Eisenbahnzugüberwachung und das Vorgehen gegen Kommunisten Anlaß zu Beschwerden.
Jubiläumsfeier. Der Landesverband Württemberg der Deutschen Postgewerkschaft (früher Württembergischer Postoerband), in dem der weitaus größte Teil des württ. Postpersonals des unteren Dienstes organisiert ist, feiert am 14. Juni 1925 hier am Saalhau Dinkelacker sein 25jähriges Jubiläum.
Vom Tage. In einem Haus der Straße auf der Steige in Cannstatt schüttete ein 21jähriger Arbeiter auf die Flamme eines Spirituskochers Spiritus nach. Der Unvorsichtige erlitt erhebliche Brandwunden.
Aus dem Lande
Plochingen, 11. Juni. Mord und Selbstmord. Der trunksüchtige Händler Adolf Heminger erschoß gestern seinen 15jährigen Sohn, und als er festgenommen werden sollte, jagte er sich eine Kugel durchs Herz.
Hall, 11. Juni. Kurtheater. Die Badestadt Hall Hai Heuer zum erstenmal seit langen Jahren ein Kurtheater erhalten. Die Eröffnungsvorstellung war eine sehr gute Aufführung von Goethes Faust I. Die Leitung hat Robert Braun, der gleichzeitig Intendant der Bühnenoerwaltungen. der Ludwigshafener Gartenbauausstellung ist.
Merklingen OA. Leonberg, 11. Juni. Aufgeprallt. Ein auswärtiger Motorradfahrer fuhr mit voller Wucht auf einen einige Meter von einem mit Bauholz beladenen Wagen abstehenden Balken, der vollständig abgerissen wurde. Der Motorradfahrer trug schwere Verletzungen davon, das Rad wurde vollständig zerschlagen.
Enzweihingen OA. Vaihingen, 11. Juni. Das wild- gewordene Vieh. Ein Landwirt wollte ein Stück Vieh nach Vaihingen führen. Auf der Enzbrücke scheute das Tier vor einem Fuhrwerk, riß sich los und sprang über die Brückenmauer auf die Wiese, wo es mit gebrochenem Kreuz liegen blieb. Dem Landwirt ist dadurch ein be- trä ' "^?r Scbcl"- entstanden.
Dirkenfeld OA. Neuenbürg, 11. Juni- Ruchlose Tat. Dem Landwirt Karl Höll wurden von bubenhafter Hand elf der schönsten, schon tragfähigen Kirschbäume abgehauen.
Unterhäuser», OA. Reutlingen, 11. Juni. Katzenmusik. Die durch gerichtliches Urteil gegen Wilhelm Abele und acht Genossen wegen Landfriedensbruch verhängte Gefängnisstrafe von je drei Monaten wurde im Gnadenwege durch das Justizministerium nachgelassen. Somit ist in unserer Gemeinde.die gewünschte Ruhe wieder eingetreten.
Schwenningen, 11. Juni. Der Uhrenfabrikant Friedrich Ernst Benzing wollte in Begleitung' seines Hunds einen Frühspaziergang unternehmen. Das erfreute Tier sprang wiederholt an seinem Herrn empor, was dieser mit dem Spazierstock wehren wollte. Der Boxer sprang darauf abermals an seinem Herrn hinauf und biß ihm die Nase ab.
Blaubeuren, 10. Juni. Unglaublich rohe Tat eines Wilderers. Im Spitalwald bei Klingenstein hörte man gestern früh Rehkitzlein klagen. Beim Äbsuchen des Waldes fand der Jagdaufseher des Fabrikanten Otto- Klingenstein zwei erst ein paar Tage alte Rehkitzlein mit Weidenruten an den Hinterläufen an einen Ast gebunden. Trotz sofortiger Befreiung verendete das eine sofort, während bei dem anderen die Hoffnung besteht, es zu erhalten. Beides waren Kitzböcke.
Laupheim, 11. Juni. Brand. In Unterbalzheim ist das ganze Anwesen des Metzgermeisters David Schliefer samt der Scheuer niedergebrannt. Während der Löscharbeiten wurden aus dem Geldschrank mehrere hundert Mark gestohlen.
Buchau a. A., 11. Juni. Riedbrand. Im städt. Ried-Hochmoor brach ein Brand aus. Das Feuer, das sehr wahrscheinlich durch Wegwerfen einer Zigarette entstanden ist, konnte noch nicht unterdrückt werden. Durch den scharfen Ostwind und die Trockenheit erhält das Feuer immer neue Nahrung.
Vom Oberland, 11 Juni. Heuernte. Die Heuernte ist in vollem Gang. Sie liefert, vom schönsten Wetter begünstigt, nach Menge und Beschaffenheit ein sehr gutes Futter. Auch das Rübensetzen ist befriedigend verlaufen. Ihm taten die Gewitterregen gut.
Stuttgart. 11. Juni. Aussperrung der Holzarbeiter. Vom Verband Württ. Holzindustrieller wird uns mitgeteilt: Nachdem gestern in einer Reihe weiterer Betriebe Arbeitsniederlegungen stattgefunden haben, ist auch in Württemberg, wie in den anderen Bezirken der Holzindustrie, ab Samstag mit der Gesamtaussperrung der Holzarbeiter zu rechnen.
Srankheiksskatistik. In der 21. Jahreswoche, in der Zeit vom 17. bis 24. Mai sind folgende Fälle von gemeingefährlichen und sonstigen übertragbaren Krankheiten amtlich gemeldet: Diphtherie 30 (tödlich 0), Genickstarre 1 (—), Kindbettfieber 5 (2), Lungen- und Kehlkopftuberkulose 18 (37), Milzbrand 1 (1>, Scharlach 19 (4), Typhus 4 (—), Malaria 5 (—), Käsevergiftung — (1).
Eßlingen, 11. Juni. Rettung. Gestern nachmittag hat der Nachenvermieter Karl Endriß zwei 14jährige Knaben, die von der städt. Badeanstalt neckarabwärts schwammen und nahe am Versinken waren, mit einem Nachen gerettet.
Eßlingen. 11. Juni. FestgenommenerBetrüger. Die Kriminalpolizei hat den 46 Jahre alten Sprachlehrer Paul Häußler von Ehingen a. D., seither wohnhaft in Ehlingen, wegen zahlreicher Betrügereien sestgenommen. Häußler, der erheblich vorbestraft ist, suchte fortgesetzt Teilnehmer für einen Kurs in der englischen Sprache. Er ließ sich in den meisten Fällen das Honorar vorausbezahlen und
stellte sodann nach kurzer Zeit seine Tätigkeit als Lehrer ein. In anderen Fällen suchte Häußler Wirte und Geschäftsleute auf, denen er unwahrerweise vorbrachte, er habe seine Briefmappe vergessen, man möge ihm einige Mark leihen, da er schnell etwas einkaufen oder nach auswärts gehen müsse. Wenn er Geldbeträge erhalten hatte, ließ er entgegen seinem Versprechen nichts mehr von sich hören.
Besigheim, 11. Juni. A in t s v e r s a m m l u n g. Die Amtsversammlung stimmte der Erwerbung des Villinger- schen Anwesens in der Bahnhofstraße hier zur Unterbringung von Amtskörperschaftsbeamten zu. — Zum Zwecke der Erholungsfürsorge für Kinder des Bezirks wurden in den Krankenhäusern von Bietigheim und Bönnigheim Solbäder eingerichtet. — Die Amtskörperschaft hat sich auf dem neuen Marktplatz in Bietigheim einen Bauplatz zur späteren Erstellung eines Gebäudes für die Sparkassenzweigstelle gesichert.
Weinsberg, 11. Juni. Weibertreue. Kommt da am Sonntag ein Verein von der „Residenz" mit dem Frühzug hier an und alles staunt und reißt die Augen und den Mund auf: die treuen Weiber erstehen aufs Neue, wenn auch nur in einer Vertreterin. Eine wohlpostuierte Stutt- garterin trug, getreu dem Vorbild ihrer Weinsberger Ahnen, auf dem Rücken ihren Mann, der auch gut überwintert hat, heraus aus dem Bahnhof. Ein Bravo*der wackeren Verfechterin edler Frauentreue.
Metzingen, 11. Juni. Leichenfund. Der seit Wochen von hier abgängige Handschuhmacher Lutz ist bei Augsburg tot aufgefunden worden.
Göppingen. 11. Juni. Brand. Im Dachstuhl des Frauenbaus der Dr. Landererschen Heilanstalt ist infolge Explosion von Gas an einer nach längerer Zeit ln Betrieb gesetzten Leitung ein Brand ausgebrochen. Trotzdem das Feuer an den in dem Dachraum befindlichen Holzspänen und Spreuen reichlich Nahrung gesunden und sich sofort über die ganze Dachbreite ausgedehnt hatte, konnte die Feuerwehr die weitere Ausdehnung des Brandes verhindern und das Feuer nach kurzer Zeit löschen. Der Schaden ist gering. Die im Vau untergebrachten Kranken konnten dort belassen werden.
Ulm, 11. Juni. Eingemeindung. Der Eingemeindungsvertrag mit der Gemeinde Wiblingen ist von den Eemeinderäten von Ulm und Wiblingen unterzeichnet worden. Die staatliche Bestätigung steht noch aus- Unter den Bedingungen befindet sich eine sechsmalige Kraftwagenve» bedungen täglich zwischen den beiden Orten. — Auch der Ort Grimmelfingen ist nach Ulm eingemeindet.
Weingarten, 11. Juni. Abschied. In den letzte« Tagen verließ Kaplan Sandel die hiesige Stadt, um di« Stadtpfarrei Neckarsulm zu übernehmen. Mit ihm schied der letzt« Weltgeistliche von hier. Die ganze Seelsorge ruht nun in den Händen des Venediktinerordens.
Tettnang, 11. Juni. Kraftwagenunfall. Auf der Fahrt von Hemigkofen nach Ravensburg platzten an dem Kraftwagen der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke Biberach in Reutenen zwei Gummireifen. Der Wagen überschlug sich und der Direktor Weißbecker sowie ein Ingenieur erlitten Verletzungen, die glücklicherweise nicht gefährlich sind.
Langenargen, 11. Juni. Evangelische Pfarrstelle. Am hiesigen Ort wurde wegen der zunehmenden evang. Seelenzahl eine evangelische Pfarrverweserei eingerichtet. Als erster evang. Geistlicher zog gestern Stadtvikar E. Palmer aus Tuttlingen, ein geborener Ravensburger, auf.
Gammertingen, 11. Juni. Gutabgelausen. Beim Bahnübergang wollte ein Kraftwagenführer einer älteren Frau ausweichen. Dabei kam das Auto zu nahe an die Straßenböschung heran und überschlug sich. Die Insassen kamen mit dem Schrecken und zum Teil mit leichteren Hautschürfungen davon; auch der Wagen erlitt nur leichtere > Beschädigungen.
Aus Bayern, 11. Juni. ErkannteLeiche. Die am Sonntag bei Dillingen aus der Donau geborgene Leiche wurde nunmehr als die 16jährige Dienstmagd. Anna Kahl mann von Waiblingen festgestellt. Dzs Mädchen litt in letzter Zeit an Schwermut.
Baden
Karlsruhe, 11. Juni. Im Lagerschuppen einer Firma am Westbahnhos entstand vermutlich durch Funkenflug einer Lokomotive Feuer, wodurch der Schuppen mit den darin aufbewahrten Gegenständen zerstört wurde. Der entstandene Schaden dürfte etwa 2200 ,ll betragen.
Vs; elnlsme Zchlok.
68 Roman von Erich Eben st ein.
Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzeuirale C. Ackermann, Stuttgart.
„Gottlob!" lachte Romberg. „Denn nun wirst Du alles mir verdanken müssen, und das macht mich noch zehnfach glücklicher! Das Rombergsche Vermögen kann es ischon aushalten, Herrn von Rosenschwert sein Eigentum Zurückzuerstatten, ohne daß sein Herr dadurch zum Bettler wird."
23. Kapitel.
Silas Hempel blickte gerührt von einem zum andern. Was waren es doch für prächtige Menschen, alle drei!
„Ich wußte, daß Sie so denken würden", sagte er dann bewegt. „Sonst hätte ich Ihnen diese Geschichte nie erzählt. Ich hoffe auch, Herr von Rosenschwert wird nichts dagegen haben, daß ich sie Ihnen schon heute und ohne seine ausdrückliche Ermächtigung mitteilte."
„Sie haben meinen Onkel selbst gesprochen?" fuhr die Masorin wie elektrisiert aus.
„Ja. Sie haben wohl schon erraten, daß ich meine Geschichte nur aus seinem Munde haben konnte. Wie ich dazu kam, will ich Ihnen seht in Kürze berichten. Da ich nicht an Gespenster glaube, war es mir schon bald nach meiner Ankunft hier klar, daß die angeblichen Geistererscheinungen, die Frau Semmelblond, Rosa und sogar das gnädige Fräulein so sehr erschreckt hatten, sich nur auf emen Menschen von Fleisch und Blut beziehen könnten, der ein Interesse hatte, sich in Gallenhofen herumzutreiben, uud doch verborgen bleiben wollte.
„Natürlich suchte ich nach diesem Menschen, konnte aber lange nichts Rechtes in Erfahrung bringen. Bis mir am Tage vor meiner Abreise nach G. einer meiner Kund?
schafter — ein fixes Bauernbürschlein — mitteilte, daß oben am Berge in der alten Försterei, wo der einstige Gallenhofer Förster, Peter Höhn, ein Greis von neunzig Jahren, noch das Ableben hat, ein Fremder lebe. Förster Höhn tue sehr geheimnisvoll mit ihm, lasse niemand ins Haus, seit er da sei, und schließe das Forsthaus jedesmal sorgfältig zu, wenn er Einkäufe besorgen ginge, was früher nie der Fall war. Es gibt dort oben wenig Nachbarschaft, so daß es schwer war für meinen Kundschafter, etwas zu erfahren.
Immerhin brachte er heraus, daß der Gast des Försters kein gemeiner Mann, sondern ein feiner Herr sei, der nie bei Tage ausginge, sondern erst abends, wenn es zu dämmern beginne, und dann nur auf völlig unbegangenen Wegen.
Einige hielten ihn für einen harmlosen Verrückten. Doch machte niemand eine Anzeige, da der alte Höhn sehr beliebt ist und man ihm keine Ungelegenheiten machen wollte.
Ich beschloß jedenfalls, mir den Mann bei nächster Gelegenheit anzusehen. Als ich dann von G. zurückkehrte und Fräulein Hella als Gespenstergläubige wiederfand.."
„Wie — Du?" riefen Egbert und die Maiorin gleichzeitig und blickten Hella verblüfft an, worauf diese errötend von ihrer Entdeckung heute morgen im Saale hier berichtet und das Sträußchen Berggentianen mit der Widmung am Bandende herbeiholte.
„Aber das ist ja auch wirklich unbegreiflich!" meinte die Majorin kopfschüttelnd. „Der Saal war doch verschlossen, wie Du behauptetest . . ."
„Das war er auch", nickte Hempel lächelnd. „Und als ich die Sache recht überlegt hatte, wurde mir zweierlei klar: erstens, daß die Spende nur von Herrn Meinrich Rosens chwert , den wir für tot Malten h atten , herr ühren könn e.
Zweitens, daß es einen geheimen Zugang zum Saale hier§ geben müsse, von dem wir nichts wußten, der aber Herr«! von Rosenschwert bekannt gewesen sein muß. Dadurch erklärte sich auch vieles andere. Seine stille Huldigung' für Fräulein Hella. Das Gepolter heute nacht, das offen.' bar vom Oeffnen der geheimen Tür, die jahrzehntelang geschlossen gewesen war, herrührte. Der schrille Schrer und das Stöhnen, das wahrscheinlich dem aufgestöber.. ten Nachtgetier, das im geheimen Gange sich angesiedelt hatte, zuzuschreiben ist.
Nachdem ich einmal so weit in meinen Schlüßen ge-, kommen war, zweifelte ich nicht mehr, daß der geheimnisvolle Fremde bei Förster Höhn Herr von Rosenschwert sein müsse.
Meine Annahme bestätigte sich, nachdem es mir heute früh nach vieler Mühe gelungen wctr, Zutritt in die Försterei zu erzwingen. Dort verbrachte ich den heutigen Tags und Herr von Rosenschwert erzählte mir seine Geschichte. Die zwei Verstecke, von d,nen ihm sein Vater erzählte^ waren das Gelaß hinter dem Bilde un!d ein geheimer Gang, der vom Erbbegräbnis hierher in den SsW fuhrt und in der Täfelung links vom Kamin mündet.
Der Eingang am Erbbegräbnis war schwer zu finden,, da er durch wucherndes Gesträuch völlig verwachsen wax.s Das Bild hier suchte Herr von Rosenschwert — unbekMW mit dem Mechanismus — vergeblich zu entfernen, wiL wir. Den geheimen Gang verließ er am Rückweg wnA einen zweiten Ausgang, der dicht am Schloß ms Fre^ mündet, und durch Mauerverzierungen und Nosengeranp unsichtbar ist. Er zog diesen Ausgang vor, da die Lust in dem langen Gang erbärmlich schlecht war. Seine, Blendlaterne war das wandernd« Licht, das Fräuleins Hella im Garten beobachtete. ^ ^ ^ I
(Fortsetzung folgt.) ^