Vertagung der Sammeraussprache über Marokko

Paris. 10. Juni. Die Kammer beschloß, die Aussprache über die Marokko-Anfrage des Kommunisten Doriot bis zur Rückkehr Painleves aus Marokko in vier oder fünf Tagen zu verschieben. Doriot behauptete, er besitze einen Brief aus der Umgebung Lyautheys, worin die Leitung des Marschalls scharf getadelt und die Ansicht ausgesprochen werde, man müsse mit Abd el Krim Frieden schließen, da sonst noch ein Jahr lang ein zweckloser Krieg geführt werden müsse.

Die Niederlage der Franzosen

Paris, 10. Juni. Die Berichte der Blätter vom Kriegs­schauplatz verhüllen es kaum mehr, daß die französischen Truppen in Marokko eine schwere Niederlage er­litten haben. Der Rückzug war so eilig, daß das schwere Kriegsgerät (wohl die schweren Geschütze, Tanks, Panzer­wagen usw stellenweise nicht mehr mitgenommen werden konnte und vernichtet werden mußte. Man erwartet einen allgemeinen Angriff Abd el Krims, der jetzt auch über eine mohlgeübte Artillerie verfügt, mit dem Ziel auf die Stadt Fez. Die Haltung der Bevölkerung gibt zu Besorgnissen Anlaß, je mehr die Kabylen vorrücken. Die Hitze ist für europäische Truppen unerträglich und der Nachschub von Verstärkungen auch deshalb sehr schwierig, weil es in dem Kampfgebiet nur wenige und unzureichende Verkehrsmittel gibt. Man glaubt, daß Painleves Besuch in Marokko den Zweck habe, einen Weg für die Beendigung der Kämpfe zu finden, ohne daß das Ansehen Frankreichs in Nord­afrika allzu sehr notleidet. Wenn Abd el Krim weitere Erfolge erringt und namentlich wenn ihm die Eroberung von Fez gelingen würde, könnte es für die Beilegung zu spät sein.

Spanische Vorbereitungen

Madrid, 10. Juni. Die Regierung hat für die Ueber- führung von Truppen und Kriegsgerüt nach Alhucemas (Marokko), wo ein großes Kriegslager angelegt werden soll, 30 Handelsschiffe gemietet. Aidir, die Hauptstadt Abd el Krims, soll mit einem weitverzweigten Netz von Schützen­gräben umgeben sein, die nach den genauesten Erfah­rungen im Weltkrieg angelegt seien.

Kanada lehnt das Sicherheiksabkommen ab

London, 10. Juni. Aus Otawa wird gemeldet, daß im kanadischen Unterhaus der Ministerpräsident erklärt habe, Kanada werde sich an der Sicherheitsgewähr für die Grenzen Frankreichs und Belgiens nicht beteiligen.

Die Stimmung in London für die englisch-französische Einigung scheint durch die Nachrichten aus den Dominions bereits stark abgekühlt zu sein. Die Dominions, vor allem Kanada, verhalten sich durchaus ablehnend dagegen, daß Großbritannien sich irgendwie für die Verwendung seiner Streitkräfte auf dem europäischen Festland festlege. Viel­mehr sei das Stille Weltmeer der Ort, wo es gelte, die britischen Interessen (gegen Japan) zu verteidigen, und daß diese Verteidigung durch keine sonstigen Verträge beein­trächtigt werden.

Washington, 10. 3uni. Hier glaubt man, daß Deutschland das Abkommen Briands und Lhamberlains in Genf nicht annehmen werde. Auch in England werde sich ein star­ker Widerstand erheben: das Abkommen dürfte vom eng­lischen Gesamtkabinekt in ähnlicher Meise begraben werden, wie das Genfer Protokoll.

Wiederherstellung Ordnung auf Samos

London, 10. Juni. meldet, die griechischen

Truppen haben die Ordnung-Auf der Insel Samos wieder­hergestellt und beginnen die Aufrührer einzukreisen.

Die Unruhen in China

London, 10. Juni. In Shanghai hat der Prozeß gegen die verhafteten Aufrührer begonnen. Von 46 Chinesen, dis gegen Sicherheitsleistung auf freien Fuß gesetzt waren, sind nur 23 erschienen. Die Lage hat sich durch den Beitritt von 3000 Schiffern zum Streik verschlimmert.

Die Studenten in Peking verlangen die Aufhebung aller Verträge mit den Fremdstaaten.

Deutscher Reichstag

Berlin, 10. Juni.

70. Sitzung. Präsident Löbe teilt mit, daß der Abgeordnete Severing (Soz.), der preußische Innenminister, wegen Krankheit auf 1 Wochen beurlaubt sei.

Das Abkommen mit Polen über Erleichterungen und kleinen Grenzverkehr wird dem Auswärtigen Ausschuß überwiesen.

Das Gesetz über die Weltpo st Vereinsverträge wird ohne Aussprache gebilligt.

Auf der Tagesordnung steht dann der Bericht des Aus­schusses für Bildungswesen über die I u n g l e h r e r f r a g e. Zu dieser Frage sind von allen Parteien zahlreiche Anträge eingegangen. Der Ausschuß für Bildungswesen ersucht die Reichsregierung, in den Haushaltsplan für 1925 aus­reichende Mittel zur Sicherung der wirtschaftlichen Existenz der Junglehrer und zu ihrer wissenschaftlichen und praktisch­pädagogischen Fortbildung einzustellen.

Abg. Mumm (Dntl.) empfiehlt den Ausschußantrag.

Abg- Neubauer (Komm.) beantragt, 40 Millionen für die Junglehrer flüssig zu machen.

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Die Sozialdemokraten werden den demokratischen An­trag auf sofortige Herabsetzung der Umsatzsteuer unterstützen. Sollte der Antrag abgelehnt werden, so wollen die Sozial­demokraten ihren Mißtrauensantrag gegen den Reichs­finanzminister von Schlieben einbringen.

Abg. Seiffert (Deutschvölk.) empfiehlt die Verwen­dung der Junglehrer als Vertreter erkrankter Lehrer.

Die Beratung wird abgebrochen. Nächste Sitzung Frei­tag nachmittags 2 Uhr.

Württemberg

Stuttgart, 10. Juni. Lohnbewegung in der Holzindustrie. Vom Verband der württembergischen Holzindustriellen wird uns geschrieben: Im Rahmen der gesamten Lohnbewegung im Deutschen Reich innerhalb der Holzindustrie ist auch mit ernsten Schwierigkeiten in Würt­temberg zu rechnen. Der Verband württ. Holzindustrieller nimmt heute in einer Mitgliederversammlung zu der Lage Stellung.

postscheckverkehr in Württemberg im Mai 1S2S. Die Zahl der Postscheckkunden betrug Ende Mai 33 018, gegen April mehr 186. Von dem Umsatz (405 Millionen RM) sind 314 Millionen bargeldlos beglichen worden.

Auf der Tagung der deutschen Wohnungsämter in Stutt­gart wurde eine Entschließung gefaßt, solange die Woh­nungsnot, die nur durch Neubautätigkeit behoben werden könne, fortbestehe, seien Maßnahmen der Wohnungszwangs­wirtschaft nicht zu entbehren. Der Abbau der Zwangs­wirtschaft sei den örtlichen Verhältnissen anzupassen. Die völlige Aufhebung bestehe jetzt schon für möblierte Zim­mer und gewerblich benutzte Räume, ferner sei von der In­anspruchnahme übergroßer Wohnungen abzusehen, wenn der Erfolg dem Aufwand nicht entspreche.

Tagung der württ. Landmesser. Die im Deutschen Ver­ein für Vermessunaswesen zusammengeschlossenen Land­messer hielten am Samstag hier ihre ordentliche Haupt- ve^->mm>'""-' "h, die von über 200 Mitgliedern besucht war.

Neue Fleischpreiserhöhung. Die Metzgerinnung bat mit sofortiger Wirkung folgende Fleischpreise neu festgesetzt: Ochsen- und Rindfleisch 1. Güte 1.25 (bish. 1.20) -R/Riiid- fleisch 2. Güte 1.10 (1.05) -R, Kuhfleisch 1. Güte 7075 (65 bis 70) F. Kalbfleisch 1. Güte 1.351.40 (1.301.35) .1t. Kalbfleisch 2. Güte 1.151.25 (1.101.20) Schweine­fleisch 1.25 ll.20)tt. Die Preise der übrigen Sorten bleiben unverändert.

Aus dem Lande

Ensingen. OA. Vaihingen, 10. Juni. Turm ein- weihung. Die Einweihungsseier des Aussichtsturms auf der Eselsburg hier findet nun am Sonntag, den 14. Juni, statt. Der Turm bietet eine herrliche Fernsicht.

Schorndorf, 10. Juni. Tödlicher Autounfall. Eine 87 Jahre alte Frau wollte ihr Enkelkind vor einem herannahenden Auto zu bewahren und geriet bei der Ueber- schreitung der Straße selbst in das Auto. Der Führer des Wagens versuchte, den Wagen, der in keinem zu raschen Tempo fuhr, noch zum Stehen zu bringen, aber es war schon zu spät. Die Frau war sofort tot.

Nürtingen, 10. Juni. Schlechter Schütze. Auf d..n Gang ins Feld wurde einer Landwirtsfrau der linke Oberarm von einem jungen Burschen, der mit einer Zimmerflinte auf eine Zielscheibe schoß, durchschossen. Zum Glück wurde der Knochen nicht verletzt.

Reutlingen. 10. Juni. Lohnbewegung. Die Güterbodenarbeiter im Reutlinger Hauptbahnhof haben am Montag abend wegen Lohnforderungen die Arbeit niedergelegt. Der Ladedienst bei der Güterstelle wird durch Einsetzung der Technischen Nothilfe aufrecht erhalten.

Münsingen, 10. Juni. Rohlinge. Böse Menschen baben letzten Sonntag auf dem Hungerberg übel gehaust. A"e nur auffindl--- en Bänke haben sie herausgerissen und zust mengeschlagen.

T. .enkeld OA. Neuenbürg, 10. Juni. Messerheld. Gotthold Müller wurde ohne vorausgegangenen Wort­wechsel von dem Fässer Wilhelm Ried auf offener Straße angefallen und in den Arm gestochen, so daß die Schlag­ader verletzt wurde. Müller mußte ins Bezirkskrankenhaus ^ verbracht werden.

Mm, 10. Juni. Militärischer Besuch. Mehrere Generale der süddeutschen Wehrkreise weilten einige Tage aus dienstlichen Gründen in Ulm. Das Pionierbataillon hat Felddienstübungen und Brückenschlag abgehalten, wobei die Generalität anwesend war.

Ulm, 10. Juni. 41. L a n d e s t u r n f e st. Zum württ. Landesturnfest haben sich im ganzen 4224 Wetturner an­gemeldet, davon 717 Frauen. Am Vereinswetturnen nehmen 255 Riegen der Männer und 77 Riegen der Frauen teil. 17 Abteilungen führen Volkstänze auf. An den allgemeinen Freiübungen der Männer werden sich voraussichtlich 6500 Turner und an den Freiübungen der Frauen 1500 Turner­innen beteiligen.

Ehingen. 10. Juni. ZumSkandalbeiderSpar- lasse. Egon Kahlmann, sowie der ehemalige Sparkassen­direktor Zeiler sind nach vierteljähriger Inhaftierung gegen Stellung von 10 000 bezw. 5000 rlt aus der Haft entlassen worden. In der letzten Sitzung des Gemeinderats kam der Wunsch zum Ausdruck, daß die Erledigung des Ko, kurs- versahrens beschleunigt werden soll.

Warkhausen OA. Biberach, 10. Juni. Einbrecher. In der Malzfabrik Angele wurde nachts eingebrochen und ein Geldbetrag gestohlen. Schon im vorigen Jahr wurden bei Angele zwei solcher Diebstähle verübt, ohne daß es ge­lungen ist, den Täter zu ermitteln. Der Täter wurde jetzt in einem in der Malzfabrik schon lange beschäftigten Arbeiter entdeckt.

Ravensburg, 10. Juni. In einem Neubau in der Garten« straße ist ein Arbeiter, der mit Ausschalen der Eisenbeton­decke beschäftigt war, dadurch verunglückt, daß er die Sprie­ßen nicht sorgfältig löste, wodurch die Verschalung plötzlich herunterfiel und ihn zu Boden warf. Er erlitt schwere Ver­letzungen.

' Im Flappachweiher ist der 121t Jahre alte Sohn des Obsthändlers Steinhaufen ertrunken.

Vaihingen a. F., 10. Juni. Zusammenstoß. Ein Auto aus Heilbronn fuhr in der Schulstraße mit einem Motorradfahrer zusammen. Dem Lenker des Motorrads, Architekt Schuh von Cannstatt, wurde das rechte Bein schwer verletzt. Beide Fahrzeuge sind leicht beschädigt.

Leonberg, 10. Juni. Militärhunde. Die deutsche Heeresverwaltung hat durch Vermittlung des Leonberger Clubs zweiLeonberger" Hündinnen angekauft, um sie im Heeresdienst zu verwenden.

Schwaigern, 10. Juni. Brandt Um die Mittags­stunde brach heute in der Altstadt beim Rathaus ein Brand in einer Scheuer aus, der sich auch auf das angebaute Wohnhaus eines Arbeiters ausdehnte und beide einäscherte.

Göppingen, 10. Juni. ZündelndeKinder. Gestern früh sind zwei kleine Kinder einer hiesigen Familie, als die Eltern sich außerhalb des Hauses befanden, an das Feuerzeug geraten; an dem entzündeten Feuer hat sich das ältere, ein öjähriges Mädchen, an verschiedenen Körperstellen derart verbrannt, daß es ins Krankenhaus verbracht werden mußte und kurz darauf gestorben ist. Die weitere Ausdehnung des Zimmerbrands konnte von Nachbarn gerade noch verhindert werden.

Baden

Karlsruhe, 10. Juni. Der während der großen Aus­stellung stattfindende Zahnpflegewettbewerb unter den Karlsruher Kindern findet gute Aufnahme. Bis zum heu­tigen Tag sind zwecks Verteilung von Preisen an Kinder mit bestgepflegten Zähnen über 1000 Mark gestiftet worden.

Pforzheim, 10. Juni. In Niefern wurden Wohnhaus und Scheune des Ehr. Wallinger ein Raub der Flammen. Nur mit großer Mühe gelang es, die Mackbargebäude zu retten. Man vermutet als Brandursache Kurzschluß.

St. Leon bei Bruchsal, 10. Juni. Am Sonntag nach­mittag brach hier ein Feuer aus, das die beiden Wohn­häuser des Valentin Gottselig und des Friedrich Götzmann in Asche legte. Die Brandursache ist bis jetzt nicht bekannt.

Lauda, 10. Juni. Der in Oberlauda bedienstete 30jährige Lorenz Thum kam beim Einfahren in die Scheune ums Leben.

Vom Schrvarzwald, 10. Juni- Bei dem Versuch, am Schieferhalden-Tunnel in Nußbach, Amt Triberg, ein Fels­stück durch einen Baumstamm zu stützen, versagte plötzlich

Var einsame 5ci>lok.

67 . Roman von Erich Ebenstein.

Urheberschutz durch Stuttgarter Noinanzentrale C. Ackermann, Stuttgart.

Sein erster Impuls war natürlich, dem Mörder mit 8em nächsten Schiffe nachzureisen und seinen Plan zu ver­eiteln, indem er ihn den Gerichten übergab. Aber er war kein Jüngling mehr und das Alter reitet bedächtige Rosse.

Hempel setzte seinen Bericht fort: '

»Hatte er Beweise gegen Münzer? Würde sein Zeug­nis allein genügen im fremden Land? Wer würde ihm Glauben schenken, wenn er erzählte, daß sie die Papiere getauscht hätten und er der wahre Meinrich Rosenschwert sei? Münzer würde doch natürlich alles leugnen; er hatte die auf den Namen Rosenschwert lautenden Papiere in der Hand, jedermann auf dem Schiffe hatte ihn nur unter diesem Namen gekannt und zudem konnte er als reicher Mann auftreten, denn auch das Geld, das Rosen­schwert mitgenommen batte, befand sich nun in seinem Besitz.

Nach reiflicher Ueberlegung beschloß also Herr von Rosenschwert, wieder nach Sidney zurückzukehren, um sich dort, wo ihn genug Leute kannten, neue Papiere ausstel­len zu lassen und die zweite Hälfte seines Vermögens, das 'er noch in einer australischen Bank liegen hatte, flüssig zu machen. Dann erst wollte er die Reise nach Europa wie­der antreten und den Meuchelmörder zur Anzeige bringen.

Ein glücklicher Zufall fügte es, daß eine ihm befreun­dete holländische Familie zur selben Zeit die Rückreise in die Heimat antrat und ihn unter ihren Schutz nahm, so daß er ohne jedes Hindernis in Amsterdam anlangte.

In Berlin erfuhr er aus einer Wiener Zeitung die Ermordung seines einstigen Sekretärs. Der Bericht war

sehr ausführlich, enthielt die Familiengeschichte der Rosen­schwerts und hob besonders die seltsame Schicksalsfügung hervor, die Frau Luckmann und ihre Tochter die letz­ten Sprossen des alten Geschlechts, die bisher in sehr be­schränkten Verhältnissen gelebt hätten nun doch noch als Herrinnen in das Schloß ihrer Väter geführt habe, nachdem sie sich bereits hoffnungslos in den Bescheid des seinerzeit zu ihren Ungunsten entschiedenen langjährigen Prozesses ergeben hätten.

Der Bericht erschütterte Herrn von Nosenschwert tief. Das Schicksal hatte also an dem Mörder bereits Vergel­tung geübt! Und Gallenhofen war wieder in Rosenschwert, schein Besitz! Freilich nur das Schloß! Aber war damit nicht eigentlich die Mission erfüllt, um deretwillen er die Heimat seines Vaters aufgesucht?

Sollte er nun kommen und zwei verwaiste Frauen heimatlos machen? Er war ein alter Mann und reich. Alles, was er für sich selbst erhofft hatte, war ein stilles Ruheplätzchen, wenn möglich im Familienverband oder wenigstens in der Nähe der noch lebenden Blutsver­wandten.

Nun lagen die Dinge plötzlich so anders. Statt Freude würde sein Erscheinen Schreck bei den Verwandten er­regen, denn es drohte, sie aus der bescheidenen Zuflucht zu vertreiben, die sich ihnen in Gallenhofen kaum erst auf­getan hatte. Alles in ihm sträubte sich dagegen. Seine vornehme, edle Denkungsweise drängte ihn förmlich dazu, umzukehren und wieder in dem Dunkel zu verschwinden, das sein vermeinlicher Tod in der Vorstellung der Ver­wandten um seine Person gewoben hatte.

Drei Tage irrte er in Berlin herum, unentschlossen, was er tun sollte: Umkehren oder Weiterreisen? Denn da waren doch noch mancherlei Möglichkeiten, die ihm zu denken gaben.

War es denn so ausgemacht, daß die beiden allein­stehenden Damen, denen Gallenhofen jetzt zugefallen war gern dort weilten? Vielleicht war ihnen das Schloß, zu dessen Erhaltung ihnen ja die Mittel fehlten, nur eine Last? Vielleicht besaßen sie gar nicht so viel Familien- sinn, um es zu lieben, wie er selbst es geliebt hätte.

Und dann: Die verschwundenen Urkunden! Nur er, war wirklich imstande, sie zu finden, nach den mündliche«! Angaben über die beiden Verstecke, in denen ste sich moz-! licherweise befanden, die sein Vater ihm gemacht. >

Am vierten Tage war sein Entschluß gefaßt. Er, wollte Weiterreisen, vorerst unerkannt im Verborgenen j bleiben und dann, nachdem er selbst geprüft hatte, wie die- Dinge lagen, erst handeln." , ^ ^

Gott sei gelobt!" rief die Maiorin, die Hempels War-, ten mit atemloser Spannung gefolgt war, tief aufatmend.s Er lebt nicht nur, sondern er kommt! Wir wevden ihm lieben dürfen und sein Alter verschönern können! Ww wevden endlich nicht mehr allein und verwaist auf Erden stehen, sondern einem natürlichen Schutz finden in diesem unseren letzten Verwandten!"

Aber Sie werden auch die Erbschaft durch chn der-- lieren!" sagte Hempel ernst.Denn in dem Augenblick,; wo Herr Meinrich von Rosenschwert aus dem Dunkel sei-! ner selbstgewählten Verborgenheit heraustritt, ist er der Besitzer von Gallenhofen, und jene Urkunden, die wir vor- hin entdeckten, kommen ihm zugute."

O, wie gern, wie gern werden wir um diesen Preis auf alles verzichten! Nicht wahr, Hella?"

Gewiß, Mama. Ich bin die letzte, die an Geld und Gut hängt, das weißt Du. Ich freue mich unbeschreiblich au, den Großonkel. Nur Egbert verliert bei all dem"^ setzte sie schelmisch hinzu,denn er bekommt nur eine ganz arme Braut." lSortseiauna syM»