die Kraft der Arbeiter, so daß der Stamm wieder zuriick- stürzte und den 21 Jahre alten Gabriel Schneider so un­glücklich auf den Kopf traf, daß der Tod sofort eintrat. In Sankt Peter ist der 24jährige Konditor Maier aus Frei- burg im großen Weiher beim Baden ertrunken.

Donaueschingen. 10. Juni. Die Leiche des ertrunkenen Schützen Maus vom hiesigen Ausbildungsbataillon wurde jetzt im alten Bachbett des Brennbachs aufgefunden.

Schopfheim, 10. Juni. Die Frau eines Fabrikarbeiters wollte ihrem Kind Milch auf einem Spirituskocher wärmen. Dabei muß sie entschieden zu viel Spiritus aufgegossen haben. Das Feuer schlug ihr ins Gesicht urrd verletzte sie

schwer.

Döhrenbach. 10. Juni. Im hiesigen Stauwehr ist ein 17jähriger Bursche ertrunken.

Kchönenbach bei Bonndorf, 10. Juni. Am Sonntag nahm der 17 Jahre alte August Wahl nach einem Radausslug ein Bad in dem Staubecken Linach. Nach kurzer Zelt stellte sich bei dem jungen Mann ein Starrkrampf em, so baß er rasch unter dem Wasser versank. Trotz sofortiger Bergung waren alle Wiederbelebungsversuche erfolglos.

Waldkirch. 10. Juni. Hier starb nach langem schwerem Leiden im Alter von nahezu 80 Jahren Geistlicher Rat und Stadtpfarrer Jonas Dieterle, - Jvbelpriester, Inhaber des päpstlichen Ehrenkreuzespro eclesia et Pontifice und dem Zähringer Löwenordens 1. Klasse.

Bellingen. bei Müllheim, 10. Juni. Der 10jährige Her- mann Meier aus Schlangen badete am Sonntag an der sog. Lochbrücke. Plötzlich stieß er einen lauten Schrei aus und ertrank vor den Augen seiner Kameraden. Die Leiche konnte bis jetzt noch nicht geborgen werden.

Binzgen, Amt Säckingen, 10. Juni. Am Sonntag mittag entstand in dem Gehöft des Landwirts Derer ein Brand, der das ganze Anwesen einäscherte. Vieh und Fahrnisse konnten gerettet werden.

Oberabksteinach im Odenwald, 10. Juni. Am Samstag nachmittag wurde in Affolterbach der Steinhauermeister Johann Hintenlang aus Oberabtsteinach, als er mit seinem Motorrad ein Lastauto überholen wollte, an einer Straßen­biegung überfahren und sofort getötet.

Germersheim, 10. Juni. Am Freitag nachmittag ver­suchte der 19 Jahre alte Elektrolehrling Heinrich Bolz aus Philippsburg mit einem Stehbolzenschlüssel gegenüber dem Fort Friedrichsburg die Schienenschrauben zu lockern. Kurz darauf kam der Personenzug herangebraust. Der Täter ließ den Schlüssel stehen und legte sich in das nebenbefindliche Gleis. Die Maschine durchschnitt den Schlüssel vollständig, so daß die beabsichtigte Entgleisung des Zugs glücklicherweise verhindert wurde. Der Verbrecher wurde festgenommen.

Lokales.

Wildbad, 11. Juni 1925.

Erholung in der Heimat. Aus einheimischen Bädern und Kurorten kommt die Klage, daß der Besuch sehr zu wünschen lasse. Der Mittelstand, der früher diese hauptsächlich aus­suchte, sei großenteils verarmt und könnte sich keinen Kur­aufenthalt mehr gestatten. Die wohlhabenden Kreise gehen vielfach insAusland, vor allem in die Schweiz und nach Italien (!>, daß man auch gegen die einheimische Fremden­industrie Verpflichtungen habe, wollen sie großenteils nicht anerkennen. Demgegenüber berührt es wohltuend, daß der württ. Staatspräsident, wie kürzlich zu lesen «or, einen unserer schönen heimatlichen Luftkurorte- m Rems­

tal aufgesucht hat. Möchte dieses Beispiel viel Nachahmung finden!

Ssison-I^sekricklen.

Vortrag, kreltag, den 12. duui, wird im Kursaal ein Vor­trag eigener ^rt Zebalten werden, betitelt:Stsmrsitkunst und !Vlo- dsrns Kunst, sin Vsrgloiab mit l,iobtbildsrn". Oie Lteimeit liegt unsndlicii weit blritsr uns rurück; es sind wobl 25 000 dabre seittisr verklossen. Oie Nenscben von daxumal waren tiliblendewokner und als der Kunstsinn in ibnen sied regte, ritrten sie ^eicbnungen in die Wand der tlöble oder scblitken in 8tsinklötee allerband Pannen, die sie der umgebenden dlatur entnommen batten und nun nack ibrer urwüchsigen .4ukkassunZsweise Wiedergaben. Oer Vortragende, Or. Oaulcks, ist Professor der (lsologie an der lecbniscben klocb- sckule in Karlsrube. Wissenscbaktlicke Studien über vorgesebicbtlicbe weiten, vis sie sieb in Ossteinsn und Ausgrabungen offenbaren, sind also seine kerufsbetätigung. ,-ZIs Sondergebiet bekaLt er sieb dabei mit den Kunstäukerungen aus jenen längst vergangenen kpocben und ist über alle Kunde soleber ^rt, wo sie aueb immer gemaebt worden sind, durcbs Original oder Kopie, aufs sorgfältigste unterricbtet. Oa Professor paulcke sieb selbst aueb in dlalerei betätigt und in der modernen Kunstriebtung wobl bewandert ist, so lag es ibm nabe, Vergleicbe ru rieben rwiseben der künstleriscben Auffassung, kmpkln- dung und Wiedergabe der Lteinreitmenscben und derjenigen unserer istaler und kildbausr von beute. Or ist dabei ru reckt merkwür­digen Orgednisssn gelangt, die er in einem mit rablreicben Abbil­dungen vsrsebenen kucke niedergelegt bat (Lteinreitkunst und Vio- derne Kunst. Verlag Sckweirerbart, Ltuttgarf). kr wird in seinem X ortrag jene uralten Kunstäukerungen mit denen des modernen kx- pressionismus, die beim Vergleicb eine üdsrrascbende /Zebnlicbkeit reigen, im Ucbtbild vorkübren und erläutern. 3c.

OieWiener Keue Preis Presse" urteilt über Or. paulcke:

Or. paulcke, der, von kerut Oeologe, in dem Wesen der Kunst anscbeinend mebr l-insicbt verrät, als mancber nambakte Kunst- gelebrte von beute, bat so viel Vernunft und Mut, darauf biwu- weisen, dab eckte Primitivität von Ormenscken, Kegern und Kindern denn dock etwas anderes ist, als die kopierte und konstruierte unserer Modernen, die man eben nur als Maskerade und rwar als reckt billige, bereicbnen kann".

Max I.iebermann:Was 3ie über moderne Kunst sagen, unter- scbreibe ick Wort für Wort."

Kleine Nachrichten aus aller Wel

Auf der Suche nach Amundsen. Der amerikanische Ka Mac Millam wird nach einer Vlättermeldung ar 17. Juni nach Kap Polsnio und dem Fort Conger fahrer um Amundsen zu suchen. Sollte er ihn nicht finden, s werde er versuchen, nach dem Nordpol zu fliegen. Millar befurchtet, daß Amundsen und sein Begleiter auf schwim mendes Eis geraten und in der Gefahr des Verhungern ieien, da sie nur Lebensmittel für 2 Wochen bei sich hatter

°.n?^^..T."'enkinder in Steiermark. In Graz ist de '^mhrige Zug mit reichsdeutschen Kindern ein getroffen. 200 Kinder waren bereits in Salzburg und 1 Steiermark an Pflegeeltern abgeliefert worden, währen Mittelsteiermark bestimmte Kinder in Graz aus r/ichsdeutschen Kindern und ihrer Vegleitun de am Bahnhof ein herzlicher Empfang bereitet.

rll^n dEsche Sprache soll nach einem Beschluß des bulga S^n^ m r"richtsministeriums als Pflichtfach in allei

schulen Bulgariens eingeführt werden.

' Verkehr in Berlin. Die von der Reichsbahndirektiol

Berlin am 6.' Mai veranstaltete Verkehrszahlung aus der Berliner Stadt- und Ringbahn und auf den Vorortbahnen hat ergeben, daß an dem genannten Tag nahezu 1)4 Millio­nen Reisende die Stadt- und Ringbahnen und die Vorort­bahnen benutzten.

Massenheimreise aus Amerika. Viele von den Deutschen, die nach Amerika ausaewandert sind, namentlich vor drei Jahren, haben dort nicht gefunden, was sie finden zu können glaubten, und die alte Heimat in allem Unglück dünkt ihnen immer noch besser als das kaltherzige, vielfach noch feind­liche Amerika. Nicht wenige kommen wieder zurück. Der DampterColumbus" des Norddeutschen Lloyd wird allein 1755 Amerikamüde wieder in die Heimat führen.

Gerettet. Wie aus Hamburg gemeldet wird, konnten die vier Personen, die bei Kuxhaven in den Watten von der Flut überrascht wurden, doch noch durch das Boot einer Badeanstalt gerettet werden.

Grohfeuer. In Augsburg brach am Montag abend um 10 Uhr in der früheren Gasanstalt Feuer aus, das sich über die Lager der Viktoria-Elektro- und Wärmegesellschaft ver­breitete. Es gelang, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Der Schaden ist sehr bedeutend.

Brand eines Flugzeugs. Das Reklameflugzeug der Schokoladefabrik Sarotti, ein Dreidecker, stieg in Schöne­berg auf, um nach Staaken zu fliegen. Plötzlich fing das Flugzeug auf unaufgeklärte Weise Feuer; es ging im Gleit­flug herunter und landete, indem es sich überschlug. Der Monteur wurde herausgeschleudert und erlitt schwere Brand­wunden. Auch der Führer wurde lebensgefährlich verletzt.

Der erste Mord im Flugzeug. Auf dem Flug von Wien nach Budapest ist der Straßburger Juwelenhändler Lasker von einem Mitreisenden und dem Flugzeugführer betäubt und aus dem Fenster geworfen worden. Man fand die Leiche an der österreichisch-ungarischen Grenze. Lasker führte ein Kästchen mit Edelsteinen und Bargeld bei sich. Die Mörder sind flüchtig.

33 Häuser verbrannt. In dem von Sommerfrischlern vielbesuchten Wiener-Neustadt ist ein Brand ausgebrochen, dem infolge Wassermangels 33 Häuser zum Opfer gefallen sind.

HoffnungsreicheJugend". In einem ersten Berliner Hotel wurde ein sehr jugendlich aussehender angeblicher Großkaufmann aus München und seine Frau verhaftet. Das Paar entpuppte sich als »in löjähriger Kaufmanns­lehrling. der sich durch umfangreiche Unterschlagungen Geld verschafft hatte, und eine 15jährige Tanzschülerin.

Dom Starkstrom getötet. In Mailand verunglückten vier junge Arbeiter, die sich während der Mittagpause auf einer Wiese zum Schlafen niedergelegt hatten, dadurch töd­lich, daß sie mit einem Leitungsdraht in Berührung kamen.

Iahrtausendfeier in Bulgarien. Die bulgarische Regie­rung hat beschlossen, die Gründung des bulgarischen König­reichs vor 1000 Jahren und die gleichzeitige Vereinigung aller bulgarischen Gebiete einschließlich Thrazien, Mazedo­nien und der Dobrudscha unter dein Szepter des ersten Königs Simeon des Großen, sowie die 50jährige Befreiung von türkischer Herrschaft festlich zu begehen.

Grubenunglück. Durch eine Explosion wurden in einem Bergwerk im Staat Kentucky (Vereinigte Staaten von Nord­amerika) 17 Bergleute verschüttet. Es besteht keine Hoff- nu z auf Rettung.

Ein neues Lhescheidnngsgeseh in Japan. Viele Japa­ner halten das neue Ehescheidungsgesetz, das jetzt in Japan eingeführt wanden ist, für eine Revolution, die den Frauen die gleichen Rechte wie den Männern zubilligt. Das neue Gesetz -übt nämlich auch der Frau das Recht, eine Eheschei­dungsklage weaen unwürdigen Verhaltens des Mannes an­zustrengen. Bisber batte nur der Ehemann das Reckt ge­habt, aus diesem Grunde die Trennung der Ehe zu fordern. Das Gesetz bestimmt auch, daß eine Scheidung bei gegen­seitiger Uebereinstimmung nur stattfinden soll, wenn auch die Eltern oder Großeltern des Paares ihre Einwilligung gegeben hoben. Bisher brauchten nur Mann und Frau ihr Einverständnis mit der Scheidung erklären.

Großfeuer auf einem Rikkerguk. Auf einem Rittergut bei Lassan (Pommern) brach Feuer aus, das den ganzen aus 5 Gebäuden bestehenden Wirtschaftshof einäscherte. 4 Pferde, 9 Fohlen, 12 Ochsen, 20 Kälber und 12 Schweine kamen in den Rammen um. Große Vorräte an Hafer, Kartoffeln, Heu und Stroh, sowie zahlreiche landwirtschaftliche Ma­schinen wurden ein Raub der Flammen.

Fabrilbrand. In Gräben bei Striegau ist das Futter­mittellager der Zuckerfabrik mit 200 Zentnern Ware und 1000 leeren Zuckersäcken durch Feuer vernichtet worden. Der Schaden beträgt 80 000

Voxspork. Wie dieHamb. Nachr." melden, hat sich Samson Körner, der am kommenden Sonntag in Hamburg seinen Titel als deutscher Meister gegen Hans Breitensträter verteidigen sollte, im Training eine schwere Verletzung der rechten Hand zugezogen. Die Vertrauensärzte konstatierten einen Bluterguß bedenklicher Art und ordneten für mehrere Wochen einen Gipsverband an. Der Cntscheidungskampf uri die deutsche Meisterschaft muß demnach verschoben werden,

Die Milch und ihre Gewinnung

lieber die wichtige Frage der Versorgung der Städte mit frischer, gesunder Milch schreibt Universitätsprofessor Hofrat Dr. M ü l l e r - L e n h a r tz in denLeipz. Neuesten Nachr." folgendes:

Die Kuhmilch und die Butter sind reich am A-Vtta- Minen, die, wie die Vitamine überhaupt, für die Gesund­heit von Mensch und Tier, für die Lebenskraft und Lei­stungsfähigkeit von entscheidender Bedeutung sind und ge­rade in der Ernährung der Jugend eine wichtige Aufgabe zu erfüllen haben. Die Forschung hat uns gelehrt, daß dis Nahrungsmittel, die in rohem Zustand verzehrt werden können, eine außerordentlich günstige Wirkung in der Er­nährung haben, und diese Eigenschaften kommen besonders der rohen Milch zu.

In pasteurisierter oder sterilisierter Milch werden die C- Vitamine (gegen Skorbut), die für die Verdauung so wich­tigen Fermente und die bakterientötenden Eigenschasten der Milch ganz oder teilweise zerstört, auch die Verdaulichkeit der Eiweißstoffe wird erschwert. Weiter ist man der Ansicht, daß sterilisierte Milch nicht imstande ist, eine genügende Knochenbildung beim Säugling zu bewirken, weil das Steri­lisieren einen großen Teil der Kalksalze in einen Zustand versetzt, in dem sie nicht mehr vom kindlichen Organismus ausgenutzt werden.

Es ist klar, daß die an eine Marktmilch gestellten Forderungen nicht io hoch sein können». «Ätz bei der Vor,

zugsmilch oder bei der Kontrollmilch überhaupt, denn die Marktm'lch wird ja bedeutend niedriger bezahlt als die letz­tere. Das Hauptgewicht ist auf eine reine, unverfälschte Milch zu legen. Die Marktmilch hat bei Erfüllung dieser Forderung auch immer einen genügenden Fettgehalt, der nach den städtischen Milchmessungen zwischen 2,3 und 3,3 Prozent schwankt. Wenn auch die Forderung eines ho'en Mindestfettgehalts der Milch viel' icht der Pantscherei etr cs Abbruch tut, so muß sie doch als Ungerechtigkeit gegenü r den Erzeugern angesehen werden. Der Landwirt ist r )t immer in der Lage, Milch mit 3 Prozent Fettgehalt zu .e- fern. Es ist aber offenbar eine Ungerechtigkeit, ihn zu be­strafen, ohne daß ein Verschulden von seiner Seite vorliegt, eben nur deshalb, weil seine Kühe zeitweise eine Milch lie­fern, die einige Zehntel Prozent Fett weniger enthält, als gefordert wird. Bei manchen milchreichen Viehschlägen Deutschlands erreicht der Milchfettgehalt kaum 3 Prozent, und der Besitzer kann durch das Futter diese Natureigenschaft der Tiere nicht ändern. Ob eine Milch 2,7 oder 3 Prozent Fett enthält, ist viel weniger wichtig, als daß sie rejn und gesund ist.

Jeder Hausfrau sei geraten, die von ihr benötigte Markt­milch, sei es zu Trink-, Koch- oder Backzwecken, von einem reellen Händler oder Erzeuger in rohem Zustand zu be­ziehen. Die Hausfrau ist dann in der Lage, die Beschaffen­heit der Milch, ihre Haltbarkeit, ihren Fettgehalt, ihre Sau­berkeit selbst zu beurteilen und sie, wenn nötig, selbst zu er­hitzen. Sie wird sich ihre Milch dort holen, wo sie am besten bedient wird. Der Milchhändler, -er Rohmilch vertreibt, ist wiederum in der Lage, sich die Erzeuger auszusuchen, also nur solche, die haltbare und gute Milch liefern, und die sich dem Tuberkulose-Tilgungsverfahren angeschlossen haben. Der Händler kann solche vollwertige Milch nach Eingang sofort noch einmal seihen und kühlen und sie möglichst schnell in Verkehr bringen. Die in heißen Monaten, besonders bei Gewitterluft, etwa angesäuerte Milch kann der Händler zu Quark oder Käse verarbeiten. Der Hauptvertrieb der Markt- milch muß beim Händler im Laden (bzw. Lieferung ins Haus) stattfinden und nicht aus der Straße.

Es war schon auf die Schädigungen hingewiesen, die der Milch durch Erhitzen zugefügt werden. Man glaube auch nicht, daß die pasteurisierte oder sterilisierte Milch nun wirk­lich steril ist. Von den Bakterien in der Milch werden manch­mal giftige Stoffwechfelprodukte gebildet, die selbst die Koch­temperatur überdauern können. Andererseits ist auch der Fall möglich, daß gewisse hitzebeständige Bakterienarten in der erhitzten Milch am Leben bleiben und zu schädlichen Umsetzungen Veranlassung geben können, wenn diese Milch nicht sofort nach dem Erhitzen auf unter 10 Grad abgekühlt und auf dieser Temperatur gehalten wird. Das ständige Kühlhalten solcher Milch ist eine häufig unerfüllbare Forde­rung. Es braucht nicht erwähüt zu werden, daß der Vita­mingehalt dieser Milch in dem Maß zurückgeht, wie die Tem­peratur steigt. Ganz besonders ist aber darauf hinzuweisen, daß Vitamingruppen in ihr abgetötet werden, wenn sie ein zweitesmal erhitzt wird, und das ist meistens der Fall, wenn sie als Kindernahrung verwendet werden soll.

Verhältnismäßig am wenigsten werden die natürlichen Eigenschaften der Milch beeinträchtigt, wenn die Erhitzung (30 Minuten lang) 63 Grad nicht übersteigt und die er­wähnte dauernde Kühlhaltuna erfolgt. Auch bei diesem Ver­fahren kann keine Gewähr flir Keimfreiheit des Produkts gegeben werden, auch nicht hinsichtlich des Freiseins von Tuberkelbazillen. Die Gefahr der Uebertragung der Tuber­kulose des Rindes auf den Menschen durch tuberkelbazillen- baltige Milch besteht auch hier, darf allerdings nicht zu sehr überschätzt werden. Sie ist um so mehr im Abnehmen be­griffen, als das Tuberkulose-Tilgungsverfahren in der Landwirtschaft weiter um sich greift oder die Stätte der Er­zeugung anderweitig überwacht wird.

Auf Grund der gemachten Ausführungen sind die Ein- richtunaen von Milchhöfen nicht zu empfehlen, wie sie z B. in Düsseldorf, Nürnberg, Mannheim und Stuttgart vorhan­den sind. Hier wird sämtliche Milch an eine große städtische Zentrale nbgeliefert, pasteurisiert und in Sammelbecken ge­bracht. Am folgenden Tag wird die Beschaffenheit der Milch untersucht und an die Händler ausgegeben. Demgegenüber sei festgestellt, daß bei direkter Frischmilchlieferung an den Händler die Abendmilch des vorhergehenden Tags früh am folgenden Tag und ein großer Teil der Morgenmilch am Tag ihrer Erzeugung abgesetzt wird. Im Milchhof wird also die Milch aller Erzeuger vermischt, gleichgültig welche Be­schaffenheit sie hat. Der Händler kann sich also nicht mehr die guten Lieferer selbst aussuchen, sondern ist gezwungen, das zu verkaufen, was man ihm aus der Zentrale gibt. Es steht zu erwarten, daß ein heißer Sommer die guten Er­fahrungen, die man angeblich mit den Milchhöfen und ihrer günstigen Einwirkung auf die Kindersterblichkeit gemacht hat, in schlechte verwandeln wird.

Große Städte ohne genügend Hinterland, wie z. B. Ber­lin, mögen vielleicht teilweise auf Versorgung mit erhitzter Milch angewiesen sein. Ileberall da aber, wo die Stadt ihren Bedarf aus der ersten Zone mit ihren Abmelkwirtschaften, die teilweise Vorzugsmilch erzeugen, und aus der zweiten Zone, die gute Bahnverbindung mit der Stadt haben, decken können, sollte nur Frischmilchlieferung in Betracht kommen.

Nicht die Forderung der Erhitzung der Milch wird uns vorwärts bringen, denn es gibt andere Wege, die die Milch­versorgung verbessern können: Vermehrung der Erzeugung von Vorzugsmilch, Zwangstuberkulosetilgungsverfahren bei den Rindern, milchhygienische Ueberwachung der Erzeugungs­stätte, Konzessionierung des Milchhandels. Dabei ist aber eins Voraussetzung: Der Milchpreis muß so bemessen sein, daß er nicht nur die Erzeugungs- und Vertriebskosten deckt, sondern auch einen angemessenen Verdienst einschließt. Das trifft für den Erzeuger bei den immer weiter ansteigenden Produktionskosten leider häufig nicht zu. Das Publikum hat das größte Interesse an der Belieferung mit vollwertiger, gesunder Milch, die aber auch entsprechend bezahlt-werden muß, um so mehr, wenn der Erzeuger den hygienischen An­forderungen an ihre Gewinnung und Behandlung gerecht werden soll. Kann der Erzeuger infolge zu niedrigen Milch­preises diesen Anforderungen nicht Nachkommen, so schädigt man damit die Allgemeinheit.

Die Ergebnisse der Vitaminforschung werden das Pu­blikum immer mehr zur Ernährung mit vitaminreicher Kost erziehen, die uns das Grüngemüse, die Kohlarten, Kar- tosfeln, manche Früchte und kleiehaltiges Brot liefern. Cr- findungen werden gemacht, um bei der Zubereitung der Nahrungsmittel die Vitamine zu erhalten, wie das in ausgezeichneter Weise durch den Dunstapparak Vitamina" (Institut Pro vita in Leipzig) geschieht. So sei auch jede Hausfrau bestrebt, eine gute vitaminreiche Voll­milch zu beschaffen und der Milchnahrung weit mehr Be­achtung zu schenken als bisher. Die Milch ist das beste und billigste Nahrungsmittel, ist flüssiges Fleisch, und die Nähr­mittel in ihr erhält man für mehr als die Hälfte billiger als in anderen Nahrungsmitteln (Fleisch, Butter, Brot, Eier),