„Völkervereinigung", in der Zeit des Völkerbunds, der (darantieverträge und des Weltschiedsgenchtshsses, lst in ^Wahrheit das Völkerrecht Zum Spott geworden. Der Mach- tige nennt das, was seinen Interessen entspricht. „Recht, setzt sich kühl lächelnd selbst über die ewigen Grundrechte schwächerer Nationen hinweg und sügt zu Rechtsverletzung noch den Hohn.
Und damit dieser Zustand verewigt wird, bannt die Willkür für alle Zeiten herrschender Grundsatz bleibt, soll Deutschland zum höheren Ruhm Frankreichs noch wehrloser, noch elender gemocht werden...
Die Vertreter der beiden Ententeländer, deren Trap- pen heute noch wider Recht und Vertrag im Ruhrgebiet stehen, wagen es, Deutschland Vertragsverletzung vorzuwer- sen und berusen sich höhnend darauf, daß es nach seinem räuberischen Einfall, zur Verzweiflung getrieben, schwache Abwehrmaßnahmen ins Auge gefaßt hat.
Man schlägt also auf ein wehrlos gemachtes Opfer blindlings ein und wenn es auch nur abwehrend den Arm erhebt. so zetert man los: „Seht ihr, er ist noch immer nicht moralisch entwaffnet!" Die Vertreter dieser Moral aber glauben sich als Richter über Deutschland aufspielen zu können!
Die Vertreter der Mächte, die den feierlich geschlossenen V o r friedensvertrag (Lansingvertrag) gebrochen und die als Friedensgrundlage vereinbarten 14 Punkte Wilsons vom ersten bis zum letzten als Luft behandelt haben, jener Mächte, die es trotz ihrer feierlichen Vertragsunterschrift geduldet haben, daß Frankreich und Belgien jahrelang den Vertrag am Rhein als Fetzen Papier behandelten und noch behandeln, mahnten Deutschland an die Vertragserfüllung und beteiligten sich an „Sanktionen" gegen das Opfer. Es hat den schweren Verdacht auf sich geladen, trotz seiner Schwäche etwaige neue Raubeinfälle und Strangulationsversuche nicht mehr völlig widerstandslos zu dulden. Welche Bedrohung der „Sicherheit" der edlen Verbündeten!
Die Mächte, die selbst bis an die Zähne bewaffnet geblieben sind, die in Gas- und Luftkampsmitteln ein neues Wettrüsten betreiben, die ihre eigene Abrüstungsverpflichtung aus dem Friedensvertrag (der Deutschlands Abrüstung nur als Vorleistung bezeichnet) einfach mißachten, haben die Stirn, dem einzigen Land, das wirklich abgerüstet hat, Vertragsverletzung vorzuwerfen und dafür Sanktionen zu verhängen.
Fünf Monate nach Vollzug der „Strafe" hat man die Gnade, uns die angeblichen Gründe für die Nichträumung der ersten rheinischen Zone mitzuteilen. So ernst sind die Verfehlungen Deutschlands, so schwer ist die Sicherheit der Ententeländer bedroht, daß man erst monatelang Deutschland durchschnüffeln und dann fünf Monate unter sich verhandeln muß, um Verstöße zu finden und sich darüber zu einigen!
In Wirklichkeit war die Nichträumung der Kölner Zone, unabhängig von der Entwaffnung Deutschlands, längst zwischen England und Frankreich aus allgemeinen politischen Gründen vereinbart, was auch ein großer Teil der englischen Presse früher zugestanden hat. Die Entwaffnung war also immer nur Vorwand, niemals aber der wirkliche Grund für die Nichträumung. Diese ist und bleibt ein neuer Vertragsbruch. Die Mächte aber, die sich von neuem über Recht und Vertrag hinweggesetzt haben, scheuen sich nicht, sich in die Rolle des Anklägers zu versetzen. — Wenn es ein Weltgewissen gäbe, so- müßte es jetzt in flammender Empörung austodern. Statt dessen werden wir es erleben, daß ein großer Teil der irregeführten Welt von Deutschland noch weitere Selbstentmannung verlangt und von dessen schwerbewaffneten Nachbarnationen nicht spricht.
Neue Nachrichten
Falsche Angaben kn der Lnkwaffnungsnole Berlin, 7. Juni. Der „Lokalanzeiger" stellt verschiedene falsche Angaben über das bereits zerstörte und ab gelieferte Kriegsmaterial in den Anlagen der Entwaffnungsnote fest. So sind nicht 33 544 Kanonen, wie die verbündeten Regierungen behaupten, abgeliefert oder zerstört worden, sondern 54 887, nicht 11615 Minenwerfer, sondern 28 469, nicht 87 946 Maschinengewehre, sondern 105 163, nicht 4,5 Millionen Handfeuerwaffen, sondern 6 Millionen.
Der Zweck der Verbandsnole
Die Deutsche Allg. Ztg. schreibt, es müsse vorab festgestellt werden, daß die parlamentarische Grundlage der Reichsregierung mit deren Auffassung von der Verbandsnote die Parteien übereinstimmen, unbeeinflußt und unerschüttert fei. Die Parteien würdigen den Wunsch des Rheinlands nach Befreiung, aber sie wissen auch, daß die Opfer an der Notwendigkeit der Selbstbehauptung ihre Grenze finden
müssen. Wo sich wirkliche Verstöße vorfinden sollten, werden sie abgestellt oder Verhandlungen geführt, aber in allen den Fragen, die den Lebensnerv Deutschlands berühren, werde die Verbandsnote ein unerschütterliches Nein finden. Niemand könne sich des Eindrucks erwehren, daß die ganze sogenannte Entwaffnungsfrage und auch die vorliegende Note nur als Vorspiel für die Austragung der Schwierigkeiten der Sicherheitsfrage zu gelten habe.
Anschlag gegen den König von Spanien?
Paris, 7. Juni. Havas verbreitet, an der Eisenbahnlinie Madrid—Barcelona, in der Nähe von Barcelona sei vor der Anfahrt des Hoszugs eine große Bombe gefunden worden. 19 Verdächtige, die einer Geh'eimgesellschaft angehören, seien verhaftet worden.
Nach einer andern Meldung sei der Anschlag gegen den General Primo de Rivera gerichtet gewesen.
Schwere Kämpfe in Marokko
Paris, 7. Juni. Am Gebirge von Tauenart wurden die französischen Stellungen von den zu Abd el Krim übergegangenen marokkanischen Stämmen heftig angegriffen. Die Franzosen mußten sich zurückziehen, bis Verstärkungen eintrafen. Die Schlacht dauert aber noch an. (Es scheint sich um Marokkaner zu handeln, die im französischen Heer ausgebildet worden sind.)
Das „Journal" will aus London erfahren haben, der deutsche Dampfer „Margarethe" sei mit einer Ladung Waffen, Munition und Flugzeugen angeblich in russischem Auftrag von Hamburg ausgelaufen. Die Ladung sei in Wirklichkeit für die Kabylen bestimmt.
Neue Bluklaken in Bulgarien
Mailand, 7. Juni. Aus Belgrad meldet der Triester „Piccolo", im bulgarischen Bezirk Widdin seien 400 Personen und in der Stadt selbst 68 Personen, darunter einige Abgeordnete und Führer der radikalen Bauernpartei, von mazedonischen Freischärlern umaebracht und verschiedene Häuser angezündet worden. — Die Umwege vorstehender Meldung lassen die Nachricht als etwas zweifelhaft erscheinen.
Der Aufruhr in China
Shanghai, 7. Juni. Gestern haben sich 400 chinesische Polizisten den Streikenden angeschlossen.
Die Zahl der Streikenden in Schanghai wird jetzt auf 200 000 angegeben.
Der russische „Oberst" Guschine ist in Shanghai verhaftet worden.
In Kanton fanden blutige Zusammenstöße statt. Die Punanleute wurden vertrieben. Der telegraphische Verkehr mit Hongkong ist unterbrochen.
Japan hat die angekündigte Landung von Marinetruppen noch zurückgehalten, da die andern Mächte auf die unabsehbaren Folgen aufmerksam machten.
Die chinesischen Studenten in Tokio haben der japanischen Regierung eine Denkschrift übergeben, in der um die Absetzung der japanischen Konsuln in Shanghai und Tsingtau, die Entschädigung der Opfer usw. gefordert wird. Die Regierung wird die Denkschrift nicht beantworten.
Zurückhaltung Amerikas — Ein Wink an Japan
London, 7. Juni. In Washington erblickt man, wie die Times meldet, (mit Recht) den tieferen Grund der chinesischen Unruhen in der Tatsache, daß seit 30 Jahren die Eisenbahnen und sonstigen Verkehrsmittel, sowie die Bodenschätze usw. des Landes von fremden Kapitalisten ausgebeutet worden sind, die unter sich eifersüchtig waren. Sobald der Washingtoner Abrüstungsvertrag von Frankreich bestätigt sei, müsse eine China-Konferenz einberufen werden. Bis dahin werde sich Amerika auf den Schutz seiner Staatsangehörigen in China beschränken und alles vermeiden, was den Schein eines bewaffneten Eingreifens erwecken könnte.
Die Nachtarbeit in den Bäckereien
Genf, 7. Juni. Die internationale Arbeitskonferenz beschloß mit 76 gegen 36 Stimmen, daß die nächtliche Arbeitsruhe in den Bäckereien ununterbrochen sieben Stunden dauern und für die M e i st e r ebenso verbindlich sein soll wie für die Gesellen. Der englische Antrag, die Meister auszunehmen, wurde abgelehnt. Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben fest zu vereinbaren, ob die Arbeit morgens um 4 oder 5 Uhr beginnen soll.
Württemberg
Stuttgart, 7. Juni. Ein unberechtigter Angriff. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Die Schwäbische Tagwacht Nr. 128 vom 5. Juni 1925 bringt unter der Ueber-
schrift „Polizeischnüffelei in den Schulen" die Mitteilung, das Innenministerium habe ein vertrauliches Schreiben durch die Bezirksschulämter an die einzelnen Volksschulrektorate gerichtet mit der Anfrage, in welcher Zahl die die Schule besuchenden Kinder am 1. Mai dem Unterricht ferngeblieben sind. Demgegenüber ist festzustellen, daß das Ministerium des Innern einen derartigen Erlaß nicht herausgegeben hat. Wenn das Kultministerium die von der „Schwäbischen Tagwacht" beanstandeten Erhebungen veranlaßt hat, wie es tatsächlich der Fall ist, so ist darin keine „Gesinnungsschnüffelei an Kindern", sondern das selbstverständliche Recht und die Pflicht der obersten Schulbehörde zu erblicken, sich über die Auswirkung des 1. Mai aus den Schulbetrieb zu unterrichten.
Die Lage des Arbeitsmarkks hat sich weiter gebessert. Die Zahl der unterstützten Erwerbslosen betrug am 1. Juni 500 gegenüber 650 am 16. Mai. Im Baugewerbe fehlten in Württemberg zur Zeit des Ausbruchs des Streiks (3. Juni) 500 Maurer, 130 Gipser, 100 Zimmerleute und 400 Maler, während bei den Bauhilfsarbeitern Angebot und Nachfrage sich ausglichen.
Vom Tage. Ein 62 Jahre alter Mann hak sich in seiner Wohnung (Friedhofstraße) durch Gasvergiftung das Leben genommen. — In einem Haus der Hohenheimerskraße versuchte sich eine 36 Jahre alte Frau mit Gas zu vergiften. Ihr Vorhaben wurde rechtzeitig entdeckt. — In einem Steinbruck, im Gewand Steinhalde (Cannstatt) platzte eine Sprengladung zu früh, wodurch ein 46 Jahre alter Steinhauer aus Hofen erheblich verletzt wurde.
Aus dem Lande
Eßlingen, 7. Juni. Der Fall Stüber. In der Untersuchung der Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsbeamte gegen den Vorstand des Eßlinger Wohnungsamts Rechnungsrat Stüber wurden zwei Verstöße festgesetzt, die aber eine Amtsentlassung nicht rechtfertigen würden.
Das Festbuch zum 31. Schwab. Liederfest (4. bis 6. Juli in Eßlingen) ist in gediegener Ausführung im Verlag der Buchdruckerei O. Bechtle erschienen. Das interessante Buch umfaßt 200 Seiten.
Vaihingen a. E., 7. Juni. Wildschwein. Auf der Markung Ensingen treibt sich ein etwa 5 Zentner schweres Wildschwein herum, das in den Kartoffeläckern erheblichen Schaden anrichkek.
Löwenstein, OA. Weinsberg, 7. Juni. Selbstmord. Der seit einer Woche vermißte, hier in Stellung befindliche 28jährige Hauslehrer Fritz Schachner wurde als Leiche aus dem Neckar bei Wimpfen gelandet. Schachner zeigte schon längere Zeit ein gedrücktes Wesen.
Maulbronn, 7. Juni. Schwermut. Aus Kummer über den Tod seiner Frau hat der Landwirt Georg Harkmann in Wiernsheim den Tod im Wasser gesucht.
Gerabronn, 7. Juni. Untersuchungsein st ellung. Die Untersuchung gegen den Vorstand und den Verwalter der Ortskrankenkasse ist eingestellt worden, nachdem sich die Beschuldigungen als unbegründet erwiesen hatten. Der Angestellte, von dem die Beschuldigungen ausgingen, wurde entlassen.
Iagstheim, OA. Neresheim, 7. Juni. Wundstarrkrampf. Der 14jährige Bauernsohn Alfons Engelhard zog sich durch einen kleinen Holzsplitter eine geringfügige Verletzung am Fuß zu. Es trat aber nach einigrn Tagen Wundstarrkrampf ein, der das junge Leben wegraffte.
Tuningen OA. Tuttlingen, 7. Juni. Jugendliche B r a n d st i f t e r. Der Brand, dem das Oekonomiegebäude des Landwirts Karl Geiger mit fast allem Mobiliar zum Opfer fiel, ist durch Kinder verursacht worden, die mit Streichhölzern spielten.
Baden
Schwetzingen, 5. Juni. In der Ziegelei Krämer in der .Ketschau geriten zwei Arbeiter beim Biertrinken in Streit, wobei der eine dem andern mit einer Bierflasche schwere Unterleibsverletzungen beibrachte. Der Täter wurde fest- geuommen.
Lchweinberg bei Walldürn, 5. Juni. Ein Motorrad mit zwei Personen stieß auf der Fahrt nach Schweinberg mit dem Motorrad des Wagnermeisters Horn aus Hardheim zusammen. Die beiden männlichen Fahrer erlitten schwere Verletzungen, während die auf dem Begleitsitz befindliche Frau mit leichteren Verletzungen davonkam.
. Viilingen i. B.. 5. Juni. Der hiesige Flugverkehr ist den
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84 Roman von Erich Eben st ein.
'1^/^ Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale ' . - C. Ackermann, Stuttgart.
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AN Gnaden, gnädiges Fräulein", mischte sich hier SemmelbtvE ein, Sas wird kaum möglich sein. Alle Bilder im Saale ,stnd mit Klammern in die Wände emgelassen, weshalb wir sie such beim Reinigen nie entfernen konnten. Man müßte erst enren Schlosser holen."
„Das wäre nicht übel,,, lachte Hempel, geschä/ä'A aufspringend. „So ein Bild werden wir doch auch allein herunterbringen! Ich habe Zange und Hammer drüben und will es gleich versuchen." Tie Sache mit dem Bilde schien ihn außerordentlich zu interessieren.
Er verschwand, kehrte aber gleich wieder mit den Werkzeugen zurück. „So, nun werden wir ja sehen . .
Silas Hempel war in solchen Dingen außerordentlich get^mdt und gab einem Schlosser von Fach kaum etwas nach. „Es gehört ja mit zu meinem Beruf", sagte er. ,A^r mW dem Bilde der schönen Anna Maria kam er doch nicht welter. Es rührte sich nicht, und schon wollte er die ^iche enttäuscht aufgeben, um den Rahmen nicht zu beschädigen, als sein scharfes Auge plötzlich inmitten deac goldenen Verzierungen des Rahmens einen winziLgen Knovt entdeckte, °
„Ach , sagte er befriedigt, „mir scheint, da bin ich die blinde Henne auf das gesuchte Weizenkorn o -stoüe Und auf die erstaunt fragenden Blicke der Lmves-n fuhr er geheimnisvoll lächelnd fort: „Das PWI lich allem Anschein nach eine Tür. DahinE^Mndet wohl eine sogenannte „Oubliette" und du ss- Magnet fein, der das „Gespenst von Gallenl.,'ofen" anz . U drückte auf den Knopf. Dieser röhrte sich i
ein wenig, aber das Bild blieb unbeweglich an seinem Platze. Erst als er sich mit ganzer Kraft an den Knopf stemmte, gab es plötzlich einen Krach, der Rahmen wich von der Wand und tat sich samt dem Bilde wie eine Tür nach außen auf. Im selben Augenblick stoben die Damen und Semmelblond erschreckt aufschreiend auseinander: etwas Großes, Dunkles war mit plumpem Flügelschlag an ihnen vorübergeflattert, stieß mehrmals gegen die auf der Tafel brennenden Kerzen der Armleuchter und verkroch sich dann in einer der dunklen Fensternischen.
„Jesus Maria!" stammelte Semmelblond zitternd. §.Alle guten Geister loben Gott den Herrn! Was war das?^
„Eine Ahle!" sagte Hempel lachend.
„Da haben wir ra,'.? einen Teil des nächtlichen Geister- spuks. Das klagende Lechzen rmb Jammern rührte sicherlich von ihr her, eben' so wie das „Hinstreichen an den Wänden" — so wen-Pstens klang es, wenn sie nachts in ihrem gar ni-stst kleinen Gemach dahinten nach Mäusen suHe."
),Aber wie konnte sie denn nur in den verschlossenen Braum hinter das Bild hineingelangen?" fragte Hella ver- wundert.
„O, wahrscheinlich gibt es da innen irgendwo auch einen alten, längst außer Gebrauch gesetzten Kamin, der auf dem Dachboden mündet. Da hatte sie dann den schönen Aus- und Einflug. Sehen Sie nur, wie groß der Raum hier ist! Er muß früher wohl einmal als Garderobe gedient haben, denn an den Wänden befinden sich noch alte, rostige Haken. Ah, und was ist denn das hier?"
Er beugte sich' tiefer in den schmalen, gangartigen Raum, der sich parallel mit der Saalwand nach beiden Seiten ausdehnte md oben im Dunkeln verlor.
„Semmelblond, geben Sie doch mal einen Leuchter her! Hier hängt etwas an der Wand, das ich nicht losbringen kann! —"
Alle drängten sich um Semmelblond, der das Licht hielt, an der Oeffnung zusammen. Man konnte nun den Raum ganz genau übersehen. Er war ursprünglich Wohl eine Art Kammer gewesen, etwa eineinhalb Meter lang u. einen Meter breit, deren Zugang aber später unten vermauert worden war, um einen Wandschrank daraus zu machen. Der Boden bestand aus rohen Ziegeln, die Wände waren mit Brettern verschalt. Oben schien der Raum in der Höhe der Saaldecke gewölbt und lief in einen schmalen, kaminähnlichen Schacht aus. Wahrscheinlich hatte sich urspünglich eine Heizanlage hier befunden, die später aufgegeben und in eine Kleiderkammer umgewan- delt wurde, bis schließlich ein einfacher Wandschrank daraus entstand. k
Was Hempels Aufmerksamkeit erregt haiie. war ein kleiner, eiserner Kasten, der mit Ketten an der Holzwand befestigt war und den einzigen Inhalt des Gelasses bil- dete. Entfernen ließ er sich nicht. Aber in dem Schloß des Kästchens steckte ein winziger, rostiger Schlüssel.. Als Hempel ihn umdrehte, fiel die ganze Vorderwand wie ein Rollvorhang hinab und der Inhalt — ein mit Moderflecken bedecktes gelbliches Kuvert — wurde sichtbar.
Einen Augenblick starrten alle stumm darauf hin. Dann sagte Silas Hempel, sich an die Maiorin wendend, feierlich: „Gnädige Frau, ich glaube, Sie allein haben das Recht, dieses Kuvert zu öffnen!"
Er trat zurück, um ihr Platz zu machen. Mit bebender Hand griff Frau Luckmann nach dem Kuvert und öffnete es.
Zwei auf Pergament geschriebene Urkunden si^r heraus. Fortsetzung folgt,'