Der Bezirk der Fachausschüsse 2 und 3 umfaßt das Land Württemberg, derjenige des Fachausschusses 1 Württemberg und Hohenzollern. Sitz der Fachausschüsse ist Stuttgart. Die Fachausschüsse werden räumlich dem Schlichtungsausschuß Stuttgart angegliedert. Im Bedarfsfall können sie auch außerhalb Stuttgarts zusammentreten. Das Arbeitsministerium kann die Bildung von Abteilungen bei den Fach- s ausschüssen anordnen.
Dachkammerdieb. Der arbeitsscheue und schwer vorbestrafte 33jährige Hilfsarbeiter Alfred Folz aus Zweibrücken lebte in Stuttgart, obwohl er verheiratet war, mit der 26jährigen vorbestraften und unter Sittenpolizei stehenden Fabrikarbeiterin Emma Stierle zusammen. Die beiden lebten auf großem Fuß. Die Mittel dazu lieferten zahlreiche Einbrüche in Dachkammern usw. Das Schöffengericht verurteilte den Folz zu drei Jahren Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust, die Stierle kam mit 5 Wochen Gefängnis davon.
Vom Tage. In der Rotebühlstraße scheuten die Pferde eines mit Brettern beladenen Fuhrwerks und rannten in ein Schaufenster, wobei ein Pferd schwer verletzt wurde Ein kleiner Knabe wurde von abstürzenden Brettern getroffen und erlitt leichte Verletzungen.
Aus dem Lande
' Leonberg. 4. Juni. Fischsterben. In letzter Zeit wurde in der Glems ein großes Fischsterben beobachtet, der Fischbestand soll bis Leonberg vernichtet sein. Nun waren auf das Solituderennen die Straßen des Staubs wegen geteert worden, und die starken Regengüsse hatten viel Teer in die Glems geschwemmt. Es wird vermutet, daß hierin die Ursache des Fischsterbens zu suchen sei.
Heilbronn, 4. Juni. Heiratsschwindler. Die Kriminalpolizei hat den 37jährigen Taglöhner Friedrich Otterbach von Cröffelbach verhaftet, der unter falschem Namen von mehreren Dienstmädchen durch Heiratsversprechen größere Geldbeträge herausgelockt hatte.
Buoch OA. Waiblingen, 3. Juni. BesuchdesSta a ts- Präsidenten. Staatspräsident Bazille ist mit Familie im Kurhaus Krone zum Kuraufenthalt eingetroffen.
Gmünd. 4. Juni. Sperrung des Gemeindezuschusses. Nach einer amtlichen Mitteilung erhält die Stadt Gmünd wegen ihrer günstigen Finanzlage keinen Gemeindezuschuß mehr aus dem Ausgleichstock der Staatshauptkasse. Die Staatsfinanzverwaltung habe nämlich davon Kenntnis genommen, daß die Stadt, wie in den Blättern mitgeteilt wurde, erhebliche Summen für die verschiedensten Zwecke bewilligt habe, die nicht unmittelbar mit den Verwaltungskosten usw. Zusammenhängen. Die Entziehung des Zuschusses treffe übrigens auch die meisten andern Städte des Lands von gleicher Größe.
Iesingen OA. Kirchheim, 4. Juni. Vermißt. Seit voriger Woche wird ein 37jähriger lediger Mann von hier vermißt. Die Papiere, die er mit sich führt, lauten auf den > Namen: Wilhelm Pregizer, geb. 4. Mai 1888 in Jesingen OA. Kirchheim.
Reutlingen, 4. Juni. Bauarbeiter streik. Eine Bauarbeiter-Versammlung hat mit großer Mehrheit den Streik beschlossen, der hier 500—600 Arbeiter umfaßt.
Pfrondorf. OA. Tübingen, 4. Juni. Leichen län- dung. Seit einem Streit mit ihrem Bräutigam am Samstag abend war die 25 Jahre alte Luise Rinker von hier verschwunden. Nun wurde ihre Leiche im Neckar gefunden. Es werden, ob ein Mord oder Selbstmord vor-
Dapfen OA. Münsingen, 4. Juni. Ehrenbürger. In diesen Tagen verläßt Pfarrer S 'sing die Gemeinde Dapsen, um seinen neuen Wirkungskreis in Degenfeld zu übernehmen. In dankbarem Gedenken an die langjährige aufopfernde Tätigkeit in der Gemeinde, namentlich auch über die Kriegsjahre, hat der Gemeinderat dem Pfarrer das Ehrenbürgerrecht verliehen.
Ehingen a. D., 4. Juni. Jubiläum. Aus Anlaß des 25jährigen Pfarrjubiläums des Pfarrers Kamerer Schott in Frankenhofen wurde dem vor allem um die Wohlfahrtspflege sehr verdienten Grllil: das Ehrenbürgerrecht ver
liehen.
Lauffen a. R., 4. Juni. Schwerer Autounfall. Infolge Platzens eines Radreifens überschlug sich gestern abend ein von Stuttgart kommendes Auto an einer scharfen Wegbiegung. Der Kaufmann Albert Hirth von Stuttgart war sofort tot, der Lenker Hans Schmidt wurde schwer verletzt, ebenso ihre Frauen und zwei Kinder. Das Auto gehörte einer Firma, in der Schmidt angestellt ist.
Rnlerdeufslellen OA. Crailsheim, 4. Juni. Motorrad- Unfall- Hauvtlebrer Haua und seine Frau fuhren mit dem
Motorrad nach Crailsheims Kurz vor Crailsheim konnte er eine scharfe Biegung der Straße bei der schnellen Fahrt nicht gewinnen, so daß das Rad überschlug und ihn samt Frau hinausschleuderte. Die Frau kam mit dem Schrecken davon, während ihm die Achsel zersplitterte.
Ulm, 4. Juni. BeendeterStreik. Die Gipser hatten am Dienstag früh die Arbeit niedergelegt. Die Gipsermeister haben in den Verhandlungen den alten Tarif wieder anerkannt, über die Lohnfrage wird noch verhandelt werden. Die Arbeit ist am Mittwoch wieder ausgenommen worden.
Ulm, 4. Juni. 80. Geburtstag. Gestern beging Graf Normann-Ehrenfels den 80. Geburtstag.
Heidenheim, 4. Juni. Erdrückt. Der Landwirt Kon- rad Bücheler aus Zang fuhr mit seinem Sohn in den Wald. Die Fliegen belästigten die Zugochsen und machten sie scheu. Die Tiere gingen durch und konnten nur mit Mühe schließlich durch den Vater Bücheler aufgehalten werden. In diesen: Augenblick kam er aber einem Baum zu nahe, wurde vom Wagen erfaßt und gegen den Baum gedrückt, so daß ihm der Brustkorb eingedrückt wurde. Der Verunglückte war sofort tot.
Ravensburg, 4. Juni. Gutsverkauf. Der im Burach gelegene Hof von Haider ist um den Preis von 100 000 in den Besitz von Dr. Erlanger übergc gangen.
»
Entschädigung für Seuchcnverlusle ir Kälber im Alter von weniger als 6 Wochen, die in dc Zeit vom Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in einem Viehbestand bis zur Anzeige der Abheilung fallen, wird in Württemberg für das Kilogramm des uneröffneten Tieres eine Entschädigung in Höhe des mittleren am letzten Stuttgarter Schlachtviehmarkt für Kälber 2. Wertklasse ermittelten Pfundpreises gewährt. Der Höchstbetrag der Entschädigung für Pferdeverluste infolge von Kopfkrankheit oder ansteckender Blutarmut ist mit Wirkung vom 1. Januar 1925 an von 400 auf 500 R.M. erhöht worden.
Hunderfingen OA. Riedlingen, 4. Juni. Brand. In dem Wohnhaus des Maurermeisters Matthias Spöcktzr war ein Brand ausgebrochen, der sich mit unheimlicher Geschwindigkeit aus das angebaute Wohn- und Oekonomiegebäude des Landwirts Rueß ausdehnte. Es gelang nur, den Viehbestand der beiden Abgebrannten, sowie einen Teil des Mobiliars des Spöcker zu retten. Als Entstehungsursache wird Kurzschluß angenommen.
Roßberg OA. Waldsee, 4. Juni. Brand. Im Anwesen des Postboten Kromer in Furt brach ein Brand aus, dem in kürzester Zeit das Wohn- und Oekonomiegebäude zum Opfer fiel. Gerettet werden konnte mit Mühe nur das Vieh, während das Mobiliar größtenteils in den Flammen vernichtet wurde. Als Ursache des Brands wird Kurzschluß vermutet.
Amkzell OA. Wangen i. A., 4. Juni. Ehrenbürger. Die Gemeindevertretung hat beschlossen, Pfarrer Augustin Beutele das Ehrenbürgerrecht zu verleihen zum Zeichen des herzlichen Danks für seine großen Verdienste um die Gemeinde besonders um die Wiederherstellung der Pfarrkirche.
Baden
Karlsruhe, 4. Juni. An den Pfingstfeiertagen wurden hier in verschiedenen Stadtteilen 5 Parterrewohnungen mittels Nachschlüssels geöffnet und durchstöbert. Den Dieben fielen u. a. Geldbeträge, neue Kleidungsstücke, Stoffe, Schmuckgegenstände und eine Münzensammlung in die Hände. Die Täter sind noch nicht ermittelt. °
Heidelberg, 4. Juni. Die diesjährige Tagung der badischen Schuhmachermeister findet vom 13.—15. Juni in Heidelberg statt. Zur gleichen Zeit findet eine große Fachausstellung für das deutsche Schuhmachergewerbe und verwandter Berufe statt.
Mannheim, 4. Juni. Gestern nachmittag wurde am Ring ein 17 Jahre alter Radfahrer von einem Lastauto beim Ausweichen erfaßt und überfahren. Das Auto ging dem armen Unglücklichen über den Kopf und führte seinen sofortigen Tod herbei.
Mannheim, 4. Juni. Im Betrieb der Seilindustrie A.-G. vorm. Wolfs in Neckarau brachte eine 17 Jahre alte Ar- beiterin ihren linken Arm in eine Maschine, der abgenommen werden mußte.
Altlußheim bei Mannheim, 4. Juni- Hier brannten am Pfingstsonntag in der Rheinhäußerstratze vier Scheunen nieder. Der Gebäude- und Fahrnisschaden wird auf 20 000 Mk. geschätzt. Brandstiftung wird vermutet.
Weinheim. 4. Juni. Ein IWHriges Mädchen aus.Viern
heim verlor auf der steilen Oberstraße die Herrschaft über sein Rad und rannte mit diesem gegen eine Haustjir. Das Mädchen erlitt so schwere Verletzungen, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird.
Rastatt, 4. Juni. Gestern abend gegen 8 Uhr wurde die Leiche der vor 8 Tagen im Bad ertunkenen 4^jährigen Anneliese Ibach, Tochter der Monteurseheleute Ibach, unterhalb der Schließbrücke am Flußtank hängend aufgefunden.
Slockach, 4. Juni. Als der letzte Zug von Radolfzell ein- fuhr, scheuten die Pferde eines Fuhrwerks und rasten in dem Augenblick über das Bahngleis, als der Zug herankam. Das Fuhrwerk wurde vom Zug erfaßt und vollständig zertrümmert. Der Fuhrmann Julius Baischer vom Lohnhof war sofort tot. Eines der Pferde wurde getötet.
Haslach, 4. Juni. Zwei Mitglieder vom Bootklub Offenburg traten am Pfingstsonntag von hier aus mit einem selbstgebauten Paddelboot eine Rheinfahrt an, die sich bis zur Nordsee erstrecken soll.
Engen, 4. Juni. Der 19 Jahre alte Stephan Keller aus Biesendors stürzte so unglücklich vom Rad, daß er etwa sechs Meter weit geschleudert wurde und an den Folgen der schweren Verletzungen im Krankenhaus in Engen gestorben ist.
Radolfzell, 4. Juni, lieber die Pfingstfeiertage fand hier der Regimentstag der 185er statt, mit dem eine Gedenkstein- Enthüllung für die gefallenen Angehörigen des Regiments verbunden war.
Lokales.
Wildbad, 5. Juni 1925.
Genreinderatsfitzung vom 26. Mai 1925. Als städt. Kraftwagenführer wird der Mechaniker Hermann Aberle gegen Imonatl. Kündigung in privatrechtl. Anstellungsverhältnis angestellt. Zum öffentlichen Droschke n- dienst mittelst Kraftwagens werden zugelassen: Wilhelm Rath mit 1 Wagen, I. Kirchlechner mit 5 Wagen, F. Rohm mit 1 Wagen. Als Fahrpreise werden bis auf Weiteres festgesetzt: für Stadt- und Bahnhoffahrten mit 10 Min. Aufenthalt am Ausgangspunkt 3 Mk., für Stadt- und Bahnhoffahrten auf Bestellung und für Nachtfahrten (Nachtzeit Nm. 8 bis Vm. 6 Uhr) 5 Mk., für längeren Aufenthalt am Ausgangspunkt sind für je 10 weitere angefangene Minuten 2 Mk. zu bezahlen, für alle anderen Fahrten nach anderen Orten ist als Höchstpreis 80 Pfg. für jeden zurückgelegten Kilometer zulässig. Straßenbenennungen: Die Straße von der Parkstraße bei der Villa Teck bis zum Panoramahotel und von da bis zum Blöcherweg erhält den Namen „Panoramastraße"; die Straße von der König-Karlstraße beim Hotel Traube bis zur Bätznerstraße den Namen: „Hauswiesenstraße". — Kriegspatenschaftfür dieKriegerwaisen. Anläßlich der Einweihung des Kriegerdenkmals wird für alle hiesigen Kriegerwaisen, soweit sie das 18. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, aus der Stadtkasse eine weitere Spareinlage von je 50 Mk. bei der Oberamtssparkasse eingelegt. Den Parzellen Sprollenhaus und Nonnenmiß wird zu einem Fonds zur Erbauung einer Kapelle in Sprollenhaus ein Beitrag von 500 Mk. aus der Stadtpflege bewilligt.
Der Fleischkonsum Wildbads hat den Vorkriegsstand noch nicht erreicht. Zur Orientierung diene folgende Aufstellung. Es wurden geschlachtet im Monat Mai:
des Jahres
Großvieh
Schweine
Kälber
Schafe
Ziegen
1914
30
138
145
4
1
1923
18
39
114
1
—
1924
22
48
117
27
1
1925
.34
97
134
io
1
Linden-Lichtspiele:
Ab heute Freitag,
läuft
in den
Li-Li ein amerikanischer Großfilm,
betitelt
„Schatten von
Paris" mit Pola Negri in .der Hauptrolle. Ein Film voll wuchtiger und spannender Handlung. Im Cafä Boule dem berüchtigsten aller Apachen-Keller, hat im tragischen Frühling 1917 der Krieg schauerliche Musterung gehalten und den Keller von allen seinen männlichen Stammgästen gesäubert. Unter den in Trauer zurückgebliebenen Frauen befindet sich auch die „Schwarze Amsel", (Pola Negri) die einst die Königin der unterirdischen Stadt gewesen war. Paris wird von Zeppelinen bombardiert. Eine Patrouille durchsucht den Keller, ein Deserteur wird verhaftet, setzt sich zur Wehr — wird er-
Var einsame Zciuok.
öS Roman von Erich Eben st ein.
Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale C. Ackermann, Stuttgart.
21. Kapitel.
Die Majorin saß ahnungslos in ihrem Zimmer und besah zierlich bemalte Stammbuchblätter, die sie in einer uralten, verstaubten Truhe auf dem Dachboden gefunden hatte. Rings um sie waren allerlei Familienreliquien auf Tisch und Stühlen ausgebreitet: Vergilbte Briefe, eingelegte Holzkassetten mit winzigen Weißen Spitzenhandschuhen, Taschentüchern, Atlasschuhen und längst veralteten Schmuckstücken. Daneben, sorgfältig ausgebreitet, ein Empirekleid aus weißem, schwerem Atlas.
All dies war nebst anderem Kram in der geschnitzten Truhe gewesen, die die Majorin heute durch Semmelblond vom Boden hatte herabschaffen lassen, um ihren Inhalt zu prüfen.
Sie war in pietätvoller Rührung so vertieft in die alten Stammbuchblätter, daß sie das Oefsuen der Tür ganz überhörte und erst aufblickte, als Hella vor ihr stand.
Aber auch jetzt waren ihre Gedanken noch viel zu sehr bei dem Inhalt der Truhe, als daß sie den seltsam strah- lenden Ausdruck m >der Tochter Antlitz erfaßt hätte.
„Sieh nur, Hella, was ich hier entdeckt habe!" sagte sie lebhaft, auf die ausgebreiteten Sachen weisend. „Das alles befand sich in der schönen Truhe, von der ich Dir neulich erzählte. Ich ließ sie heute herbeischaffen, und sie soll nun einen Ehrenplatz in meinem Zimmer bekommen. Tenn denke nur, sie stammt, wie ich aus inliegen- ZM Briefen ersah, noch von meiner Urgroßmutter, der
schönen Freiin Anna Maria, deren Bild drüben im Saale hängt und der Du so ähnlich siehst!"
„Wirklich? Das ist ja sehr interessant . . ."
Die Majorin ereiferte sich. „Sieh nur, Hella, das Weiße Atlaskleid — es ist dasselbe, in dem die Urgroßmutter gemalt wurde! At»ch die Schuhe und der goldene Anhänger mit dem Karfunkelstein ist dabei. Aus den Briefen, die alle von Verwandten stammen, geht hervor, daß Frau Anna Maria das Kleid zuerst als Braut am Polterabend trug. Später ließ ihr junger Gatte sie darin malen. Du mußt es einmal anziehen, Hella! Ich glaube, es müßte Dir wie angegossen passen . . ." ,
„Erlaubst Du, daß ich es eigentlich anziehe, Mama?" sagte Hella, von einem plötzlichen Einfall gepackt, mit einem verschmitzten Lächeln.
„Selbstverständlich, wenn Du willst. Nur sei so gut und verständige dann die Semmelblond vorher davon, sonst trifft sie der Schlag, wenn sie Dich zufällig sieht. Denn ich glaube, Du wirst aussehen, als sei das Bild drü- ben aus dem Rahmen gestiegen."
„Sie soll mir beim Ankleiden helfen", lachte Hella übermütig, drückte auf die Zimmerklingel und begann ihr dunkles Hauskleid auch schon abzustreifen. „Dann wird sie Wohl sehen, daß ich kein Geist bin."
Frau Gertrud erschien sofort und machte sich auch unter vielem Kopfschütteln gleich daran, ihrer jungen Herrin behilflich zu sein, obwohl ihr die „Maskerade" sichtlich gegen den Strich ging. Denn mit „so was" soll man eigentlich nicht Scherz treiben." -- n
Aber Hella hatte heute noch weniger Verständnis für den Aberglauben der alten Frau. Was sie selbst noch am Morgen schwer bedrückt hatte, war jetzt ausgelöjcht und
vergessen. In ihr war alles Jubel und Seligkeit. Witz ausgetauscht war sie. Voll Uebermut und Jugendlust, sch daß die Majorin ihr Kind gar nicht mehr erkanntq und sie beinahe besorgt beobachtete. § s - -1
Was war denn nur in die ernste Hella gefahren?, Hatte sie am Ende Fieber? - r ^
Endlich war die Maskerade unter Lachen und Scherz zen beendet. Befriedigt stand Hella vor dem Spiegel, auch dem ihr das leibhaftige Ebenbild Frau Anna Marias entgegensah.
„Nun sehe ich wahrhaftig aus, wie die Braut von- Anno dazumal!" lachte sie. „Nur der Bräutigam fehlt noch! Was meinst Du, Mamachen, wenn ich mir den nun auch noch rasch dazu suchte? Wer weiß — in dieses Schloß gibt's ja so viele Geheimnisse . . ., vielleicht finde ich zu Deiner alten Truhe mit dem Brautstaat noch eine andere mit dem — Bräutigam?"
Und ehe die Majorin etwas erwidern konnte, waP Hella aus dem Zimmer verschwunden. M
„Wie närrisch sie auf einmal ist", sagte die Majorm, zur Semmelblond. „Es ist eigentlich das erste Mal, daß ich sie auf Gallenhofen fröhlich und übermütig sehe, wie es ihren Jahren zukommt. Wenn ich nur wüßte, waH .
Das Wort blieb ihr im Munde stecken, denn im seMu Augenblick tat sich die Tür auf und Hella erschien strahz lend am Arme Rombergs. -P
„Nun, sagte ich's nicht, daß ich den Bräutigam finden würde?" lachte sie. „Ich hoffe, Du hast nichts dagegen, Mamachen, uns Deinen Segen zu geben? Du sagtest doch heute noch: Einem zweiten Egbert Rombert wirst Du nie mehr begegnen im Leben! Und ich bin ganz Deiner Meinung." (Fortsetzung fMI^O