Landeskurtheater. Donnerstag abend wird der größte HeiterkeitserfolgDie vertagte Nacht" Schwank-Neuheit von Arnold u? Bach erstmals gegeben. Freitag kommt als erster Ludwig Thoma-AbendDie Lokalbahn" Komödie in 3 Akten, hieraufLottchens Geburtstag" Lustspiel ,n 1 Akt von Ludwig Thoma zur Aufführung. Die am Pfingstsonntag mit so großem Beifall aufgenommene OperetteDie Frau ohne Kuß" wird der vielen Nach­fragen wegen am Samstag abend wiederholt. Die Titel­partie liegt in Händen von Ria Mabeck, Hauptpartien: Egid Torriff, H. B. Benedikt, Ludwig Lang, Rudolf Redey, Peps Graf. Sonntag abend gelangt die OperettePolen­blut" von Oscar Nedbal erstmals zur Aufführung. Die Hauptpartien find besetzt mit: Else Schlegel, Ria Mabeck, Gusti Körner, Egid Torriff, Rudolf Redey, Paul Schmid. Die Vorstellungen beginnen jeweils abends 8 Uhr.

Für die HeimaLnothilfe. Am Freitag, den 5. und Samstag, den 6. Juni findet in Wtldbad von 10 Uhr an im Hotel Klumpp wieder ein Verkauf von Handarbeiten aus den Arbeitsstuben der württ. Heimatnothilfe statt. Noch immer sind Hunderte von Frauen, die vom eigent­lichen Erwerbsleben durch Alter oder mangelnde Kraft ausgeschlossen sind, darauf angewiesen, sich durch Hand­arbeit eine Beihilfe für die notwendigsten Lebensbedürf­nisse zu verdienen. Jeder, der von den Erzeugnissen der Arbeitsstuben kaust, unterstützt nicht nur ein für die Altersfürsorge unentbehrliches Hilfswerk, sondern kommt auch als Käufer der eine reiche Auswahl bietenden, guten und preiswerten Gegenstände auf seine Rechnung.

Ssison-I^aekrieliten.

Kmsaal, Freitag, 2S. Mai 1925, abends ^-9 Uhr: Vortrag . von Seiner Exzellenz General v. Franxois über die Schlacht bei Tannenberg. Ein dicht gedrängt voll besetzter Saal lieh von Vorn­herein das tiefe Interesse erkennen, welches weite Kreise für wahrhaft patriotische Darbietungen erfüllt und man darf dem Herrn Lade­kommissär besonderen Dank dafür sagen müssen, dak wir neben den programmäßigen Konzert- und Theater-Veranstaltungen auch von solchen Vortragenden besucht werden, wie Herr v. Francois. Wenn auch über die Schlacht von Tannenberg schon viel geredet und ge­schrieben wurde, und jeder Deutsche, der politisch nicht völlig dem Indifferentismus verfallen ist, weiß, was wir diesem Siege zu ver­danken hoben so macht es doch einen ganz anderen Eindruck, einen Bericht von einem Helden zu hören, der alles das, was er uns erzählt, nicht aus Berichten oder Büchern schöpft, sondernschaudernd selbst erlebt". Die ganze Darstellung ist natürlich eine viel lebendigere und dementsprechend war die Anteilnahme und Begeisterung des Publikums freilich einer mit Empörung gemischten Begeisterung I Man darf ja nicht an alle die gemeinen Vergewaltigungen auch nur denken, denen der Deutsche sich fügen mußte und muß, seitdem er wehrlos und entwaffnet ist, ohne daß anständigen Menschen die Schamröte ins Gesicht tritt. Mit Lüge und Verleumdung ist der Feldzug des Haffes gegen Deutschland geführt worden, lange, lange, bevor der erste Schuß fiel und wie gemeine Straßenräuber und Er­presser hielten uns die Feinde in Versailles die Pistole auf die Brust, bis wir die Lüge der Kriegsschuld unterschrieben genau wie im Mittelalter Geständnisse durch Folterungen erpreßt wurden. Deutsch­land, welches trotz Lüge, Verrat, trotz Uebermacht und Hunger vier Jahre tang der ganzen Welt trotzte; Deutschland, dessen jetziger Prä­sident Hindmburg damals die russische Dampfwalze zerbrach und mit seiner gesamten Armee bei Kriegsende tief in Feindesland stand;

Deutschland, das. Die Erbitterung steigt auf, die Feder

sträubt sich, alles das weiter auszumalen, was unser Schicksal wurde I Und da gibt es Pazifisten, die von Versöhnung reden! I I Die an einen Weltfrieden, an eine allgemeine Entwaffnung auch bei unfern Feinden glauben I Unsere Feinde, die noch an unserer Reichswehr herumnörgeln, ob nicht vielleicht 23 Soldaten mehr unter den Waffen stehen, als der Vertrag von Versailles erlaubt I Nun, unsere Feinde bemerken mit Entsetzen, daß der Geist nicht zu knebeln ist und sehen weiter in die Zukunft als der deutsche Michel selbst sie fürchten uns noch immer (weil sie ein schlechtes Gewissen haben) und schrecken ihrerseits vor Meineid und Vertragsbruch nicht zurück, wie die Gewalttaten in dem noch immer nicht geräumten Ruhrgebiet und das immer noch besetzte Köln beweisen. Sie hassen uns heute vielleicht mehr wie je; denn sie wissen, sie haben uns Unrecht getan, bewußt und boshaft und fürchten den Tag der Vergeltung. Und der Tag wird und muß kommen nie davon sprechen, immer daran denken I Ein überwiegend großer Teil unserer Jugend handelt schon in dem Sinne. Möge die Drachensaat des gerechten Hasses und der wilden Empörung, die unsere Feinde in uns gepflanzt, dereinst aufgehen und ihnen das werden, was sie uns getan. Aber den Zeitpunkt abwarten l Sie haben recht, Herr v. Francois; die Feinde Haffen , uns heute mehr denn jel Soll gelten und wir hoffen, daß die Zeit wieder kommt,,da wir sagen können: 0 llerint, üum metuaut! I)r. ll.

Das Blütenfest im Kurhaus. Unter dem NamenBlütenfest" hatte die Badoerwaltung am Samstag vor Pfingsten einen Abend mit Ball im Kurhaus veranstaltet. Und ein Blütenfest ist es gewesen seltener und schöner Art. Wohl mancher Besucher hatte bei dem Namen Blütenfest eine reiche Mannigfaltigkeit aller jetzt blühenden Blumen und Ziersträucher erwartet. Das war das Blütenfest im Kurhaus nicht. Nur zwei Farben waren vertreten: gelb und grün. Diese beiden Farben, die in den letzten Maitagen in der Natur un­seres Schwarzwaldes herrschten und noch herrschen, Liese beiden Farben beherrschten das Blütensest im Kurhaus. Grüne Guirlanden aus Tannenreis zierten die Wände des Saales. Grüne Gewinde hingen von der Decke bis in die halbe Höhe des Saales. Dazwischen die Blumen unserer Berge und Wälder, der goldene Ginster, der seit einiger Zeit in verschwenderischer Fülle in unserer Gegend prangt. Ja, es ist eine schöne Zeit, man darf sagen, die schönste Zeit im Schwarzwald, wenn der goldene Ginster blüht. Und in die herrlichste Pfingstfeststimmung kamen die Gäste am letzten Samstag abend beim Anblick des festlich geschmückten Saales. Golden leuchteten auf allen Tischen in üppiger Fülle Sträuße und Körbe voll der schönsten Troll­blumen, deren liebliche Blüten jetzt die Wiesen unseres Tales zieren. So waren die Mittel einfach, die Wirkung aber eine äußerst ange­nehme. Darin aber zeigt sich letzten Endes die wahre Kunst: mit ein­fachsten Mitteln gute, nachhaltige Wirkung zu erzielen. Und dies ist dem Leiter der Ausschmückung, dem Bauinspektor der Badverwaltung trefflich gelungen. Die gute Stimmung, in die jeder Besucher des Abends versetzt wurde beim Anblick des Saales, beherrschte die ganze Veranstaltung. Der Tanzabend unter Leitung des bekannten Tanz­paares Singer gestaltete sich zu einem recht angenehmen gesellschaftlich ebenso gemütlichen, wie vornehmen. Eine von den Gästen dankbar begrüßte Abwechslung boten die Solotänze von Gretel und Ralph Singer. Besonders ein Tango, der in hypermoderner Aufmachung geboten wurde, fand überaus freudige Aufnahme. Der weiße Frack und weiße Zylinder des Herrn und die ähnliche Kostümierung der Dame in ihrer weißen Perücke waren etwas Eigentümliches, Seltenes. Ueber die Art solcher modernen Tänze gehen ja die Ansichten aus­einander; aber das eine muß betont werden: gewandt, geschmeidig und ein Guß war das Gebotene des Tanzmeisters und seiner Gattin. Dazn die kleine Tanzkapelle des Herrn Singer, die in Klangfarbe wie in Tonstärke dem Charakter des Tanzes gut angepaßt war, dann konnte man verstehen, wenn die gute Stimmung möglichst lange ausgenlltzt und gehalten werden wollte. Mit Stolz kann die Kur­verwaltung auf ihr schönesSchwarzwälder Blütenfest", so darf ich es wohl nennen, zurllckblicken, und mit Befriedigung und Dankbarkeit werden die vielen Besucher des Abends gedenken am letzten Samstag >m Kurhaus. Oz'.

Sinfonie-Konzert. Bei dem für heute abend angekündigten Sinfonie-Konzert kann Fräulein Anita Oberländer vom Landes- cheater Stuttgart wegen anderweitiger Verpflichtung nicht Mitwirken. Das Konzert findet deshalb ohne Solistin statt.

Gegen den Haufierhandei. Angesichts der vielen Klagen über den Hausierhandel hat das Württ. Arbeitsministerium veranlaßt, die Polizeibehörden auf die Auswüchse des Hausierhandels aufmerksam zu machen und strenge Maß­nahmen gegen denselben zu ergreifen. , . K5 '

Bauernregeln im Juni. Auch an den Monat Juni knüp­fen sich seit altersher eine Reihe von Bauernregeln. So heißt es: Bläst der Juni ins Donnerhorn, bläst er ins Land das liebe Korn. Nordwind, der im Juni weht, nicht im besten Rufe steht. Regnet's am Siebenschläfertag (27.), regnet's noch 7 Wochen nach. Regnet's an Peter und Paul (29.), wird des Winzers Ernte faul. Wie am Medardustag (8.), noch 30 Tag eine alte Sag. St. Barnabas (11.) nimmer die Sichel vergaß, hat den längsten Tag und das längste Gras. Regnet's am St. Vitustag (15.), fruchtbar Jahr man hoffen mag. Wie die Holder-, so auch die Reben­blüte. Stellt der Kuckuck nach Johanni das Rufen nicht ein, sollen teure Zeiten zu gewärtigen sein. Juni trocken mehr als naß, füllt mit gutem Wein das Faß.

Kleine Nachrichten aus aller Welt

Major v. hindeuburg, der Sohn des Reichspräsidenten, der bisher an der .Kavallerieschule Hannover tätig war, isi in seiner Stellung als persönlicher Adjutant des Reichspräsi­denten an das Reichswehrministerium versetzt worden.

Norwegische Hilfe für Amundsen. Einer Blättermeldung aus Oslo zufolge wird die norwegische Regierung am kom­menden Freitag oder Samstag einen Dampfer mit zwei Flugzeugen nach Spitzbergen entsenden, die sich an der Suche nach Amundsen beteiligen werden.

Deutscher Rundslug. Am 2. Juni begann der Flug der zweiten Schleife über 1130 Kilometer bei schlechtem Wetter. Die größte Fluggeschwindigkeit erreichte Polte aus Udet mit

10 Stunden 10 Minuten, Ungewitter auf Albatros 10 St.

11 Min. und Hochmit auf Udet mit 10 St- 56 Min. Eine her­vorragende Leistung erzielte Lörzer auf einem 19pferdekräf- I'gen Zwergflugzeug Mercedes-Daimler, der die ganze Strecke zwischen Morgen und Abend bewältigte. Die dritte Schleife wird am Donnerstag ausgeführt: Berlin> DessauErfurtWürzburgStuttgartBambergHalle Berlin, zusammen 1058 Kilometer. Wird Karlsruhe einbe­zogen, so verlängert sich die Schleife um 82 Kilometer. Auf dem Flugplatz Böblingen sind umfangreiche Vorbereitungen für den Empfang der Flieger und für die Zuschauer ge­troffen.

Gras iposadowsky feierte am 3. Juni den 80. Geburtstag. Er war 1897 bis 1907 Staatssekretär des Innern und hat durch seine unermüdliche, weitsichtige und erfolgreiche Tä­tigkeit auf dem Gebiet der sozialen Versicherung und der Gewerbeordnung sich die größten Verdienste um Reich und Volk erworben.

Der Reichspräsident hat an den Grafen Posadowsky folgendes Telegramm gesandt: In herrlichem Gedenken sende ich Ew. Exzellenz meine aufrichtigsten Glückwünsche zum heutigen Tage- Möge es Ihnen noch lange Jahre in gewohnter geistiger und körperlicher Frische beschieden sein.

Reichspräsident von Hindenburg.

Reichskanzler Dr. Luther hat an den Grafen von Posa- dowsky-Wehner ein Glückwunschschreiben gerichtet, das die Verdienste des Grafen als Staatsmann und Politiker in warmen Worten hervorhebt. Die ganze Kulturwelt müsse sein Werk für die Wohlfahrt der arbeitenden Klassen als vorbildlich anerkennen.

Vorkragsreife Dr. Eckeners nach Spanien. Dr. Eckener wird nach Spanien reisen, um in einer Reihe von Städten Vorträge über die Amerikafahrt desZ. R. 3" zu halten. Gleichzeitig wird Dr. Eckener die Verhandlungen über die Einrichtung eines Zeppelinluftschiffverkehrs zwischen Spa­nien und Südamerika wieder au-fnehmen. Zunächst soll der Bau eines Versuchsschiffs von 30 000 Kubikmeter Gasinhalt, das voraussichtlich in Friedrichshafen gebaut werden solle, vorgesehen sein. ,«

Der Deutsche Philologenverband hielt nach lOjähriger Unterbrechung zum erstenmal wieder eine Tagung in Hei­delberg ab. Etwa 100 Vertreter aus dem Reich sind an-

An der Wiener Universität, die wegen des Streits der großdeutschen und der jüdischen und sozialistischen Studenten geschlossen worden war, sind die Vorlesungen wieder aus­genommen worden, doch ist der Zutritt nur gegen Vor­weisung des Meldungsbuchs und des Universitätsnachweises gestattet. Die Großdeutschen hatten dagegen protestiert, daß die Universität von vielen zugereisten Fremden besucht werde, die keine Berechtigung zum Unioersitätsstudium haben. Weitere Verfügungen gegen den Mißbrauch der Universität sind angekündigt, wesend.

Bela Kuhn verhafkek. Gelegentlich der letzten kommuni­stischen Unruhen in Lissabon wurde einer der Führer ver­haftet, der nun als der frühere Leiter der kommunistischen Revolution in Ungarn, Bela Kuhn, festgestellt worden ist. Kuhn soll mit anderen Verhafteten auf einem Kriegsschiff nach der portugiesischen Strafkolonie in Guinea (Afrika) verbracht worden sein.

Ein Reichswehrsoldak von Einbrechern erschossen. In dem

Dorf Hermannsburg im Kreis Celle (Hannover) wurden vier Einbrecher von einem Reichswehrsoldaten der 1. Kom­pagnie des Regiments Nr. 17 und einem Zivilisten bei der Arbeit überrascht. Es entstand ein Handgemenge, in dessen Verlauf der Soldat durch drei Reoolverschüsse getötet wurde. Die Einbrecher flüchteten in ein Gehöft, wo sie von alar­mierten Reichswehrsoldaten umzingelt und festgenommen wurden.

Schwere Aukomobilunfälle. In dem Dorf Müß am Schnieriner See überfuhr ein Auto, das von dem Berliner Kaufmann Petersen, einem Bruder des Hamburger ersten Bürgermeisters und früheren ersten Vorsitzenden der Demokratischen Partei, gelenkt wurde, eine alte Frau, die sofort getötet wurde. Petersen verlor dabei die Herrschaft über den Wagen. Das Auto raste gegen einen Baum, wobei dem Lenker durch das Steuerrad der Brustkorb eingedrückt wurde. Auch er war sofort tot. Zwei im Wagen sitzende Damen wurden schwer verletzt.

Bei dem Ostseebad Zinnowitz überfuhr ein Berliner Kraftwagen einen Radfahrer und tötete ihn sofort. Auch hier raste darauf der Wagen gegen einen Baum. Die In­sassen wurden herausgeschleudert. Ein Major Lünninghoff aus Berlik brach das Genick und war sofort tot. Zwei wei­tere Insassen kamen mit leichteren Verletzungen davon.

An einem unbewachten Bahnübergang bei Mellrichstadt (Unterfranken) mußte der Kraftwagen des Bamberger Fabrikanten Vollrath, der sich am Pfingstsonntag auf der Fahrt nach Rothenburg befand, rasch gebremst werden, da

in dem Au genblick ein Zug herankam.' Durch den scharfen Ruck wurden Frau Vollrath und eine Frau Wolf aus dem Wagen geschleudert und tödlich verletzt.

Infolge eines Federbruchs an der Vorderachse überschlug sich am Pfingstmontag auf der Straße WalsrodaGifhorn (Haimover) der Kraftwagen eines Magdeburger Großkauf- Uanns mehrere Male. Die beiden Eltern des Besitzers blie­ben sofort tot liegen, der Kaufmann und seine Braut wur­den schwer verletzt.

Ein Kraftwagen der Firma Ruckebier in Steckrade (Reg.- Bez. Düsseldorf) fuhr auf einer Pfingstfahrt auf einen Baum. Ein Herr Hagenbeck und Frau aus Wesel wurden getötet, die übrigen Insassen kamen mit leichteren Verletzun­gen davon.

Unterschlagung. Der Direktor der Kreissparkasse in Liebenwerda (Prov. Sachsen), Merres, hat Sparkassen­bücher in Höhe von 550 000 Mark gefälscht und darauf rmier Hinterlegung der Bücher von zwei gemeinnützigen Kassen die Summe von 550 000 Mk. erschlichen und sie auf seinen Namen zu hohen Zinsen ausgeliehen. Merres, der Nichtfachmann ist und seinerzeit aus Parteigründen in die Stelle berufen worden war, hat durch seine unordentliche Geschäftsführung die Kreissparkasse in große Verwirrung gebracht. Die Untersuchung wurde der Staatsanwaltschaft in Berlin übertragen. Merres ist verhaftet. Der Landrat Vogel wurde bis auf weiteres beurlaubt.

Das große deutsche Schwimmdock, das nach dem Waf- fenstittstandsvertrag an England hatte ausgeliefert werden müssen, ist gestern von England nach seinem neuen Bestim­mungsort Malta durch sechs Torpedobootszerstörer ab­geschleppt worden. Ein weiterer Zerstörer begleitet den Zug.

klarste im Hungerstreik. Der kürzlich in Dresden ver­haftete Berliner Schwindler Klaute verweigert seit zwei Tagen die Nahrungsaufnahme und ist zurzeit unfähig, ver­nommen zu werden.

Verschüttet. In Lehesten bei Ludwigsstadt (Meiningen) wurden durch Erdrutsch 4 Arbeiter verschüttet und getötet. Zwei weitere konnten gerettet werden. Alle Verunglückten sind Familienväter.

Auto und Hirsch. Aus eigenartiger Ursache ereignete sich auf der Straße zwischen Strelitz und Fürstenberg in Meck­lenburg ein Unfall. Der Kraftwagen des Kaufmanns Bres­lauer aus Berlin sauste mit größter Geschwindigkeit auf der Straße, als der Wagenführer plötzlich mitten auf dem Weg einen großen Hirsch entdeckte, der, geblendet von den Schein­werfern, sich nicht von der Stelle rührte. Zum Hatten war es zu spät. Beim Zusammenstoß wurde der Hirsch getötet, der Wagen knickte einen Baum und wurde in den Straßen­graben geschleudert. Der Führer bliebt tot, Breslauer und seine Frau erlitten nur leichte Verletzungen.

10S Häuser abgebrannt. In dem polnischen Städtchen Kuschenietz bei Wilna sind infolge Brandstiftung 100 Häuser und eine Kirche abgebrannt.

Hitzewelle in Chikago. Nach einer Haoasmeldung aus Chikago sind infolge einer Hitzewelle 20 Personen um­gekommen.

Lin heftiger Wirbelsturm wütete im Osten des Staats Nebraska und im westlichen Teil des Staats Iowa. Verschie­dene Ortschaften sind schwer beschädigt worden. Der Dach­schaden ist groß. Die Zahl der Toten und Verwundeten ist noch nicht festgestellt. Die Drahtverbindung mit den heim- gesuchten Gebieten ist unterbrochen.

Polar-Tragödien

Es sind viele, viele Hunderte, die denDrang nach dem Pol" mit dem Leben haben bezahlen müssen: verunglückt, ertrunken, erfroren und der schrecklichste der Schrecken!- langsam verhungert! Furchtbare Tragödien haben sich abge­spielt da oben im ewigen Eis. Von mancher Expedition ist auch nicht ein einziger zurückgekommen, Schiffe sind mit Mann und Maus verschwunden, zu Wracks zerquetscht wor­den zwischen den langsam mahlenden, aber unermüdlichen Kinnbacken riesiger Eisschollen, oder sie kreisen, vom Packeis eingeschlossen, als eisüberkrustete Gespensterschiffe die Fliegenden Holländer" der Eskimosage mit Skeletten an Bord in ewiger Triftfahrt rund um den Pol. Glücklich noch die, die keinen Versuch zu ihrer Rettung gemacht und sich rasch entschlossen zum Sterben aufs Eis niedergelegt haben. Denn der Polartod ist grausam! Grausam, weil er mit den Menschen spielt wie die Katze mit der Maus, weil bei der Eigenheit der Polarkatastrophen gewöhnlich ein Teil der Lebensmittel gerettet werden kann. Die Erzählungen Ge­retteter, die Tagebücher, die man neben Skeletten ausgesun­den hat, sprechen eine erschütternde Sprache. Wochen, Monde, ja oft Jahre sind die Schiffbrüchigen zwischen Eis und Felsen umhcrgeirrt, und wenn die letzten Vorräte auf- gezehrt waren, da hat ihnen das tückische. Sckstcksal ein paar eßbare Flechten an einem Felsen, oder einen Eisbären ge­schenkt und die Qualen der Sterbenden um Wochen ver­längert. Und der ewige Kampf mit Kälte und Hunger und die hoffnungspendenden kleinen Danaergaben des Schicksals steigern den Lebensmut der Irrenden zu einer furchtbaren Lebenswut, die so reich die Geschichte der Polarsorschung auch an Kameradschaftstreue ist Kranke und Invalide dem Schicksal überläßt und schließlich nicht einmal Ekel hat vor Menschenfleischl

Es ist durchaus nicht die Kälte, die die Polarkatastrophen vrrschuldet. Freilich sind die Winter oft furchtbar, und manche Expedition hat ihren Wein oder Schnaps mst den Aexten in Portionen teilen und am Feuer auftaueu müssen. Oft kam's vor, daß die Mannschaft in hohem Fieber, aber mit steifgefrorenen Gliedern in den Hütten lag, und die Leute von der Hall-Expedition haben 1871 mit gefrorenen Oueck- silberkugeln durch Bretter geschossen. Furchtbar wird die Kälte, wenn ein Schiff, das nicht auf Ueberwinterung vor­bereitet ist, im Eis eingeschlossen wird. Gefährlicher werden die langen Polarnächte, weil sie von der Bewegung in der freien Luft abhalten und ihre dumpfe Trägheit den Körper so schwächt, daß er gegen die Polarkrankheit widerstandslos wird. Und diese furchtbare Polarkrankheit, die 'chon ganze Expeditionen vernichtet hat, ist der Scharbock. Er entsteht durch Mangel an frischen Lebensmitteln und hat wohl die meisten Todesopfer unter den Polarforschern gefordert.

Die meisten Polarkatastrophen sind letzten Endes auf die furchtbare Gewalt des Eises zurückzuführen, das oft Schiffe zerdrückt, als wären es Streichholzschachteln, oder che so in Fesseln schlägt, daß sie nie wieder loskommen. An sich ist so ein Schiffsverlust nicht sehr gefährlich. Aber bei den Ver­suchen, bewohnte Gegenden zu erreichen, erliegen die meisten den Strapazen. Die Boote müssen sich oft wochenlang zwi­schen den Eisschollen hindurcharbeiten, oft über kilometer­lange Eisschollen getragen werden. Nicht selten lassen sich die Schiffbrüchigen auf solchen Schollen ins offene Meer treiben. Monatelang sind schon Expeditionen auf solchen Eisschollen getrieben. So die Mannschaft der deutschen, Han sa, deren