Verwaltungsbericht der Neichsbank für das Jahr 1929
Das Jahr 1929 war für die Neichsbank, wie im Vermal- tnngsbericht auSgefithrt wird, vor allem gekennzeichnet durch die erfolgreiche Ueberwindung der Währungsunrulje, die tu, Frühjahr im Zusammenhang mit de» Pariser Sachverstäa- btgen-Verhandlungeu eingetrete» war und die starke politische Abhängigkeit des deutschen Kredits sowie die besonderen Gefahren hoher Auslandsverschuldung schlaglichtartig beleuchtete. Die mit dem Frühjahr etnsetzenden Gold- und Devtsencntziehungcn nahmen einen alle Erwartungen übertreffenden Umfang an. Da Deutschland be, seinem Kapitalmangel und feinen großen Rcparationslasten auf ausländische Kapitalhtlfe angewiesen ist, so entstanden Ungelegen- heiteu. als die ausländische Hilfe versagte und — zum Teil planmäßig — ausländische Gelder zurückgerufen oder nicht mehr nach Deutschland gelegt wurden. Deshalb sah sich die Neichsbank Anfang Mal leider wieder grnöt gt, zu dem Mittel der Kreditcinschränkungen zu greisen. Schon Ende Mai halten sich die Kreürtanforderungen an die Neichsbank wieder aus e nen Umfang verringert, dem diele ohne Gefahr zu entsprechen vermochte. Mit Rücksicht auf die überaus angespannten Verhältnisse an den ausländischen Geldmärkten nnd die große kurzfristige ausländische Verschuldung mußte aber eine zu wertgchcnde Verminderung des Zinsgcfälles zwischen Deutschland nnd den w chttgeren ausländischen Geldmärkten vermieden werden. Unter diesen Umständen konnte dem bringenden Bedürfnis der deutschen Wirtschaft nach einer Erleichterung des Ztnsdruckes erst am 3. November und auch nur tm Ausmaße von H entsprochen werden.
In de« kritische« Woche« des Frühjahrs 1S2S, so heißt eö i« dem Bericht weiter, gab die Neichsbank a« Gold und Devisen tm ganze« für nahezu Milliarde« Mark her. Wie b,e Gestaltung der Devisenkurse während der wechselvollen Entwicklung des Berichtsjahres erkennen läßt, ist die Neichsbank zu jeder Zeit imstande gewesen, die Festigkeit der Reichsmark zu schützen und aufrecht zu erhalten. Die Bank konnte erneut zeigen, daß sie auch unter schwierigen Verhältnissen ihre Ausgaben erfüllen kann, sofern sie nur entschlossen ist, die ihr zu Gebote stehenden Machtmittel entschieden e nznsetzen. Es ist höchst bedauerlich, daß trotzdem immer wieder Leute auftreten. die in Wort und Schrift durch Behauptung eines kommende« Währungsverfalles und einer bevorstehenden Inflation die Oesfentlichkeit zu beunruhigen versuchen,- besonders gewissenlos ist das Vorgehen solcher Leute, wenn sie als Wanderredner gegen Erhebung von Beiträgen ihre unverantwortliche Tättgkett ausübe» und als Einkommensquelle ansuiitzen.
Die Anspannung am deutsche« Kapitalmarkt verschärfte sich, wie weiter ausgesührt wird, tm Berichtsjahre. D e Kassennöte des Reiches und mehrerer Gemeinden gegen Jahresende zeigten, baß auch der höchstgefährliche Weg, langfristige Kapttaibcdürfnisse über längere Ze träume hi» provisorisch kurzfristig zu befriedigen, nicht weiter gangbar mar. Da auch das ausländische F nanzkapital sich Deutschland für längerfristige Anleihen mehr und mehr versagte, nahm die Anlehnung deutscher Jnduftrrekonzerue an das ausländisthe Industriekapital stärkeren Umfang an. Au die Stelle des börsenmäßtgen Erwerbs deutscher Aktien seitens des Auslandes trat in zunehmendem Maße besondere vertragliche Beteiligung an deutschen Unternehmungen. Infolge dieser Entwicklung ist ein Ueberbltck über das nach Deutschland geflossene, zweifellos erhebliche ausländische Kapital während de» Berichtsjahres noch schwerer möglich als in früheren Jahren. Die Gesamtumsätze bet der Neichsbank betrugen im Jahre 1829 zusammen 8l1471,8 Millionen si. V. 819 8881 Im Jahre 1829 wurden 858,6 Millionen .ll an Gold aus dem Auslande angekauft. 1 Milliarde an Gold wurde zur Regul erung der Wechselkurse im Auslande wieder verkauft, 8 Millionen sind im Jnlanbe für industrielle Zwecke und dergleichen abgegeben worden. Demgemäß ergab sich insgesamt eine Abnahme des Goldbestandes der Bank um 440,2 Millionen Mark.
Der Nohgewlnu der Neichsbank beziffert sich tm Jahre 1V2» auf 170.3 Millionen gegenüber 157.7 Mlll. ^ i. B.
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Roman von Anny von Panhuys 40. Fortsetzung Nachdruck verboten
Vor einen, Privathotcl in der Königgrätzerstraße hielt bas Auto, ein Hausdiener eilte herbei. Er führt« sie sofort zu Frau de Mora, die sie bereits erwartete.
In einem schablonenmäßig ausgestattcten Hotelzimmer wurde sie von ihr mit dem Lächeln empfangen, das Margarete so bezaubernd fand.
„Ich bin glücklich, liebes Frauleln, daß Sie sich noch im letzten Augenblick entschlossen, meinen Wunsch zu erfüllen. Sie werden es nie zu bereuen haben. Aber nun legen Sie Mantel und Hut ab. bitte."
Sie war ihr selbst behilflich dabei, drückte si« dann in «inen Sessel, dessen fahlgelber Plüschbezug vom vielen Bürsten jämmerlich enthaart war.
Margarete >agte etwas gepreßt: „Gnädige Frau, ich bin Ihnen vorerst noch ein Geständnis schuldig, denn ich stellte mich Ihnen damals im Eisenbahnabteil, wenn auch nicht fal ch, >o doch in so knapper Weise vor, daß Sie daraus nur den Schluß zwhcn konnten, ich sei ein Fräulein Margarete Nödnitz."
Elena de Moros von sehr langen Wimpern umschattete vrauuaugen blickten jetzt befremdet, aber sie schwieg.
Margaretes Wangen röteten sich flüchtig.
„Ich bin verheiratet und darf vor meinem Namen noch bei, Titel „Prinzessin" führen, aber mein Mann hat mich vor vier Jahren verlassen, ich hörte seither nichts mehr von ihm. Mein Söhnchen starb vor kurzem —"
Ihre Stimme versagte.
Elena de Mora rückte mit ihrem Stuhl näher.
„Armes Kind, liebes armes Kind. Ich ahne Zusammenhänge. Wahrscheinlich haben Eie allerlei Aerger mit den Verwandten Ihres Mannes, die Ihnen Ihr« biirgerlici)«, unebenbürtig« Herkunft vorwcrjen. Sie waren vielleicht Schauspielerin oder Täflzerin?"
Die Ausgaben betrugen 144,7 Millionen (132Z Mlll.
Es ergibt sich demnach ein Ne «gewinn von 2SZ Millionen Mark (25.4 Mill. der wiederum die Verteilung einer Dividende von 12 A gestattet.
Der Kampf um den Etalsausgleich
Angesichts der Verhandlungen der Finanzsachverständigen der Regierungsparteien, die gestern fortgesetzt wurden, weist der „Vorwärts" darauf hin, baß drei Kragen behandelt werden: die Deckung dcS Fehlbetrags der Arbeitslosenversicherung, dt« Möglichkeit weiterer AuSgabenkür- znng nnd b!« Deckung des bann noch vorhandenen Fehlbetrags durch Stenern.
Ueber den sozialdemokratische« Standpunkt schreibt der „Vorwärts": Der letzte Vorschlag Dr. Molden>7:auers, der E rw e rb s l o sen v e rs i ch er »n g nur »och für zwet Jahre feste, den Fehlbetrag nicht voll deckende Darlehen zu gewähren, diese Darlehen vom Jahr 1832 ab vollkommen zu beseitigen, aber der Neichsanstalt bas Recht zu geben, durch eigene Entscheidungen Einnahme» und Ausgaben ins Gleichgewicht zu bringen, sei kein gangbarer Weg. Er werde den Kampf um die Er- werbslosenversicherung, der im vergangenen Jahr die politische Lage vollkommen beherrschte» aufs neue entfesseln, denn von allen anderen rechtsgewichtige» Bedenken abgesehen wäre dieser Vorschlag ohne Zivetfel wiederum geeignet, einen Abbau der Leistungen der Arbeitslosen» Versicherung zu erzwinge». Ebenso groß seren öle Gegensätze in der Steuererhöhung. Die Vorschläge Dr. Molden- Hauers, den Fehlbetrag allein durch Verbrauchssteuern zu decken, seien so einseitig, daß sie auf eine Zu- st mmung der Sozialdemokratie nicht rechnen könnten. Dre sozialdemokratische Rctchstagsfraktlon habe bereits tu der vergangenen Woche ihre Bereitwilligkeit erklärt, an der Santeruug der Netchsfinauzen mitzuarbeite», aber für dieses Ziel müsse ein Weg gefunden werden, der die sozialpolitischen Etnrichtirngen unangetastet lasse.
Kleine politische Nachrichten
Neichsgesetzliche Negclnng der Polizeistunde. Im Volkswirtschaftlichen Ausschuß des Reichstages wurde anläßlich des Schankstättengesctzes auch die Polizeistunde einer Neuregelung unterzogen. Nach mehrstündiger Debatte, in der sich der Vertreter der Neichsregierung, sowie die Vertreter Peußens und Bayerns mit eindringlichen Worten gegen jede reichsgrsetzliche» schematische Regelung dieser Frage gewandt hatten mit der Bitte, es bei der Regierungsvorlage zu belassen, wurde mit knapper Stimmenmehrheit gegen die Darlegungen der Negieruugsvertreter entschieden. Die Polizeistunde für East- und Schankwirtschaften aller Art wurde all- gem.in auf 1 Uhr festgesetzt, jedoch besteht die Möglichkeit, daß die oberste Landesbehörde oder die von ihr bestimmte Nachgeordnete Behörde Ausnahmen in. gewissem Umfange zulassen kann.
Tie KPD. verkauft. Zu einer Meldung des „Vorwärts", daß der Hamburgjsche Staat vox etwa 18 Tagen bas Hamburger Parteigebäude der KPD., das Haus der Hamburger Volkszeltung im Valentiuskamp, zum Preise von rund 388 880 Mark angekauft habe, wird von amtlicher Seite jetzt folgendes mitgeteilt: Der Ankauf des Gebäudes der Hamburger Volkszettuug ist im Nahmen der Erweiterung des Valenttnkamps bereits am 23. Dezember vorigen Jahres erfolgt. Der Verkaufspreis beträgt 258 888 Mark. Das Haus kam, nach dem Vertrage von den bisherigen Eigentümern gegen Bezahlung einer Miete solange benutzt werden, bis der Staat seiner bedarf. Die zugesicherte Umzugs- entschädtgung entspricht den üblichen Sätzen. Von der Kaufsumme sind etwa zwei Drittel bar ausgezahlt worben.
Hughes oberster Richter in USA. Nach einer sehr erregten Aussprache, die einen ganzen Tag dauerte, bestätigte der amerikanische Senat mit 52 Stimmen gegen 28 die Ernennung Hughes zum obersten Richter der Vereinigten Staaten.
Margarete war verblüfft Uber den Roman, den Frau de Mora Ihr da blitzgcschwind andichten wollte.
„Aber nein," wehrte sie ab. „Erstens gibt es gar keine nahen Verwandten meines Namens mehr und zweitens kommt das Wort „unebenbürtig" für mich nicht in Betracht." Ein Teil des Hochmuts wurde wieder in ihr wach, den ihr einst Großmama Alexandra eingeimpft. „Rein!" w ederholte sie und die'cs „Rein" bäumte sich förmlich vor Stolz, „ich war dem Prinzen Nödnitz reichlich ebenbürtig, stieg gewissermaßen noch zu ihm herab, denn mein Pater war ein Fürst von Wulfsenberg, ich bin die Letzt« des uralten, hochedlen Geschlechts."
Ein wenig phrasenhaft mochte der Satz einem nüchternen Ohr klingen, Frau de Mora aber iaß wie erschreckt vor den tönenden Titeln, die aus dem Munde des schmalen Geschöpfes kamen.
Eine Weile lastete Schweigen in dem Zimmer.
Margarete sprach weiter, aber jetzt ohne Hochmut, ohne Stolz.
„Ich bin nicht reich, wenn ich auch noch Grundbesitz habe, und wenn Sie mich mitnehmen, gnädige Frau, will ich nichts weiter sein als eine bürgerliche Margaret« Nödnitz, denn es ist klar, daß es Ihnen unangenehm wäre, besondere Rücksichten auf eine in Ihren Diensten stehende Person zu nehmen."
Frau d« Mora schüttelte leicht den Kopf.
„Aber, Liebst«, Veste, sagt« ich Ihnen nicht schon, ehe Ich wußte, wer Sie sind, daß ich in Ihnen kein« bezahlt« Gesellschafterin, sondern lediglich eine junge Freundin zu sehen wünchte?"
Margarete neigte beschämt den Kopf und bas reizvolle Lächeln der Aclteren erschloß vollends ihr Herz. Sie erzählt« von Hans Westfal und daß sie ihn in Mexiko suchen wolle.
Frau de Mora war sofort Feuer und Flamme.
„Natürlich, Kindchen» natürlich müssen Sie das tun und ich steh« Ihnen bei; wir werden Ihren Jugendfreund bald finden." Sie klatschte ia die Hände und die großen Bril-
Württ. Landtag
Landwirtschaftliche Frage» tm Ftnanzansschutz.
Im Finanzausschuß wurde Kap. 65 (Zentralstelle für öle Landwirtschaft) beraten. Ein Redner b:s Bauernbundes besprach die Preislage in der Landwirtschaft und bemängelte die unzureichende Zollpolitik. Ein Zentrumsreöner erklärte, daß die Hugenbergpolittk der Landwirtschaft schade. Er verlangte besseren Zollschntz. Ein sozialdemokratischer Redner sprach sich für eine Planwirtschaft in der Landwirtschaft aus. Mit der Errichtung von Milchzentralcn sei die Landwirtschaft auf dem richtigen Wege. Die Produkte müßten mehr marktfähig angrboten und ein Getreidemonopol ««gestrebt werden. Ein Zentrumsredner stellte fest, daß trotz aller Maßnahmen der Negierung die Lage der Landwirtschaft nach wie vor überaus ernst sei. Die Zahlungsunfähigkeit auf dem Laude nehme rasch zu. Wenn das deutsche Volk nicht die tm Inland produzierten Lebensmittel kaufe und sein G:ld für Auslandserzeugnisse ausgebe, dann gehe die Landwirtschaft zugrunde und mit ihr das deutsche Volk selbst. Wirtsihasts- mintster Dr. Mater nahm zu den vorliegenden Anträge» Stellung und führte aus, bei der Hagelversicherung bestche das Finanzministerium ans einer Netto-Vorprämie von 128 Prozent. Das Wtrtschaftsministerium werde diese gestellten Anträge sachlich würdigen und fördern. Gegen einzelne Anträge habe er finanzielle Bedenken. Ncgterungsrat Dr. Schiller nahm zu den sollpolitischen Anträgen Stellung. Es sei nicht leicht, die verschiedenen Interessen in Einklang zu bringen. Die württembergische Negierung sei im NelchSrat mit ihren zollpoltttschen Anträgen nicht burchgedrungen. Ministerialrat Springer nahm zu Einzelheite» Stellung. Präsident Sting machte Mitteilungen über die Bekämpfung der Leberegelseuche. Für Bach- und Wiesenverbesserungc« seien 845 888 Rm. aucgegeben worden. Weitere Arbeiten seien im Gange. Es handle sich um 92 Anmeldungen, die eine» Aufwand von über 1 Million Mark verursachen würden. Präsident Aichele gab Aufschluß über die beabsichtigte Förderung des ländlichen Siedlungswesens durch die Wohnungskreditanstalt. Dann folgten die Abstimmungen für zahlreiche Anträge. Angenommen wurden Anträge auf ständige Anstellung von weiteren Tierzuchtinspektoren, auf Erhöhung des Etatsatzes bis zum Höchstbetrag von 48088 Mk. für Pferde- und Rindviehprämierung anläßlich des Landwirtschaftliche» Hauptfestes, auf Erhöhung des Etatsatzes für das Viehversicherungswesen von 48088 auf 68 888 Mk., aus Bclassung der Nachschubpflicht der Landwirte zur Hagelversicherung im kommenden Etatjahr mit 65 Prozent, auf Erhöhung des Etatsatzes für Sicdlungszwecke von 5888 Mk. aus 58 888 Mk., ferner ein Antrag des Bauernbundes und der Bürgerpartei, worin die Negierung dringend ersucht wird, bet der Nelchkregierung darauf hinzuwtrken, baß sofort geeignet« Maßnahmen ergriffen werden, um die Rentabilität der Landwirtschaft herbetzuführen und für landwirtschast-^ liche Produkte stabile, sowie der gesunkenen Kaufkraft beS Geldes entsprechende Preise zu sichern. In dem Antrag werden die dringlichsten Maßnahmen ausgesührt. Weiterhin wurden dann noch Anträge angenommen ans Verwendung von nur einheimischen landwirtschaftlichen Erzeugnissen t« den staatlichen Anstalten und auf Gewährung von Darlehen an Süßmostereien zur Förderung der gärungslosen Früchteverwertung. Das Kap. 63 sowie Kap. 66 (LandeSgestüt) wurden angenommen.
Klagen Württembergs über bte Nelchsstnanzpolitik.
I» einer aus der „Voss. Ztg." von zahlreichen ander» Blättern übernommenen Mitteilung über die Berliner Fi- nauzinintstersprechung der letzten Tage wird bcrtchlet, daß lediglich Württemberg bei dieser Besprechung ke ne Klagen geäußert hätte. Dieser Bericht ist durchaus falsch. Im Gegenteil hat gerade der württ. Finanzministcr auf die de« Ländern und Geme'ndcn durch die Politik des Reiches auf« erlegten Belastungen und Elnnahmekürzungen nachdrücklich hingewiesen und die schwcrsten Befürchtungen für die künftige Finanzlage der öffentlichen Körperschaften einschlteß« Ich Württembergs bei Fortsetzung der bisherigen Politik geäußert.
lauten an den glatten schmalen Fingern sprühten auf. „Entzückend ist das alles und romantisch, ganz wie Ich es liebe. O, daß es dergleichen in unserer so realistischen Gegenwart noch gibt, das begeistert mich. Ich will mit allen Kräften helfen, zwei Liebende zu vereinen." Eie nahm ganz behutsam Margareies Hände in die ihren. „Sie Arme, mit wieviel Kummer »wurde Ihre Jugend schon belastet! Hoffentlich kommen nun recht bald freudigere Stunden für Sie."
Margarete blickt« die gütige Dame dankbar an. Wie froh war sie, >o ein Verständnis für das, was sie bewegte, zu finden.
Frau de Mora hatte schon für Margarete ein Zimmer neben dem ihren bestellt und da wohnte sie nun. Die Paß- angelegenheiien wurden erledigt und dann reist« man ab.
Margarete merkte allmählich, wie gut ihr die Seereise tat. Von der marternden, lastenden Angst, mit der sie auf Wulffenberg fast ständig gerungen, war nichts, aber auch nichts zurückgeblieben und sie verwies die Erscheinung in der Gruft jetzt schon selbst ins Reich der Phantasie.
Das Schiff legte an fremden, interessanten Häsen an. Frau de Mora hatte sich gelegentlich eines Fehltrittes einen Knöchel verstaucht und konnte deshalb nicht an Land gehen, da bl'eb natürlich auch Maraarete an Bord.
Manchmal ließ sich Elena de Mora em halbes Stündchen verlesen, aber Margarete kam es vor, als höre sie gar nicht zu.
Sie machte «tue Probe, ließ mehrmals ein paar Zeilen aus. so daß, was sie vorlas. sinnlos wurde. >
Frau de Mora merkte es gar nicht. 7
Wozu also ließ si« sich überhaupt vorlesen? >
Die Tage vergingen in Ruhe und Gleichmaß, denn von den netten kleinen Vergnügungen und Unterhaltungen auf dem Schiff hielt Margarete schon die Trauer fern und unternehmungslustige männlich« Mitpassagicre wagten sich an die düster Gekleidete nicht heran. Nichts und niemand störte das Gleichmaß dic er Seereise, bis eines Morgens ganz früh der gelle Ruf: Feuer! Feuerl aus weiblicher Kehle Margarete aus ihrem Bett riß.
(Fortsetzung folgt.)