Daraus geht das Haus zur 2. Lesung des Gesetzentwurfs über die vorläufige Regelung des Haushaltplans für 1925 über. Der Ausschuß hat der Vorlage zugestimmt.
Abg. Stückten (Soz.): Der Ausschuß empfiehlt die Annahme einer Entschließung, die die Reichsregierung ersucht, bei der Umstellung der Deutschen Werke alle Maßnahmen zu ergreifen, die bei möglichster Erhaltung der Arbeitsgelegenheit geeignet sind, die Reichsinterefsen in vollem Umfang zu wahren. Die für diese Umstellung nötigen Mittel sollen von der Reichsregierung mit Genehmigung des Haushaltausschusses des Reichstags zur Verfügung gestellt werden.
Eingegangen ist ein sozialdemokratischen Antrag, in der Steuernotverordnung den steuerfreien Lohn- und Gehaltsbetrag von 60 auf 100 zu erhöhen. -
Abg. Stöcker (Komm.): Die Kommunisten werden dem Kabinett Luther diese Notoorlage nicht bewilligeen. Der Redner beantragt ein Mißtrauensvotum gegen die Reichsregierung.
Der Notetat wird darauf mit seinen wesentlichen Bestimmungen in 2. Lesung angenommen.
Reichsfinanzminister Dr. v. Schlicken bitte?' um Ablehnung des sozialdemokratischen Antrags oder Ueberweisung an den Steuerausschuß, da sonst die rechtzeitige Fertigstellung des Notetats gefährdet werde.
Abg. Dr. Brüining (Z-) warnt vor einer größeren Belastung der großen Massen. Die Lohnsteuer müsse erst gemildert werden, ehe die anderen Steuerpläne der Regierung behandelt werden können.
Der Antrag wird dem Steuerausschuß überwiesen und der Notetat in 2. Lesung erledigt.
Abg. Diß,nann (Soz.) verlangt, die Betriebe der „Deutschen Werke" sollen wie bisher weitergeführt werden. Reich und Staat sollen verpflichtet sein, ihre Aufträge in erster Linie den „Deutschen Werken" (das sind die umgestellten staatlichen Waffenfabriken) zu übertragen, das Privatkapital müsse aber ausgeschaltet bleiben.
Abg. Er sing (Zentr.): Von sozialdemokratischer Seite werden die Verhältnisse der „Deutschen Werke" so schön dargestellt, daß es dann nur verwunderlich erscheine, daß sie immer Zuschüsse brauchen. Im Vorfahr habe das Reich 18 Millionen Goldmark in die Werke hineingeworfen und jetzt werden wieder 30 bis 10 Millionen verlangt. Da könne die Privatindustrie doch nicht länger ruhig Zusehen, wie ihr mit Reichsunterstützung eine solche Konkurrenz gemacht werde.
Abg. Brüninghaus (D.VpH Seine Barte! würde sich unter keinen Umständen dazu hergeben, dauernd Unsummen in ein Faß ohne Boden zu werfen.
Der Notetat wird dann in 2. Beratung angenommen.
lieber die Entschließung betreffend die „Deutschen Werke" wird erst in 3. Lesung abgestimmt.
Kurz wird dann noch der Gesetzentwurf zur Regelung des Finanzausgleichs im ersten Jahr 1925 (Verlängerung bis 30. September) besprochen und darauf die Beratung auf Freitag 2 Uhr vertagt.
Württemberg
Stuttgart, 19. März. Vom Landtag. Dem Landtag ist der Gesetzentwurf eines ersten Nachtrags zum Staatshaushaltgesetz für 1921 festgestellt, worin aus Anleihen 11100 RM. gefordert werden, um nach einer Erhöhung des Grundkapitals der Aktiengesellschaft Großkraftwerk Württemberg die Beteiligung des Staats an dieser Gesellschaf im seitherigen Verhältnis aufrecht erhalten zu können. Der Entwurf wird dem Landtag demnächst zugehen.
Dr. Geßler in Stuttgart. Nächsten Sonntag wird hier Reichswehrminister Dr. Geßler zur Reichspräsidentenwahl sprechen. Die Versammlung findet morgens 11 Uhr im Festsaal der Liederhalle statt.
Kriegsgräberfürsorge. Durch eine Bekanntmachung des Ministeriums des Innern werden die Gemeinden, die für Aufwendungen zur Kriegsgräberfürsorge des Rechnungsjahrs 1921 Ersatz aus Reichsmitteln erwarten können und beanspruchen wollen, aufgefordert, ihre Ersatzanträge spätestens bis zum 15. April einzureichen. Da für sämtliche in Württemberg befindliche Kriegergräber nur wenige tausend Reichsmark zur Verfügung stehen, können Ersatzanträge nur Berücksichtigung finden, wenn wegen großer Gräberzahl oder wegen unifangreicher Jnstandsetzungs- oder Unterhaltungsarbeiten größere Aufwendungen zu machen waren.
Beleidigung durch die Presse. Der Schriftleiter des „Schwäbischen Landmann", VH. Körner jun., wurde vom Amtsgericht wegen Beleidigung zu 200 -tt Geldstrafe verurteilt. Der Beklagte veröffentliche am 21 Juni 1921 einen Artikel, worin gesagt war, die Lehrer und Katecheten aus Rottenburtg haben die Schulkinder darauf aufmerksam gemacht, daß sie nicht zur Kommunion zugelassen werden,
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Urheberschutz durch Stuttgarter Rvmanzentrale (!. Ackermann Stuttgart.
' Immer wieder kam die Majorin darauf zurück und stets folgten solchen Gesprächen Stunden tiefer Niedergeschlagenheit, bis Hella endlich erklärte, es hätte keinen Zw.ck, sich um Dinge, die inan nicht ändern könne, zu grämen und sie wollten lieber gar nicht mehr davon sprechen.
Hella selbst grämte sich gar nicht um das „alte, dumme Schloß". Sie war ein Kind der Neuzeit und nichts verband sie mit diesen alten Familiengeschichten. Nur sehr selten — wie eben jetzt — zogen sie ihr flüchtig durch den Kops.
Sie blickte auf die Uhr. Schon elf! Da mußte sie ja in die Stunde zu den Hollstenschen Kindern im Nebenhaus.
Ein Geräusch am Fenster machte sie aufblicken. Im nächsten Augenblick durchfuhr sie ein tödlicher Schreck: ein fremder Mann schwang sich dort eben mit kühnem Schwung von der seitwärts laufenden Dachtraufe auf das Fensterbrett und sprang ohne weiteres ins Zimmer herein.
Er sah blaß und verstört aus. Der Hut saß schief auf dem Kopf, sein Rock war mit Staub und Mauerkalk beschmutzt. Unsicher glitt sein Mick durchs Gemach. Als er Hella sah, zuckte er zusammen und starrte sie dann halb betroffen, halb verlegen an, während dunkle Röte langsam seine Wangen überzog.
Hella war so bestürzt, daß sie keinen Laut herausbrachte. Wie gelähmt vor Schreck lehnte sie am Tisch und starrte den fremden Eindringling wortlos an.
Er war jung, hübsch und elegant gekleidet. Seine Uef- .lngenden, sehr Hellen Augen funkelten wie Sterne aus dem
wenn ihre Eltern den Kandidaten des Bauernbunds wählen würden. Körner wird gegen das Urteil Berufung einlegen.
Vom Tage. Am Dienstag abend ereignete sich in Gais- burq ein schwerer Zusammenstoß zwischen einem Botenwagen aus Kirchheiin u. T. und einem Straßenbahnwagen der Linie 26, wobei der Fuhrmann vom Bock geschleudert wurde und zwischen die Näder seine eigenen Wagens geriet. Er trug schwere Verletzungen davon. Ein Pferd geriet unter die Vorderräder der Straßenbahn und wurde sofort getötet, das andere war nur leicht verletzt. Der Straßenbahnwagen wurde stark beschädigt. Fahrgäste wurden nicht verletzt.
Aus dem Lande
Eßlingen, 19. März- Bubenstreiche. In der letzten -Woche wurden an den teils neu erstellten Klubhäusern des Turn- und Sportvereins von 1815, der Sportfreunde Eßlingen, der Turngemeinde Eßlingen die Fenster samt Kreuzstock eingeschlagen. Bei Sportfreunde Eßlingn wurde auch noch die Kassierhütte gänzlich abgebrochen. Üb die Tat aus Mutwilligkeit oder aus politischen Gründen geschah, muß die Untersuchung ergeben.
Die Frauenkirche. Dieser Tage hielt der Professor Dr. Fiechtner an der Technischen Hochschule in Stuttgart auf Veranlassung des Vereins zur Erhaltung kirchlicher Baudenkmale einen außergewöhnlich interessanten Vortrag über die zurzeit in der Wiederherstellung begriffene Eßlinger Frauenkirche und süddeutsche Gotik.
Alm. 19. Mürz. Eingemeindung. In einer Bürgerversammlung in Wiblingen war die große Mehrheit der Anwesenden für die Eingemeindung nach Ulm. — Wiblingen liegt eine starke Wegstunde von Ulm entfernt.
Diekenheim OA. Laupheim, 19. März. Kirchenbau. In einer Pfarreiversammlung teilte Pfarrer Spohn zur Kirchenbaufrage mit, daß mit der Erneuerung der Kirche auch eine Vergrößerung vorgenommen werden soll. Die Pläne hat Prof. Hummel-Stuttgart gefertigt. Die Kosten belaufen sich auf 80—85 000 -tt ohne Inneneinrichtung.
Musbach, OA. Sauchau, 19. März. Brand. Durch Kurzschluß entstand in dem Haus des Albert Blaser ein Brand, der sofort den Heuboden entzündete. Das Gebäude wurde in kurzer Zeit in Asche gelegt.
Don der bayerischen Grenze. 19. März. An ge schossen er Wilderer. Der verh. Oekonom Bombosch und der Landwirtssohn Link, beide von Battenhausen, wilderten im sogen. Stegbauernholz. Die beiden wurden von zwei Jägern gestellt, nachdem Bombosch durch eine Schrotladung angeschossen worden war.
Backnang, 19. März. Diebstahl. Gestern nachmittag wurde in der unteren Bahnhosstraße ein Diebstahl verübt, bei dem verschiedene Wertgegenstände (u. a. alte Münzen) im Wert von 500—600 -st mitgenommen wurden. Vom Täter fehlt jede Spur.
Birkenfeid, OA. Neuenbürg, 19. März. Schreiber ohne Arme. Am nächsten Sonntag schließt hier den Bund der Ehe Oskar Eberle mit Klara Vollmer. Der Bräutigam ist 25 Jahre alt und hat seit dem sechsten Jahre keine Arme mehr, da ihm die Arme seinerzeit infolge einer Krankheit oberhalb des Ellenbogens abgenommen werden mußten. Eberle ist als Angestellter aus dem hiesigen Rathaus beschäftigt, hat eine Handschrift, wie sie von einem Schreiber mit Armen kaum schöner und schneller geschrieben wird. Er arbeitet auch an der Schreibmaschine, die er von der Gemeinde gekauft hat und wofür er den größten Teil des Geldes im Jahre 1918 von König Wilhelm von Württemberg zu diesem Zweck überwiesen bekam. Eberle schreibt mit einem gewöhnlichen Federhalter, den er zwischen Kinnbacken und Schulter festhält, und er arbeitet auf diese Weise auch auf der Schreibmaschine. In Sängerkreisen ist Eberle durch seine ausgezeichnete Tenorstimme und guten Humor sehr beliebt.
Gersietten, 19. März. Staatliche Jungviehprämiierung. Der Antrieb zu der hier stattgesundenen Jungviehprämiierung war durch den Schneefall beeinträchtigt und es wurden, von den 53 angemeldeten Tieren nur 38 aufgetrieben. Preisrichter waren Oberamtstierarzt Dr. T'ndele-Heidenheim, Tierarzt Dr. Sigel-Gerstetten und Bauer Krauß in Bräunisheim. Es wurden 595 als Preise verteilt, wovon die Gemeinde Gersietten 200 -tl beisteuerte. Die Qualität der Farren und Jungrinder war ganz mäßig, bZ den Kalbeln vorzüglich.
ep. Frachtfreie Beförderung von Ersahkirchenglocken.
Um den Gemeinden die. Anschaffung von Ersatzkirchenglocken für die im Krieg eingeforderten zu erleichtern, Hot die Reichsregierung einer Frachtfreiheit für diese Glocken bis z„m 30. Juni 1925 zugestimmt.
sonnverbrannten bartlosen Gesicht. Dunkles, jetzt etwas wirres Haar lockte sich über einer merkwürdig fein modellierten Stirn. Dies Bild Prägte sich ihr ein.
lieber diese Stirn glitt jetzt eine wohlgepflegte Männerhand, während ihr Besitzer hastig und verlegen sagte: „Verzeihen Sie diesen durch nichts zu entschuldigenden Ueberfall, gnädiges Fräulein. Aber es blieb mir keine andere Wahl, wollte ich nicht meinen Verfolgern in die' Hände fallen ..."
„Sie werden ... verfolgt?" stammelte Hella.
„Ja.. . . aber Sie dürfen deshalb nicht denken, daß ich silberne Löffel gestohlen habe, gnädiges Fräulein! Es . .. das Ganze ist ein.Mißverständnis. Ich wurde ... zu einer Unterredung befohlen. In . . . in eine Art Acpfel- kammer. Dann kamen Leute. Die junge Dame, deren Ruf ich gehorcht hatte, fürchtete wohl, kompromittiert zu werden und entfernte sich rasch, mir verbietend, ihr auf demselben Weg zu folgen. Gleich darnach betrat ein alter, dienstbarer Geist den Raum und schrie Zeter und Mordio, weil er wahrscheinlich dachte, ich sei eingebrochen, um mir an dem Nest Winteräpfel gütlich zu tun oder Gott weiß was sonst zu stehlen. Meine Vorstellungen hörte er gar nicht an, sondern schrie nur beständig: „Diebe! Diebe!" Gleichzeitig vernahm ich von draußen sich eilig nähernde Schritte . . ."
Hella hielt den Atem an, als der Fremde fortfuhr: „Sie begreifen, gnädiges Fräulein, daß ich mich in einer äußerst peinlichen Lage befand. Wollte ich die Dame, die mich gerufen Hatte, nicht Mißdeutungen aussetzen, konnte ich mich auf Erklärungen nicht einlassen, sondern mußte trachten, eiligst zu verschwinden. Dazu gab es einen einzigen Weg: das Fenst -. Ich wählte ihn. Und während man hinter mir nach der Polizei schrie, gewann ich bereits
Baden
Karlsruhe, 19. März. Ein interessantes Bild gaben folgende Zahlen über das Ausmaß der Gemarkungsfläche verschiedener Gemeinden in Baden. In der vordersten Reihe steht Forbach im Murgtal, das die größte Gemarkungsfläche Badens mit 8330,2 Hektar aufweist. Dann folgen der Reihe nach Mannheim mit 7388, Villingen mit 6779, Baden-Baden mit 6739,2, Freiburg mit 5963, Eberbach a. N. mit 5867,8 und Heidelberg mit 5369,3 Hektar. Auch Oberwoifach mit 5090, Reichental im Murgtal mit 1719, Schwetzingen mit 1781,1 und Freiamt (Amt Emmendingen) mit 1080 Hektar sind noch recht stattliche Gemeinden, die die anderen Gemeinden des Lands noch weit hinter sich zurücklassen.
Pforzheim. 19. März. Gestern entstand in einer Bauhütte am Wallberg dadurch ein Brand, daß das Feuer von einer offenen Feuerstelle auf das unmittelbar daneben gelagerte Brennholz übersprang. Dem Feuer fielen drei aneinander gebaute Bauhütten zum Opfer. Der Schaden beträgt etwa 2000 -kl- — Der vermißte Joh. Ignaz Brenk von Ersingen hat sich wieder eingestellt, nachdem er sich sieben Tage hier ausgehalten hatte, ohne etwas von sich hören zu lassen.
Bruchhausen, Amt Ettlingen, 19. März. Die 25 Jahre alte Sofie Ursermer aus Weschbach bei Berghausen (Durlach) hat sich i» der Nähe des Stationsgebäudes vom Zug überfahren lassen.
Heidelberg, 19. März. Das hiesige Verkehrsamt hat einen Heidelberger Werbeprospekt für den Fremdenverkehr in englischer Sprache heransgegeben, der in 50 000 Exemplaren nach Amerika und England versandt werden soll.
Mannheim, 19. März. Eine 55jährige Schlossersehefrau wurde, wie der Polizeibericht feststellt, durch die Schuld eines Wagenführers von einem Personenkraftwagen überfahren und erheblich verletzt.
Bad Dürkheim, 19. März. Hier stürzte der 25 Jghre alte Jean Zimmermann, Sohn des Althändlers Tobias Zimmermann auf der Mannheimer Straße in der Nähe der Eisenbahnbrücke von seinem schwerbeladenen Fuhrwerk und geriet unter die Räder. Dem Unglücklichen wurde dabei der Kops völlig zerquetscht, sodaß der Tod sofort eintrat.
Mosbach, 19. März. Das Schöffengericht befaßte sich mit zwei Fällen wegen unberechtigten Fischens mit Sprengstoffen. Die Angeklagten haben mit alten oder selbstverfertigten Handgranaten den Fischfang betrieben. Einer der Angeklagten erhielt 3 Monate Gefängnis und 50 Mark Geldstrafe, der zweite 2 Wochen Gefängnis.
Roskatt, 19. Mürz. In der Maschinenfabrik Stierlin und Vetter flog einem verheirateten Schlosser namens Brötzer von Steinmauern ein Stück Bwch won einer Schneidemaschine an den Kopf und verletzte ihn ganz erheblich.
Boden-Baden, 19. März. Vor dem Süddeutschen Senat des Staatsgerichtshofs begann am Dienstag wieder ein großer Hochverratsprozeß gegen den Kaufmann Emil Haller aus Baden-Baden und 18 Genossen, sämtlich aus Baden- Baden und Baden-Lichtental. Alle An geschuldigten sind Mitglieder der Kommunistischen Partei. Den Angeklagten wurde zur Last gelegt, nach dem Muster in Württemberg auch in Baden eine Tscheka gebildet zu haben.
Bad Dürrheim, 19- März. Bürgermeister Schilling verkaufte seine beim Landessoolbad gelegenen Grundstücke um 23 000 -tl au die Krankenkasse des Deutschnationalen Hand- lungsgshilfenverbands, Ersatzkasss Hamburg. Bis zum Spätjahr soll dort ein Kinderheim der Kasse erstellt werden. — Hier wurde im hiesigen Kapfrvald der Händler Jauch, Adlerwirt im nahen Th-uningen, erhängt aufgefunden. Vor wenigen Wochen hat sich ein Sohn vom Zug überfahren lassen.
Sk. Blasien, 19. März. In der Zeit vom 25.—30. Mörz findet hier in«. Sanatorium St. Blasien ein Tuberkulose- Kurs für Aerzte statt.
Vom Bodensee, 19. März. Selbstmord. In Lindau hat sich der Gefreite Josef Braun des Gebirgsjägerbataillons des 19. Jnsanterie-Rgts. durch einen Schuß in den Kopf getötet. Die Beweggründe sind unbekannt.
-r-
Die ersten Schwalben. In den Städten und Dörfern am Bodensee sind die ersten Schwalben eingetroffen, aber man erinnert sich angesichts der jetzigen nachwinterlichen Witterung bei ihrem willkommenen Erscheinen unwillkürlich an jenen bekannten Reim „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer". Aber wenn noch viele kommen, muß es schließlich doch gelingen.
das Dach und von diesem das Nachbarhaus — dieses hier -- wo ich mich an der Dachrinne zu Boden lassen wollte, als ich im Hof unter mir Leute erblickte. Da sprang ich zum erstbesten offenen Fenster hinein und ... bin nun hier! Zu meinem Leidwesen! Denn ich habe Sie w»hl tüchtig erschreckt?"- . ^
Er hatte stockend gesprochen, während die Glut auf seinen Wangen immer tiefer wurde.
Hella beantwortete seine Frage nicht. Ihr Gesicht war während seiner Erklärung noch blasser geworden und hatte einen Ausdruck eisiger Verachtung angenommen. Schweigend wandte sie sich ab. Da stand er mit zwei Schritten dicht vor ihr.
„Gnädiges Fräulein . . . verdammen Sie mich nicht so hart! Ich schwöre Ihnen, daß ich weder etwas Unrechtes tat, noch tun wollte. Ich war unbesonnen, aber ..
„Verlassen Sie dies Zimmer!" unterbrach sie ihn tonlos. Er aber ging nicht. Wie gebannt hing sein Blick an den reinen, mädchenhaften Linien dieser weißen Gestalt, dieses schönen Kopfes, dessen lichtes Haar ein darüber hinzitternder Sonnenstrahl wie goldenes Gespinst aufleuchten ließ.
„Gnädiges Fräulein . .sagte er leise und bittend.
Stimmen auf dem Dach und im Hof unten, die einander aufgeregt etwas zuschrieen, ließen ihn bestürzt verstummen.
„Gehen Sie!" stieß Hella schroff heraus, „wenn Sre nicht wollen, daß man Sie hier findet..."
Gleichzeitig eilte sie ans Fenster und schloß es.
„Ich danke Ihnen", sagte der Fremde. „Sie decken mir durch Ihre Güte den Rückzug. Nun aber müssen Sie mir schon auch den Ausweg aus dieser Wohnung zeigen."
(Fortsetzung folgt.)