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Brackenheim, 16. März. Tödlicher Sturz. Montageinspektor Kreuzer, der mehr als 20 Jahre bei den Cnz- gauwerken tätig war, stürzte am Freitag so unglücklich die Treppe herunter, daü er einen Schädel-, sowie einen doppelten Armbruch erlitt. Obne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, ist er am Samstag mittag verschieden.
Reckarsulm, 17. März. Gesunkenes Schiff. Vorige Woche fuhr ein mit Salz beladenes Schiss vom Salzwerk Heilbronn talabwärts und bekam unterwegs ein Leck. Da das Wasser sebr stark eindrang, mußte der Schiffer hier ans Land fahren. Es dauerte nicht allzulange und die ganze Ladung mit 3000 Zentner war durch Wasser vernichtet.
Rottenburg, 17. März. Am Freitag nacht erschoß sich ein verheirateter Wachtmeister a. D. in feinem Bett. Er machte in früheren Jahren schon einen Selbstmordversuch. Nahrungssorgen dürften ihn in den Tcd getrieben haben.
Oberndorf. 17. März. Kraftpost verkehr. Der Krastpostverkehr auf der Strecke Alpirsbach—Oberndorf wird am 1. April d. I. wieder ausgenommen werden-
Rottweil, 17. März. Ausstellung für das Gas-, Wasser- und Elektrizitätssach. Anläßlich der diesjährigen Hauptversammlung des Vereins techn. Beamten der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke Württembergs und Hohenzollern findet unter Mitwirkung führender Firmen in der Zeit vom 12.—22. Juni d. I. hier eine interessante Ausstellung von Gebrauchs- und Anwendungsapparaten des Gas-, Wasser- und Elektrizitätsfaches statt.
Trossing n, 17. März. Tot aufgefunden. Im Pfarrwald beim sogen. Herrenbad wurde ein SOjähriger Arbeiter tot ausgefunden. Er war Kriegsinvalide und litt an einem unheilbaren Nervenleiden.
Schwenningen. 17. März. Erhaltung der Fachschule. Am Samstag fand wegen der Fachschule für Feinmechanik usw. eine Besprechung statt. Das Ergebnis dieser Besprechung war, daß die Fachschule als staatliche Anstalt Schwenningen erhalten bleibt. Die Lehrwerkstätten werden erweitert.
Schwenningen, 17. März. Selbstmord. Adlerwirt Jakob Jauch von Tuningen ist in Dürrheim freiwillig au» dem Leben geschieden.
Schramberg, 16 .März. Streik. Die Arbeiter der hiesigen Steingutfabrik stehen seit einigen Tagen im Streik.
Mergelstetten OA. Mergentheim, 17. März. Einbruch. In den Dienstraum des hiesigen Bahnhofgebäudes ist eingebrochen worden: dem Einbrecher fiel aber nur ein kleiner Geldbetrag in die Hände.
Riedhausen, OA. Saulgau, 17. März. Ueberfall. Zwischen Risdhausen und Wilhelmsdorf im Wald Gelhard wurde ein 14 Jahre alter Knabe von Riedhausen von einem Fremden überfallen und schwer mißhandelt. Der Täter ist ermittelt.
Baden
Karlsruhe, 17. März. Der Gau Baden des Reichsbunds der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebenen hält seinen 3. Badischen Gautag über die Psingst- feiertage in Freiburg i. Br. statt.
Pforzheim, 17. März. Vermißt. Seit letzten Mittwoch wird der verh. 56 I. a. Taglöhner Joh. Ignaz Vrenk von Ersingen vermißt. Er ging morgens von daheim weg mit der Angabe, er wolle sich in Pforzheim nach Arbeit umsehen und ist bis heute noch nicht zurückgekehrt. Es wird vermutet, daß ihm ein Unfall zugestoßen ist, da er den Weg zu Fuß durch den Brötzinger Wald machte und er schon gebrechlich war.
Balsbach, 17. März. Der Kellner Seifert, der hier zu Besuch weilte, ging über den Steg des Bachs, rutschte anscheinend aus, fiel ins Wasser und ertrank.
Ettlingen, 17. März. Bei Neumalsch, aus der Landstraße Rastatt—Ettlingen, überschlug sich am Samstag nachmittag ein Kleinauto. Der Insasse, ein Möbelreisender, wurde dabei schwer verletzt.
Mannheim, 17. März. Ein 29 Jahre alter Lehrer und ein 20 Jahre alter Techniker versuchten durch Selbstmord aus dem Leben zu scheiden. Die beiden Lebensmüden wurden jedoch an ihrem Vorhaben verhindert und nach dem Krankenhaus verbracht. — Hier wurde aus der Redaktion der „Arbeiterzeitung" heraus der Kommunist Hermann Külitz wegen Bannhruchs und der Kommunist Kunzmann vom Parteibüro wegen Begünstigung verhaftet und nach Heidelberg verbracht.
Reufiadk a. h.» 17. März. In dem Prozeß wegen des Sturmes auf das Rathaus wurde nach ^tägiger Verhandlung das Urteil gefällt. Gegen einen von 52 Angeklagten wurde das Verfahren auf unbestimmte Zeit zwecks Untersuchung feines Geisteszustands ausgesetzt. Die übrigen erhielten wegen Landfriedensbruches Gefängnisstrafen von 114 Jahren bis zu 6 Monaten herab- 13 Angeklagte erhielten Bewährungsfristen bis zum 1. Dezember 1930.
Triberg, 17. März. Der mehrfach verschobene grotzs Dauerlaus des Schiklub Schwarzwald hatte keine so starke Beteiligung wie in den früheren Jahren aufzuweisen.
Das Wetter
Em Hochdruck, der sich von Frankreich nach Nordosten hinzieht, beherrscht jetzt die Wetterlage. Bei nördlichen Winde» ist infolgedessen für Donnerstag und Freitag Fortsetzung d«s kalten und vorwiegend trockenen Wetters zu erwarten.
Außenminister Benesch sei im Begriff, einen „Schiedsgerichtsvertrag" mitPolen zu unterzeichnen, der eine Vorstufe eines Militärbündnisses (gegen Deutschland) sein solle. Andererseits werde die Tschechoslowakei mit verschiedenen anderen Staaten „Friedens- und Freundschaftsverträge" ab- schließen, namentlich mit Oesterreich. Wenn dann auch die großen Verbandsmächte sich mit Deutschland verständigten, so werde es in Europa z w e i G r u p p e n des gegenseitigen Beistands geben, beide im Rahmen des Völkerbunds- Wenn diese beiden Gruppen sich später vereinigen würden, so könnte man auf diesem Wege wieder zu dem Genfer Protokoll gelangen, das der Völkerbundsrat verworfen habe. — Benesch möchte also auf dem hinterlistigen Umweg über eine neue Einkreisung Deutschlands das Genfer Protokoll wieder zur Ehren bringen.
Benesch hatte eine längere Unterredung mit Herriot.
Deutschland und die Abrüstungskonferenz London, 17. März. Der „Daily Telegraph" erfährt von amerikanischer Seite, die vom Präsidenten Coolidge einzuberufende Abrüstungskonferenz werde mitreichend sein und auch die Abrüstung der Landheere umfassen, denn viele kleine europäische und die südamerikanischsn Staaten haben unverhältnismäßig große Heere. Deutschland käme für die Konferenz eioentlich nicht in Betracht, da es ganz entwaffnet sei, aus diplomat. Gründen sei aber seine Mitwirkung um so wichtiger. Rußland werde nicht eingeladen. Die Vereinigten Staaten würden sich auch dem Haager Schiedsgerichtshof ar-chließen, wenn dieser vollständig vom Völkerbundsrat abgelöst würde. In Amerika und England wünsche man, baß die Abhaltung der Konferenz möglichst beschleunigt werde. Keine deutsche Regierung wäre in Amerika und England so genehm wie die gegenwärtige, aber man habe k>'üie Sicherheit, wie lange das. Kabinett Dr. Luther die Regierung innehabe, und auf die deutsche Mitwirkung komme es so sehr an.
J»i Pariser Auswärtigen Amt will man aber die Abrüstungskonferenz wieder verschleppen und man erklärt, die Konferenz könne schon deshalb nicht so bald abgehalten werden, weil zuerst die Völkerbundstagung im September d. I. Beschluß fassen müsse. Coolidge .werde aber nach dem Wunsch des Senators Borah auch Rußland ein- laden müssen.
Bedingungsloses Ausnahmegesuch London. 17. März. Reuter verbreitet, die amtlichen Kr. .-e in England erachten es als notwendig, daß Deutschland bedingungslos um seine Aufnahme in den Völkerbund bitte.
Der neue spanische Angriff in Marokko Paris, 17. Mürz. Aus Tanger wird gemeldet, daß die spanischen Truppen am 13. März den Angriff gegen die Kabylen zwischen Tetuan, Ain-Djedida und Laucien wieder ausgenommen haben, ohne bisher einen Erfolg zu erzielen. Abdel Krim, der kürzlich fälschlich totgesagt worden war, bereite seinerseits einen Angriff zwischen Djedida und Tas- fersit, im östlichen Teil des spanischen Gebiets, vor.
Kämpfe in Arabien
London. 17. März. König Ali, der Sohn des vertriebenen Königs Hussein von Hedschas, hat nach einer Meldung aus Djedda die Wahabiten in Mekka mit englischen Flugzeugen und Tanks angegriffen. Der Angriss sei jedoch vollkommen gescheitert. -
Das Verfahren bei der Reichspräsidentenwahl
Von zuständiger Seite wird uns mitgeteilt: Nach dem Gesetz vom 6. März 1924 hatten die Parteien und Wählergruppen bei der Reichspräsidentenwahl vollständige Freiheit in der Wahl eines Kandidaten, der mindestens das 35. Lebensjahr vollendet haben mußte. Das zweite Gesetz vom 13. März 1925 schränkt aber diese Freiheit in wesentlichen Punkten ein. Danach sind von den Parteien oder Gruppen spätestens am zehnten Tag vor der Wahl (also spätestens am 19. März) Wahlvorschläge beim Reichswahlleiter in Berlin einzureichen, die von mindestens 20 000 Wählern unterzeichnet sein müssen. Diese Zahl ermäßigt sich auf 20, wenn der Vorschlag von einer Gruppe ausgeht, die schon bei der letzten Reichstagswahl einen Wahlvorschlag eingereicht hat und wenn auf die betreffenden Kreiswahlvorschläge zusammen mindestens 500 000 Stimmen abgegeben worden sind. Das gleiche gilt für Vorschläge für den zweiten Wahlgang, die beim ersten Wahlgang zugelassen waren.
Die Stimmzettel werden amtlich hergestellt und von der Landesregierung den Gemeindebehörden überwiesn. Der Zettel enthält alle zugelassenen Wahlvorschläge mit Vor- und Zunamen, Stand oder Beruf und Wohnort der Be-
Drei Tage aus dem Leben eines Kriminal-Beamten.
29 Von P — witsch.
i Aus Sem Russischen von F. Pa l m - N a i a r e s f.
Jetzt galt es vor allem, die schreckliche Tat zu verheimlichen; unbemerkt, wie ich gekommen, verließ ich den Ort des Todes. Ich will nicht erst beginen, die Gewissensbisse zu beschreiben, welche mich mit Macht überfielen, als ich zu Hanse angelangt war; nur muß ich noch erwähnen, daß auch mich am andern Morgen die unüberwindliche Manie aller Verbrecher ergriff: ich wollte mein Opfer noch einmal sehen! Dieses sinnlose Verlangen ist mir unerklärlich. Meine äußerste Kühnheit war mein bester Schutz. Den blutbefleckten Plaid bei mir zu Hause aufzubewahren, ging über meine Kräfte, ihn ganz zu behalten, ebenfalls. So schickte ich ihn durch einen Dienstmann direkt zu Ussolzew: mochte sich der Verräter auch ein wenig quälen! Ich fürchtete nicht, daß er Nachfragen würde, wer ihm den Plaid zurückgesandt habe, da er gewiß kein Wort von feiner kompromittierenden Zusammenkunft mit der Verstorbenen verlauten lassen würde. Doch seht ist es für mich Zeit! Die letzte Bitte einer eitlen Schauspielerin, welche selbst nach ihrem Tode das Decorum bewahren möchte, ist die, man möge ihren Leichnam nicht öffnen!"
> ' Kotorgow hatte mir bis zu Ende zugehört, ohne mich zu unterbrechen und ohne einen Blick von mir zu verwenden. Das Papier zusammenfaltend, sagte ich: l „Und nun, Fedor Wassiljewitsch, wo bleibt setzt Ihre Theorie von dem einmal gefaßten Plan?" k „Ich tröste mich mit der Hoffnung, daß Sie uns eine ipeue Theorie ausarbeiten werden."
Werber. Hinter dem letzten Wahlvorschlag befindet sich ein leeres Feld zur Eintragung eines beliebigen Anwärters. Der Stimmberechtigte ist nämlich an die auf dem amtlichen Stimmzettel stehenden Namen nicht gebunden, er kann seine Stimme jeder andern wahlberechtigten Person geben, die er aber genau bezeichnen muß. Das Fehlen genauer Bezeichnung macht den Stimmzettel ungültig. Da aber eigenbrödelige Wahlzettel die Zählung nur außerordentlich erschweren, so wäre zu wünschen, daß davon kein unvernünftiger Gebrauch gemacht wird.
Will der Wähler seine Stimme auf einen auf dem amtlichen Stimmzettel verzeichneten Anwärter abgeben, so setzt er in den rechts neben dem Namen stehenden Kreis ein Kreuz. Er kann auch den zu wählenden Namen unterstreichen oder durch Durchstreichen der andern Namen kennzeichnen. Der W a h l g a n g ist im übrigen der gleiche wie bei den Reichstagswahlen. Es ist zu bemerken, daß nur amtliche Stimmzettel zulässig sind. Den Parteien und Wählergrupven ist nicht gestattet, den amtlichen Stimmzettel nachzudrucken, um ihn mit einer entsprechenden Eintragung an die Wählergruppen zu versenden oder zu verteilen. Die amtlichen Stimmzettel dürfen auch nicht an die Parteileitungen oder Ausschüsse von Wähleroereinigungen abgegeben werden, um außerhalb des Abstimmungsraums parteimäßig hergerichtet zu werden. Nicht amtliche Stimmzettel oder parteimäßig hergerichtete Stimmzettel sind unzulässig.
Württemberg
Stuttgart, 17. März. Der Reichsblock in Würt- tembe rg. In einer aus dem ganzen Land stark besuchten Vertreterversammlung wurde die Bildung eines Reichsblockes für die Kandidatur Jarres beschlossen. Der Reichsblock soll überparteilich sein. Zum Vorsitzenden wurde Landgerichtspräsident Mayer und als zweiter Vorsitzender Kommerzienrat Cornelius Kauffmann, Präsident der Handelskammer Stuttgart, gewählt.
Reichsminister a. D. Jarres wird am Mittwoch, den 25. März in Stuttgart sprechen.
Beschlagnahme. Am Montag wurden in der Süddeutschen Arbeiterbuchhandlung 30 noch übrig gebliebene Broschüre, „Die KPD. die einzige Arbeiterpartei", beschlagnahmt. — Letzten Sonntag wurden einige hundert Exemplare des „Roten Bilderbogen", der sich ausschließlich gegen das Reichsbarmer wandte, beschlagnahmt.
Vom Tage. Am 13- und 14. März ereigneten sich beim Schlittenfahren sechs Unfälle. Die Verletzten, die sich Arm- und Beinbrüche zugezogen hatten, wurden in Krankenhäuser verbracht. — In der Königstraße geriet am 14. März vorm, ein 39 Jahre alter Krastwagenführer zwischen zwei sich kreuzende Straßenbcchnwagenzüge. Er erlitt hierbei eine Kopfverletzung. — Am 14- März, abends 10 Uhr, wurde in der Küohlanlage der Bahnhofwirtschast des neuen Bahnhofs eine Ammoniakflasche auf bis setzt unaufgeklärte Weise undicht. Ein Angestellter, der mit der Ausbesserung des Schadens beschäftigt war, erlitt hierbei im Gesicht und an den Händen Brandverletzungen, die seine Aufnahme in das Ludwigsspital notwendig machten.
Aus dem Lande
Vaihingen a. E.. 17. März. Schlägerei. Am Montag früh 4 Uhr kam es in einer Wirtschaft in Oberriexingen zu Streitigkeiten, die «auf der Straße sich fartsetzten und in eine Schlägerei ausarteten, bei der ein Obtzrriexinger übel zugerichtet wurde.
Illingen, OA. Maulbronn, 17. März. Unfall. Viehhändler Jos. Blum von Vaihingen wollte gestern abend auf der Straße Illingen—Vaihingen einem anderen ihm entgegenkommenden Fuhrwerk ausweichen und stieß hiebei auf die ihm ebenfalls entgegenfahrende unbeleuchtete Sägern aschine des A. Manz-Jllingen. Das Fuhrwerk des Blum wurde vollständig zertrümmert, Blum selbst erlitt Verletzungen an Oberarm und Schlüsselbein.
Heidenheim. 17. März. Messerheld. Im benachbarten Mödingen wurde der Käsereibesitzer Dauner rrach einem Wortwechsel mit dem Landwirt Äunk von diesem durch sieben Stichwunden so schwer verletzt, daß er in Lebensgefahr schwebt. Frau Dauner wurde in der Nacht von Zwillingen entbunden.
Boms OA. Saulgau, 17. März. Ein verhängnisvoller Schuß. Am Samstag ist der 48 Jahre alte ledige Landwirt und frühere Elsenbahnarbeiter Martin Hingele in Schwarzenbach im Häußerwald beim Stumpenschießen tödlich verunglückt. Der Schuß ging dem Verunglückten direkt ins Gesicht; er wurde etwa 15 Meter weit fortgeschleudert.
„Hoffen Sie nicht auf mich, ich gebe meine Tätigkeit auf."
„Nicht möglich! Was soll denn aus uns werden, da Sie doch die Hauptperson sind, auf die sich alle unsere Blicke richten?"
„Mein Entschluß ist unwiderruflich!"
In der Tat nahm ich bald darauf Urlaub und zog mich auf mein Landhaus zurück, wo ich mich völliger Einsamkeit überließ, mit niemand verkehrte und weder ein Buch noch eine Zeitung zur Hand nahm; eine vollständige Lethargie hatte sich meiner bemächtigt. Auf diese Weise ging der Winter vorüber. Als der Frühling ins Land kam, fing auch ich an, wieder aufzuleben, wozu ein Brief Ussolzews nicht wenig beitrug, wenngleich dessen Inhalt auch nur kurz war.
Nachdem Leontine de Nacre durch ihr schriftliches Ge- ständnis die Lösung des Rätsels im Prozesse der Kudrä- schews herbeigeführt und sich selbst der irdischen Gerechtigkeit durch den Tod entzogen hatte, erreichte diese Angelegenheit einen glücklichen Abschluß. Dank dem elektrischen Heilverfahren, zu welchem man auf dringendes Ansuchen Olga Jwanownas seine Zuflucht genommen, hatte sich der Zustand Kudräschews bedeutend gebessert, denn er kann wieder einiges verstehen, was man zu ihm spricht, obgleich seine Zunge und die übrigen gelähmten Gliedmaßen noch der größten Schwäche unterworfen sind. Binnen Kurzem reist Olga mit ihm nach Frankreich oder Italien, wo er, wie man hoffen darf, wieder vollkommen hergestellt werden wird. Bei ihrer Rückkehr nach Petersburg soll die Vermählung Ussolzews mit Olga stattsinden.
Das war der Inhalt des Briefes und welches Glück lag in jedem Worte! Einige Zeilen waren noch von weiblicher Hand hinzugefügt; sie lauteten:
„Bitte, glauben Sie nicht alles, was Constantin geschrieben hat. Unsere Hochzeit wird nicht vor Weihnachten stattfinden, weil ich dann erst mein achtzehntes Jahr zurücklegen werde. Auch hängt unsere Vermählung von dem Zustande meines Bruders ab, der mich vorläufig nicht entbehren kann. Wir hoffen mit Bestimmtheit, daß Sie unS das Vergnügen nicht versagen werden, unserer HochzettS- feier beizuwohnen und dann — ein Beispiel an uns zu nehmen."
Ihr feines, weibliches Gefühl sagte ihr, aus welchem Grunde der hartherzige Egoist ein geschworener Misanthrop geworden und ganz erfüllt von ihrem jungen Glücke, wandte sie sich mit einem Worte des Trostes und der Aufmunterung ihm zu.
_ -Ende.--