nen. - Dem „Oeuvre" zufolge ist der Rückzug des Kardinals auf eine unmittelbare Weisung aus Rom zuruckzu-
^Die Präfektur und die Bürgermeisterei in Mülhausen i.E. haben durch Anschläge bekannt gemacht, daß Eltern, die ihre Kinder nicht in die staatlichen Schulen schicken, gegen das Sraatsgesek verstoßen und bestraft werden. Im Elsaß wird durch Anschläge in den Kirchen zum Schulstreik aufgefordert.
Das englische Glcichberechligungsgefeh für Deutsche London. 16. März. Am 18. März wird d'er Präsident des chandelsamts im Unterhaus die zweite Lesung des Gesetzes beantragen, das deutschen und österreichischen Staatsbürgern wieder die gleichen Handelsrechte in Großbritannien grvt wie anderen Ausländern. Die Annahme dieses Gesetzes ist die Vorbedingung für die Bestätigung des deutsch-englrschen Handelsvertrags. Alsdann werden auch wieder deutsche Seeleute auf die englische Handelsflotte gehen- .
Die Liberalen haben einen Antrag eingebracht, daß deutschen Reichsangehörigen die Errichtung von Bankgeschäften in London und der Dienst aus der englischen Handelsflotte verboten bleibe.
Beschleunigung des Sicherheiksverkrags London. 16. März. Hier wird behauptet, Chamberlain werde die Verhandlungen über den Sicherheitsvertrag mit Deutschland möglichst zu beschleunigen suchen. Von Belgien und Tschechien sei kein Widerstand zu erwarten. Polen werde, wenn es auch in den Vertrag einhezogen werden wolle, Opfer bringen und berechtigten Forderungen Deutschlands nachgeben müssen, aber es sei auch zu beachten, daß Polen nicht zu große Gebieisnachteile habe.
Für die „Unversehrtheit" des polnischen Staats Marschau. 16. März. Der Magistrat von Warschau hat gegenüber der Völkerbundsabsicht einer Neuregelung der Grenzverhältnisse zwischen Deutschland und Polen eine groß« Kundgebung für die „Unversehrtheit" des polnischen Staats veranstalteü Es wurden heftige Reden gehalten. — Die polnische Frechheit ist wohl nicht zu übertreffen.
Verhaftung russischer Kommunisten in Neuyork Paris, 16. März. Der „Neuyork Herold" meldet aus Neu- yock, daß dort drei russische Kommunisten verhaftet wurden, als sie damit beschäftigt waren, 30 Leute, die mit alten spanischen Gewehren bewaffnet waren, militärisch auszubilden. Die Verhafteten sind nach Zahlung einer Kaution von je 10 000 Dollar freigelassen worden- Man hofft, daß sie Angaben machen werden, wo Waffen und Munition verborgen gehalten werden.
Der Barmatskandal
Berlin, 16. März. Vor dem Untersuchungsausschuß des Reichstags gibt Zeuge Pritschow, ehemaliger Vorstand des Diktatorischen Ausschusses, an, er sei vom Reichswirtschaftsminister Robert Schmidt beauftragt worden, mit Barmat Geschäftsabschlüsse zu machen und mit den einschlägigen Reichseinfuhrstellen entsprechend zu verhandeln. Auf die Frage, wie er mit einer so unzuverlässigen Firma wie der „Export-Aktiengesellschaft" in Berlin habe Geschäfte veranlassen können, erwidert der Zeuge, er habe dazu von Schmidt die Weisung erhalten, dem die Firma von dem Reichstagsabgeordneten Dr. Pfeiffer angelegentlich empföhlen worden sei.
Rechtsanwalt Rüge führt die Tatsache an, daß im Juki 1919 eine bedeutende Bestellung des Reichs bei einer deutschen Firma rückgängig gemacht und dem Barmat zu einem erheblich höheren Preis übertragen worden ist. Barmat lieferte dann minderwertige Ware. Es fei zu einem Prozeß gekommen, in dem u. a. festgestellt wurde, wie Barmat zu dem Auftrag kam, nämlich durch Geldzuwendungen an die Parteikasse und Bestechungen. Auch kleinere Angestellte habe er durch Spenden von Kistchen Zigarren für sich gewonnen. — Der frühere Wirtschaftsminister Schmidt wird hierauf vernommen- Er sagt, man habe in der damaligen Not die Ware nehmen müssen, wo man sie herbekam: man habe oft beide Augen zugedrückt, es sei überall nach Kräften geschoben worden. Auf die Frage eines Ausschuhmitglieds, warum dann Barmat so bevorzugt wurde, daß man ihm zuliebe bereits abgeschlossene Verträge mit deutschen Firmen aufhob, weiß Schmidt keine Erklärung zu geben.
Vor dem Untersuchungsausschuß des Landtags bekundet Zeuge Staudinger: Er sei früher Adjutant bei Minister Schmidt gewesen. Genosse Barmat sei verschiedene MTle bei Schmidt gewesen. Schmidt Hab Barmat geschäftlich zugelassen, weil Barmat mit der holländischen und internationalen Sozialdemokratie Beziehungen hatte und es sei im deutschen Interesse damals von Wichtigkeit gewesen,
daß dadurch die Beziehungen zum Ausland wieder an- geknüpft werden konnten. Abg. Heilmann habe sich wiederhol bei Schmidt für Bormat verweridet. Er (Staudinger) sei auch einigemale von Bgrmat zu einem Essen eingeladen worden.
Der Vorsitzende verließt zwei Briefe. In dem einen weist Direktor Meyer von der Reichsgetreideeinfuhrstelle den damaligen Reichsernährungsmimster Dr. Hermes auf die unerhört scharfen Angriffe des Abg. Heilmann auf dem Parteitag in Kassel gegen den ganzen deutschen Ge- treidehandel hin- Heilmann habe diese Rede i m Auftrag Varmats gehalten, der verärgert war, daß die Reichseinfuhrstelle ihre Einkäufe nicht Varmat, sondern deutschen Firmen übertrug und er somit seine teureren Angebote nicht in eDutschland habe unterbringen können. Der zweite Brief ist an Heilmann gerichtet und besagt im wesentlichen dasselbe.
Cs wird beantragt, den Zeugen Abg. Heilmann zu beeidigen, da seine Aussagen nicht übereinstimmen und mit den Bekundungen anderer Zeugen im Widerspruch stehen.
Zeuge Zedler stellt fest, daß das Reichsschatzministerium 1919 die dem Reich gehörige Konservenfabrik in Spandau-Haselhort an die Barmatsche „Brenca" um 160 000 Goldmark verkauft habe, obgleich von anderer Seite U/s Millionen Goldmark geboten waren. Reichskanzler a. D. Bauer, der auch das Reichsschatzministerium leitete, behauptet, der Verkauf sei nur eine Förmlichkeit gewesen. Der Kaufpreis sei so nieder angesetzt worden, um Steuern und Sporteln zu sparen. (Große Heiterkeit.)
Württemberg
Stuttgart, 16. März. Jubiläum. Anläßlich des 50- jährigen Dienstjubiläums gingen dem Generalleutnant a. D. Frhr. Thumb von Neuburg eine große Zahl von Glückwünschen zu. Die Kapelle des Reiterregiments 18 brachte dem Jubilar ein Ständchen.
Das Reichsbanner Schwarz-rok-gold veranstaltete am Sonntag anläßlich der Bannerweihe der Ortsgruppe Stuttgart eine Kundgebung in der Liederhalle, die von dem Landtagsabg. Dr. Schumacher (Soz.) mit einer Begrüßungsrede eingeleitet wurde. Er teilte u. a. mit, daß die württ. Staatsregierung und die 5. Reichswehrdivision auf die Einladung keine Antwort gegeben haben. Der Bundesvorsitzende Oberpräsident Hörsing (Soz.) von Magdeburg sagte, das Reichsbanner, das bereits 3 Millionen Mitglieder zähle, habe bei der Präsidentenwahl seine Feuerprobe zu bestehen. An Stelle des durch eine Auslandsreise verhinderten Reichskanzlers a. D. Wirth sprach Professor Bayer-Ludwigsburg für die Windthorstbünde Stuttgart und Ludwigsburg. Schwarzweißrot bedeute „preußisch werden", schwarzrotgold bedeute, Preußen soll deutsch werden. Ein Reichspräsident vom Volk gewühlt sei mehr von Gottes Gnaden, als ein König, der nur von einem Napoleon gemacht sei. Einen Mann wie Ebert habe nicht leicht eine Republik als ersten Präsidenten gehabt. Ebert habe verstanden, in sieben Sprachen zu schweigen, während der Kaiser in sieben Sprachen Lohkäs geschwätzt habe. Reichstagspräsident Löbe (Soz.) führte aus, früher habe man den Eindruck gehabt, daß in Württemberg d». Schutz der Republik nicht so dringlich sei, aber seit der Herrschaft der Körner und Bazille, die es den norddeutschen Junkern abgeguckt haben, sei auch in Württemberg eine Kraftentfaltung nötig. Ebert habe sich in drei Monaten mehr Achtung erworben als der Kaiser in 30 Jahren. Die republikanischen Parteien werden im Hinblick auf die Präsidentenwahl nur 14 Tage getrennt marschieren: er hofft aber, daß sie im zweiten Wahlgang vereint schlagen werden. Abg. Johannes Fischer (Dem.) hielt die Schlußansprache: er sprach den Verdacht aus, daß sich in der Versammlung verkappte Monarchisten befinden. Im übrigen trat auch er für die Republik ein.
Die Kommunistische Partei veranstaltete eine Gegen kundgebung. Etwa 1500 Mitglieder beiderlei Geschlechts bis zum zartesten Kindesalter versammelten auf dem Marktplatz und zogen dann mit vielen roten Fahnen und Revolutionslieder singend durch mehrere Straßen zum Gewerbehalleplatz bei der Liederhalle. Zu Zwischenfällen kam es nicht. Die Schutzpolizei hatte umfassende Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung getroffen.
Vom Tage. Nach einer glücklich verlaufenen Operation sollte eine Frau mit dem elektrischen Aufzug im Krankenwagen auf ihr Zimmer befördert werden. Der Aufzug setzte sich zu früh in Bewegung und die Kranke wurde eingeklemmt An dm dabei erlittenen Veletzungen starb sie zwei Tage darauf. Untersuchung ist eingeleitet.
Aus dem Lande
Alocksberg OA. Marbach, 16. März. Wildschweine. In den Waldungen zwischen Stocksberg und Etzlenswenden wurden sechs Wildschweine gesichtet: ein Stück wurde angeschossen. Die Jäger sind eifrig auf der Suche nach dem seltenen Wild.
Hall, 16. März. Brand. Im Drehereigebäude der oberen Fabrik der Firma Groß in der Blendstatt brach 12 Uhr nachts Feuer aus, daß sich rasch über das ganze Gebäude verbreitete und es völlig einäscherte. Der Schaden ist groß. Brandstiftung wird vermutet.
Laukenbach. OA. Crailsheim, 15. März. Heimattreu. Vor einem Jahre wurde hier ein altes Starenpärchen beringt, das sich jetzt wieder wohlbehalten von seiner Südlandreise in der alten Behausung eingestellt hat, um auch in diesem Jahr hier seinen Sommerausenthalt zu verbringen.
Reuklingen. 16. März. Tagung der württem- bergischen Kaufmannsge Hilfen Der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband Gau Schwaben hielt am 14. und 15. März seinen Gautaq in Reutlingen ab. Im Mittelpunkt des Festabends stand' dis Rede des Verbandsvorstehers Hans Bechly-Berlin. Am Sonntag fand eine öffentliche Kundgebung statt, zu der Vertreter der Regierung, der Parteien, des Arbeits- und Crnährungsmini- steriums, des Oberamts und der Stadt Reutlingen erschienen waren.
Dirksnseld OA. Neuenbürg, 16. März. Di« berüchtigte Luise Hagius von Ensingen OA. Baihingen verübte mit ihrem Zuhälter in dem Haus der Geschwister Schreoth, hier, einen Einbruch und zündete, um die Spuren zu verdecken, das Doppelwohnihaus an. Zum Glück wurde das Feuer recbt-eitig entdeckt. Das Weibsbild wurde auf dein. Bahnhof in Mühlacker, der Kerl, Gärtner Ade, in Pforzheim verhaftet.
Kapfenhardt, OA. Neuenbürg, 16. März. Mord. Am Sonntag morgen fand man die 27 Jahre alte ledige Kittenmach erin Berta Hölzle von hier auf dem Heuboden ibres elterlichen Hauses ermordet vor. Allem Anschein nach ist sie erdrosselt worden. Die Tat dürfte Samstag nacht zwischen 10 und 11 Ubr erfolgt sein. Die Ermordete unterhielt ein Verhältnis mit dem 35 Jahre alten ledigen Goldschmied Karl Wohlgemut von Bieselsberg. An Ostern sollte die Hoch,reit sein. Die Vermutung liegt nahe, daß Wohlgemut der Urheber d^ Verbrechens ist. Er kam Samstag nacht 12 Uhr nach dem elterlichen Hause in Bieselsberg heim, zog sich dort sonntäglich an und entfernte sich dann unter Mitnahme des Mantels und eines Revolvers. Bis jetzt ist er nicht zurückgekehrt: sein Aufenthalt ist unbekannt,
Balingen, 15. März. Todesfall. Burbdrucksrei- besitzer Adolf Daniel, der Verleger des „Bolksfreund", ist im Alter von 75 Jahren gestorben. Der Verstorbene war eine in weitesten Kreisen hochgeschätzte Persönlichkeit.
Balingen, 16. März. Soarsinn. Die Steigerung der Spartätigkeit hat auch im Februar angehalten. Die Oberamtssparkasse Balingen (mit ihren beiden Zweigstellen in Cbinaen und Tailfingen) hat im Februar ds. Js. 130 800 »st Spareinlagen in 3863 Posten zu verzeichnen, denen Rückzahlungen in 120 Posten mit 25 500 »st gegenüberstehen.
Ulm, 16. März. Die Gesamtkosten einer Instandsetzung des schadhaften Münsters schätzt Baurat Mauser-Ulm auf 1600 000 »st, davon über eine Million zur Ausbesserung des verwitterten Mauerwerks, 100 000 -st zur Neu- und ' Umdeckung der Dächer, 60 000 »st zu Veränderungen am konstruktiven Ausbau, 100 000 »st zur Instandsetzung aller Glasgemälde.
Ein Metzger von Saulgau hat einen Ämmobilienhändler von Ulm zum Zweikampf mit Kugelwechsel herausgeft-dert. Es war aber keiner am bestimmten Kampfplatz beim Neu- Ulmer Elektrizitätswerk erschienen. Der Herausforderer konnte in einer Wirtschaft in Neu-Ulm festgenommen werden.
Friedrichshafen. 16. Mürz. L e i ch e n f u n d. Am Samstag wurde die Leiche des in Rorlchach wohnhaften, verb. Osenbauers Gschwender angeschwemmt. Der Mann war am Donnerstag hierher gekommen und hatte ziemlich viel getrunken. Ob es sich um einen Selbstmord oder Unfall handelt, kann nicht mit Sicherheit angegeben werden.
^ Fildenmoos OA. Ravensburg, 16. März. Brandstiftung. Hier brannte das Wohn- und Oekonomie- gebäude des Landwirts Gustav Späth bis auf den Grund nieder. Außer dem Vieh konnte nichts gerettet werden; das gesamte Mobiliar fiel dem Feuer zum Opfer. Wie man hört, soll der Eigentümer wegen Verdachts der Brandstiftung verhaftet worden sein. Der Brandbeschädigte erleidet durch den Brand großen Schaden.
Drei Tage aus dem Leben eines Kriminal-Beamten.
2 ö Von P —witsch.
! ft Aus dem Russischen von F. Pa l m - N a sa r e f s.
„Nun, so will ich es Ihnen sagen: ihr blieb kein anderer Ausweg übrig, denn sie war es, welche Aglaö Boris- sowna ermordete!"
„Unmöglich! Woraus schließen Sie das?"
„Lesen wir zuerst das Schreiben!" Es begann:
„Wenn ich zu sterben beschlossen habe, so geschieht es nicht freiwillig: C'est la fatalitö! Ich wollte mit meiner Nebenbuhlerin Abrechnung halten und dann — — — Wenn man Ussolzew fragen wird, welches seine Beziehungen zu mir waren, so wird er schwören, daß zwischen uns schon längst alles zu Ende gewesen ist und wir auf die friedlichste Weise auseinandergegangen sind, si Goerrik deklamierte bekanntlich das Alphabet mit solchem Gefühl, daß er seine Zuhörer zu Tränen rührte; so versteht es auch Ussolzew meisterlich, mit menschlichen Gefühlen sein Spiel zu treiben. Ich durchschaute bald, daß' ich chm gleichgültig wurde und kann es für ein Weib etwas bittere s geben, als sich in seiner Liebe getäuscht zu sehen.
Allein ich achtete ihn zu hoch und gab ihm deshalb freiwillig seine Freiheit wieder; nur nahm ich ihm sein Wort ab, sich nicht in eine andere leichtsinnig zu verlieben, es sei denn, daß er ernstliche Absichten auf sie habe. Ich ließ ihn hierauf nicht aus den Augen und bald schien es auch, als ob beabsichtige, Aglaö Borissowna zu heiraten. Wie bekleidete ich die Glückliche! Plötzlich heiratete jedoch seine .Auserwählte einen Anderen — während er fortfuhr, ihren jDeladon zu spielen und immer häufiger mit den jungen
Galten zu - --.»hren. Bei diesen wohnte allerdings noch eine junge Schwägerin Aglaö Borissw aas, die aber fast noch ein Kind war und deshalb nicht in Betr ^ gezogen werden konnte. Oft schon hatte ich versucht, Ussolzew zu treffen.ihn zur Rede ru stellen, abc. S- ner vergebens; er war stets bei Kudräschews. An jenem denkwürdigen Abend erfuhr ich zufällig, daß sie sich im Klub abermals begem.en würden. Mein ^ftnst fesselte mich iin Theater, wo ich von der Bühne aus das Publikum in der Rolle einer glücklichen jestne Premiere amüsieren sollte. Meine Geduld war erschöpft. Direkt vom Theater aus ließllch mich nach Ussolzews Wohnung fahren, wo ich von niemand bemerkt die Treppe Hinaufstieg. Der Portier schien Gäste zu haben, denn aus seinem Zimmer ertönten fröhliche Stimmen und Gläserklang. Nachdem ich, oben angelangt, einige Mal vergebens gsilingelt hatte, drückte ich auf den Griff, die Tür ging auf. Wahrscheinlich befand sich der Diener ebenfalls unten bei den Gästen und hatte vergessen, die Tür zu verschließen. Als ich in das nur vom Mondlicht erhellte Zi mer trat, vernahm ich Plötzlich Schritte im Vorsaale. Ich zog mich eiligst ins Schlafzimmer zurück, von wo ans ich durch die halbgeöffnete Tür alles beobachten konnte, was sich im Wohnzimmer zutrug. Hier trat der Diener ein und zündete die Lampe an, die sich auf dem Tische vor dem Sofa befand. Hinter ihm erschien eine Dame; es war Aglaö Borissowna! Der Diener ging fort.
Da Frau Kudräschew sich allein wähnte, ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf, indem sie sich bald auf das Sofa setzte, bald wieder aufsprang, um hastig mehrere Male auf und ab zu gehen und dabei immer unzusammenhängende Worte murmelnd und heftig gestikulierend. Da klingelte es. Ussolzew selbst trat ein und schien sehr verblüfft Aglaö Borissowna hier zu finden. Er trat jetzt zu ihr und sie setzten sich auf das Sofa; sie sprach sanft und bittend
zu ihm und erfaßte zuletzt seine Hand. Mein Herz drohte zu zerspringen, am liebsten hätte ich sie Beide auf der Stelle getötet. Als ich zufällig um mich blickte, schien das Mondlicht gerade ans die vor mir befindliche Wand und spielte mit dem Griff eines daselbst hängenden Dolches. Ich nahm letzteren von der Wand, dabei fiel jedoch die Scheide auf den Teppich. Nachdem Ussolzew. Aglaö Borissowna ein Glas Wasser gereicht hatte, hüllte er sie sorgfältig in seinen Plaid und begleitete sie hinaus. Den Dolch in den Muff steckend, schlich ich ihnen auf den Zehen nach; sie setzten sich in einen Schlitetn und fuhren fort. An der Ecke stieg ich ebenfalls in eine Droschke und folgte ihnen aus der Ferne. Vor Kudräschews Haus hielten sie an; nachdem Ussolzew die Haustür geöffnet, gingen sie die Treppe hinauf, ich folgte ihnen Schritt für Schritt und wagte kaum zu atmen; oben angelangt drückte ich mich unbemerkt in eine Ecke und sah, wie Ussolzew sich eilig von Aglaö verabschiedete; nachdem er die Tür geschlossen, wollte sie ihm noch einmal folgen, allein jetzt stürzte ich hervor, umklammerte sie und rief: „Keines Schritt weiter!" — Die Unglückliche wollte mir Widerstand leisten, allein ich besaß ja den Dolch! Ich kam erst zu mir« als sie bereits eine Leiche war und selbst dann schien ich wie m einem Wahne befangen. Vor allem mahnte mich jetzt das Gefühle der Selbsterhaltung. Ich war eine Mörderin! Fort mit dem Dolche, dem Beweise des Verbrechens! Ich schleuderte ihn auf den Ofen; ich sah auf meine Hände; sie waren blutbefleckt. Meine Sinne begannen sich zu verwirren; ein Tuch lag auf dem Fußboden, ich hob es auf und begann meine Hände damit abzureiben, alsdann bemerkte ich erst, daß es der Plaid Ussolzews war. Man würde ersteren als sein Eigentum erkennen und ihn des Mordes beschuldigen; das mußte ich zu verhindern suchen, indem ich den Plaid mit mir nahm.
sSchluk s»lat.i