Der Rokhardk-Prozeß
Magdeburg, 12. März. In der heutigen Sitzung wurden Zeugen vernommen. Zeuge B r o l a k, früher sozialistischer Obmann in einer Kugcllagerfabrik in Berlin, gibt an, er habe am Sonntag vor Ausbruch des Munitionsarbeiterstreiks (Januar 1918) eine Versammlung besucht, in der Robert Müller auseinandersetzte, wie man den Streik ohne Behelligung durch die Behörden durchführen könne. Fast die ganze Versammlung war mit dem Streik einverstanden. An der Versammlung im Gewerkschaftshaus nahmen Reichskags- abgeordnete, Unabhängige, Sozialisten und Spartakusleute teil. In einer Besprechung mit den Obleuten, an der auch Ebert teilnahm, sei gefordert worden, daß der Parteivorstand der Mehrheitssozialdemokraten in der Streikleitung vertreten sei. Mit den politischen Forderungen der Streikenden seien die Mehrheikssozialisten nicht einverstanden gewesen, einige Forderungen seien nach Eberks Ansicht nicht durch einen Streik zu erreichen gewesen, er habe eine möglichst baldige Beendigung des Streiks gewünscht. Die Streikenden mutzten wissen, daß von der Behörde Erlasse gegeben waren, worin der Streik als Landesverrat bezeichnet wurde.
Parteisekretär Wusch! K-Verlin sagt, er sei der Ansicht, wenn die Regierung den Forderungen der Streikenden entgegengekommen wäre, so hätte der Streik in einigen Tagen beendet werden können. Deshalb seien der Parkeivorstand und Ebert in die Streikleitung cingetreken.
Die Mitglieder des Gerichtshofs haben zahlreiche Drohbriefe erhalten, infolgedessen ist das Gerichtsgebäude polizeilich scharf Übermacht.
Vom Völkerbundsrak
Genf. 12. März. Aus den geheimen Beratungen des Völkerbundsrats wollen die Berichterstatter erfahren haben, datz der tschechische Außenminister Dr. Benesch es unternommen habe, zwischen den auseinandergehenden Meinungen Englands und Frankreichs zu vermitteln. Belgien stehe jetzt wieder ganz auf Seiten Frankreichs. Deutschland soll aufgefordert werden, gemäß der französischen Forderung alsbald und bedingungslos in den Völker- bund einzutreken. Der polnische Außenminister Skrzinsky hatte beabsichtigt, die polnischen Ansprüche bezüglich Danzigsin den Vordergrund der Erörterungen zu schieben, nachdem er aber auf den entschiedenen Widerstand Englands gestoßen sei, habe er seine Politik auf den Rat Herriots geändert und suche nun die Danziger Frage als eine unbedeutende Nebensache hinzustellen in der Hoffnung, mit Unterstützung Briands (Frankreichs) und Veneschs für Danzig freie Hand zu erhalten und die Abberufung des englischen Kommissars in Danzig, Mac Donell, zu erreichen.
Chamberlain führte aus, das Genfer Protokoll würde keine genügende Sicherheit bringen. Ein solcher Vertrag dürfe natürlich im Sinne des Völkerbundsgedankens nur der Abwehr dienen. Es könnte aber der Fall eintreten, daß der angegriffene Staat ebenso schuldig sei wie der Angreifer, dann wäre es ungerecht, dem Angreifer allein die Kosten aufzuerlegen. Dieses Ziel sei besser zu erreichen, wenn es gelänge, die unmittelbar beteiligten Mächte durch Verträge untereinander zu binden. Die Dominions Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika und Indien lehnen das Genfer Protokoll ebenfalls ab, wovon sie das Völkerbundssekretariat selbst benachrichtigen werden. Es könne auch der Fall eintreten, daß ein Streit durch schlechtfestgelegteGren- zen hervorgerufen werde. Kein Staat könne auf sein unveräußerliches Recht der Selbstverteidigung verzichten. Die Unmöglichkeit, auf dem Papier den Unterschied festzulegen zwischen militärischen Bewegungen, die nur der Verteidigung, dienen, und solchen, die auch zu Angriffen bestimmt sein können, mache es England unmöglich, das Genfer Protokoll in seiner gegenwärtigen Form anzunchmen.
Der Kulturkampf in Frankreich
Paris. 12. März. Die Kardinäle und Erzbischöfe in Frankreich fordern in einer öffentlichen Erklärung zum K ampf gegen die weltliche Schulgesetzgebung; die öffentliche Meinung, die Abgeordneten und die Regierung müssen mit allen Mitteln bearbeitet werden. Die Verweltlichung führe zur Entfremdung der Jugend von Glauben und Kirche, zu Unfruchtbarkeit der Ehen und Ehebruch. Untätiges Zusehen würde die Gegner des Katholizismus ermutigen.
Die französisch-belgischen Handelsverkragsverhomdlungen
Paris, 12. März. Die Verhandlungen der französischen und belgischen Unterhändler für ein vorläufiges Handelsabkommen, das aber nur 40 Waren umfaßt, gestalten sich immer noch sehr schwierig, was in Frankreich unver-
Drei Tage aus dem Leben eines Kriminal-Beamten.
Von P —witsch.
Aus dem Russischen von F. Pa l m - N a s a r e s f.
„Nein, so darf ich Sie nicht fortlassen", sagte ich, „nehmen Sie wenigstens meinen Plaid; ich werde Sie nach Hause begleiten und dann denselben wieder mit mir nehmen." Ich hüllte sie ein und begleitete sie in meiner Mietdroschke nach Haufe . Niemand der Hausgenossen Aglaäs scheint von ihrer mächtigen Exkursion gewußt zu haben, denn von keiner Seele bemerkt, geleitete ich sie die Treppe hinauf bis zu ihrer Tür, wo ich mich von ihr verabschiedete und sofort entfernte."
„Und später sahst du sie nicht mehr?"
„Nein."
„Aber wo Haft du dir deine Hand verletzt?"
„Wahrscheinlich an ihrer Brosche; denn als ich ihr den Plaid umhing, verspürte ich einen heftigen Schmerz in meiner Hand. Später sah ich, daß sie verletzt war und klebte vor dem Schlafengehen ein Pflaster darauf."
„Und deinen Plaid ließest du in Aglaö's Händen zurück?"
„Ich vergaß, ihn an mich zu nehmen, aber als du ihn gestern vor mir ausbreitetest, traf es mich wie ein Blitzstrahl. Wer anders konnte ihn mir geschickt haben, als Olga Jwanowna?"
„So scheint es", — erwiderte ich. Die Beichte meines Freundes war eine so aufrichtige- daß ich an feiner Unschuld kaum zweifeln konnte. Doch wer war dann der Mörder? Mußte es nicht die Person sein, welche den vergessenen Plaid dem rechtmäßigen Eigentümer zugeschickt hatte? Vor allen Dingen war es also nötig, dieselbe ausfindig
kennbare Mißstimmung verursacht. Bis zum eigentlichen Handelsvertrag scheint noch ein weiter Weg zu sein.
Verurteilte deutsche Offiziere
Amiens, 12. März. Das hiesige Kriegsgericht hat in Abwesenheit den deutschen Oberst Merker und den deutschen Major Bereut zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilt. Die beiden Offiziere werden beschuldigt, im Jahre 1917 französische Zivilisten zur Arbeit an der deutschen Front und in der Feuerlinie bei La Chappelle herangezogen zu haben, wobei mehrere getötet oder verwundet worden sein sollen.
Weiter wurden verurteilt: der deutsche Hauptmann Kreydt, sowie die beiden Leutnants Reicht und Buggelmeier, ferner die Feldwebel Hofmann und Riedel, die der in Ließe stationiert gewesenen Fliegerabteilung angehörten, zu zehn Jahren Zuchthaus und zwanzig Jahren Aufenthaltsverbot in Frankreich wegen angeblicher Plünderungen und ferner der Soldat August Kanicowski vorn 117. Infanterieregiment wegen angeblichen Diebstahls in St. Quentin zu 15 Jahren Zuchthaus, 500 Frankeil Geldstrafe und 10 Jahren Aufenthaltsverbot.
houghton über Deutschland
Neuyork, 12. März. Nach seiner Ankunft in Nsuyork sagte der frühere amerikanische Botschafter in Berlin, Houghton, einigen ausfragenden Berichterstattern, die Ame- kaner können sich keinen Begriff machen von den Fortschritten, die die Wiederherstellung der deutschen Wirtschaft gemacht habe. Die Furcht der Franzosen, Deutschland sei nicht völlig entwaffnet, fei durchaus grundlos. Die Rückkehr der Hohenzollern sei derzeit ausgeschlossen; in 20 oder 30 Jahren könnte sie wieder in Frage kommen. Die Zersplitterung des deutschen Volkes sei mehr auf wirschaftliche als auf politische Gründe zurückzuführen. Das Gerede von einem deutsch-russischen Militärbündnis sei falsch.
Württemberg
ep. Stuttgart, 12. März. Eröffnung des Evang. L a n d e s k i r ch e n t a g s. Der erste verfassungsmäßige Landeskirchentag der evang. Kirche Württembergs wurde am Donnerstag durch einen von Prälat G r o ß in Stuttgart gehaltenen Gottesdienst in der Schloßkirche eingeleitet und sodann im Neuen Vereinshaus durch Kirchenpräsident O. Dr. M e r z feierlich eröffnet. Dabei gedachte der Kirchenpräsi-' dent des Hinscheidens des Reichspräsidenten, dankte der Regierung und dem Landtag für die Verabschiedung des Nachtrags für 1924 und kündigte eine bei dem Mangel eines Betriebsfonds dringliche Vorlage für die Kirchensteuer für 1925 an. Nach seinen weiteren Ausführungen wird der neue Religionslehrplan für die Volksschule demnächst veröffentlicht, derjenige für die höheren Schulen steht vor dem Abschluß; eine Verminderung des religiösen Memorierstoffs tritt nicht ein. Für die evang.-theologische Fakultät ist bei aller Anerkennung ihrer Arbeit eine Erweiterung durch zwei außerordentliche Professuren für praktische Theologie und für Apologetik ein zeitgemäßer Wunsch. Mit einem Hinweis auf die Mitarbeit der Kirche und kirchlicher Verbände an den Aufgaben des sittlichen Volkwohls und einem Aufruf zum Aufbau des religiösen Lebens und des kirchlichen Gemeindelebens schloß die bedeutsame Eröffnungsrede, auf die der Abgeordnete Dr. Egelhaaf als Alterspräsident mit Dankesworten erwiderte. Nachmittags fanden die Neuwahlen zum Landeskirchentag statt.
Aus dem Parkeileben. Die Ortsgruppe Stuttgart des Reichsbanners Schwarzrotgold veranstaltet am nächsten Samstag in der Liederhalle eine Bannerweihe, bei der u. a. der ehemalige Reichskanzler Dr. Wirth eine Ansprache halten wird.
Aus dem Lande
Eßlingen, 12. März. Für die Frauenkirche. Dec Gemeinderat bewilligte einstimmig 10 000 Mark zur Ausbesserung der Frauenkirche.
Neuhausen a. F., 12. März. EinegesundeGegend. In der hiesigen Gemeinde sind nicht weniger als 101 Personen, die bereits am 1. Januar d. I. über 70 Jahre alt waren: darunter ist eine Person 91 Jahre alt, 28 sind über 80 Jahre alt, davon 8 Personen über 85 Jahre,
Leonberg, 12. März. Glückliche Gewinner. Den zweiten Gewinn der Pferdemarkt-Lotterie, ein schönes Fohlen von Züchter Wolf, Weilderstadt, das auf dem Leonberger Markt angekauft worden war, fiel auf zehn Buchdrucker nach Heilbronn. Einer kam persönlich nach Weilderstadt mit einem Sattel und holte den Gewinn ab.
zu machen und zu diesem Zwecke mußte man unvorzüglich Olga Jwanowna befragen. " "
Ich stellte Ussolzew diese Notwendigkeit vor und erbot mich sie auszuführen. Er drückte mir dankend die Hand, zog fein Notizbuch hervor, in welches er einige Zeilen mit Bleistift schrieb und mir dann das losgelöste Blättchen mit der Bitte überreichte, dasselbe Olga zu überbringen.
Von jenem Augenblicke an, wo ich beschlossen hatte, mich diesem grauenvollen Ereignisse fernzuhalten, schwieg die Stimme meines Herzens, als ob sich eine sckiwere Last auf dasselbe gelegt hätte. Als nun mein Schicksal mich abermals in dieses für mich bedeutungsvolle Haus führte, erbebte mein Inneres von Neuem.
Im Vorzimmer begegnete mir Niemand, doch aus dem Schlafzimmer erklang ein eintöniges Lesen, ich öffnete leise die Tür und blickte in eine Wohnung des Todes. Spiegel und Bilder waren verhängt und in der Mitte des Zimmers stand der Sarg mit der irdischen Hülle Aglaö Borissowna's aufgebahrt, vor welcher der Wächter die Totengebete verlas. Ich zog mich leise zurück und trat an die Tür des Speisezimmers. Was für ein gewaltiger Kontrast! Dort das Jenseits mit seinem tiefen Frieden und hier ein Bild des Lebens wie man es sich idyllischer kaum wünschen konnte. Olga Jwanowna und ihre kleine Nichte waren, am Tische sitzend, so sehr in eines der Fröbelschen Spiele vertieft, daß sie mein Kommen gar nicht bemerkten.
„Ach, Sie hier?" rief Olga endlich aus, indem sie mich erblickte.
Als ich näher trat, kletterte die Kleine geschwind von ihren.; Stuhle herunter und schlug tapfer in meine ihr dargereichte Hand. Jetzt wandte ich mich der jungen Dame zu.
„Mein Fräulein, Sie sehen mich hier im Aufträge meines Freundes —"
„Nun, was bringen Sie mir von ihm?"
Bönnigheim. 12. März. Jubiläum. Die hiesige Taubstummenanstalt feiert am 19. März das Fest ihres hundertjährigen Bestehens. 50—60 Kinder werden hier jährlich erzogen und zu nützlichen Gliedern des Volks herangebildet.
Heilbronn. 12. März. Zeichen der Zeit. Seit 14 Tagen hat ein Wohnungssuchender im „Gänsegarten" bei Kirchheim a. N. seinen Hausstand errichtet. Die Gemeinde Kirchheim hat ihm diesen Platz zur Verfügung gestellt. Bei dem jetzigen Schneewetter wird er dieses freundliche Angebot wohl nicht allzulange in Anspruch nehmen.
Der 22 Jahre alte Schmied Hermann Schlecht, der aus der Straße zwischen Nordheim und Genderkingen einen Arbeiter vom Rad heruntergeschlagen hatte, wurde wegen Raubmordversuchs vom Schöffengericht Neuburg a. D. zu neun Monaten Zuchthaus verurteilt.
Plochingen, 12. März. Unter den Rädern. Der verheiratete Eisenbahnbedienstete Otto Schaible von hier wurde gestern abend von dem Schnellzug Plochingen-Ulm erfaßt und getötet. Der Verunglückte war mit dem Kehren der Weichen beschäftigt und konnte infolge des dichten Schneegestöbers den herankommenden Zug nicht wahrnehmen.
Gmünd, 12. Mürz. MinisterBeyerlezurReichs- Präsidentenwahl. In einer Bezirksversammlung der Zsntrumspartei äußerte sich Justizminister Dr. Beyerle auch über die Reichspräsidentenwahl. Die beste Lösung wäre nach seiner Ansicht ein Kandidat, der wirklich über den Parteien stünde. Wenn dies nicht möglich sein sollte, müsse das Zentrum einen eigenen Bewerber aufstellen. Cs wäre aber nicht empfehlenswert, Dr. Marx nur als Kandidaten der Linken auszugeben, da dies in der eigenen Partei, besonders in der Landwirtschaft, auf großen Widerstand stoßen würde.
Sleinengstingen OA. Reutlingen, 12. März. Kirchenerneuerung. Professor Io st von der Technü-üen Hochschule in Stuttgart hat in den letzten Jahren das Jnn"->' Kirche nach seinen Plänen in ein neues Gewand hüllen lassen, und seine Gattin hat die Emporebrüstungen ' Bildern aus dem Lebew Jesu geschmückt. Aus Anlaß der Vollendung dieser Erneuerung der Kirche fand ein Testgottesdienst statt, dem Kirchenpräsident Merz und auch das Künstlerpaar selbst beiwohnten.
Brackenheim, 12. März. Weingärtner-Genossen- s ch a f t. Hier wurde eine Weingärtner-Genossenschaft gegründet. Die Stadtgemeinde ist der Weinbörse Heilbronn G. m. b. H. mit vier Geschäftsanteilen von zusammen 200 Mark beigetreten.
Vom Bodensee, 12. März. In Freiheit gesetzt. In einem Schweizer Tal wurde ein Steinadler mit der Fuchsfalle gefangen. Der König der Lüfte sollte nach Berlin gebracht werden und wurde auf den Bahnhof spediert. Aber ne Polizei verlangte ihn wieder zurück und das Tier wurde am Rhein wieder in Freiheit gesetzt, wohin es gehört.
Freudenstadk. 12. März. Kein Besuch von Frau Ebert. Frau Luise Ebert hat ihren Plan, sich hierber zu begeben, fallen gelassen und ist in Begleitung eines ihrer Söhne nach Berlin zurückgereist.
Spaichmgen. 12. März. S ch l i t t e n u n f a l l. Der von bier nach Wehingen abgehende Postschlitten kippte an einer Straßenbiegung um. Von den vier Insassen erlitt ein Reisender, Kaufmann Richter aus Stuttgart, eine Schüdelriß- munde, die bis auf den Knochen reicht, der Postillon trug Verletzungen am Knie davon.
Schramberg. 12. März. Der Schnee alsVer- kehrsbindernis. Wegen starken Schneesalls verkehrt die Kraftpost St. Georgen—Schramberg bis auf weiteres nicht mehr.
Nattheim OA- Heidenheim, 12. März. Teure Jagd. Bei der Verpachtung der 1220 Ha. umfassenden Gemeindejagd wurde ein Pachtpreis erzielt, der nahezur die dreifache Höhe des Vorkriegspreises erreicht.
Ravensburg. 12. März. Todesfa kl. Gestern entschlief im hohen Alter von 82 Jahren der Kgl. preußische Generalleutnant von Humbracht- Der alte Herr, der seit mehreren Jahren hier und in anderen Städten des Oberlandes und am Bodensee seinen Aufenthalt genommen, war eine überall gern gesehene Persönlichkeit. Cr hatte als Reitervffizier die Feldnige von 1866 und 1870 mitgemacht,
Tettvang, 12. März. Erschlagen. Das vier Jahre alte Söbnchen des Oelmllhlenbesitzers Joseph Brugger in Oderdorf wurde von einem einstürzenden Holzstapel erschlagen. Man fand das Kind erst nach einer halben Stunde tot aus.
Schweigend reichte ich ihr die Zeilen Ussolzews. Nachdem sie dieselben gelesen, wechselte die Farbe auf ihrem Antlitze. -r.
„O, bitte, erzählen Sie mir Näheres über die Tatsachen^ von denen hier die Rede ist." -
Statt jeder Antwort blickte ich bedeutungsvoll auf das Kind. Olga Jwanowna setzte sofort die Klingel in Bewegung und übergab das kleine Mädchen der Fürsorge der eintretenden Wärterin. Alsdann wandte sie sich mir wieder zu:
„Ich bitte Sie, mir nichts zu verheimlichen!"
Und in der Tat verbarg ich ihr nichts. Mit der größten Bereitwilligkeit half ich ihm, meinem besten Freunde, das Kreuz nach Golgatha zu tragen, um ihn dort zu kreuzigen und dann, wenn möglich, seinen Platz in Olga's Herzen einzunehmen. Nichts Anderes trieb mich dazu als die Liebe — dieses höchste und heiligste Gefühl, so lange demselben sich nicht die Eifersucht zugesellt, die es mit-einem Male in totbringendes Gift verwandeln kann. Wie es nicht selten geschieht, so war es auch hier, mein übergroßer Eifer hatte mir nur geschadet.
„Haben Sie diese Angelegenheit mir nicht schlimmer dargestellt, als sie in Wirklichkeit ist?" fragte Olga mit Vibrierender Stimme.
„Mit keinem Worte."
„Und Sie haben mir auch nichts vorenthalten?"
„Nein!" antwortete ich, die Augen unwillkürlich niederschlagend. In diesem Augenblicke erschien Kotorgow auf der Schwelle des Speisezimmers.
„Ist es erlaubt, einzutreten?" fragte er, sich dem Tische nähernd, an dem wir saßen. „Ich wollte Sie nur bitten, mein Fräulein, mir noch einmal Ihr Stubenmädchen, Maria Pankratjewa Herrufen zu lassen."
lFortsetzung folgt.) .