Mg. Brüninghaus (D. V.) gibt eine gleiche Erklä- runq ab und bedauert, daß durch den Vorschlag der Demo­kraten die Person des Reichsgerichtspräsidenten in die poli­tische Debatte gezogen worden sei.

Abg. Koch-Weser (Dem.): Es sei kein Grund vorhan­den, den Reichsgerichtspräsidenten und den Stellvertreter des Reichspräsidenten von der Kandidatenerörterung auszu­schließen.

Die Vorlage wird daraus gegen Nationalsozialisten und Kommunisten angenommen. Ebenfalls in 3. Lesung end­gültig gegen die Nationalsozialisten und Kommunisten ver­abschiedet wird der Gesetzentwurf zur Uebernahme der durch das Ableben des Reichspräsidenten entstandenen Kosten auf das Reich.

Zur 1. Lesung gestellt werden dann die Gesetzentwürfe über das Genfer Üebereinkommen, über das Vereinsrecht der landwirtschaftlichen Arbeiter und die Entschädigung der Landarbeiter bei Arbeitsunfällen.

Abg. Obendiek (Komm ) fordert, daß auch auf den landwirtschaftlichen Gütern Betriebsräte zugelassen werden.

Neue Nachrichten

Ein demokratischer Wahloorschlag

Berlin, 10. März. Die demokratische Reichs­tagsfraktion hak, nachdem die Sozialdemokratische Partei in dem früheren preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun einen eigenen Kandidaten ausgestellt hatte, an sämtliche Parteien und an den Vorsitzenden des Wahl­ausschusses der Rechtsparteien, Staatsminister a. D. von Löbell ein Schreiben gerichtet, in dem sie vorschlägk, den soeben vom Reichstag zum stellllverkr. Reichspräsidenten ernannten Reichsgerichtspräsrdenten Dr. Simons zugleich als gemeinsamen bürgerlichen Kandidaten für die endgültige Wahl aufzustellen. Eine Zersplitterung und ein Zufallsergebnis werde dem gewählten Präsidenten nicht das erforderliche Ansehen des In- und Auslands geben. Die Vermeidung dieser Gefahren sei eine nationale Pflicht. Die Demokratische Partei habe den Wunsch, daß eine mög­lichst große Volksmehrheit sich auf einen Mann vereinige, der fest auf dem Boden der Wei m a rer Verfas­sung stehe. Ein solcher Mann sei Dr. Simons-

Ablehnung der Kandidatur Simons durch die Parteien

Das demokratischeBerl. Tageblatt" ist von dem Vor­schlag der demokratischen Fraktion nicht entzückst jedenfalls sei mit aller Schärfe zu betonen, daß der demokratsche Vor­schlag nicht als eine Anregung für einen irgendwie gearteten Rechts- oder Bürgerblock zu betrachten sei.

Das amtliche Blatt der Deutschnationalen Volkspartei, die Nationaipost", schreibt: Die Deutschnationalen haben kei­nerlei Veranlassung, für die Demokraten die Kastanien aus dem Feuer zu holen: Simons stehe den deukschnationalen Anschauungen so fern wie nur möglich.

Die völkischeDeutsche Zeitung" erklärt, für den demo­kratischen Vorschlag gebe es nur eins: sofortige und schroffe Zurückweisung. Es sei gewissermaßen ein Vertrauens­mißbrauch, Simons Kandidatur einschmuggeln zu wol­len, nachdem die Reichstagsparteien in ihrer Vertrauens­seligkeit ihn zum stellvertretenden Präsidenten gewählt hatten. Der Ueberrumpelungsversuch auf Hinterschlichen sei dreist und lächerlich.

Die agrarischeDeutsche Tagesztg." sagt, es scheine nun­mehr auch den Demokraten zu dämmern, daß das Deutsche Volk das Barmat-Bauer-Aichker-Heilmann-Syskem bis zum Halse satt habe und einen Reichspräsidenten wolle, der vom Parteigetriebe und Schiebertum unabhängig fei.

DieTägl. Rundschau" meint, es wäre zu begrüßen, wenn die Demokraten ehrlich in die staatsbürgerliche Linie einschwenken wollten. Dann solle sie aber doch für Dr- Jarres eintreten. Man werde ihr Verhalten abwarten müssen.

DieZeit" Stresemanns glaubt, daß ein Vergleich zwi­schen Jarres und Simons zugunsten des ersteren ausfallen würde.

Der .Vorwärts' glaubt, daß die Rechtsparteien nie­mals einen republikanischen Kandidaten wählen werden. Die demokratische Vossische Zeitung stellt fest, daß der Fraktions­vorschlag im eigenen Lager kühl ausgenommen worden sei; es sei zu bezweifeln, daß er ,zu weiteren Verhandlungen führen werde.

Von der führenden Zentrumspresse liegen Aeußerungen noch nicht vor.

Dr. Marx zum preußischen Ministerpräsidenten gewählt Berlin, 10. März. Der preußische Landtag wählte heute nachmittag Dr. Marx mit 232 von 443 abgegebenen Stim­men zum Ministerpräsidenten. Dr. von Richter (Dtsch.

Volksp.) erhielt 122 Stimmen, Pieck (Komm.) 22, Ladendörfs (Wirtschaft!. Vereinigung) 16, Körner (Völkisch) 11 Stim­men, eine Stimme war ungültig. Dr. Marx hak die abso­lute Mehrheit und ist -somit gewählt.

Teilmobilmachung in der Türkei

Konstantinopel. 10. März. Die türkische Regierung hat die Mobilmachung in dem von den Kurden bedrohten Bezirk Siwas und in den benachbarten Bezirken angeordnet.

Der gegenwärtige türkische Gesandte in Paris soll, wie verlautet, durch den bisherigen Erstminister Fethy Bey er­setzt werden.

Borah für die Anerkennung der Sowjekregierung

Washington. 10. März. Einem Zeitunzsberichterstatter gegenüber erklärte Senator Borah, er halte jeden Sicher­heitsvertrag für schädlich, denn dadurch werden die alten Militärbündnisse mit ihren politischen Folgen wieder ins Leben gerufen. Er werde sich in erster Linie für die An­erkennung der Moskauer Sowjetregierung durch die Ver­einigten Staaken einsetzen, wozu auch Präsident Coolidge grundsätzlich nicht abgeneigt sei. Die Politik und die Finanzen in der Welt können nicht dauernd befestigt wer­den, solange Rußland ausgeschlossen sei.

Der Kampf gegen Oeser I

Berlin, 10. März. Die Berliner Merkstäktenarbeiker for­derten in einem Schreiben an die Generatdirektton der Reichsbahngesellschaft die sofortige Absetzung des General­direktors Oesed und dessen Ersetzung durch einen Fach­mann. Ueberhaupt sollen nach einem Beschluß der Betriebs­räte alle Aufsichtsrats st eilen der Reichsbahn nur mit vorgebildeten Fachmännern und nicht mehr mit Politikern besetzt werden. Der Verwaltungsrot lehnte es ab, sich mit den Eingaben zu beschäftigen. Der Kampf spitzt sich zunächst zu einem persönlichen Kampf gegen den früheren Reichsoerkehrsminister zu. (Oeser war früher Schriftleiter der Ulmer Zeitung und der Frankfurter Zei­tung.)

Die Beamtenverbände beschlossen, sich dem Ge­neralstreik nicht anzuschließen, doch mehren sich im Direk- tionsbezirk Berlin die Weigerungen, Arbeiten, die bisher den Streikenden zufielen, zu verrichten.

Nach einer amtlichen Mitteilung hat sich die Streiklage nicht wesentlich verändert. Van 430 000 Eisenbahnarbeitern streikten am Montag abend 6600, wovon 721 auf Berlin, 5400 aus Sachsen kommen.

Die Eisenbahnergewerkschasten haben die Bergarbeiter- verbünde aufgefordert, im Fall eines Generalstreiks sich mit den Eisenbahnarbeitern einig zu erklären. Die Angestellten der Hoch- und Straßenbahn in Berlin traten mit den Eisen­bahnern in Verhandlungen wegen eines allgemeinen Vsr- kehrsstreiks ein. Für Dienstag nachmittag würden die Ver­treter der Eisenbahnergewerkschasten zur Beschlußfassung über einen allgemeinen Streik nach Berlin berufen. Im Berkehrsausschuß des Reichstags wird die Bewegung mit dem Reichsarbeitsminister und dem Reichsverkehrsminister besprochen werden. , > - -

Der zweite Rothardt-prozeß

Magdeburg, 10- März. Vor der großen Strafkammer des Magdeburger Landgerichts, die mit 3 Richtern und 2 Schöffen unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Rudolph besetzt ist, begann heute die Berufungsverhandlung im Rot­hardt-Prozeß. Durch den Tod Eberls ist die Nebenklage er­ledigt. Ein« große "Zahl Zeitungsvertreter ist anwesend. Die Verhandlungen leitet Landgerichtsdirektor Rudolph. Durch Urteil des großen Schöffengerichts Halle war be­kanntlich der frühere Schriftleiter der .Skaßfurker Mittel­deutschen Presse", Erwin Rothardt, wegen formaler Be­leidigung des Reichspräsidenten Ebert (8 185 RStGB.) zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt, von der Anklage der ver­leumderischen Beleidigung (H 186) aber freigesprochen wor-, den, weil Rothardt den Wahrheitsbeweis erbracht habe, daß Ebert als Reichstagsabgeordneter im Jahr 1918 im Muni­tionsarbeiterstreikjuristischen Landesverrat" begangen hccke. Gegen das Urteil haben der Beklagte und die Staatsanwalt­schaft Berufung eingelegt.

Den Verhandlungen wohnen Generalstaatsanwalt Storp- Celle, Staatsanwaltsschaftsrat Dr. Doßmann, Oberstaats­anwalt Rasmus und Landesgerichtspräsident Mügel - Magdebura bei. Zu den bisberiaen Verteidigern R.-A. Dr. Martin und B i n d e rv a ld - Magdeburg ist noch R.-A. L ü t g e b r u n e - Göttingen getreten. Verschiedene neue Zeügen sind geladen. R.-A. Bindewald gibt die Erklä­rung ab, für die Verteidigung komme nicht Ebert als Mensch, sondern als Vorsitzender der sozialdemokratischen Partei in Betracht. Cr bedauere, daß gegen die Verteidi­gung in der Presse verleumderische Angriffe erhoben worden seien. Das Volk habe Anspruch auf volle Aufklärung. Hier­

auf wurde die Begründung des ersten Urteils verlesen, die fast zwei Stunden in Ansvruch nimmt. Ebenso wird die Be­rufungsbegründung des Nebenklägers Ebert bzw. seiner da­maligen Verteidiger verlesen, wogegen R.-A. Lütge- brune Widerspruch erhebt, da durch den Tod des Neben­klägers seine prozessualen Erklärungen aufgehoben seien. Die Verteidigung verlangt hierüber einen Gerichtsbeschluß. Die Beweisaufnahme beginnt am Mittwoch.

*

Polen der Störefried

Paris, 10. März. Der zurzeit hier weilende polnische Außenminister Strinsky wurde gestern von mehreren Zeitungsvertretern ausgefragt. Er erklärte, er sei überzeugt, daß ganz Frankreich sich auf die Seite der Polen stellen werde, aber England mute den Polen unmögliche Opfer zu, ohne selbst Leistungen auf sich zu nehmen. Durch die eng­lischen Zumutungen sei Polen aufs tiefste beleidigt, und es sei zum Widerstand entschlossen; Polen sei nicht gewillt, als Dank für das, was es geleistet habe (?), eine schlechte Be- bandluna anzunehmen, lieber die Danziger Frage wolle er sich nicht auslassen, aber Polen verlange, daß die ibm vom Verband gegebenen Versprechungen eingehalten werden. Im weiteren gebrauchte Strinsky so scharfe Worte gegen England, daß die Pariser Blätter Anstand nehmen, sie zu veröffentlichen.

Der belgische Außenminister Hyman hatte gestern eine B -sprechung mit H e r r i o t. DemEclair" zufolge soll Hy- mcm dafür eingetreten sein, daß der Sicherheitsvertra^ bauptsächlich zwischen Frankreich, England, Belgien und Deutschland abgeschlossen werde, an Polen habe Belgien kein sonderliches Interesse. Herriot soll persönlich derselben An­sicht sein, doch fürchte er die öffentliche Meinung in Frank­reich. Hyman ist aber in der Danziger Frage für die polni­schen Forderungen, weil sie Deutschland schaden.

Asquith für einen allgemeinen - i.sverfrag

London, 10. März. In einer liberalen Versammlung in Cambridge sagte Lord Asquith, die Welt sei wieder mit­ten in einem Rüstungswettlauf. Die Abrüstung sei eins wirtschaftliche Notwendigkeit; moralische und allgemein menschliche Erwägungen solle man ganz aus dem Spiel lassen. Voraussetzung sei allerdings, daß die Sicherheits­frage gelöst und daß Deutschland als Mitglied durch di» Völkerdundssatzungen gebunden sei. Es müsse ein all­gemeiner Sicherheitsvertrag geschlossen werden, der die großen und kleinen Staaten umfasse und die jetzt bestehenden Grenzen a u f r e ch i e r h n l t e.

Württemberg

Stuttgart, 10. März. Vom Landtag. Der Steuer­ausschuß des Landtags hat sich mit einer Reihe von Ein­gaben befaßt und eine Eingabe der Württ, Haus- und Grundbesitzervereine der Regierung zur Prüfung übergeben, Eine Eingabe des Vereins Württ. Handelsvertreter um Be­freiung von der Umsatz- und der Gewerbesteuer wurde be­züglich der Umsatzsteuer zur Berücksichtigung, bezüglich der Gewerbesteuer zur Erwägung übergeben.

Gegen die sittliche Bersumpfung. In einer vom Cvang. Volksbund einberufenen und von 1000 Männern und Frauen besuchten Versammlung im Gustav - Siegle - HauS wurde eine Entschließung angenommen, in der Gesetze zur Bekämpfung von Schmutz und Schund in Literatur, Schau­stellungen und Film, Gesetze zur Bekämpfung der Ge­schlechtskrankheiten, ein Verwahrungsgeseh der sittlich Ge­fährdeten, insbesondere der Trinker, die baldige Verabschie­dung des Schankstätkengesehes, Unterstützung der Bautätig­keit gefordert werden.

Haussuchung. Auf Anordnung des Oberreichsanwalks, der die Beschlagnahme einer Anzahl von kommunistischen Schriften verlangte, wurde heute morgen durch ein Polizei­aufgebot im Gebäude Geißstraße Nr. 4 eine Haussuchung in der Buchhandlung, den Räumen der Druckerei und den Parteibüros durchgeführt. Es wurde eine Anzahl Bro­schüren und sonstiges Material beschlagnahmt. Das meiste Material befand sich in einem geschickt verdeckten Schacht im Maschinenraum der Druckerei.

P'cckakwettbewerb. Das Preisgericht für die Plakat­entwürfe für die AusstellungDas Schwäbische Land" hat folgende Preise zuerkannt: Je 500 Mark Fritz Eberhardt- Obertürkheim, Herbert Reichel-Stuttgart, Rudolf Stocker- Stuttgart, G. Schlipf-Hall, Ernst Wurster-Ludwigsburg. An­gekauft wurden zum Preise von 200 Mark folgende Arbei­ten: Albert Baumeister-Ulm, Alb. Heim-Stuttgart, G. Sonn- Stuttgart, Karl Klöpfer-Heilbronn.

Vom Tage. Ein 40 Jahre alter Händler, gegen den ein

Drei Tage aus dem Leben eines Kriminal-Beamten.

LS Von Pwitsch.

Aus dem Russischen von F. Palm-Nasarcff.

»Nun, wer von uns hat Recht?" frohlockte Kotorgow.

Die richtige Mordivaffe hat sich gefunden und die Schere hat keine Bedeutung mehr."

Wo fanden Sie den Dolch?"

Auf dem Ofen, wohin ihn der Mörder wahrscheinlich geworfen hatte. Vermittelst eines Tisches, auf den ich einen Stuhl stellte, gelangte ich zum Sims des Ofens und überzeugte mich persönlich, daß die Tapete mit Blut be­spritzt war und sich in dem Staube, wo der Dolch gelegen hatte, blutige Abdrücke befanden."

Wem gehört er aber?"

Dieselbe Frage stellte auch ich mir. Niemand von den Hausgenossen, mit Ausnahme Maria Pankratjewas, hatte ihn früher gesehen. Diese diente, wie Sie bereits wissen, bei den Eltern Aglaö Borissownas, als letztere noch nicht verheiratet war.

Wo haben Sie den Dolch gesehen?" fragte ich das Mädchen.

Er lag stets auf dem Schreibtische Aglaö Borissownas, jeden Morgen staubte ich ihn ab, aber plötzlich war er ver­schwunden."

Bei welcher Gelegenheit?"

Damals galt Constantin Dimitritsch sür den Bräuti­gam meines Fräuleins und besuchte uns jeden Abend. Einst hörte ich, wie er beim Fortgehen leise zum Fräulein sagte:Ich danke Ihnen nochmals! Die alte gnädige Frau, welche in der Nähe stand, hatte diese Worte ebenfalls pernommen und als Constantin Dimitritsch gegangen

war, fragte sie das Fräulein, wofür er ihr gedankt habe. Da ich hinausgehen mußte, vernahm ich die Antwort nicht mehr. Als ich aber am nächsten Morgen abstäubte, fehlte der Dolch an seinem Platze, da wußte ich sofort, daß ihn das Fräulein Constantin Dimitritsch geschenkt habe."

Sie sehen also, Gregor Petrowitsch", schloß Kotorgow seinen Bericht,daß ich das Mädchen durchaus nicht ge­drängt hatte, mir irgend einen Namen zu neunen; aus eigenem Antriebe sprach sie diese schwerwiegende Ueberzeu- gung aus."

Konnte Aglaö Borissowna den Dolch nicht versteckt haben?" fragte ich.

Versteckt? Wer hätte sie denn ums Leben gebracht?"

Sie selbst!"

Ich habe Einwendungen Ihrerseits vorhergesehen und mich auf dieselben vorbereitet. Auf dem Wege hierher be­suchte ich unseren Kreisarzt und richtete an ihn die Frage, ob es möglich wäre, daß, nachdem die Verstorbene sich den Dolch in die Brust gestoßen, sie denselben wieder heraus­ziehen und bis an das andere Ende des Zimmers auf den Ofen habe werfen können, Der Doktor erwiderte mir, daß etwas derartiges sehr zu bezweifeln sei. Und wenn schon er, der so überaus vorsichtig ist, daran zweifelt, so ist es für uns ein unwiderlegbarer Beweis, daß kein Selbst­mord vorliegt. Wenn Sie aber auch auf die Aussage des Dienstmädchens keinen Wert legen, so verbinden sich doch mit dem Verschwinden des Dolches noch einige andere Um­stände. Woher rührt z. B. die Schramme in Ussolzews Hand und weshalb geriet er in Verwirrung, als man ihn darüber befragte? Ich will ihn durchaus nicht verdächti­gen, doch dieses Zusammentreffen ist höchst sonderbar."

An Ogla Jwanownas Schuld glauben Sie also nicht mehr?"

Damit bin ich noch nicht im Klaren; ich weiß nur soviel, daß die Aufgabe, welche ich zu lösen übernommen habe, keine leichte ist." i

Er ließ das junge Mädchen demnach noch immer nicht aus den Augen. Mein Diener trat ein, um zu melden, daß die Waschfrau nach dem Plaid von Constantin Dimi- iritsch geschickt habe.

Befehlen Sie, ihr denselben zu senden?"

Er ging hierauf au das andere Ende des Zimmers, wo auf einem Stuhle der zusammengelegte Plaid lag. Das scharfe Ohr des Untersuchungsrichters hatte sofort den Namen meines Freundes vernommen und sein Falkenblick bereits auf einige Schritte Entfernung die dunklen Flecken im hellgrauen Grunde des Plaids bemerkt. G

Erlauben Sie einen Augenblick", hielt er den Diener an und begann aufmerksam die Flecken zu betrachten^ sowie allmählich den ganzen Plaid auszubreiten. '' G

Ist es Ihnen bekannt, Gregor Petrowitsch, woher diese Flecken kommen?" wandte er sich zu mir.

Ja; Ussolzew bekam Nasenbluten."

Hier bei Ihnen?"

Hm, hm! Weshalb läßt er nicht zu Hause reinigen, sondern bringt ihn zu Ihnen?"

Er hat ihn nicht gebracht, sondern ein Dienstmann. Ussolzew war gerade bei mir und ich machte ihm selbst den Vorschlag, den Plaid waschen zu lassen."

Ein Dienstmann? Von wem?"

Das habe ich nicht gefragt."

Haben Sie sich die Nummer des Dtenstmannes ge­merkt? " wandte sich jetzt Katorgow zu dem Diener.

Nein."

(Fortsetzung folgt.) ;