Die 33. Tagung des Dölkerbundsrats Genf, 9. März. Es wird liier beachtet, daß Graf Bernst o r f f und Graf Harry Keßler heute im Auftrag der deutschen Reichsregieruug eingetroffen sind, um sich mit Cham- berlain und anderen Mitgliedern des Völkerbundsrats über den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund zu besprechen, welche Frage neben der „Sicherheit" vielleicht das größte Interesse beansprucht. Man glaubt, daß Chamberlain beantragen wird, die Frage des Genfer Protokolls bis zur Völkerbundstagung im September zu verschieben in der Erwartung, daß bis dahin der Sicherheitsvertrag zustande gekommen sei. Frankreich wünscht, daß Deutschland wegen der Sicherheit Polens, dem man unter Umständen gegen Rußland zu Hilfe kommen müsse, bedingungs- l o s deni Völkerbund beizutreten habe. Es macht ferner aegen die Zuteilung,eines Sitzes im R a t geltend, daß dann Deutschland in der Lage wäre, durch Widerspruch die Einstimmigkeit der Beschlüsse zuungunsten Frankreichs zu vereiteln. Frankreich verlange, so wird weiter gesagt, in einem Mil'uärdündnis mit England, daß es volle militärische Hilfe leiste im Fall eines Angriffs aus Frankreichs Grenzen, wäh- - nd es bei einem Angriff auf Polen nur zur Erfüllung der Bedmaungen als Välkerbundsmitglied verpflichtet wäre. Die französische Forderung, .eine ständige Ueberwachungskom- ^ -n "an in Köln einzusetzen, dürfte auf englischen Wider- sl„, > n ,'.M.
Di - ' Igung des Völkerbundsrats soll in einer Woche beendet sein.
Der Barmatskandal
Berlin. 9. März. In der Sitzung des Untersuchungsausschusses des Reichstags wurde am Samstag der früher« Leiter der Reichsfleischstslle Schwan vernommen. Der Zeuge gibt an, die Reichsfleischstelle habe wiederholt gegen ihren Willen aber auf bestimmten Wunsch des Reichs- wirtschastsministers Robert Schmidt Geschäfte mit der sogenannten „Amexima"-Gesellschaft Judko Barmats in Amsterdam machen müssen. Bei der ersten Lieferung im Juni 1919 handelte es sich um 10 090 Kisten ainerikanischen Specks und 5000 Kisten Schrveineschultern. Varmat sei in der Reichssleischstelle sehr anmaßend aufgetreten und man habe ihm die Türe gewiesen; dann sei er zu dem Reichswirtschafts, minister Schmidt gegangen, und Schmidt habe der Reichs- fleischstelle erklärt, der Vertrag mit Barmat müsse abgeschlossen werden, es handle sich um politische Interessen. Trotz verschiedener Mahnungen habe Barmat nur 800 Kisten geliefert, die „Amexima" selbst besaß, wie sich her- ausstellte, gar keine Waren, sondern Barmat kaufte in Hol- land von zweiter oder dritter Hand. Später lieferte Barmat weitere 600 Kisten; diese Sendung wurde von der Reichssleischstelle zurückgewiesen, weil dis Ware vollstän- dig verdorben war, und es kostete große Mühe, die dafür im voraus ausgestellten Wechsel zu retten. Ans ausdrücklichen Wunsch des Reichs-wirtschastsministers Schmidt habe trotzdem die Reichssleischstelle im Jahr 1920 nochmals ein Geschäft mit Barmat ab schließen müssen, obgleich die Reichssleischstelle noch große Mengen Speck, die von einer anderen Firma gekauft waren, in Amsterdam liegen hatte. Barmats neues Angebot lag mindestens um 20 Prozent über den Preisen, zu denen man die Ware überall erhalsen konnte. Die Reichs- fleischstelle wollte mit Barmat überhaupt nichts mehr zu tun haben, weil sie wußte, daß Varmat in Holland im geschäftlichen Verruf war und daß jeder holländische Kaufmann, der sich mit ihm einließ, 6000 Gulden Strass bezahlen mußte, und daß Barmat seit 1919 von der holländischen Börse ausgeschlossen war. Der Schwager Varmats, namens Winter, sei als „unverschämter Bursche" hinaus- geworsen worden, aber von dem Direktor des Diktatorischen Ausschusses sei die Anweisung ergangen, das Geschäft zu machen. Diesem Druck habe die Reichssleischstelle nachgeben müssen, und es seien weitere 2800 Kisten Speck bei Barmat bestellt worden. Robert Schmidts Behauptung, die Ware sei preiswert gewesen, sei falsch; Schmidt sei wiederholt von der Reichssleischstelle darauf aufmerksam gemacht und gewarnt worden, daß die Ware „miserabel schlecht" sei.
Direktor Schwan wurde nun aber im Reichswirtschasts- ministerium „verdächtig", und es wurde ihm ein „Adjutant" an die Seite gestellt, worüber die Beamten der Reichsfleischstelle empört gewesen seien. Plötzlich sei der Adjutant wieder abberufen worden, und mit ihm seien die Barmatakten verschwunden, die erst mit Hilfe der Gerichte wieder zurückgebracht worden seien. Ser Adjutant war der nachmalige Oberpräsident der Rheinprovinz Grützner, jetzt Regierungspräsident in Merseburg.
Drei Tage aus dem Leben eines Kriminal-Beamten.
SS Von P —wttsck.
Aus dem Russischen von F. Pa l m - N a s a r e f f.
„Gib mir eine Tasse Tee, Freund", begann Ussolzcw, „seit heute früh ist noch nichts über meine Lippen gekommen, so daß ich halb verschmachtet bin — uff!"
Er warf sich in einen Sessel; indem ich uns den Tee einschenkte, fragte ich:
„Wie geht es Klutschewskys?"
„Ah, die armen Eltern sind trostlos!" erwiderte er leise. „Aber was hat denn der Untersuchungsrichter, der mir übrigens sehr unsympathisch ist, in Erfahrung gebracht? Oder ist das Euer Geheimnis?"
„Vor Dir habe habe ich keine Geheimnisse", sagte ich und erzählte ihm alle Kombinationen Kotorgows, welcher die von ihm gesammelten Beweise gegen Olga aufgerichtet hatte. Ussolzew hörte mit verhaltenem Atem zu.
„Aber das ist ja, um den Verstand zu verlieren!" rief er aus. „Wenn Du nur wüßtest — doch nein — ich selbst kann es Dir nicht sagen. Wenn Olga es wüßte!"
„Ja, was denn?" fragte ich. „Doch nicht, mit welchem Nagel Du Dir die Hand verletzt hast?"
Sein Erschrecken bei diesen Worten bewies, daß ich auf richtiger Fährte war.
„Selbst wenn sie es erführe, was schadete es?" fuhr ich ruhig fort. „Es könnte Dir ja nur in dem Falle unangenehm sein, wenn Dich eine Rivalin Olga Jwanownas verletzt hätte."
Ein schrecklicher Gedanke ivar in mir aufgestiegen: ! wie, wenn Ussolzew noch gestern abend nach dem Balle Aglaö Borissowna gesehen hätte?! Ich hatte nicht den l
Deutscher Reichstag
Berlin. 9. März.
Die Aufwertung
(Schluß des Samstagsberichts.)
Reichsjustizminister Dr. Frenken (fortfahrend): Die Regierung halte sich für verpflichtet, den Gesetzentwurf erst vorzulegen, nachdem sie die Gewißheit habe, daß er in seinen Grundlagen eine Mehrheit im Reichstag hinter sich habe. Die Bemühungen nach dieser Richtung werden unausgesetzt fortgeführt, so daß damit zu rechnen sei, daß die Vorlegung nunmehr baldigst erfolgen könne. Zu dem sozialdemokratischen Antrag könne die Regierung nur pflichtgemäß erklären, daß die Aufhebung der 3. Steuernotverordnung zu einer Verwirrung auf dem Gebiet der Rechtspflege und der Wirtschaft führen müsse, für das die Regierung die Verantwortung nicht übernehmen könne.
Abg. Hergt (DN.): Es sei durchaus notwendig, daß die Auswertungsfrage weiter betrieben werden müsse. Die Ausführungen des Justizministers hätten nicht voll befr'edigt Die Verhandlungen würden rascher vorwärts gehen, wenn sie im Sinn der deulschnationalen Vorschläge gepflogen worden wären. Die Deutschnationalen hätten immer den Standpunkt vertreten, daß die Aufwertungsfrage durch Anträge aus dem Haus gelöst werden könne. Im Ausschuß wurde daher eifrig gearbeitet. Zunächst waren die Sozialdemokraten scharfe Gegner der Aufwertung. (Hört, hört! rechts.) Sie haben sich erst im Lauf der Zeit zu geradezu fanatischen Aufwertungsfreunden entwickelt, nachdem sie sich vielleicht überlegt haben, daß dabei etwas für die Sozialdemokraten herauskonnnen könne. (Erneutes Hört, hört! rechts.) Der Redner richtet an die Regierung die Mahnung, alles zu vermeiden, was im Lande falsch aufgefaßt werden könne. Das deutsche Volk habe Anspruch darauf, daß nicht der Eindruck entsteht, als ob nur e i n T e i l des Volks bei der Auswertung berücksichtigt werden könne. Der Redner bittet, oie Auswertungssrage nun rasch zu fördern.
Abg. Stöcker (.Komm.) tritt ebenfalls für beschleunigte Verabschiedung der Aufwertungsvorlage ein. DiS Aufhebung der 3. Steuernotverordnung würde größte Verwirrung bringen.
Abg. Dr. Wunderlich (DV.) bedauert, daß die Regierung die Frist nicht einhalten konnte, der Answertrings- gesetzentwurf solle unverzüglich vorgelegt werden. Die Aufhebung der 3. Steuernotverordnung würde gar nichr im Interesse der Sparer und Rentner liegen. Der sozialdemokratische Antrag, der ja einer anderen Fraktion entnommen worden sei, sei aus sehr durchsichtigen Gründen gestellt. Die Aufwertungsfrage tonne nur technisch gelöst werden und dürfe in dem Wahlkampf um den Reichspräsidenten unter keinen Umstünden cusgenützt werden.
Abg. Dr. Iörijsen (Wirtschaft!. Vg.) vermißt von der Regierung eine präzise Ansage über die Einbringung des Aufwertungsgesetzes.
Abg. Dr. Emminger (Bayr. Vp.) tritt für die individuelle Lösung der Auswertungsfrage ein.
Abg. Dr. Best (DN.): Die Steuernotverordnung habe eine ungeheuerliche Entrechtung des Gläubigers herbeigeführt. Die Einwendungen der Großkapitalisten und der Wirtschaftsverbände gegen die prozentuale Aufwertung seien nicht stichhaltig. Der Wert der Goldbilanzen sei recht zweifelhaft. Die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft gab in einem Ackkeihegesuch nach Amerika ihren Maschinellbesitz mir 200 Millionen an, während in der Goldbilanz dafür nur 14,75 Millionen stehen. Die 3. Steuernotverordnung müsse im Interesse der Gerechtigkeit fallen.
Abg. Dr. Hertz (Soz.): Die Regierung habe anscheinend Widerstände gefunden, daß sie nicht weiter vorwärts könne. Es sei richtig, daß ein leitendes Mitglied der Reichsregierung die Erklärung abgegeben habe, die Auswertungssrage wachse sich für Deutschland zu einem politischen Verhängnis aus.
Abg. Seisfert (Nat.Soz.): Die Parteien müssen Farbe bekennen. Er fragt, wie es mit der Aeuherung des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht zu Vertretern der Großbanken stehe, sie brauchten sich wegen der Aufwertung nicht mehr zu beunruhigen, nötigenfalls werde der Dawes- kommissar die Aufwertung verbieten.
Ein Regierungsvertreter und Abg. v. Nichthofen (Dem.) nehmen den Reichsbankpräsidenten in Schutz. Abg. Seiffert entgegnet, er habe die Meldung aus unbedingt sicherer Quelle. Er frage, was die Regierung gegen derartige Auslassungen zu tun gedenke.
Die Aussprache wird geschlossen.
Der demokratische Antrag auf unverzügliche Vorlegung des Aufwertungsgesetzes wird einstimmig angenommen, der sozialdemokratische Antrag auf Aufhebung der 3. Steueuwt- verordnung dem Ausschuß überwiesen. Der Antrag der
Mut, ihn darüber zu befragen, allein bald erhielt mein Verdacht neue Nahrung. Mein Diener trat ein und sagte zu Ussolzew, indem er ihm ein Paket überreichte:
„Dieses, Herr, ist soeben für Sie abgegeben."
„Von wem?"
„Ich weiß es nicht; ein Dienstmann brachte es. In Ihrer Wohnung sagte man, daß Sie hier sind und es war streng angeordnet, das Paket nur Ihnen eigenhändig zu übergeben."
Ussolzew warf es ohne besondere Aufmerksamkeit auf das Sopha und, seine beiden Arme auf die Knie stützend, vergrub er die Hände in den Haaren.
„Weshalb öffnest Du das Paket nicht", versetzte ich, „es eilt vielleicht."
„Sieh selbst nach, wenn Du willst; ich bin nicht neugierig."
Ich ließ mir dieses nicht zweimal sagen und öffnete das Paket, in welchem sich aber nur ein Plaid befand, der Kotorgow gehörte. Als ich aufmerksamer hinblickte, begannen meine Hände zu zittern und ich glaubte, mein Herz stände still, denn ans dein Hellen Grunde des Plaids bemerkte ich kleine Blutflecke. Ich legte ihn ganz auseinander und erblickte deutliche Spuren blutiger Finger. Mich kauin beherrschend, rief ich aus: „Ussolzew! Sieh her, was bedeutet das?"
Er blickte hin und wurde bleich Witz der Tod: „Fort, fort, rühre es nicht au!"
„Aber das ist Blut! Wie kommt es auf Deinen Plaid?"
„Ich — ich — bekam Nasenbluten —"
„Wo? Du hattest ihn dach irgendwo vergessen?"
„Ich vergaß — nein, nichts! Bitte frage mich nicht!"
Der Verdacht in meinem Innern wurde immer größer. Unzählige Male in meinem Leben hatte ich Verbre-
Nationalsozialisten über die Aeüßsrung des Relchsbankprüsi- denten wird gegen die Antragsteller abgelehnt.
Das Haus setzt nunmehr die 2. Beratung des Haushalts des Reichsverkehrsministeriums fort.
Der Antrag des Ausschusses, für den K l e i n b a h n b a u 10 Millionen Mark einzusetzen, wird darauf angenommen, ebenso ein Antrag aller Parteien, zur Prüfung der Zu- ständigkeiten zwischen Reichsregierung, Reichstag und Reichsbahngesellschaft einen 18gliedrigen Ausschuß einzusetzen. Der Antrag der Deutschen^Volkspartei auf Fahrpreisermäßigungen für die Jugendwanderungen wird dem Verkehrsausschuß überwiesen.
Berlin, 9. März.
Om Regierungstisch Reichsinnenminister S ch i.e l e.
Präsident Löbe eröffnet die Sitzung um 2.20 Uhr.
Einstimmig wird ohne Debatte dem Vorschlag der Reichsregierung zugestimmt, die Neuwahl des Reichspräsidenten am 29. Mürz und den eventuellen zweiten Mahlgang am 26. April vorzunehmen.
Aus der Tagesordnung steht dann das Gesetz über die Stellvertretung des Reichspräsidenten. Es ist von alten Parteien mit Ausnahme der Nationalsozialisten und der Kommunisten eingebracht und besagt, daß zum Stellvertreter des verstorbenen Reichspräsidenten der Präsident des Reichsgerichts bis zum Amtsantritt des neuen Reichspräsidenten bestimmt wird. Die Vorschriften der Reichsverfasiung über den Reichspräsidenten finden für die Dauer der Stellvertretung auf den Stellvertreter Anwendung. Der Stellvertreter bezic für die Dauer der Stellvertretung des Reichspräsidenten das diesem zustehende Diensteinkomtnen einschließlich der Aufwandsgelder.
Das Gesetz wird darauf in erster und zweiter Lesung angenommen. — Auf der Tagesordnung steht dann der Gesetzentwurf auf Uebernahme der durch das Ableben des Reichspräsidenten entstandenen Kosten auf das Reich.
Abg. Remmele (Komm.) lehnt die Vorlage ab. Die Beerdigungskosten sollen diejenigen tragen, für die Ebert allein gesorgt habe, nämiich dis deutsche Bourgeoisie. Dem
Reichspräsidenten Ebert gelte der Fluch der deutschen proletarischen Partei über das Grab hinaus. (Stürmische^Pfui- rufe der Sozialdemokraten, große Unruhe.) Die 6 Jahre der Präsidentschaft Eberts beduteten nur Korruption und Stin- nespolitii', Ausvlüiiderunci des deutschen Volkes und Barmatismus. (Stürmische Protestrufe der Sozialdemokraten. Das Haus gerät allmnblich in große Erregung, während der Redner weiter die heftigsten Angriffe gegen den verstorbenen Reichspräsidenten richtet. Die Sozialdemokraten antworten mit Rusen „Lügner, Moskau!".)) Vergleichen Sie doch nickt das Leichenbegängnis Lenins mit dem Eberts. Wo waren die Arbeiter bei Ebert? Man sah nur Herren im Zuwider und Frack. Nur eine kümmerliche Arbeitsruhe von 6 Minuten baben Sie (zu den Sozialdemokraten) aufbringen können. Für das Ziel der Niederwerfung der Revolution waren Ebert alle Mittel und Verbrechen reckt. (Die Sozialdemokraten erheben empört Widersvruch und Präsident Löbe ruft den Redner zur Ordnung.) Der Redner führt Aeuße- rungeii an, die gegen Ebert gerichtet sind. (Präsident Löbe bezeichnet es als un-ulässig, daß im Reichstag beleidigende Aeußerunaen, die außerhalb des Parlaments gefalle^ seien, wic-dergegeben werden. (Tobender Widerspruch. Die So- ziademokraten verlassen darauf den Saal und lassen nur einige Horchposten zurück.)
Württemberg
Stuttgart, 9. März. Die württ. Eisenbahner und der Streik. Wie man erfährt, liegen die Verhältnisse in Württemberg so, daß eine Beteiligung der Eisenbahner an dem in Nord- und Mitteldeutschland ausgebrochenen Streik wohl nicht in Frage kommt.
Eine Ablehnung. Die Sozialdemokratie wollte lt. „Schwäbischer Tagwacht" am Donnerstag das Landestheater für eine Gedächtnisfeier für Ebert verwenden. Das Theater wurde indessen nicht freigegeben, da man keinen Vorgang für andere Organisationen und Veranstaltungen schaffen wollte, Die Reichswehrkapelle hatte zunächst die Uebernahme des orchestralen Teils des Programms übernommen unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Kommandeurs. Diese Zustimmung wurde indessen nicht erteilt, da für die Kapelle ein Dienst angesetzt war.
Aus der Haft entlassen. Auf telegraphische Anweisung des Reichsgerichts wurde der bayerische Kommunist Thunig aus der Haft entlassen. Die bayerischen Abgeordneten Schlaffer und Götz befinden sich noch in Haft.
Betrügerische Geldvermittler. Das Schöffengericht hat
chern gegenübergestanden, ohne daß die Schläge meinet Herzens sich verdoppelt hätten. Aller Wahrscheinlichkeit nach stand abermals ein Verbrecher vor mir, aber wie pochte es heute in meiner Brust und in meinen Schläfen! Unglücklicher! Unmöglich konnte ich Dir Dein schreä^ liches Geheimnis abfragen! Ussolzew kam wieder Zu sich und stand heftig vom Stuhle auf.
"Wie. Du gehst schon? Und jener Plaid?" fragte ich.
„Lasse ihn reinigen und dann — dann gib ihn, wem Du willst." Hierauf entfernte er sich.
Ussolzew fing an, mir immer mehr leid zu tun. In; der Verstellungskunst nicht geübt, ließer sich sofort ertap- Pen. Gehe, mein Freund, und beruhige Deine arme SeAe, ich werde mich Dir nicht entgegenstellen. Sie fand mich Deiner Freundschaft würdig — und wenn jener furchtbare Verdacht sich doch bestätigte, dann — Pfui, welcher Zhnis-s mus: sein Glück auf das Unglück eines Freundes bauen
zu wollen!
III.
Am nächsten Morgen kam der Untersuchungsrichter; mit strahlender Miene zu mir. ,-s!
„Heureka! Ich hab's!" rief er, ein kleines Päckchew aus seiner Tasche ziehend und es behutsam öffnend. Ich erblickte einen zierlichen kaukasischen Dolch mit blutiger Klinge, deren eine Seite von einer dichten Staubschicht bedeckt war. Ich erkannte sofort Ussolzews Dolch, welcher zwischen anderen Waffen in seinein Schlafzimmer über dem Bette gehangen; der eigenartige, kunstvoll mit Rubinen und Türkisen übersäte Griff hatte schon früher meine Aufmerksamkeit erregt. Also keine Rettung für meinen Freund!
(Fortsetzung folgt.)