Mörzheim. 6. März. G o l d s ch n i p fl« r. Bor dem Schöffengericht hatten sich die verheiratete Kettenmacherin Karoline Lösch, geb. Schäfer aus Niefern, deren Ehemann Adolf Eugen Lösch, der Mechaniker Aug. Friede. Enchel- maier aus Niefern, dessen Ehefrau, der Schneideanftalt- beliher Wilbelm Issel von Niefern und dessen Prokurist Wil­helm Karl Roth aus Basel wegen Diebstahls bzw. Hehlerei ru verantworten. Frau Lösch entwendete ihrem Arbeitgeber unter schnödem Mißbrauch des in sie gesetzten Vertrauens von Oktober 1923 bis Juni 1924 Alpaka, Gold- und Silber­waren, sowie Schnipsel im Gesamtwert von 78000 GM. Das gestohlene Edelmetall wurde mit Wissen des Ehemanns Lösch durch die Eheleute Enchelmaier weiterveräußert, u. a. an Issel und Roth. Die Verkündigung des Urteils erfolgt am 10. März.

Pforzheim. 6. März. Der Schneefall hat außergewöhn, liche Sckäden im Fernsprechverkehr angerichtet, es wurden nahezu sämtliche Fernsprechleitungen zerstört, so daß vO auswärtige Arbeiter zur Wiederinstandsetzung zur Hilfe geholt werden mußten. Trotzdem waren am Mittwoch abend noch 2000 Leitungen betriebsunfähig.

Weinheim, 6. März. Der Gemeinderat hat 10 Grund- stücke von 21143 Quadratmeter zum Preis von 7 für 1 Quadratmeter voin Grafen von Berckheim käuflich er- worben. Zweck der Erwerbung ist die bauliche Erschließung des schön gelegenen Prankelgebiets als Villenviertel.

Neckarzimmern, 6. März. In tiefes Leid wurde die Fa­milie des Bürgermeisters Haag versetzt, deren einziger Sohn, der 18 Jahre alte Bergwerkspraktikant Georg Haag beim Verschieben der Grubenwagen tödlich verunglückte.

Büchenbronn. 6. März. Der Besitzer des abgebrannten GasthausesZur schönen Aussicht" wurde mit seiner Frau unter dem Verdacht der Brandstiftung verhaftet.

Vom Bodenfee, 6. März. Moorkultivierung- Wie berichtet wird, beabsichtigt das Domänenamt Konstanz einen Teil des auf der Gemarkung Kaltbrunn gelegenen T orfriede» urbar zu machen.

Säckingen, 8. März. Das Wasser- und Straßenbauamt Waldshut hat das große Sandlaper am Rhein zum Verkauf , bei Murg zum Verkauf ausgeschrieben. Der Rheinsand und ' Rheinschlamm eignet sich vorzüglich zur Veredelung schweren Bodens. Früher, als man noch keinen Kunstdünger kannte, wurde sogar Rheinsand in großen Mengen in die am Rhein gelegenen Felder befördert und dort zu Düngungs­und Verbesserungszwecken in der Landwirtschaft verwendet.

Lokales.

Wildbad. 9. März 1925.

Eine Bravourleistung vollführten beim Stockaufbau auf das Bahnhofhotel in letzter Woche die Herren Adolf Schanz, Baumeister, und Fritz Maier, Zimmermeister, mit ihren Arbeitern. Nachdem das alte Dachgeschoß ent- fernt war. wurde am Mittwoch mit dem Aufbau ange- fangen und trotz schlechtesten Wetters war am Samstag abend alles unter Dach, ja sogar noch eine große Menge Backsteine hinaufgezogen. Es war tatsächlich eine wahre Freude, dabei zuzusehen. Herr Friedrich Frey zum Bahn­hofhotel sowohl, als die Herren Schanz und Maier zeigten sich aber auch ihren tüchtigen und überaus fleißigen Arbeitern gegenüber sehr dankbar, indem sie ihnen am Samstag abend bezw. Sonntag eine Bewirtung zuteil werden ließen zum Richtschmaus und -Nachfeier, woran sie wohl noch lange schmunzelnd denken werden. Ein der­artig flottes Zusammenarbeiten von Meistern und Arbeitern ehrt beide Teile, wie es auch Herrn Frey ehrt, daß er in jetziger geschäftsarmec Zeit den Bauleuten Arbeit und Ver­dienst bietet. Auch in Hinsicht auf das Renommee unserer Gaststätten ist die bauliche Vergrößerung des Bahnhofhotels bezüglich der gesteigerten Unterkunftsmögllchkeit der Fremden nur zu begrüßen, besonders nachdem das Schwarzwald­hotel, das Hotel Palmengarten und der Badische Hof als Gaststätten eingegangen sind. -m

Ein Nationaler Frauen-Abend (Königin Luise-Tag) wird morgen Dienstag abend V-8 Uhr im Saale der Alten Linde" abgehalten. Als Rednerin ist Frau Be­ring er-Stuttgart gewonnen. Lebende Bilder und musi­kalische Darbietungen werden den Abend verschönern. Es sind auch Gäste (Männer und Frauen) willkommen.

Gedenket der hungernden Vögel!

l Drei Tage aus dem Leben eines Kriminal-Beamten.

2l Von Pwitsch.

Aus dem Russischen von F. Palm-Nalareff.

Gestern abend ich glaube nicht, daß wir uns dar noch gesprochen haben." Sie sah mich prüfend an ui fuhr dann fort:Wahrscheinlich haben Sie hierauf B züaliches von dem Dienstmädchen in Erfahrung gebrach welches Sie vorhin verhörten?"

Allerdings, mein Fräulein."

Olga Jwanowna wurde zornig und bemerkte:

Nun, dann wissen Sie sehr genau, daß ich nachh, bei Aglaö Borissowna war; weshalb geben Sie st den Anschein, es nicht zu wissen?"

Das ist unsere gerichtliche Taktik. Es hing von Ihne ab, uns nichts zu verbergen, taten Sie es dennoch, ' hatten Sie dazu auch besondere Gründe."

Versteht sich die hatte ich auch."

Und jetzt bitte ich Sie, mir alles offen zu sagen, wc Zwischen Ihnen und der Verstorbenen vorgegangcn ist

Nein; ich benutze das mir vom Gesetze gebotene Reö und weigere mich, ein Verhör zu bestehen."

Es blieb mir also nichts übrig, als nachzugeben, do habe ich ja so ziemlich alle Beweise in der Hand: die Ui Möglichkeit für fremde Personen, in das Haus einzudrü gen, das Alibi aller übrigen Hausbewohner, die Ursaci

Streites, die beiderseitige Eifersucht, die stürmisä nächtliche Szene zwischen den Schwägerinnen und die hie uf folgende tiefe Ruhe, das absichtliche Verschweigen di die vorsätzliche Vernichtung aller Spuren di Verbrechens, das hartnäckige Weigern einer Aussage...

Zur Austveriungsfrage. Man schreibt uns: Die Fristen für das Aufwertungsverfahren lausen mit dem 31. Marz 1925 ab. Es ist nötig, hierauf insbesondere nochmals me- jenigen Personen aufmerksam zu machen, die eine durch Hy­pothek gesicherte Forderung aus einer Auseinandersetzung unter Eltern und Kindern haben. Diese Personen sind näm­lich berechtigt, eine erhöhte Auswertung über den Normal­satz von 15 Prozent hinaus zu verlangen. Eine erhöhte Auswertung ist jedoch nur zulässig, wenn die Abweichung von dem normalen Höchstsatz (15 Proz.) vor dem 31. März 1925 bei der Aufwertungsstelle (Amtsgericht) beantragt ist. Beispiel: Ein Sohn hat an seinen Vater aus der mütter­lichen Erbteilung 1000 Papiermark zu fordern. Für die Forderung ist Hypothek eingetragen. Wenn nun der Sohn eine erhöhte Aufwertung wünscht, so schreibt er an das Amtsgericht:Mein Vater (Name, Beruf und Wohnort) schuldet mir aus der mütterlichen Erbteilung 1000 Papier- mark. Für die Forderung ist Hypothek eingetragen. Ich be­anspruche erhöhte Aufwertung. Das Aufwertungsverfahren soll zunächst nach 8 2 des Gesetzes vom 17. Februar 1925 ausgesetzt werden. Ort, Datum, Unterschrift." Obige Mah­nung gilt insbesondere volljährigen Personen (Dienstboten, die in der Fremde sind usw). Für die Wahrung der Inter­essen minderjähriger oder sonst bevormundeter Personen ist im allgemeinen wohl die Vormundschaftsbehörde besorgt. Die Frist vom 31. März ist sodann noch von besonderer Be­deutung für Hypothekenschuldner. Diese sind berechtigt, eine Herabsetzung der Aufwertung unter den Normalsatz von 15 Prozent zu verlangen, wenn diese mit Rücksicht auf ihre wirtschaftliche Lage zur Abwendung einer groben Unbillig­keit unabweisbar erscheint. Fälle solcher Aut werden ins­besondere vorliegen, wenn ein Hypothekenschuldner durch Unfall oder Krankheit ganz oder teilweise erwerbsunfähig eworden ist, oder wenn seine wirtschaftliche Leistungsfähig­keit unabweisbar erscheint. Die Herabsetzung

kann aber nur verlangt werden, wenn sie vor dem 31. März 1925 bei der Aufwertungsstelle beantragt ist.

Vorläufig keine Viernreiserhöhung. Die in München abgebaltene Tagung des Deutschen Brauerbundes kam trotz der stark gestiegenen Getreidepreise zu dem Beschluß, von einer Heraufsetzung der Vierpreise vorläufig abzusehen.

Kleine Nackrichten aus aller Mell

Unordnungen bei den Berliner Trauerfeierlichkesten.

Entgegen der amtlichen Meldung stellen die Berliner Blät­ter aller Mästungen fest, daß bei den Trauerfeierlichlssiten am 4. März schwere Unordnungen und zahlreiche Unqlücks- fälle (1300) vorgekommen sind, weil der Polizeidienst nich? planmäßig geordnet war. Die Verwirrung sei noch dadurch gesteigert worden, daß der Polizei Abteilungen des Reichs­banners Schwarzrotgold zur Verstärkung beigegeben worden sein sollen, denen die polizeiliche Ausbildung und Erfahrung fehlte. Dagegen seien Abteilungen der Schutzpolizei für die Parade verwendet worden. Der neue Polizeipräsident Frie­densburg und der Polizeioberst Kaupisch seien der Aufgabe in keiner Weise gewachsen gewesen. Im preußischen Land­tag ist eine Große Anfrage über die Angelegenheit einge­drückt worden

Die deutsche Studenkcnbilfe. Auf der Tagung der deut­schen Studentenhilfe in München wurde mitaet-ilt, daß das Vermögen der Studenten-Darlehenskaffe 1,3 Millionen Mark betrage. Das Reich stellte im Rechnungsjahr 1925/26 1 350 000 Mark zur Verfüauna, außerdem werden die Einzeh staaten etwa eine halbe Million Mark beitragen. Der Be­darf der Darlehenskasse für das erste Jahr beträgt 2 160 006 Mark. Die Westerbilduna von Vertrauensausschüssen wurde befürwortet. Nach der Festigung der Mark und der Ein- ßibrung der erhöhten Studienaebübren ist die Zahl her Studenten in Deutschland von 120 000 auf 93 000 gefallen, davon entfallen 27,4 v. H. auf Söhne von hohen Beamten und Angehörigen der freien akademischen Berufe, 19 5 v. H. auf Söhne von Kaufleuten, Industriellen und Privat- beamten in leitenden Stellen, 27,6 v. H. auf Söhne von mitt­leren Staatsbeamten, oberen und mittleren Privatbeamten, 21,5 v. H. auf Söhne von unteren Staatsbeamten, kleineren Kaufleuten und Handwerkern, 7 v. H. auf Söhne kleinerer Dauern und Arbeiter. 9,9 v. H. aller Studenten mußten im letzten Jahr wegen wirtschaftlicher Notlage ihre Studien unterbrechen. Von den Studierenden, die nickt bei ihren Eltern wohnen, auch keine Unterstützung durch Pakete, Frei­tische, Stipendien usw. erhielten, hatten 9.8 v. H. einen Mo­natswechsel von nur 60 Mark zur Bestreitung aller Kosten, ?6 8 v. H. verfügten noch nicht einmal über das Existenz- minimum.

Dorten verschwunden. Der ehemalige Sonderbündler­führer Dorten, ein früherer Staatsanwalt, ist aus Wies­baden (das demnächst von den Engländern statt der Fran­zosen besetzt werden soll) spurlos verschwunden und hat seine

Es fehlt mir nur noch der letzte Beweis: Die Waffe, mit welcher die Tat ausgeführt worden."

Was brauchen Sie noch eine andere Waffe, als die blutige Schere, die sich in den Händen des mörderischen Gatten befunden?"

Mit welchem Ernste Sie das sagen, Gregor Petro- witsch! Meiner Meinung nach genügte schon dre Aussage des Doktors, daß die Wunde ganz geradlinig und nicht zackig sei"

Weshalb hatte dann aber der Gatte die Schere in der Hand?"

Sehr einfach, um das Kleid aufzuschneiden. Im Dunkeln, um die Frau nicht durch den Lichtschein zu stören, betritt Küvräschew leise das Schlafzimmer und stößt daselbst an den leblosen Körper. Bei dem schwachen Lichte der Winternacht erkennt er eine Dame in Ball­toilette, die doch nur seine Frau sein kann: des Blutes wird er noch gar nicht gewahr. Indem er sie iu einer Ohnmacht liegend vermutet, ergreift er eine auf der Toi­lette liegende Scheere und beugt sich über seine Frau, um das Kleid auszuschneiden. Plötzlich fvckr seine Hände mit Blut befleckt; er blickt genauer hin - richtig es ist Blut! Er betastet die Hände, das Gesicht seines Weibes sie sind bereits erkaltet! Und sip war sein Alles auf der Welt! Ist es da ein Wunder, wenn ihn der Schlag trifft? Mit einem Schrei der Verzweiflung fällt er zu Boden, seine letzten Kräfte aufbietend schleppt er sich zur Tür, allein weiter kann er nicht. Hier findet man ihn am Morgen mit der blutigen Scheere in der Hand. Wäre die Scheere nicht gewesen, könnten sie da auf den Gedan­ken gekommen sein, daß er selbst den Mord verübt habe, trotzdem er gestern abend im Klub auf den Othello zu sprechen kam? Sie vernahmen selbst, was die Haus­bewohner über seinen friedlichen Charakter aussagten.

Frau im tiefsten Elend zurückgelassen. Dorten soll sich in Südfrankreich aufhalten. Mit der französischen Freundschaft und Bezahlung wird es aber nicht mehr weit her sein, denn die landesverräterischen Umtriebe Dortens sind für die Franzosen nicht mehr viel wert.

ff lieber 200 Kränze sind am Grab des verstorbenen Reichs- Präsidenten Ebert in Heidelberg niedergelegt worden. Die Meldung, daß Kaiser Wilhelm und der Kronprinz einen Kranz gesandt haben, scheint auf einer Verwechslung eines Heidelberger Berichterstatters zu beruhen. Die Hauptver- waltung des preußischen Königshauses teilt mit, daß kein Kranz abgesandt worden sei. Der in Frage kommende Kranz mit einem gekrönten ^ aus weißer Schleife stammt von der Königin 'Wilhelmine von Holland. Von geist­licher Seite in Berlin wird festgestellt, daß Friedrich Ebert nicht zur katholischen Kirche zurückgekehrt sei, er sei vielmehr mit einer evangelischen Frau verheiratet gewesen, die Kin­der seien evangelisch getauft und auch der Schwiegersohn Dr. Jänicke sei evangelisch. Ebert habe auch nicht die Trö­stungen der katholischen Religion verlangt. Darum seien auch nach kirchlichem Gesetz bei der Trauerfeier in Berlin alle kirchlichen Handlungen unterblieben und die Glocken nicht geläutet worden-

Die Familie Eberts blieb bis Sonntag in Heidelberg. Frau Ebert begab sich dann zur Erholung nach Freudenstadt.

In der deutschen lutherischen Konkordia-Kirche in Wa­shington fand am Freitag eine Trauerfeier für den Reichs­präsidenten statt, der Präsident Coolidge mit Gemahlin, so­wie die Mitglieder des Kabinetts und die diplomatischen Vertreter anwohnten. Pastor Karl Enders hielt die Ge­dächtnisrede.

300 Häuser abgebrannt. In der japanischen Stadt Su- sakia sind 300 Häuser niedergebrannt. Die Häuser wer­den in Japan fast durchweg aus Holz gebaut.

Die älteste Violine der Welt. Das Haus Hiß and Sons in London hat festgestellt, daß die nachweisbar älteste Vio­line der Welt, eine Gasparo Bertolotti sein dürfte, deren Herstellung um das Jahr 1590 erfolgt sein könnte. Sie hat den reinen und wundervollen Klang der Stradivari- und Guarnerius-Geigen. Das kostbare Instrument soll sich im Besitz eines deutschen Sammlers befinden, dessen Name lei­der nicht genannt wird.

Der längste Tunnel der Welk. Der Durchstich des riesigen Tunnels von Hungtington Lakein Californien ist beendet. Vor vier Jahren wurde mit dem Bau begonnen und vor einigen Tagen ist er mit unglaublicher Genauigkeit vollendet worden. Die Abweichung der Tunnelschächte, die von zwei Seiten her in das Gebirge getrieben wurden, beträgt kaum 30 Zentimeter. Der Huntington Tunnel ist zwei Kilometer länger als der berühmte Simplontunnel, der eine Länge von 19 730 Meter hat. Der Huntington Tunnel dagegen ist 21 760 Meter lang und besitzt in seiner ganzen Länge einen Durchmesser von 4Meter. Der Tunnel ist ein Glied in dem gewaltigen hydro-elektrischen Huntington Lake Projekt, das die Edison-Gesellschaft von Süd-Californien vor 12 Jahren in Angriff genommen hat.

Eine Schule in den Eisregionen. In Makkovik, auf der Halbinsel des Labrador, einem Landstrich, da man Hunderte von Meilen keine menschliche Wohnung findet, und im Win­ter meist 60 Grad Kälte herrschen, haben zwei englische Frauen eine Schule gegründet, sie ist wohl die am schwersten zugängliche Schule der Welt. Das MissionarschiffHarmo­nie" fährt einmal jährlich aus, um die Eskimos mit allem möglichen zu versorgen. Bei der letzten Küstenfahrt sammelt das Schiff die Eskimokinder und die paar Weißen, die die Schule besuchen, und bringt sie dorthin, wo sie bleiben, bis der lange Winter vorüber ist. Man kann während der Zeit nur mit Hundeschlitten vorwärts kommen, eine Unmöglich­keit für die Kinder. Sie sind in ihrer Schule sehr glücklich, und ein Grammophon, ein Klavier und viele Bücher sorgen dafür, daß ihnen die Zeit nicht lang wird.

Lebendig begraben. Die junge, schöne Japanerin, Kuchi- mikimaru, verlangte energisch, lebendig begraben zu werden, um die bösen Geister zu bannen, die ihr Vaterland bedro­hen. Vor allem will sie durch dieses Opfer den neuerbauten Tempel, der dem Andenken Meji Tennos geweiht ist, vor den finsteren Mächten bewahren. Eine alte japanische Le­gende berichtet, daß der berühmte Tempel Asakura in Tokio auf dem Grabe einer Jungfrau aufgebaut sei, und man schreibt die wunderbare Errettung des Tempels während des Erdbeben d-estm Umstande zu. Miß Tsune Kuchimiki- maru will nun das gleiche Opfer bringen, wie ihre Vor­gängerin in alten Zeiten. Bis jetzt haben sich die Behörden ?m Vorhaben widersetzt, aber es ist nicht unmöglich, daß sich das Mädchen heimlich eingraben läßt.

-... H

Erinnern Sie sich überdies, daß er, nachdem er die Damen! nach Hause begleitet hatte, noch in der größten Ruhe in den! Klub zurückkehrte, wo er bis 3 Uhr verweilte. Der Tods seiner Frau jedoch war nach Aussage des Arztes ungefähr 10 Stunden vor Untersuchung der Leiche eingetreten, d. h.^ um 12 Uhr nachts; um diese Zeit aber war er im Klub.' Nein man muß ihn unbedingt freisprechen, trotz der Schere, die bei ihm gefunden wurde; sie ist nicht die Waffe, mit der das Verbrechen begangen wurde, diese muß noch gefunden werden. Ich versuchte so viel wie möglich zu verbergen, was bei Kotorgows Worten in meinem Innern vorging und bemerkte kalt:

Vorläufig bleiben aber alle Ihre Hypothesen nur Erzeugnisse der Phantasie, denn vollkommen überzeu­gende Fakta haben Sie weder gegen Olga, noch gegen ihren Bruder. Letzteren werden die Geschworenen, in An­betracht seines Zustandes von Geistesabwesenheit, in wel­chem allein es nur möglich gewesen wäre, daß er nach dem Leben der so sehr geliebten Gattin hätte trachten können, in jedem Falle freisprechen; Olga Jwanowna jedoch wird mau vielleicht unschuldig verurteilen."

Es ist Sache der Geschworenen, es herauszufinden, ob sie unschuldig ist oder nicht. Bis jetzt konnte ich nur die hauptsächlichsten Beweise zu Protokoll bringen, da die Ankunft der Eltern Aglaö Borissownas mich an einer aus­führlicheren Untersuchung hinderte. Morgen werde ich das Versäumte einholen."

Im Vorzimmer klingelte e^; der Untersuchungsrichter erhob sich und langte nach seinem Hute. Gleich darauf er­schien Ussolzew in der Türe.

Störe ich, meine Herren?" fragte er.

Durchaus nicht! Wir haben bereits alles besprochen! Gehorsamer Diener!" Mit diesen Worten drängte sich Kotorqow eilig zur Türe hinaus.