Schuhsteuer in Estland

Reval. 9. Febr. Die Regierung hat beschlossen, van allen Bürgern eine Steuer von 200 Millionen estnischer Mark, auf zwei Jahre verteilt, zu erheben, um den Selbstschutz durchzuführen.

Der türkisch-griechische Streitfall

Athen, 9. Februar. Die griechische Regierung hat eine neue Beschwerdenote nach Angora gesandt, weil die türki­schen Behörden einzelnen Griechen, die die Inseln Ambros und Tenedos verlassen hatten, die Erlaubnis zur Rückkehr verweigerte.

Dorah gegen Dawesplan

Washington, 9. Febr. Senator Borah erklärte im Se­nat, er halte den Dawesplan für einen Mißgriff, der die Hoffnungen auf eine Wiederaufrichtung Europas enttäu­schen werde. Borah brachte einen Antrag ein, daß das ganze beschlagnahmte deutsche Eigentum m Hohe von 300 Millionen Dollar zurückerstattet werden solle; bis jetzt seien nur 40 Millionen freigegeben worden.

Kampfe in Südchina

Hongkong. 9. Febr. Der schon lang erwartete Kampf im Süden Chinas ist mit aller Heftigkeit entbrannt. Chen- chiungming, der frühere Freund Sunjatsens, der jetzt sein erbittertster Gegner ist, hat den Angriff auf Kanton begonnen und hat bereits Fort Fumoon, das in nächster Nähe der Stadt liegt, erobert. Der Kommandeur von Kan- ton hat zur Wiedereroberung dieses wichtigen Stützpunktes 2000 Studenten, die Kerntruppen seiner Streitkräfte, die von ehemaligen deutschen und russischen Offizieren aus- gebildet sind, angesetzt, doch ist bisher nichts über den Aus- gang dieser Kämpfe bekannt. Die dem Kommandeur von Kanton zur Verfügung stehenden Truppen beziffern sich auf etwa 70 000, doch ist ihr Gefechtswert sehr fragwürdig, da sie sich, mit Ausnahme der oben erwähnten Studenten- bataillone. hauptsächlich aus Söldnern zusammensetzen. Wenn es Chenchiungming gelingt, sich im Fort Fumoon zu be- haupten, ist die vollkommene Einschließung Kantons nicht zu vermeiden.

Deutscher Reichstag

Berlin, 9. Felr-

Zu dem Bericht über die 17. Sitzung am Samstag ist nachzutragen: Der vor mehr als einem Jahr mit Siam abgeschlossene Handelsvertrag, der jetzt durch den Reichstag bestätigt werden soll, bestimmt u. a., daß Deutschland an Siam die volle Entschädigung ausbezahle, während die durch Eigentumsbeschlagnahme usw. geschädigten Deutschen von Siam nur mit 2 Prozent entschädigt werden sollen. Auch sonst enthält der Vertrag für Deutschland ungünstige Be­stimmungen. Weil aber durch den Vertrag Deutsche wieder das Niederlassungsrecht in Siam erhalten sollen (sie waren bisher, wie in England und seinen Kolonien, ausgeschlossen), wird von Handelskreisen die Annahme des Vertrags ge­wünscht. Abg. von Freytag-Loringhoven (D.nat.) hatte den Vertrag als des Reichs unwürdig bezeichnet; ein solcher Ver­trag dürfe dem Reichstag nicht wieder vorgelegt werden. Da die Linke annahm, daß die Deutschnationalen nun gegen die Vorlage stimmen werden, so schien eine Gelegenheit zu sein, die Regierung zu überstimmen, und die Linke forderte die Herbeirufung des Ministers Stresemann. Das Haus war aber, wie am Samstag, gewöhnlich nicht beschlußfähig.

Es wird eine neue Sitzung anberaumt- Zur Beratung steht u.a. Sozialpolitik, Volkswirtschaft und Arbeiterschutz. Abg. Frau Bohm (Soz.) fordert ein Gesetz über Berufs­ausbildung.

Abg. Bien er (D.nat.): An dem Wesen der Hand­werkerlehre dürfe nicht gerüttelt werden. Das Lehr­verhältnis im Handwerk dürfe zu keinem Arbeitsverhältnis gestempelt werden.

Abg. Sommer (Z.) schließt sich dieser Auffassung an-

Abg. Schneider (Dem.): Die Ausbildung der Jugend sei in allen Handwerksberufen schlecht und müsse verbessert werden.

Abg. Beythien (D.Vp.) weist die Bestrebungen zurück, Mißtrauen zwischen die Jugendlichen und ihre Lehrherrn zu säen.

Abg. Petz old (Wirtfch. Vgg.) fordert weitere Aus­dehnung der Berufsberatung. Mir viele Angestellte, die sich in Vergnügungsstätten aufhalten, sei die jetzige freie Zeit manchmal schon zu groß.

Abg. Weber-Düsseldorf (Komm.) verlangt für Lehr­linge die sechsstündige Arbeitszeit.

Die Beratung wird darauf unterbrochen, um das Han­delsabkommen mit Siam zu erledigen.

Reichsauhenminister Dr. Stresemann wendet sich gegen die Kritik des Abg. von Freytag-Loringhoven. Der Minister gibt zu, daß die Form des Abkommens nicht gerade wünschenswert sei, aber er hebt die Vortelle hervor, die dem deutschen Handel mit der Annahme des Abkommens ent­stehen. Man müsse aber auch auf das Selbstbewußtfein an­derer Völker Rücksicht nehmen.

Abg. Graf Westarp (Dnat.) erinnert an frühere An­gelegenheiten, wo auch von Regierungsparteien an Vorlagen der Regierung scharfe Kritik geübt wurde. Es sei dankens­wert, daß durch die Kritik des Abg. v. Freytag-Loringhoven dem Minister Gelegenheit gegeben wurde, diese Vorlage hier zu vertreten.

Abg. Mülle r-Franken (Soz.) erklärt, daß seine Freunde nicht in der Lage seien, für einen Vertrag zu stimmen, der nach Ansicht der stärksten Regierungspartei Ansehen und Würde des Reiches schädige. (Beifall links, Lachen rechts.)

Der Präsident stellt fest, daß das Haus nicht beschluß­fähig ist.

Zu Beginn der 19. Sitzung am Montag, 2.25 Uhr, teilt Präsident Löbe mit, daß Abg. Höfle sein Mandat niedergelegt habe. (Große Bewegung.)

Abg. Brey (Soz.) wendet sich gegen zahlreiche Be­triebsstillegungen bei Reichsbetrieben. Wenn unglaubliche Verstöße auf dem Gebiet der Erwerbslosenunterstützung vor­gekommen seien, so liege die Schuld nicht bei den Gewerk­schaften.

Abg. Hartmann (Dntl.) erklärt, seine Partei habe den Arbeitslosen immer großes Entgegenkommen bewiesen. Die beste Lösung der Erwerbslosenfürsorge liege aber in der Be­schaffung von Arbeitsmöglichkeiten. Hier müsse besonders die Erschließung von Moor- und Oedländereien in Angriff ge­nommen werden.

Abg. Bartsch at-(Dem.) beantragt, einen Betrag vm 80 Millionen vorwiegend zur Verfügung solcher Erwerbs­loser zu verwenden, deren Unterstützungsdauer abgelaufen ist. Der Redner fordert weiter eine Summe von 80 Millionen Mark zur Herstellung von Klein- und Mittelwohnungen und zur Oedlandkultivierüng.

Abg. Rädel (Komm.) verlangt Erhöhung der Mittel s'"r die produktive Erwerbslosenfürsorge um 500 Millionen Mark.

Ministerialrat Weigert wendet sich gegen die Dar­stellung der Linken, als ob die letzte Erhöhung der Unter­stützungssätze eine Knickerei wäre. Für den Wohnungsbau sei die produktive Erwerbslosenfürsorge ungeeignet. Im kom­menden Frühjahr werde voraussichtlich unter den Bauar­beitern keine Arbeitslosigkeit herrschen, eher werde es an gelernten Bauarbeitern fehlen.

Abg. Gok (Dntl.) stellt nach seinen Erfahrungen als Betz sitzer im Schlichtungsverfahren fest, daß die Schlich­tungseinrichtungen nur sehr kümmerliche Erfolge gehabt haben. Es sei ein verhängnisvoller Irrtum, zu glauben, daß der Unternehmer irgendein Interesse an niedrigen Löhnen bätte. Zu niedrige Löhne seien ein Zeichen dafür, daß ein Betrieb krank sei, und kein Unternehmet werde das wün­schen. Was allerdings der richtige Lohn sei, wisse kein sterb­licher Mensch, auch der Vorsitzende des Schlichtungsaus­schusses nicht.

Württembergischer Landtag

Stuttgart, 9. Februar.

Im Landtag machte am Samstag die Etatberatung gute Fortschritte. Es wurde eine Reihe von Kapiteln aus dem Kultetat nach den Ausschußanträgen erledigt. Dagegen gab es bei den Kapiteln Landeskunstsammlungen und Landes­amt für Denkmalspflege eine größere Kunstdebatte und zwar im Anschluß an die vorjährige AusstellungNeue deutsche Kunst", die bekanntlich viel Widerspruch gesunden hat. Wäh­rend sich besonders der Abg. Dr. Bruckmann (Dem.), aber auch die Abg. Heymann (Soz.) und Brönnle (Komm.) für volle Freiheit der Kunst aussprachen und dabei das Urteil des Publikums als Maßstab ablehnten, konnte man aus dem Munde der Abg. Mergenthaler (Völk.), Dr. Schermann (Z.), Hölscher (BP.) und des Berichterstatters Wider Worte schar­fer Verurteilung über diese Ausstellung vernehmen.

Abg. Dr. Vruckmann trat noch besonders für den Schutz der Kilianskirche in Heilbronn ein, während die Abg. Dr.

Der Karnickelbaron

62s Humoristischer Roman von Fritz Gaußer

In dem allgeminen iHn und Her der Begrüßung und Vorstellung und dem dabei aufschwirrenden Stimmengewirr war es Gronau möglich, Lore zuzuraunen, daß er durch Merty von dem Vorhaben ihres Vaters unterrichtet sei und sie auf seinen Beistand rechnen könne.

Sie dankte ihm mit einem warmen Blick, aus dem er ihre Liebe mit unverkenbarer Deutlichkeit und Gewißheit las, und empfand seine Nähe als einen starken Schutz. Sie ,fich dem Kommenden nun beruhigt entgegen.

Feierlich, eigentümlich feierlich erwies sich dann auf jeden Fall die Ausschmückung des großen, weiten Flurs. Allen dort an den Wänden angebrachten ausgestopsten Kaninchen waren bunte Fähnchen zwischen die Vorderfüße gesteckt, und von Paar zu Paar, von Gruppe zu Gruppe zogen sich Gir­landen aus Tannenreis, an denen mit Kaninchen bemalte Lampions hingen.

Voller Stolz wies der Krachtwitzer seinen Gästen die merkwürdige Dekoration. Und die wußten wieder einmal mcht: Ist das eine ganz groteske Komödie, die ein nicht ganz normal veranlagter Mensch inszeniert, oder haben wir es mit einem naiven Scherz eines harmlosen Sonderlings zu tun, der uns als Freund und aufmerksamer Gastgeber in seiner Art eine kleine Freude bereiten will?

Es schien das letztere der Fall zu sein. Als man die Aus­schmückung des Flurs mit geteilten Gefühlen bewundert hatte, bat der Krachtwitzer die Herren in sein Zimmer, reichte Zigarren herum und entwickelte folgendes Pro- Mamm für den Nachmittag des Friedensfestes: Ein paar Stunden Schlaf zu neuer Stärkung und ein kleines Gabel- frühftück gegen zwei. Dann neuer Aufbruch zur Jagd. Und um sechs Uhr das Diner mit diversen Ueberrafchungen.

Man war einverstanden und plauderte eine Weile an­geregt. Plötzlich fragte der Bardekower, der besonders ani- rmert war und mit sichtlichem Wohlbehagen den guten Ta­bak rauchte:Sage mal, Leffenthin, was soll das eigentlich am Ende deines Briefes mit der eigentümlichen Abkürzung bedeuten? Wir haben uns schon alle die Köpfe hin und her zerbrochen und sind einer Lösung um kein Haar näher ge­kommen"

Der Krachtwitzer hob den Finger und zeigte ein unge­mein, fpiffiges Gesicht.Ja, das ist zunächst noch mein Ge­heimnis, lieber Krusewitz, du wirst dich schon noch gedulden müssen, es zu erfahren. Aber warte nur, bald!"

Nach, einer Weile schlug Lessenthin vor, man solle sich zu einer kurzen Siesta zurückziehen, ein paar Zimmer seien da­zu bereitgehalten. Vorher möchte man aber noch einen klei­nen Schlaftrunk annehmen. Er habe da einen ganz vorzüg­lichen alten Burgunder.

Er trat an die Kredenz, die in einem Nebengemach stand, und machte sich merkwürdig lange mit den Gläsern zu schaf­fen. Der Assessor konnte ihn durch den Türspalt ganz deut­lich beobachten und sah nun, wie er in jedes Glas bis auf zwei, die er auf die linke Seite des Tabletts rückte, ein wei­ßes Pulver schüttete und dann rasch den Wein eingoß...

Cr scheint uns tatsächlich einen Schlaftrunk im wahr­sten Sinne des Wortes reichen zu wollen," überlegte er so­fort-Ich werde dieser Hinterlist zu entgehen wissen."

Nun kam er. Wie grundehrlicher Biedermannsausdruck lag es auf seinen Zügen. Mit freundlichster Miene bat er, sich bedienen zu wollen, aber die beiden alleinstehenden Gläser für seinen Neffen und ihn übrig zu lassen, da sie einen leich­teren Wein enthielten. Mit Rücksicht auf die Bekömmlichkeit.

Gronau überlegte krampfhaft:Wie komme ich, ohne Aufsehen zu erregen, um das Trinken herum?"

Als man schon die Gläser zum Anstoßen bereit hielt und der Krachtwitzer pathetisch hervorhob:Auf Frieden und Freundschaft!" durchzuckte es ihn:Ausgießen! Irgend wo­hin!

Während die Gläser aneinanderttangen, blickte sich der As­sessor verzweifelt um. Da fiel sein Auge auf ein« Blumen­oase, Schnell entschlossen näherte er sich dem Tisch, auf dem sie stand, und hatte die Genugtuung, daß ihm der Weinpant­scher, ein schlimmerer als Kreyenbühl es war den Rücken zuwandte. Die anderen beobachteten ihn nicht, da si« dem Bardekower, der mit behaglichem Schmunzeln einen Witz erzählte, ihre Aufmerksamkeit schenkten. Mit einer schnellen BeweMing goß er den Wein in die Vase, trat harmlos vor und hielt dem Krachtwitzer das Glas hin.Ein superbes Weinchen, Herr von Leffenthin. Ganz famos!"

!Das will ich meinen. Und wenn sich die Herren nün zu- ! rückKehen wollen?*

Hölscher und Göhrung für das Ulmer Münster sprachen. Mit den Ausschußanträgen wurde auch ein solcher angenommen, der den staatlichen Schutz für die ernstlich gefährdeten kirch­lichen Baudenkmäler, nämlich das Münster in Ulm, die Frauenkirche in Eßlingen und die Heiligkreuzkirche in Gmünd verlangt.

Schließlich trat man noch in die Beratung der die höheren Schulen betreffenden Kapitel ein, wobei sich namentlich Abg.

r. Egelhaaf )DV.) für den Ausschußantrag erklärte, den Bestand und Charakter des humanistischen Gymnasiums un­angetastet zu erhalten. Abg. Dr. Schermann wünschte u. a. . sorglichere Pflege der Kunstfächer an den Höheren Schulen und der Abg. Küchle (A) legte eine Lanze für d»n Werk­unterricht ein. In der Frage der Einheitsstenographie ver- trat er die Auffassung, daß mit der Entscheidung der Frage noch zugewartet werden müsse. Fortsetzung der Beratung Dienstag nachmittag.

Württemberg

Stuttgart, 9. Febr. DerBesuchdesReichskanz- lers. Anläßlich des Besuchs von Reichskanzler Dr. Luther bei der württ. Regierung wird im Sitzungssaal der Presse­stelle, nachmittags 1.15 Uhr, ein kurzer Empfang der Ver­treter der Presse durch den Reichskanzler stattfinden. Nach­mittags 4.30 Uhr wird der Reichskanzler dem Landtag einen Besuch abstatten. Darauf findet ein geselliges Zusammensein im Weißen Saal des Neuen Schlosses statt, zu dem die Presse eingeladen ist.

TodesfnN Der Geh. Baurat Max Leibbrand ist im Alter von 73 Jahren gestorben.

Die Grundschulpflicht. Der katholische Gesomtlehrerrat von Groß-Stuttgart fordert in einer Entschließung, daß an der vollen vierjährigen Dauer der Grundschule aus päda­gogischen, hygienischen und sozialen Gründen nichts geändert werde.

Aus dem Parkeilcben. Der Landesvarteiausschuß der Württ. Zentrumspartei tritt hier am 15. Februar zusammen, um sich mit innerorganisatorischen Angelegenheiten, sowie mit den Fragen der Reichs- und Landespolitik zu befassen.

Word. Im Hause Lembergstraße 7 a in Gablenberg leb­ten im zweiten Stock die beiden Mietsparteien seit einiger Zeit miteinander in Streit. Der verheiratete Mechaniker Ernst Fröde glaubte sich durch den 35jährigen verwitweten Eifendreher Karl Zollin seiner Familienehre beleidigt und hatte heute morgen 8 Uhr mit dem Zoll eine Auseinander­setzung, die in Tätlichkeiten ausartete, wobei der Mechaniker Fröde verletzt wurde. Dieser griff daraufhin zu einer Schuß­waffe und brachte dem Zoll drei Schüsse bei, wovon einer durch den Kopf und zwei durch die Brust gingen. Zoll war sofort tot. Fröde begab sich auf die Polizeiwache Ostheim, um sich selbst der Polizei zu stellen. Der Ermordete hinter­läßt einen vierzehnjährigen Sohn, der nicht bei seinem Vater wohnte. *

Oer Raubmörder Streif, ein 42jähriger Fuhrmann, wurde wegen räuberischen Ueberfalls auf einen alten Mann im November vor. Js. in der Dornhalde vom Großen Schöf­fengericht zu 6 Jahren Zuchthaus, 5 Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt. Streif hatte schon im Jahr 1919 eine alte Witwe, bei der er früher gewohnt hatte, an einem Sonntagmorgen in ihrer Wohnung über- fallen, erwürgt und beraubt. Damals spielte er den Verrück­ten. Er wurde in eine Irrenanstalt eingewiesen und später als geheilt entlassen.

Am Montag nachmittag, kurz nach 2 Uhr, ist der Aufzug, der für die Abbrucharbeiten am alten Bahnhof Verwendung findet, plötzlich eingestürzt. Der Kranen neigte sich nach der Schloßstraße hin und durchschlug die Oberleitung der Straßenbahn, deren Betrieb eine längere Unterbrechung er­fuhr. Glücklicherweise wurde trotz des ziemlich regen Ver­kehrs niemand verletzt.

'- us dem Lande

Leonberg. 9. Febr. Sinnlose Preistreiberei. Da bei der letzten Brennholzversteigerung trotz Mahnung des Stadtvorstandes teilweise unsinnig hohe Preise geboten wurden, sind Schritte unternommen worden, um von aus­wärtigen, waldbesitzenden Gemeinden Buchenbrennholz hier­her zu bekommen. Dieses Holz wird frei Haus, gutes Maß, billiger zu stehen kommen, als das hier ab Wald ersteigerte,

Markgröningen, OA. Ludwigsburg, 9. Febr. Ein-

Ja, ich bin schrecklich müde," erklärte der Assessor, hinter der vorgehaltenen Hand herzhaft gähnend und krampfhaft die Augenlider in die Höhe rückend.

Ich auch," behauptete Kattenbusch.Wie Anno 70, als wir an der Loire kämpften, wenn wir achtundvierzig Stun­den marschiert waren und uns zwölf Stunden wie die Lö­wen geschlagen hatten."

Sie sind ein..."Fürchterlicher Aufschneider", hatte der hagere Zinnowitzer den begonnenen Satz vollenden wol­len. Da er aber plötzlich unerwartet und nachhaltig gähnen mußte, war es ihm nicht möglich, die schwere Injurie über seine Lippen zu bringen...

Der Bardekower und der Dramburger kamen in einen Raum. Der tapfere Hauptman und der Zinnowitzer in einen nebenanliegenden. Und sie hatten sich kaum auf den einla­denden Ruhebetten ausgestreckt, als sie auch schon in einen tiefen Schlaf fielen. Der Assessor fand ein Kämmerlein zur alleinigen Benutzung für sich vorgerichtet.

Der Krachtwitzer, von seinem Neffen begleitet, stand in der Tür, als Gronau sich müde auf die Chaiselongue fallen ließ, um gleich ein gesundes Schnarchen zu markieren...

So, Hans Karl," hörte er den Engel des Schlafes höh­nisch sagen,nun haben wir alle zur Ruhe, wie eine Mutter ihre Kinder. Wie die Murmeltiere werden sie bis an den Abend schlafen. Und ein Karnickel schießt heute keiner mehr von ihnen. Der Sieg ist unser. Den anderen gewinnen wir auch. Wie sie buchstabiert und gekniffelt haben an meinem Rätselschluß, die schlauen Herren. Allesamt haben sie sich über die Löffel barbieren lassen. Nun ist's erfüllt:

Eu. B. w. i. sch. oder zu deutsch:

Euch Bande werde ich schon!"

Im Abaehen redete der Krachtwitzer dann auch von sei­nem Schläfchen, das er nun halten würde. Und Hans Karl riet er, Lore aufzusuchen, damit er um ihre Gunst werbe...

Ein Viertelstündchen blieb Gronau lang ausgestreckt auf dem Ruhebett liegen. Dann erhob er sich und trat an das Fenster. Es ging nach dem Park. Schon nach kurzer Zeit be­obachtete er, wie Lore allein auf einem von Hecken eingefaß­ten Wege dähinschritt. Ohne langes Zaudern beschloß er, zu ihr zu gchen, um mit ihr ins reine zu kommen.

^ (Fortsetzung folgt.)