künden ist rhm inzwischen nachgewiesen worden, daß er tatsächlich von Varmat bedeutende Summen erhalten hat, wahrend Bauer vor dem Untersuchungsausschuß entschieden bestritten hatte, Geld empfangen zu haben. . ^ ^ .
Der frühere Reichswirtschaftsminister Schmidt (Soz.) hat die Staatsanwaltschaft ersucht, wegen der im Berliner „Tag" veröffentlichten Mitteilung, daß er (Schmidt) öfters !m Hotel Bristol Gast Barmats gewesen sei, im öffentlichen Interesse das Strafverfahren gegen das Blatt einzuleiten. Die Staatsanwaltschaft hat den Antrag abgelehnt.
Amtlich wird auf Zeitungsnachrichten bekanntgegeben, daß Reichspostminister Höfle für die „Berliner De- positen-und Handelsbank", eine berüchtigte Schce- berbank, die nicht zum Börsengeschäft zugelassen wurde, ein Empfehlungsschreiben ausstellte, und daß er die Minister Stresemann und Oeser veranlaßte, das Empfehlungsschreiben zu unterzeichnen (ein Beispiel, wie leichtfertig solche Empfehlungen bisweilen zustande kommen, denn Stresemann und Oeser hätten ihre Unterschrift nicht gegeben, wenn sie die Firma gekannt hätten, sie haben also die Empfehlung lediglich auf Befürwortung Höfles unterzeichnet). Das Empfehlungsschreiben wurde nachher zurückgezogen, als die Regierung gewarnt worden. Die Depositen- und Handelsbank sollte für die Regierung Goldbestände beschaffen. Reichspostminister Höfle aber gab der Bank auf Grund des Empfehlungsschreibens aus der Postkasse ein DarlehenvonöMillionenMark, die verloren sind, da die Bank kurz darauf bankrott war.
Gegenüber verschiedenen Ableugnungen des Empfangs von Liebesgaben Barmaks nennt die «Bert. Börsenzeitung" die Firma G. Schippmölder in Amsterdam, die die Liebesgaben in größerer Anzahl an gewisse deutsche Adressen im Auftrag Barmats versandt habe.
Durch weitere Enthüllungen der Blätter wird u. a. der Reichstagsabgeordnete Fleischer erheblich bloßgestellt; er soll von der Depositen- und Handelsbank laufende Provisionen bezogen und das Empfehlungsschreiben besonders betrieben haben.
Neue Nachrichten
Varmatismus in Frankreich
Paris, 8. Febr. Der Kammerausfchuß zur Bekämpfung der Spekulationen und Schiebungen stellt in seinem Bericht über den Verkauf des eingezogenen deutschen Eigentums in Elsaß-Lothringen fest, daß dabei ungeheure Unterschlagungen gemacht worden und daß die deswegen verhängten Strafen lächerlich gering seien.
Der türkisch-griechische Streitfall.
Paris, 8 Febr. Einer Meldung aus Angora zufolge hat die türkische Regierung auf die griechische Cinspruchs- note geantwortet, die Ausweisung des Patriarchen sei eine innere Angelegenheit der Türkei, in die sie keine Einmischung dulde.
Griechische Blätter behaupten, die türkischen Behörden haben das Eigentum dreier griechischen Bankiers in Konstantinopel beschlagnahmt.
Der Wiederaufbau in Frankreich
Paris, 8. Febr. Die Regierung wird der Kammer eine Vorlage zugehen lassen, nach der für das laufende Jahr 2400 Millionen Franken (500 Millionen Goldmark) für den Wiederaufbau aufgewendet werden sollen. 1000 Millionen sollen in bar an die Geschädigten ausbezahlt werden.
Bedingte Freundschaft.
Paris, 8. Febr. Der sozialistische Parkeikongreß in Grenoble wird über die Forderungen Beschluß fassen, die Her- riot zugestehen muß, wenn die sozialistische Partei sein Kabinett weiter unterstützen soll.
Das notleidende Oesterreich
London. 8. Febr. Zu dem Zusammentreten des Finanzausschusses des Völkerbunds wegen der schwierigen Wirtschaftslage Oesterreichs sagt der „Daily Telegraph", Frankreich sähe es lieber, wenn Oesterreich ein Bündnis mit Ungarn oder der Tschechoslowakei eingehen würde, als daß es dem Anschluß Deutschlands zustimmen könnte. Italien würde dagegen ein solches Bündnis nicht dulden. Die englische Regierung stelle sich ausschließlich auf den Geschäftsstandpunkt und würde eine Verbindung der ungarischen und der öO»rreichischen Staatsbank für das Richtige halten.
Der Karnickelbaron
811 Humoristischer Roman von Fritz Gantzer
Der Krachtwitzer sandte einen gellenden Fingerpfiff in de« Wald. Und wenige Minuten später erschien eine Anzahl Treiber. Man verteilte sich, und der Krachtwitzer befahl seinen Leuten das Abtreiben der Galgenenden.
Fünf Minuten später fiel der erste Schuß. Hans Karl hatte an dem ersten Karnickel vorbeigeschossen.
.... Es ging ganz gut. Der Bardekower hatte zwei Stunden später zweiundzwanzig zusammen, der Zinnowitzer achtzehn und der Dramburger zwei Dutzend. Kattenbusch schoß konsequent vorbei, Hans Karl auch. Und der Assessor lief mehr zum Vergnügen mit. Seine Bemühungen, Hans Karl cmszufragen, waren bis jetzt resultatlos verlaufen, da der Schüchterne tapfer schwieg, entweder infolge von Unwissenheit oder auf Grund strenger Anweisung. Endlich ließ Gronau ab und beschloß, nachher erst mit Lore heimlich Rat zu pflegen. ,
... Nun sollte das Frühstück eingenommen werden. Als man an dem dazu bestimmten Platze angelangt war, mußte man es zunächst wieder eine ganze Weile mit dem Warten halten. Man empfand das jetzt doppelt unangenehm, da man sich hungrig gelaufen hatte. Aber schließlich fuhr Jochen Düffelmann doch heran und lud ein paar Kisten ab.
„Hammer und Zange her!" forderte der Jagdherr.
Düffelmann starrte seinen Gebieter betroffen an. „Die Hab' ich vergessen, gnä'er Herr."
Mensch, wie kannst du! Wir kriegen ja die Kasten nicht auf. Da jag' zurück und hol' beides."
Die Hungrigen wurden zunächst mit zahlreichen Bitten um Entschuldigung abgespeist und warteten dann eine halbe Stunde, da sich alle Versuche, die Kisten zu öffnen, als nutzes erwiesen. Sie schienen für Ewigkeiten zugenagelt.
Endlich kam Düffelmann wieder und begann unter Mitwirkung Gronaus und des Krachtwitzers, die Kisten zu öff-
„Ich habe uns natürlich ein kaltes Dejeuner heraus- fchjcken lassen," erzählte Lessenthin dabei. „Denn bei dem zweiten Weg ist das mit dem Warmhalten solche Sache... Kitte, Herr Assessor, den Nagel dort noch!... He, das Biest Mt fest!... Aber ich habe der Striesemeyern, meinem Kü-
Deukschland soll nichk wieder aufiwmmen
Paris. 8. Febr. Der „Figaro" schreibt, Frankreich wolle nur deshalb ein vorläufiges Handelsabkommen mit Deutschland treffen, damit kein eigentlicher Handelsvertrag zustande komme, denn Deutschland soll in dem Zustand erhalten bleiben, in den es durch den Vertrag von Versailles gebracht worden sei. Frankreich habe kein Interesse daran, Deutschland wirtschaftlich oder politisch wieder aufkommen zu lassen, lassen.
Embeziehung Hollands in den „ Sicherheiks"plan
London, 8. Febr. Der „Daily Telegraph", der die An griffe gegen Deutschland im Sinn der Birminghamer Rede Chamberlains und des Generals Regington fortsetzt, verlangt ein gegenseitiges Sicherheitsabkommen zwischen England. Frankreich, Belgien und Holland. Schon 1914 babe Deutschland den Angriff über Holland ausführen wollen, im letzten Augenblick habe es den Plan aber aufgegeben aus Furcht vor dem Widerspruch Hollands (!). Zweifellos werde der nächste Angriff wieder von der Linie Bonn— Wesel aus versucht werden, es sei deshalb notwendig, daß Holland sich an dem Sicherheitsabkommen beteilige, wenn es wirksam sein solle.
Die englischen Wochenschriften besprechen nachträglich die Rede des Reichskanzlers Dr. Luther und zwar durchweg in verständiger Weise. So schreibt „Saturday Review", das Verlangen Luthers, daß nicht über den Kopf Deüttch- lands weg entschieden werden dürfe, sei durchaus zu billigen, man sehe ja, wohin man komme, wenn man Frankreich den Ton angeben lasse, und wohin Herriot in der allgemeinen Verwirrung geraten sei, die durch sein schlimmes Wort entstand, Frankreich werde am Rhein bleiben, solange es keinen Sicherheitsvertrag gebe. Auf di-ck-m Standpunkt dürfe sich keine englische Regierung stellen. Die «Nation" findet Chamberlains Rede unbegreiflich.
Deutscher Reichslaq
Berlin, 7. Februar.
Schlußbericht der 15. Sitzung. Abg. Dr. Moldenhau e r (D. Vp.) weist auf die Tatsache hin, daß die deutsche Sozialversicherung in gegenwärtiger Zeit 1400 Millionen Mark im Jahr auszahle und daß Deutschland mit diesen Leistungen weit an der Spitze der Nationen stehe.
Ministerialdirektor Grieser kündigt für die nächste Zeit einen Gesetzentwurf Liber Wochenhilfe und Mutterschutz an. Abg. Frau von Sperber (D. Nat.) macht darauf aufmerksam, daß es unmöglich sei, die Wochenfürsorge in der Stadt und auf dem Lande über einen Leisten zu schlagen, die Arbettsverhältnisse seien ganz verschieden.
Das Kapitel Wochenhilfe wird in zweiter Lesung erledigt. Es folgt die Beratung der Beiträge zum
Internationalen Arbeifsamk in Genf
Abg. Lambach (D.natl.) wendet sich gegen die weiters Beteiligung Deutschlands am Internationalen Arbeitsmo'-kt. Auf jeden Fall müsse die marxistische Vertretung Deuttch- lands abgeschafft werden. Von den 236 Anaestelltsn des Amtes seien 6 Deutsche. So sehe die Gleichberechtigung Deutschlands aus. Im Interesse seiner Würde mi'-sts Deutschland die rückständigen Beiträge nachzahlen. Es müsse aber gleichzeitig für eine bessere Vertretung sorgen.
Abg. Le mm er (Dem.) beantragt, über die rückständigen Beiträge mit dem Arbeitsamt eine Verständigung herbeizuführen, dabei aber mit allem Nachdruck aus die volle Gleichberechtigung Deutschlands und die Einführung der deutschen Amtssprache hinzuwirken.
Abg. Schlicke (Soz.) verteidiat das Jnternakionste Arbe-tsamt; die Gleichberechtigung sei durchaus gewahrt.
Abg. Stegerwald (Zentr.l beantragt, d-cck di» Mittel für die Beiträge durch einen N-nbtr-msetot von der Ve- gieruno angefordert werden. — Die Beratung wird abgebrochen.
Präsid-mt Lobe le>0 noch mkb ker B-uier (Soz.) sein Reichskagsmandai niedergelegt hebe. (Lebhaftes hört hört! rechts.)
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An Stelle des Abgeordneten Bauer wird entme^-r Parteisekretär Gustav F e r l-Magdeburg, der zugt-'ch LnMcmzsabgeordneter ist, oder N i t s ch - Magdeburg in den Reichstag eintreten.
17. Sitzung. Bei der Beratung eines vorläufigen Abkommens mit Siam erklärt Abg. Freytag von Lo- ringhoven (D.natl.), der Vertrag wahre in keiner Weise die Interessen und die Würde des Reiches. Ein solcher Vertrag dürfe dem Reichstag nicht wieder vorgelegt werden. Abg. Müller-Franken beantragt die Herbeirufung des Ministers Stresemann, die Auszählung ergibt aber, daß nur 242 Abgeordnete von 493 anwesend sind, das Haus ist also nicht beschlußfähig. Es wird eine neue Sitzung anberaumt.
Württemberg
Stuttgart, 8. Febr. Verlegung desStaatsmini- steriums. Die vor 5 Jahren zu einem sehr billigen Preis vom Staat angekaufte bekannte und weithin sichtbare Villa Reitzenstein steht seitdem unbenützt. Das Staatsministerium beabsichtigt nun, die Kanzleien der Ministerien und die Wohnung des Staatspräsidenten in die Villa zu verlegen. Umzug mit Einrichtungen usw. würden einen Kostenaufwand von etwa 100 000 -il verursachen.
Vom Landtag. Der Landtag besprach eine lange Reihe von Anträgen aus dem Hause und überwies sie der Regierung zur „Erwägung". Als aber Abg. Bock (Ztr.) daran erinnerte, daß der Staatshaushalt mit einem Fehlbetrag von 17 Millionen abschließe, bemächtigte sich der Parteien eine plötzliche Ernüchterung und man war froh, daß man nur für ..Erwägung" gestimmt hatte, daß also die Regierung eS mit den Anträgen halten kann, wie sie es für gut findet.
70. Geburtstag. Medizinaldirektor a. D. Dr. v. ReNikol d feiert am 8. Februar den 70. Geburtstag.
... ?om Tcttze. Die Kriminalpolizei erwischte in dem 27- lährigen Hilfsarbeiter Eugen Heeb von Cannstatt, dem 28- Hilfsarbeiter Eugen Voigt von Eßlingen und dem 25iahrigen Taglöhner Rudolf Raab von Kuchen drei gefährliche, mehrfach vorbestrafte Handtaschenräuber und Ein- brecher. Ein weiterer rühriger Einbrecher wurde in der Person des 27jährigen Gärtners Albert Zwicker von Stuttgart dingfest gemacht. Zehn Hehler werden sich gerichtlich zu verantworten haben.
Aus dem Lande
Landw. Hochschule Hohenheim sind im Winterhalbjahr 1924/25 615 Studierende, darunter 9 weibliche eingeschrieben, außerdem nehmen 20 Gasthörer und 4 Gasthörerinnen am Unterricht teil. Unter den 615 Studierenden befinden sich 265 Württemberger. Von den 350 Nichtwürttembergern sind 306 Reichsangehörige, 19 deutschstämmige Ausländer, 4 Dsutfch-Oesterreicher und 21 sonstige Ausländer.
Der Senat der Landwirtschaftlichen Hochschule hak ein- stimmig beschlossen, die Würde des Ehrendoktors der Landwirtschaftlichen Hochschule an folgende Persönlichkeiten zu verleihen: an Landoberstallmeister a. D. von Pentz Landesökonomierat Mayer-Heilbronn, Direktor der Wurtt. Landwirkschafkskammer Ströbel und an den Direktor der Bad. Landwirtschaftskammer Dr. Müller- Karlsruhe, Männer, die sich um die Landwirtschaft hock verdient gemacht haben.
Eßlingen, 8. Febr. Kirchliche Baupläne. Die evang. Gesamtkirchengemeinde hat ihren gegen Obereßlin- gen hin gelegenen Grundbesitz im Meßgehalt von 8,5 Hektar UM den Preis von 600 000 an die Stadtg,ememde vei> äußert. Dafür sollen eine Kirche an der Spitvlsteige, ein Pfarrhaus mit Krankenschwesterstation neben dieser Kirche, ein großes Gemeindehaus mit 1500 Sitzplätzen und ein Gemeindehaus in Wäldenbronn erbaut werden. Die Erbauung der Südkirche mit Pfarrhaus wird nach Plänen von Professor Elsässer alsbald in Angriff genommen.
Ludwigsburg, 8. Febr. Ueberfall. Der 27jährige Schreiner Eugen Gauß von hier hat eine 75jährige Witwe in ihrer Wohnung überfallen und nach schwerer Mißhandlung vergewaltigt. Der Unhold wurde verhaftet.
Geislingen a. Sk.. 8. Febr. Rofenfchau. Im kommenden Sommer ist hier die Veranstaltung einer Rosenschau in größerem Rahmen geplant.
Häufung der Ehescheidungen, cefer Tage standen auf der Tagesordnung der 1. Zivilkammer des Landgerichts fünf Ehescheidungsfälle: am letzte» Mittwoch wies die Tagesordnung der 2. Zivilkammer sogar acht solche Fälle auf.
chendrachen, die Wache angesagt, daß sie uns was Delika» , tes zurechtmachen soll. Wir werden Hummermayonnaise, Austernpastetchen, Lachs-, Kaviar- und Bratenschnittsn und verschiedene andere Herrlichkeiten vorfinden und uns den Durst mit einem alten Rotspon erster Güte stillen."
Dem Hauptmann lief das Wasser im Munde zusammen, und der Zinnowitzer, längst völlig versöhnt, schnalzte lüstern mit der Zunge. Er hatte, ebenso wie Kattenbusch, für gastronomische Schönheiten eine nicht unbedeutende Schwäche, und bei dem bescheiden lebenden Loirekämpfer fiel noch erschwerend ins Gewicht, daß ihm dergleichen Genüsse, wie sie Herr von Lessenthin in Aussicht gestellt, selten oder nie geboten wurden.
Auch die anderen warteten begehrlich und sahen dem Entfernen des letzten Nagels mit starkem Interesse zu. Die Treiber saßen schon ein Stück seitab und verzehrten mit gutem Appetit ihre belegten Butterbrote, die Düffslmann in einem großen Korbe mitgebracht hatte. Und das reichlich gespendete Bier schien auch zu. munden-
„Hoppla, das Ding saß fest!" Der Assessor wäre fast auf den Rücken gefallen, als er endlich den letzten Nagel mit einem starken Ruck entfernt hatte.
„Na, na, liebes Assesforchen! Aber nun bitte schön!... Ja, zum Donnerwetter, Kerl, Düffelmann, Riefenkamel, du hast ja... Ist das... Was hast du denn -a gemacht? Du hast ja zwei falsche Kisten aufgeladen... Die, in denen... Meine Herren, verzeihen Sie! Der Mensch hat uns zwei Kisten mit .. ausgestoppten Karnickeln gebracht..
Ein heimlicher Wutschrei rang sich aus den Seelen der Hungernden hoch. Man hätte Düffelmann erwürgen mögen. Oder den Krachtwitzer. Irgend einen. Und hätte man das jauchzende Freuen, dieses unbändige Freuen des Krachtwitzers zu erkennen vermocht, man hätte sich ohne Zweifel männiglich auf ihn gestürzt.
Aber er stand wie erschüttert und zerschlagen. Eine ganze Weile. Und dann ergoß fich über seines Komplizen Düffelmann tiefgesenktes Haupt eine Flut von Verwünschungen und Schmähungen, die genügt hätten, um Regimenter vor Scham und Zerknirfchrmg in die Erde sinken zu lassen.
Endlich konnte Jochen stotternd Hervorbringen: „Da wer' ich woll haben die falschen Kisten gefaßt, gnä' Herr! Sie sahen alle vier gleich aus..."
Er mußte zurück. Und die Hungernden mußten sich ge- dckden. Ohne Hadern faßen oder lagen sie mit knurrendem
Magen und warteten der Wiederkehr Düffelmans wie der eines Erlösers, wie des Morgensterns nach langer Nacht. Und drüben saßen die Treiber und kauten mit volle» Backen...
Endlich, endlich... endlichl Die rechten Kisten. Und i« ihnen alles, was so verlockend in Aussicht gestellt. Man war schnell versöhnt. Man aß und trank. Und der Krachtwitzer machte die Honneurs mit der Miene des liebenswürdigsten Wirtes von der Welt.
Es war wirklich eine äußerst annehmbare Beschäftigung, dieses Verzehren des Jagdfrühstücks. Und Hauptmann von Kattenbusch erzählte schon zum fünftenmal, daß er, als er Anno 70 an der Loire gekämpft, nie so gut gegessen und getrunken habe. Und bei Kreyenbühl auch nie...
... Es ging stark auf zwölf, als man das vierte oder fünfte Treiben hinter sich hatte. Der so lange schön gewesene Tag hatte sich Wolkenfetzen vor das Gesicht gezogen und fing an, mit einem leisen, feinem Sprühen zu kokettieren, das sich bald zu einem regelrechten Gießen entwickelte. Der Krachtwitzer war herzensfroh, daß ihm in diesem plötzlichen Wstterumschwung ein unerwarteter Verbündeter erstand. Denn dem Bardekower fehlten noch fünf am halben Hundert, dem Zinnowitzer acht und dem Dramburger etwa ein Dutzend. Herr von Lessenthin mochte den Vorschlag, di« Jagd jetzt abzubrechen und bei gutem Wetter am Nachmittag fortzufetzen. Vorläufig könne man nach Krachtwitz fahren — Düffelmann wäre mit dem Wagen in d«r Nähe — und sich ein paar Stunden ausruhen.
Diese Ausführungen fanden schon deshalb ungeteilten Beifall, weil es kein Vergnügen machte, bis auf die Haut durchzuweichen. Außerdem war man von dem vielen Umherlaufen wirklich müde und sehnte sich nach einer längeren Ruhepause. Nur der Bardekower hätte das halbe Hundert gern sofort voll gemacht und war der einzige Oppositionist. Aber man überstimmte ihn und fuhr männiglich gen Krachtwitz ...
Mit dem feierlichen Empfang, der in dem Einladungsschreiben angekündigt worden, war es nicht weit her. Die Fahne wehte auf dem Turme, und auf der Treppe lagen einzelne Tannenzweige... Einen lieblichen Anblick gewährte dos Erscheinen der beiden jungen Mädchen, die Fräulein von Restowo beim Empfange der Gäste assistierten. Sie waren ganz in Weiß gekleidet und trugen Sträuße von Maiblumen an den jungen Busen. (Fortsttzung folgt)