erlogen sei. General Ludendorss stellt yiezu tm einzelnen fest: Prinz Joachim von Preußen war nie ln feindlicher Gefangenschaft, 2. kein fremder Spion, in welcher Verkleidung es auch sei, hat mit Generalfeldmarschall von Hindenburg eine Besprechung gehabt, 3. dem Generalstab im Großen Hauptquartier sind keine Schriftstücke entwendet worden.
Abgelehnker Alißlrauensanlrag Berlin, 24. Okt. Der preußische Landtag hat einen deutschnationalen Mißtrauensantrag gegen den Ministerpräsidenten Braun mit 192 gegen 79 und gegen den Innenminister Severing mit 205 gegen 80 Stimmen abgelehnt.
Abziehende Franzosen verschleppen Deutsche Dortmund, 24. Okt. Die Franzosen haben heute bei ihrem Abzug acht in Untersuchungshaft befindliche Deutsche mitgenommen, um sie durch das Kriegsgericht im unbesetzten Gebiet aburteilen zu lassen. Die Haft war seinerzeit wegen Gefährdung der Besatzungstruppen verhängt worden. Die Stadt Dortmund schätzt ihre Gesamtaufwendungen für die 1)4 Jahre Besetzung auf fast 11 Millionen Mark.
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Vernichtung gefährlicher Post Kopenhagen. 24. Okt. Der norwegische Postdampfer „Mansos" geriet in der Nähe von Christiania durch eine Explosion in Brand, wobei die ganze Post an Land vernichtet wurde. Das Feuer wird darauf zurückgeführt, daß Kommunisten gewisse Poststücke vernichten wollten. Das Feuer wurde nach einer Stunde gelöscht.
Polen will einen Kriegshasen bauen Paris. 24. Okt. Es mußte auffallen, daß der polnische Kriegsminister General Sikorsky während seines Pariser Aufenthalts sich hauptsächlich in der Gesellschaft des Marineministers Dumesnil befand, in dessen Begleitung er auch die KrieHshäfen Cherbourg und Toulon besuchte. Das Geheimnis wird heute in den Pariser Morgenblättern ge- gelichtet. Polen bereitet sich vor, einen Kriegshafen zu bauen. Ursprünglich scheint Danzig für diesen Zweck ausersehen gewesen zu sein. Aber der nationale Geist, der den Danziger Senat bewegt, könnte, wie der „Matin" sagt, ein unübersteigbares Hindernis für die Ausführung dieser Absicht werden, weshalb jetzt in Paris ein Vertrag unterzeichnet wurde, daß der Kriegshafen in Gdingen errichtet werden soll. Die ersten Arbeiten sind hierfür von französischen Gesellschaften bereits ausgesührt worden und sie sollen nunmehr rasch gefördert werden. Hauptsächlich soll es ein Hafen für Unterseeboote werden, durch welche die Freiheit des Baltischen Meers für Polen gesichert werden soll. Selbstverständlich werden zur Begründung der Absicht Polens, die mit allen Genfer Reden und Beschlüssen im schreienden Widerspruch stehen, ein paar Lügen angeführt. Angeblich bedrohte die deutsche und die russische Flotte Polen in seiner Seefreiheit. Der „Matin" geht sogar so weit, zu behaupten, daß eine deutsch-russische Flotte unter einheitlichem Kommando Seemanöver längs der polnischen Küste ausgeführt habe. Einen anderen Grund für die polnische Absicht führt das „Petit Journal" an, wonach Deutschland und Rußland die Konferenz von Genua durch die Unterzeichnung des Vertrags von Rapallo vereitelt hätten, sie hätten auch die friedlichen Absichten von Genf dadurch vereitelt, daß sie die Gebietsverteilung, wie sie durch die Friedensverträge eingerichtet wurde, nicht anerkennen wollten. Das Blatt erinnert ferner daran, daß bas französische Parlament vor einigen Monaten Polen einen Kredit von 400 Millionen bewilligte. Ein Teil davon wird zur Errichtung des Kriegshafens benutzt werden, wobei dasselbe Blatt bekauptet, daß der Hafen von Putzig erweitert werden soll. Cr eigne sich besonders zum Seehafen, weil er mit einigen Batterien und Unterseebooten verteidigt werden könne.
Französische Politik der zwei Eisen im Feuer London, 24. Okt. Die „Times" veröffentlicht den Bericht eines Mitarbeiters, der glaubt, eine Aenderung in der französischen Politik auf wirtschaftlichem Gebiet feststellen zu können. Frankreich schlage eine Richtung ein, die sich auf ganz anderen Linien bewege als die herkömmliche Politik Englands. Die anderen Nationen haben jetzt darauf zu achten, daß Frankreich Deutschland nicht zu weit entgegenkomme. Man habe die Auffassung, daß die amerikanischen Geldleute, wenn ein deutsch-französisches Abkommen zustande komme, zu den geschäftlichen Verbindungen mit dem europäischen Festland sich nicht mehr des Umwegs über London bedienen werden. Das bedeute allerdings nicht, daß Frankreich eine freundlichere Haltung gegen England annehmen wolle. Rein
förmlich laufe die neue französische Pölitik"Wf KMVVT'fV schaftliche Verständigung mit Deutschland und eine p o- litische Verständigung über gewisse Fragen mit England hinaus.
Loolidge an das amerikanische Volk
Washington, 24. Okt. In einer Rede in der Handelskammer wandte sich Präsident Coolidge an die Wähler der Vereinigten Staaten mit der Aufforderung, die republikanische Richtung zu unterstützen. Er warnte vor der fortschrittlichen Bewegung (Lafallettes), die an den heiligsten Einrichtungen des Landes rüttle. Die republikanische Regierung habe immer den Frieden und die Unabhängigkeit der Nation zum Ziel gehabt. Die Vereinigten Staaten können nicht dem Völkerbund, wohl aber dem Haager Schiedsgericht beitreten und sich an einer Abrüstungskonferenz beteiligen. Es könne auch nicht alle Bestimmungen des Genfer Protokolls anerkennen, dagegen sei es damit einverstanden, daß der „Angreifer" für vogelfrei erklärt werde. — Die Rede wurde durch 35 Funkstellen über das ganze Land verbreitet.
Bei einer Probeabstimmung erhielt von 2 300 484 Stimmen Coolidge 1 293 378, Lasollette 496 006 und Davis 487 782 Stimmen.
Der Bürgerkrieg in China
Peking, 24. Okt. General Fengjuhsiang hat gestern die Stadt Peking überrumpelt und besetzt. Er erklärte, er wolle keinen Krieg führen, der das Land ruiniere. Der Präsident der Republik Tsaokun soll geflohen sein. — Fenq ist ein christlicher General.
Wie aus Mukden berichtet wird, planen die dortigen Führer in Mukden ein ähnliches Vorgehen. Doch steht die Bestätigung hiefür noch aus.
Württemberg
Stuttgart, 24. Okt. Glückwunsch an Kardinal Ehrte. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Der Herr Staatspräsident hat dem Herrn Kardinal Ehrte in Rom zur Feier seines 80. Geburtstags im Namen der württembergi- schen Staatsregierung aufrichtige Glück- und Segenswünsche gesandt und dabei der Freude Ausdruck gegeben, in dem Kardinal einen Sohn Würtembergs im höchsten Rat der katholischen Kirche zu wissen, der durch seine wissenschaftliche Bedeutung und durch seine vielseitige literarische und bibliothekarische Tätigkeit als Präfekt einer der bedeutendsten Bibliotheken der Welt den Ruhm der schwäbischen Heimat gemehrt habe. Besonderer Dank der württ. Staatsregierung wurde dem Gefeierten gesagt für seine erfolgreichen Bemühungen, dem deutschen archäologischen Institut in Rom den Besitz.seiner wertvollen Bibliothek in der Nachkriegszeit zu erhalten.
Stuttgart, 24. Okt. Rücktritt des Präsidenten des Württ. Kriegerbundes. General der Infanterie von Gerok, der 6 Jahre lang an der Spitze des Württ. Kriegerbunds stand und sich um seine Erhaltung und Weiterentwicklung in schwerster Zeit große Verdienste erworben hat, ist aus.Gesundheitsrücksichten vom Amt des Bundespräsidenten zurückgetreten. General von Gerok hat das 70. Jahr überschritten.
Vom Landtag. Der Abg. Dingler (B.B.) weist in einer Kleineri Anfrage darauf hin, daß zurzeit der Geldentwertung Neubauten mit einem Gebäudesteuerkapital eingeschätzt wurden, das außerhalb des Verhältnisses zu den in Friedenszeiten angesetzten Kapitalien stand. Bei den Steuern wirkt sich eine solche Schätzung sehr ungerecht aus. Was gedenkt das Finanzministerium zur Beseitigung dieses Mißstandes zu tun?
Der neue Präsident der Forstdirektion. Der Staatspräsident hat die Stelle des Vorstands der Forstdirektion dem Oberforstrat Dr. König mit dem Titel Präsident übertragen.
Arbeiksmarkt und Erwerbslosenfürsorge. Die gute Beschäftigung im Baugewerbe hielt in der letzten Woche an. In einzelnen Zweigen des Baugewerbes läßt sich die Nachfrage nicht befriedigen. Der Gipserstreik ist beendet. Dagegen befinden sich seit einigen Tagen die Flaschner, Installateure, Heizungsmonteure und Bauschlosser im Ausstand. Die Zahl der Unterstützung beziehenden Erwerbslosen im Arbeitsnachweisbezirk Stuttgart betrug am 15. Okt. 639 männliche und 56 weibliche, zusammen 695 Personen und am 21. Okt. 614 männliche und 53 weibliche, zusammen 657 Personen.
Tenn das Glück geliebt zu werden, Ist das höchste Glück auf Erden.
Herder.
Des Hauses Sonnenschein.
Ryman von Irene v. Hellmuth. ^
24. (Nachdruck verboten.)
Ter Arzt nickte ihr noch einmal freundlich zu und fuhr dann weiter.
„Ich möchte fast noch ins Dorf hinab, um nach den alten Leuten zu sehen," meinte Anneliese sinnend. „Auf dem Bachhose wird Jammer und Not sein. Ter Bachhofbauer ist nämlich ganz lahm, er kann sich allein gar nicht Helsen, man muß ihn füttern wie ein kleines Kind, und die Bäuerin ist gichtleidend. Ter Jörg muß alles allein besorgen. Es sind ganz arme Gütlersleute, die sich keine Dienstboten halten können."
„Ta werden schon die Nachbarinnen beispringen," sagte Hans-Heinz.
., Anneliese schüttelte den Kopf.
„Das Häuschen steht ganz allein und hat gar keine Nachbarschaft. Um die armen Leute kümmert sich wahrscheinlich kein Mensch."
„So werde ich Sie begleiten, Fräulein Anneliese."
„Nein, nein, Sie sind müde, ich gehe schon allein. Ich will nur Nachsehen, ob jemand da ist, der den Emen beisteht. Ich komme bald zurück," wehrte das Mädchen eifrig ab.
^,'Eer einer Stunde ist es völlig Nacht. So llange bs wohl dauern, bis Sie wiederkommen."
rnchts. Ich kenne ja jeden Stein am Wege. Mrr kann nrchts geschehen."
^ lvollte nicht, daß Hans-Heinz mitging. Sie hatte vorhin aus dem Wege bemerkt, daß der Schneidemüller Franz ihnen von ferne folgte. Einmal war er sogar so nahe herangekommen, daß Anneliese sich umwendend den Haßfunkelnden Blick auffing, den der Bursche auf ihren Begleiter heftete. Ta war ihr plötzlich so unbegreiflich bange geworden, so als ob ein Unglück im Änzuge wäre. Ihr Herz klopfte ängst
lich und schwer; sie fühlte etwas wie einen Schwindelanfall, und ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinab.
Sie blieb stehen und fuhr sich mit der Hand über die Stirn, wie um trübe Gedanken zu verscheuchen. Hans-Heinz, der von alledem nichts bemerkt hatte, fragte teilnehmend:
„Fehlt Ihnen etwas, Fräulein Anneliese? Sie sind ja ganz blaß.
Sie schüttelte den Kops und schritt rasch weiter. Als sie einen scheuen, fast furchtsamen Blick hinter sich warf, war der ünheimliche Bursche verschwunden. Sie atmete auf, aber jetzt kam ihr der Gedanke: „Wenn mich Hans-Heinz ins Torf begleitet, ist es leicht möglich, daß wir dem Schneidemüllcr Franz nochmal begegnen, zumal der Weg an seinem Hause vorbeiführt. Tie beiden jungen Männer könnten aneinander geraten, und das muß vermieden werden, denn der Franz ist ein jähzorniger Mensch."
Für sich selbst fürchtete Anneliese nichts. Was sollte ihr denn geschehen?
So sandte sie Hans-Heinz mit dem Bescheid zu den Eltern, man möge mit dem Abendessen nicht auf sie warten. In einer Stunde etwa werde sie zurück sein.
„Aber wenigstens abholen darf ich Sie doch?" rief er ihr noch nach, während sie eilig den Weg nach dem Dorfe hinab einschlug.
„Es ist wirklich nicht nötig," gab sie zurück. „Wenn jemand zur Hilfeleistung da ist, komme ich ohnedies gleich wieder."
Sie winkte noch einmal mit der Hand zurück.
Hans-Heinz sah ihr nach, bis sie hinter dem den Fußweg einsäumenden Brombeergebüsch verschwunden war.
„Nun, Sie sind allein, wo ist denn Anneliese geblieben?" fragte Hofmeister verwundert, als Hans- Heinz das gemeinsame Eßzimmer betrat.
„Ach, das tolle Kind," sagte er, mißmutig den Kopf schüttelnd, nachdem der junge Mann über den Zusammenhang berichtet. „Was hat sie jetzt noch rns Zu rennen! Aber so macht sie es immer. Ueber- all will sie helfen. Mutter!" rief er der in der Küche
Vom Tarc. Im Umformraum der Gasfabrik wurde ein 54 Jahre al er Schlosser tot aufgefunden. Es liegt Selbstmord durch Gasvergiftung vor. — In einem Haus der Schulstraße in Untsrtürkheim öffnete sich eine 52 Jahre alte Frau in selbstmörderischer Absicht die Pulsader der linken Hand. Sie wurde schwer verletzt ins Krankenhaus verbracht.
Aus dem Lande
Eßlingen, 24. Okt. Aus st and der Gipser. Seit einigen Tagen befinden sich die Gipser im Ausstand. Sie verlangen 90 Pfennig Stundenlohn, während die Stuttgarter 86 Pfennig erhalten. Die Arbeitgeber haben die Forderung abgelehnt.
Gaildorf, 24. Okt. Wieder fest genommen. Die Untersuchungsgefangenen Friedrich Bauer von Hundsberg und Wilhelm Schad, Schäfer von Crailsheim, die aus dem Amtsgerichtsgefängnis Hall entwichen waren, konnten in einer Wirtschaft bei Unterrot wieder festgenommen werden.
Heidenheim, 24. Okt. Abgestürzt. Ein 15jähriges Mädchen fiel vom untersten Trittbrett eines Wagens des Nachmittagszugs zwischen Mergelstetten und Bolheim. Es wurde in bewußtlosem Zustand aufgefunden und ins Bezirkskrankenhaus verbracht. — In Nattheim fiel der Maurer Wöhrle beim Vuchelnsammeln von einer Buche und brach die Wirbelsäule. Er ist bald seinen Verletzungen erlegen.
Königsbronn OA. Heidenheim, 24. Okt. VomHütten- w e r k. Das Arbeitsministerium hat auf eine Kleine Anfrage der Sozialdemokratie geantwortet, daß eine dauernde Stilllegung des Hüttenwerks nicht beabsichtigt sei. Die Aufträge seien zwar außerordentlich zusammengeschmolzen und auf Vorrat könne nicht gearbeitet werden. Die Möglickikeit der Weiterbeschäftigung und Neueinstellung weiterer Arbeiter hänge von dem Eingang von Aufträgen ab.
Brenz, 24. Okt. Hohe Grundstückspreise. Bei der vor einigen Tagen stattgefundenen Verpachtung von etwa 10 Morgen Grundstücken auf hiesiger Markung wurden erlöst für Aecker 80—130 -4t, für Wiesen 60—90 -4t für den Morgen.
Tübingen, 24. Okt. Diebstähle. Hier wurde der Gärtner Anton Haspel aus Niedernau verhaftet, der unter dem Vorwand des Hausierhandels mit elektrischen Taschenlampen in 14 Wohnungen Diebstähle verübte.
Gönningen, 24. Okt. Eine rabiate Kuh. Die Ehefrau des Andreas Reiber wollte eine Kuh vom Wagen weg in den Stall bringen. Plötzlich sprang die Kuh auf die Frau. Mit einem lauten Angstschrei stürzte sie zu Boden und erlitt nicht unerhebliche Verletzungen, die zu ernsten Bedenken Anlaß geben.
Balingen, 24. Okt. Auszeichnung. Auf der fachgewerblichen Ausstellung für das Fleischergewerbe in Berlin wurde der Waagenfabrik A. Bitzer, Inh. Wilh. Kraut, für ihre Neigungswaage „Bizerba" der 1. Preis zuerkannt.
Tuttlingen, 24. Okt. Leichenverbrennungshalle. Der Gemeinderat beschloß die Erbauung einer Leichenverbrennungshalle.
Ulm. 24. Okt. Mißgeburt. Von einer aus Pfuhl gebürtigen Bauersfrau ist ein Kind mit zwei Köpfen geboren worden. Das Kind war jedoch nicht lebensfähig. Die Leiche soll in die anatom sche Sammlung nach Tübingen gekommen sein.
Suppingen OA. Blaubeuren, 24. Okt. Autounfall. Hier wurden zwei Frauen im Alter von 65 und 60 Jahren namens Christine Götz und Rosa Bleher von einem Kraftwagen angefahren und beide schwer verletzt. Den Führer trifft keine Schuld.
Ehingen a. D., 24. Okt. Abgewendete Arbeitslosigkeit. Nach eingehender Besichtigung der hiesigen Zementfabrik durch zwei Herrn der Hauptleitung in Heidelberg wurde beschlossen, den Betrieb in der Zementfabrik !m nächsten Winter, wenn auch in beschränktem Maß, aufrecht zu erhalten.
Riedlingen, 24. Okt. Unglücksfall. In Zwiefalten- dors wurde eine alte Frau von einem Schasbock umgestoßen und so schwer verletzt, daß sie an den Folgen starb.
Buchau, 24. Okt. Brand. In Moosburg ist die Scheuer des Max Selig infolge Selbstentzündung des Heus niedergebrannt.
beschäftigten Gattin zu, „wir wollen mit dem Abendessen noch warten, bis Anneliese zurück ist!"
„So?" fragte Frau Minna, Dir schmeckt es wohl nicht, wenn Tein Liebling nicht da ist? Wohin ist denn das Mädel?"
Ter Hausherr berichtete kurz und fügte ungeduldig hinzu: „Es ist doch ein törichter Einfall von Anneliese!"
„Ach, laß sie doch," beschwichtigte die Mutter, „dre armen Leute werden Hilfe recht nötig haben."
Und dann saßen sie alle drei in dem geräumigen, gemütlichen Zimmer und warteten.
Kurt war schon ins Bett gebracht worden, er klagte über Kopfschmerzen.
Hans-Heinz zeigte sich ungewöhnlich schwergsam.
Auch dir andern blieben still, und der junge Mann dachte: „Anneliese ist wirklich das belebende Element, der Sonnenschein des Hauses. Wenn sie nicht da ist. erscheint alles viel ernster und stiller."
Es wollte ihm heute auch gar nichts einfallen, was zur Unterhaltung beitragen konnte.
Ungeduldig sah der Vater immer wieder nach der Uhr.
„Wo das Mädel nur bleibt," murmelte er einige Male.
„Sie wird schon kommen," beruhigte ihn die Mutter in ihrer sanften Art. „Die armen Leute sind ja wirklich übel daran, sie können sich beide nicht helfen."
Wieder verging eine Viertelstunde.
„Nun könnte sie aber endlich da sein," begann Hofmeister wieder, der seine Ungeduld nicht länger bemei- stern konnte, „lieber eine Stunde ist sie schon fort."
Er stand auf und griff nach seinem Hut.
„Ich werde sie einfach holen, ich bin bald wieder da."
Damit wollte er zur Tür, doch Hans-Heinz kam ihm zuvor.
„Lassen Sie mich gehen, Herr Hofmeister," bat er freundlich. „Sie haben den ganzen Tag geschafft und werden müde sein."
„Na, Sie waren auch auf den Beinen, mein Lieber, lächelte Hofmeister.
„Aber meine Beine sind jünger und halten mehr aus." (Fortsetzung folgt.)..L