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(Enztalbote)

Amtsblatt Mr MÄbad. Chronik und Anzeigenblatt

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Nummer 209

Fernruf 179

Wildbad, Freitag, den 5. September 1924

Fernruf 179

Jahrgang 59.

Die Marneschlacht

6.S. September

Der Feldzugsplan des Grafen Schlieffen, schreibt Oberst o D. Gädke in denLeipz. N. Nachr.", war schon am 2. Sep­tember gescheitert, als die Oberste Heeresleitung sich entschloß, die Umfassung des französischen linken Flügels nicht west- lich, sondern östlich von Paris zu versuchen. Sie hatte sich eingestehen müssen, daß durch ihre eigenen Fehler die Kraft zur Durchführung des Schlieffenschen Gedankens nicht mehr vorhanden war. Klucks 1. Armee stand am 5. Septem­ber bereits südlich der Marne im starken Vormarsch auf die Seine, ihre linke Flanke von Paris her bedroht, als der ab­ändernde Befehl der obersten Heeresleitung eintraf.

Die Franzosen hatten den gewagten Marsch der Deut­schen bei Paris vorbei in südöstlicher Richtung sofort bemerkt. Zoffre beschloß, diesen Fehler durch Umkehr seines ganzen Heers zum neuen, entscheidenden Angriff und zur Umfassung des rechten deutschen Flügels von Paris her auszunutzen. Auch am entgegengesetzten Ende sollte die 3. französische Ar­mee im Rücken durch die Maasforts gesichert, auf Verdun gestützt, stehenbleiben und von Osten her gegen die 5. Armee des deutschen Kronprinzen umfassend vorzugehen.

Die deutsche Heeresleitung ihrerseits entschloß sich erst am 5. September, aus Lothringen vier Armeekorps nach Westen zu werfen, die zu der großen Schlacht unmöglich zurecht­kommen konnten und für die entscheidenden Kämpfe des Feldzugs völlig aus fielen, ebenso die zwei, gegen den Willen Hindenburgs, nach Osten abgegebenen, für dis Schlacht bei Tannenberg. So kam es, daß in derSchlacht an der Marne 38 deutsche Divisionen gegen 47 stärkere französische fochten, rund 280000 Bajonette gegen 500000 französische. Unsere Sache hätte schlimm gestanden, wenn die femdlichen Trup­pen ihren vollen kriegerischen Wert besessen hätten. Allem die Niederlagen und die überstürzten Rückmärsche waren nicht spurlos an ihnen vorübergegangen. Besonders die Engländer waren stark entmutigt und gingen nur sehr lang­sam und tastend wieder vor.

Dagegen haben die deutschen Truppen nach unerhört st arten Märschen auf der ganzen weiten Schlachtfront von Nanteuil bis Verdun nie glänzen­der, hingebender und ruhmvoller gefachten, as in den Tagen vom 6. zum 9. September. Sie hätten den Sieg erzwungen, wenn alle ihre Führer auf der gleichen Höhe unüberwindlichen Willens gestanden hätten wie sie.Nie wieder haben die Deutschen darnach eine so stahlharte Armee gehabt wie damals", muß Fach widerwillig gestehen. Die Minderzahl war drauf und dran, in denkbar schwerster Lage den entscheidenden Sieg des Feldzugs zu er­ringen, weroi Generaloberst o. Bülow und einige andere Männer imvSMAer Verkemmn^dest Lüge-es-nicht verhindert hätten. Für General Kluck und seinen Generalstabschef, den General v. Kühl, war die Gefahr offenbar geworden, in der die 1. Armee und damit das ganze Heer schwebte. Mit größter Tatkraft und mit vollendeter Führerkunst gingen sie sofort daran, den ihnen zugedachten Schlag zu parieren. General Kluck wollte, übrigens in Uebereinstimmung mit den letzten Weisungen der Heeresleitung, den Flankenschutz des Heers richtigerweise durch eigenen Ängriff bewirken und den Gegner, der ihn mit Umfassung bedrohte, seinerseits non Norden her überflügeln und umklammern. Nur durch die märchenhaften Marschleistungen seiner Truppen konnte diese schwere Aufgabe gelöst werden.

.. .So kam es am 6. September zur Schlacht am Ourcq. An diesem Tag konnte der rechte Flügel der 1. Armee die An- gnfse des überlegenen Feindes siegreich abwehren, das 4. Ar- nn m ???' nicht zum Eingreifen, der linke Flügel, cnüv/s2 Armee gewiesen, wurde von dem linken 9 Armepknrv«^-«^s^!' angegriffen. Das deutsche

Feind dl- 8 8 § zum Gegenstoß über und warf den Nn KSmpi-»

Schwere Kämpfe brachte der 7. September. Nachdem d^m^^Eekorps am Ourcq eingetroffen und je zur Hälfte Süden der dort unter Klucks Oberbefebl Armeegruppe eingesetzt war, ging der rechte deut- sche Flügel und die Mitte zum Angriff auf General

Flüael^mnrd^d,ü-G 'Franzosen zurück, der links

d>-8vl! wurde durch Flankierung von Meaux her hart be­drängt. Im ganzen standen am Ourcq jetzt 6 französische Infanterie- und Reiterdivisionen gegen ebensoviel aber schwächere deutsche Infanterie-Divisionen und nur eine Reiterdivision im Kampf. Da General Kluck in der Nieder- lage der Armee Maunoury mit Recht das entscheidende Er- der ganzen Riesenschlacht erblickt«, zog er nun auch leine beiden letzten Korps vom rechten Flügel der 2. Armee und über die Marne und den Ourcq zur Umfassung von linken Flügel heran, gegen den von Norden her körn-"' d'e verfügbar gewordene 4. Brigade des 4. Reserve- rps und die Landwehrbrigade der 1. Armee heranrückten, iis ist erklärlich, daß General v. Bülow, der Führer der -nrmee. diese Korps und diese'Sicherung seiner Flanke

Tagesspiegel

Der Chef der Marineleikung. Admiral Behncke, beab­sichtigt Mitte September anschließend an die Herbstmanöver der Seestreitkräfke von seinem Posten zurückzukreten. In seinem Nachfolger ist der bisherige Oberbefehlshaber der Seestreitkräfke, Vizeadmiral Zenker, bestimmt.

Nachfolger des verstorbenen Ministers a. D. Dr. Dü­ringer im Reichstag wird voraussichtlich der Direktor der Kruppwerke. Dr. Sorge, Vorsitzender des Reichsverbands der deutschen Industrie, sein.

Seit Mittwoch nachmittag ist ohne weitere Mitteilung die französische Paßkontrolle von Karlsruhe nach Maximi- tiansau ausgehoben, französische Posten halten die Brücke jedoch noch beseht, der Verkehr ohne Ausweispapiere ist dq,- her noch nicht rätlich. In Mainz wurde das französische Vaßbüro geschlossen mit der Begründung, daß für den Ver­kehr zwischen besetztem und unbesetztem Gebiet nur noch deutsche Ausweispapiere erforderlich seien. Solche sind also immer noch nötig.

Zwischen einer deutschen Vereinigung für Erdölhandel und dem russischen Erdöl-Syndikat ist ein Lieferungsvertrag für eine Menge wie vor dem Krieg abgeschlossen worden.

Mehrere Führer der Abordnungen im Völkerbund hatten eine Vorbesprechung über die Abrüstung und Sicherheit. ^

nur ungern und zögernd ziehen ließ. Dann allerdings ent­stand dadurch zwischen erster und zweiter Armee eins große Lücke von 35 Kilometer. Gegen diese Lücke rückten die drei englischen Armeekorps Heien, die am 7. den Morin über­schritten. Gedeckt wurde der Raum nur durch 4 Reilerdim- fionen der Kavalleriekommandos 1 und 2 (bei denen sich Artillerie, Maschinengewehre und Jägerbataillone befanden). Aber General Kluck Haie zur Sicherung seines eigenen Rük- kens auch noch die Brigade Kräwel des 9. Korps und die 5. Infanterie-Division hinter seinem linken Flügel zurück­behalten. Ganz ohne Schutz war also diese Lücke nicht und sie wurde am 7. September noch nicht gefährlich.

Im Lauf des 8. rückten Klucks Verstärkungen hinker fei­nem rechten Flügel nach starken Märschen heran und traten teilweise bereits in das Gefecht. Das 4. Armeekorps hatte bis dahin 60 Kilometer zurückcelegt, das 9. Armeekorps in zwei Tagen 120 Kilometer. Ihre umfassende Bewegung sollte am 9. September die Entsche-dung bringen. Inzwi­schen dauerten hellige Kämpfe auf der ganzen Front ans Durchbruchsversiiche der Franzosen, die gleichfalls Verstär­kungen heranholten, wurden abgewiesen.

Der 9. September sollte den Umschwung bringen. Klucks rechter Flügel, etwa 314 Divisionen und 1 Reiterdivi- sion, traten nunmehr zum umfassenden Angriff an. Es war der geschickten Führung der 1. Armee geglückt, aus der Umfassung, durch die sie in gefährlicher Weife bedroht wurde, selber zum überflügelnden Angriff zu ge­langen und den Rücken wie den Rückzug Maunourys empfindlich zu gefährden. Mit höchster Besorgnis sahen dis Franzosen den wuchtigen Ansturm der deutschen Truppen sich entwickeln und sich durchsetzen, der ihre eigenen Truppen überall warf und in schwerste Unordnung brachte.

Die Engländer gingen gegen die Marne vor und Bülow zog seinen rechten Flügel gegen die Marne zurück. Sofort setzte nun Kluck seine zurückgelassenen Truppen, alles In allem 26 Bataillone, zum Flankenstoß gegen den eingedrungenen Feind und die Engländer wurden in glänzendem Kampf ge­worfen.

Aber bereits ist der Rückzugsbefehl beim Ober­kommando der 1. Armee (Kluck) eingetroffen. Bülows Nerven haben nicht ausgehalten. Cr glaubte die 1. Armee in schwerster Gefahr, obgleich die Lage an der ganzen Front sehr günstig war, nur der rechte Flügel der 2. Armee (Bülow) war zurückgezogen. Er glaubte nur durch einen schleunigen Rückzug das Heer retten und vor allem die 1. Armee wieder an sich heranzwingen zu können. Cr gibt sofort die Befehle für den Rückzug aus, ohne sich vorher mit seinen beiden Nach­barn in Verbindung zu setzen.

Der Abgesandte der Obersten Heeresleitung, der unfeliae Oberstleutnant Hentfch. stimmt ihm völlig bei und bringt nun auch der 1. Armee den gleichen Befehl zum Rückzug. Cs wäre richtiger gewesen, den Oberstleutnant Hentsch unzwei­deutig abzuweisen, wie es später der Deutsche Kronprinz tat, der 2. Armee dre tatsächliche Lage und die Aussichten für einen großen Sieg am 10. September klarzuleqen und sie zum Ausharren aufzufordern. Natürlich hätte damit Gene- raloberst von Kluck eine sehr große Verantwortung über­nommen, die doch seine bisherige glänzende Heerführung erst gekrönt hätte. Kluck gehorchte und damit war die gewon­nene Schlacht verloren. "

Mac Donald über die Abrüstung

Eine hochbedeuksame Rede im Völkerbund

Genf, 4. Sept. Heule vormittag 11 Uhr eröffnet Mokka die Sitzung. Mil lebhaftem Beifall begrüßt, betritt Ramsay Mac Donald die Rednerbühne, um seinen mit Span­nung erwarteten Abrüstungs- und Sicherheits­plan bekanntzugeben. Herriot hört mit größter Aufmerk­samkeit zu.

Mac Donald führte u. a. aus: Bei dem letzten Krieg sei man in England des Willens gewesen, dieser Krieg müsse nun auch der letzte sein. Aber man habe heute noch keine Hoffnung, daß dieses Versprechen auch wirklich erfüllt werden könne. Die Gefahr sei nämlich die, daß die Frage der Sicherheit als eine militärische angesehen wurde, ausschließlich auf die Vorherrschaft dör Gewalt ge­stützt. Es fei ein Irrtum, das Völkerwohl auf militärische Macht zu gründen, diese Lüge der Vorväter dürfe man nicht wiederholen. Die britische Regierung habe die Anfrage we­gen des Beitritts zum Abrüstungsvertrag nicht deshalb ab- gelehnt, weil sie der Frage gleichgültig gegenüberstünde. Erst müssen der Boden vorbereitet und die Schwierigkeiten beseitigt werden, die der Abrüstung entgegenstehen. Durch die Wiederaufnahme der alten Bündnisse komme man nur mit Sicherheit in dieselbe Lage zurück, die im Jahre 1914 bestanden hat. Einen Vertrag, der dazu führen könnte, würde die englische Regierung niemals unterzeichnen; sie müsse genau wissen, welche Verpflichtungen sie übernehme und was der Vertrag ihr biete.

Wenn Amerika dem Völkerbund noch fernstehe, so brauche man an Amerika noch nicht zu verzweifeln; man dürfe nicht vergessen, daß Europa für Amerika nicht immer ein sehr anziehender Freund gewesen sei. Auf der Lon­doner Konferenz haben die Vereinigten Staaten be­reits eine wichtige Rolle gespielt, die sch in Zukunst noch steigern werde.

Was Deutschland anlange, so könne es gar nicht außerhalb des Völkerbunds stehen. (Beifall.) Wir könnten uns nicht den Luxus leisten, Deutschland außerhalb des Völkerbunds zu lassen. Keine einzige Frage könnte bei einem leeren und drohenden (!) Sitz inmitten dieser Versammlung ernsthaft erörtert werden. Andererseits könnte Deutschland selbst nicht in seiner Vereinsamung außerhalb des Völker­bundes bleiben. Die Londoner Konferenz habe neue Ver­bindungen geknüpft. In den 3 oder 4 Wochen, die die Völkerbundsversammlung beieinander bleibe, werde es hoffentlich gelingen, die entgegenstehenden Schwierigkeiten und technischen Hindernisse zu überwinden.

Auch Sowjetrußland hat seine Art bereits ge­ändert. Es schließe Verträge ab, befolge diplomatische Art und es werde sich darauf vorbereiten, eines Tags im Osten den Einfluß des Völkerbunds zu verstärken.

Wenn man von Abrüstung und Sicherheiten der Staaten spricht, fuhr Mac Donald fort, so ist die erste Pflicht, den Begriff der Sicherheiten zu bestimmen. Bis jetzt aber wissen wir nicht und niemand hak uns gesagt, welche Handlung denn einen Angriff darskellk. (!) Alle Geschichtsforscher wissen, wie schwer es ist, die ..Verant­wortung" für den Krieg fesiuisehen. Es hak oft 50 Jahre gedauert, bis man sich darüber klar war, w er der Angreifer in einem Krieg gewesen ist. Sicher kc- n eS nicht die Ab­sicht unserer Staatsmänner von heute eignisse des letzten Kriegs ein Urteil ,n, i der Schiedsgerichtsbarkeit, la sichtskreis erleuchtet, ist das Einzige, > noch sehr kleinen Molken entdecken in Denn das, meine Herren, ist die große bereit, die Schiedsqerichtsbl nehmen oder nicht? Äarauf gilt es

sein, über die Ar- fäilen. Ein System den politischen Ge- Lie aufkauchenden, verscheuchen kann, e, seid Ihr eit anzu- dann die Probe

Frage ) arki

zu machen! Eine gewisse Uebcrgangszeit ist natürlich notwendig, darin gebe ich meinem Freunde Herriot recht, denn wir sind ja die Träger einer fürchterlichen Verantwortlichkeit und haben mit den verschiede­nen Rassen und Völkern, Glaubensbekenntnissen u. Skaaks- sormen usw. zu tun und zu Kämpfen. Wir muffen also lang­sam und mit Vorsicht Vorgehen. Wir lassen Ms viel zu viel von Irrlichtern verführen und achten nicht auf die Wirklichkeit. Wir arbeiten an der Verhinderung der Kriege und gehen dabei vielleicht einem nahen noch furchtbareren entgegen. Studieren wir deshalb genau die Verpflichtungen, die von den Staaten zu erfüllen sind, um einen wirklichen und wirksamen Schieds­gerichtshof zu bilden, der bei den ersten Streitfällen wirk­sam werden muß. Sehen wir zu, bis zu welchem Punkt wir gehen und die anderen bereit sind, uns zu folgen. Es ist eine schwere Frage, die auf den meisten lastet; die ganze Ar- beitstäkigkeit Europas muß da geändert werden. Verweisen wir also alle Vorschläge, die uns vor­liegen könnten, an einen Ausschuß.

nateu G^richtsbo/s zu unterzeichn e n, ^yber.