ter, daß der Völkerbundsrat in seinem Bericht die'Entschei­dungen und Gutachten des ständigen internationalen Ge­richtshofs ganz mit Stillschweigen übergangen habe, und daß nach Zjähriger Erfahrung sich noch keine Großmacht ge­funden habe, die die Rechtssprechung dieses Gerichtshofs anerkannt hätte. Die Anträge Nansens werden angenom­men. Die Sitzung wurde auf nachmittags 4 Uhr vertagt.

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Herriot hatte gestern abend eine Besprechung mit der französischen Abordnung über die Abrüstung und die mili­tärische Ueberwachung. Den privaten Vorschlag der drei amerikanischen Generale hält er für beachtenswert, wenn der Plan des Völkerbunds (der französischen Ursprungs ist) nicht angenommen werden sollte. Der ständige Militär­ausschuß des Völkerbunds soll ebenfalls einen Abrüstungs- sowie einen Plan für die militärische Ueberwachung Deutsch­lands, Oesterreichs, Ungarns und Italiens ausgearbeitet haben.

Das Recht auf Sicherheit

London, 3. Sepk. Zu der Erklärung Mac Donalds, daß erst eine klare Bestimmung des BegriffsSicherheit" not­wendig sei, schreibt der diplomatische Mitarbeiter desDaily Telegraph": Mac Donald hak damit zu verstehen gegeben, daß er es ablehne, irgendein Versprechen oder irgendeine Bürgschaft für einen dauernden Frieden ins Auge zu fassen, die nicht allgemein Anwendung finde. Deshalb hat er den Gedanken örtlicher oder besonderer Verkeidigungspläne ab­gelehnt. Nach seiner Auffassung haben alle Nationen das Recht auf Sicherheit, Deutschland, Dänemark und Griechen­land ebenso wie Frankreich oder Italien.

. Der Mittelsiandskongreß

Bern, 3. Sept. Zum allgemeinen Mittelstandskongreß sind weitere Teilnehmer eingetroffen, so daß nunmehr 18 Staaten vertreten sind. Den Verhandlungen wohnen zahl­reiche Vertreter von Behörden und der Diplomatie an. Die Ausgabe der allgemeinen Mittelstandsbewegung ist der Kampf gegen die rote und goldene Internationale.

Der englische Gewerkschaftskongreß

Hüll, 3. Sept. Im Gewerkschaftskongreß wurde das sog. Arbeiterprogramm angenommen, das u. a. die Verstaat­lichung des Bodens, der Bergwerke und Eisenbahnen, ge­eignete Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und Altersrenten für alle 60jährigen Personen vorsieht. Die Moskauer Vertreter wurden bei ihrem Erscheinen mit Bei­fall begrüßt.

England und Aegypten

London. 3. Sept. Die englische Regierung hat in einer neuen Note der ägyptischen Regierung erklärt, daß England den Sudan nicht aufgeben könne. Die ägyptische Regierung lehnt aber weitere Verhandlungen ab, die nicht die volle Freiheit Aegyptens und des Sudans zur Voraussetzung haben.

Die Lage in Marokko

London, 3. Sept. Nach Reuter ist an dem Aufstand der bisher spanienfreundlichen Stämme der Andjerra und Madras nicht zu zweifeln, auch die Anhänger Raisulis ha­ben sich Abd-el-Krim angeschlossen. In den letzten 14 Ta­gen seien 50 000 Mann Verstärkungen aus Spanien nach Marokko gesandt worden. Man besorge, daß die Gegner Primo di Riveras den Jahrestag des Direktoriats (9. Sept.) zu einem Staatsstreich benützen werden. Rivera habe aber Gegenmaßnahmen getroffen.

Der diplomatische Mitarbeiter desDaily Telegraph" sagt, wenn die Spanier einen Teil ihres marokkanischen Schutzgebietes, das durch den Vertrag von Algeciras fest­gesetzt sei, aufgeben müßten, so werden die europäischen Unterzeichner des Vertrages die neue Lage genau zu prü­fen haben, besonders wenn eine andere Macht (Frank­reich) versuchen sollte, an die Stelle Spaniens zu treten. Aus wirtschaftlichen und rechtlichen Gründen würde diese Lage wichtige Interessen aller Mittelmeermächte einschließ­lich Großbritanniens, Italiens und der Vereinigten Staaten berühren.

Staatspräsident Bazille über das Londoner Abkomme«

Bei der Einweihung des Gefallenen - Gedächtnishauses des Württembergischen Schwarzwaldvereins bei Schramberg am letzten Sonntag hielt Staatspräsident Bazille eine Ansprache, in der ü. a. ausführte: Seit zehn Jahren sind wir

Tilo Brand und seine Zeit

24s Roman von Charlotte Niese

lNachdruck verboten.)

Di« Königin war ruhiger geworden. Sie sagte noch e:n:ge Worte an den Rat, der seine Papiere zusammenpackte und mit tiefer Verbeugung ging. Dann ließ sie Tilo den Becher noch einmal füllen, trank selbst nur wenig und reichte ihn dann dem Pagen.

Trink, mein Junge, und laß dir mein« Reste schmecken. Dir wird's besser munden als mir mit meinen vielen Sorgen. Es ist nicht leicht, eine gut« Königin zu sein!"

Tilo trug des Silberbrett aus dem Zimmer und brachte alles in das dunkle Pagengelaß, das noch Immer ihm und Rönneburg zur Wohnung diente. Hier lag Kaspar auf hartem Lager, hatte Fieber und Halsschmerzen. Eine elend« Tranfunzel brannte im Raum und erfüllte ihn mit Gestank; aber besser waren's die beiden jungen Menschen nicht gewohnt. Wenn sie mit Margaret« reisten, gab's auch nicht viel angenehmeres Quartier.

Vorsichtig schüttete Tilo die Hälft« der Speisen auf einen Zum- teller und gab dazu Wein, den er mit Wasser mischte. Gerade, wie er für sich auch tat.

Kaspar mit ziemlichem Appetit, trank Wein und wickelte sich dann wieder in sein Wolssfell, das den Hauptbestandteil seines La­gers bildet«.

Nun will der Jarl bald das Fräulein Alheid helrateni" erzählt« er.Sven war hier, hat's mir gesagt. Sven ist traurig, sagt, daß sie nichts taugt. Aber der alte Jarl will noch Kinder haben. Die vielen, die er hat, werden groß, und dann sind sie ihm langweilig, weil sie sich nicht mehr um ihn bekümmern. Sven sagt, es wäre besser, er heiratete eine aus Norwegen. Er aber will ein sürstliches Fräuleinl"

Tilo erwidert« nichts. Cr zog seine schönen Lederstiefel aus und rieb sie vorsichtig ein. Es war nicht leicht, den schmucken Pagen­anzug in Ordnung zu halten, und Tilo legte Wert darauf, gut an- gezogen zu sein.

Kaspar sah ihm ein« Weil« zu, ehe er wieder sprach.

Hast du sie wirklich noch gern?" fragt« er unvermittelt.

Nein," lautet« die Antwort, und der holstische Junker zerbiß ernsthaft einen Hühnerknochen.

Weiber taugen selten etwas!" meinte er weis«.Besonders die fürstlichen sind schlimm, weil sie immer etwas Besonderes heben wollen und niemals an andere denken. Mein ältester Bruder sagt es auch!" ,

verfemt von den andern Völkern, ungerecht und unverdient.' Zum erstenmal zeigte sich nun die Möglichkeit zu einer Wen­dung in unserem furchtbaren, entwürdigenden Schicksal durch Annahme des Londoner Abkommens. Ich habe noch nie in meinem politischen Leben Tage von solcher Spannung und seelischer Erschütterung erlebt, die diese Sitzungen des Reichs­tags sie uns brachten: mußte doch das Gefühl der nationalen Ehre überwunden werden, das Gefühl des Kapitäns, der lieber mit seinem Schiff untergeben, als es den Feinden preisgeben will, oder des Feskungskommandanken, der lieber sterben, als seine Festung übergeben will. Aber die Aufgabe des Staatsmannes ist eine andere als die des Offiziers. Es scheint, als ob der Anfang der Verständigung zwischen den bisher feindlichen Völkern sich anbahne, aber niemand weiß, ob aus der Saat auch die erhoffte Frucht aufgehk. Uns alle aber befällt eine leise Ahnung, daß dies das letzte Mort der Geschichte nicht ist, sondern daß die entwürdigende Sklaverei, in die wir uns begeben haben, dereinst einem neuen deutschen Tag weichen wird. Wir können die Token nicht besser ehren als durch das Gelöbnis, daß wir wie sie alles tun werden, um das deutsche Volk aus seiner jetzigen schmachvollen Knechtschaft zu erretten.

Teilweise Annahme des Washingtoner Abkommens Die Reichsregierung hat dem Reichstag nunmehr die teil­weise Annahme des im Jahr 1919 getroffenen Washingtoner sozialpolitischen Abkommens vorgeschlagen. Dieser Vorschlag betrifft nicht, wie ausdrücklich hervorgehoben wird, die Fest­setzung der Arbeitszeit: die Frage, ob das Washing­toner Abkommen auch in diesem Punkt von Deutschland an­genommen wird, soll bis zur endgültigen Festsetzung der Ar­beitszeit ausgesetzt bleiben. Dagegen schlägt die Regierung vor, folgendem in Washington vorgesehenen internationalen Uebereinkommen zuzustimmen: Dem Uebereinkommen be­treffend die Arbeitslosigkeit, den Vorschlägen über die G e g e n s e i t i g k e i t in der Behandlung der ausländi­schen Arbeiter, über die Verhütung des Milzbrands, über den Schuh der Frauen und Jugendlichen gegen Bleivergiftung, über die Schaffung eines öffentlichen Gesundheitsdienstes und endlich über die Anwendung des internationalen Ueberein- kommens über das Verbot der Verwendung von weißem Phosphor in der Zündholzindustrie. Die Regierung weist im einzelnen nach, daß die heutige deutscheGesehgebung den im Washingtoner Abkommen gestellten Forderungen im großen und ganzen bereits entspreche, so daß keine Bedenken gegen ihre Annahme bestünden. Gewisse Ergänzungen wür­den allerdings erforderlich werden, die indes auf der Linie der deutschen sozialpolitischen Gesetzgebung liegen. Ilm bei­spielsweise die deutschen Bestimmungen mit dem Vorschlag über den Schutz der Frauen und Jugendlichen gegen Blei­vergiftung in Äebereinskimmung zu bringen, müßten sie auf jugendliche Arbeiter bis zu 18 Jahren ausgedehnt werden. Ferner müßte die Beschäftigung von jugendlichen Arbeitern und Arbeiterinnen noch einigen weiteren Beschränkungen unterworfen werden. Von der Fachgruppe Bergbau des Reichsverbands der Industrie ist das Kabinett vor einigen Tagen ersucht worden, dem Washingtoner Abkommen über die Arbeitszeit nicht zuzustimmen, da der Bergbau eine Ver­kürzung der Arbeitszeit nicht vertrage.

D r t 1 e in b e r y

Stuttgart, 3. Sept. CannstakkerVolksfest. Seit 1913 zum erstenmal wieder wird in der Zeit vom 26. bis 30. September das Cannstakker Volksfest veranstaltet. Es ist nicht in erster Linie Volksbelustigung, fondern Landwirtschaft­liches Haupkfesk, das dem Zweck dient, die Fortschritte auf dem Gesamkgebiek der Landwirtschaft und des landwirtschaft­lichen Geräte- und Maschinenwesens zu zeigen. Die Aus­stellungen umfassen iTere und landwirtschaftliche Erzeugnisse aller Art, sowie Maschinen, Geräte, Dünge- und Pflanzen­schutzmittel, sowie Bauwesen. Für den Wettbewerb sind zahl­reiche Preise vorgesehen. So u. a. für Pferde 6000 -llt, Rind­vieh 14 000 Ziegen 2500st, Schweine 1500 -K, Geflügel 800st. Weitere Preise beziehen sich auf bäuerliche Betriebe für besondere Leistungen, Pflanzenbau, Dienstboten mit mehr als 25 Jahren Dienstzeit, Hauswirtschaft, milchwirtschafkliche Erzeugnisse, Bienenwirkschaft, Obst- und Gemüsebau. Für ein Reit- und Fahrkurnier sind ebenfalls Geld- und Ehren­preise vorgesehen. Nebst den Geldpreisen kommen Ehren­preise zur Verkeilung . Für die gesamte Ausstellung steht ein Platz von rund 90 0Ö0 Qm. zur Verfügung. Ausgestellt wer­den an Pferden und Rindvieh 370 Stück, Ziegen, Schweinen

Der Winter setzte hart ein, die Sse wurde weiß und sichernd, und die Renntiers des norwegischen Jarls liefen mit ihren plumpen Füßen besser übers Eis als die feinen Pferde der dänischen Herr­schaften. Die Königin fühlt« sich wohler und von Erich hörte e man w«nig. Er war bald in Jütland, bald wieder in der Nähe

r von Schleswig. Führte einen Kleinkrieg, der ihm Mannschaft

t, kostete und ihn zornig machte. Aber Margarete sah müßig zu.

Legt« unterdessen ihre schwere Hand auf Flensburg, ließ die

ir Bürger große Steuern tragen und redete schöne Worte, wie gut st sie es mit den Holsten meinte. Auf, Alfen hall« sie «inen Hof, der große Erträge an Obst, an Johannisbeeren und Kirschen ge­ll liefert hatte. Man hatte von den Früchten Wein bereitet, der in

ir den Kellern lagert« und ins Blut ging, wenn man viel davon

-r krank. Auch gesottenes Obst war hier, eingepökeltes Fleisch, Wel- l, zenmehl und ander« Dinge, di« der Haushalt in Flensburg Hus N gebrauchte. Signor Giulio verlangte nach vielen Dingen; Tilo und Rönneburg erhielten den Befehl, übers Eis nach Alfen zu fahren, dort den Hof aufzusuchen und einen Teil der Vorräte nach Flens- bürg zu bringen. Und weil das Eis glatt und schön war, di«

^ Sonne schien und der Himmel strahlend blaute, so erklärte der

Junker Schildach, daß er den Pagen gern begleiten würde, ebenso h wie Fräulein Alheid und Fräulein Vrolund Lust verspürten, di« Fahrt mitzumachen. Einige andere Kavaliere schlossen sich an und es wurde ein« Vergnügungsfahrt anstatt emer Geschäftsreise, l« Kaspar Rönneburg knurrte. Er konnte Alheid nicht leiden und h ihr Getue mit den Junkern fand er anstößig: aber Tilo sagt«

>e nichts. Er grüßt« Alheid, wenn er ihr begegnete; «in. oder zwei-

z, mal rief sie ihn, aber er hörte nicht.

:e Nun fuhren vier große Schlitten über das spiegelglatte Eis. !S Im ersten, mit hübsch geschmückten Pferden bespannt, saßen die zwei Damen mit mehreren Junkern, dt« andern waren einfacher, id und der größte Schlitten am Ende war leer und nur für die Auf- i- nahm« der vielen Vorräte bestimmt.

r- Lustig klingelten die Glocken, die Pferde dampften, über den klaren Himmel zogen Wildschwäne, Möwen segelten über die Eis­fläche und hier und da krächzt« ein Rabe. Die Gesellschaft im vorderen Schlitten war sehr luftig und Alheids Lachen hört« man weit. Die zwei Pagen sagten nicht: viel. Waren beide in Män­tel aus °Wvlfsf«ll eingewickelt und Kaspar Rönneburg hielt die rs Zügel, während im Hinteren Schlitten ein Flensburger Holst« die Pferde lenkt«. Man mußt« «in« Strecke an der Insel entlang fahren, bis man an di« Stelle kam, wo dl« Hörigen einen An­legeplatz für die Schisse der Königin gebaut hakten. Heute war

lind Schafen 350 Stück:, 5läNlNcbüN"ttnD'Geflugel 760 Stück? Am 26. September wird die Ausstellung eröffnet, am 27. Sep­tember findet die Preisverkeilung statt, nachmittags ist Reik- und Fahrkurnier, am 28. September (Sonntag) vormittags Tracbkenumzug, nachmittags Reit- und Fahrkurnier, am 29. September Fischerstcchen auf dem Neckar, sowie Reik- und Fahrturnier. Am 30. September abends wird die Aus­stellung geschlossen. In Verbindung mit der Ausstellung findet eine landwirtschaftliche Woche stakt.

Stuttgart, 3. Sept. Schwäbische Volksoper. Ge­genwärtig sind Verhandlungen im Gang mit dem Zweck der Gründung einer schwäbischen Volksoper, die, w e die Schwä­bische Volksbühne in den Städten des Landes Vorstellungen geben soll.

Turn- und Lpielkurse. Vom 29. Sept. bis 11. Oktober wird an der Landesturnanstalt in Stuttgart ein außerordent­licher Turn- und Svielkurs für Lehrer abgehalten. Für Frühjahr 1925 ist ein ähnlicher Kurs für Lehrerinnen vor­gesehen.

Vom Tage. In einem Hans der Spitioslraße ver"sie ein 28 Jahre alter getrennt lebender Blldhaucr durch Ein­atmen von Gas einen Selbstmordversuch. Er wurde ins Katharinenspital verbracht.

Der Fleischverbrauch. Nach der amtlichen Statistik der Schlachtvieh- und Fleischbeschau für das 2. Vierteljahr 1924 ergibt sich bei den Hauptschlachtvieh-Gattungen, nämlich Jungrindern, Kälbern und Schweinen, eine erhebliche Zu­nahme der Schlachtungen, desgleichen in Bullen und Ziegen, während bei Ochsen, Kühen, Schafen und Pferden die Schlach­tungen zurückgegangen sind. Die Statistik zeigt auch, daß die aus den gewerblichen, d. h. denjenigen Schlachtungen, die hauptsächlich für die Fleischversorgung der nichtlandwirt­schaftlichen Bevölkerung in Betracht kommen, die Gesamt- Schlacht-Gewichtsmenge im 2. Vierteljahr 1924 um 7,7 v. 5). größer war als im ersten Vierteljahr 1924, und um 60,7 v. H. größer als im Vierteljahrsdurchschnitt 1923, daß sie dagegen hinter dem Vorkriegsstand immer noch um 37,8 v. H. zurück- bleibt.

Volkshochschule Denkendorf. Das Volkshochschulheim für Mädchen im Kloster Denkendorf OA. Eßlingen nimmt in seinen Winterkurs, der am 14. November beginnt und bis 1. April 1925 dauert, noch eine beschränkte Anzahl junger Mädchen (nicht unter 18 Jahren) auf, um sie in die hauswirtschaftlichen und erziehenden Frauenaufgaben einzu­führen. Mädchen, die neben zeitgemäßer praktischer Aus­bildung eine geistig-seelische Förderung im Kreise Gleich­gesinnter suchen, wollen sich an die Heimleitung wenden.

Aus dem Lande

Eßlingen, 3. Sept. Zusammenstoß von Kraft­wagen. Bei dem Versuch, ein in Richtung Eßlingen fah­rendes Pferdefuhrwerk zu überholen, stieß ein Personen­kraftwagen auf der Staatsstraße Eßlingen-Stuttgart in der Nähe des Brühls mit einem aus entgegengesetzter Richtung kommenden gleichartigen Fahrzeug zusammen. Beide Wa­gen wurden stark beschädigt und mußten abgeschleppt wer­den. Personen kamen nicht zu Schaden.

Der Hausierhändler August Barchel aus Beuren OA. Nürtingen macht nebenbei Wahrsagerei. Auf Zetteln, die er in die Hausbriefkästen legt, empfiehlt er seine astrologi­sche Wissenschaft zur Verkündigung der Zukunft, von Heil und Unheil. Hunderte von Zuschriften, die bei der Durch­suchung bei Barchet allein aus Eßlingen gefunden wurden, beweisen, daß es auch für solche Erwerbsarten immer noch ein Publikum gibt. Gegen den Sterndeuter ist ein Verfah­ren wegen Betrugs eingeleitet.

Marbach, 3. Sept. Riesenrettich. Hier wurde ein Rettich gezogen, der 100 Gramm weniger als 7 Pfund wiegt.

Metterzimmern OA. Besigheim, 3. Sept. Ertrunken. Das zwei Jahre alte Töchterchen der Familie Kurfis fiel in den Bach und ertrank. Die Leiche wurde in Bietigheim am Wehr unterhalb der Enzbrücke aufgefunden.

Gmünd, 3. Sept. Gestörte Einbrecher. Im Sta­tionsgebäude Unterböbingen entdeckte Oberweichenwärter Bäuerle nachts Einbrecher an der Stationskasse. Er schlug Lärm und die Diebe entflohen. Sie erbeuteten nur 2,50 Mark, die auf einem Pult lagen. Letzten Sonntag wur­den zwei junge Burschen von Mögglingen erwischt, als sie eben einen der Stadtgemeinde Heubach gehörigen schönen Obstbaum abknickten. In letzter Zeit waren an der gleichen Stiaße etwa 15 Obstbäume auf diese Weise vernichtet worden. >

der Platz so hergerichtet, daß die Schlitten bequem aufs Land fahren konnten. Junker Schildach stieß einen Pfiff aus, weil er sich wunderte, daß niemand am Ufer stand, um die vornehmen Herrschaften zu begrüßen. War Loch schon vor zwei Tagen Bot­schaft ergangen, daß der Hof besucht werden sollte. Wie er sich noch umsah und einige Flüche ausstietz, kamen vom Eis her die Renniier« des Jarls angetrappelt. Vier Stück, mit rotem Leder aufgezäunt, die melodisch klingelten.

Sven führte die Zügel, während der Jarl, behaglich in ein Bärenfell gehüllt, ernsthast die lustige Gesellschaft betrachtet«, die jetzt im Schlitten an den Strand fuhr. Es ging langsam und Schildach fluchte von neuem. Lagen hier doch Stein« ln der sonst glatten Auffahrt und die Pferd« stolperten. Ein scharfer Wildgansschrei erklang über ihnen und Tilo hob den Kopf. Dann sprang er aus dem Schlitten, lief einig« Schritt« seitwärts, wo ein großer, mit Eis und Schnee überzogener Felsblock di« Aus­sicht versperrte, und kehrte fast augenblicklich zurück.

.Umkehren!" rief er mit lauter Stimme, riß Kaspar die Zügel aus der Hand, schlug auf die Pferde «!n, daß st« umdrehten und eilig wieder aufs Eis liefen.

In demselben Augenblick schwirrten Bolzen und Steine. Ein Pferd des Schlittens, in dem Alheid und ihr Fräulein saßen, sprang steil ln di« Höh«, um dann niederzubrechen. Zugleich sank Schildach in die Knie und «In anderer Junker schlug mit dem Kopf aufs Eis. Es entstand ein Augenblick der größten Ver­wirrung. Steil!« und Bolzen fiogen, dazwischen klang wildes Ge­schrei und eine Anzahl vermummter Männer stürzte sich auf die Gesellschaft.

Likedeeler!" rief der holstische Knecht, der so eilig umkehrte, daß er keinen Befehl zu hören schien. Aber Tilo war ihm auf den Fersen. Er fiel den Pferden in die Zügel und der Holste muht« di« zwei Fräulein und ein« Magd mitnehmen, die halbtot vor Angst auf dem Eis kauert«. Keiner der dänischen Herren war auf einen Angriff gefaßt. Wer konnte, lief übers Eis nach Flensburg zu und zwei von den Schlitten mit ihrer Bespannung fielen den Seeräubern in die HLnd«. Der Jarl und Sven teilten kräftige Schläge aus, aber di« Uebermacht war zu groß und der Jarl mußt« froh sein, daß Kaspar Rönneburg ihn in seinen Schlit­ten nahm, den die Likedeeler kaum beachtet hatten. Der Norweger war sehr böse. Seine besten Renntier« waren ihm genominen. Er hatte sie frisch aus Norwegen kommen lassen. Nun aßen die Likedeeler sie auf.

(Fortsetzung folgt)