Vom Murgtal, 21. Juli. Die Murgkalbahn. Eine Abordnung der würktembergischen und badischen Gemeinden, die am Ausbau der Murgkalbahn interessiert sind, begab sich nach Berlin, um im Reichsverkehrsministerium ihre Wünsche vorzutragen. Sie erhielt den Bescheid, daß die Arbeiten wieder ausgenommen werden sollen, wenn die Gemeinden dem Reichsministerium ein verzinsliches Darlehen von etwa einer halben Million Mark zur Verfügung stellen. Der Vertreter von Rastatt erklärte, er hoffe, einen erheblichen Teil dieser Summe in seinem Bezirk aufbringen zu können. Oberamtmann Knapp- Freudenstadt hatte mit dem würtk. Finanzminister eine Unterredung, wobei dieser eine wohl­wollende Prüfung der Frage in Aussicht stellte. An das Württ. Finanzministerium wurde die Bitte gerichtet, dem Reichsverkehrsministerium eine möglichst hohe Summe aus staatlichen Mitteln als verzinsliches Darlehen zur Ver­fügung zu stellen.

Karlsruhe, 21. Juli. Der Haushaltausschuß des Landtags hat zwei Eisenbahnereingaben gegen die Ueberführung von ständigen Arbeitern in das Aushilfsverhältnis und gegen di« Uebertragung von Streckenarbeiten an Privatunternehmer der Regierung empfehlend überwiesen, obgleich der Regie­rungsvertreter bemerkt hatte, daß hiefür nicht die badische Regierung, sondern das Reichsverkehrsministerium zustän­dig sei.

Reblausunkersuchung ln Baden. Seit dem 1. Juli d. I. arbeiten wieder die amtlichen Reblausuntersuchungskolonnen und zwar in der unteren Markgrafschaft Baden. In Pfaffen­weiler bei Staufen konnten im Anschluß an die im letzten Jahr aufgefundene große Verseuchung, deren Umfang aber im letzten Jahr nicht mehr vollkommen festgestellt werde» konnte, neue Verseuchungen nachgewiesen werden.

Pforzheim, 21. Juli. Die Geschäftslage hak sich in der Woche vom 10. bis 16. Juli weiter verschlechtert. Die Zahl der Betriebe mit -Kurzarbeit hak um 16 Firmen zugenommen und beträgt jetzt insgesamt 213 mit «her 15 000 Arbeitern. Die Zahl der Vollerwerbslosen ist auf rund 700 gestiegen.

Pforzheim, 21. Juli. In der Scheideanstalt Schirmer wurde durch eine Gasexplosion die Einrichtung des chemi­schen Laboratoriums zerstört und ein Schaden von etwa 5000 Mark angerichtet.

In der Durlacher Straße stürzte ein 3jähriges Mädchen aus dem dritten Stock eines Hauses in den Hof. Zum Glück fiel das Kind auf ein Glasdach, das durchschlagen wurde, aber den Fall so schwächte, daß das Kind zwar erheblich, aber nicht lebensgefährlich verletzt wurde. Ein zweites Kind, welches dem abgestürzken -Mädchen nachsah, stürzte ebenfalls aus dem Fenster, blieb aber am Dachkandel hängen und konnte unverletzt geborgen werden.

Bruchsal, 21. Juli. In Hambrücken sind Wohnhaus und Scheuer der Witwe Krämer und die Scheuer des Landwirts Decker abgebrannt. Von der Fahrnis konnte nichts gerettet werden.

Heidelberg, 21. Juli. Der 145 Ortsvereine mit etwa 20 000 Mitgliedern zählende Reichsbund der Feldeisenbahner hielt in diesen Tagen hier seine 5. Hauptversammlung ab. Zu Be­ginn der Versammlung wurden an den Reichspräsidenten und an den Protektor des Vereins, Generalfeldmarschall von Hindenburg, Begrüßungstelegramme abgesandt. An den Reichskanzler, sowie an alle 15 deutsche Ministerpräsidenten wurde die telegraphische Bitte gerichtet um Unterstützung der Ansprüche der Feldeisenbahner auf Zahlung des ihnen vorenthaltenen Teils ihres Zioilemkommens. Weiter sandte der Reichsbund an das Reichswehrministerium in Berlin und an das Wehrkreiskommando in München einen Protest gegen den Antrag der Sonderbündler, verliehene Eiserne Kreuze nicht zur Weitergabe an Kameraden auszufolgen. Der Bun­destag foderte Aufhebung der Personalabbauverordnung, so­weit dadurch Kriegsbeschädigte und Schwerbeschädigte nach­teilig berührt werden und er forderte insbesondere die Wie­dereinstellung der entlassenen Schwerbeschädigten, die Sicher­stellung kostenloser Heilbehandlung auch für Kriegshinter­bliebene und den Ausbau der sozialen Krieghinterbliebenen­fürsorge. Die Ehrenmitgliedschat wurde einer größeren An­zahl von Personen verliehen, darunter den Generälen Luden­dorff, Gollwitz, Grüner, Mathy-Heidelberg, Neuber-Heidel- berg u. a. m. Ferner wurde eine Entschließung gegen die der Reichseisenbahnen angenommen und hin­sichtlich der Kriegsschuldfrage wurde Klarstellung gefordert. Das Denkmal für die gefallenen Eisenbahner-Kriegsteilneh­mer vor dem Berliner Verkehrsmuseum wird demnächst zur Aufstellung gelangen: es kostet etwa 40 000 Goldmark.

Freiburg, 21. Juli. Der Bürgerausschuß hak den städti­schen Voranschlag 1924 einstimmig angenommen. In der ^mssprache wurde bedauert, daß die Stadtverwaltung keine Auskunft über den Stand der Volksschule bekommen konnte, da sie doch so große Aufwendungen für die Volksschule mache.

Radolfzell. 21. Juli. Großfeuer. Die große Lager­halle der Holzwarenfirma Kurz und Höfer ist mit allen Bor­gten niedergebrannt. Vom Geschäftshaus wurde der Dach­stock zerstört. ^

Grießen bei Waldshut, 21. Juli. Auf einem abschüssige Waldweg geriet der Fuhrhalter Julius Spitznagel unter sei ^Wellen beladenes Fuhrwerk und wurde lebensgefährlic

der badischen Grenze, 21. Juli. Brand. I, unan Klosters Maria Tann entstand auf noc

der ^ ?^se während eines Gewitters ein Branl

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^ ^ Wildbad, 22. Juli 1,24.

Landeskurtheater. Zu Frank Wedekind's 60. Ge­burtstage :Die Büchse der Pandora". Heute Dienstag abend ehrt das hiesige Kurtheater in Form eines Kammer- spielabends das Andenken des Dichters Wedekind durch erne nur einmalige Aufführung seines Werkes:Die Büchse der Pandora". Selten ist ein Werk so umstritten worden, wre dieses; selten haben sich deutsche Gerichte so intensiv nnt einem Bühnenwerke befaßt, wie mit dieser Wedekind- Ichen Tragödie und selten hat Unverstand und Un­kenntnis eine derart falsche Atmosphäre um ein Stück herum erzeugt, wie es bei diesem der Fall war. Das Stück spricht in Kraßheit von lasbischer Liebe, Dir­nen- und Zuhälterleben, von Lustmord und Erotik: Grund genug, daß es früher polizeilich verboten war l Doch, nicht me erotischen Momente sind die Wesensziige der Tragödie -- die sind nur das dem Dichter erforderliche Milieu,

sondern die rein sittlichen und künstlerischen Qualitäten sind es, die dem Werke den Wert geben. Der tiefe, tra- gifche Ernst, der aus jedem Gedanken Wedekinds weht! Die ernste moralische Tendenz, die aus der Dichtung spricht! Wedekind war ein viel zu ernster Schriftsteller, als daß von ihm angenommen werden könnte, er habe lediglich der Erotik wegen seine Werke geschrieben. Er liebte es, seine Stoffe aus den Nachtseiten des mensch­lichen Lebens zu wählen, insbesondere Probleme aus rein sexualem Gebiete dichterisch zu behandeln! Mit heiligem Ernste aber tat er dies I Er ist viel angefeindet worden, weil er viel mißverstanden wurde! Vielleicht sprach er damals um 20 Jahre zu früh zu uns! Wedekind be­tont : NichtLulu" ist die tragische Hauptfigur des Stückes, wie von den Richtern irrtümlich angenommen wurde, sondern die der Lulu in lasbischer Liebe zugetaneGräfin Geschwitz". Lulu spielt, von einzelnen Intrigen abgesehen, eine rein passive Rolle; die Gräfin Geschwitz dagegen gibt den Beweis einer durchaus übermenschlichen Selbst­aufopferung, bis sie, nachdem sie entsetzlichste Seelen quälen mit stoischer Fassung ertragen, als Verteidigerin ihrer Freundin den Opfertod stirbt. Nirgends in der Darstell­ung findet sich Frivoles oder Pikantes. Wedekind koket­tiert nicht etwa nach Art vieler französischer Dichter mit dem Halbverhüllten, Zweideutigen, Anzüglichen, Lasziven; er zeigt vielmehr die Bestie im Menschen in ihrer ganzen Realität. Er erhebt bei Schilderung der Vorgänge nicht den geschlechtlichen Stoff in ihnen zum Selbstzweck. Der Gerichtshof mußte schließlich zu der Annahme gelangen, daß die vom Angeklagten Wedekind verfaßte Tragödie Die Büchse der Pandora", als Ganzes betrachtet, sich objektiv nicht als eine unzüchtige Schrift charakterisiert, sondern ernsthaften literarischen Wert hat und eine sittliche Tendenz verfolgt." Wer mit ernster Einstellung den Vorgängen auf der Bühne folgt, kann nur das Ethisch- Wertvolle, das sittlich Hochstehende aus der Tragödie herausfühlen. L.

Waldbrand. Gestern mittag entstand im Stadtwald Leonhardswald Abt. Eichwäldle durch sträfliche Fahrlässig­keit von Heidelbeersammlern ein sehr gefährlicher Wald­brand in einem Forchenbestand mit Fi.- und Ta.-Unter- holz etwa 100 Mtr. oberhalb der Schutzhütte am Aichel- bergersträßcheu. Fritz Gall von hier, der am Aichelberger- sträßchen arbeitet, entdeckte nachmittags um 4 Uhr von feiner Arbeitsstelle aus die lodernden Flammen, und rief die in der Nähe befindlichen Arbeiter herbei, welche unter Anleitung von Vorarbeiter Gemeinderat Bott und Vor­arbeiter Gutbub von sich aus die Bekämpfung des Brandes unternahmen. Nach etwa IV? Stunden war der Brand soweit erledigt, daß nur eine Bewachung der Brandstelle durch freiwillig sich zur Verfügung stellende Leute die Nacht über als notwendig erwies. Die Brandfläche umfaßt etwa 0,2 Im. Das Unterholz und ein Teil des Ober­holzes auf der Fläche wird eingehen. Sämtliche bei der Bekämpfung des Brandes Beteiligten haben durch ihre Handlungsweise einen schönen Beweis von Geineinsinn dargebracht und dürfen des Dankes der Allgemeinheit sicher sein. Von der Feuerwarte im Auchhalderkopf aus wurde der Brand ebenfalls entdeckt. Weitere Schritte wurden jedoch unterlassen, da man erkannte, daß der Brand bereits bekämpft wurde. Aus dem Fall ergibt sich die Lehre, die Ueberwachung des Waldes zu ver­schärfen. Nur der raschen Hilfe der in der Nähe arbei­tenden Leute ist es zu verdanken, daß größerer Schaden für die Stadtgemeinde vermieden wurde.

Mondfinsternis. Die zweite Mondfinsternis dieses Jahres findet am 14. Aug-ckt statt. Sie ist total und bei giwstiver Witterung in ihrem ganzen Verlauf bei uns sichtb«. Die Sonne geht 7.15 Uhr unter, zu gleicher Zeit geht der WrU- auf, der schon um 6.32 Uhr in den Halbschatten der Erde ge­treten ist- Kurz vor Mondaufgang 7.31 Uhr beginnt der Mond in den Kernschatten der Erde zu treten. Um 8.31 Uhr beginnt dann die volle Verdunkelung, die bis 10.09 Uhr dauert. Um 11.09 Uhr verläßt dann der Mond den Kern­schatten der Erde und um 12.07 Uhr tritt er auch aus dem Halbschatten aus. _____

Heidelbeerzeik. Das Beerensammeln als Broterwerb ist ein mühsames Handwerk. In aller Frühe geht's hinaus in den Wald, also die ganze Familie, Mann, Frau und Kinder. Emsig geht's von Strauch zu Strauch, den Rücken tief ge­beugt, stundenlang, den ganzen Tag über, bis an den Abend, nur mit kurzer Frühstücks-, Mittags- und Vesperpause. Ein starker Wettbewerb. Topf um Topf in mühseliger Arbeit vollgelesen, die Beeren sind ja so klein undräumen" so lang­sam. Hinein in den Korb. Wenn dann der Abend da ist, ist man heilfroh, wenn der Korb einigermaßen gefüllt ist. Ein Bezirk nach dem anderen wirdabgekämmt". Und doch sind weite Strecken, die wachen- und monatelang außer des Forst­mannes keines Menschen Fuß betritt. Der Städter aber kauft seine Beeren, wie's beliebt und soweit das nötige Kleingeld dazu da ist. Manche glauben, wie gut es doch die Leute da draußen im Wald haben, denen die schönen Früchte so in Hülle und Fülle Zuwachsen, und machen sich nicht einmal darüber klar, welche Schwere der Arbeit diese Menschen im Walde zu leisten haben, um den Wald in die Stadt zu tragen und ihr kärgliches Auskommen dabei zu finden.

Aufwertung der Städkeobligatlonen. Zur Aufwertung der Städteobligationen schreibt uns der Württ. Hypotheken­gläubiger- und Sparerschutzverband folgendes: Die Presse­mitteilungen des Württ. Städtetags, wonach in letzter Zeit von leistungsfähigen Kreisen in starkem Umfang Spekula­tionskäufe in Stadtobligationen abgeschlossen worden seien, entspricht nach unfern Erkundigungen bei den Großbanken nicht den Tatsachen. Richtig ist nur, daß Haufliebhaber vor­handen sind, denen aber keine Abgeber gegenüberstehen. Soweit Vrkäufe vorkamen, handelt es sich um wenige Not- abgaben besonders Bedürftiger. Zu den Kaufliebhabern wer­den in erster Linie die Städte selb st gehören, deren Be­streben entsprechend dem Beschluß des Städtetags vom 30. Mai ds. Js. darauf ausgeht, möglichst viele Obligationen zurückzukaufen, ehe die Begünstigung der Städte in der 3. S-euernotverordnung aufgehoben wird. Der Verband warnt daher die Besitzer von Städte-Schuldverschreibungen wiederholt vor solchen Verkäufen und weist darauf hin, daß die Stadtgemeinden Tuttlingen und Calw bereits einen be­schränkten Zinsendienst ausgenommen haben, daß ferner ein entsprechender Beschluß des Gemeinderats Balingen vorliegt, und daß weitere Städte in kurzem diesen Beispielen folgen werden. Die Einga ben d es Verbands anden,Gemeinderat,in

Stutt gärt vonT29. M M-,'in derMter Hervorhebung des günstigen Stands der städt. Finanzen um Ausnahme eines angemessenen Zinsendienstes für die Stuttgarter Stadtobu- gationen nachgesucht wird, ist noch unerledigt. Alle poli­tischen Parteien, von der Rechten bis zur Sozialdemokratie, haben sich zu der Notwendigkeit bekannt, daß die Ansprüche der Gläubiger besser berücksichtigt werden Müssen, als dies durch die 3. Steuernotverordnung geschieht. Die Hindernisse liegen bei den Stadtschultheißenämtern. Besonders gilt dies für den Oberbürgermeister von Stuttgart, der jede Zinszah­lung in seiner Eigenschaft als Stadtvorstand wie als Vor­sitzender des Städtetags aufs schärfste bekämpft. Das ist um so mehr zu bedauern, als gerade der Stadtgemeinde Stuttgart eine, angemessene Verzinsung ihrer alten Schuld- verfchreibungen nicht schwer fallen würde. Die Obligationäre dieser Stadt sonderbar davon berührt sein, daß auf Antrag des Stadtschultheißenamts außer Grundstückskäufen und klei­neren Bauten vor wenigen Tagen ein großer Mtischer Schulhausneubau zur Ausführung genehmigt wurde, für den das Baugeld in Höhe von 650 000 Mark nach der Mitteilung der Finanzkommission bereis zur Verfügung steht, während der Stadtvorstand unserem Verband gegenüber kürzlich den Standpunkt vertreten hat, für die Verzinsung der alten städt. Schulden sei kein Geld vo rhanden.

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Me Bayreukher Festspiele. Nach einer Unterbrechung von 10 Jahren werden am 22. Juli ds. Js. zum erstenmal wieder die Fanfaren vom Festspielhügel in Bayreuth herab erklingen und den Wiederbeginn der Festspiele verkünden. Wagners Sohn Siegfried hatte eine Kunstreise nach den Vereinigten Staaten unternommen, um die erforderlichen großen Mittel zu verdienen. Aus Kreisen der Wagnerver­ehrer sind ferner so viele Spenden aufgebracht worden, daß das Unternehmen gesichert ist. Seit Wochen sind die Vor­bereitungen im Gang: die ersten deutschen Künstler haben sich dem Werk zur Verfügung gestellt. An der ersten Haupt­probe nahm die greise Witwe Cosima selbst teil, im übrigen hak Siegfried Wagner die Oberleitung. In die Orchester- leikung keilen sich die Kapellmeister Kittel, Muck, Balling, Fritz Busch und W. Kahler. Für Parstfal und für den Ring" sind neue Bühnenbilder von Prof. Brückner in Ko- burg gemalt worden. In den Chören wirken 27 Soprane, 19 Altstimmen, 28 Tenöre und 28 Bassisten mit, das Or­chester besteht aus 129 Künstlern.

Eine sonderbare Geschichte. DieFleischer-Verbands-Zei- tung" vom 16. Juli berichtet:-Aus dem Kriminalposten des Hamburger Hauptbahnhofs erstattete dieser Tage der aus Göppingen stammende Metzgermeister B. eine Anzeige, daß er am 1. d. M. zum Besuch des Viehmarkts in Augsburg geweilt und nachmittags gegen 2 Uhr in einer Augsburger Wirtschaft die Bekanntschaft eines etwa 28 bis 30 Jahre alten Mannes gemacht habe. Dieser stellte sich als Reisender vor und erkundigte sich bei B. nach dem nächsten Weg zum Bahn­hof. Dann ließ der Mann sich von B. einen 10-Rentenmark- schein wechseln. Als B. seine Brieftasche wieder eingesteckt hatte, sah der Fremde ihn scharf an und von diesem Augen­blick an fehlt dem B. jede Erinnerung über das, was mit ihm weiter geschehen ist. Cr fand sich auf dem Hamburger Haupt­bahnhof wieder und mußte sich erst bei Fahrgästen erkundigen, wo er überhaupt war, da er Hamburg nicht kannte. Aus sei­ner Brieftasche fehlten 150 bis 200 Mark. Er will auch nicht wissen, ob dieser Mann mit ihm zum Bahnhof gegangen war. Da B. mittellos war, nahm sich die Polizeibehörde seiner an.

Fluglinie Stockholm-Zürich. Am 24. Juli wird -er regel­mäßige Nachtpostflugverkehr Berlin-Stockholm mit Junker- Flugzeugen (wie bei der Linie Berlin-Angora) für Post und Frachtbeförderung eröffnet. Auf der Strecke werden elek­trische Leuchtzeichen in den Formen von Kreuz, Dreieck und Pfeil usw. an den wichtigsten Stellen errichtet, um dem Füh­rer die Richtung zu geben, außerdem sind eine Anzahl Not­landehäfen bei plötzlichem Nebel oder anderen Zwischenfällen eingerichtet. Der Luftverkehr Berlin-Leipzig-Fürth wird im Zusammenhang mit der Nordlinie wieder ausgenommen mit Anschluß an die Luftlinien Frankfurt a. M., München, Wien, Budapest und Zürich. Die Post, die 9 Uhr abends in Stock­holm abgesandt wird, kann so schon am andern Tag mittags 3 Uhr, also in 18 Stunden, in Zürich oder Wien sein und umgekehrt.

Der Skolz der Amerikaner. Ein amerikanisches tech­nisches Fachblatt schreibt:Wenn der RiesendampferLevia­than" in See geht, so stellt dieser Stolz der amerikanischen Handelsmarine die Höchstleistung amerikanischer Wissen­schaft und Jngenieurkunst dar." Daß derLeviathan" der geraubte deutsche DampferVaterland" ist, verschweigt das ehrenwerte Blatt.

Polnisches Gymnasium in Allenstein. In Polen werden Sammlungen veranstaltet, um in Allenstein, also im reichs- deutschen Ostpreußen, ein polnisches Gymnasium zu errichten. In Alt- und Neupolen werden aber die deutschen Schulen unterdrückt.

Welkradiumbad. Eine Berliner Finanzgesellschaft will die Ortschaft Oberschlema im sächsischen Erzgebirge zu einem Weltradiumbad ausbauen. Die sächsische Regierung hat be­reits die Genehmigung erteilt.

Abgeskürzk. Der Kunstmaler Alois Friedrich von Hirschau, OA. Aotkenburg, ist am Taubenflühli bei Bern, wo er künst­lerische Studien machte, 40 Meter tief abgestürzt und schwer verletzt worden.

Autounglück. Infolge Reifenbruchs versagte an einer scharfen Wegbiegung auf der Straße von Porschdorf nach dem Bad Schandau (sächs. Schweiz) die Bremse des Kraft­wagens des Direktors Busch von der Waggonfabrik in Bautzen. Der Magen stieß auf eine Mauer und überschlug sich. Busch, seine Frau und drei Rumänen, die in der Fabrik ein Geschäft abgeschlossen hakten wurden herausgeschleuderk >-nd schwer verletzt, der Wagenführer dürfte kaum mit dem Leben davonkommen.

Weiblicher Straßenräuber. In der Teltowerstraße in Berlin überfiel ein 21jähriges Mädchen den Direktor einer Fabrik. Sie sprang plötzlich auf ihn zu und schlug ihn mit einem Hammer auf den Kopf, so daß er kurze Zeit die Be­sinnung verlor. Der Versuch, die Aktentasche zu entrissen, mißlang. Das Weibsbild wurde von Vorübergehenden ver­folgt und der Polizei übergeben.

Dem Hamburger Kaufmann Glogau wurden im Schnell­zug BerlinHamburg 24 000 Mark gestohlen.

Falschmünzer. In letzter Zeit wurden durch die Falsch- geldabkeilung der Reichsbank 5 Falschmünzerbanden mit über 60 Mitgliedern sestgestellt, die teils Dollarnoten aufgewertek, leils falsche englische Pfundnoken hergestellt haben.

Kampf mit einem Bären. In der Nähe von Serajewo (Bosnien) zeigte sich an einem Waldrand plötzlich ein aus­gewachsener Bär. Er griff einen dort arbeitenden jungen Buriclnn an. Dieter rief um Hilfe, und es eilten mehrere in.