Behandlung der Deutschen in der Tscheche,
Prag, 21. Juli Die tschechische Regierung beabsichtigt nach einer Meldung der „Narodny Politika", die Gemeindevertretung der Hauptstadt Schlesiens, Troppau, aufzulösen und der Stadt das alte Recht des eigenen Statuts zu entziehen. Obwohl Troppau von 22 000 Deutschen und nur 8000 Tschechen, die vorwiegend Staatsangestellte sind, bewohnt wird, soll auf W'.msch dieser Tschechen die Stadt bis zu den Neuwahlen von einem gleichmäßig aus 20 Tschechen und 20 Deutschen zusammengesetzten Verwaltungsausschuß geleitet werden.
Meuterei in Peru
London, 21. Juli. In Lima hat das 5. Reiterregiment gegen die Regierung gemeutert. In einem Kampf mit dem 17. Reiterregiment wurde es gefangen genommen. Die Verluste auf beiden Seiten sollen beträchtlich sein.
Die drille amerikanische Partei Washington, 21. Juli. Auf einer Vertreterversammlung der Anhänger La Follottes wurde der Plan für die Präfident- schaftswahl festgelegt. Die neue Fortschrittspartei glaubt, daß kein Bewerber die nötigen Mehrheitsstimmen aufbringen werde und daß daher vom Abgeordnetenhaus und vom Senat andere Männer gewählt werden müssen. Der Senat hätte dann nur den Vizepräsidenten zu wählen.
Ernste Lage in Brasilien
Buenos Aires, 21. Juli. Auf Umwegen hier einlaufende Berichte deuten an, daß entgegen amtlichen brasilianischen Verlautbarungen, das Land sich tatsächlich in den schwersten Wirren befindet. In vier Staaten ist der Ausstand fehl ernst geworden. Die Regierung unterzieht fortwährend die hohen Offiziere einem Verhör und hat viele Offiziere der geringeren Chargen eingekerert, weil sie in dem Verdacht stehen, es mit den Aufständischen zu halten.
Württemberg
Slullnarr, 21. Juli. Durchführung der Verordnung über Goldbilanzen. Zur Durchführung der Vorschriften der Verordnung über Goldbilanzen haben das Justiz- und das Arbeitsministerium bestimmt: Vor der Entscheidung wird in der Regel die zuständige Handelskammer, bei Genossenschaften, die einem Revisionsverein angeschloffen sind, dieser gehört werden. Begründete Anträge sind durch Vermittlung der Handelskammer (des Revisionsverbands) einzureichen. Zuständige Stelle für die Ermittlung des Werts einer Aktie oder eines Geschäftsanteils ist die Handelskammer, in deren Bezirk das Unternehmen seinen Sitz hat. Die Ermittlung und Bescheinigung hat sich darauf zu beschränken, ob der Wert der Aktie oder des Geschäftsanteils am 31. .Dezember 1923 weniger als 40 Billionen für 100 Mk. Aktienkapital oder Stammkapital betragen hat. Die in 8 39 D.V. vorgesehene Befreiung erfolgt durch den Präsidenten des Landgerichts, in dessen Bezirk das Unternehmen seinen Sitz hat (und für den Bezirk des Amtsgerichts Balingen durch den Präsidenten des Oberlandesgerichts). Der Präsident kann von dem Antragsteller die Beibringung einer Bescheinigung der Handelskammer verlangen, daß die Abtretung „aus Anlaß der Umstellung" erfolgt. Seine Entscheidung ist endgültig.
Landwirtschafts-Praktikantinnen. Wie die württ. Landwirtschaftskammer bekannt gibt, findet die nächste Prüfung der weiblichen Lehrlinge im landwirtschaftlichen Haushalt Mitte September d. I. statt. Die geforderte zweijährige Lehrzeit muß tunlichst in einer, jedoch in nicht mehr als zwei landwirtschaftlichen Haushaltungen erfolgt sein. Töchter praktischer Landwirte sollen mindestens ein Jahr ihrer Lehrzeit in einem fremden Betrieb praktisch tätig gewesen sein.
Schulfache. Die würkk. Oberschulbehörde hat angeordnek, daß möglichst sofort, spätestens aber bis Beginn des Winterhalbjahrs die reinen Mädchenoberklassen von weiblichen Lehrkräften statt von Lehrern zu versehen sind.
Aus dem Lande
Feuerbach, 20. Juli, Gemeindeetat. Der Gemeindehaushalt brachte an Einnahmen 1 218 030 -R, an Ausgaben 2 002 652 -K, somit einen Abmangel von 784 622 -R. Der Abmangel soll durch eine Gemeindeumlage von 12 v. H. und durch die Aufbrauchung von Restmitteln gedeckt werden.
Ludwigsburg, 21. Juli. Unter sehr großer Beteiligung fand am Sonntag das Liederfest des Schillergaus
ktt Ludwigsbürg Ptättl In der Morgenfrühe 'würde zunächst eine Huldigung vor dem Schillerdenkmal auf dem Wilhelmsplatz abgehalten. Hieran schloß sich, nach einer Hauptprobe, das Wertungssingen in der Festhalle. Die Preisrichter, Musikdirektor Nack-Stuttgart, Oberlehrer Kohler-Heilbronn und Oberreallehrer Bäuchlen-Eßlingen, hatten jedenfalls bei der Fülle der gediegenen künstlerischen Vorträge keine leichte Arbeit. Mittags bewegte sich ein Festzug durch die Stadt, an dem sich über 40 Vereine mit etwa 2000 Sängern, 4 Musikkapellen, Vorreiter, Festjungfrauen usw. beteiligten. Um 4 Uhr nachmittags folgte eine Festauffllhrung mit hervorragenden Darbietungen. Abends schloß ein Feuerwerk das schön verlaufene Fest.
Ludwigsburg, 21. Juli. Denkmaleinweihung. Am Sonnkag, den 7. September ds. Zs., wird hier das von den Offizieren des ehemaligen Infanterie-Regiments Alk- Württemberg (3. Württ.) Nr. 121 ihren mehr als 4000 gefallenen Kameraden auf dem Arsenalplatz errichtete Denkmal eingeweiht werden. Mit der Einweihung wird ein Regimentsappell verbunden. Das Programm wird im Lauf des Monats August bekanntgegeben werden.
Benningen a. N., 21. Juli. Schlechte Weinaussichten. Die Sachverständigen haben festgestellt, daß durch die Peronospora sehr viele Trauben vernichtet wurden. Man rechnet nur noch auf einen Bierkelherbst.
Vaihingen a. 21. Juli. Durchbohrt. Der verheiratete Weingärtner August Ackermann in Riet glitt beim Bespritzen in einem Weinberge auf einer Mauer aus und siel so unglücklich in einen Weinbergpfahl, daß ihm diefer durch den Leib drang. An seinem Auskommen wird gezweifelt.
Bönnigheim. 21. Juli. Büberei. Die Einsiedelei des Königs Friedrich wurde in letzter Zeit von Bubenhänden beschädigt.
Heilbronn, 21. Juli. Theater Überschuß. Das hiesige Theater hat in der abgelaufenen Spielzeit seit 1. Dez. einen Ueberschuß von 10 768 erzielt.
Beckarsulm, 21. Juli. Freispruch. Vom Amtsgericht wurde der Motorradfahrer von Düsseldorf, der am 11. Nov. vorigen Jahres in der Nähe der Gärtnerei Reinhardt den Schreinermeister Herold von Oedheim, einen Familienvater von sechs Kindern, mit seinem Motorrad so angefahren hatte, daß er das Rückgrat brach und alsbald starb, freigesprochen.
Mergentheim, 21. Juli. StreikdesKurorchesters Das gesamte Kurorchester hat wegen nicht bewilligter Gehalts- mehrsorderungen den Streik erklärt. Durch Bemühungen der Vadedirektion ist es aber möglich geworden, alsbald wieder musikalische Unterhaltung zu bieten.
Wißgoldingen OA. Gmünd, 21. Juli. Brandwunden, Die 10 Jahre alte Hildegard Eisele hatte einen Spirituskocher angezündet und ihre Schwester mit einer Glasflasche Spiritus nachgegossen. Die Flasche explodierte, wodurch die Hildegard derart verletzt wurde, daß sie am folgenden Morgen unter qualvollen Schmerzen starb.
Wasseralfingen, 21. Juli. Unfall. Im Hochofen ist dar 46jährige Arbeiter Hermann Westhäuser an Giftgasen ersticft. Ein anderer Arbeiter wurde, bereits bewußtlos, durch einen Ingenieur gerettet.
Salach, OA. Göppingen, 21. Juli. Kein Spielzeug Ein 16jähriger Bursche wollte eine Sprengkapsel durch Zündschnur zur Explosion bringen. Da ihm die Entladung zu lange dauerte, sah er nach und in demselben Augenblick flog die Kapsel in die Luft. Dem Bedauernswerten wurden an beiden Händen sämtliche Finger abgerissen: außerdem erlitt er Verletzungen im Gesicht, so daß auch das Augenlicht in Gefahr ist.
Giengen a. Br., 21. Jul'. Bauernnot. Ein Landwirt aus dem benachbarten Lauingen wollte nach dem Viehmarkt in Dillingen wegen des geringen Erlöses von einem Stück Vieh sich in der Donau ertränken, wurde aber noch davon abgehalten.
Tübingen, 21. Juli. 7 0. Geburtstag. Studiendirektor Dr. Th. K n a p p'konnte am 20. Juli seinen 70. Geburtstag feiern. Er stammt aus dem Pfarrhaus in Neckartailfingen. Die neuen Lesebücher für die höheren Schulen sind von ihm zusammengestellt worden. Im Württ. Philologenverein nahm der Jubilar eine führende Stellung ein.
Münsingen, 21.' Juli. Besichtigung auf dem Truppenübungsplatz. In den letzten Tagen weilten der Chef der Reichswehr, General von Sseckt, der Chef des
Truppenamts, Generalmajor Hasse, ferner der GruppeNkSM mandeur General v. Möhl, der Kommandeur der bayerischen Division General Kreß von Kressenstein, General von Ruith und eine größere Anzahl höherer Generalstabsoffiziere auf dem Truppenübungsplatz, um eine größer« Truppenbesichtigung vorzunehmen. Ihnen zu Ehren fand abends eine Serenade mit anschließendem großen Zapfenstreich statt, ausgeführt von der Kapelle des 19. (bayer.) Infanterieregiments und verbunden mit einer bengalischen Beleuchtung des Gefallenendenkmals des ehemaligen 13. württ. Armeekorps.
Boitenburg, 21. Juli. HoherBesuch. Kardinal Fran- cesco Ragonesi aus Rom nahm auf der Durchreise nach Ems bei Bischof Paul Wilhelm von Keppler Absteigequartier. In Begleitung des Kardinals befand sich der österreichische Gesandt« beim päpstlichen Stuhl und der bekannte Geschichtsschreiber der Päpste Ludwig Freiherr von Pastor.
Secbronn OA. Rottenburg, 21. Juli. Eine gesunde Familie. Ein altes gesundes Geschlecht von Menschen ist in Seebronn zu finden. Es befinden sich daselbst in einer Familie Hahn 8 Geschwister mit zusammen 506 Lebensjahren, sonach ein Einzeldurcküchnittsalter von 63 Jahren.
Sulgen, OA. Oberndorf, 21. Juli. Ein Schwindler. In der Teilgemeinde Heiligenbronn gab sich ein besser gekleideter junger Mann als Beamter des Finanzamts aus und versuchte, Steuergelder einzukassieren. Einem Landjäger gelang es, den Schwindler in Seedorf festzunehmen und ans Amtsgericht einzuliefern.
Lpaichingen, 21. Juli. Brand. Die Scheuer des Gerbermeisters Johann Winkler und das angebaute Gasthaus zum Rad sind bis auf den Grund niedergebrannt.
Trossingen, 21. Juli. Autounfall. Kurz nach 1 Uhr morgens rannte in Villingen ein mit mehreren Personen besetzter Kraftwagen in das Gartengitter der Schwarzwald- Elektra im Kaiserring. Der Lenker des Wagens, ein Fabrikant von hier, erlitt erhebliche Schnittwunden im Gesicht, eine Insassin wurde leicht verletzt, die übrigen kamen mit dem Schrecken davon.
Ulm, 21. Juli. Ueberfahren. Bei der Ausfahrt des 5.55 Uhr von hier nach Stuttgart abgehenden Personenzugs 120 stürzte ein Stuttgarter Schaffner (Packmeister) aus bis jetzt unbekannter Ursache vom Packwagen gegen eine entlang des Ausfahrgleises angebrachte Abschrankung und durch den Anprall von dieser unter die Räder. Er wurde überfahren und sofort getötet.
In der Holbeinstraße fiel ein 10 Monate altes Kind vom 1. Stock auf die Straße, ohne Schaden zu nehmen.
Die Zenralgenossenschaft des Schwäb. Bauernvereins hat gestern hier ihr neues Lagerhaus eröffnet. Es hat eine nutzbare Lagerfläche von 3000 Geviertmetern. Es wurde dabei die Gründung einer Bauernbank beschlossen.
Diberach, 21. Juli. Schwindler. Der wiederholt vorbestrafte angebliche Schreiner E. Metzger aus Metz Hot in den letzten 14 Tagen von hiesigen und auswärtigen Geschäftsleuten zum Teil größere Unterstützungsbeiträge für sich und seine mit unbekanntem Aufenthalt abwesende Ehefrau herausgeschwindelt. Er gab sich als vertriebener Elsaß-Lothringer aus.
Biberach, 21. Juli. Lausbuberei. Im Weiler Bolls- berg wurden dem Söldner Funk nachts zwei Bäume total geschält, 100 Kraukpflanzen, 50 Kartoffelstöcke und auf einem Roggenacker zirka zwei Garben Roggenhalme herausgerissen. Als Täter dieser Freveltat wurde der 30 Jahre alte Stiefsohn des Funk ermittelt.
Aulendorf, 21. Juli. Brand. Während die Besitzer in der Kirche waren, ist am Sonntag in Otterschwang eine an der Bahn liegende Scheuer, wahrscheinlich durch Selbstentzündung des Heus, abgebrannt. Von Aulendorf war eine Lokomotive zum Löschen zu Hilfe gesandt worden.
Ravensburg, 21. Juli. Schlägerei. Das althistorische Rutenfest hat keinen besonders schönen Anfang genommen. Auf der Kuppelnau kam es zwischen Schwiegervater und Schwiegersohn zu Streitereien. Die 20jährige Tochter wollte dem Streite aus dem Wege gehen und ersuchte ihren Vater, mit ihr wegzugehen. Dies regte den Schwiegersohn derart auf, daß er mit seinem Spazierstock mit aller Wucht auf das Mädchen einschlug, so daß es ohnmächtig zusammenbrach und mit dem Sanitätsauto ins Krankenhaus verbracht werden mußte. Der Rohling konnte nur mit großer Mühe festgenommen werden. Im Verlaufe des Tages mußten von der Polizei mehrere Männer wegen Schlägereien festgenommen werden.
Deine Reue sei lebendiger Wille, fester Vorsatz.
Klage und Trauer über begangene Fehler sind zu
nichts nütze. Platen.
Die BauerngrLfin.
Roman von Fr. Lehne.
71 (Nachdruck verboten.)^
„Dank dir für dieses Work, Eliane! Ja, deine Heimat ist bei mir, und du gibst mir mit dir das Beste, das meinem Leben noch fehlte. Ich habe dich immer geliebt, so lange ich dich keyne, und darum habe ich nie daran gedacht, eine andere zu freien."
Und in süßem Erschauen fühlte sie seine Lippen aus ihrem Munde, den sie ihm willig überließ.
„Und so, meine liebe Rose, haben wir uns gesunden. Durch Irrungen bin ich doch noch zu einem Glück gekommen, das so groß und tief ist, daß ich mich stündlich bitte: Gott erhalte mir mein Glück!
Halte mich nicht für wankelmütig, meine liebe Rose, daß ich jetzt von Gottlicb so schreibe, wie ich früher von Hans Busso gesprochen batte. Doch es gibt etwas, was die arößtc Liebe töten mul:, und was zugleich das Samenkorn iür "-ne andere Liebe ist.
Du. Gute, weißt, was bintcr mir licat. Das Leid und die Pflicht babcn mich geläutert, und jckt — das fübte ich acnan — kann ich das werden, was du einst für deinen Bruder, den edelsten, aütiasten aller Menschen, wünschtest: ein treuer, verständnisvaller Kamerad! Bei deinen Eltern waren wir. die i'ebr alncklick sind, dak ihr Gottlicb sich endlich entschlossen bat. eine 7?ran ru nehmen.
Und zu Euch werden wir kommen, sobald mein Doktor obne Sorge von einem Patienten soi-l kann, der sehr schwer krank ist und für ihn m^letch ei" lehr .interessanter 7-all'.
Für bc"te nur das Wenige. Mit unserer Beirat wollen Wir auch nickt lange wart-m, .mein ^okwr' sebnt sich nach einem .Eeim! Und ich denke, dah dein Mann einverstanden sein wird, wie lick die ^inge für mich, die Witwe seines Bruders, aeküat haben." - <
Fn beglücktem Staunen las Rose-naric diese ,br so liebe. 8berralche"d gekommene Nachricht. In herzlichen Worten
schrieb sie sofort wieder. Dann fuhr sie in ihrem Selbstfahrer ins Dorf, um mit Wilhelm und Toni dieses erfreuliche Ereignis zu besprechen.
Als sie wieder ins Schloß zurückfuhr, harrte ihrer dort eine Ueberraschung: Bernd Eldringen war unvermutet gekommen.
Er half ihr vom Wagen.
„Durchlaucht, diese Ueberraschung!" Sie streckte ihm beide Hände entgegen, die er an seine Lippen führte. „Endlich halten Sie einmal wieder Wort. Ich glaubte schon, Sie hätten Ihr Versprechen, das Sie uns im Winter gaben, ganz vergessen. Wir haben so viel von Ihnen gesprochen."
„Ah, daher hat mir so Vst das rechte Ohr geklikngen."
Sie lachte. „O, Durchlaucht! Ganz recht! Wir haben tüchtig gescholten, daß Sie uns noch nicht wieder die Ehre gegeben haben."
Er bot ihr den Arm und führte sie ins Schloß. . Und dann erzählte sie von Elianes Verlobung, und Hans Eckardt teilte ibre Freude darüber. Man saß beisammen und Plauderte. Nosemarie batte einen Imbiß Herrichten lassen. Eldringen emäblte ans der Garnison, sagte, daß jetzt alle die liebenswürdige Gräfin Lanbenberg vermißten.
„Und ich am meisten," dachte er, „die süße, süße Frau!" Für seine Ruhe war es gut, daß sie fort war. Er batte sie nicht vergessen können, und ihr Liebreiz wirkte mit aller Macht ans ihn. Er sab ans den Freund und sah den schweren Ernst auf dessen Gesicht. Er fand ihn verändert, mager, blaß, nervös geworden — und daneben die Frau in ihrer lächelnden Unbefangenheit.
„Tatsache, Gräfin, nun Sie uns nicht mehr beglücken, schwärmt man von Ihnen."
„Von der »geborenen Krause'?" warf sie mit leichtem Lackeln ein.
„O. die .geborene Krause' ist zu einer Berühmtbeit geworden. seit Majestät so huldvoll waren und seit Rudi Laffert—"
Sic legte die Hand auf seinen Arm. „Ach, bitte. Durchlaucht. sprechen wir dock nicht davon. Es gibt so vieles, was wirklich interessanter ist. „Haben Sie uns da nichts zu bcnckten?"
"ME erzählt sich, daß die Generalin von Woldeck demnächst ihre Verlobung mit einem Bankier Finzel in Köln veröffentlichen wird."
Rosemarie lächelte ein wenig. „Ah, sie heiratet wieder?"
„Ja, Frau Rosemarie, ihre Finanzen sollen nicht ganz in Ordnung sein, dafür die Ansprüche um so größer, und die kann Herr Bankier Finzel, ein mehrfacher Millionär, den sie im Juli in Scheveningen kennen gelernt hat, vollkommen befriedigen."
„In der Tat, das ist sehr interessant! Und weiter?"
„In nächster Woche fahre ich nach München. Cousine Adelheids hat Hochzeit."
„Vielleicht werden Sie diesen Beispielen bald' folgen, Durchlaucht?" neckte sie.
„Vorläufig nicht, Frau Rosemarie! Ich habe die noch nicht gefunden, der zuliebe ich meine Freiheit opfern werde! Ich bin unverbesserlich, Bekehrungsversuchen gar nicht zu« gänglich."
„Wirst du länger in München bleiben, Bernd?" fragte da Hans Eckardt, „wir können uns da vielleicht treffen."
„Ach, habt ihr auch die Absicht, nach München? Famos, wir können dann zusammen reisen!" rief er lebhaft, „das verschönt mir die Reise."
Hans Eckardt lächelte leise und' unbestimmt.
„Das wird Wohl nicht gut gehen. Denn Sehdewitz nimmt mich auf seinem Doppeldecker als Passagier auf dem Fernflug Berlin—München mit," bemerkte er ruhig. Eine schwere Stille herrschte nach diesen Worten. Eldringen sab ihn betreten an. Er war erschrocken; doch er war nr sehr Soldat, um da abznreden. Das war jedes freier Wille.
Rosemarie war ganz blaß geworden.
„Nein!" sagte sie da auf einmal ganz laut, und dann nochmal: „Nein!"
Hans Eckardt blickte nach ihr. In seinen Augen flammte es ans.
„Warum nicht?" fragte er gleichmütig, mit den Achseln zuckend. „Ich denke mir diesen Fernflua sehr interessant. Schon häufig bin ich mit Seydewitz ansgestiegen."
Davon wußte sie doch gar nichts. Sie legte die Hand aufs Herz; sie dachte, man müsse es klopfen hören. Doch sie zwana ihre Aufregung nieder.
„Du hattest noch nichts davon gesagt, Hans Eckardt, es — es war mir überraschend!" kam es tonlos von ihren Lippen.
(Fortsetzung folgt.)