Wai'enhausbund. Ehemalige Zöglinge von Waisenhäusern haben sich zu einem Bund zusammengeschlossen, der in seinem Ausbau ganz Deutschland und Deutsch-Oesterreich umfassen soll. Die soziale und kulturelle Bedeutung des Bundes liegt darin, daß derselbe auf Grund persönlicher Erfahrungen Besserungen auf dem Gebiet der Waisenhausarbeit und Waisenfürsorge anstrebt.
Die amerikanischen Weltflieger sind 16. Juni, nachmittags 2 Uhr in London eingetroffen.
Vom spanischen Schulwesen. Nach den amtlichen Feststellungen sind es in Spanien über 50 Prozent der Bevölkerung, die nicht lesen und schreiben können. Das spanische Volk zeichnet sich übrigens vielfach durch eine solche natürliche Jn- teligenz aus, daß auch bei solchen, die des Lesens und Schreibens unkundig sind, dieser Mangel kaum auffällt. Die neue Regierung des Generals Peimo de Rivera gibt sich indessen alle Mühe, den Schulunterricht möglichst auszubreiten und sie hat darin schon merkliche Erfolge erzielt. ,
Die Malaria in der Ukraine nimmt zu. Die Zahl der Kranken betrug im Januar 6000, Februar 11000, März 44 000, April 110 000, Mai 208 000, Januar bis Mai, 380 000. In manchen Dörfern sind alle Einwohner krank,' sodaß die Felder nicht bestellt werden können. Besonders verbreitet ist die Krankheit im Donbecken und in den Gouver-! nements Jekaterinenburg, Odessa und Charkow. Das Ge-i sundheitskommissariat hat 52 Malariastationen errichtet, 300lsi Kilogramm Chinin sind der Bevölkerung unentgeltlich zur Verfügung gestellt, man rechne 7'- ' '-rer Zunahme'
der Seuche.
Raufhändel. In einer Gastwirtschaft in Berlin kam es in der Nacht zum Sonntag zwischen mehreren taubstummen Gästen und den Wirtsleuten zu einem Streit, der in eine Schlägerei ausartete. Zwei Taubstumme wurden erstochen, ein Ehepaar, das zufällig in den Streit hineingeriet, wurde schwer verletzt.
Das älteste Kulturvolk am Ml. Die weiteren Ausgrabungen der britischen Schule der Archäologie in Aegypten haben zur Feststellung eines neuen vorgeschichtlichen Volks geführt, das lange vor den Aegyptern dort wohnhaft war. „Dieses Volk", so erklärte der berühmte Archäologe Sir Flinders Pstrie, der Direktor der Schule, dem Vertreter eines Londoner Blatts, „dürften als die ältesten Bewohner des Landes auf zivilisierter Stufe zu betrachten sein. Allem Anschein sind sie identisch mit der Nasse, die die Wüsten Aegyptens und Palästinas in einer weniger heißen und trockenen Zeitperiode bewohnte. Eine Elfenbeinfigur, die aufgefunden wurde, läßt darauf schließen, daß sie den Typ einer schönen Hellen Menschenrasse von stattlichem Wuchs darstellten. Ihr kultureller Wohlstand wird weiterhin auch durch ihre feinen Töpferarbeiten bestätigt. Die gegenwärtigen wie früheren Funde stützen ferner die Annahme einer späteren Einwanderung von Abessiniern, die die ägyptische Kunst angenommen und die 12. Dynastie gegründet haben.
Waldschweinfarmen gegen Raupenfraß
Domänenpächter Erich Stümpel, Domäne Nsuhof in Schlesien schreibt: Die Förleule hat in diesem Jahr bekanntlich großen Schaden angerichtet. Angeblich stehen wir der Förleule, wie früher der Nonne, machtlos gegenüber. Als einzig wirksame Gegenmaßnahme wird der Eintrieb von Schweinen empfohlen-, dieses wird überall empfohlen, aber nirgends durchgeführt. Die natürliche Schutzpolizei des Waldes, die Schweine, sind aus dem Wald fast überall verbannt.
Nach meiner persönlichen Ansicht würden überhaupt weder Eulen- noch Nonnenfraß zu befürchten sein, wenn in jedem Wald wie früher eine entsprechende Anzahl Schweine, gleichsam als Schutzpolizei des Walds, gehalten würden. Forstfachleute behaupten, daß man die so gefürchteten Forstschädlinge erst kennengelernt hat, nachdem der Schweineeintrieb im Wald aufgehört hat. Geh. Regierungs- und Forstrat Hermann regte bei mir im Vorjahr an, in einer benachbarten staatlichen Oberförsterei einmal den Versuch mit dem Waldschweineeintrieb zu machen. Der Versuch wurde unter Mitwirkung von dem Direktor der Preuß. Versuchs- und Forschungsanstalt für Tierzuchtlehre in Tscheschnitz, Pros. Zorn, gemacht. Es wurde die e r st e d e u t s ch e W a l d s ch w e i n e- farm eingerichtet, wo die ausgewachsenen Schweine sich lediglich im Wald ernähren. Oberforstmeister Schütte und Landsorstmeister Borggreve, dis auch die Sache in jeder Weise zu fördern suchen, konnte ich die Schweine einmal bei der Vertilgung von Förleulenpuppen vorführen. Ich gehe wohl nicht falsch in der Annahme, daß die Herren eine derartig gründliche Arbeit von den Schweinen nicht erwartet hatten. Prof. Zorn hat bereits in der „Jll. Landw. Zeitung" darüber berücktet, daß Tausende von Puppen der Förleule auf kleinen Flächen Vorkommen, die restlos von den Schweinen vernichtet
werden. Die Förleule ist mit 30—35 Prozent Fett und 30 Prozent Eiweiß ein besonders gutes Schweinefutter. Beim Waldschweineeintrieb hat sich jedoch nur das deutsche Weidsschwein (früher Hildeshcim-Braunschw. Landschwein), welches dem Wildschwein am nächsten steht, bewährt. Mit den anderen Schweinerassen mußten wir einen Mißerfolg buchen.
Moderne Malerei. Herr: „Wie werden sie diese Landschaft nennen?" Maler: „Die schweigende Natur." Herr: „Dann hätten Sie aber nicht so schreiende Farben nehmen sollen."
AblMlUNg
Die Natur selbst hat uns auf unseren Lebensweg ein Organ mitgegeben, das neben anderen die Aufgabe hat, unseren Körper den Einwirkungen der Außenwelt anzupassen und insbesondere vor den Folgen der oft so plötzlichen Temperaturschwankungen zu schützen. Dieses Organ ist unsere Haut, die nicht bloß eine einhüllende Decke für die unter ihr liegenden Körpergewebe bildet, sondern die auch dazu bestimmt ist, den unvermeidlichen Witterungseinflüssen, dem Winterfrost ebenso wie der Sonnenglut, dem Sturm und Regen, der Kälte und Hitze, der Nässe und Trockenheit Trotz zu bieten und die uns daraus erwachsenden Gesundheitsgefahren abzuwenden
Um aber d'eser Aufgabe in vollem Umfang zu genügen, dazu muß vor allem di? Haut selbst erst gewöhnt und abgehärtet werden. Der verweichlichte Stubenhocker wird durch den frischen Luftzug von Erkältungsgefahr bedroht, während es dem Abgehärteten nichts schadet, wenn er aus dem überheißen Ballsaal unmittelbar in die kalte Winternacht hinaustritt und somit eine plötzliche Temperaturschwankung von vielleicht dreißig und mehr Graden durchmacht, dank den trefflich arbeitenden Reguliervorrichtungen seiner Haut.
Diese bestehen vor allem darin, daß die Hautblutgefäße sich vermöge ihrer sie ringförmig umgebenden kleinen Muskeln unter jedem das Haütorgan treffenden Kälterelz zusammenziehen und andererseits bei Hitze sich erweitern. Beide Vorrichtungen, die Zusammenziehung der Blutgefäße ebenso wie ihre Erweiterung, haben den gemeinsamen Zweck, unserem Körperinnern den ihm notwendigen Wärmegrad von etwa 37 Grad zu bewahren. Wie lebenswichtig diese Vorrichtung ist, zeigt sich am deutlichsten durch die tödliche Erfrierung, die ja nichts weiter ist als eine bis zum höchsten Ausmaß gesteigerte Kältewirkung. Diese aber lähmt zunächst die Muskeln der Hautblutgefäße, so daß sich die letzteren nicht mehr zufammenziehen können, und daher gelangt aus dein Innern des Körpers in die Haut eine viel zu große Blutmenge, welche infolge ihrer Abkühlung den Gesamtkörpsr seines ihm zukömmlichen Wärmegrads beraubt und die zur Erhaltung des Lebens notwendige Wärmebildung im Innern des Organismus nicht mehr aufkommen läßt.
Andererseits aber schützen uns die Hautblutgefäße auch vor der Ueberhitzung des Bluts und ihren Folgen, die im schlimmsten Fall unter dem Bild des Sonnenstichs oder des Hitzschlags ebensogut wie die Erfrierung zum Tod führen können. Diesen Schutz gewähren sie uns in der Weise, daß sie sich erweitern und hierdurch aus dem Körperinnern eine reichliche Blutmenge aufnehmen, die auf dem Weg der Verdunstung fpwie der Schweißbildung ihren gesundheitsgefährlichen Ueberschuß von Wärme an die Hautoberfläche abgibt.
Die für Leben und Gesundheit so wichtige Wärmeregulierung des Körpers ist eine Obliegenheit unserer Haut, aber sie vermag ihr nur dann in genügender Weise nachzukom- - men, wenn sie durch unser vernünftiges Verhalten und durch zweckentsprechende Einwirkungen dazu erzogen wird. Zu ersterem gehört vor allem die Forderung, daß wir unfern Körper nicht durch seine Bekleidung gänzlich von der frischen Luft absperren. Ein Mensch, der seinen Körper nie und nirgends entblößt und gewohnt ist, aus den Kleidern sofort ins warme Bett und wieder aus diesem sofort in die Kleider zu schlüpfen, darf sich nicht wundern, wenn er infolge von Verweichlichung seiner Haut alle Widerstandsfähigkeit gegen die Unbilden der Witterung einbüßt und jedes rauhe Lüftchen zu fürchten hat. Er entgeht diesem Schicksal am sichersten durch den Gebrauch der sogenannten Luftbäder.
Diese werden anfänglich im gut gelüfteten Zimmer, svä- ter, nach hinreichender Gewöhnung, besonders während der warmen Jahreszeit, im Freien genommen und bestehen einfach darin, daß der gänzlich entkleidete Körper zunächst nur einige Minuten, allmählich aber längere Zeit, bis zu einer halben Stunde und noch darüber hinaus, der Luft dargeboten wird. Während des Luftbads ist es zweckmäßig, leichte gymnastische Hebungen vorzunehmen. Die Belebung der Hauttätigkeit wird noch erhöht, wenn sich mit der Luft die Sonne verbindet und besonders, wenn diese nicht in Form von grell heißen Strahlen, sondern mit mildem, zerstreuten Licht auf die Haut einwirkt. Neben diesen beiden trockenen Hilfsmitteln ist auch noch das feuchte Element,,das Was-
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s e r, züin Zweck der Abhärtung 'verwendbar, ja sogar unentbehrlich. Denn ohne Wasser läßt sich eine geordnete Haut- vflege nicht ermöglichen und ohne diese muß die Haut nickt Uoß äußerlich verschmutzen, sondern sie verliert auch durch Verstopfung ihrer Poren und der in ihr liegenden Drüse: ausführungsgänge allmählich die Fähigkeit, in genügendem Maß als Wärmeregulator des Gesamtkörpers zu dienen.
Handelsnachrichten
Dollarkurs Berlin, 19. Juli: 4,2105 Bill. Mk.
Neuyork 1 Dollar 4,188. London 1 Pfd. Sterl. 18,375. Amsterdam 1 Gulden 1,592. Zürich 1 Franken 0,763 Bill. Mk.
Im Berliner Verkehr mit Wertpapieren von Büro zu Büro trat eine Abschwächung ein, weil die Verhandlungen der Londoner Konferenz sehr ungünstig beurteilt werden und in der deutschen Wirtschaft die Stillegungen zunehmen. Auch die Frage des Industrie-Abkommens wirkt wieder beunruhigend.
Absahmangel im Ruhrgebiel. Auf vielen Zechen des Ruhr- gebieis mußten einige Tage die Arbeiten eingestellt werden, weil infolge des stockenden Kohlenabsahes die Halden überfüllt sind. Im Tag mußten 25 000 Bergleute feiern. Die Einlegung von Feiertagen wird fortgesetzt werden müssen.
lieber 2000 Firmen unter Geschäslsaufsicht. Die Zahl der unter Geschäftsaufsicht stehenden deutschen Firmen ist nach den bisherigen Feststellungen des Zenlralverbandes des deutschen Großhandels auf weit mehr als 2000 angewachsen. Die tägliche Zunahme betrug in den letzten Tagen durchschnittlich 26 Firmen.
Holländisches Gemüse. Nach einer Mitteilung in der holländischen Ersten Kammer bezog Deutschland in dem ersten Halbjahr 1924 aus Holland Gemüse usw. für mehr als 60 Millionen Gulden gegenüber einer Menge von 20 Millionen im ganzen vorigen Jahr. Trotzdem nahm die Kammer mit 22 gegen 12 Stimmen den Gesetzentwurf der Regierung, die Einfuhr deutscher Schutzwaren nach Holland zu beschränken, an.
Berliner Geireidepreise, 20. Juli. Weizen märk. 17—17.70, Roggen 13.70—14.40, Sommergerste 16—17, Hafer 14—14.50, Weizenmehl 24—27.50, Roggenmehl 21.50—24, Kleie 9.50—9 60, Raps 260.
Nürnberger Hopfenmarkt. Wenn auch zu Anfang der /Berichtswoche das Geschäft immer mehr abflaule und die Preise bis 220 und 230 GM- für den Zentner PriMahopfen zurückgingen, so trat doch insofern eine Besserung der Lage ein, als in der zweiten Wochenhälfke sich die Nachfrage verstärkte. Die Preise haben sich wieder etwas erholt und man darf annehmen, daß der Tiefstand vorüber ist. Es notieren: Prima 240—250, Mittel 220—240 und Geringe 180—210 GM. der Zentner. Die Hopfenanlagen stehen immer noch in bester Verfassung: Frühhopfen blüht bereits und teilweise sieht man auch schon halbreife Hopfen. Auslandsmärkte ohne Bedeutung.
Märkte
Viehmärkte. Rotkweil: Zugesührk: 71 Pferde, 105 Ochsen, 21 Farren, 118 Kühe, 246 Rinder, 8 Ziegen. Bezahlt wurden für Pferde 150—800, für fette Ochsen 1000—1300, jüngere Ochsen 600 bis 750 d. P., Kühe 250—400, Wurstkühe 8C-130, trächtige Kal- binnen 280—500, Rinder 60—180. — Nürtingen: Ochsen und Stiere 142—405, Kühe 225—400, Kalbinnen und Rinder 120—525, Kälber 60—110. Handel trotz sinkender Preise flau. — Marbach: Zufuhr 185 Stück. Jungvieh 60—150, Kalbinnen 250—400. Handel sehr flau. — Plieningen: Zufuhr 27 Farren, 1.2 Ochsen und Stiere, 40 Kühe und Kalbeln, 60 Rinder, 35 Iungrinder. Farren kosteten 300—515, Kühe und Kalbeln 200—500, Rinder 175—270, Iungrinder 90—120 d. St. Handel flau.
Schweinemärkke. Roktweil: Milchschweine 20—42, Läufer 40—78 d. St., Plieningen: Milchschmeine 36—54, Läufer 70 bis 124 d. P., Winnenden: Zugeführt 132 Milch- und 25 Läuferschweine, Preis 18—23 bezw. 30—45 d. Sk.
Stuttgart, 19. Juli. Großmarkt. Obst und Gemüse ist wieder in Menge und in schöner Ware am Markt. Stangenbohnen 20—30 »Z d. Pfd., Bröckele 8-15, Kartoffeln 6—6,5. Köhl 12-26 d. Pfd., Weißkraut 15-20, Tomaten 13-20, Blu- menkohl mittel 40—50 d. Sk., Kohlraben 3—8, Endivien 15, Sellerie 10, Essiggurken 70—80 d. Hundert, Salzgurken 2—5 d. St., große 15—50, Pfifferlinge 35—40 d. Pfd., Steinpilze 40—50.
Kirschen 80—45, Heidelbeeren 35—36, Himbeeren 60, Stachelbeeren 15—18, Träuble 12—18, Aprikosen 80—1.20, Pfirsiche 65—80, Trauben 70. Birnen 20—30, Aepfel 20—35 d. Pfd.
Die Kleinhandelspreise sind durchschnittlich um ein Drittel höher.
Land- und Zenkrifugenbutker 1.90, Molkereibukker 2—2.10, Süßrahmbutter 2.20—2.30, Eier 11—12.
Das Wetter
Tiefdruck im Rordwesten beeinflußt die Wetterlage in Süd- deulfchland. Für Dienstag ist zwar vorwiegend trockenes, aber zeitweise bedecktes, mäßig warmes Wetter yu erwarten.
„Uebung macht den Meister" und Aufmerken den Gesellen.
treffen morgen bestimmt ein, p Ztr. Mk. 6.3Ü.
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