deren sie habhaft werden konnten. Während früher durch­weg Luxusautos festgehalten wurden, sind es jetzt Wagen mit Lebensmitteltransporten. Der Bahnhof Dorsten ist von den Franzosen besetzt worden. Auf der Strecke Hamborn NeumühlenSterkrade haben die Franzosen durch Auf­reitzen der Schienen den Verkehr zwischen einer Reihe von Zechen, darunter die Zufahrt zur Guten Hoffnungshütte und zur Zeche Kaiserstuhl, lahmgelegt.

Berlin, 17. Mai. Wie derVosfischen Zeitung" aus Essen gemeldet wird, erschienen heute früh die Franzosen mit 5 Lastautos vor der Wohnung des Generaldirektors Tengelmann von den Essener Steinkohlenbergwerken und pfändeten seine Michel wegen der noch nicht bezahlten Geldstrafe, die ihm im Thyffen-Prozetz auferlegt worden war. Die Stratze, in der sich die Wohnung des General­direktors befindet, war abgesperrt. Eine Reihe von Mö­belstücken wurde mitgenommen. Auch bei Generaldirektor Wüstenhöfer erschien heute ein französisches Kommando un­ter Führung von vier franz. Offizieren, um wegen der in Mainz verhängten und noch nicht bezahlten Geldstrafe zu pfänden. Die Offiziere fragten zuerst nach Silber. Als sie nichts fanden, ließen sie den Eeldschrank öffnen, in dem aber nichts Wertvolles gefunden wurde. Mitgenommen wurden unter anderem Ledermöbel, Oelgemälde und Tep­piche.

München, 18. Mai. DieMünchen-Augsburger Abend­zeitung" erfährt zuverlässig, datz dem bayrischen Abgeord­neten Burger von der Bayerischen Mittelpartei die Aus­weispapiere von den Franzosen abgenommen wurden, sodatz er aus der Pfalz nicht mehr heraus kann und es ihm un­möglich ist, die verfassungsmäßig garantierte Abgeord­netentätigkeit auszuüben. Uebrigens trafen die Franzosen bereits die Bestimmung, datz sämtliche Beamten des links- und des rechtsrheinischen Gebiets weder Einreise- noch Aus­reisevermerk erhalten, sodatz es den Beamtenabgeordneten unmöglich ist, ihre Pflicht als Volksvertreter auszuüben.

Zur auswürtigen Lage.

England hofft auf günstigen Ausgang des Konflikts mit Rußland.

London, 17. Mai. Der Unterstaatssekretär des Auswär­tigen, Mac Neill, teilte im Unterhaus mit, wenn der For­derung ink der britischen Note an die Moskauer Regierung nicht stattgegeben werde, wobei jede Zeitausdehnung ge­macht werden würde, die Krasfin benötigen könnte, um sich mit seiner Regierung in Verbindung zu setzen, werde der britische Vertreter in Moskau abreisen. Im Laufe der De­batte drang die Opposition bei der Regierung dar­auf, datz sie die Versicherung abgebe, datz es während der Parlamentsferien zu keinem Bruch mit Rußland kommen werde. Baldwin lehnte es ab, eine derartige Zusicherung zu geben und erklärte, wenn aus der Haltung der anderen Seite heroorgehe, datz eine Einigung nicht erreicht werden könne, dann sei es nicht angängig, datz die Regierung nur deshalb gebunden sei, weil das Parlament gerade vertagt sei. Er vertraue darauf, datz die gegenwärtigen Erörtern«, gen einen günstigen Ausgang nehmen würden. Sodann vertagte sich das Haus über Pfingsten bis zum 28. Mai.

Unterredung zwischen Curzo« und Krasfin.

London, 17. Mai. (Reuter.) Lord Curzon und Krasfin hatten heute vormittag im Auswärtigen Amt eine längere Unterre­dung. der eine Anzahl Beamter des russischen Departements de» Auswärtigen Amtes beiwohnte.

Die türkisch-griechische» Verhandlungen auf dem toten Punkt.

Lausanne, 17. Mai. Nach zweitägiger Pause nahmen heute Ismed Pascha und Venizelos ihre Besprechungen wieder auf, nachdem Ismed Pascha heut« seine erst« Antwort auf seine An­frage in Angora erhalten hatte. Sir Rumbold vermittelte diese Unterredung. Es stellte sich sofort heraus, datz die neue Instruk­tion der Angora-Regierung sich mit dem bisherigen Standpunkt der Türken deckt. Nach einer dreiviertelstündigen Unterredung war keine Annäherung erreicht worden. Venizelos beharrte dar­auf, datz grundsätzlich sowohl die Türkei als auch Griechenland zu Entschädigungen verpflichtet seien und «in Schiedsspruch die ge­genseitigen Forderungen feststelle« solle. Ismed Pascha dagegen erkannte keine griechischen Forderungen an die Türkei an und will einen Schiedsspruch nur für dis Bemessung der griechischen Reparationsschuld zulasten. Die Unterhandlungen find damit an dem Punkt angelangt, datz beide Parieren erklären, die An­gelegenheit von neuem vor di« Konferenz zu bringen. Da aber weder die eine noch die andere Partei entschlossen scheint, sich einer Entscheidung der Konferenz zu beugen, bedeutet dieser Ent­schluß keinen Fortschritt. Die Lage kennzeichnet sich vielmehr fol­gendermaßen: Die direkten türkisch-griechische« Besprechungen sind gescheitert und die Konferenz, die gegenwärtig die Frage nicht lösen kann, hat von neuem darüber zu beraten. Auf grie­chischer Seite legt man angesichts dieses negativen Ergebnisses Wert darauf, eine Nachricht, die heute hier eingetroffen ist und auf bedrohliche Aeußerungen des griechischen Generalstabs und auf ein griechisches Ultimatum und die Wiederaufnahme des Krieges hindeutet, zu dementieren. Die Griechen behaupten, datz sie weiter bereit sind, den Streitfall auf diplomatischem Wege zu regeln. In türkische« Kreise» macht man die Alliierten, namentlich Frankreich, für die Versteifung de, griechischen Wi, Verstands verantwortlich.

Paris, 17. Mai. Nach einer Havas Meldung aus Athen hat, oen Blättern zufolge, die griechisch« Delegation auf der Konfe­renz von Lausanne die Weisung erhalten, sich von der Konferenz zurückzuziehen, falls die Vollversammlung sich für die Zahlung «vier gr iechische«. Entschädigung ausspreche.

Amtliche Bekanntmachung.

Bekanntmachung vetr. Erwerbsloseufürsorge.

Nach einer Verfügung des Arbeitsminifteriums vom 18. Mai 1923, Staatsanz. Nr. 111, hat die Verordnung über Erwerbs- losenfiirsorge vom 1. 11. 1921 (RGBl. S. 1335) folgende Aen- derung erfahren:

Hinter 8 12k der gen. Verordnung wird eingeschaltet:

8 12 A.Solange Krankenverficherungspflichtige infolge vor­übergehender Einstellung oder Beschränkung der Arbeit Lohn­kürzungen erfahren, bleiben sie bei ihrer Kaste nach demjenigen Erundlohn versichert, der für sie ohne Kürzung der Arbeitszeit maßgebend wäre. Der Arbeitgeber kann ihnen nur die Beitrags­teile abziehen, die auf sie bei Zugrundelegung des gekürzten Verdienstes entfallen würden.

Die Gemeinde hat dem Arbeitgeber den auf ihn durch die Vorschrift des Abs. 1 entfalleirden Mehrbetrag zu erstatten."

8 12 e Abs 1 gilt entsprechend.

Vorstehende Eesetzesänderung tritt am 3V. April ds. Js. in Kraft.

Hienach haben die Arbeitgeber und die Krankenkassen in Fällen von Kurzarbeit schön jetzt diese Bestimmung in Anwen­dung zu bringen. Ummeldungen in der Lohnklasse infolge Lohn­kürzungen durch Kurzarbeit haben zu unterbleiben: andererseits sind die bereits erfolgten Ummeldungen rückgängig zu machen. Die Aufwendungen, die dem Arbeitgeber infolge des neuen Ge­setzes erwachsen, sind in den bisher vorgeschrieLenen Verzeich­nissen über Kurzarbeit nachzuweisen.

Calw, den 15. Mai 1923. Oberamt: Gös.

Türkische Meldungen über erneute griechische Angriffsabfkchten.

Paris, 17. Mai. Nach einer Meldung aus Konstantino­pel veröffentlicht der kemalistische Eeneralstab folgende offizielle Mitteilung: Im Sektor von Smyrna haben feindliche Unterseeboote den Versuch gemacht, sich dem Ha­fen von Dikeli zu nähern. Sie wurden aber gezwungen, sich in der Richtung auf Mytelene zurückzuziehen. Die Nachricht fügt hinzu, datz man an der klenasiatischen Küste eine lebhafte Tätigkeit entdeckt habe.

Ausland.

Der Terror gegen die Deutsche»

im abgetretenen Oberschlesien.

Königshütte, 17. Mai. Heute nacht wurden in Königs- Hütte sämtliche deutschen Firmenschilder zerschlagen oder überschmiert. Alle Schaufenster der Geschäftsstelle des Or­gans der deutschen Minderheiten in polnisch-Oberschlesien, desOberschlesischen Kuriers" wurden zertrümmert. Be­reits vor dem Nationalfeiertag der Polen, dem 3. Mai, war allen deutschen Kaufleuten die Zerstörung ihrer Ge­schäfte angekündigt worden, falls sie die deutschen Inschrif­ten nicht entfernten. Fast alle Inschriften wurden darauf­hin geändert, mit Ausnahme eines kleinen Restes, gegen den sich die Zerstörungswut in der letzten Nacht richtete.

Der deutsche Kommunist Hölle!» im Hungerstreik.

Paris, 17. Mai. Der deutsche kommunistische Reichs­tagsabgeordnete Hölle in, der sich noch immer im Ge­fängnis befindet, ist jetzt seit 6 Tagen im Hungerstreik.

Tschechische Landarbeiter für Frankreich.

Parts, 16. Mai. Wie dasJournal des Debats" mel­det, haben die französische und die tschechoslowakische Regie­rung ein Abkommen getroffen, auf Grund dessen tschechische Landarbeiter der französischen Republik zur Verfügung ge­stellt werden sollen. Entweder werden diese Arbeiter in das Ruhrgebiet gesteckt, oder sie müssen die zum Militär eingezogenen Franzosen ersetzen.

Sie Wacht aa Mein und Ruhr l>M sest, wenn wir alle znsnmmenstehe«. Unsere Hilse ist dar

Deutsche Volksopfer.

Sammelstellen t» Calw: Calwer Tagblatt, Lederstratze; Kaufmann Dreitz und Kaufmann Rauch le, Marktplatz; Kaufmann Serva, Lederstratze; Oberamtspflege Calw; sowie Kassenstelle der Vereinigten Deckenjabriken.

Deutschland.

Die Errinnerungsfeier

an das Frankfurter Parlament im Jahre 1848.

Frankfurt a. M., 17. Mai. Die zur Teilnahme an der 75- Jahrfeier der Eröffnung des Frankfurter Parlaments heute früh hier eingetroffene österreichische ParlamentsaLordnung, unter der sich die beiden Präsidenten des Nationalrats, Dinghofer

i^öberburKkineisier Dr. Vöigt' beg'rüU, der in einer AnMache atz das Wort Uhlands erinnerte, datz Oesterreich nicht allein di« Lateme für den Osten sei, sondern in weit höherem Maße b« rufen sei, die Pulsader am Herzen Deutschlands zu sein. Di, Geschichte sei zwar einen anderen Weg gegangen, als man da« mals gehofft habe: aber die Sympathie zwischen den beiden Völkern sei die gleiche geblieben. Mit besonderer Wärme hob der Oberbürgermeister die engen Beziehungen hervor, die stets zwischen der Stadt Frankfurt und Oesterreich, besonders zu Wien, bestanden haben. Die Gäste besichtigten dann unter sachkundiger Führung die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Vorher erwiderte noch auf die Begrüßung durch den Oberbürgermeister im Namen der österreichischen Parlamentsabordnung Präsident Seitz und gab hierbei dem lebhaften Bedauern darüber Ausdruck, daß es 1848 nicht zu dem ersehnten Großdeutschland gekommen sest Gerade in der jetzigen Zeit, in der Deutschland unter einem so starken Druck stehe, nehme Oesterreich den lebhaftesten Anteil an seinem Geschick. Das Glück der beiden Länder bedinge es, datz die Zukunft sic aneinanderschließe.

Berlin, 17. Mai. Wie den Blättern von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, werden sich zu der Ertnnerungsfeier in Frank­furt a. M. heute abend der Reichspräsident, der Vor­sitzende des Reichswirtschastsrats, die Reichsminister Oeser, Brauns und vermutlich Gestker, ein Vertreter des Aus­wärtigen Amtes, die Präsidenten des Reichstags, Bell und Rießer, der preußische Ministerpräsident und mehrere preußische Minister, eine Anzahl Reichstagsabgeordneter, der Präsident des preußischen Landtags, Leinert, und eine Anzahl Landtagsabge» ordneter nach Frankfurt begeben. Der Reichskanzler ist im letzten Augenblick durch die politische Situation verhindert, wird aber ein Schreiben überreichen und verlesen lassen. Auch Mi­nister und Parlamentarier der Länder nehmen teil.

Die Frage der FriedeusmögUchkeite« 1S17.

Berlin, 17. Mai. Der zweite Unterausschutz des parla­mentarischen Untersuchungsausschusses des Reichstags, be­auftragt mit der Untersuchung der Friedensmöglichkeiten im Jahre 1917, befaßte sich mt einer weiteren Gruppe von Zeugenvernehmungen und nach Prüfung der einschlägigen Dokumente mit der sogenannten Briand-Lancken- schen Aktion, die auf Grund französisch-belgischer An­regungen im Frühjahr, Sommer und Herbst 1917 ein Zu­sammentreffen dieser beiden Persönlichkeiten im neutralen Ausland zur geheimen Erörterung der Friedensmöglichkei­ten zum Ziel hatte, von der Lancken begab sich verabre- dungsgemätz in die Schweiz und empfing zunächst am 21. September die Mitteilung, datz Vriand seine Reise aufschieben müsse. Darauf verließ der deutsche Di­plomat die Schweiz, hielt sich aber nach wie vor zur Verfü­gung. Die Angelegenheit verlief dann im Sande, da fran- zösischerseits keine neue Anregung erfolgte. Datz der Plan nicht zur Ausführung kam, hing mit den Erwägungen der französischen inneren Politik und der allgemeinen Kriegs­lage zusammen. Es sind Anzeichen dafür vorhanden, daß die Aktion Kaiser Karls Prinz Sixtus von Bourbon auf den französischen Entschluß von Einfluß gewesen ist. (!)

Reiche Spende eines Deutsch-Engländers.

Berlin, 18. Mai. Wie dieDeutsche Allgemeine Zei­tung" erfährt, hat die verstorbene Witwe des aus Deutsch­land stammenden englischen Industriellen Dr. Mond der Universität Heidelberg 50 000 Pfund Sterling, der Akade­mie der bildenden Künste in München 20 VOO Pfund Ster­ling und dem Magistrat der Stadt Kassel ebenfalls 20 000 Pfund Sterling in ihrem Testament zugesprochen.

Aus Stadt und Land.

Ealrv, den 18. Mai 1923.

Außerordentlicher Bahnverkehr über Pfingsten.

Ueber Pfingsten verkehren nachstehende die Station Calw berührende außerordentliche Züge:

Auf der Schwarzwaldbahn: Am Sonntag den 20. Mai Personenzug Calw ab 7 39, Stuttgart an 9.41. Am Montag den 21. Mai Personenzug ab Calw 5.22, Stuttgart an 7.14, Per­sonenzug Calw ab 7.20, Stuttgart an 9.41, Personenzug Calw ab 7.39, Stuttgart an etwa 9.51. Die Züge führen 2., 3. und 4. Wagenklasse.

8. Auf der Nagoldbahn: Am 18.. 19-, 29-, 21.. 22. Mai ein Vorzug zum Eilzug 387 im 10 Minuten früheren Kurs der Hauptzüge, Pforzheim ab 9.10 Vm., Calw ab 9.43, Horb ab 11.11 nach Villingen(Basel), sowie ein Vorzug zum Eilzug 386 im Fahrplan der Hauptzüge, Horb ab 4.35 Nm., Calw ab 5.43, Pforzheim an 6.14. Der Hauptzug folgt in 19 Minuten späterem Fahrplan. Die Züge führen 2. und 3. Wagenklasse. Außerdem am Samstag den 19. Mai: Personenzug Pforzheim ab

I. 23 Nm.. Calw an 2.27 (4. Kl.). Personenzug Pforzheim aS 2.12 Nm., Calw ab 3.12 weiter nach Eutingen und Freudenstadt.

AmSonntag,den2v. undMontagden21. Mai^ Personenzug Pforzheim ab 5.17 Bm., Calw ab 6.28, Eutingest an 7.39; Pforzheim ab 8.10 Vm., Calw an 9.05; Pforzheim ab

II. 03, Calw an 11.56; Pforzheim ab 2.12 Nm., Calw ab 3.12, Hochdorf an 4.14. Calw ab 6.21 Nm., Pforzheim an 7.25; Hoch», dorf ab 6.40 Nm.. Nagold ab 7.15, Calw ab 7.49, Pforzheim an 8.38. Am Montag den 21. Mai außerdem: Personenzug Liebenzell ab 6.55 Nm., Calw an 7.14, weiter nach Stuttgart; 7.30. Soweit nichts anderes angegeben, führen die Züge 2., 3« und 4. Klasse.

Das Calwer TaAlatt Kana jederzeit Wellt werden^