Zölle und der Eisenbahntarise darf nicht in die Hand des Auslandes gegeben werden. Das sind die notwendigen Voraussetzungen für die Verhandlungen.

Die Mordplane der deutschen Tscheka Der Anschlag gegen General v. Seeckk

Der erste Auftrag, welcher der Tscheka erteilt wurde, war die Ermordung des Generals v. Seeckt. Er sollte ermordet werden, weil er als der gefährlichste Gegner der Kom­munistischen Partei für das Verbot der Partei verantwort­lich gemacht wurde.

Anfang Dezember 1923 bekamen Poe ge und Szon von Neumann den Auftrag, die Eingänge zum Reichswehr­ministerium in Berlin zu beobachten, um festzustellen, wann General v. Seeckt ein- und ausging, von wem er jeweils begleitet wurde, welche Straßen er regelmäßig beging und insbechndere wann und wohin er ausrüt Die Beobachtung dauerte etwa eine Woche lang, und zwar täglich von 810 Uhr vormittags und von 14 Uhr nachmittags, einigemal auch abends.

Nachdem bekannt war, daß General v. Seeckt, wenn er ausriit, jeweils gegen 8 Uhr vormittags in Begleitung sei­nes Adjutanten zu Fuß vom Reichswehrministerium nach dem Tiergarten ging, wo die Pferde bereit standen, wurde der Entschluß gefaßt, ihn im Tiergarten während des Spa­zierritts vom Pferde zu schießen. Die Ausführung wurde folgendermaßen vorbereitet:

Gn Genosse wartete mit einem Fahrad, bis Herr v. Seeckt das Neichswehrministerium in Begleitung seines Adjutanten verließ. Poege stand in der Tiergartenstraße bei der Ein­mündung der Matthäus-Kirch-Straße, Margies an der Sie­gesallee, Szon an der Kreuzung der Siegesallee mit der Charlottenburger Chaussee. Neumann und ein weiterer, noch nicht ermittelter Genosse standen in einem Teil des Tiergartens zwischen Großer Stern-Allee, Charlottenbur­ger Chaussee, Vellevueallee und Tiergartenstraße bereit. Neumann hätte v. Seeckt vom Pferde geschossen, während Poege und der Dritte als Deckung für Neumann bestimmt waren und nötigenfalls den begleitenden Adjutanten erle­digen sollten.

Nach der Tat wollte Neumann einige mit Buntstift ge­schriebene Zettel am Tatort zurücklassen des Inhalts: »So rächt sich die Revolution- Der Bund der roten Katzen." Bei den in Berlin Vorgefundenen Geheimdokumenten befan­den sich in der Tat vier solcher Zettel.

Die drei Täter wollten hierauf zu dem bereitgestellten Kraftwagen gehen und wegfahren.

Genau nach diesem Plan ist dann auch tatsächlich die Aufstellung erfolgt. Der Plan ist nur daran gescheitert, daß General v. Seeckt an dem betreffenden Morgen nicht aus­geritten ist, vermutlich, weil damals Glatteis war. Ebenso mißlang der Plan ein Zweites Mal, weil v. Seeckt nicht kam.

Nach diesem wiederholten Mißerfolg ging Neumann ins Wehrministerium, gab sich dort dem Offizier vom Dienst gegenüber als Berichterstatter einer Berner Zeitung aus, der sich bei General v. Seeckt nach der gegenwärtigen Lage in Deutschland erkundigen wollte. Auf seine Frage, wo General v. Seeckt sich aufhalte, wurde ihm gesagt, v. Seeckt sei in Weimar und komme voraussichtlich am nächsten Sonn­tag vormittag 9 Uhr zurück. Zurzeit dieser vermuteten An­kunft standen Neumann und Szon mit Fahrrädern am An­halter Bahnhof bereit. Neumann wollte v. Seeckt nieder­schießen, während Szon ihn decken sollte. Nach Verübung der Tat wollten sie auf den Fahrrädern flüchten.

Auch dieser Anschlag scheiterte daran, daß v. Seeckt nicht kam. Außer diesen Anschlägen wurde von Margies der Vorschlag gemacht, den

General v. Seeckt durch eine Bombe zu erledigen, die in den Kraftwagen des Generals von Seeckt geworfen werden sollte. Margies hat dann tatsächlich zur Probe eine Bombe hergestellt, indem er eine Mannesniannstahl- röhre mit de mder Tscheka zur Verfügung stehenden Spreng­stoff füllte. Diese Versuchsbombe wurde dann auf freiem Gelände in der Nähe von Tempelhof auspcobiert. Die Wir­kung war außerordentlich stark.

Als Mitte Dezember 1923 in einer Wirtschaft, in der die Tschekamitglieder verkehrten, einige Festnahmen erfolgten, wurde der Plan zur Ermordung des Generals v. Seeckt in der Befürchtung, die Polizei habe davon erfahren, vor- läntm aufaeaeben.

Die zweite Aufgabe, die der Tscheka gestellt wurde, war die Ermordung des von der Partei als Spitzel bezeichnet«:» Kriseurs Johann Rausch in Berlin. In diesem Fall, der zur Tötung des Rausch führte, hat die Tscheka bewiesen, daß es ihr mit der Durchfübrung ihrer Aufträge ernst war.

Zunächst bekam Poege von N euman n den Auftrag, mit Rausch Verbindung anzuknüpfen. Nachdem Poege durch Vermittlung eines Genossen, der den Rausch kannte,' an ihn beranqekommen war, stellte er dem Rausch Anstellung im Nachrichtendienst der Kommunistischen Partei in Aussicht- Am 29. Dezember 1923 brachte Poege in einer Wirtschaft den Rausch mit Neumann zusammen, den er als Geldgeber der Partei ausgab, der seine Anstellung und die Auszahlung des Gebolts zu erlediaen hätte.

Am 7. Jan. 1924 nachm. 2 Ilbr ginnen Neumann und Noege in die Wohnung des Rausch. S'-m stand mit einem Kraftwagen, in dem die Flucht bewerkstelligt werden sollte,

in der Nähe bereit. Während Margies Posten stand. Cs bot sich jedoch wiederum keine günstige Gelegenheit zur Aus­führung der Tat.

Gegen 6 Uhr nachmittags kam nun ein neuer Plan des Neumann zur Ausführung. Nachdem Szon und Margies in einem Hinterhaus, in das man durch eine Toreinfahrt des Vorderhauses gelangte, ausgestellt waren, ging Poege in die Wohnung des Rausch. In dieser Toreinfahrt stellte sich Neumann derart auf, daß er im Dunkeln stand und nicht gesehen werden konnte. Poege richtete dem Rausch aus, Neumann erwarte ihn im Gasthaus Aschinger am Pots­damer Platz, um seine Anstellung endgültig zu regeln. Nach ungefähr X Stunde ging er mit Rausch weg Der Verabredung gemäß ging Poege einige Schritte vor Rausch und als dieser im Torbogen anaekommen mar. ssnerke Reu­mann rasch hinksreinander 2 Schüsse aus Rausch ab, von denen der erste ihn von der Seite traf, die Lunge verletzte, am Herz vorbeiging und die Niere zerriß, während der zweite Schuß im Oberschenkel stecken blieb.

Neumann und Poege eilten zu dem Kraftwagen, den Szon bereit hielt und flürbteten in demselben. Neumann umarmte den Poege im Wagen und drückte seine Befrie­digung über die Tat mit den Worten aus:So, der sagt nichts wieder." Die Beteiligten trafen sich hierauf verab­redungsgemäß unmittelbar nach der Tat bei einem Glas Bier im Aschinger am Halleschen Tor.

Rausch brach sofort, als er den ersten Schuß bekam, zu­sammen und wurde ms Krankenhaus gebracht, wo er am 17. März 1924 seinen schweren Verletzungen erlegen ist, nach­dem er zuvor zu seiner Genugtuung erfahren hatte, daß die Festnahme der Täter gelungen war und die Tat nicht unge- sühnt bleiben wird.

Der nächste Artikel wird einen geplanten Anschlag auf den württembsrgischen Innenminister Bolz und andere Pläne behandeln.

Die Strafsache gegen die Kommunisten wird vom Staats- gericbtshof abgeurteilt werden. Außer den in Stuttgart ver­hafteten 7 Beteiliaten sind in Berlin etwa 20 Personen fest­genommen worden. DieTscheka" bielt ihre Versammlungen im russischen Botschaftsgebäude in Berlin ab.

Neue Nachrichten

Ein Wahlaufruf der Reichsregierung

Berlin, 28. Avril. Die Neichsregierung erläßt zur Reichs­tagswahl einen Aufruf an das deutsche Volk, der die Wähler auffordert, die bisherige Politik des Reichskabinetts zu unter­stützen. Diese Art der Beeinflussung der Wähler ist unge­wöhnlich und geeignet, den Wahlkamps noch erbitterter zu machen,

Lohnstreik im Ruhrgebiek

Essen, 28. April. In 42 Bergarbeiterversammlungen im Ruhrgebiet wurden die Angebote der Werkleitungen abge­lehnt. die 30prozentige Lohnerhöhung gefordert und allen­falls der Streik beschlossen. Auf 11 Zechen sind Teile der Belegschaft bereits ausständig.

Belgien gegen die Räumung des Ruhrgebieis

Kasernenbau in Düsseldorf

Düsseldorf, 28. April. Die Besetznngsbehörde verlangte vor einigen Monaten von der Stadt die Erbauung einer Är- tilleriekaserne, deren Kasten etwa 16 bis 18 Millionen Gold-

, mark betragen. Die Stadtverwaltung erklärte, sie sei nicht I imstande, den Aufwand zu bestreiten. Die Behörde hat nun den Befehl erteilt, mit dem Bau sofort zu beginnen. Die Stadtverwaltung beharrt auf ihrem ablehnenden Standpunkt.

Deutscher Tag in Wörishofen

Wörishofen (Schwaben), 28. April. Am Sonntag fand hier ein Deutscher Tag statt, an dem mehrere tausend Perscnen aus Schwaben mit Hakenkreuzfabnen sich beteilig­ten. General Ludendorff hielt eine Ansprache.

Paris. 28. April. Der französische Finanzminister Mar- sal hielt in der Industrie-Akademie in Neuyork eine Rede und erklärte lautPetit Journal", die deutsche Reichs­regierung habe in den Reichshaushalt für Erwerbs­los e n u n t e r stü tz u n g die ungeheure Summe von 450 Millionen Goldmark eingesetzt. Das übersteige die franzö­sische Arbeitslosenauswendung um 250, die englischen Unter­stützungen um 150 Millionen Mark in diesem Iabr. Ein Land, das so viel Geld verschwende, könne auch Entschädi­gungen bezahlen, und wen» es nicht zahlen wolle, so müsse man es eben durch Pfänder und Ueberwachung seiner Finan­zen dazu zwingen.

Paris, 28. April. DerTemps" meldet aus Brüssel, die belgische Regierung werde sich der militärischen Räumung des Nuhrgebiets widersetzen, aber eins Herabsetzung der Be- satzunosstärke befürworten. Nur die großen Städte und die Eisenbahnknotenpunkts sollen besetzt bleiben. Bei Verfeh­lungen Deutschlands sollen nur wirtschaftliche Sanktionen angewendet und vor allem die Zölle in den deutschen See­häfen beschlagnahmt werden.

Bedingungslose Annahme

London, 28. April. DerDaily Telegraph" erfährt, Mac Donald habe der deutschen Reichsregierung geraten, den Sachoerstündigen-Bericht bedingungslos unzunehmcn.

Das Blatt warnt davor, zu glauben, daß Coolidges Rede die Haltung Poincares geändert habe.

Der englische General Maurice berichtet denDaily News" aus Dortmund, eine Anzahl italienischer Militär- Ingenieure habe die Verwaltung der Gruben des nördlichen Nuhrgebiets übernommen, es scheine also Poincarö gelun­gen zu sein, Mussolini für seine Ruhrpolckck zu gewinnen. Die vom Dawes-Bericht vorgeschlagene wirischafliche Rückgabe des Gebiets an Deutschland werde demnach nicht ausgeführt.

Dawes-Bericht und Achtstundentag .

London, 28. April. DieNew Leader", die Mac Donald sehr nahe steht, schreibt, wenn Deutschland das bezahlen solle, s was der Dawes-Ber.cht vorschlage, so müssen die deut­schen Arbeiter auf den achtstündigen Arbeitstag ver- '

züchten und sich mit niedrigen Löhnen begnügen, um dem ,

britischen Arbeiters schärfsten Wettbewerb zu machen, s

Dieser Wettbewerb sei eine Gefahr für Europa. Tie britische !

Regierung bringe, namentlich auch infolge der Haltung Frankreichs, dem Dawes-Bericht nicht mehr die Zuversicht entgegen wie anfangs.

Selbständigkeiisbewegunzrn in Schottland

London, 28. April. In Glasgow verlangte eine Ver­sammlung für Schottland die gleiche Selbständigkeit, wie sie Irland nun erreicht habe.

Chinesische Einrvanderungsfch.nerzen

Reuyork, 28. April. Wie aus Mexiko gemeldet wird, hat die chinesische Regierung gegen die von Mexiko geirofsenen Maßnahmen gegen die chinesische Einwanderung Widerspruch ' erhoben.

Volle Unabhängigkeit für Aegypten

Kairo, 28. April. In einer Versammlung der national!- ! stischen Abgeordneten erklärte Ministerpräsident Zaglul Pascha die Zeit für die Verhandlungen m't England über die volle Unabhängigkeit Aegyptens und des Sudans sei jetzt ge­kommen.

In französischen Kerkern

ep. Die grausige Marter der vielen Hundert deutscher Ruhr- und Rheingefangenen, von der kein Snchverständigen-Gut- - achten Kenntnis zu nehmen für nötig befunden hat, nimmt ihren Fortgang. Den anderen Deportierten, die meist zu s lebenslänglicher, oder doch jahrzehntelanger Zwangsarbeit verurteilt sind, droht dasselbe Los langsamen körperlichen

Wo keine Gerechtigkeit ist, ist keine Freiheit, und wo keine Freiheit ist, ist keine Gerechtigkeit. Seume.

Die Bauerngräfin.

Roman von Fr. Lehne.

2 .

(Nachdruck verboten.)

Aber dennoch wissen sie ganz genau, daß unser Wilhelm keine Schuld hat. Er war der Herausgesorderte, der Ange­griffene, und wenn er sich gewehrt und den Junker tüchtig verprügelt hat, wer kann es ihm verdenken? Und die Ge­schichte mit Martha Riehle! Sie war unserm Wilhelm gut bis der Junker mit seinen Versprechungen kam! Die Herrschaften konnten sroh sein, daß wir sie vor dem

Skandal bewahrt haben-"

Ja, ja, das hat man aber alles vergessen nur die Prügel nicht, die der Junker von einem Bauernburschen be­kommen hat das wurmt"

Doch die Gräfin selig hat mich ihrer Dankbarkeit immer versichert; sie war ja außer sich, als sie alles erfahren hatte. Den Brief, den sie mir geschrieben, den Hab' ich gut aufge­hoben hier bei Wilhelms Briefen liegt er", Frau Krause nahm ihn aus dem Kästchen, das die Nachrichten des Sohnes barg,weißt du noch, was sie geschrieben?" j

Liebe Frau Krause! Ich bin Ihnen sehr dankbar und werde es immer sein, daran denkend, daß Sie mir in der Ordnung der bewußten Angele-.check behilflich gewesen ^ sind. Und sollten Sie einmal ein Anliegen haben, es mag ' sein, welches es wolle, wenn es in meinen Kräften steht, ' Werde ich immer für Sie da sein. Und ich wickve mich freuen, wenn Sie das nicht vergessen

Rosemarie Gräfin Laubenberg."

Siehst du, Mann, da Hab' ich gedacht, daß der Graf auf diesen Brief hin ein Einsehen haben wird. Wir sind ihnen doch nie gekommen obwohl die Frau Gräfin die Patin von unserer Rosemarie war"

-Aber sie ist darüber hinweg gestorben! Ja, wenn sie noch lebte! Aber der Alte, das ist kein Guter. Quäl mich nicht, Frau Jahre sind es her, daß ich nicht droben aus dem Schloß war."

Doch sie redete ihm zu, es sei ein Versuch und schließ­

lich mehr als nein könne der Gras auch nicht sagen und von dem sei dasRein" denn nicht so hart wie von den eigenen Verwandten; wolle er dem Samson wirklich den Wald und Wiese überlassen, ohne noch einen letzten Versuch zu machen, sich das Geld zu verschaffen? Es handle sich doch nur um eine kurze Zeit; der Wilhelm schicke ganz be­stimmt das Geld, und dann seien sie aus aller Not und Ver­legenheit.

Und schließlich gab er ihrem Drängen nach, so hart ihm auch dieser Bittgang ankommen würde härter aber noch würde es sein, den Wald wegzugeben. An diesem Stückchen alten Eichenwald hing er mehr als an allem andern und die Kinder auch.

Wilhelm Krause war ein alter Bauer von altem Schrot und Korn, dazu eigensinnig und stolz. Mit aller Macht, mit förmlich verbittertem Trotz hacke er gegen das Schicksal angekämpft, das ihn vor zwei Jahren in einer Nacht aus einem begüterten, wohlhabenden Mann beinahe zu einem Bettler gemacht hatte. Hätte er die Versicherung seines Be­sitzes rechtzeitig Wieder erneuert, wären ihm diese schweren Sorgen erspart geblieben. So hatte er sein Haus, seine Stallungen, die wohlgefüllten Scheunen niederbrennen sehen müssen, ohne daß er einen Pfennig Entschädigung dafür bekam.

Die Sorgen der letzten Jahre hatten ihn um Vieles alter werden lassen; Wohnhaus, Stallungen, Scheuern standen neu da, aber manches Stück Land hatte geopfert werden müssen, ebenso die besten Pferde und Ksthe, um Geld in dre Hände zu bekommen und doch noch immer nicht genug war es, so daß er gezwungen war, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Das alles lastete schwer aus seinem Stolz.

Wider Erwarten wurde er jetzt von dem Viehhändler Samson um Rückzahlung der letzten zweitausend Mark ge­drängt, die der ihm geliehen und keiner im Dorfe war, der ihm aus dieser Verlegenheit Helsen wollte.

Schreib's doch deinem Wilhelm"

Ja, der Wilhelm, der war weit, der wußte nichts. Und i man hatte ihm auch aus Bicken der Mutter nichts geschrie-

> ben, damit er sich draußen nicht sorgte.

> Der Streit mit dem Grasensohn, die Untreue des gelieb- . len Mädchens und nicht zuletzt sein abenteuerlustiger Sinn

hatten den kaum Zweiundzwanzigjährigen aus dem Vater­land getrieben, um in den Kolonien sein Glück zu machen.

Und der Alte hatte ihn ziehen lassen. Er hatte sich noch zu jung und arbeitsfähig gefühlt, um den Hof schon abzu­geben, was er hätte tun müssen, wenn Wilhelm geheiratet hätte. Und dem Jungen schadete es nichts, wenn er sich draußen in der Fremde Wind um die Nase wehen ließ.

Frau Krause sah es ihrem Manne an, wie schwer ihm dieser Weg wurde. Sie legte die gefalteten Hände auf seine Schulter

Vater, wenn ich sür dich gehen lünnte, wahrhaftig, ich tät's, aber 's ist doch besser, du gehst. Und hier zur Vorsorge nimm den Brief von der Fron Gräfin selig mit; man kann nicht wissen, ob du ihn nicht zeigen mußt"

Eines Kindes Lachen klang da hell unter dem Fenster. Frau Krause klopste an die Scheiben, rückte die Geranien- iöpfe etwas beiseite, öffnete einen Spalt und rief:

Mariechen, komm mal gleich rein!"

Was soll sie denn?"

Sie soll mit mir gehen; sie ist ja das Patenkind der seligen Frau." ..

Das Kind kam hereingesprungen.Soll ich zum Kra­mer gehen?" .

Nein, Mariechen. Du gehst mit Vater aufs Schloß. Aber erst wäschst du dir gründlich die Hände."

Aufs Schloß?"

Dem Kind blieb vor Verwunderung das Mündchen of­fen stehen. Da war sie doch, seit die Frau Gräfin tot War, nicht wieder gewesen.

Frau Krause strich glättend mit dem Kamm durch Ma- riechens dicke, kastanienbraune Locken, dann tat sie ihr eine frische, Weiße Schürze um, die dem blauen, ausgeschnittenen Kattunkleide mit den kurzen Aermeln einen sonntäglichen Anstrich gab. Der weiße Strohhut mit dem Kranz von Gänseblümchen stand dem bildhübschen, rosigen Kinderge­sicht mit den großen, dunkelbraunen Augen gar gut. Frau Krause atmete tief auf.So, nun geht!" Ihrem Mann drückte sie die Hand und sah ihn innig an. Er gab rhr den Händedruck zurück, nickte ihr zu, nahm sein Töchterchen an die Hand und ging mit ihm über die heiße, sonnige Land­straße dem Schloß zu, das eine halbe Stunde ungefähr vom Dorfe entfernt lag. (Forts, folgt.)

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