Oberbürgermeister vonWedelstädt in Gelsenkirchen wurde von den Franzosen wegen Änes Artikels in der Gels Allg. Ztg. verhaftet.
Bluttaten im besetzten Gebiet
Koblenz. 30. Dez. Ein weißer Unteroffizier eines französischen Kolonialregiments war aus einer Wirtschaft in Koblenz-Lützel wegen Belästigung der Gäste ausgewiesen worden. Am andern Tag kam er mit fünf Leuten des Regiments wieder in die Wirtschaft, feuerten mit Revolvern blindlings unter die Gäste und schlugen mit blanken Seitengewehren auf sie ein. Drei Personen wurden getötet, mehrere verletzt, darunter ein französischer Offizier. Me Täter wurden festgenom- men.
Das .Standgericht" der Sonderbündler
Pirmasens. 30. Dez. Das Standgericht der Sonder- binrdler verurteilte den Direktor der „Pirmasenser Ztg. , Zobel, zu 3000 Franken Geldstrafe, weil in dem Blatt ein« Nachricht aus Heioelberg abgedruckt war. Bei Nichtbezahlung erfolgt Ausweisung. Der ganze Stadtrat mußte vor dem Gericht erscheinen und jedes Mitglied wurde zu tOO Franken verurteilt, weil er die sonderbündlerisch« .Regierung" nicht anerkannte.
Deutsche nach der Teufelsinsel
Paris, 30. Dez. Der „Eclair" meldet, daß demnächst 1» Strafgefangene nach der französischen Strafkolonie Guyana bezw. der Teufelsinsel (Südamerika) gebracht wrrden, darunter drei im Ruhrgebiet verurteilte Deutsche: ein Kaufmann, der Prokurist eines Industriewerks und Kapi- iänleutnant a. D. Ingenieur Andler aus Stuttgart. Kapitän Andler sst bekanntlich vom französischen „Kriegsgericht" zu 10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden, weil »r sich mit dem Gedanken trug, einen Ruhrkanal zu sprengen: er hatte aber den Gedanken aufgegeben, als er sich von der Undurchführbarkeit überzeugt hatte. — Die Teufelsinsel, ein ödes und durch sein Klima berüchtigtes Eiland an der Küste von Guyana, wurde bekannt durch die Verbannung des Dreyfuh vor 12 Jahren. In der Nähe der Insel gibt es zahlreiche Haifische, die von den französischen Behörden gefüttert werden. Sie sollen die Gefangenen von Fluchtsersuchen abschrecken.
Die deutsche Denkschrift
' London, 30. Dez. Der „Daily Telegraph" veröffentlicht die am 24. Dezember in Paris übergebene Denkschrift der deut- Reichsregierung über die einzuleitenden Verhandlungen. D?« Schrift verlangt, daß alle Hindernisse, die dem Personen- und Warenverkehr zwischen besetztem und unbesetztem Gebiet entgegenstehen, aufhören und iüe Eisenbahntarife mit den deutschen in Einklang gebracht werden sollen. Zur Ausführung des Jndustrieabkommens bedürfen die deutschen Industriellen umfangreicher Kredite in fester Währung. Me Rentenmark soll als Zahlungsmittel im besetzten Gebiet anerkannt werden. Die zu gründende Rheinisch-westfälische Notenbank bedarf der Genehmigung der Reichsregierung. Di« ausgewiesenen deutschen Eisenbahnangestellten sind zurück- zurufen. Sicherheit der Personen und des Besitzes ist zu gewährleisten, die Beamten sind wieder in ihre Aemter einzusetzen, damit namentlich die Reichssteuern wieder geordnet eingezogen und der Polizerdienst ausgeübt werden kann. Es wird dann beklagt, daß die Sonderbündlerbanden, zumal tu der Rheinpfalz, wo sie eine wahre Schreckensherrschaft ausüben. zu große Nachsicht erfahren. Den deutschen Gerichten soll Unabhängigkeit gewährleistet und die Unverletzlichkeit der Mitglieder des Reichstags usw. sowie das Versammlungsrecht geachtet werden.
Lein« Verständigung — die Franzosen bleiben im Ruhrgebitt
Paris. 30. Dez. Die Regierungsblätter äußern sich sehr ungehalten darüber, daß der Londoner „Daily Telegraph" die am 24. Dezember m Paris und Brüssel übergeben« Deutsche Denkschrift über die Berständ:- gungsverhandlungen im Wortlaut veröffentlichte. Im „Temps" heißt es, Frankreich werde sich durch kein« diplomatischen Kunststücke aus dem Ruhrgebiet hinausschieben kaffen. „Echo de Paris" schreibt, bei den gegenwärtigen Ansichten in Berlin e-nn- Verhandlungen mit der
Nach Waterloo
Du« Bauerngeschlchte au- dem Tamm- von Fritz Ritzet.
(Schluß.)
Me Stiefmutter hatte behauptet, daß Heinrich nicht erbberechtigt sei, hatte ferner bestritten, daß ihr verstorbener Mann seinen Sohn als erbberechtigt hatte anerkennen lassen — wie kam es jetzt aus einmal, daß die ganz Sache in Frieden ausging? Heinrich und Hansjörg, die seit des »rsteren Ankunft fast unzertrennlich waren, brachen gelegentlich eines Besuches im „Grauen Kopf" allen Verleumdungen die Spitze ab, indem sie erklärten, daß von einer Verweigerung -er Erbteils seitens der Stiefmutter niemals die Rede genesen sei. Das damalige Zerwürfnis sei entstanden, weil Heinrich nach seiner Verheiratung an die Stiefmutter das Ansinnen gestellt habe, chm schon zu ihren Lebzeiten den Rodenberger Hof zu übergeben, wogegen sich die Mutter gewehrt habe, da sie in kein Abhängigkeitsverhältnis zu dem Stiefsohn kommen wollte. Nachdem Heinrich jetzt entschlossen M, für immer nach Amerika auszuwandern, hätte sich die ganze Sache von selbst erled'gt
Da diese Aufklärung durch die Hauptbetriligtsn selbst er- ßolgte, mutzten die Leute wohl oder übel daran glauben, und alles Geschwätz und Gerrune hatte ein Ende-
So war nach Wochen Ser Tag gekommen, an welchem die Abschiedsstunde schlagen sollte Aus dem Rodenberger Hose hatten sich alle versammelt — Konrad Werner mit seinem Weibe und den Kindern, der alte Lehrer, Herr Pfarrer Lindner wie auch die Frau Pfarrerin, um dem Auswandernden zum letztenmal die Hand Zu drücken. Alle Bitten und Vorstellungen, um ihn zum Bleiben tzu veranlassen, hatten nichts gefruchtet. Um bei denjenigen, welche er von Herzen liebte, wieder ein volles, ungemübtes Lebensglück einziehen zu lassen, verzichtete er auf die Heimat, au' den Anblick seiner geliebten Kindes und ging als einsamer Mann ln die ferne Fremde. Mit ruhigem Ernst übte er die schwere Entsagung, ohne ein Wort der Klage laut werden zu lassen. Nach den vielen Schicksalsschlägen, welche ihn betroffen hatten, schien er es als selbstverständlich zu betrachten, daß das Geschick
Reichsregierunq möglich. Auch der Vorsitzende der Rheinlandkommission, Tirard, habe sich entschieden dagegen ausgesprochen, die Vorschläge der Denkschrift in Betracht zu ziehen. Frankreich werde also fortfahren, sich im Ruhrgebiet so gut wie möglich einzurichten, Zahlungen seien von Deutschland gegenwärtig ja sowieso nicht zu ermatten. Die Reichsregierung beginne auf die Karte einer Regierung Ramsey Macdonald in England zu setzen, wie sie nutzlos seinerzeit auf die Karte Curzon gefetzt hatte.
Das Spiel mit der Lebensmitlelanlsihe
Paris, 30. Dez. Halbamtlich wird verbreitet, die Entscheidung über die von Deutschland beantragte Lebensmittel- rmleihe sei noch nicht so "bald zu erwarten. Erst müsse man über den tatsächlichen Bedarf Deutschlands und seine tatsächlichen Vorräte an Getreide und Fett genau unterrichtet sein. ;he Regierung und die Entschädigungskommission einen Beschluß fassen können.
Kritik der Rnhrpoiittc in der französischen .Kammer
Paris, 30 Dez In der Kammer wurde die Außenpolitik besprochen. Abg. Rennaud (Radikal) erklärte, -r tonne die Hoffnung der Regierung aus eine internationale Anleihe, mit der die deutschen Entschädigungen bezahl! werden sollen, näht teilen, da die Anleihe in dem wichtigsten Land, in Amerika, keinen Erfolg haben würde. Die jetzige Politik schaffe nur neuen Haß. Die Besetzung des Ruhrgebiets gebe der Regierung die Mittel in die Hand, sich zu vei ständigen, wenn auch England scheel dazu sehe, da es die französische Festsetzung am Rhein nicht wolle. Poincare warf ein, der passive Widerstand habe erst vor kurzem ansgehört, worauf Reynaud entgegnete, die Welt hirb« den Eindruck, die französisch« Regierung habe der Auseinandersetzung mit Deutschland über die Entschädigungsfrage nusweichen wollen. Gewisse französische Industrielle seien an den Ruhrgruben beteiligt. (Poincare stellt dies in Abrede.) Reynaud hält seine Behauptung aufrecht; das sei unstatthaft, auch in versteckter Form. Von der deutschen Demokratie, die behaupte, Deutschland könne nicht zahlen, dürfe man lich nicht täuschen lassen. Ein Land, da, 1922 6 Millionen Tonnen Eisenerze gefördert, 7 Millionen Tonnen Eisenguß erzeugt und 500 000 Tonnen Schiffe gebaut habe, sei nicht zahlungsunfähig. Die Sozialdemokratische Patter in Deutschland habe Bankrott gemacht. — Unter sehr erregten Zurufen von rechts und links verlas Poincare die Verfügung, wodurch der Sitzungsab- schniü der Kammer geschlossen wird.
Württemberg
Stuttgart, 80. Dez. Der Ernte-Ertrag Württembergs ist vom Stat. Landesamt endgültig jrstgestellt. Me Ziffern stimmen mit den im Oktober veröffentlichten vorläufigen Schätzungen ziemlich genau überein.
Lllwangen, 30. Dez. Hinrichtung. Me beiden Raubmörder, der Hilfsarbeiter Ernst Richmann von Untertürkheim und der Fräser Wilhelm Geist von Cannstatt, wurden am Samstag vormittag im Hof des Landgerichts hingerichtet. — Sie hatten bekanntlich den Ktiegsinvaliden Jakob Stingel von Weilheim, OA. Balingen, ermordet und beraubt.
Reuklingen, 30. Dez. Notttandsardeit. Dfi Gewerkschaften haben beim Ministerium des Innern beantragt, daß mit dem Bau des Neckarkrastwerks Kirchentellinsfurt sofort begonnen werde,» damit- die vielen Arbeitslosen in Stadt und Bezirk, besonders vom'Baugewerbe, Beschäftigung finden.
Roktweil, 30. Dez. Eisenbahnunfall. Letzten Donnerstag fuhr auf den um 10 Uhr nach Tuttlingen abgehenden Schnellzug die Schiebsmaschine mit großer Wucht auf. Fahrgäste, Gepäck usw. wurden tüchtig durcheinander Lttchüttelt, doch scheinen keine ernsteren Verletzungen vorgekommen zu sein. Der Zug konnte mit cmstündiger Verspätung abfayren.
Tuttlingen, 29. Dez. Rascher Tod. Der auf Besuch bei seinem Schwiegersohn, Amtsrichter Gayer, weilende 61 Jahre alte Studiendirektor Dr. Wilhelm Knödel aus Calw erlitt in der Vahnhofstraße einen Schlaganfall und war sofort tot.
Heidenheim. 29. Brand. In
fortdauernd das grausamste Spiel mit ihm trieb und schien sich ergebungsvoll mit der Erkenntnis zufrieden zu geben, daß derjenige, dem alles auf Erden genommen ist — der nichts mehr zu verlieren, auch nichts mehr zu fürchten hat
Herr Pfarrer Lindner sprach bewegte Abchiedsworte zu dem Scheidenden, in welchen er denselben zu Dank gegen die Vorsehung mahnte, dis ihn glücklich durch so viele Gefahren geleitet und ihm die Seslenstärke gegeben für das Glück des lieben Nächsten sei eigenes Glück zum Opfer zu bringen.
Dann umarmte Heinrich die sämtlichen Anwesenden. Kaum losreißen konnte er sich aus den Armen Hansjörgs und der kleinen Lisvsty; immer wieder-bedeckte er das Gesicht des Kindes mit Kassen und versprach ihm, zu seiner Konfirmation in sieben Iahrkn nach Deutschland zu kommen. Dann trat er zu Anne Margret und reichte ihr mit trübem Lächeln die Hand. Zum letztenmal ruhte sein blaues Auge mit unendlich wehmütigem Ausdruck auf dem jungen Weib, welches erst still weinend vor ihm stand und dann, einem plötzlichen Impulse folgend die Arms und den Hals des einst so Heißgeliebten schlang und seinen Mund innig küßte. „Leb' wohl, Heinrich!" schluchzte sie dabei. „Leb' wohl un' wert»' glücklich, dofor will ich jed' Stund' zu unserm liewe' Herrgott bete'!"
Der Scheidende hatte jede Begleitung abgelehnt. Wie er gekommen war, so wollte er gehen — allein, den nämlichen Weg. Nach einem nochmaligen herzlichen Lebewohl an alle schritt er in den trüben Novembermorgen hinaus, in der Richtung nach dem Galgenkopfe zu. Die Nebel, welche über dem Gefilde schwebten, hatten den Fortwandernden bald verhüllt; doch jetzt fuhr ein greller Strahl der durchbrcchen- Sonne zwischen die wallenden Massen — er beleuchtete einen Augenblick die Waidecke am Galgenkopf und mit ihr die in den weiten Mantel gehüllte Männergestalt, die dort oben stand und nochmals grüßend mit der Rechten winkte. Dann zogen wieder graue Dunstschleier von Westen heran und Heinrich Schilling verschwand hinter der Höhe.
„Das Bewußtsein, in der edelsten Weise Entsagung und Selbstverleugnung geübt zu haben, wird unseren Frtzund auf seinem ferneren Lebenswege stärken, wird chm Trost
gehörigen Weiler Küpfenüors wurden die beiden zu-! sammenhänaenden Scheue rgedäude der Landwirte Alber und' Stegmaier samt den Vorräten an Futter durch Feuer vollständig zerstört. Me von hier abgefahrene Motorspritze konnte die Brandstätte infolge des Schnees nicht erreichen. Der Sch?- den ist groß.
Rattheim, OA. Heidenheim, 29. Dez. AusdemFenster gestürzt. Kinderschwester Walpurga Gösele stürzte beim Oeffnen eines Ladens zum Fenster hinaus und hat einen Bruch der Wirbelsäule erlitten. Sie wurde ins Bezirkskrankenhaus nach Heidenheim verbracht. An ihrem Aufkommen wird gezweifelt.
Baden
Larlsruhe, 30. Dez. Die zweite Wagenklasse verschwindet vom 1 Januar ab aus den Personenzügsn itt Baden mit Ausnahme der Hauptstrecken Mannheim—Basel—Singen, Karlsruhe—Mühlacker, Oos—Baden und Dinglingen—Lahr.
Heidelberg, 30. Dez. Am letzten Freitag nahm eine sehr zahlreich besuchte Elternversammlung gegen den Abbau des Realgymnasiums Stellung. Es wurde einstimmig eine Entschließung angenommen, in der der Stadtrat ersucht wird, sich mit allen Mitteln für die Erhaltung des Heidelberger Mädchenrealgymnasiums einzusetzen.
Pforzheim, 29. Dez. Einbruchsdiebstahl. Nachts wurde in eine Wirtschaft eingebrochen und u. a. Lebensmittel, Zigarren, Zigaretten, Tellertücher und ein Barbetraa von 2000 Goldmark gestohlen.
Rastatt, 30. Dez. Der am 22. Dezember durch Aufspringen auf einen fahrenden Zug schwer verunglückte Händler Joseph Kuhn aus Bietigheim ist nunmehr seinen Verletzungen erlegen. Kuhn hinterläßt eine zahlreiche Familie.
Konstanz, 30. Dez. In der vergangenen Woche bemerkte ein Posten oer Schießstandswache in dem für Zivilpersonen allgemein verbotenen Schießstcmdsgelände in,^hen Abendstunden drei Zivilpersonen, die auf ihn zukamech Trotz seinem mehrfachen Anruf blieben diese nicht stehen. Der Posten machte, als er einen gegen ihn beabsichtigten Angriff erkannte, in der Notwehr von seiner Waffe Gebrauch, worauf die Angreifer verschwanden. Wie es sich nun herausstellte, hatte der vorderste Mann einen Lungenschuß davongetragen. Eine Untersuchung ist eingeleitei. Der Ange- schossen« ist der 24 Jahre alte Anwaltsgrhilfe Ernst Männer-.,.
Lokales.
Wildbad, den 31. Dez. 1923.
Volksküche. Der Volksküche wurde durch Vermittlung von Herrn Stadtpfleger Brachhold von Herrn Wilh. Pfeiffer, Conditorei in Basel die reiche Summe von 100 Franken übergeben, wofür auch an dieser Stelle bestens gedankt wird.
Das Jahr 1924 ist ein Schaltjahr, es hat 366, der Februar 29 Tage. Der Schalttag ist der 25. Februar. Ostern fällt verhältnismäßig spät, auf den 20. April, demgemäß ist Fastnacht az., 4 . März, der 29. Mai Christi Himmelfahrt, am 8. Juni wird das Pfingstfest gefeiert. Im Jahre 1924 finden drei Sonnen» und zwei Mondfinsternisse statt: außerdem ereignet sich ein Borübergang des Merkurs vor der Sonnenscheib«. In Deutschland wird nur die vollständig« Mondfinsternis am 14. August (von 7L1 Uhr bi« 11,09 abends) wahrnehmbar sein.
Die Großhandelsindeziffer aus den Stichtag des 27. Dezember ergibt gegenüber dem Stand vom 18. Dezember (124,5) einen Rückgang um 3,5 Prozent auf 120, der namentlich durch die Senkung der Getreide-, sowie durch die Herabsetzung der Ruhrkohlenpreise herbeigeführt wicd- Von den Hauptgruppen sanken Lebensmittel (im Großhandel) um 3,4 Prozent auf 103,6, davon die Gruppe Getreide und Kartoffeln um 7,2 Prozent auf 79, Industriestoffe um 3,7 Prozent auf 150,9, davon die Gruppe Kohlen und Eisen um 5,4 Prozent auf 151,7, ferner Einfuhrwaren um 1 Proz. auf 157,3 und Inlandswaren um 4,2 Prozent auf 112,5.
Verkehssache. Am Mittwoch, 2. Januar 1924 wird der >Kerl->n»n,na 900 Müneb-n ab 11.20 vorm., Ulm 2.40 — 48
bereiten und die seelische Zufriedenheit schenken, nach der wir alle hungern!" sagte Pfarrer Lindner langsam zu den Anwesenden und faltete betend die Hände.
Wir waren in der Nähe des Heimatdorichens meines Wandergefährten angekommen, als derselbe seine Erzählung geendet hatte und traten aus dem prächtigen Buchenwald in das offene Feld, wo sich ein weiter Ausblick über die malerische Landschaft bot Eine am Waldrand stehende, aus Naturholz verfertigte Bank lud zum Rasten ein; wir ließe» uns nieder und genossen den Anblick des friedlichen Bilde« dessen Farbentöne bei der abendlichen Beleuchtung einen bestrickenden Reiz ausübten. Dis Sonnenscheibe näherte sich immer mehr dem breiten Rücken des „Grauen Kapfs", dessen Gipfeltannen wie in seunger Lohe erglühten, während der westliche Horizont in allen Schattierungen vom tiefen Violett bis zum zarten Rosa prangte. In den tief eingeschnittenen Tälern lag schon graue Dämmerung, aus welcher sich langsam einige Nebelstreifen lösten, um über dem Bergwalde unter dem Wehen des Abendwindes zu zerslattern. Melodisch tönte das Geläute des Abendglöckleins herüber und schuf mit dem Ganzen in unseren Herzen eine weihevolle Stimmung, unter welcher wir eine lange Weile schweigend verharrten.
„Dort driwe' liegt Dornschied!" begann endlich der alte Mann und deutete mit dem Finger in der Richtung des „Grauen Kopfs", wo ein spitzes Türmlein aus dein welligen Gelände hervorragte. „Uff dem Kerchhof sein se jetzt alle drei nebenenanner begrawe' — der Konrad, der Heinrich un' die Anne Margret, so hawe' sie's zu Lebzeiie' haws' wolle''"
„Und ist der Heinrich noch einmal aus Amerika zu Besuch gekommen?" fragte ich.
„Des will ich maane'l" war die Antwort des Greises und ein leichtes Lächeln flog über seine charaktervollen Züge. „Des erstemal war er oo, wie des Liesche' konfirmiert is' wor'n! Zum zwaatenmol uff dem seiner Hochzeit, es Hot den Enkel von dem Parrer Lindner geheirat', der hert' noch Parrer in dem Hestche' is. Un' des drittemoll Ja, des war vor e' Iahrer zwanzig! Der Konrad Werner war schon