Erbrechtes Beträgt die Erbmasse über 100DOO Goldmark, so tritt das Reich als Miteigentümer an dem Nachlaß auf, außerdem wird das Erbrecht begrenzt auf die Verwandten erster und zweiter Ordnung. Diese besondere Regelung ist vollkommen überflüssig, sie läßt sich in viel besserer Weise durch eine geschickte Staffelung der Steuersätze erreichen, schädigt nicht die Kapitalbildung und erhält den Sparsinn, der nun einmal der Anfang jeder Kapitalsbildung ist.
Besondere Aufmerksamkeit schenkt das Programm der Besteuerung der Landwirtschaft. Wir sind mit den Gewerkschaften darin einig, daß eine neue Bewertung des Bodens vorgenommen werden muß: aber wenn sich die Gewerkschaften einmal überlegen, wie lange die Aufstellung eines neuen Katasters dauert, so werden sie einsehen, daß ihre jetzigen Vorschläge für die augenblickliche Notlage des Reiches überhaupt nicht in Frage kommen. Auch bezüglich der Verbrauchsbesteuerung können wir dem freigewerkschaftlichen Steuerprogramm nicht zustimmen, das die Bildung von Monopolen für Massenkonsumartikel Vorsicht. Dagegen sind wir einverstanden mit einer scharfen Besteuerung von Luxusartikeln; es wäre sogar zu überlegen, ob man die Verbrauchssteuern, die sich durch Verwaltungsausgaben auffressen, nicht überhaupt abbaut und dafür eine leichte Erhöhung der Umsatzsteuer vornimmt. Ueberflüssig, zu sagen, daß wir für eine durch- sicktige Steuergesetzgebung schon immer eingetreten sind.
Ganz unmöglich aber ist die Forderung" der Gewerkschaften, daß die Betriebsräte Kontrolle und Gegenzeichnung bei Abführung der Steuern vornehmen; denn damit würde man die Betriebsräte halb und halb zu einer öffentlich rechtlichen Einrichtung machen, wo sie doch nur dazu Mitwirken sollen, mit dem Unternehmer zusammen die gesunde Existenz des Unternehmens zu erhalten.
Ter Reichsfinanzminister hat sich ebenfalls den Kopf darüber zerbrochen, wie er dem Reichsportemonnaie neue Einnahmen verschafft. Merkwürdigerweise steht er auf dem Standpunkt, daß durch die Eius'tzung eines Multiplikators die Wertbeständigkeit bei der Körperschaftssteuer, Einkommensteuer und Vermögenssteuer schon erreicht ist. Man sollte annehmen ,daß ihm klar ist, daß wertbeständige Steuern erst dann möglich sind, wenn wir eine wertbeständige Währung, zuui mindesten eine wertbeständige Rechuungseinheit haben. Der Plan des Reichs- sinanzministe.iums sieht u. a. eine Erhöhung der Umsatzsteuer auf 2 1/2 Prozent vor und eine besonders scharfe Börsensteuer, so scharf, daß sie untragbar ist und in ganz falscher Richtung wirken wird. Statt der Börsensteuer sollte man lieber einmal die Zulassungen zur Börse prüfen und in Zukunft schärfer handhaben, wenn man auf diesem Wege der Spekulation Schranken setzen will.
So erfreulich es ist, so sehr es von Staatsbewußtsein zeugt, wenn Gewerkschaften sich über die Mittel des Reiches den Kopf zerbrechen, so ist die st'uerpolitische Frage doch untrennbar mit der Währungsfrage verknüpft,..und alle nun noch angestrebten und zu verwirklichend?!! Maßnahmen führen nur dazu, die Steuergesetzgebung noch unübersichtlicher zu machen als' sie schon ist, und dem — Steuerzahler tzöT^Mpüerzahlen noch unleidlicher zu machen.
Die Ueberrumpelung Küstrins
Berlin, 3. Okt. (Amtlich.) Ueber die Vorgänge in Küstrin kann bis jetzt folgendes gesagt werden: Seit Mitte letzter Woche fanden in der näheren und weiteren Umgebung Berlins Ansammlungen von jungen Leuten statt, die an- gaben, daß sie sich der Reichswehr zur Verfügung stellen wollten. Der Militärbefehlshaber und die Polizeibehörde veranlaßten, daß sie, wo sie gestellt wurden, zerstreut und wieder nach Hause geschickt wurden. Es lag der Verdacht vor, daß diese Leute unter der Vorspiegelung nationaler Ziele von einer Stell« aus einheitlich angefetzt wurden, um «« militäriicken Verbänden zusammenaestellt LU werden und
Aus Münchens guter alter Zeit
(>,8X Mist, 3VS ^ Die Kunst mein Gesetz)
Mufikrvman von vr. Hans Fischer-Hohenhausen.
10) - (Nachdruck verboten.)
In diesem Augenblick gellte mit schrillem Ton die Schulglocke, die den Schluß des Unterrichts verkündete, durchs Haus, und erlöst atmeten die beiden Sünder auf. Allgemeine Unruhe entstand im Schnlzimmer und machte es dem Professor unmöglich, weiter zu reden. Für heute waren die beiden mit einem blauen Auge daoongekommen. Besänftigt gab er ihnen nun Buch und Noten zurück, nicht ohne die Mahnung daran zu knüpfen, sich nicht mehr auf einem faulen Pferde erwischen zu lassen.
Richard Strauß und Hans Fischer waren Nachbarskinder. Ziemlich einsilbig trotteten sie den gemeinsamen Heimweg neben einander her, bis sie vor Richards Haustüre standen.
„Was tust Du jetzt?" begann jetzt Hans.
„Das kommt darauf an, ob der Alte zu Haus ist," entgegnete Richard.
In dem Augenblick kam der Alte aus dem Haus.
Hans Fischer zog höflich seinen Hut zum Gruß, was der Alte kaum zu bemerken schien, denn er wandte sich gleich an seinen Sohn mit den Worten:
„So! Bist Du endlich da — mach mal jetzt sofort Deine Hausaufgaben, sonst darfst Du heute abend nicht ins Konzert! Bis ich in einer Stunde wieder komme, mußt Du fertig sein! Verstanden?"
Mit drohend gehobenem Stock wandte er sich zvm Gehen, wobei er etwas in den Bart brummte, was vielleicht Grüß Gott hätte heißen können.
„Also, was tust Du jetzt?" begann jetzt Hans wieder, „der Alte ist ja fort."
Richard schien jetzt auf einmal ganz geistesabwesend und blickte nach einer andern Richtung, von der sich eine
mnerpolitischen Zwecken zu dienen. Der Wehrkreisbefehlshaber erließ deshalb in der Presse am 29. September eine öffentliche Warnung und bekundete die Entschlossenheit gegen jede Störung der Ruhe und Ordnung rücksichtslos oorzu- gehen.
Als Führerder Bewegung wurde Major a. D. Bu ch- rucker ermittelt. Es wurde am 30. September ein Haftbefehl gegen ihn erlassen. Buchrucker erkannte offenbar, daß seine Pläne durchkreuzt werden sollten. Er zog deshalb in der Nacht vom 30. September zum 1. Oktober so viele Anhänger, als er erreichen konnte, in Küstrin zusammen. Sie verbargen sich zunächst im Zeughof, einem alten Festungswerk, worin nur ein Trupst Vorarbeiter lag,^ die mit ihnen im Einverständnis handelten. Die Altstadt von Küstrin, die von Oder und Warthe umflossen und von alten Wällen umgeben ist, läßt sich leicht von außen absperren. An militärischen Gebäuden enthält sie nur die Kommandantur. Die Garnison liegt jenseits der Warthe. Buchrucker scheint beabsichtigt zu haben, durch Ueberrumpelung der Festung Gleichgesinnte im ganzen Reich zum Losschlagen zu veranlassen und durch diese Verzweiflungstat sich selbst zu retten. Auf welche Kreise er dabei rechnete, läßt sich noch nicht mit Sicherheit sagen. Im Morgengrauen hielt er die wichtigsten Punkte und Zugänge der Stadt besetzt und begab sich selbst mit anderen Rädelsführern in die Kommandantur zu Verhandlungen. Der Kommandant, Oberst Gud 0 vius, ließ sich aber nicht auf Verhandlungen ein, sondern handelte mit größter Energie. Die Führer ließ er ungehört verhaften. Die nachdrängenden Stoßtrupps nahm eine Wache des Pionierbataillons fest. Vor einer herbeigerufenen Schwadron der Fahrabteilung lH zogen sich die Aufständischen in den Zeughof zurück, wo sie eingeschlossen wurden. Das Wehrkreiskommando HI hatte auf die ersten Nachrichten von den Ereignissen hin den Oberst v. Esebeck mit Truppen aller Waffen in Bewegung gesetzt, um den Aufruhr unter allen Umständen unterdrücken zu können. Das Pionierbataillon, dos keine schweren Waffen besitzt, mußte sich bis zu ihrer Ankunft aus Absperrung beschränken. Es wies gegen Abend einen Vorstoß schwächerer Aufrührertrupps ab, die zum Teil in Autos von außerhalb kamen, um die Eingeschlossenen zu entsetzen. Die Angreisenden hatten hierbei einen Toten, zwei Schwer- und vier Leichtverwundete. Nach Eintreffen von Verstärkungen ergaben sich die im Zeughof Eingeschlossenen, im ganzen 381 Mann, von denen man 193 als Rädelsführer ansehen kann. Dazu wurden nach 38 Mann festgenommen, die einen Entsatzverfuch von außerhalb - gemacht hatten. Welchen Kreisen die Gefangenen angehören und welche politischen Ziele sie verfolgen, wird sich im einzelnen erst bei den Verhandlungen feststellen lassen, die im Lauf des gestrigen Tags begonnen haben. Die Aburteilung der Festgenommenen erfolgt durch ein außerordentliches Gericht in Kott- bus.
Gleichzeitig mit diesen Ereignissen wurde auch die nähere und weitere Umgebung Berlins von Reichswehr und Schutzpolizei streng überwacht, um alle Ansammlungen zu verhindern. Hierbei wurden 2 0 0 Mann f e st g e n 0 m m e n, die sich im Döberitzer Gelände sammelten. Die Nachforschungen werden fortgesetzt. Es scheint jedoch, daß die Bewegung durch das tatkräftige Insassen des Obersten Gudovius in Küstrin und das schnelle Eingreifen der Truppen, von der jeder Offizier und jeder Mann im vollsten Maße seine Pflicht getan hat, im Keim erstickt wurde.
Neue Nachrichten
Die Währungsbank
Berlin, 3. Okt. Der Reichsrat hat dem abgeänderten Entwurf einer Währungsbank mit der N e u m a r k, die der Goldmark gleichsiehen soll, zugesiimmk. Der Reichsrat betont, daß es sich nur um eine Uebergangsmahregel zur Goldwährung handeln könne. Voraussetzung sei, daß durch Mehrarbeit die deutsche Handelsbilanz wiä>er aktiv werde und daß es in den nächsten Monaten gelinge, den Reichshaushalt ins Gleichgewicht zu bringen.
Zwangspensionierung
Dresden, 3. Okt. Das sächsische Kirchmregiment hat den evang. Landesbischos O- Ihmels und den Präsidenten des Konsistoriums O. Bödme von der Ausübung ihrer A«m-
weibliche Gestalt näherte. — Auch Fischer folgte jetzt Richards Blicken.
Aaaah! — Diese hübsche junge Dame kannte Hans ja auch vom Sehen! In allen Konzerten, die er besuchte, saß sie in ausgesucht eleganter Toilette auf reserviertem Sitz, und er war schon lange neugierig, zu erfahren, wer sie sei. Richard schien sie persönlich zu kennen; denn er wurde plötzlich rot und verlegen. Rasch kam die junge Dame näher — sie mochte kaum Anfang zwanzig sein — und grüßte schon von Weitem mit vertraulichem Kopfnicken den jungen Richard, der tief und verlegen den Hut vor ihr zog. Hans Fischer grüßte mit, während sie niit graziösem Händewinken und mit den Worten: „Grüß Gott, Richard! Wie gehts zu Haus?" vorüberrauschte und eine Wolke von Rosenduft um sich verbreitete.
„Nun sag mal, ich sehe. Du kennst die Dame," begann Fischer, „wie heißt sie denn? Ich sehe sie so oft!"
„Das weißt Du nicht? Das ist doch Frau Nitschuk, Gattin des kgl. Hofmusikers Hannusch Nitschak — weißt Du, der erste am sechsten Pult der ersten Violine."
„Da kennst Du sie natürlich als Frau eines Kollegen Deines Vaters — aber, aber! Du bist ja ganz rot geworden, mir scheint, Du bist verliebt in sie! Ist doch nichts für Dich! Mindestens zehn Jahre älter und schon verheiratet!"
„Glaubst Du, ich verliebe mich in eine, die zehn Jahr' jünger ist als ich, oder in einen stückigen Backfisch — Du bist wohl noch nie verliebt gewesen?"
„Bis jetzt noch nicht."
„Dann verstehst Du nichts davon — ich war schon mit zehn Jahren in eine ältere Dame verliebt."
„Du machst Geständnisse! Uebrigens, wozu? Dis wir einmal groß und alt genug sind, dürfte die Schönheit und Lieblichkeit der von uns angebeteten Damen gelitten haben."
„Heiraten!!!" sprach Richard mit seltsamer Betonung, „Du Philister!"
„Wieso?"
ter entbunden, nachdem das Kultministerinm den Beamten unter Androhung schwerer Disziplinarstrafen verboten hatte, noch irgend welche Anordnung des Präsidenten und de, Lan> desbi-schofs auszuführen. — Die genannten Geistlichen warm von der sächsischen Regierung wegen Erreichung der Wtrr»- grenze für Staatsbeamte zwangsweise in den Ruhestand versetzt worden, was die evang. Kirche Sachsens nicht anerkannt».
Die 100 Goldmillionen der Nürnberger Reichsbank
Berlin, 3. Okt. Die „Voss, Ztg." will wissen, die Reichsbank habe vor einigen Tagen ohne vorheriges Einvernehmen mit der Reichsregierung angeordnet, daß 100 Millionen in Gold aus ihrer Zweigstelle in Nürnberg nach Berlin gebracht werden sollen, wozu die-Anregung von Nürnberg ausge- ^ gangen sei. Generalstaatskommissar 0 . Kahr habe die Ueber- ^ führung untersagt, sie sei aber doch ausgeführt worden. t
Ein Aufruf Hitlers
München, 3. Okt, Der „Deutsche Kampfbund" erläßt e>'nen Aufruf, seine Bestrebungen zielen ausschließlich darauf ab, unter der schwarzweißroten Flagge für die Auferstehung Deutschlands als völkischer Bundesstaat zu kämpfen. All! bayerischen Sonderinteressen, auch konfessioneller Art, müssen hinter den gemeinsamen deutschen Interessen zurücktreten. Es gebe kein gesundes Bayern inmitten einer roten Flut von der Wolga bis zum Rhein. Nicht fort vom Reich, ssndern für das Reich, ins Reich.
In einer Denkmalrede in Schliersee sagt« General L«> den vor ff: Wir werden nicht eher gesunden, eh« nicht der Kommunismus und der Marxismus ausgerottet sind und der deutsche Arbeiter die Welt wieder mit seinen gesunden deutschen Augen sieht.
Das Verbot des „Völkischen Beobachter," durch den Reichswehrminister ist von General v. Lossow, dem Te- neralstaatskommissar v. Kahr übergeben worden. Das Blatt, das eine gemäßigtere Haltung angenommen hat, erscheint weiter. — Nach dem B. T. hat General v. Lossow den Befehl erhalten, das Verbot dennoch durchzuführen und nötigenfalls die Druckerei durch Reichswehr besetzen zu lassen.
Widerstand im Ruhrgebiet
Essen, 3. Okt. Der Gußstahlverein Witten hak vorläufig seinen Arbeitern gekündigt. Auf den übrigen Großen Werken des Auhrgebiets werden die Arbeiter und Angestellte auf ähnliche Maßnahmen vorbereitet, falls das Reich seine Politik fortsehe. Ende der Woche stellt das Reich die Lohnzahlungen ein. Da die Löhne um 75 Prozent wieder erhöht worden sind, erklären die Zechen, daß sie auch nicht annähernd imstande seien, die nötigen Summen ohne Reichsbeikräge auf- zubringen. Dazu kommt, daß die von den Franzosen eingeführten fremden Währungen eine bedeutende Steigerung der Kosten für Lebenshaltung mit sich bringen. Die Zechen sind nicht In der Lage, die Kohlenmengen wegzuschaffen, die nach der Einstellung des passiven Widerstands und der Wiederaufnahme der Arbeit jetzt gefördert werden. Die Lag« ist sehr ernst.
Der BiSionenraub
Dortmund, 3. Okt. Ein Wagen des Bochumer Vereins m>t 9,4 Billionen Mark Notgeld wurde von den Franzosen weggenommen. Der Firma Krupp in Essen wurden 800 Milliarden geraubt.
In Duisburg wurden 52 Eisenbahner mit Familien ausgewiesen. Die Hauptwerkstätten in Witten sind besetzt.
Die Beamten der Zeche „Rhein-Elbe" in Dortmund wurden mit Familien ausgewiesen. Sie erhielten den Befehl, sich in einer Stunde „ausweisungsfertig" zu machen, worauf sie auf Lastautos verladen und fortgeführt wurden. Die Kinder wurden aus den Schulen geholt.
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Enttäuschung über Vatdwlns Rede
London, 3. Okt. Die Eröffnungsrede Baldwins auf der britischen Reichskonferenz hat in einem Teil der Presse enttäuscht. „Daily Chronicle" und „Westminster Gazette" schreiben, das Ansehen Englands und seiner Regierung habe durch dieses neue Schwächezeugnis sicherlich nicht gewonnen. Das Blatt der Drehards dagegen, die „Morning Post" sagt, wenn Deutschland zerstückelt werde, so sei dies eine Wohltat für England.
Der Vertreter Südafrikas auf der Reichskonferen-, General Smuts, erklärte in seiner Rede, das britische Reich
„Ich könnte nicht komponieren, wenn ich nicht verliebt wäre!"
„Aber der kleine Leo komponiert doch auch."
„Was das Zeug wert ist, wollen wir nicht untersuchen. — Uebrigens ist Leo in die Gouvernante seiner Schwester verknallt."
„Der Knirps?!"
„Der Knirps hat's faustdick hinter den Ohren. Wenn's da nur nicht mal einen furchtbaren Krach gibt!"
„Aber, Richard! — Der kleine Bub! — Und die Gouvernante ist doch wenigstens zwanzig Jahr' älter wie er!"
„Hast Du ihn neulich das Adagio ans dem O-moll- Quintett spielen hören? Musik hat er ja im Leib; das muß man ihm lassen — aber die Leidenschaft, mit der er die Cantilene gespielt hat, war nicht eingeübt."
„Der Knirps!" wiederholte Hans immer wieder kopfschüttelnd.
„Paß nur mal selbst auf! Du kommst öfter zu ihm ins Haus. — Aber," wechselte er jetzt rasch das Thema, „wir wollen die Zeit benutzen und ein bischen vierhändig spielen. Kommst Du mit 'rauf?"
„Wenn aber Dein Herr Vater —"
„Meinst, ich furcht' mich vor dem? Dem sag' ich überhaupt nächstens einmal meine Meinung! Ich lasse mich nicht mehr so gängeln und schuhriegeln, und wenn er mir's zu bunt treibt, brenn' ich mit meiner Geige durch und spiel' im Wirthaus. Wenn ich mein Geld selbst verdiene, was will er machen?!"
„Er kann Dich von der Polizei zurückholen lassen." entgegnete der in solchen Dingen wohlinformierte Advokatensohn. „Wir sind noch nicht mündig. Lasse diese Phantastereien; wir kommen auch mal zu Jahren und dann können wir tun, was wir wollen."
(Fortsetzung folgt.)