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(Enztalbote)

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Fernruf 179

Druck der Buchdruckerei Wilddader Tagblatt; Verlag und Schriftleituug Th. Gack in Wildbad.

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7 derp-2, Oktober 1923

Fernruf 179

58. Jahrgang

Taqes Diene!

^kir die Vorgänge in Düsseldorf hak General Degoukte folgende Sanktionen verhängt: Verbot des Verkehrs während der Nacht; Verhaftung gewisser höherer Beamter und ins- .efoii-. ' einer Anzahl Schupodeamker. Andere 2Naßnahmeu eien po^Iefehen. Bei den Anruhen seien französische Soldaten -:rle,, se -' ein belgischer Soldat mitzhandttt und ebenfalls eich. :sushl worden.

Poincare verlangt von Deutschland die Ersetzung der bis- ;:u^:n LesetzUi.^often in Höhe von 1Z4 Millionen Franken

Was lut Pom care?

Verschleppungen und Ausflüchte

Wir erwarten die Handlungen der deutschen Reichsregie­rung und messen leeren Worten keine Bedeutung bei.. so soll Ministerpräsident Poincare zu den im Ministerium des Auswärtigen versammelten Pariser Pressevertretern ge­äußert haben. Wenn er diese feindselige Bemerkung in seiner nächsten Sonntagsrede öffentlich wiederholt, so ist dagegen zu sagen: Welche Handlungen können denn noch erwartet wer­den, nachdem das Kabinett Stresemann sämtliche Verordnun­gen, die den Nuhrwiderstand stützten, aufgehoben und zurück­genommen hat? Damit sind alle Schritte erledigt, die deut­scherseits nach außen hin möglich waren, um die Bereitwillig­keit zu Verhandlungen darzutun. Die weitere Anregung hierzu muß nun von der Gegenseite ausgehen.

Aber der ganze Haß und schlechte Wille der Gegenseite verrät sich in dem Ausdruckleere Worte", den Poincare ge­braucht. Offenbar soll dies die Abkanzelung für die Erklärung des Reichspräsidenten Ebert sein. Diese Erklärung, von der man sa auch in Brüsseler amtlichen Kreisen behauptete, daß sie eine starke Herausforderung enthalte, brachte die bitteren Gefühle des deutschen Volks zum Ausdruck und enthielt in diplomatischer Hinsicht ein Mindestmaß von Rechtsverwah­rung gegen den rechts- und vertragswidrigen Ruhreinbruch und gegen die auf Zertrümmerung des Reichs zielenden Ab­sichten. Es war nicht nur menschlich, sondern auch politisch ganz selbstverständlich, daß die deutsche Kundgebung auf die Bedrückungen an Rhein und Ruhr, auf die Opfer undGe­walttaten ohne Zahl" hinwies. Denn Jammer und Elen- Haben noch kein Ende. Der Fluch wütet weiter. Aus Heidel­berg kom.nt z. B. eine Nachricht, daß der 62jährigs Chef­redakteur eines Landauer Blattes, Dr. Max Wich mann, der von den Franzosen aus der Pfalz ausgewiesen war, mit seiner Gattin Selbstmord begangen hat, weil er keine neue Existenz fand. Das ist nur e i n Fall. Hunderte solcher trau­riger Nachwirkungen wird man noch erleben. Dem sollte man nicht Ausdruck geben dürfen? Den heldenhaften Kämpfern an der Ruhr sollte nicht der Dank des deutschen Volks ausgesprochen werden?

Vielleicht wäre es der französischen und belgischen Diplomatie nicht unangenehm gewesen, wenn die Reichsregie- omng in ihrer Erklärung, wie es weite Kreise in Deutschland er; «artet hatten, den Versailler Vertrag als null und nichtigerklärt hätte. Das hätte man vielleicht von Paris und Brüssel aus mit dem Schachzug neuer Sanktionen beantworten können. So allerdings hilft man sich mit Ver­schleppungen und Ausflüchten. Poincare läßt durch seine Presse verkünden, Frankreich werde zunächst die Ent­wicklung der Dinge in Deutschland abwarten. Er halte es für sicher, - von seiten der Verbündeten er spricht wohl all­zu kühn, wieder im Namen aller nichts in der Entschädig­ungsfrage unternommen werde, solange die gegenwärtige Un­sicherheit in Deutschland fortbestehe. Um dieser bewußten und gewollten neuen Verschleppung entscheidender Schritte ein juristisches Mäntelchen umzuhängen, erklärte er selbst, die weitere Entwicklung müsse sich zunächst durch die Entschä­dig un g s ko m m i s si o n vollziehen. Als ob diese Kom­mission irgend etwas tun könnte, ehe nicht die immer noch «usstehende französische Antwort auf die Denkschrift Cunos vom 7. Juni und auf die in den Reden Stresemcmns gemach­ten Angebote zur Lösung der schwebenden Fragen erfolgt ist!

Auch die belgische Diplomatie nimmt eine recht zwei­deutige Haltung ein. Die Wiederernennung des früheren deutschen Gesandten Dr. Landsberg ist ab gelehnt worden. Die Berliner Regierung ist bereit, den Brüsseler Ge­sandtenposten sofort neu zu besetzen und hat, wie durch die französische Presse bekannt geworden ist, die Namen zweier Persönlichkeiten zur Auswahl unterbreitet. Aber in Brüssel scheint man sich kniefällig bitten lassen zu wollen, obwohl ge­rade von dort wiederholt Andeutungen kamen, daß man in dem deutstpsn Vorschlag eines neuen Gesandten den Beweis für den deutschen Verständigungswillen erblicke.

Woraus wartet man also eigentlich noch? Etwa auf Eng­land? Der englische Erstminister hat den Reigen seiner Reden m der Schuh- und Eisenstadt Northampton eröffnet und er­klärt, daß alle schwebenden Fragen der gegenwärtigen euro-

Ae ulWlillgM MmjW -er Rheinischen AepnbN!

Blutige Ltratzenkümpfe Französische Heldenkaken

Düsseldorf, 1. Okt. Gestern sollte auf demRheinischen Dag" hier dieRheinische Republik" ausgerufen werden. Die Bürgerschaft machte verabredetermaßen einentoten Sonntag": alle öffentlichen Lokale usw. waren geschlossen: bis in die Mittagsstunden war die innere Stadt wie aus­gestorben, der kommunistische Gegenbefehl fand nicht viel Beachtung. Gegen 1 Uhr trafen nacheinander die Franzosen­züge mit Sonderbündlern aus allen Richtungen mit bewaff­neten Stoßtrupps ein. Insgesamt waren es etwa 10 000 Köpfe. Mit den Kommunisten kam es'am Hindenburgwall zu einer Reiberei. Die Sonderbündler entwaffneten gleich 6 blaue Polizisten, weitere wurden am Wall entwaffnet un­schwer mißhandelt. Nun griff die grüne Schutzpolizei ein und es entspann sich ein regelrechtes Feuergefecht; aus beiden Seiten gab es Verluste. Trotz der Uebermacht gelang es,' die Sonderbündler zurückzutreiben, da griffen plötzlich französische Panzerautos ein und entwaff­neten die deutsche Polizei. Die Sonderbündler stürzten sich nun wieder auf die Polizei und begingen fürchterliche Mißhandlungen. Die im Polizeigebäude noch vorhandenen Polizeileute wurden von den Franzosen ebenfalls entwaffnet und von den Sonderbündlern dann in unmenschlicher Weise gequält. Bor dem Stadtthcater hielten die Sonderbündler sodann eine Ver­sammlung. Ein Priester hielt eine leidenschaftliche An-

pmschen Politik in einer der ersten Sitzungen der briti­schen Reichskonferenz ausführlich besprochen werden müssen. Die britische Reichskonferenz beginnt am 1. Oktober. Wollte Baldwin damit sagen, daß das Signal zu den Ver­handlungen mit Deutschland von London aus gegeben wird? Es wäre die höchste Zeit.er.

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Der Schleier wird gelüstet

Paris. 1. Okt. DerTemps" schreibt halbamtlich, dis Entsendung des Reichsmin sters Fuchs als Abwicklungs­kommissar in das Nuhrgebiet könne von Frankreich nicht geduldet werden, denn dieser E i n m i s ch u n gs r> er« such verstoße gegen die Rechte der Rheinlandkommisstorr und des militärischen Oberbefehls. Ebenso unstatthaft feie« Verhandlungen mit den Gewerkschaften außerhalb des Ruhrgeiuets, die das Ansehen der Bcsetzungs- behörden schädigen und die Rechte der rheinischen Bevölke­rung verletzen würden. Außerdem wäre jeder Art vo« Quertreiberei Tür und Tor geöffnet, so daß der kaum im Erlöschen begriffene Streit wieder äufslackern könnte. Allen Feinden des Fiedens" müsse die Tür verschlossen bleiben.

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Solange Deutschland noch in voller Abwehrstellung gen den Ruhreinbruch stand und England seine chwenkung noch nicht vollzogen halte, Ist von Poincare öfters amtlich dieU n s i ch tb a rm a ch u n g" der Be­setzung des Ruhrgebiets und die Wiederaufnahme von Ver­handlungen versprochen worden Von dem ist heute nicht mehr die Rede. Noch ehe auch nur die Verordnung der Reichsregierung zur Aushebung der Widerstandserlasse herMsgegeben war, ließ ein Artikel des PariserTemps" oom 23. September deutlich erkennen, daß Frankreich für diesen Fall schon ein ganzes Programm neuer VerWep- !>ungen. neuer Vorwände bereit hielt, um sich seiner morali­schen Verpflichtungen zu entledigen. Während früher nur verlangt wurde, daß die Reichsrecsierung den Widerstand amtlich aufgebe, wird jetzt alles davon abhängig gemacht, wie sich der Berliner Erlaß im Ruhrgebietaus- wirke, ob sich nicht hier und da Schwierigkeiten zeigen usw. Erst müsse man, schrieb derTemps", durch sorg­fältige wochenlange Untersuchung sestslellen, welche Er­trägnisse nun die Ruhrbesetzung bringe an Sachleistun­gen, durch Steuern und Abgaben aller Art. durch die Eisen­bahnen u. a. m., und zwar nach Abzug der Besetzungs- kosken. In dieser Prüfungszeit werde man auch die beste Gelegenheit haben, sich zu vergewissern, ob der passive Wi­derstand wirklich und in jeder Form aufgehört habe. Erst dann könne man die deutschen Angebote in Erwägung ziehen.

Man erinnere sich, was der frühere Reichskanzler Cuno in seiner letzten Neichstagsrede am 8. August, drei Lage vor seinem Sturz, ausgeführt hat:Die Einstellung des passiven Widerstands ist eine innere Unmöglichkeit. Aber selbst wenn eine deutsche Regierung den Versuch machen wollte, was würde sie ereichen? Alsbmd würde die un- sndlickze Kette anderer Unmöglichkeiten cmftauchen, die die französische Politik wie Mauern über den Weg zur Ver­

spräche und forderte Rache für das vergossene Mut der Son­derbündler. Er sagte sich von der Berliner Regierung los und dankte den Franzosen für ihre Hilfe. Gegen 6 Uhr zogen die Sonderbündler wieder zum Bahnhof. Durch di« Flucht vor dem Angriff der grünen Polizei war der ganze Festzug in völlige Auflösung gekommen und war nicht mehr in Ordnung zu bringen. Die meisten flüchteten in Häuser, die von den Franzosen besetzt sind, und baten um Hilfe. Bon den bündlerischen Stoßtrupps mit Hurra begrüßt, gingen dann die Panzerautos und Reiterabteilungen gegen die deutsche Polizei vor.

Die Zahl der Toten und Verwundeten ist noch nicht genau festgestellt. Vorläufig sind aus seiten der Polizei vier Mann tot und sehr viele leicht oder schwer verwundet, von den Sonderbündlern sollen 12 tot sein. Der Beigeordnete Dr. Haas, der das Polizeiwesen vertritt, wurde von den Franzosen verhaftet; starke französisch» Streifen durchziehen die Stadt.

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Zusammenstoß mit Sonderbündlern

Hamborn, 1. Okt. Nach einer Versammlung der Sonder­bündler kam es aus der Straße zu einem Zusammenstoß. Belgische Sold aten scd offen in die Menge hinein. Dior Tote blieben am Platz, mehrere wurden verwundet.

ständ:gung zieht. Wir würden die deutsche Bevölkerung weder vor der planmäßigen Ausbeutung durch die Scher­gen des französischen Großkapitals bewahren, noch die Rückkehr der Vertriebenen und die Frei­lassung der Verhafteten sicher st eilen. Wir würden weder die Räumung des Ruhrgebiets in einer auch nur annähernd absehbaren Frist, noch die Rückkehr zu ver­tragsmäßigen Zuständen im .Rheinland erreichen. Eine Aenderung der Art der Besetzung würde nur eintreten, wenn und soweit es dem militärischen Oberbefehlshaber gut dünkt."

Diese Worte haben sich bis zum letzten Buchstaben er­füllt.

^ eue Nachrichten

Einschränkung der Zeikungsberlchke Berlin, 1. Okt. Um einer Beunruhigung der Bevölk.run- vorzubeugen, hat der Reichswehrminister den Wehrkreiskom­mandos den Befehl erteilt, daß außer den amtlichen Mittei­lungen der Militärbefehlshaber keinerlei Nachrichten über Unruhen im unbesetzten Gebiet veröffentlicht werden dürfen.

Wiederaufnahme der Lachffcfernngen

Berlin. 1. Okt. Der Neichsminister für Wiederau b' > har am 28. September die Bekanntmachung vom 13. Januar 1923 über die Einstellung der Cntichädigungsleistnngen im freien Verkehr an Frankreich und Belgien aufgehoben. Solange das Ruhrgebiet besetzt ist, dürfte es schwer fallen, die Entschädigungsleistungen fortzuführen.

FreiwilligLngcslcllung zur Reichswehr verboten Berlin, 1. Okt. In Berlin und Umgebung haben sich in den letzten Tagen viele junge Leute truppemoeise als Freiwillige zur Reichswehr gemeldet. Der Polizeipräsi­dent von Berlin hat dagegen die Schutzpolizei angewiesen, gegen solche Leute einzuschreiten und sie zu verhaften, da die Anwerbung derartiger Freischärler durch die Reichswehr nach der Verordnung des Reichspräsidenten vom 24. Mai 1L21 verboten sei.

Aufruf der Deulschnalionalen Berlin, 1. Okt. Die Parteileitung der Dentschnationalm Volkspartei sowie die Vertreter im Reichstag, im preußischen und bayerischen Landtag, im Reichsrat und im preußchyen Staalsrct erlassen einen Aufruf an das deutsche Volk: Fünf Jahre lang haben deutsche Regierungen einen erbar­mungslosen Feind um Erbarmen angefleht und Deutsch­land zum Gespött der, Welt und zum Bettler geinacht, um den Rhein deutsch zu erhalten. Jetzt solle man wieder waf­fenlos in Feindeshand fallen. Der Marxismus der «ozial- d-'-mokrarie habe wieder einmal die deutsche Widerstands­kraft unterhöhlt und die deutsche Wirtschaft .zerrüttet. An all dem Unheil, das nun erst recht über Deutschland herein- brechen werde, treffe die sozialdemokratisch-bürgerliche Koa­lition die Schuld. Die Deutschnattonate Bolkspariei erkläre