Arbeitsverdienst bemessen und kürzere Zahlungsfristen mit erheblichen Verzugssolgen bestimmen dürfen. Die Maßnahme ist eine notwendige Folge der Geldentwertung der letzten Zeit. Cs ist damit zu rechnen, daß die Verordnung schon in den nächsten Tagen in Kraft tritt.
Freigabe deutschen Privateigentums in den bereinigten Staaten. Eine Vereinfachung und Kostenersparnis ist in der Praxis dadurch eingetreten, daß die Beglaubigungen, wenn der Antragsteller persönlich erscheint und über seine Person sich genügend ausweist, durch das amerikanische Konsulat in Stuttgart, Königstraße 19 a, unmittelbar und unentgeltlich erfolgen. Damit können für diese Zwecke die sonst üblichen Beglaubigungen durch die einheimischen Behörden erspart werden.
Krastpostrvefen. Am 1. Oktober tritt auf den reichseigenen Kraftpostlinien ein neuer Fahrplan in Kraft. Die Verkehrszeiten sind aus den gedruckten Fahrplänen zu ersehen, die bei den an den Kursen liegenden Postämtern und Eisenbahnstationen ausgehängt sind; sie sind außerdem auch im Reichskursbuch und in dem von der Reichsbahndirektion Karlsruhe herausgegebenen grünen Kursbuch enthalten.
Aarloffelbcmk. In Stuttgart wird eine Zweigstelle der Berliner Kartoffelkrsditbank ins Auge gefaßt mit dem Zweck, württembergischen Großhändlern den für den Kar» toffelaufkauf in Norddeutschland nötigen Kredit zu schaffen. Zunächst wurde eine Kreditkommission unter dem Vorsitz des Gemeinderats Dr. Göser, in Stuttgart, Calwerstr. 10, gebildet, wo die von Großhändlern einkommenden Gesuche geprüft und nach Berlin weitergegeben werden. Sollte aus dem Umfang der Beteiligung das Bedürfnis sich ergeben, so wird di» Zweigstelle der Bank sogleich «ingerichtet werden. ^
Allerlei
Dtonzezeiiliches Dorf. Bei dem Dorf Buch ln dsk Nähe Berlins sind im Jahr 1914 Reste einer Siedlung aus dem dritten Abschnitt der Bronzezeit (1400-1290 v. Ehr.) zutag» gelegt worden. Die Funde sind nunmehr geordnet und ge- nau erforscht. Eine sehr große Zahl der verschiedensten Ge- bravchsgegenstände wurde gefunden, Geräts und Schmuck- gegenstände, zum Teil mit großer Kunstfertigkeit und künst- lerischem Geschmack verfertigt, wurden gesunden, und zwar aus Bronze und Holz, Tongeschirre verschiedener Formen und sogar Spuren von Nahrungsmitteln. Die Anlage der Häuser mit ihren kunstgerechten, verhältnismäßig hohen Giebeldächern und verschiedene andere Merkmale lassen es aC unzweifelhaft erscheinen, daß die Bevölkerung als germanisch anzusprechen ist. Von Eisen fand sich keine Spur, das Dorf muß also um 800 v. Ehr., wo das Eisen bei uns allgemein bekannt wurde, nicht mehr bestanden haben.
Ein verkannter Freund der Ostseefischer. Sobald me Wasserwärme der Ostsee unter 16 Grad sinkt, stellen sich in den Septembertagen an der deutschen Ostseeküste die Quallen ein. Den die erfrischenden Septemberbäder genießenden Kurgästen sind die an der Oberfläche des Wassers schwimmenden, glasartig durchscheinenden und in prachtvollem Blau oder Violett leuchtenden Meeresbewohner wohlbekannt. Beliebt sind sie, wo sie in großen Mengen auftreten, gerade nicht, und die gallertartigen Tiere flößen besonders badenden Damen ein derartiges Unbehagen ein, daß sie lieber das Wasser der vielen Quallen halber meiden. Lebensweise, Vermehrung und Vorkommen dieser Tiere sind seit langer Zeit bekannt, dagegen blieb es neuerer Forschung Vorbehalten, über Schaden oder Nutzen der von den pommerschen Strandbewohnern als „Wasseruhr" bezeichneten Qualle Klarheit zu schaffen. Von einem englischen Forscher ist durch jahrelange Versuche mit Quallen, die er im Aquarium züchtete, festgestellt worden, daß sie von den kleinsten Lebewesen des Meers, den „Schmarotzertieren des Planktons" (unter Plankton versteht man den Gehalt des Wassers an pflanzlichen, tierischen und mineralischen Bestandteilen) leben. Das Plankton bildet dis Hauptnahrung der Fische, namentlich des Herings; es enthält aber einen einzigen Feind der Fische, eben jene Schmarotzer« tierchen, die den Quallen zur Nahrung dienen. Wenn somit die „ekligen" Quallen das Wasser von den den Fischen schäd- sichen Schmarotzern reinigen, so sind sie doch recht nützliche Tiere, und der Ostseefischer hat allen Grund, in ihnen einen guten Freund zu erblicken. E '
Die Oberammergauer gehen nicht nach Amerika. Der Bürgermeister von Oberammergau gibt bekannt, daß dis Nachricht, die Oberammergauer Passionsspiele sollen in Amerika aufgeführt werden, nicht richtig sei. Zwar sei eine größere Ausstellung von Oberammergauer Schnitzarbeiten in Amerika geplant, wenn aber versucht werden sollte, die Ausstellung mit Passtonsspielen zu verbinden, so werde die Gemeinde Oberammergau sich mit allen Mitteln dagegen wenden. ^
Der Lohn für einen Bäckergesellen würde vom Schlich« lungsausschuh in Hamburg auf 1982 600 000 Mark für die nächste Woche, der Stundenlohn für ungelernte Verkehrsurbeiter auf 26 Millionen Mark festgefetzt. ,1
Blitzschlag in eine Bergsteigergesellschasi. Auf dem Dach« kein (Salzkammergut) wurde eine Gesellschaft von 18 Per- onen, darunter drei Damen, beim Abstieg von dem 3002 Meter hohen Berg von einem heftigen Gewitter überrascht und von einem Butzstrahl gestreift. Alle wurden bewußtlos, mehrer« stürzten ab und blieben, teils kopfüber, am Sen hängen. Nachdem sie das Bewußtsein wieder erlangt hat- ten, waren sie einige Zeit an Armen und Beinen gelahmt. Nach einer qualvoll verbrachten Nacht wurden die Verunglückten, nachdem ihre Hilferufe von anderen Bergsteigern vernommen worden waren, aus ihrer Lage befreit und mit vieler Mühe und unter großen Gefahren in di« Simonyhutt«
^Englische Missionare entführt. In der chinesischen Provinz Hyonun sind zwei englische Missionare von Räubern entführt worden. ^ .
Ein Wucherer. Ein Viehkommissionär in Hamburg forderte für eine Anzahl Schweine 40 Millionen Mark für das Pfund Lebendgewicht. Als die Wucherpolizei einschritt, setzt« «r den Preis auf 33 Millionen herunter. '
Die Entstehung des Vulkans Fusi-Jama. Dre entsetzliche Erdbebenkatastrophe in Japan hat vor alten Zeiten eine Vorgängerin gehabt, die hinsichtlich der Landverwustung und des Verlustes an Menschenleben die jetzige schwere Katastrophe noch weit übertraf, lieber diese furchtbaren Vorgänge sind Ueberlieferungen, allerdings nur kurzen Inhalts, in Japan bis auf den heutigen Tag erhalten- Es war im Jahr 286 vor unserer Zeitrechnung, als unerwartet furchtbare Zuckungen des Erdbodens sich einstellten. In einer Nacht erhob sich damals aus einer Ebene der 3800 Meter hohe Vulkan Fusi-Jama zu seiner jetzigen Hohe. Gleich- zeitig bildete sich, etwa 100 Kilometer davon entfernt, ein« tiefe Einienkunü» der ieüiae etwa 1800 Quadratmeter große
Mrtsu-Oumi-See. Durch' die Erhebung des Bergrieserl waren dem unteren Grund gewaltige Massen entzogen worden, das Ergebnis war die Senkung des Landes an anderer Stelle und die Entstehung des Sees, lieber Japan schwebt daher fortwährend eine schwere Gefahr, denn ebenso wie der Berg emporstieg, kann er auch einmal wieder versinken, was Folgen nach sich ziehen würde, an die man nur mit Grauen denken kann. An Seitenstücken zu einem solchen Vorgang fehlt es nicht, wenn diese auch nicht an den Einsturz des höchsten Bergs Japans heranreichen dürften. Im Jahr 1772 versank der höchste Berg Javas, der Vulkan Pa« pandayan, in einen Schlammsee, wobei er 40 Dörfer mit sämtlichen Bewohnern mit sich nahm. Aehnlich war der Ausbruch des dortigen Vulkans Gallung Gung, der unter? Erdbeben und schrecklichem Getöse sich bedeutend senkte und' an der Spitze umstürzte, wobei Ströme heißen, schweflig- sauren, mit Schlamm vermengten Wassers heroorbrachen. Ebenso stürzte der Vulkan Taschem oder Mont Jdienne im Jahr 1817 ein; ebenfalls im Jahr 1698 der Vulkan Cargua- raizo in den Anden, wobei er 29 000 Hektar Landes mit Schlamm bedeckte.
'Freibeukerküm. Jm Kreis Schwiebus (Mark) werden die Dörfer von arbeitsscheuem Gesindel heimgesucht, das etwa 1200 Köpfe stark ist und in Banden von drei bis vierhundert Mann auftritt. Zum Teil sind die Leute mit Karabinern bewaffnet. Die Aecker, namentlich die Kartoffeln, werden abgeplündert und die Früchte sofort an Händler und Schieber verkauft.,DiK Polizei ist den Banden gegenüber machtlos.
"" Lisenbahnunfall. Vom Frühzug von Homburg nach Frankfurt a. Main, der über Friedberg geleitet wird, ist am Freitag morgen kurz vor 6 Uhr beim Einläufen in den Friedberger Bahnhof ein Personenwagen umgefallen. Zwei Personen wurden getötet und zwei schwer, sowie sechs leicht verletzt.
Bolksgericht. In Oberputzkau (Sachsen) hatte sich die 30jährige Tochter des Zimmermanns Fröde im Dorfteich ertränkt, weil sie von der Stiefmutter fortgesetzt unmenschlich behandelt wurde. Die Mutter weigerte sich, dis Tote ins Haus aufzunehmen. Da taten sich die empörten Dorfbewohner zu einem Rat zusammen. Das gefühllose Weib wurde gezwungen, im Beisein fast der ganzen Einwohnerschaft den Leichnam auf einen Karren zu laden und selbst ins Haus zu fahren. Als die Mutter dann auch der Beerdigung'fernblieb, zogen die Dorfbewohner vors Haus und zogen sie unter einem Schandpsahl durch alle Straßen.
Eine Flasche Wein — eine Milliarde! In Berlin wurde in der Nacht wieder eine Reihe von Spiel- und Nachtlokalen ausgeholun. In einer Kneipe in der Nähe des Alexander- Platzes, wo reger Nachtbetrieb herrscht, kostete eine Flasche Wein nach der Karte eine Milliarde Mark! Hier wurden nicht weniger als 50 Personen festgenommen.
1500 Millionen Mark Belohnung haben der Besitzer des Guts Buttelstedt bei Weimar und die dortige Dorfgemeinde für die Entdeckung der Halunken ausgesetzt, die die Scheuern des Guts in Brand gesteckt haben. Bei dem Brand sind 2500 Zentner unausaedroschener Weizen vernichtet worden.
."" Brandstiftung. Wie nun ermittelt wurde, ist der Brand in Wolterdingen bei Donaueschingcn, dem 25 Häuser zum Opfer fielen, auf Brandstiftung zurückzuführen. Das Sägewerk Strobel war an zwei Stellen augezündet worden und bei dem herrschenden Sturm wurde das Flugfeuer weiter- gctragen. 1856 ist schon einmal fast das ganze Unterdorf abgebrannt; 1901 wurden die Kirche, zwei Gasthäuser und mehrer« große Gehöfte eingeäschert.
Anwener in Japan. Das Gebiet von Tokio und Voko- hama wurde am Dienstag von- einem furchtbaren Unwetter hsimgesucht. Die tiefer liegenden Stadtteils wurden überschwemmt, wobei die in Baracken untergebrachten Flucht- singe des Erdbebens schweren Schaden erlitten.
Das Zodiakallicht. Jetzt ist die geeignetste Zeit, das Zodiakallicht oder Tierkreislicht zu beobachten, und zwar am Morgen kurz vor Sonnenaufgang. Dieser matte Schimmer, im Eindruck der Milchstraße vergleichbar, zeigt sich, ehe noch die Dämmerung erscheint, als ein im Ostpunkt aufsteigender, gegen Süden geneigter Lichtkegel. Er ist nur bei reiner Luft sichtbar, eine geringe Spur von Nebel macht schon die Möglichkeit der Wahrnehmung fraglich . Auch dauert die Erscheinung nur kurze Zeit; die den frühen Morgen ankündigende Dämmerung löscht ihn aus. Jedenfalls leben bei uns viele, die alt geworden sind, ohne jemals das Zodiakallicht gesehen zu haben; in südlicheren Kreisen, z. B. in Aegypten, wird es öfters und klarer sichtbar, dort überstrahlt es manchmal sogar die hellsten Stellen der Milchstraße. Am Abendhimmel, nach Sonnenuntergang, ist das Zodiakallicht bei uns am besten im Februar zu sehen. Ueber die Natur der Erscheinung und ihrer Ursachen besteht eine ganze Literatur, doch herrscht darüber durchaus noch keine Uebereinstimmung.
Die Villa Malta. Neuerdings taucht wieder das Gerücht auf, daß der frühere Reichskanzler Fürst Bülow genötigt sei, seine als Kunstkleinod und geschichtlich berühmte Villa Malta in Rom zu verkaufen.
Erdbeben. In Süüpersien haben weitere Erdbeben schweren Schaden angerichtet. — Die Straßburger Bebenwarte hat neue Erderschütterungen festgestellt.
Eisenbahnunglück. Bei Bochet, Staat Wyoming (Ber. St.) stürzte ein Eisenbahnzug in einen reißenden Strom, der die Brücke eir
sein.
eingerissen hatte. 100 Personen sollen umgekommen
Der Schrecken der britischen Badegäste. Die Besucher der englischen Badeorte Eaftbourne und Hastings an der Südküste Britanniens wurden kürzlich durch die Nachricht erscbreckt, daß sich im Kanal ungeheure Achtfüßer- schwärme aufhalten. Es gelang einem Londoner Angler, ein solches Ungeheuer zu fangen, als er von der Seebrucks aus seinen Angelhaken ins Wasser warf. Es kostete viele Mühe, das Tier an das Land zu bringen. Aber als er schließlich auf dem Trocknen lag, klammerte er sich mit seinen Fangarmen an den Gitterstäben der Landungsbrücke fest. Als man es endlich befreit hatte, schlug es wild um sich, und es entspann sich, nach den Versicherungen englischer Blätter, ein regelrechter Kampf zwischen ihm und den verschiedenen Anglern, der von den Badegästen vom Strand aus mit Spannung und Gruseln verfolgt wurde. Die Fang- arme des Achtfüßers sind 18 Zoll lckng, der „Fisch" selbst mißt etwa 2 Fuß. Die englischen Biologen erklären, es handele sich hier erst um den kleinen Acbtfüßer, der zuweilen bei warmem Wetter aus dem Süden seinen Weg rn britische Gewässer nehme. Er sehe aber gefährlicher aus, als er sei.
kahenkollwnk. In Cham (bayerischer Wald) ist die Katzen» tollwut ausgebrochen. Drei Kinder wurden gebissen und zur Schutzbehandlung nach Berlin gebracht.
Chinesische Sklavenhändler. In den swly-.neslslyen Provinzen Kwangtung und Kwangst treiben seit einiger Zeit ge- fürchtete Räuberbanden ihr Unwesen. Im Bezirk Paksoi besonders brandschatzt eine Bande, die 9000 Mann stark sein soll und gut bewaffnet ist, die Dörfer. Die Männer werden ermordet, die Frauen und Kinder im Lande selbst oder nach auswärts um 4 Franken für'-das Pfund verkauft.
Eine mächtige Erdölquelle ist in Binagady bei Baku (Kau- kasus) aufgetaucht. Aus der angebohrien Stell« wirst die Quelle täglich etwa 10 000 Pud (ein Pud gleich 13'/- Kg.) aus,
Laselrimde mit S. T. A. Hoffman«.
H.
Hoffmann stand aus und machte einen Ausfall wie John Falstaff.
„Ein Bullenkalb, eine Schneiderelle, ein Hoboenftit- teral von Aalhaut will ich sein, wenn die Hexe nstr meinen Ritter verunglimpfen soll, meinen lieben Ni '- ter ,der uns die frommen lichtbraunen Geschichte geschrieben hat."
Mit großen Schritten durchmaß er die Dange des kleinen Zimmers, und grinsend, sprach Hoffmann:
„Der Zauber muß gelöst werden . . . Kellner!"
„Herr Kammergerichtsrat. . ."
„Hier hast du zwei Taler. Geh' zu Düncker Und Humblot und bring' mir die „Undine" von Friedrich de la Motte-Fouque. Nun, worauf wartest du, Gnom?"
Nach wenigen Minuten brachte der Kellner das Büchlein.
Hoffmann riß das Titelblatt ab und wandte sich unter unheimlichen Kichern zum Kellner:
„Jetzt geh' zum Tabakshändler und laß dir in dieses Papier" — er überreichte ihm das sorgfältig zusammengerollte Titelblatt — „für einen Groschen Schnupftabak geben, von derselben Sorte, die der Herr von Fouque schnupft."
„In des Himmels Namen, Hoffmann," unterbrach Blum die augenblicklich« Still«, „waS hast du mit dem Ritter vor?"
„Das werdet ihr sehen. Ich will den zweiten Dichter des Triumvirats) vernichten, vernichten will ich ihn, weil er mir zu lieb ist, als daß er von den schmutzigen Händen seiner Gegner falle: er, der einzige von der romantischen Schule, dessen Schriften alle Klassen des Volks durchdrungen, er, der die Weihe der Poesie empfangen, soll im Glanze seines dichterischen Leben» von der Hand eines Bruders von meiner Hand, fallen. So wisset denn, ich bin berufen, den Zauber zu lösen, der D-re holde Tochter RadbodS in Vieser Sektperl« umfangen hält. Abrakadabra."
Mit diesen Worten schlürfte Hoffmann di« Perke, welche sich durchsichtig an den Rand seines Glase» angelegt. Dann sprach er, indem er die Augen rollte und seine Haarsträhnen zu Berge richtete:
„Ich bin bereit, den Kampf zu bestehen."
Der Kellner brachte die Tüte mit Schnupftabak.
„Jetzt hör' zu, mein blondgelockter Knapp!" wandte sich Hoffmann an ihn. „Wenn der Herr von Fouqua eintritt, was pünktlich um halb zwei Uhr geschieht, so wird er dir einen preußischen Groschen geben, wofür du ihm einen französischen Schnupftabak für seine deutsche Nase holen sollst. Dia nimmst du und bringst ihm diese Tüte. Abrakadabara. Jetzt tu', wie dir befohlen."
Die Tür ging auf, und herein trat ein Mann ln blauer preußischer Ärmeeuniform.
Die weißschwarze Feder sah auS, als wenn schon die Sonne von Austerlitz sie beschienen hätte. Der Hut, war an den Ecken abgestoßen und hatte die Farbe eines Sommerrappen. Die Krawatte, die der rote Üniformkra- gen noch zusammenhielt, schien ebenfalls weniger n? und elegant als diejenigen, welch« die jungen Offiziere der Garde zu tragen pflegen. Der Leibrock von ungleich blauer Farbe, mit weißen Paspeln eingefaßt, schien schon gewendet zu sein. Das Beinkleid, das im ganzen recht übel saß, war grau und hatte auf jeder Seite vorschriftsmäßig zwei breite rote Streifen; am linken Fuß war die Strippe abgerissen. Die Stiefel waren blank gewichst, der linke trug ein Riester. Die Sporen zeigten einen Anflug von Kupferrot. Der Degen in weißledernem Gehänge hatte sich etwa- nach hinten verschoben.
Der Kriegsmann zog seinen sauberen, doppeltgenähten Handschuhe aus und warf sie aus den Tisch.
„Ein Handschuh? Soll das Fehd« sein?" fragte Devrient.
Friedrich de la Motte-Fouque läH«!te in seiner unnachahmlich anmutigen Art.
„Freilich ist es eine Herausforderung, mein alter Devrient, und zwar auf eine Prise Tabak. Hol' mir," wandte er sich an den Kellner, „für einen Groschen von meiner Sorte. Rabe, und nun Löschwind ein Glas Rheinwein und eine Spandauer Brezel."
Aller Blicke hingen an HosfmannS Gesicht, der Kellner schien zögernd noch zu warten.
„Beeil' dich, mein Kind," mahnte der Offizier, aufgeräumt sich die feinen Hände reibend. „Was Neue» in der Welt, meine Herren? Devrient, du hast gestern in „Nummer 777" vortrefflich gespielt. Blum, Ihr Lied „Die Ritter und die Veilchen^ ist meisterhaft gelungen."
Die Taselgenossen sahen sich schweigend an, in ihren Blicken lag es dem treuherzigen Manne gegenüber wie Neue.
Dem Dichter ward Wein und Zimtbrezel gebracht. Er brach ein Stück des Gebäckes ab, tauchte es in seinen Nüdesheimer und verzehrte es mit großem Behagen. —
Lange Wimpern beschatteten zwei lichtblaue Augen, in denen eine Welt von Güte schwamm. Die Nase war edel gformt, di Waneegen gesund gerötet. Ein voller männlicher Schnurrbart bedeckte die Oberlippe.
Der Kellner reichte auf einem Teller den gewünschten Tabak.
Fouque schüttelte den Inhalt der Tüte in seine Dose von Birkenmaser. Die Tüte blieb zusammengerollt auf dem Tische liegen.
Hoffmann ergriff das Papier und entfaltete es, den daran hängenden Tabak mit der Hand abklopsend. Ein lauernder Seitenblick fiel auf Fouque, der, nichts ahnend, mit dem Zeigefinger den Tabak in die Dose drückte. „Nun, was sagen Sie, edler Ritter!" t:u er. Fast roch es nach Schwefel rn dem Raum. Fm e war verblüfft, doch nicht betreten. „So ist es - ' geschehen. daL mein treffltw-r Freund, die versau-