Sintflut, die alles ruhige Ueberlsgen überschwemmt, alle Deiche des klaren Bedenkens durchbricht. Wir müssen wieder Münzen haben, die nicht auf dem Weg vom Hause bis zum nächsten Laden an Wert einbüßen, wir wollen nicht mehr vor jedem Morgen zittern, weil jeder Morgen unerschwing­liche Preise bringt. Wir brauchen nicht nur um der Wirt­schaft, sondern vor allem um der Menschen willen die Wert­beständigkeit unseres Gelds. Gewiß kann sie allein uns nicht wieder Ruhe, Ordnung und Frieden im Innern, Achtung und Gleichberechtigung nach außen bringen. Aber die Vor­bedingung liegt darin.

Wenn das Wort Wahrheit werden soll, daß der Staat die erweiterte Familie ist, dann muß der Gesundungsprozeß auch bei der Familie beginnen. In das Familienleben muß wieder innere und äußere Ruhe durch ein richtiges Ver­hältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben gebracht werden, immer gesehen unter dem Gesichtspunkt der weitestgehenden Rechnungtragung unserer finanziellen und politischm Not­lage. Opfern soll jeder, und das Entbehren muß zur selbst­verständlichen Bürgertugend werden. Aber Opfer und Ent­behrung müssen wieder einen Sinn haben, sie dürfen nicht mehr hineingerifsen werden in den Zahlentaumel der Devisen­spekulation und den Billionenehrgeiz der Geldscheinfabri­kation. ' F. R.

Neue Nachrichten

Ankersuchung-der Minderleistungen im Bergbau

Berlin. 27. Sept. Der Reichskohlenrat hat nach der B. Z. beim Sachoerständigenausschuß des Kohlenbergbaus bean­tragt, eine Untersuchung über die auffällige Minderleistung im Bergbau und über Mittel zur Abhilfe «mzustellen.

Reue Viersteuersötze

Berlin, 27. Sept. Es werden erhöht: 1. die Steuersätze des Paragraphen 3. Absatz 1, des Biersteuergesetz^s vom 9. Juli und 11. August d. I. in Verbindung mit der siebten Verord­nung über die Höhe der Bierstener vom 18. September von 57 093 000 auf 110 700 000 Mark, von 58 486 000 auf 113 400 000, von 59 878 000 auf 116100 000. von 61 271 000 auf 118 800 000, von 64 056 000 auf 124 200 -00, von 66 841000 auf 129 600 000, von 69 626 000 aus 135 000 000 Mark; 2. der Steuersatz für Einfuhrbier von 69 626 000 auf 135 000 000 Mark.

Blutige Kämpfe

Dresden» 27. Sept. In Annaberg fanden Kampfe zwischen Mitgliedern vaterländicher Verbände und Radika­len statt. Die Polizei verhielt sich untätig. Ein Toter, sechs Schwer- und 20 Leichtverletzte blieben auf dem Platz.

Der Milliardenraub

Bochum, 27. Sept. Aus der Städtischen Sparkasse in Bochum raubten die Franzosen 440 Milliarden, in den Man­nesmannwerken in Gelsenkirchen 400 Milliarden Mk. In Werden a. Ruhr wurden der Bahnhof und die Deut­schen Maschinenwerke besetzt. Die Arbeiter verließen die Werke.

Die Befreiung konskantinopels

Paris, 27. Sept. Havas meldet, die Stadt Konstantinopel sei jetzt von fremden Truppen säst vollständig geräumt. Die Türken treffen Vorbereitungen, den Einzug der türkischen Truppen am 1. Oktober festlich zu begehen. Die fremden Generale werden die Stadt am 2. Oktober verlassen. Die Festungen der Dardanellen sind ganz geräumt.

Der Mord von Ianina

Paris, 27. Sept. Die Botschafterkonferenz hat gestern nachmittag über den Bericht verhandelt, der ihr von dem interalliierten Untersuchungsausschuß in Janina am 21. Sep­tember zugegangen ist. In diesem Bericht erklärt ger Aus­schuß, daß er keinen einmütigen endgültigen Beschluß habe fassen können, da ihm dazu eine zu kurze Frist gegeben wor­den sei und die ihm gestellten Probleme zu schwierig seien. Es wird festgestellt, daß es sich um ein sehr sorgfältig vorbe­reitetes Verbrechen handle, wenn es einen politischen Cha­rakter habe. Es könne sich auch um eine Vendetta (Blutrache) handeln, die gegen den General Tell'.ni gerichtet gewesen sei. Es werden der griechischen Regierung einige Verfehlungen zur Last gelegt, aber man müsse anerkennen, daß die griechi-

Aus Münchens guter alter Zeit

(l_sx Milli SPS -- Die Kunst mein Gesetz)

' Musikroman von l)r. Hans Fischer-Hohenhausen.

5) _(Nachdruck verboten.)

Du und Jurist I" lachte der kleine Leo.

Da kannst Du mal als Staatsanwalt die Herren Ver­brecher nach Noten verknaxen", witzelte Hans, auf Richards Komposition deutend.

Ich würde Dir raten, die Verbrecher, die Du dereinst als Richter zu verdonnern hast, zur Strafverschärfung zum Anhören Deiner Kompositionen zu zwingen!" höhnte der kleine Leo.

In diesem Augenblick sauste ein Geigenbogen, von Richard Strauß' rachsüchtiger Hand geschwungen, auf den Kopf des Lästerers.

Die Unterhaltung im Musikzimmer war schon wieder etwas laut geworden und Ordnungsrufe ertönten aus dem Nebenzimmer.

Endlich müssen wir schon etwas spielen," sprach Fischer, sonst werden Deine Eltern böse. Komm ans Klavier, Richard, wir wollen Deine Komposition spielen."

Das ist ja ein furchtbar langes Werk!" sagte jetzt Leo, indem er die Seiten der Urschrift durchblätterte. Vier Sätze!"

Aber dafür fast lauter Prestissimos I" bemerkte mit leichtem Sarkasmus der Komponist.

Bist Du denn sicher am Klavier, Richard?" zweifelte Hans.

Ich spiele doch schon das L-moll-Konzert von Beet­hoven; da werde ich wohl auch meine eigene Kompo­sition spielen können... Wenn Ihr nur nicht umschmeißt!" entgegnete Richard erhaben.

Also, los! ... Für die Folgen ist der Komponist haftbar I"

Während sich die jungen Künstler an den ersten Satz des Manuskriptes machten, wurde jetzt im Nebenzimmer

phe Polizei an der griechisch-albanischen Grenze nicht so or­ganisiert sei, daß sie das Verbrechen entdecken könne. Die Mehrheit des Ausschusses neigt daher der Ansicht zu, daß es sich um einen persönlichen Racheakt handle. Der italienische Vertreter bleibt aber bei seiner Ansicht, daß es ein politisches Verbrechen sei. ^ .

Die Botschafter waren in geteilter Meinung. Nach der englischen Auffassung sei es das beste, einen neuen Bericht des Ausschusses abzuwarten. Man könne Griechenland so nicht verurteilen. Nach der französischen Meinung müsse man zu einem Ende kommen, damit der Streit nicht wieder eröff­net werde. Man solle dabei Italien am 27. September die 50 Millionen Lire, die Griechenland hinterlegt habe, über- weisen, vorausgesetzt, daß bis zum 27. September, dem Tage der Räumung von Korfu, die Schuldigen nicht verhaftet wor­den seien. Nach der italienischen Forderung muß die Zahlung der 50 Millionen Lire auf alle Fälle der Räumung von Korfu vorangehen. Wenn auch am 27. September die Schuldigen verhaftet seien, sei es nicht weniger sicher, daß Griechenland eine Nachlässigkeit begangen habe,-dieSanktionen" notwen­dig mache. Die Botschafterkonferenz hat beschlossen, daß die von Griechenland hinterlegten 50 Millionen an Italien aus­zuzahlen seien.

Vereinigung der völkischen Verbände unter Hitlers Führung

Die großen völkischen VerbändeOberland"- und R e i ch s fl a g g e" in Bayern haben beschlossen, die poli­tische Leitung ihrer Verbände dem Führer der National­sozialisten Adolf Hitler zu übertragen, der damit der Leiter aller nationalen Kampfverbände in Bayern geworden ist. Hitler erließ einen Aufruf an die Parteimit­glieder, er fordere als nunmehriger Führer des ganzen nationalen Kampfbunds die Parteigenossen auf, aus allen militärischen Verbänden, die nicht dem Kampfbund ange­hören, auszutreten und in die Reihen der Sturmabtei­lung der Nationalsozialistischen deutschen ArbeiterparteiReichsflagge" undOberland" einzu­treten. Wer dieser Aufforderung nicht binnen 10 Tagen nachkommt, wird aus der Partei ausgeschlossen.

General Ludendorff hatte eine Unterredung mit Kronprinz Ruppxecht in dessen Palais in München. Ludendorff ist entschieden gegen alle Unbesonnenheiten, von welcher Seite sie unternommen werden mögen.

Die vaterländischen Bezirksverbände haben in einem Schreiben an den Ministerpräsidenten v. Knilling den Rück­tritt des Ministers des Innern Dr. Schwer) er (Bayer. Volkspartei) und des Landwirtschaftsministers Wutzl- hofer (Bayer. Bauernbund) verlangt. Das Verlangen ist unter der Diktatur gegenstandslos.

DieBerliner Zeitung" schreibt, die bayerische Regierung stehe in durchaus gutwilliger Verbindung mit dem Reichs­kabinett und bestreite jede Abtrennungsabsicht ihrer Schritte.

Erklärung der bayerischen Industrie

München, 27. Sept. Ein Aufruf des Vorstands des bayerischen Industriellen-Verbands besagt, die Vorgänge bezüglich des Ruhrgebiets haben das Unglück des deutschen Volks gesteigert. Die bayerische Industrie be­tone in dieser Stunde die Treue zum Reich und ihre Opfer­willigkeit. Aber alle Opfer seien zwecklos, solange nicht dis Grundursachen des deutschen Wirtschaftselends beseitigt wer­den, vor allem der achtstündige Arbeitstag, der Mangel an Sparsamkeit in der Staats- und Gemeindeverwaltung und im privaten Leben, die zu große Beamtenzahl, die Ueberzahl von Gesetzen und die überspannte Sozialgesetzgebung.

Die Errichtung der Diktatur ist in Bayern mit Ruhe oder Befriedigung ausgenommen worden. Man atmet auf, daß die Regierung einen entschiedenen Schritt unternommen hat, um die Ordnung im Lande zu sichern.

Aufhebung der Widerstands-Verordnungen

Berlin, 27. Sept. Die Reichsregierung hat die förmliche Aufhebung sämtlicher Anordnungen und Anweisungen, die zur Durchführung des passiven Widerstands bisher erlassen worden waren, verfügt. Der Reichsminister für die besetzten Gebiete, Fuchs, wurde beauftragt, die Leitung der weiteren Maßnahmen zu übernehmen und alle weiteren Verhandlun­gen zu führen.

die Unterhaltung so laut, daß man gar keine Aufmerk­samkeit für die Musik zu haben schien. Denn Frau Manx- tel erzählte zu interessant von den jungen Komponisten, die jetzt im Konservatorium studierten; der eine heiße Wolfrum, ja, Philipp Wolfrum, und habe schon wunder-» schöne Sachen geschrieben ... vor allem kirchliche Kom­positionen ; der andere . . .mein Gott, der Name ist mir entfallen; ich bin eben eine alte Frau und habe kein Ge­dächtnis mehr," jammerte Frau Munxtel,helft mir doch darauf, in so einem musikalischen Hause habt Ihr gewiß auch schon den Namen gehört. Richtig ja, Humpelmoyer, mein' ich, Humpelmeier, nein, nein ach, jetzt fällt mirs endlich ein: Humperdink heißt er und hat ein Oratorium geschrieben; es heißtdie Wallfahrt nach Kevelaer", das soll himmlisch schön sein und demnächst im Konserva­torium aufgeführt werden. Sogar die Professoren des Konservatoriums, Rheinberger, Zenger und Viktor Glut, selbst Komponisten, von denen jeder einen geachteten Namen hat, versichern, daß Humperdink eine außergewöhn­liche Erscheinung sei, wenn auch leider nicht unberührt von dem verderblichen Einfluß des Bayreuther Dämons. Aber man hofft, wenn er sich unterweisen läßt, diesen Teufel ihm auszutreiben. Rheinberger hält mehr auf Philipp Wolfrum Sogar der alte Franz Lachner, der sich noch immer fürs Konservatorium interessiert, soll seine Befriedigung ausgesprochen haben, daß unser Münchener Konservatorium zwei so tüchtige junge Meister in der Kompositionsklasse habe; keiner von beiden ist älter als 18 Jahre."

Liebe Frau Manxtel, ich glaube nicht recht an solche in der Schule ausgegebene Genieprognosen, namentlich in der Musik nicht," erwiderte Dr. Heller.Das wahre Genie wird meist erst nach dem Tode erkannt, und Rheinberger scheint mir nicht der Lehrer zu sein, ein etwa vorhandenes junges Genie zu fördern..."

Aber doch zu erkennen," fiel Frau Manxtel ein. Rheinberger mag als Komponist verknöchert und veraltet sein; denken Sie aber dabei daran, daß vor hundert Jahren

Der Auswärtige Ausschuß billigt die Regierungsmaßnahmen

Berlin, 27. Sept. Im Reichstagsausschuß für Auswär- tiges legte Reichskanzler Stresemann die Gründe dar, die die Reichsregierung veranlaßt haben, den passiven Wi­derstand aufzugeben. Die Ausführungen wiesen zum Teil heftigen Widerspruch hervor. Auch von seiten der Regie­rungsparteien wurden Bedenken laut über die Rede Hil- ferdings, die schon vor Wochen dem Feind die Sicherheii ^ gegeben habe, daß der passive Widerstand finanziell im Zu­sammenbruch stehe. Vertreter des Zentrums bedauerten, daß die Reichsregierung nicht für anderweitige Mittel für den Abwehrkampf gesorgt habe. Man habe bis jetzt keine Gewißheit, wo die Not-Ruhrabgabe hinkomme. Der Deutsch, nationale Dr. Helfferich forderte den völligen Bruch mii Frankreich, denn die Rechts- und Vertragswidrigkeit seines Vorgehens bleibe bestehen. Der Kommunist Könen sprach dir Mißbilligung der Regierungserklärung aus. Die Regie­rungsparteien stimmten schließlich dem Vorgehen der Re- gierung zu. Die Sitzung verlief teilweise sehr stürmisch.

Beschluß der Eisenbahner

Dortmund, 17. Sept. Die Vertreter der Eisenbahnei beschlossen einstimmig, den passiven Widerstand nicht einzu stellen, solange keine Sicherheiten gegeben seien. Die Eisenbahner in Essen fanden an den Reichs- kanzter eine Widerspruchserklärung: die Einstel­lung des passiven Widerstands liefere das ganze besetzte Ge­ilet dem Feinde aus. In Duisburg beschlossen die Werk­stättenarbeiter, die Einstellung des Widerstands abzulehnen, bis die Rückkehr der ausgswiesenen Arbeitskollegen gesichert sei. Alle diejenigen, die für die Franzosen und Belgier ar­beiten. sollen aus der Gsmerkscbaft ausaeickilosien werden.

Reichsfinanzminister Hilferd > ng 'Hut angeordnet, daß ab 1. Oktober die Auszahlung der Ruhrgeldsr eingestellt werde. Um Härten zu vermeiden, wird eine 14tägige Ueber- gangszeit beobachtet. ^

Beschwerden aus dem besetzten Gebiet

Münster, 27. Sept. Die studentischen Vereinigungen des besetzten Gebiets führen Klage, daß zu den Besprechungen mit der Reichsregierung in Berlin über die Einstellung des passiven Widerstands kein Vertreter der Studenten­schaft zugezogen worden sei, obgleich die Studentenschaft in dem Widerstandskampf sich in hervorragendem Maße habe beteiligen müssen. Auch die Landwirtschaft war bei den Verhandlungen nicht vertreten.

Paris, 27. Sept. Die Blätter besprechen die Kundgebung des Reichspräsidenten und der Reichsregierung m tadelnder Weise, zum Teil sogar in heftigem Ton. Die Reichsregierung hätte nicht nötig, auch noch den Ankläger spielen zu'wollen. Es hätte genügt, einzugestehen, daß der passive IMerstand nutzlos gewesen sei. Man wolle eben eine EntfWmgung vor dem Volk haben. Man müsse abwarten, wie die Rsichs- regierung sich ferner verhalte, und ob sie versuchen sollte, einen versteckten passiven Widerstand weiter zu betreiben, in­dem sie sich hinter die Ungesetzlichkeit der Ruhrbesetzung ötzr- schanze. Die Ursachen indessen, die den Frontwechsel Deutsch­lands herbeiführten, werden ihre Wirkung auch weiter aus­üben und früher oder späterdas gerechte Ergebnis" herbei- sühren. So schreibt der halbamtlichePetir Parisien".

Württemberg

Stuttgart, 27. Sept. Preß-Prozeß. Die 2. Straf­kammer verhandelte gegen den verantwortlichen Redakteur der Schwäb. Tagwach, Dr. Schumacher, wegen Belei­digung des Landtagsabg. Wider, über den das Blatt wie­derholt scharfe Veröffentlichungen brachte. Der Staatsanwalt beantragte drei Wochen Gefängnis. Das Urteil lautete auf 10 Millionen Mark Geldstrafe und Veröffentlichung in der Tagwacht und. in der Süddeutschen Zeitung.

Die neuen Fleischpreise. Die Metzgerinnung hat die Fleischpreife mit Wirkung vom Freitag ab ermäßigt wie folgt: Ochsen- und Rindfleisch 1. Sorte'36 Mill. (3 Will), Rindfleisch 2. Sorte 32 (3), Kuhfleisch 1. Sorte 30 (2), 2. Sorte 2425 (1). Kalbfleisch 42 (2), Schweinefleisch-84 (6), Ham­melfleisch 40 (unv.), Schaffleisch 2832 (4) Millionen Mark.

Die Straßenbahn verlangt für die Halbmonatskarten vom 1. bis 15. Oktober 120210 Millionen Mark.

der verknöcherte alte Kontrapunktist Albrechtsberger einen Beethoven erkannte und als Lehrer förderte!"

Und daß er von Beethoven gesagt hat, ein Mozart werde nie aus ihm," warf Dr. Heller ein.

Hat er denn nicht recht gehabt?" beharrte etwas schelmisch die liebenswürdige alte Dame.Aus dem Schüler Albrechtsbergers ist kein Mozart geworden, aber ein Beet­hoven !"

Während dieser musikalischen Unterhaltung hatte sich der Kreis der Besucher vergrößert und durch die inzwischen erfolgten vielen Begrüßungen kam Dr. Heller nicht dazu, sich darum zu kümmern, was die jungen Leute im Mufik- zimmer spielten. Sein Sohn Wilhelm, den er danach ge­schickt hatte, war noch nicht wieder da, saß vielmehr neben Richard Strauß am Klavier und wandte diesem die Seiten um ... . Gewiß trieben die Jungens wieder musikalischen Unfug und spielten Ensemblemusik, statt Kammermusik.

Die jungen Künstler hatten jetzt den ersten Satz voll­endet. Sowohl Hans Fischer als Leo Heller waren ganz betreten; letzterer meinte kleinlaut:Da muß ich mich ja mit meiner Komposition verkriechen, die lege ich lieber gar

nicht auf. . . das ist ja . . . wie soll ichs snur sagen!_

Das ist ja riesig!"

Und furchtbar schwer!" stimmte Hans zu.Wenn Richard Strauß nicht am Klavier säße, wir hätten in einem fort umgeschmissen."

Und Du sollst Jurist werden?" witzelte Leo.

Red' keinen Stuß l" meinte der junge Komponist. Paßt auf jetzt! Es kommt das Scherzo; Takt! Viva- cissimo!"

Um Gottes Willen!"

Los!" kommandierte Richard.

Die Hände des im Klavierspiel völlig ausgebildeten Komponisten flogen über die beiden Streicher kaum Schritt halten konnten, und das Kammermusikschifflein schwankte heftig.

(Fortsetzung folgt.)