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Tiselrunde mit 8. T. A. Hoffman«.
Aus der „Deutschen Rundschau".
I.
Im Eckzimmer von Lutter und Wegner s" Berlin mit der Aussicht aus den Gendarmenmarkt saßen wrr vormittags um 11 Uhr am schmalen Tisch, vrer froh-
^^Der^eine^ hatte volles Lockenhaar und Augen von seltenem Glanze. Seine Adlernase bog sich über seine,
^Mit den^von der Gicht gekrümmten Angern seiner linken Hand ergriff er ein Messer und klopfte an das vor ihm stehende leere Glas. Es gab einen kräftigen
^Ein dickköpfiger, flachsblonder Kellner erschien.
„Karl, mein Jung', bring mir Sekt, auf daß meine Augen rot werden!" rief er mit Falstaff.
Sein Nachbar, ungepflegten Haupthaars, mit unruhigem Muskelspiel der Wangen, hatte mit Daumen und Zeigefinger eben eine Sardelle gefaßt, iM Begriff sie zu verspiesen.
„Was dir nicht einfällt! Sekt!" kicherte er. „Hihi, nicht vielleicht auch welschen Salat von echter Sprrng- wurz und Alraun, oben drauf ein Galgenmännlein mit einer Kaper anstatt der Nase, alles Wohl angerichtet aus dem Tafeltuch von Rolands Knappen? He?!
In großer Haltung entgegenete der anders: „Und du, mein Jung', wirst den Sekt zahlen!"
„Das möcht ich sehen!"
„Schau her! Siehst du dort oben auf dem Gerüst am Schauspielhause den Maurer? Gleich wird er eine Prise nehmen, und ich wette, ehe der Mann damit fertig ist, will ich auf deine Kosten diese Flasche Champagner trinken." i
„Du bist sehr gütig, aber es gilt." '
Der Kellner öffnete die Flasche, und der Wettende drehte seinen Stuhl so, daß er genau den Maurer sehen konnte, der bereits Ziegelstein und Maurerkelle aus der Hand gelegt hatte; bedächtig' wischte er sich die Finger an seinem Schurzfell ab, rückte es mit beiden Händen in die Höhe und holte eine Tabaksdose aus der Westentasche.
In einem Zug war das erste Glas geleert.
Der Dritte an der Tafelrunde schenkte es neu ein, und ehe der Maurer, der die Dose mit dem Ballen der rechten Hand liebevoll glättete, den Deckel gelüpft hatte, ward abermals eingegossen.
Der Wettende blies seine Wangen auf, und durch sein Haupthaar fahrend, sprach er mit Hamlet: „Ich wollt', es wäre Schlafenszeit und alles wär' vorbei". Dann stürzte er das dritte Glas hinunter. Die Eh-mpagnerneige ergoß sich schäumend über den Rand des Becherkelches. !
Der Maurer schien ein Holzsplitterchen in der Dose gesunden zu haben, denn sein Auge forschte, und der Finger sondierte. Nun streute er den Tabak vorsichtig auf den Rücken der Hand.
Das letzte Glas war getrunken, die Wette war von Ludwig Devrient gewonnen.
Mit der Miene Coriolans stand er da, auf die Tischecke gestützt: „Nun, mein Jung'!"
Er musterte seinen Gegner.den Kammergerichtsrat Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, der aus Brot ein Männlein geknetet hatte.
Hoffmann klebte die kleine Figur, die Devrient mit dem Becherglas in der Hand darstellte, aus den Hals der leeren Champagnerflasche: .. s
C „Hihi! Schadow soll ich dich danach modellieren. In Lebensgröße sollst du so oben auf dem Schauspielhaus stehen mit dem Gesicht nach Lutter und Wegner. — Kellner!"
„Herr Kammergerichtsrat..."
„Noch einen Vogel!"
Der Pfropfen knallte gegen die Decke. Der Wein Perlte in den Gläsern.
Hoffmann ergriff sein Glas und hielt es gegen ditz Sonne, die grell durch die Fensterscheiben schien.
„Seht her, Philister! Seht ihr nichts?"
Ludwig Devrient machte ein Paar Augen, als wenn er eben die neun fn Steifleinen anfallen wollte. Der Dritte schützte mit der Hand seine schwachen Augen vor den Strahlen der Sonne, um deutlicher erkennen zu können.
„Ha! Das Volk ist mit Blindheit geschlagen," rief Hoffmann. ^,Die Perl' im Weine seht ihr doch? In rhr flüstert mir eine wunderschöne Prinzessin zu: „Ich orn Hildegard, die Tochter Radboods, des Fürsten von Pommerland. Zornebock, der Sorbenfürst, begehrte mich von meinem Vater zur Gemahlin; dieweil er aber ein scheußlicher Riese und ein Heide war, auch in dem Rufe stand, daß er ein großer Schwarzkünstler sei, ward er unter dem Vorwand meiner zarten Jugend abgewiesen. Darüber ergrimmte der Heide so sehr, daß er meinen guten Vater befehdete, ihn in einem Treffen erlegte und sich seiner Länder bemächtigte. Ich ^ meines Vaters Schwester, der Gräfin von Buckeburg, geflohen, aber es war nicht anders zu denken, als daß der Schwarzkünstler auch hie meinen Aufenthalt entdecken würde. Und siehe da, als ich ernst vor meinem Stehspisgel stand, um mich L la Lemmrere zu frisieren, erblickte ich im Spiegel hinter mir den scyeuß rchen Sorbenfürsten, den Zornebock. Sein unkeuscher Arm umschlang meine jungfräuliche Hüfte, und ohne wertere Anfechtung trug er mich in den Burgho; hinunter, jchwang. sich auf einen Apfelschimmel' den er aus der letzten Strelitzer Messe gekauft ha"? und fort grng's über Brück' und Wall, bis ich endlich rn den Kellerräumen der Herren Lutter und Wegner erwachte. Denkt euch, der Unhold, der Schwarzkünstler, zersetzte mich hier chemisch und Propste mich rn eure Champagnerflasche. Und so lange muß ich als Weinperle fortdauern, bis ein gewaltiger Zauber gelöst wird, nämlich der — daß der Ritter von Fou- gue durch die Alkgewalt himmlischer Schickung begreifen lernt, daß seine „Undine" nichts als Makulatur ist!"
Erschrocken fuhren wir zurück, und Devrient rief mrt dem Anstande Heinrich Percys:
„Heillose Hexe, ich töte dich mit der Zacke dieser Gabel, so du hier erscheinest, um Zwietracht zu säen."
(Schluß folgt).
61. Berbandskag der württ. Gewerbe- und Handwerker- Vereinigungen
^ Skulkgark, 21. Sept. Gestern tagte hier der 61. Verbandck- ^ tag der Gewerbe- und Handweckervereinigungen Württembergs. Nach einem Hinweis des stellv. Verbandsvorsitzenden Landtagsabg. Henne auf die Lr.ge des Handwerks und auf die neuen Notstenern, nahm die Versammlung eine Entschließung an: Die württ. Gewerbe- und Handwerkervereine fordern die gesetzgebenden und verwaltenden Faktoren in Reich und Land auf, die äußerst bedrängte Lage, in der sich viele Angehörige des gewerblichen Mittelstandes befinden, besonders in der Steuergesetzgebung und ihrer Durchführung zu berücksichtigen, andernfalls mit Sicherheit die Erdrosselung vieler Mittelstandsexistenzen bevorsteht. Dem selbständigen Mittelstand ist das verfassungsmäßige Grundrecht eingeräumt worden, daß er gegen Ueberlastung geschützt wird. Der heutige Verbandstag erhebt Anspruch darauf, daß diese Grundrente angesichts des Arbeitsmangels und der Steuerbelastung auch tatsächlich zur Anwendung kommen.
Nach dem Geschäftsbericht, den der Geschäftsführer Oberrechnungsrat Raith erstattete, sind in 205 Gewerbevereinen und 18 Handwerkervereinigungen 30 000 Mitglieder zusam- mengeschlosfen. Der Verbandsbeitrag wurde auf vorläufig fünf Goldpfennig für jedes Mitglied angesetzt, doch soll er nötigenfalls verdoppelt werden können. Zum ersten Ver- bandsvorsikenden wurde durch Zuruf Abg. Henne, zu stellv. Blutenden Handwerkskammervorsitzender Gemeinderat Wolf und Flaschnerobermeister Vötter berufen. Der nächste Verbandstag soll in Ulm stattfinden. Hierauf hielt der Syndikus der Handwerkskammer Stuttgart, Rechtsrat Dr. Gerhardt einen Bortrag über die Lage des Handwerks, in dem er den starken Rückgang an Arbeitsgelegenheit beklagte, der zu Arbeiterentlassungen und Bctriebseinstel- lungen führte. Die Pfuscharbeit der Arbeiter, die ihre bei dem achtstündigen Arbeitstag zu Gebote stehende freie Zeit zu Nebenverdiensten ausnützen, dehne sich immer mehr aus, und es sei Pflicht der Regierung, gegen den Mißbrauch des Gesetzes einzuschreiten. Zu verurteilen sei das Bestreben der Baubehörden, die niedrigsten Angebote zu bevorzugen, ebenso die Uebernahme von Arbeiten zu festen Preisen seitens der Handwerker. Ein schwerer Mißstand sei die Hinauszögerung de- Zahluna für Handwerkerleistungen, wodurch der Handwerker schwer zu Schaden komme, sein Warenlager nicht ergänzen und den Bankverpflichtungen nicht Nachkommen könne. Manchmal grenze die Verzögerung des Kunden geradezu an Betrug, die Preisberechnung auf wertbeständiger Grundlage sei für den Handwerker eine Lebensfrage gewesen. In dem schweren Daseinskampf sei dem Handwerk noch die Last der Betriebs- oder Arbeiterabgabe auferlegt worden, welcke die ehrliche Arbeit schwer treffe, dagegen die „Arbeit" der Schieber und anderer Dunkelänner freilasss. Die württ. Handwerkskammern haben daher bei Landes- und Reichsregierung entsprechende Erleichterungen besonders für die kleineren Betriebe verlangt. — An den inhaltreichen Vortrag schloß sich eine längere Aussprache an.
Oe/rHe/r«5/eokr/<r/r
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Handelsnachrichten
Dollarkurs am 25. Sept. 121 302 500 (147 367 500).
Der amtliche Dollarmitlelkurs, der zur Durchführung der Devl- senordnung von der Reichsbank jeweils festgestellt wird, ist am 25. Sept. mit 121 Millionen Mark bezeichnet worden.
Berliner Getreidebörse vom 25. Sept. in Millionen Mark: Weizen 240—250, Roggen 210—215, Gerste 230—245, Hafer 200 bis 220, Weizenniehl 750—850, Rcggenmehl 600—625, Weizen-'
Kleie>l25—130, Rcagenkleie 125—135s Raps 375—400. Goldpreise für Thomasphosxhatmehl. lieht sin
/ -sind auch für Tho-
masphosphakmeh! Goldpreise festgesetzt worden und zwar für ein Kilogrammprozent zikronensüurelöÄiche Phosphorsäure 22,5 Gold- psennige.
Märkte
Viehmark! Karlsruhe, 24. Sept. Zufuhr 212 Stück: 31 Ochsen, 47 Ferren, 33 Kühe, 45 Färsen, 42 Kälber, 14 Schweine. Preis für den Zentner Lebendgewicht in Millionen: Ochsen 1200—2000, 1500—1800, Kühe und Färsen 800—2000, Kälber 1540 bis 1900 Schweine 3100—3600. Beste Qualität über Notiz bezahlt. Tendenz des Marktes: langsam. Der Markt wurde nicht geräumt. . . bEuktgart, 25 Sept. Preissteigerung um mehr als die Halste auf dem S ch l a ch k v i e h ma r k t. Dem Dienä- E Vieh- und Schlachthof waren zugeführk: 35 Ochsen, öungbullen, 141 Iungrinder, 131 Kghe, 220 Kälber. 148 Schweine, 91 Schafe, 25 Kühe blieben unverkauft. Erlös aus 1 Pfund Lebendgewicht in Millionen Mark: Ochsen 1. Sorte ^ Elster Markt: 12), Sorte 15-16 (9-10,5): Bullen 1 . Sorte cior 2; Sorte 13—16 (8,5—10,5): Iungrinder 1. Sorte 18
(12) 2. Sorte 15—17 (10—11), 3. Sorte 12—14,5 (7,5—9,5): Kühe ^-16 (10-16). 2. Sorte 12-14 (8,5-8,5). 3. Sorte (7—8): Kälber 1. Sorte 21 (12,5—13,5), 2. Sorte 19—20 ""^2) 3- Sorte 17-18,5 (10-11): Schweine 1. Sorte 34-35 (20,0—21,5), 2. Sorte 33—34 (19—20), 3. Sorte 28—32.
- Sütttgarl 25. Sept. Obstgroß mar kt. Große Anfuhr, zögernder Absatz. Die Erzeuger richten ihre Preise nach den Weckenpreisen ein. Aepfel 4-6 (in Millionen Mark), Birnen 4,5 bis 8, Pflaumen 0.8—1, Zwetschgen 1—1,2 Pfirsiche 3-5, Trauben 5—8, Tomaten 2,5—3 das Pfd.
, ,?emüsesroßmarkt. Filderkraut 2, Rotkraut 2,5—3, Köhl 2—3, Gelbe Rüben 1-1,2, Zwiebeln 1,8-2, Bohnen 6, Spinat 2,5—4 i 3—5 d. St., Essiggurken 19—12 d. H., Kopf-
bis^ 0'"'2' Endivien 0,5-1,5, Rettiche 0,1-1,5, Rosenkohl 1,5
45—55, Schmalz 41—42, Margarine 30—36, Kokosfett Rindersskt 30-31, Butterschmalz 48. Salzspeck 38—42 5E Emmentaler 12, Schweizerkäse 10. Rahmkäse 9,5-10,' Backsteinkase 8-9 d. 100 Gr., Eier 3 d. St.. Kartoffeln sind schwer erhältlich, man streiket sich darum. "
Akten, 25. Sept. Auf dem Schweinemarkt waren
L
Schwenningen für Milchschweine 150 bis 200 Mill. Mk Ravensburg, 25. Sept. Die Schranne notierte folgende Durchschnittspreise pro Doovelzentner in Millionen Mark: Korn
713, Besen 538, Weizen 741, Roggen 592, Gerste 520, Hader Oelsamen 6Y6. '
Mostobflpreise am Bodensee. In unserer letzten Notiz über l>!» Obstpreise am See ist zu lesen: Tafelobst 500, Mostobst 3 S 9 -M Millionen Mark d. Ztr.
Devisenkurse
Berlin
Holland . . Belgien . . Norwegen . Dänemark . Schweden . Italien . . . London . . Neuyork . , Varis . . . Sckweiz . . Spanien . . Dsch-Oest. (100 K 6'raq . . . Ungarn . . Argentinien Tokio . . . x
24. September
25. September
Geld
Brief
Geld
Brief
58254000.-
5854600».-
1748!000 —
4771 ZW ^
7720650.-
7769350.-
6743150.—
6756850-
23344500.-
2355 9500.—
19152000 —
19248W-
26733000.-
26«67000.-
-21745500.—
218545U-
39301500.—
39498500.-
32119500.-
3228VM-
6753075.—
6786925.-
5626900.—
5654M,^
673312500.0
676687500.6
548625000.0
551375668!!
146623500.0
147367500.0
120697500.0
I21.M5W
9097200.-
9142800.—
7660800 —
7696266.,
26433750.—
26566250 -
21605805-
21714156, <
20548500.—
20651500.-
16997400.-
17088666.-
209475.—
210525.-
171570.—
1724S».-
4428900.—
4451100.-
3620925.—
363 9675.,
7481.—
7519 -
6184.—
6216.,
43077000.-
49323000.-
40299000.—
40501686.,
71820000.—
7218O000.-
58653000.-
58947W.,
Das Wetter
Der Hochdruck über Siiddeukschland behauptet sich. Am Dm. nerstag und Freiing ist vorwiegend trockenes und v.-h mehrfach bedecktes, in den Niederungen nebliges Wetter zu erwarten.
Mg. gMMMsse MMkg.
Bekanntmachung.
Auf Grund der Verordnung des Reichsarbeitsmimstwi vom 27. 8. 23 ist der Grundlohn mit Wirkung vom A Sept. 1923 uns 150 Millionen Mark ausgedehnt worden.
Die Herren Arbeitgeber werden hierauf aufmerksam gemacht mit dem Anfügen, daß die neuen Uebersichten üb« Lohnstufen, Grundlöhne und Beiträge bei der Hauptkch in Neuenbürg und bei deren Meldestellen in Ealmvach Herrenalb, Höfen, ^Schömberg und Wildbad unentgeltlich abgeholt werden können.
Neuenbürg, den 25. Sept. 1923.
Die Kassenverwaltung.
Freisilize Feumehr MIM.
Mittwoch abend lr7 Uhr findet im alten Volks- schnlgebäude die
AitSbezahlW derTWer-MiW«
statt.
Das Eommando.
MM-renm «M.
Musikfreunde, welcye Lust haben ein Blasinstrumen! zu erlernen, wollen sich Freitag abend 8 Uhr in der A Heimschule melden.
Der Ausschuß.
MR
Wildbad, 27. September 1923.
Todes-Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten die schmerzliche Nachricht, daß unsere liebe Mutter, Schwester, Schwägerin und Tante
Elisabeth Ottmar
geb. Rente
gestern mittag 2 Uhr im Alter von 60 Jahren sanft im Herrn verschieden ist.
Um stille Teilnahme bitten
Re Imeiikn KiM.
Beerdigung Donnerstag nachmittag 5 Uhr.
LIMRWAM
Heute abend 8 Uhr
Singstunde
im Lokal.
Vollzählig erscheinen!
Der Vorstand.
Zur KOMM
W.-V. W.
Sprechstunden 10—12 Uhr Billa Elisabeth.
A. LchmM
An der heute abend 8 Uhr in der „Linde" beginnenden
Allen Mitgliedern zur Kenntnis, daß die Wirtszeitung für das 4. Quartal nicht mehr durch den Verein bezahlt wild, also direkt abonniert werden muß.
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