Neue Nachrichten

Vom neuen Reichskabinett

Berlin, 15. August. Wie die Blätter berichten, hat die Sozialdemokratie ursprünglich fünf volle Ministerien be­ansprucht. Angesichts des Widerstands der ubngen Koali­tionsparteien soll Reichspräsident Ebert den Aermittlungs- vorschlag gemacht haben, daß zunächst nur vier Ministerien von der'Sozialdemokratie übernommen werden, daß dagegen für einen fünften ein freies Ministerium ohne Amt geschaf­fen werde bloß mit Sitz und Stimme im Kabinettsrat. Für dieses Ministerium soll der derzeitige preußische.Minister- Präsident Braun vorgesehen sein. (Hiernach berichtigt sich die, wie es scheint auf einem Telephonhörfehler vernhende Berliner Meldung, daß Braun das Reichsarbeitsmimsterium übernommen, dieses hat vielmehr der seitherige Inhaber Dr, Brauns (Ztr.), ein Geistlicher, beibehalten, nachdem er sich anfänglich gegen die Wiederübernahme des Amts ge­sträubt hatte. Das Zentrum wird demnach, einschließlich des neu zu schaffendenMinisteriums für die besetzten Ge­biete", im neuen Kabinett durch zwei Parteimitglieder ver­treten sein.)

In letzter Zeit hat nach der B. M. das Kabinett Euno eine Verfügung erlassen, nach der der damalige Reichs­minister des Innern Oes er (im neuen Kabinett Verkehrs­minister) nach allen durch den Aufruhr bedrohten Plätzen des Reichs Polizeiabteilungen, die durch Reichswehr ver­stärkt waren, schicken sollte. Der sozialistische Minister des Innern Severing (Preußen) soll die Verfügung zerr-ssen haben, da sie als eine Herausforderung der Arbeiterschaft zu betrachten sei. Als dies Reichskanzler Euno gemeldet wurde, soll er erklärt haben, unter diesen Umständen könne er sein Amt nicht mebr weiterführen.

Von der Forderung der Sozialdemokratie auf Uebcr- nahme des Reichswehrministeriums soll auf den entschiede­nen Widerspruch Eberts hin Abstand genommen worden sein.

DieNationalzeitung" in Basel erfährt aus Berlin, Dr. Euno werde zum deutschen Botschafter in Washington er­nannt werden. Der gegenwärtige Botschafter Dr. Wiedfeldt sehne sich wieder nach seinem früheren Direktorposten bei der Firma Krupp.

Die Gewerkschaften noch nicht zufrieden

Berlin, 15. August. In einer Besprechung der Gewerk­schaftsvertreter mit den neuen sozialistischen Reichsministern wurden neue Forderungen besonders gegen die Teuerung geltend gemacht. Reichskanzler Stresemann wird die Ver­übter am Donnerstag empfangen.

Havenstein geht nicht

Berlin, 15. August. Neichsbankpräsident Havenstein war gestern abend beim neuen Reichskanzler. Wie ver­lautet, lehnt er es ab, demWunsch" der Regierungskoa­lition stattzugeben. Er sei nach Rsichsgesetz unabhängiger Beamter der unabhängigen Reichsbank und brauche nicht dem schwankenden Willen von Parteien sich unterwerfen.

Die drohende Auflösung der Ordnung

Hamburg, 15. August. Der Ausstand hat bedeutend zu­genommen-, die Arbeitswilligen wurden mit Gewalt aus den Betrieben herausgeholt. In der Vorstadt Wilhelmsburg wurden die Landjäger entwaffnet und durch rote Polizei ersetzt.

Köln, 15. August. Gestern besetzten mehrere bewaffnete, militärisch organisierte Hundertschaften der Kommunisten die Farbenfabriken in Leverkusen, warfen die Arbeiter niit Gewalt hinaus und verwüsteten die Fabrikräums. Die an­rückende Feuerwehr wurde angegriffen und erlitt Verluste, erst die von Köln herbeigerufene Polizei machte dem Kampf ein Ende. Die Zerstörungen sind so groß, daß der Betrieb erst nach einigen Tagen wieder ausgenommen werden kann.

Aachen. 15. August. Im Bezirk Aachen sind Berg- und andere Arbeiter in den Streik getreten. Die Höfs werden geplündert und das Vieh weggetrieben. Im Gebiet von Hülich fanden Kämpfe zwischen Landjägern und Not­standsarbeitern und Streikenden statt; mehrere Beamte wur­den verwundet. Bei einem Kampf um das Rathaus in Ahls­dorf, das mit Handgranaten angegriffen wurde, wurden viele Personen getötet.

.... er zogen drei Mjchen wohl Mr de» Rhein.. st ««

Roman von Erica Grupe-Lörcher i44

Ve hatte sich wieder in den Stuhl niedergelassen und streckte impulsiv beiden Enkelkindern die Hände hin: .Wie bin ich euch dankbar, daß ihr mir diesen unvergeßlichen Anblick möglich macht!'

Atteste lächelte etwas zerstreut zu ihr hinab. Er hatte bei einer scharfen Wendung am Fenster jenseits des Platzes ein Auto entdeckt, nach dem er bereits wiederholt Ausschau gehalten: .Drandmonm, eben sah ich das Auto von Ambergers! Da die Züge durch die Truppeneinzüg« noch so unregelmäßig von Mül­hausen rauf kommen, sind sie anscheinend per Auto gekommen. Mit Verspätung! Mein Schwiegervater ist bereits auf der Tri­büne zwischen den Oeputes, dort drüben an der anderen Seite! Adrienne wird hier Vorfahren. Du excusierst mich wohl eben mit Melusine einen Moment? äch erwarte sie unken und führe sie herauf, well ich sie ja auch mit eingeladen habe, von hier aus der Parade zuzugucken!'

Melusine sah mit einer Aufmerksamkeit in das farbenpräch­tige militärische Schauspiel dort unken, in welcher nicht nur Neu­gierde, sondern auch Anteilnahme, uneingeschränkte Bennii.de- rung lag. Nicht nur im Gesamtbilde, sondern auch wenn man den einzelnen Soldaten betrachtete, mußte man sich wundern über das stramme Aussehen, die erstklassige Equipierung und die gute Hal­tung der durchweg in den besten Mannesjahren stehenden Trup­pen. Ilnwiilkürlich flogen ihre Gedanken zu einem "irrgleich mit den letzten deutschen Truppen, die sie hier hakte a-us den Bogesen- wäldern her nach dem Badischen hinüber durchmarschieren sehen! Abgekämpfte, müde Gestalten, die Bärte zum Teil von Silber- fäden durchzogen. Die Uniformen desolat, abgetragen, von schwe­ren Strapazen mitgenommen mit allen Anzeichen eines jahre­langen schwer durchgehaltenen Kampfes.

Welch ein Gegensatz hier! än grellster Deutlichkeit zeigte sich dort das Heer, welches den Krieg verloren hatte. Hier aber -dieses dort waren die Sieger! Und dieser Sieger war Frank­reich! O, dieses herrliche sonnendurchflutete, dieses Frankreich in Glanz und Melodie!

Und so wie der Unterschied zwischen den Truppen, war auch der Unterschied zwischen Dietward und Monsieur äean Paul! Müde war ihr Dietward begegnet, adg«magert, versonnen

Die französische Presse zur Slresemannrede

Paris, 15. August. DerMatin" schreibt, die Erklärung Stresemanns als Reichskanzler habe anders gelautet als seine Rede, die er als Abgeordneter vier Tage vorher im Reichstag gehalten habe. Man müsse abwarten, an welche er sich in Zukunft halten werde. Auch das müsse der Zukunft anheimgestellt werden, ob der Abg. Hilferding (Soz.) bei seiner Erklärung, die er vor einer Woche einem Zeitungs­vertreter in Paris machte, verbleiben werde, nachdem er Minister geworden sei. (Hilferding hatte davon gesprochen, daß der passive Widerstand fortgesetzt und lein deutsches Ge­biet geopfert werde.) DerPetit Parisien" sagt, von der ersten Rede Stresemanns Habs man den Eindruck gewonnen, daß er die Politik Cunos rm Ruhrgebiet n i ch t f o r t s e tz e n wolle. Er hätte wohl überhaupt eine ganz andere lsran- zosenfreundliche) Rede gehalten, wenn nicht inzwischen die englifche Note in Berlin die trügerische Hoffnung einer eng­lischen Unterstützung erweckt hätte. Andere Blätter nieinen ebenfalls, Stresemann habe es vermieden, die Brücken zu Frankreich abzubrechen. Nun müsse Frankreich gegebenen­falls bereit sein, eine Schwenkung der neuen Regierung zu erleichtern.

Tardisu verlangt ganze Arbeit

Paris. 15. August. Der Vorsitzende der Rheinlandkom- mission, Tarüieu, schreibt imEcho National", aus dem Ruhrgebiet habe Frankreich seit der Besetzung 25 Prozent Kohlen weniger als vorher bezogen, obgleich Poirnare den früheren unzureichenden Bezug als hinlänglichen Grund zur Nuhrbesetzung gehalten habe. Die französischen Ingenieure konnten weder ausbeuten noch überwachen. Alles wäre an­ders gegangen, wenn Frankreich von Anfang an ganze Arbeit gemacht und die politische, wirtschaftliche und Münzhoheit übernommen hätte. Vor 7 Monaten wäre das leicht gewesen; heute sei es schwierig, aber nicht unmöglich. Das französische Publikum finde sich mit der ungerechtfer­tigten Note Lord Curzons auf gute Manier ab, aber nicht mit einem Fehlschlag der Ruhrbesetzung. Je großer daher die Schwierigkeiten mit England werden, desto sicherer w.us- sen die greifbaren Erfolge an der Ruhr sein. Das einzige, was Frankreich nicht ertragen könnte, wenn einmal die Rech­nung abgeschlossen werde, das wäre, daß die Politik Pom- cares zu einer Entfremdung zwischen Frankreich und den Verbündeten geführt hätte, ohne daß das Ruhrursternehmen seine Früchte getragen habe.

Das Ruhrunternehmen wird verschärft

Paris. 15. August. Halbamtlich schreibt derTemps", die mildere Ausdrucksweise Stresemanns werde die beschlos­senen Maßnahmen zur Ausbeutung des Ruhrgebiets nicht abwenden. Die Zahl der französischn Ingenieure werde am 1. September um etwa 500 vermehrt und die Beschlagnahme aller Industriewerke durchgeführt, die die Kohlensteuer an Frankreich zu zahlen sich weigern.

Württemberg

Stuttgart, 15. August. Vom Rathaus. Die tech­nische Abteilung des Gezneinderats hat neben der Erhöhung des Gaspreises von 23 000 auf 90 000 Mark auch den Preis für elektrischen Strom (Beleuchtung) auf 300 000 Mark für die Kilowattstunde gesteigert.

FleischpreiserhShung. Die - Fleischpreise wurden für Stuttgart folgendermaßen (in 1000 Mark) festgesetzt: Ochsen- und Rindfleisch 1. Güte 330 (bisher 210), Rindfleisch 2. Güte 300 (192), Kuhsleisch 1. Güte 260270 (172176), Kuh- fleisch 2. Güte 220230 (140144), Kalbfleisch 350 (180), Schweinefleisch 430 (226), Hammelfleisch 380 (200) das Pfund.

ep. Ruhrhilfe. Bei dem Waldgottesdienst im Freilichttheater am letzten Sonntag sind 4,2 Mill. Mk- für Rhein und Ruhr geopfert worden.

Weitere Ausgewiesens. Ein Sonderzug brachte gestern abend 100 ausgewiesene Eisenbahnerfamilien aus der Pfalz, die heute ins rechtsrheinische Bayern weitergeleitct wurden. Sie wurden im Bahnhof begrüßt und bewirtet und gegen Mitternacht mit Sonderwagen der Straßenbahn in ihre' Notquartiere gebracht.

Befreiung der Ausgewiesenen van der Fremdenwohn-

und vergrübelt über das heraufsteigende Geschick seines Heeres, seiner einen Hand beraubt, ach,-war es nicht nur zu be­

greiflich, wenn sich ihre äugend, ihre Eleganz, ihr Hang, das Le­ben und die Menschen möglichst im Sonnenlicht zu sehen und ge­nießen zu können, diesem äean Paul zuzuneigen begann, der sie mit dem köstlichen Wohllaut seiner Stimme, seinem künstlerischen Spiel und seiner schwungvollen, Phrasen- nnd blumenreichen Aus­drucksweise so gut zu unterhalten-und einzuspinnen gewußt

hatte?

Die Stimmung, welche Raymund und Dietward beim Betre­ten des Lazarettes entgegenschlug, stand im schroffen Gegensätze zu all dem ausdringlichen Lärm der Erwartung, der künstlich ge­schürten Neugierde und der sich jetzt frech und ungebunden geben­den Opposition gegen alles Frühere, die durch die Sirohen der Stadt pulsierte. Wie eine Oase war es hier! Als habe sich alles hierher in diesem Winkel zusammengefunden, um den verwun­denden Eindrücken dort draußen entgehen zu können. Nur ein kleines Häuflein deutscher Heeresangehöriger war hier beisam­men geblieben. Die einen als Unheilbare, dem Tod Geweihte, oder in schwersten Fieberträumen nicht eines Transportes fähig. Die andern diesen Hilflosen, diesen Zurückgelassenen, zur Hilfe, zur Pflege, zur Liebe hier.

«Es war ein guter Gedanke von dir, Naymund, deinen Freund gerade heute und in diesen Stunden hier besuchen zu wollen,' meinte Dietward, als sie den öden weiß getünchten Gang zu den Sälen herabschritten. .Bielleicht ist es für uns, die wir um das Schicksal unseres deutschen Heeres trauern, der richtigste, der ein­zige Platz hent inmitten dieser geschraubten Massensuggestion, äeht, hier in der Stille fühle ich erst, wie widerlich mir alles unterwegs war. Und ich muh sagen: es würde mir ein angeneh­mer Gedanke sein, Hans Wenger tatsächlich einige Tage in sei­ner Besitzung am Fuße der Vogesen besuchen zu können!'

Eine Tür öffnete sich plötzlich ganz in ihrer Nähe. Eine Frauengestolt in Schwesternkleidung trat heraus. Sie stutzte, blieb stehen und eilte dann den beiden Freunden entgegen.

.Herr v. Schätzer! Sie kommen auch hierher? Guten Tag, Herr v. Welzin! O, wie werden sich unsere Kranken über Ihren Besuch freuen!'

Dietward hielt für Sekunden ihre Hand in der seinen. Er sah ihr in die klaren blauen Augen, ähre Freude, ihn nun un­vermutet wieder zu sehen, und die sie so ungezwungen und natür- lich äußerte, schlug wie eine warme beseligende Welle zu ihm herüber. Zm Moment eines Herzschlages eilte seine Erinnerung

sleuer. Regierungsseitig wird den Gemeinden nahegelegt, Ansgewiesene aus den alt- und neubesetzten Gebieten nicht zur Fremdenwohnsteuer heranzuziehen. Das sollte eigent­lich selbstverständlich sein.

Der 40. Sommertag war am Mittwoch im Stuttgarter Tal zu verzeichnen. Es war zugleich der heißeste des Jahrs.

Am Mittwoch abend leiteten Stürme aus Westm ein Gewitter ein.

Eßlingen, 15. August Versammlung. Die unter kommunistischer Führung stehenden Vereinigten Gewerk­schaften hatten eine Versammlung auf dem Marktplatz an­beraumt. Da inzwischen die Regierung das Verbot für Ver­sammlungen unter freiem Himmel usw. erlassen hatte, wurde die Versammlung in Kugels Saal abgehalten. Die An­sammlungen einiger hundert Unentwegten, die trotzdem im Freienkundgeben" wollten, wurden von der Schutzpolizei zerstreut. Nach der Versammlung wurde indessen doch ein Umzug durch verschiedene Straßen zur Maille gemacht.

Backnang, 15. August. Streik. In den Lederfabriken sind heute früh die Arbeiter wegen Nichtbewilligung ihrer Forderungen nicht erschienen. Auf der Bleichwiese landen gestern abend und heute früh Versammlungen mit Anspra­chen statt. Auch durchzog die Arbeiterschaft wiederholt die Stadt.

Bietigheim, 15. August. Todesfall. Im Alter von 68 Jahren ist hier der frühere Landtagsabgeordnete Rot- gerbermeister Ludwig Schmidt gestorben. Im Jahr 1891 wurde er in den Gemeinderat, 1893 in die Handwerkskam­mer Heilbronn, und 1912 vom Oberamt Besigheim in den Landtag gewählt, wo er der Deutschen Partei beitrat.

Bösingen OA. Nagold, 15. August. Das Ohr abge­bissen. Im Verlaus von Streithündeln biß am letzten Donnerstag abend der Maurer Joh. Gärtner seinem Schwager, Schreiner Jakob Kaiser, das rechte Ohr voll­ständig vom Kopf ab.

Iagstfeld, 15. August. M i ll i a r d e n di e b st a hl- Letzter Woche wurden einer Pflegerin aus deren Schlafzim­mer Schmuck und sonstige Gegenstände im Wert von min­destens 2l4 Milliarden Mark und außerdem 60 000 Mark in bar durch einen Fremden gestohlen. Dem Täter ist man auf der Spur.

Hürden OA. Heidenheim, 15. August. Einbruch. Wäh­rend die Hausbewohner auf dem Felde waren, wurde im Haus des Fabrikarbeiters Frischling eingebrochen und Bargeld im Betrag von etwa 7 Millionen Mark gestohlen.

Sulz, 15. August. Wildfischer. Zwischen Sulz und Fischingen gingen einige Burschen von Holzhausen auf den Fischfang mit Sprengstoffen, die wahrscheinlich am Stollen­bau in Äistaig entwendet waren. Der durch die Erplosionen am Fischbestand angerichtete Schaden geht in die Millionen.

Baden

Karlsruhe, 15. August. Ein trostloses Bild, so recht be­zeichnend für unsere traurige Lage, bot sich dieser Tage Karlsruher Frühaufstehern. Eine größere Anzahl Aus- gewiesener aus Pirmasens, Männer, Frauen mit Kindern und Wickelkindern, eilten dem Bahnhof zu, um in Bamberg Unterkunft zu finden.

Mannheim, 15. August. In der Nacht vom 11. auf 12. ds. Mts. kam es auf dem Gontardplatz zu größeren Aus­schreitungen, als die Polizei zwei Ruhestörer festneh- men wollte. Eine große Menschenmenge nahm für die bei­den Ruhestörer Stellung. Bei den Tätlichkeiten vor der Polizeiwache wurde ein Polizeibeamter durch Messerstiche erheblich verletzt.

Wertheim» 15. August. Der 28 Jahre alte Peter Weiß und der 18jährige Fritz Klein aus- Sondsrrieth, beide des Schwimmens unkundig, gerieten beim Baden in der Tauber an eine tiefe Stelle und ertranken.

Freiburg, 15. August. Das Urteil eines mili­tärischen Standgerichtes aus dem Jahre 1916 hat jetzt vor einem bürgerlichen Gericht der hiesigen Ferisnstcaf- kammer eine Korrektur erfahren. Dem damals mit seiner Formation im Kriege in Nordfrankreich befindlichen Wachtmeister Henin von einer Fuhrparkkolonns war hin­terbracht worden, daß sich der bei der Kolonne befindliche Leutnant Huber bei der Munitionsverladung an einer vom feindlichen Feuer zeitweise gefährdeten Stellegedrückt"

an das Wiedersehen mit'Melusine zurück. Wie sehr hatte er sich damals auf die erste Begegnung gefreut, und wie bitter enttäuscht halte ihn die höflich-freundliche Art seiner Braut berührt! Keinen Schimmer eines heißen Zusammengehörigkeitsgefühls fand er neu­lich bei Melusine. Hier aber begann Schwester Wendula sogleich, als man nun zu drill nebeneinander den Gang herobschritt und seine künstliche Hand entdeckend, nach dem Verlauf der ärzt­lichen Behandlung in der Prothesen-Anstalt zu fragen, äa, Schwe­ster Wendula streifte nicht mit einem halb ablehnenden, halb ver­ständnislosen Blicke seine körperliche Einbuße.-Hatte sie da­

mals doch aus ihrer Station den Bewußtlosen noch in der Narkose nach Amputation wieder ausgenommen!

.S>e tragen Blumen in der Hand, Schwester wendula?' er streifte ihren Strauß langstieliger Chrysamkemen in köstlichen Schattierungen von Goldbraun zum reinsten Weiß.

ähr Gesicht überschattete sich: .äa. Ach bin eben noch schnell etwas dem Zentrum der Stadl zugeeilt, um einen Blumenladen aufzutrciben. Unser Krankensaal ist so leer, ach, alles ist so leer, und ich dachte, gerade an diesem Vormittage, in diesen Stunden soll unseren Kranken doch wenigstens ein freundlicher Anblick geboten werden. Da habe ich es auch gern auf

mich genommen,-daß ich unterwegs eben-mehr wie

einmal-angepöbelk wurde!'

Auch Raymund blieb seht neben Dietward vor Ueberraschung stehen: .Auch Sie, Schwester?'

.äa, weil ich eine von den Boches sei, noch ein Nestchen der jetzt so verschütten preußischen Armee. Gott, eine deutsche Kran­kenschwester!'

Alle Empörung, die Dietward in diesen Tagen bei der über- all sichtlichen Verachtung des Deutschen niedergerungen hatte, fand jetzt eine Resonanz in ihrer Aeuherung. Was mußte «Ma­in ihr stärker sein in dieser Empfindung: die Klage oder die Empörung? Sein Blick überflog sie. ähre stattliche, vollschlanke Gestalt, ihre klaren ebenmäßigen Züge, ihr reiches Haar vom reinsten Meizenblond, das auch unter der Haube sichtbar war. kennzeichneken sie unzweifelhaft als Bollblutdewtsche, ja als Nord­deutsche, eine von .den Preußen, dieser steifen, hochnäsigen Ge­sellschaft', wie die Elsässer sich stets auszudrücken beliebten. O, beim Anblick der Schwester Wendula, selbst wenn sie ihr in Zivil begegnet wäre, hätte jene französische Nonne niemals grüßend und zweifelnd gesagt, wie sie es damals bei Melusine getan: .Ah, ma allere, ich glaubte, Sie seien eine von den unseren-?'

(Fortsetzung folgt)