Lag. In die Ortgyaft Westen drangen etwa 20 Franzosen ein. um angeblich von Remscheid hinüberge- schmuagelre Waren zu beschlagnahmen. Ter leitende französische Kapitän feuerte mehrere Schüsse auf die Zivilbevölkerung ab. Zum Glück wurde niemand verlebt.
Be:udi§ung des Drrimer Bauarbch.lerslre'cks Berlin, 13. Juli. Im Bauarbeuerstreik ist zwischen den Parteien durch Vermittlung des Reichsarbensministers eine Einigung erzielt worden. Die Arbeit wird voraussichtlich ain Montag wieder ausgenommen-
Anch in den westlichen und südwestlichen Vororten Berlins fanden gestern TeuernnaslraWalle statt. In Potsdam sind am Mittwoch 8 Geschäfte vollständig verwüstet worden.
In Schleswig-Holstein ist aus 60 Gütern ein Landarbei- terstrelk ausgebrochen. Die Technische Nothilfe hat zur Heuernte 20 Nothelfer eingesetzt.
Das 13. deutsche Turnfest
München, 13. Juli. Gestern trafen schon viele tausend Turner und sonstige Gäste des Turnfestes in München ein. Die fahrplanmäßigen, endlosen Züge waren zum Erdrücken voll, außerdem trafen 24 Sonderzüge in München ein. Abends halb sieben Uhr lief der erste Schwabenzug mit geschmückter Lokomotive ein, um 9 Uhr folgte der zweite. Heute werden 71, am Samstag 50 Sonderzüge erwartet. Es wird viel bemerkt, daß in ganz München nicht eine schwarz-rot-gslbe Fahne zu sehen ist, ausgenommen drei Turnfahncn am Lahnhof; überall ist schwarz-weiß-rot und weiß-blau geflaggt. In den Verkehrsstraßen ist kaum ein Haus ohne Flaggenschmuck. Gegen die Stadtverwaltung ist man erbittert, weil sie gerade zum Turnfest die Straßenbahnfahrpreise verdoppelt hat. Das festliche Treiben in den Sraßen unter wolkenlosem Himmel ist unbeschreiblich.
Württemberg
Stuttgart, 13. Juli. Eigentümliche Zustände. Das hiesige Zentrumsblatt „Deutsches Volksblatt" nimmt heute Stellung zu den bald versteckten, bald offenen Angriffen, die von Stuttgart aus in der „Frankfurter Zeitung", im „Berliner Tageblatt" und in der „Vossischen Zeitung" (Berlin) gegen die württembergischen Minister des Innern und der Justiz, Bolz und Be perle, die der Zentrumspartei angchören, gerichtet werden, und gegen die Versuche, den der Demokratie ungehörigen Staatspräsidenten Dr. HLeber gegen diese Minister scharf zu machen. Das Blatt teilt nm, daß der Urheber nicht irgend eine Privatperson sei, sondern ein demokratisches Mitglied des Presseamts, das dem Ministerium des Innern unterstellt ist. — Von dieser Stelle sollen auch der Schauerberiäst über die „Nachtübungen auf der Solitude" und die Alarmberichte über die Sonnwendfeiern ausgegangen sein.
Stuttgart, 13. Juli. Vom Rathaus. Der Gemeinderat hat den Gaspreis schon wieder, und zwar von 2000 auf 3300 Mark und den Strompreis für Licht von 3350 auf 7600 Mark, für Kraft von 2200 auf 5000 Mark erhöht.
Die Stuttgarter Straßenbahn erhöht ab 14. Juli die Fahrpreise um das Doppelte. Die kleinste Strecke wird demnach 2000 Mark, die längste 3500 Mark für jede Fahrt kosten.
Lohnerhöhung. Die Malerlöhne wurden für Gehilfen über 20 Jahren auf 14 400 Mark für die Stunde erhöht, jüngere erhalten 5 Prozent weniger.
Reue Vierpreiserhöhung. Der Brauereiverband hat sich veranlaßt gesehen, neue Bierpreise festzusetzen wie folgt: lOprozentiges Lagerbier im Faß 6500 ^t das Liter, Ausschankpreis 3200—3500 -st für 0,3 Liter, in der Flasche Einkaufspreis 0,5 Liter 4500 -K, Verkauf 5000 »st, 0,7 Liter Ein- kauf 6300 -st, Verkauf 7000 -st. 12—13prozentiges Spezialbier im Faß 8500 »st das Liter, im Ausschank 0,3 L ter 4200 bis -1500 -st, in der Flasche 0,6 Liter im Einkauf 7500 »tt, im Verkauf über die Straße 8500 -st.
Brokpreiserhöhung. Die Stuttgarter Bäckermeister haben den Preis für ein Kilo schwarzes markenfreies Brot auf 13 500 Mark, für Weißbrot auf 16 000 Mark erhöht. Ein Paar Wecken kosten 1500 Mark.
Polizeibsamke als Gersiendiebe. Der Polizeunjpektor Heinrich Grimm und der Polizeiwachtmeister Ott in Stuttgart hatten in der Malzfabrik in der Heustcigslraße mit Hilfe der Mälzer Deffner und Leuchs, sowie des Hausmeisters Huttenlocher billiges Futter für ihr Geflügel durch Gerstendiebstahl verschafft. Vom Schöffengericht wurden Leuchs und Deffner mit je 1 Million Mk Geldstrafe, Huttsnlochsr als Hehler mit 2 Millionen Mark, Grimm mit 3 und Ott mit 2 Monaten Gefängnis belögt.
Asberiritt von Volksschülern in höhere Schulen. Auch im Frühjahr 1924 können Schüler und Schülerinnen der vierten Volksschulklasse in eine erste Klasse der höheren Schulen mit der gewöhnlichen Prüfung übertreten. Zurzeti werden an den württ. Volksschulen Erhebungen angestellt, wieviele Schüler voraussichtlich im nächsten Frühjahr in höhere Schulen übertreten werden.
Sommertage. Die beiden heißesten Tage in Stuttgart waren der 10. und 11. Juli mit 34 Grad Celsius. Einschließlich des 14. Juli konnten bis jetzt in diesem Jahr 19 Som- mertage (mindestens 25 Grad) gezählt werden.
Hellbraun, 12. Juli. Preisüberwachung. Die Polizeidirektion hat in den vergangenen Wochen die Lebensmittelgeschäfte kontrollieren lassen, wobei zahlreiche Verfehlungen, insbesondere bezüglich des vorgeschriebenen öffentlichen Preisanschlags festgestellt und der Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht wurden.
Pliezhausen, OA. Tübingen, 12. Juli. Familienfeier. Der Gipser Jakob Kern feierte mit seiner Gattin goldene Hochzeit, der Sohn, Gipsermeister Karl Kern, die silberne, und ein Enkel die grüne Hochzeit.
Langenau, 13. Juli. Pferdeprämiierung. Dieser Tage fand hier die staatliche Prämiierung für Kaltblutpferde statt. Die Zahl der vorgeführten Tiere wäre gegenüber der Vorkriegszeit gering, es waren aber durchweg schöne Pferde, dis zeigten, daß die Kaltblutzucht trotz der unmöglich gewordenen Einfuhr von Zmtüsieren aus Belgien auf der Höhe geblieben ist. Um die Pflege dieser Zuchirlchtung wie des Simmentaler Fleckviehs har sich bekanntlich seinerzeit besonders der frühere hiesige Stadtschultheiß und Londtagsabqeordnete Gottlieb Hang verdient gemacht. Heuer wurden verteilt für Hengste 2 erste, 5 zweite und 5 dritte Preise bei Zuchtituten 1 erster, 4 zweite, 6 dritte Preise, für Fanuli.n l erster, 1 zweiter, 4 dritte Preise.
' Stuttgart. 13. Juli. Mitgefühl. Nor einigen Tagen war der Lokomotivführer Albert Munk von m.uttgart aus dem Stuttgart—Berliner Nachtschnellzug bei Lauffen a. N. dadurch tödlich verunglückt, daß er, um wahrend der Fahrt nach einem Maschinenschaden zu sehen, sich über den Fuhrer- stand hinausbeugte. Er stieß dabei imt dem Kopf au einen
Mast. Der Zug wurde vom Lokomotivheizer sicher bis Heilbronn weitergeführt. Die Reisenden des Zugs, darunter der Züricher Fußballklub „Grashopper", veranstalteten sofort unter sich eine Sammlung für die Hinterbliebenen des Verunglückten, die das schöne Ergebnis von rund 3,5 Millionen Mark und 25lL Schweizer Franken hatte.
Aldingen OA. Ludwigsburg, 13. Juli. Nachahmenswert. Um dem Eeldschwund des Gesangvereins „Frohsinn" hier abzuhelfen, verdingten sich 14 Sänger des Vereins, um einem Ortsbüraer seme Wiesen abzumähen. Mit frohem Gesang ging die Arbeit leicht und der Vsreinskosse konnte mit 100 000 Mark aufgeholfen werden. So war dem Bauern und dein Verein durch die wackeren Sänger gedient.
Gmünd. 13. Juli. S i l b e r d i e b st a h l. In einer hiesigen Sckimnckwa, enlobrik sind allmählich Silber und Silberwaren im Wert von 35 Millionen Mark gestohlen worden. Sieben Stehler und Hehler, darunter zwei Frauen, sind bis jetzt verhaftet. Zwel K:lc> Silber und Millionen Mark konnten beigebracht werden.
Reutlingen, 13 Jul! Ochscndieb stahl Drei Arbei- ter in Gomur-nge^. stahlen aus dem städtischen Hofgut Alteburg einen zu 15 Millionen Mock bc oerteien Ochsen, um ihn an einen Metzger in Nc-ulttnacn zu verkaufen. Die Diebe konnten gesoßt und das Tier wieder auf das Gut gebracht werden.
Slgmaringen, 12. Juli. Kein Gold. Die Goldsucher von Meßkirch fielen aus allen Himmeln. Sie glaubten, im Hofgarten endlich Goldadern entdeckt zu haben. Pläne für eine Goldwäschsrei beschäftigten die badischen Nachbarn. Der dem Geologen Dr. Schmidle in Konstanz eingesandte Goldaderstein war aber nur „Katzengold", jene trügerische goldgelbe Spielart des Glimmerschiefers.
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Württembergischer Landtag
Stuttgart, 13. Juli. 19 5. Sitzung. Der Landtag verwies nach 1. Lesung den Gesetzentwurf über die Aufteilung des Oberamtsbezirks Cannstatt an Len Ausschuß für Innere Verwaltung. Die Zuteilung der Gemeinde Fellbach zu Waiblingen statt zu Stuttgart ist strittig. Die zweite Lesung des Gemeindesteuergesetzes wurde dann zu Ende geführt, wobei die Wertzuwachssteuer, die Wegsteuer und die Amtskörperschaftsumlage Veranlassung zu einer längeren Aussprache boten. Bei der Wertzuwachssteuer unterlag der ablehnende Antrag der Rechten, bei der Wegsteuer drang die Anregung, die Gemeinden und Amtskörperschaften mit Rücksicht auf die starke Straßenabnützung an der Automobilabgab« zu beteiligen, nicht durch. Zur Amtskörperschaftsumlage gak es einen Streit zwischen der Rechten und den übrigen Parteien über die Festsetzung der Höchstumlagesätze. Die zweite Lesung wurde zu Ende geführt und sodann die dritte Lesung des Wohnungsbaugesetzes bis zur Annahme gegen d-e Stimmen der Rechten und Kommunisten zu Ende gebracht. Auch der Entwurf eines Wohnungsabgabegesetzes wurde heute verabschiedet, dann noch die Beratung einer neuen Landessteuerordnung begonnen, die morgen im Anschluß an die dritte Beratung des Gemeindesteuergesetzes fortgesetzt werden soll.
Wirtschaftlicher Wochenüberblick.
Ter Effektenmarkt litt während der ganzen WcsiHe eben unter dem starken Mißverhältnis zwischen der internationalen und Ber er Markbewertung; man konnte die richtige Relatisn zwischen Aktienwerten, Kursstand und Markstnnd nur schwer finden. Außerdem tauchten überall wieder Gcldsorgen auf, die zwar, da die Reichsbank die erwartete Diskonterhöhung nicht vornahm, kaum durch veränderte Geldsätze gehemmt werden. Immerhin blieb eine feste Grundtendenz erhalten, welche wohl auch noch einige Tage anhalten dürfte.
Tas Geschäft am Prsduktenmarkt wird von Tag zu Tag geringer. Für Weizen und Roggen werden enorme Preise bezahlt, wenn man nur Ware bekommt. Für Gerste und Hafer müssen gleichfalls höhere Preise bezahlt werden. Futtermittel sind weiter gefragt und höher. Mais fest, auch Hülsenfrüchten und Oelsaaten sind steigend. Letzte Berliner Notierungen: Weizen
580000s' Roggen 440 000. Gerste 300 000, Haber 490 000, Mais 480000, kleine Speiseerbsen 70 0000, Futtererbsen 500000, Weizenmehl 750000, RoggenmeM 700000, Wcizenkleie 300 000 Mk.
Tie Rohhäute und Fellpreise sind entsprechend der starken Nachfrage am Lcdermarkt gegenüber den Juni- auktionen um 200—300 Prozent höher, wobei, wie die eben stattgefnndene Frankfurter Häuteauktion zeigt, der Kauf sehr lebhaft ist. Rindhäute, 20—29 Pfd. 58800, 30-39 Pfd. 65 200, 50-59 Pfd. 61000; Ochsen- Häute 20-29 Pfd. 50 000, Kuhhäute 30-49 Pfd.55 000, Farreuhäute 20-29 Pfd. 59 950, 30—49 Pfd. 53100 und 50-59 Pfd. 50 750 Mk. 7
Auf dem Warenmarkt sind täglich höhere Preise zu beobachten. Ter Mangel au Devisen gibt weder dem Fabrikanten noch dem Grossisten die Möglichkeit, auch nur einigermaßen richtig zu kalkulieren, da ihnen eine Wiedereindeckung unmöglich gemacht wird. Waren sind egen Mark kaum mehr zu bekommen und Devisen wer- en so scharf rationiert, daß die Eiudeckung nur in kleinsten Quanitäteu möglich ist. Neu mit Preiserhöhungen sind u. a. hervorgetreten der Stahlbund und das Kalisyndikat.
2ie Grund-, Gebäude- unv Gewerbesteuer für 1923.
Tas würltcmoergische Staatsministerium hat den Entwurf eines Gesetzes über die Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer für das Rechnungsjahr 1923 festgestellt, wonach der S t a a t s st e uer s a tz der Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer für das laufende Jahr auf 5 Prozent, der in Art. 12 des Gemeindesteuergesetzes vorgesehenen Gemeindeumlagen höchstens auf 20 Prozent der nach folgendem zu berechnenden Kataster bestimmt werden soll. Ter Zuschlag zum Grund- und Gefüllkataster ist für 1923 dem im Ernte- oder Wirtschaftsjahr 1523 nach dem Landesdurchschnitt erzielten Reinertrag anzuvassen. Für den Zuschlag zum Gebäudekataster gilt dasselbe. Tie Gewerbesteuer wird für 1923 nach dem gewerblichen Reine rtrag veranlagt, der für das Kalenderjahr 1923 zur Einkommenssteuer oder für das dem Kalenderjahr 1924 vorange
gangene Gejchaf sjahr zur Körperschastssteuer herangezogen worden ist oder heranzuziehen gewesen wäre. Tie Höhe der Zusätze zum Grund- und Gefällkataster und zum Gebäudekataster und der steuerbare Betrag des gewerblichen Reinertrags werden nach Ablaus des Kalenderjahrs 1923 bestimmt. Aus die Staatssteuer samt Gemetndeumlage sind, bis zur Feststellung der Steuer Vorauszahlungen zu leisten, die je in den ersten acht Tagen jeden Monats mit einem Zwölftel des Jahresbetrags fällig und aus folgenden Katastern zu berechnen sino: Tas Grund- und Gefällkataster ist mit dem 6006fachen und das Gebäudekataster mit dem lOOfachen des Friedv:.2?atasters zugrundezulegen und der steuerbare Betrag des gewerblichen Reinertrags mit dem 440fachen des )ür das Rechnungsjahr 1922 festgesetzten Betrags (Gewerbekataster) anzunehmen. Von den so berechneten Katastern haben auch die Gemeinden bei Aufstellung ihres Voranschlags und bei Berechnung ) der Gemerndsum ngen für das Rechnungsjahr 1923 auszugehen. Tie Ministerien des Innern und der Finanzen sollen ermächtigt sein, für die vom 1. Oktober 1923 und 1. Januar 1924 ab fälligen Vorauszahlungen ein anderes Vielfaches ssstzusetzen. Ter Entwurf enthält dann noch weitere Einzeibestimmungeu über die Vorauszahlungen und die Veranlagung.
Tas Staatsministerium hat weiterhin den Entwurf einer 7 .Aenderung des Besoldungsgesetzes für Württemberg festgestsllt, der das württembergische Besoldungswesen mit den neuerlichen Aenderungen des Besoldungswesens im Reich wieder in Uebereinstim- mung bringt.
Lokales.
Wildbad, den 14. Juli 1923.
Gewerbeschau. Die Anmeldungen zur Gewerbeschau sind sehr zahlreich eingegangen, so daß die Turnhalle unten und auf der Galerie mit Ausstellungsgegenständen angefüllt sein wird. Herr Werkmeister Schanz hat bereits mit den Vorarbeiten zu seinem Ausstellungsobjekt begonnen, ebenso Herr Treutle, Prokurist der Firma Hildenbrand in Birkenfeld. Herr Malermeister Schlegel hat seinen Ausstellungsraum schon sehr hübsch hergestellt. Am Sonntag werden den übrigen Ausstellern ihre Plätze angewiesen, so daß am Montag mit der Dekoration der Turnhalle, d. h. mit der Umwandlung derselben in eine Ausstellungshalle angefangen werden kann. Wie wir hören, soll die Ausstellung sehr reichhaltig, interessant und schön werden.
Hehlerei. Die Strafkammer in Tübingen hat gestern zwei hiesige Holzhändler, die seiner Zeit vom Schöffengericht Neuenbürg wegen Hehlerei, (Ankauf von gestohlenem Papierholz), zu 150000 Mk. Geldstrafe verurteilt wurden und gegen dieses schöffengerichtliche Urteil Berufung eingelegt haben, je zu 1 Million Mark Geldstrafe und zur Tragung der Kosten des Verfahrens verurteilt. Auf Grund des Gesetzes zur Fernhaltung unzu- verläßer Personen vom Handel werden die Verurteilten außerdem mit der Untersagung ihrer Handelsbetriebe zu rechnen haben. Es ist anzuerkennen, daß die gemeinen Holzdiebstähle durch das wirksame Zufassen der zuständigen Polizei und Gerichtsorgane und dem Verhalten der zuverlässigen reellen Händler, die Hand in Hand mit er- steren arbeiten und bei Holzankäufen äußerste Vorsicht walten lassen, merklich nachgelassen haben.
Landeskurtheater. Morgen Sonntag nachm. 4 Uhr Kindervorstellung „Max und Moritz", abends 8 Uhr „Schwarzwaldmädel" mit Hanna Mayer in der Titelpartie. Montag nachmittag 4 Uhr findet in den Kuranlagen beim Theater eine Freilicht-Aufführung zu Gunsten des Personals statt. Zur Aufführung gelangt das Lustspiel „Im weißen Röß'l". Abends 8 Uhr im Theater Kammerspiel „Morphium".
Linden-Künstlerspiele. Am Montag, den 16. Juli beginnt in den Linden-Künstlerspielen ein neues Familien- Programm. Cläre Werner, Operettensängerin und Hans Kramer, Stimmungsänger und Ansager werden in das neue Programm übernommen, dazu kommen 3 Tanznummern, 1 Schaunummer, 1 sächsischer Komiker und ein Komponisten-Darsteller. Alles in allem ein Pracht-Programm, das an Reichhaltigkeit seinesgleichen sucht. Dazu die glänzende Hauskapelle und jedem Besucher ist ein gemütlicher Abend garantiert. Es sei noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß in dem Lokal eine angenehme Kühle herrscht.
Die 10 Ogg Mark-Briefmarke wird in einigen Tagen zur Ausgabe gelangen. Das ist zurzeit die höchstwertige dsuttche Briefmarke.
Die Steuermarken-Rok. Waggonweise stellt oer Tta«t Papiergeld her und es ist schon eins Preisfrage geworben, ob ein Eüterzug imstande ist, all das im Umlauf befindliche Papiergeld zu befördern. Aber Steuermarken druckt er nicht, obgleich er weiß, daß beim einfachsten Arbeiter jetzt unglaublich hohe Summen jede Woche mit Steuermarken ln das Steuerbuch eingeklebt werden müssen. Trotz aller Reklamationen, die sich nun schon in den dritten Monat hinein »r- screcken, ist die höchste Steuermarke immer noch die im Betrag von 5000 »ll. Man kann sich die Arbeit denken, die es den betreffenden Angestellten jedesmal bereitet, 5000 Markweise die vorgeschriebenen Beträge in die Steuerheften einzuklebrn. Tie Hestlein liefert der Staat umsonst. Sie sind alle Augenblick voll und stellen eine ungeheure Papierverschwendung dar.
Teure Erbschaft. Daß das Erben von kleineren Beträgen mehr Aerger als Vorteil bringt, mag der Klagebrief eines Münchners erweisen. Er schreibt: Nach dem Tode eines Verwandten hatte ich als Miteroe dessen Lebensversicherung im Betrag von 3000 -st zu erheben. 3000 Goldmar? würden heute etwa 21 Millionen Papiermark entsprechen, ich erhielt aber nur 3000 Papiermark. Und um diese zu bekommen, mußte ich folgende Aufwendungen machen: Für Beschaffung eines Erbscheines einschließlich der Straßenbahnkostcn 1400 Mark, für einen Totenschein einschließlich der Straßenbahnkosten 700 »st, zweimaliger Besuch der Versicherungsanstalt mit Straßenbahnkosten 800 -1c, Abzug für Kapitalzins- ertragssteuer 26 -st Abzug der Erbschaftssteuer 180 »st, Zeit- versä'umms 8 Stunden, die Stunde nur zu 1000 -st gerechnet, 8000 »st. Um die 3000 -st zu erheben, hatte ich eine Ausgabe bezw. einen Berdienstenjgana von mindestens 11 lütz.