len usw. zum Wohnungsbau; danach sollen Unternehmer der genannten Art verpflichtet werden, bei Räumen für qewerbliä e Zwecke, die nach dem 1. April 1923 neu er- ! stellt nun den, für jeden drillen der von ihnen gegen früher l mehr beschäftigten Arbeitnehmer eine Wohnung von drei j Zimmern nebst Nebenräumen zur Verfügung der Ge- ^ meiude zu erstellen oder den jeweils hierfür erforderlichen Bankosteubeitrag als Zuschlag zur Wohnungsabgabe an ihre Gemeinde zu entrichten. Dieser letztere Antrag wurde im Ausschuß angenommen mit einem Znsatzantrag Schees:Das Ministerium des Innern kann in beson­deren Fällen Abweichungen zulasten".

Wider (B.B.): Als Gegner der Wohnungszwangs- wictschaft lehnen wir auch jede Erhöhung der Wohnungs- ^ abgabe ab. Tie Erfahrungen haben gezeigt, daß es wohl kaum ein Gesetz gibt, das so nachteilig gewirkt hat, als t die künstliche Niedrighaltung der Mieten durch die Woh- ! nuugszwangswirtschaft, die durchaus unsozial ist und > wistt, weil sie nur auf den seßhaften Besitz, nicht aber auf den beweglichen Besitz, auf die großen Vermögen und ; Einkommen abgestellt ist. Solange wir die Wohnungs- ! abgabe haben, werden auch keine Mietshäuser gebaut i werden. Tie Anträge Hermann lehnen wir ab. Redner s begründet dann Anträge auf Aufhebung der Zwangs­wirtschaft.

Bock (Z.): Ter Wohnungsbau muß fortgesetzt wer­den. Tie freie Wirtschaft hätte nicht mehr Wohnungen gebracht. Redner begründet dann einige Ergänzungsan- l träge zum Antrag Heymann.

! Schneck (Komm.): Tie M.th.de der freien Wirt- j schüft hat beim Wohnungsbau ebenso Bankrott gemacht,

! wie die Zwangswirtschaft, weil es eben unmöglich ist, das i bankrotte kapitalistische System wiederaufzunchten.

Minister Bolz legte als Minister des Innern die Un­richtigkeit der Behauptung dar, daß mit der Wohnungs- abgaße bis jetzt so gut wie keine Wohnungen haben er- ' stellt werden können. Seit 1919 seien aus den Er- l trägnissen der Wohnungsabgabe in Württemberg rund ; fünfuudzwanzigtausend Wohnungen gebaut worden. Wei- i ter wandte sich Minister Bolz gegen die Freilassung i der landwirtschaftlichen und gewerblichen Klein- und Mit- s telbetriebc von weniger als dreißigtausend Mark Steuer- ! auschlag mit dem Hinweis, daß der Gcbäudesteueranschlag s sich im Landesdurchschnitt nur aus 7096 Mk. belaufe.. ! Bei der Abstimmung wurden zunächst die Anträge ! Bock und Gen. (Z.) angenommen, die Anträge Bazille und Gen. (BB.) abge.'ehut und das Gesetz über die Woh- nuugsabgabe selbst angenommen. Bei der Abstimmung über das Gesetz zur Förderung des Wohnungsbaus i wurde der grundlegende Art. 1, der in der vom Ausschuß ?- beschlossenen Fassung die WohnuugSabgabe auf 720 Pvoz.

! des Steueranschlags erhöht, abgelehnt. Damit war in i zweiter Lesung der wichtigste und wesentlichste Teil dieses Gesetzes gefallen. Ob der' Landtag in der drillen Lesung. ! seinen Beschluß noch umstoßen wird, bleibt abzuwarten.

! Nach der Erledigung der Wohuungsabgabe kommt am Donnerstag das Landessteuergcsetz zur Beratung.

Kleine Anfragen.

! Auf die Kleine Abfrage des Abg. Bickes (D. Vp.) be- s treffend die Mitführung der kleinen Regi­na e u t s f a h n e n erwiderte Oberregierungsrat Cloßim Landtag: Tem würit. Staatsininisterium ist bekannt, daß das Reichsministerium die Herausgabe der Fahnen von würt'.embcrgischen Regimentern des, alten Heeres zu Ge­fallenengedenkfeiern in zwei Fällen verweigert hat. Tie Fahnen der ivürtt. Truppmieile des alten Heeres stehen im Eigentum des Reichs: vermgungsberechtigt ist das Reichswehrministeriu»!. TaS Staatsministerium hat die lleberlassung der Fahnen zu den. Gefallenengedenkfeiern befürwortet.' Tas Neichswch'.ministerium, das schon zahl- rstche Gesuche um lleberlassung von Fahnen zu Regi- weutsfeiern abschlägig bcschicden hatte, weil es einen Mißbrauch der Falmen nicht in allen Fällen für ausge­schlossen hielt, erklärte aber, daß cs an seinem Grund­satz, die Fahnen nicht zu Regimeutsseiern herauszugeben,

. wegen dm zu erwarteudcn Berufungen anderer Landes­teile sesshaften müsse, obgleich bei den württ. Verhältnis- . sen ein besoirderer Anlaß zur Nichtüberlassung nicht vor- ( liege. Tas Staatsministerium ist der Ansicht, daß die s Fahnen zu Gedenkfeiern für die gefallenen Helden des ( Weltkriegs herausgegeben werden sollten, wenn Gewähr ( für Vermeidung jeden Mißbrauchs geleistet ist. s Tie von Abg. Tr. Schermann (Ztr.) angebrachte Kleine Anfrage betreffend die Stuppacher Madon - ! na beantivortet« Regierungsrat Knörzer: Schon seit s dem Jahre 1907 ist die Aufmerksamkeit der Oesfent- t lichkeit auf das Grünewaldsche Hochaltarbild in der katho- . lischen Pfarrkirche von Stuppach bei Mergentheim gelenkt ! worden. Tie Gemäldegalerie war bemüht, dieses hervor- s. ragende Kunstwerk zu erwerben, schon ehe es zu Weltruf i kam, allein die Eigentümerin, das ist die Pfarrgemeinde l Stuppach, wollte sich nicht von dem Kunstwerk trennen, s Tas bischöfliche Ordinariat untersagte den Verkauf nach . auswärts von sich aus. Eine Gefährdung dieser Art : liegt also uichi vor. Taqegen ist allerdings die Erhal­tung des Bildes in Gefahr. Es leidet bei den starken Tem- veraturschwankuugen an seinem feuchten Standort erheb­lich not. Tie Pfarrgemcinde hat sich jetzt bereit er­klärt, von anderen Angeboten abzusehen und das^Altar- bild dem Staat für die Landeskunstsammlungen gegen Er­füllung mehrerer Wünsche von sehr erheblicher sinan- ^ ziecker Tragweite zu überlassen.

! Oberrea. -Rat S ch a n z beantwortete eine Anfrage des i ALg. Schneck (Komm) über die Lage der Junglehrer.

^ Geschästskreis des evangel. Oberschlllvaks slnd es 130 männliche und 71 weibliche Lehrkräfte, zu denen rm Laufe des Jahres noch weitere 90 männlrche und 30 ^ weibliche hinzukommcn werden, die keine Verwendung s im Schuldienst finden können. Von den männlichen Be- D Werbern sind, soiveit bekannt, rund 300, von den werb- / lichcn fast alle in anderen Berufen untergekommen.

; Im Geschästskreis des kathol. Oberschulrats betragt tue

Zahl der nuvenvendcten mauultcheu Schulamtsbewerber 173, die der lveiblichen 59. Auch bei den Studien­assessoren ist ein Neberangebvt vorhanden, so daß zur Zeit etwa 15 Studienassessoren keine Verwendung im Schul­dienst finden können, lieber die Aussichten, die sich den Schulbewerbern in nächster Zeit bieten, können be­stimmte Mitteilungen nicht gemacht werden. Doch ist immerhin auzunchmeu, daß sie bis zur dauernden An­stellung im Schuldienst mit einer Wartezeit von 2 31/2 Jahren rechnen müssen. Tie Unterrichtsverwaltung läßt kein Mittel unversucht, um der großen materiellen und ideellen Not der unverwendeten Junglehrer nach Kräf­ten abzrchclsen.

Stuttgart, 11. Juli. Anfrage wegen des Straf- verfahrens gegen die Bäckermeister. Die Frak­tion der Bürgerpartei und des Bauernbunds hat iin Land­tag eine Kleine/Anfrage au die Staats'egieruug eingebracht , wegen des ungerechtfertigten Borgehens des Wuchrrgenchts (Strafbefehlschnellverfahren) gegen die Bäckermeister in Stuttgart und Ludwigsburg, das geeignet sei, den gewerb­lichen Mittelstand zu beunruhigen. Es wird verlangt, daß die Sondergerichte aufgehoben werden.

L. O. Vorstandswahl im Württ. Landw. Hauptverband.

In der Landesausschußfitzung des Landw. Hauptoerbands Württemberg und Hohenzollern, die am Dienstag vormit- rag in Stuttgart abgehalten wurde, ist die Wahl des ersten Vorsitzenden erneut oorgenommen worden, nachdem der Landesausschuß die Gültigkeit der während der landw. Woche vom Vorstand vorgenommeneu vnd auf Herrn Dietlen-Tübingen gefallenen Wahl verneint hatte. Im neuen Wahlgang wurde Herr Dietlen-Tübingen wieder zum ersten Vortzenden gewählt. Er nahm die Wahl an. Zweiter Vorsitzender wurde Landtagsabgeordnetcr Schultheiß 2 a n- g el-Aepfingen und dritter Vorsitzender La.rdtagsabgeo'-d- »eter Gutspächter H o r n u n g - Sckanbeck.

Lokales.

Wildbad, den 12. Juli 1923.

Vom Landes-Kurtheater. Zweimaliges Gastspiel des Swatsschanspielers Kurt Junker vom Landss-Theater Stuttgart. Der Direktion Steng-Krauß muß man auch öffentlich das Kompliment machen, daß sie bestrebt ist, stets auf der Höhe der Warte zu stehen, wie das auch in denMünchner Neuesten Nachrichten" kürzlich in einem prachtvollen Artikel über Wildbad anerkannt wurde. Trotz­dem das Landes-Kurtheater mit einer kaum erträglichen Unterbilanz arbeiten muß, was die Schaffensfreude wirk­lich nicht zu stärken geeignet ist, hat die Direktion die großen Kosten nicht gescheut, welche das Gastspiel verur­sachen mußte. Das Publikum quittierte leider nur mit halbem Dank; beide Vorstellungen hätten besser besucht sein dürfen. Gegeben wurden am MontagDer Biber­pelz" von Gerhard Hauptmann und am Dienstag Flachsmann als Erzieher" von Otto Ern st. Die beiden Stücke sind an c Leser Stelle sowohl hinsichtlich ihres lite­rarischen Wertes wie auch der Leistungen der hiesigen Künstler bereits hinreichend gewürdigt worden, so daß nur die Wertung der Kunst des Gastes notwendig er­scheint. Das ist das Große an Kurt Junker, daß er die verschiedenen und verschiedenartigen Gestalten seines Faches mit' der gleichen künstlerischen Vollendung gibt. Er erfaßt alle Charakterrolle», weil er bestrebt ist, nicht durch die Technik, sondern durch die Auffassung zu wirken. Er besitzt die Gabe, die Worte des Dichters mit klassischer Ruhe und Treue in die Tat umzusetzen. Die/Forderung, daß der Schauspieler nicht bloß nachspreche, sondern auch nachdichte, ist bei Junker durchaus verwirklicht. Das Kleine verbessert er, das Mittelmäßige macht er wirkungs­voll, und das Große gibt er intuitiv. Schwärmerischen Idealismus stellt er ebenso innig und ebenso überzeugend dar, wie autokratisches Beamten-Banausentum. Gestern bewunderten wir seinen Flemmrng. den er als lebens­wahren und lebensprudelnden Pädagogen auf die Bühne stellte, während wir vorgestern seinen Amtsvorsteher von Werhahn, den Geistesprotzen, der voll lauter Selbst­hochachtung zum Narren wird, als vollendeten preußischen Iunkeriypus (mit dem unfehlbaren Monokel im Auge!) vor uns sahen. Junker gab die Ironie dieses Charaiters so selbstverständlich und so klar wieder, daß wir das Un­mögliche und Uebertriebene an dieser Figur ganz ver­gaßen. Die beiden Vorstellungen boten einen vollen, künstlerischen Genuß, der die Hochachtung von dem künstler­ischen Streben c>er Direktion des Laudes-Knrtheatsrs nur erhöhte.

ü. L. Der neue Landesmllchpreis. Aus Grund von Ver­handlungen, die in Stuttgart stattfanden, wurde der Frisch- milchpreis ab Stall auf 2500 ab 16 Juli festgesetzt.

0. L. Die Tariflöhne der Landarbeiter in Württemberg sind für die Mägde ab 1. Juli für den ganzen Monat um 150 Prozent erhöht worden; für die übrigen Arbeiter und Dienstboten ab 9. Juli bis auf weiteres ebenfalls um 150 Prozent.

Verdreifachung des Markenbrolpreises. Vom 83. Juli an wird die Reichsgetreidestelle bei Abgabe von Markenbrot­getreide an die Kommunalverbände einen Preis von 2.4 Millionen Mark (bisher 800 000 ,4t) für die Tonne berech­nen, da die Reichsstelle durch die Geldentwertung steigende Verluste erlitten hat. Dementsprechend wird der Preis für Murkenbrot steigen. Die Reichsstelle meint, schonend, um das Doppelte; die Reichsstelle hat sich aber schon das letzte- mal um ein volles Drittel verrechnet, es dürsie cckso Ine Verdreifachung des gegenwärtigen Brotpreises zu erwarten sein.

Erhöhung der kohlenpreise. Reichskohlenverband und Neichskohlenrat haben infolge der Lohnerhöhung beschlossen, vorn 0 Juli ab die Kohlenpreise der besetzten Gebiete um 58.12 Prozent, für alle übrigen Zechengebiste um 50 Prozent zu erhöhen. Zugleich wurde der Beitrag zum Bau von Berg­arbeiterwohnungen um 50 Prozent erhöht. Für die Ruhr­förderkohle ergibt sich somit ein Verkaufspreis von 835 000 Mark für die Tonne. Die Bergarbsiterlöhne sind ab 9. Juli um 37 555 Mark für die Arbeitsschicht erhöht worden

Warnung. Die Einreise in das besetzte Ruhrgebiet ist zur­zeit unmöglich; der Versuch, die Sperre zu umgehen, ist mit Lebensgefahr verknüpft. Das Randgebiet ist von Zurück- gewiesenLN überfüllt. AM von einer Einreise in hgs Rand­

gebiet wird dringend abgeraten, weit Unterkunstsmäglich- keiten in diesem nicht mehr vorhanden sind und Vsrpfleguna, /«wie Unterstützungen nicht mehr gewährt werden können.

Gebühr^. )er Leichenschauer in Württemberg. Tis Nicht- säge für die von den Gemeinden festzusetzenden Gebühren der Leichenschauer sind mit Wirkung vom 1. Juli 1923 an Lick das Siebenhundertfünfzigfache erhöht worden.

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Allerlei

Del den Festspielen in Gotenburg haben die Deutschen bis jetzt recht günstig abgeschnitten und konnten neben vie­len guten Plätzen 14 Siege verzeichnen. Am erfolgreichsten waren die Schwimmer und Hallentennisspieler mit 5 bezw. 4 Siegm, während die Leichtathleten 2 Swge, Radfahrer, Gewichtheber und Golfspieler je 1 Sieg nach Hause brachten.

Das 13. Deutsche Turnfest in München wurde am Sonn­tag mit turnerischen Vorführungen von etwa 10 000 Schü­lern der höheren Schulen eröffnet, woran sich am Montag Uebungen von etwa 20 000 Volksschülern und Schülerinnen auf der Festwiese schlossen. Für 180 000 auswärtige Gäste sind Unterkünfte bereitgestellt. Das Turnfest wird drei Glanzpunkte haben, den Festzug, di? Kriegerehrung auf dem Königsplatz und das Riesenseuerwerk vor der Bavaria am 15. Juli. Das 13. Deutsche Turnfest wird das größte Fest ein, das es je gegeben hat. K. 1A.

Schwere Geivitterstürme sinh am Dienstag über London niedergegangen.

Der INiltionenstiefel. Der Verband der selbständigen Schuhmachermeister des Stadtkreises Berlin gibt bekannt, daß vom 9. Juli an neue Herren- und Damenstisfel von 1 118 000 Al, Herren- und Damenbesätze 595 000 ^tl das Paar kosten.

Das Wiesbadener Sladttheaker, das bekanntlich im Vor­frühling niederbrannte, wird wohl nicht wieder aufgebaut werden können. Im April wurden die Baukosten auf 5 Mil­liarden Mark veranschlagt, heute werden sie auf mindestens das Zehnfache geschätzt, und man hat Zweifel, daß diese Summe durch private und öffentliche Beiträge aufgebracht werden kann.

Zwei Frauen, die verhungern wollen. Der Wiener Po­lizei wurde Meldung gemacht, daß in einer Wohnung in der Leibenfrostgasse von den darin wohnenden zwei Frauen seit einiger Zeit nichts mehr zu hören und zu sehen sei. Die Ermittelungen der Polizei ergaben, daß die in dem Hause wohnende 53jährige Bcamtenwitwe Hedwig Erichs und ihre Tochter, die 19jährige Sängerin Edith, aus Nahrungssorgen beschlossen hatten, sich durch Verhungern zu töten. Sie hatten tatsächlich seit neun Tagen nichts zu sich genommen und die Wohnung nicht geöffnet. Die beiden völlig entkräfteten Frauen wurden in die Klinik gebracht.

Das bestohlene Finanzamt. Im Finanzamt Laurahütte (Oberschlesien) erbeuteten Einbrecher 300 Millionen Mark,

' Das geht doch über das Bohnenlied!

Freche Ausländer. Im Leipziger D-Zug führten ein Ost­galizier und seine Frau die gemeinsten Beleidigungsreden gegen Deutschland und spien einen Ruhrflüchling an, als er sich die Beschimpfungen verbat. Viel zu lange hotten die an­deren deutschen Reisenden gewartet, als sie dem frechen Ausländer endlich eine tüchtige Tracht Prügel verabreichten.

Eine Megäre- Vor einiger Zeit starb in München der Generaloberarzt Dr. Baudrexl an Erschöpfung. Da sein Körper außerdem Anzeichen von Mißhandlungen aufwies, wurde schließlich gegen seine Frau ein Strafverfahren ein­geleitet. Es wurde festgestellt, daß dieses Weib ihren Mann tatsächlich verhungern ließ, während sie sich selbst nichts ab­gehen ließ. Sie schlug ihn mit Stöcken oder was ihr sonst in die Hand kam. Die Verhandlung gegen das Weib hat am Dienstag begonnen. Sie benahm sich so frech, daß sie vom Vorsitzenden öfters zurechtgewiesen werden mußte.

Rach ZSjährigem Aufenthalt im Zuchthaus gestorben. Im Zuchthaus in Vechta starb der Arbeiter Bliesernicht, der im Jahre 1888 an zwei 12jährigen Mädchen einen Lustmord begangen und daraufhin zum Tod verurteilt worden war. Er war dann vom Großherzog von Oldenburg zu lebens­länglichem Zuchthaus begnadigt worden und hat im Zucht­haus die letzten 35 Jahre seines Lebens zugebracht.

Ein Prinz ermordet. Im Savoy-Hotel in London fand man den ägyptischen Prinzen Ali Femy Bey erschossen vor. Seine Frau, eine Französin, wurde verhaftet.

Das Gold der Lusikania. Nach vielen Vorbereitungen ist von Dover ein Bergungsschiff, das der englischen Admira­lität gehört, im Auftrag einer Unternehmergesellschaft aus­gefahren, um die Gold- und Silberbarren im Wert von 15 Millionen und noch manche andere Schätze, die seinerzeit mit der torpediertenLusitania" untergegangen sind, zu heben. Der Dampfer hatte bekanntlich auch eine große Ladung amerikanischer Munition an Bord, die zum Teil explodierte und das verhältnismäßig rasche Sinken des Riesenschiffs begünstigte. Der Dampfer liegt an der zer­klüfteten Küste von Old Kinsale (Südirland) auf dem Meeres­grund. Bei den Bergungsarbeiten, die der Fachmann Graf Canardi Lnndi leitet, werden neuartige elektrische Maschinen unter Wasser verwendet.

22 Todesopfer an der Zugspitze. Die Alpenvereinssektion München sendet uns folgende Warnung: 22 Todesopfer hat seit Kriegsende der Leichtsinn gefordert, mir dem die Zug­spitze bestiegen wird. Viele, viele konnten nur durch die Hilfe und Aufopferung der Führer, des Wetterbeobachters auf der Zugspitze, des Hüttenpersonals oder geübter Bergsteiger dem Tod entrissen werden. Meist sind die Leute durch Ausgleiten auf Schnee oder durch Erschöpfung und Erfrieren bei Schnee- sturm (mitten im Hochsommer!) zugrunde gegangen. Zum großen Teil ohne jede Bergerfahrung, ohne Ausrüstung, ohne Pickel, Stock, genagelte Schuhe, in leichtester Kleidung, Ick jedem Wetter, ob es regnet, schneit oder stürmt, wallen die Menschen prozessionsartig zur Zugspitze, um auf dem höch- sten Gipfel des Deutschen Reichs gewesen zu sein. Viele wäh­len überdies nicht den leichtesten Anstieg, sondern die schwie­rigeren Wege vom österreichischen Schneekar oder vom Höl­lental. Sie bedenken nicht, daß es um so kälter rmrd, je höher man kommt, daß der Wind um so stärker bläst, se mehr man sich dem Grat nähert daß es oben schneit, wenn es unten regnet und daß der Neuschnee Fels und Weg bedeckt. Heuer liegen die Verhältnisse besonders ungünstig, der schneereiche Wmter hat noch gewaltige Schneemassen zurückgelasscn, die große Teile des Wegs verdecken, so daß der Ungeübte leicht ausgleitet und ins Rutschen kommt. Es sei Laster dringend davor gewarnt, ohne Bergerfahrung und ohne Ausrüstung führerlos die Besteigung der Zugspitze zu unternehmen und damit nicht nur das eigene Leben, sondern auch das opfer- b -reiter H elfer leichtsinnig aufs Spi^. zu setzeiz^