sälsgenisinschaft zusammen. Es hieß wieder einmal: „Wir wollen sein ein eiiizia Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr."
Als dieses erste Mittel gründlich versagte, griff der Franzose, so recht seinem Herzenszug, der auf feige Grausamkeit eingestellt ist, folgend, zur brutalen Gewalt, zu jener Schreckensherrschaft, wie sie entmenschte Machthaber in tierischer Wildheit anzuwenden pflegen- Verbrechen folgten auf Verbrechen, Mord und Totschlag, Mißhandlungen, wie sie nur Mongolen und Kannibalen zu verüben fähig sind; Be- raubungen und Diebstähle schlimmster Art und noch vieles andere, wovon wir ja nun sechs Monate hindurch aus unfern Tagesblättern täglich zu lesen bekommen, und dies noch als kleinen Ausschnitt aus dem namenlosen und grenzenlosen Leid, dessen größerer Teil aus Scham und Furcht verschwiegen werden muß.
Aber auch die Gewalt hat nichts gefruchtet. Dis Ruhr» leute versteiften sich nun erst recht in dem passiven Widerstand. Der Haß wurde größer, die Feindschaft unerbittlicher, die verzweifelte Gegenwehr in Sabotageakten nahm von Tag zu Tag zu.
Was jetzt? Poincare hat Eile. Die wirtschaftliche Not im eigenen Lande ist nicht mehr zu verschleiern. Der Unwille der andern Völker draußen in der Welt wächst: Frankreich setzt sich der Gefahr der Vereinsamung aus Nun helfe, was helfen mag. Das letzte Kampf- und Druckmittel soll der Hunger sein. Wohl hatte General Degontte seinerzeit feierlich versprochen, eine Aushungerung gebe es nicht. Aber was kümmert Frankreich ein gegebenes Ehrenwort? Und so sind die vier Millionen Ruhrbewohner richtig blockiert und dadurch in ihrer Ernährung auf das äußerste gesührdet. Für dis Städte Duisburg, Mülheim und Oberhausen ist nicht nur der Kraftwagenverkehr, sondern jeder Fuhrwerksverkehr gesperrt. Im Duisburger Hafengebiet lagern dis Lebens- und Futtermittel für das dichtbevölkerte Industriegebiet. Wie wir sie herausbringen? Die Zucker-, Oel-, Getreide-, Milch- und Kaffeeversorgung ist vollständig unterbunden. In Herne können nicht einmal dis Lebensmittel aus der Notspende verteilt werden. Allüberall Obdachlose und Hungernde! Kurz: Poincare hat nun das Hungergespenst auf das Ruhrgebiet losgelassen.
Ein gefährliches Unterfangen. Wehe dem, der ein Volk zur Verzweiflung treibt!
Ihr könnt uns nicht vertreiben,
Die Ruhr gehört nur uns allein,
Und führt ihr Streich auf Streich;
Das Reich muß uns doch bleiben,
Und frei muß Deutschland sein! (Dr. Hirsche!.)
Vlk. Hk.
Was man von der Einkommensteuer wissen muß
Um welche Beträge ermäßigt sich die Einkommensteuer (Lohnsteuer) für Lohn- und Gehaltsempfänger ab 1. -Juli
Ab 1. Juli 1923 ermäßigt sich der lOproz, Abzug vom Lohn bezw. Gehalt
1. bei m o n at li ch e r Zahlung um:
6 000 -N für den Steuerpflichtigen,
6 000 für dessen Ehefrau,
40 000 -4t für jedes minderjährige zum Haushalt V i Steuerpflichtigen zählende Kind,
20 000 i4t für Werbungskosten;
2. bei w ö ch e n t l i ch e r Zahlung um:
1 440 -4t für den Steuerpflichtigen,
1440 -4t für dessen Ehefrau,
9 600 -4t für jedes Kind (wie bei 1),
12 000 -4t für Werbungskosten;
3. bei täglicher Zahlung um:
240 -4t für. den Steuerpflichtigen,
240 -4t für dessen Ehefrau,
1 600 -4t für jedes Kind (wie bei 1),
2 000 -4t für Werbungskosten.
Im Vergleich zu den bisherigen Sätzen stellen sich di« neuen Beträge als das Fünffache jener Sätze dar.
Von welchem Betrag ab hat der Lohn- und Gehaltsempfänger Einkommensteuern zu zahlen?
Mit Rücksicht auf die zunehmende Teuerung hat der Steuerausschutz des Reichstags die Steuerermäßigungen, um welche der lOprozentige Steuerabzug bekanntlich gekürzt wird, um das Fünffache der bisherigen Sätze erhöht.
Ene Erhöhung der steuerfreien Grenzbeträgr ist mithin im gleichen Maßstabe eingetreten. Steuerpflichtig ist daher nur derjenige, dessen Lohn und Gehalt höher ist als Mark
monatlich
500 000.—
wiichentlich 134 400.—
täglich 22 400.-
fiir
Ledige od. Verw. ohne Kink»
620 OVO.—
148 800 —
24 800.-
Verh. ohne Kinder
1 020 000.-
244 800.—
40 800.—
mit 1 Kind
1 420 000.-
340 800.—
56 800.-
. 2 Kinder,,
1 820 000.-
436 800.—
72 800.—
. 3 -
2 22» 000.-
532 800.-
88 800.—
. 4 .
2 820 000.-
628 800.-
104 800.—
. 5
3 020 000.-
724 MO
120 800 —
- 2 -
3 420 000.—
NO 800.—
136 800 —
" o -
3 820 000-
016 800.—
152 800.-
. 3
Das Banner der Deutschen Turnerschaft
Leipzigs Turner führen bei ihrer Fahrt zum Deutscher Turnfest in München das Bundssbanner mit, oas seit 1813 im Leipziger Rathaus aufbewahrt wurde. Aus e nein Wettbewerb, an dem sich 1880 48 Künstler beteiligt hatten, ist dieses Bundeszeichen hervorgegangen. Angefertlgt von der Firma Standt u. Jung in Frankfurt a. M. wurde es im selben Jahr zum 5. Deutschen Turnfest der Deutschen Turnerschaft durch Frankfurter Turner und Burger uber-
"^Für das Banner sind im Verlauf sieben Deutscher Turnfeste, sowie bei verschiedenen anderen Gelegenheiten eine ganze Reihe Festbänder gestiftet worden, die an einen: besonderen standartenartigen Träger befestigt wurden, um dir Bundesfahne nicht übermäßig zu belasten. Dazu kamen später Medaillen, sowie ein großer rcichvergold.tsr E.chen- lranz, der oben unter der den Fahnenstock krönenden Eule angebracht ist. Die Leipziger Turnerinnen stifteten 1913 Plaketten für die Wetturner als Ehrengaben, um das Vundesbanner njcht noch weiter zu beschweren. , ^ ,
Immerhin sind noch sieben große Pakete erforderlich, das Banner nebst allem Zubehör nach München zu bringen. Als Bannerträger- wurden drei bekannte ausgesucht große Leipziger Turner bestimmt. Die feierliche Uebsrgabe in Gegenwart der Münchner Stadtveriretung, des Münchner Hauptausschusses für das 13. Deutsche Turnfest und des Ausschusses der Deutschen Turner erfolgt am Sonnabend abends 6 Uhr in der Feldherrnhalle gegenüber der Münchner Residenz. Damit vollzieht sich gleichzeitig die eigentliche Eröffnung des Deutschen Turnfestes.
Die Uebergabe des Bundesbanners an die Stadt München erfolgt im Auftrag der Stadt Leipzig durch den städtischen Turndirektor und Gau-oertreter Fritz Groh in Begleitung einiger Hundert Leipziger Turner. Nach Ueber- nahme durch den Vertreter der Stadt München übergibt der Vorsitzende des Münchner Hauptausschusses die Festleitung an den Vorsitzenden der Deutschen Turner und damit ist das 13. Deutsche Turnfest eröffnet.
Alle Turner dürfte folgende Mitteilung über den Fest- zug zum Münchner Turnfest interessieren: Um 9 Uhr beginnt der Anmarsch der einzelnen Turnkreise zu dem für sie bestimmten Aufstellungsort. Punkt 10 Uhr setzen sich die beiden Festzüge in Bewegung. Um 12 Uhr künden Kanonenschläge ein kurzes Halt. Die Trommlerabteilungen schlagen einen kurzen Wirbel und kündigen damit die Ehrung der im Völkerringen gefallenen Turnerkameraden an: die Fahnen werden gesenkt, die Kicchenglocken Münchens fordern zur kurzen Andacht auf. Die Musik spielt „Ich hatt' einen Kameraden", das Lied wird in seinen drei Strophen gesungen. Nach kurzem Trommelwirbel letzen die Züge ihren Weg fort.
Die Ortsgruppe München des S ch w ü b. A l b n e r e i n s bereitet zu Ehren der schwäbischen Turner am 13 Juli in den Sälen des Hotels Wagner (beim Karlsplatz) ein.» Bc- arüßungsabend.
Vom Richrkrieg
Die Verkehrssperre-Verlängerung ausgegeben
Köln. 10. Juli. Die Rheinlandkommission teilte mit, daß von der beabsichtigten Verlängerung der Verkehrssperre auf weitere 6 Wochen abgesehen werde.
Herr Tirard ist an dem Verzicht auf die Hungerblockade jedenfalls unschuldig. Es scheint von anderer Seite ein Einspruch gegen die Barbarei erhoben worden zu sein.
.... es zogen drei Burschen wohl «er de« Rhein..!"
Roman von Erica Grupe-Lörcher slO
Und dann, ein wenig später, als er seelisch gleichsam allmählich immer mehr festeren Boden gewann, saß plötzlich die Schwester von Raymund neben ihm. Ja, unmittelbar neben ihm! Denn sie saß auf dem Holzrand seines Lagers, ihm entgegengeneigt und hielt ihm eins breite Tasse aus feinstem durchsichtigem Porzellan unter die Lippen. Ein köstliches Aroma der Kraftbouillon war ihm dampfend entgegengeweht. Ach, wie hatten die ersten warmen starken Tropfen der Flüssigkeit ihn so belebend, so durchwärmend durä)glüht! Sie hielt ihm die Tasse unter die Lippen, mit einem Ausdruck von unendlich besorgten Mitgefühls und sehnsüchtigen Helsens. Und Raymund hielt ihn etwas aufgenchtet in seinen Armen, um leichter trinken zu können.
Damals — in jenen Augenblicken hatte er Melusine zum ersten Mal mit wachen Augen angesehen. Und durch ihre Hilfsbereitschaft voll köstlicher weiblicher Haltung war sie ihm mit einem Schlage nähergerückt.
„Es wird mir schwer. Ihnen ganz in Worten auszudrücken, welch tiefen Dank ich auch für Sie empfinde, Baronesse! Ich weiß jetzt, daß es sehr schlimm damals um mich stand. Auf des Messers Scheide. Wenn Raymund mich nicht mit eigener Gefahr herausgezogen hätte, wenn nicht auch Sie durch die schnelle Fahrt zum Arzt mir geholfen hätten, wer weiß — wie es ausgegangen wäre! Ich möchte Ihnen deswegen in dieser Stunde von ganzem Herzen danken."
Sie streckte ihm unwillkürlich ihre Hand entgegen. „Es war doch nur Selbstverständliches, was wir taten," sagte sie abermals. Aber als sie ihm ins Gesicht sah, empfand sie mit dem Moment eines Herzschlages ein Glück, das Glück, daß auch sie ihn mit zum Leben zurückrufen konnte und es ihr gelungen war!
Mit einer impulsiven Bewegung zog er ihre Hand an seine Lippen. Es war mehr als eine Form. Er hielt diese wundervoll geformte weiche, und doch in sich so feste Mädchenhand sekundenlang an seine Lippen gepreßt. Seine Lippen brannten. Und sein Mm ging unter dem erregten Herzschlag mühsam und schwer von Empfindungen.
Trotzdem lag kein Hauch von Aufdringlichkeit oder von un- schicklicher Anmaßung von Caoaliersrechten in seinem Benehmen! Si>. hätte das gefühlt, denn sie besaß ein fein ausgeprägtes Emp
finden für wirkliche Vornehmheit und die Grenzen, in der sich auch die temperamentvollste Verehrung eines Cavaliers zu halten hatte. Deswegen blieb ein warmer Ton von schwingender, innerer Harmonie zwischen ihnen bestehen. In diesem Augenblick wußten sie beide es mit einem Schlage: Gleichgültig, wie sie bisher aneinander vorüber gegangen waren, konnten sie sich nie mehr werdenl
In Dietwart v. Schölzer aber drängte der jugendliche Schneid eines feurigen Temperaments, eine aufslammende Sehnsucht nach Eroberung, die Gunst dieses Augenblicks zu nutzen. Sie sollte ihm irgendeine Brücke für die kommenden läge gewähren!
„Baronesse, ich höre eben, daß auch Sie mit Raymund das Ballfest für die Armenverwaltung besuchen werden. Auch ich bin alljährlich ein Stammgast auf diesen Festen. Gewiß werden Sie sehr viele aus ihren Bekanntenkreisen an jenem Abend dort treffen. Vielleicht bin ich ein wenig unbescheiden, wenn ich Sie schon heute bitte, ob Sie an jenem Abenk einen Tanz für mich übrig haben werden? Einen Tanz oder — auch ein wenig Zeit zum Plaudern, wenn man so durch die verschiedenen Säle promeniert?"
Sie dachte an ihr Versprechen, welches sie Fritz Wenger vorhin gegeben hatte. „Beim Umzug, der — soviel ich weiß — den Meßtiabend eröffnen soll, gehe ich mit Fritz Wenger. Weil ich als Bauernmädel komm und er als Bauernbursch. Aber", sie sann für Sekunden mit weiblicher List heimlich schnell nach einer guten Gelegenheit, um sich diesen eleganten jungen Tänzer zu sichern, der sie durch seine Liebenswürdigkeit, seine elegante Sicherheit heut so entzückte, „aber — vielleicht zum Tischwalzer? Hm?"
Er griff schnell den Vorschlag auf. „Einen eigentlichen Tischwalzer, wie er auf den Bällen unserer Gesellschaftskreise üblich ist, wird es kaum geben. Es ist ja ein ungezwungenes Fest! Da speist jeder wann und wie lange, und wie oft, wie er an dem Abend will. Aber — wir könnten ja verabreden, daß wir beide gemeinsam speisen wollen? Nicht wahr, Baronesse?" Da sie erfreut und lächelnd nickte, fuhr er immer mutiger werdend fort: „Ich werde mich gleich beim Umzug nach Ihnen umsehen, Baronesse! Da Sie ja kostümiert, aber nicht maskiert kommen, werde ich Sie bald gefunden haben."
„Und Sie?"
„Ich maskiere mich nie auf diesen Festen! Viele tun es ja, teils, um unerkannt den Abend mitzumachen. Teils, um — wie man hier sagt — zu intrigieren und andere Leute schikanieren und ihnen unter der Maske unerkannte Unbehaglichkeiten sagen zu können. Ich komme als Piqueur. Sie kennen den Anzug sicher, wenn der
Erpressungen, Mord und anders
Loblenz. 10. Juli. Laut Havas hat die Rh einlandkomm ission der französisch-belgischen Verwaltung der Eiscnbahnen in den besetzten Gebieten eine vorläufige „Entschädigung" für den Eisenbahnnnsoll ans der Duisburger- Brücke von 63 000 Franken (etwa 630 Millionen Mark) zu- erkannt, die aus Reichseinnahinen geleistet werden sollen.
Im Rathaus in Bendorf bei Koblenz sind von den Franzosen 93 Millionen Mark der Rhein- und Ruhrhilf<>, die für Erwerbslose bestimmt waren, geraubt morden.
In Oberhausen stellte sin belgischer Soldat den Kellner Krust und forderte den Paß Als Krust ihn oorwies, , führte der Belgier den Krust hinter das Haus und erschoß ihn vor den Augen der Frau. .
Havas' behauptet, in der Nacht zum 6. Juli seien in ! Dortmund alle militärischen Fernspiechleitungen abge- j schnitten worden. Die Stadt wurde zu einer Strafe von !
Millionen Mark verurteilt.
Die Belgier setzen Dutzende von Deutschen zwangsweise als Geiseln in die Eisenbähnzüge. Gestern wurden in einen von Duisburg abgehenden Zug 50 Deutsche gesteckt. Die als Geiseln bestimmten Personen müssen sich jeweils zwei Stunden vor Zugsahgang bei der Mil'tärbsharSe melden. ^
Ein Rheindampfer. der mit Verspätung von Kob- lenz in Mainz eintraf, wurde bei der Mainzer Brücke von französischen Wachposten beschossen. Das Schiff legte ! in Mainz nicht an, sondern fuhr nach Biebrich zurück. Glück- > lichcrmeise wurde von den einschlagendcn Kugeln niemand verletzt. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich kürzlich bei Bingen.
In Mülheim a. Ruhr wurden Teils der Thyssenw rks besetzt und die Laqerbestände ausgenommen. In Dortmund drangen die Franzosen in die Stahlwerke Hösch ein.
Wettere Besetzungen
Karlsruhe. 19. Juli. Südlich der Rhsinstratze beim Elektrizitätswerk besetzten dis Franzosen ein Holzlager der Stadt Karlsruhe und in Maxau die Zellulorofabrik von Vogel, Bernheimer u. Schnurmann.
Die Bahnhöfe Arheiligen, Sprendlingen und Sprendlingen-Buchschlag sind am Dienstag sruh von den Franzosen besetzt worden. Der Pendelzugsver- kehr Darmstadt—Egelsbach ist damit unterbunden, die Pendelzüge Frankfurt—Darmstadt können nur noch o,s Isen- bürg und zurück verkehren.
Nach einem Havasbericht soll irr Duisburg am Sonntag ein belgischer Soldat von einem Deutschen e r -
„Sabotage"-Verbot der Reichsregierung Brüssel, 10. Juli. Havas verbreitet eins amtliche Mit- teilung, die deutsche Reichsregierung habe auf das Bor- gehen des französischen und belgischen Botschafters erklärt, daß sie ihre ganze Macht darauf verwende, den aktiven Widerstand zu verhindern. Amtlich habe sie ferner mitge> teilt, daß sie infolge der Vorstellungen des Nuntius Pacelb ,äede verbrecherische Gewalttat verurteile", und daß die deut- scheu Behörden im besetzten Gebiet durch Maueranschlage die Bevölkerung ausgefordert haben, sich jeder „Sabotage- Handlung" zu enthalten.
Bestätigung bleibt einstweilen abzuwarten.
Neue Nachrichten
Landtagswahlsn in Mecklenburg- Skrelih Neu-Strelih, 10. Juli. In den Landtagswahlen am Sonntag wurden nach, vorläufiger Zählung Stimmen abgegeben: für die Deutschnationale Volkspartei 12 643 (9 Sitze), Demokraten 7640 (5), Deutsche Bolkspartei 2964 (2), Deutschvä.kische Freiheitspartei 4651 (3), Bund der kleinen Landwirte 2004 (1), Sozialdemokratie ll 707 (8), Kommunisten 10 633 (7). Am stärksten haben die Deutschnationalen (bei den Wahlen 1920 hatten sie, vereint mit der ^ D. Volksp. 13 800 Stimmen erhalten) und die Kommunisten gewonnen. Stimmenverlust haben die Demokraten und dis Sozialdemokraten. i /
Englische Erklärung in Sicht -
London, 10. Juli. Erstmtnister Valdwin teilte im Unterhaus mit, er hoffe am Donnerstag eine Erklärung in der Entschädigungsfrage crbgeben zu können. — In einem zweistündigen Kabinettsrat wurde der Bericht Lord Cur-
Trupp Jäger an Sankt Hribertus von den Schnitzeljagden wieder in die Stadt zieht. Haben Sie dann einmal auf Herren in feuer- -- roten Fracks mit Goldknöpfen, die schwarzen Stulpstiefeln, die weißen Wildlederbeinkleider und schwarzsamtner Schirmmütze geachtet?"
Draußen klappte di« Enkreekür zu. Schritte näherten sich aus dem Gange dem Zimmer. Raymund kam zurück. Unwillkürlich - traten beide einen Schritt auseinander und rafften sich zu einer- offizielleren Haltung auf. Beide waren, ohne daß sie es verabredet oder ausgesprochen hatten, des Willens, keinem Menschen von ihrem kleinen Rendezvous auf dem Balle etwas zu sagen!
„Nein!" dachte Melusine, „ich sage Raymund nichts davon! Ganz gewiß erst recht keinen Schnaufer sage ich dem Cousin Älteste!" Und als sie sich jetzt mit den beiden Herren wieder am i Tische niederließ, lag ein leises, spitzbübisches Lächeln in ihren - Zügen. Den Alceste einmal düpieren können, der sich so gern als - ih- Vormund a-ufspietle? Wie reizend war dieser Gedanke!
Hotte Fritz Wenger vorhin mit seiner Beobachtung vielleicht doch das Richtige getroffen, trotzdem er iür keinen großen Frauenkenner galt? Mar Baronesse Melspusine wirklich eia .kleiner ! Racker"? ' !
Wenger stand am Abend des Wohltätigkeitsfestes oben auf dem großen breiten Podium im großen Konzertsaal des Sängerhauses und sah in den Saal herab. Er war über seinen Beobachtungsposten um so froher, als man hier oben mit Hilfe von allerlei ^ hübschen Dekorationen ein ländliches Wirtshaus mit gartenähn- ; lichem Hintergrund erbaut hatte, und es nichts Absonderliches war, ' wenn ein Komiteemitglied von hier den Eindruck des Ganzen ( prüfte. r
Es war zwischen S und 10 Uhr. Die Säle füllten sich. Man hatte das ganze Obergeschoß des großen, zu Gesellschaftszwecken erbauten Hauses in Anspruch genommen. Von rechts und links durch die Saaleingänge unter den Emporen drängten die Besucher herein. Das Bild war schier erdrückend in seiner farbenprächtigen Buntheit. Immer schwerer wurde es ihm, die Einzelnen zu mu- stern. Seine geheime Ungeduld wuchs. Sie wurde fast zu einer ihm selbst ungewohnten Nervosität, als einer aus der Gruppe der elsässischen Künstler, der das äußere Arrangement des Festes über- nommen, seine Uhr ziehend, auf Wenger zutrat, und meinte: „War i meinst, Fritz, es geht auf halb Zehn? Ich arrangiere jetzt im tz Nebensaal den Zug! Eine richtige Introduktion muß für das Fest sein. Nachher verflackert alle» —." (Forts, folgt,)