Der König von Belgien reist nach Polen

Waes.i.m. 9. Juli. Nach Blättermeldungen wird in den ersten S piembertagen der König von Belgien in Warschau eintrefsen. Dem Besuch wird politische Bedeutung zugemes- >en. Wahrend der Sommermonate wird auch König Alexan­der von Jugoslawien in Warschau einen Besuch avstatten.

Aufruf

an alle Deutsche im In- und Ausland!

Mehr als 60 Deutsche wurden von den Franzosen im Richrrcmer ermordet. Die Erschießung des Kaufmanns Schlngeter besonders steht als völkerrechtliches Verbrechen nahezu einzig in der Geschichte der Kulturvölker da. Er ist als leuchtendes Beispiel von Vaterlandsliebe den Heldentod gestorben.

450 Jahre Gefängnis, Zuchthaus und Zwangsarbeit sinh über Deutsche verhängt.

66 000 Beamte, Angestellte, Arbeitnehmer. Arbeitgeber und Personen aller Berufe. Männer, Frauen. Kinder und Greise wurden auf dis brutalste Weise von Haus und Heimat verjagt. Jeder französische Rechksspruch stellt einen Hohn aus jedes Recht in allen üultnrstaaten dar.

Rcchlslehrer in Amerika und ein großer Teil der öfterst- kichen Meinung in England bezeichnen das Verhallen der Franzosen gegen Deutschland und namentlich im Ruhrrevier als Rechlsverbrechen. Sie sagen endlich, daß der Vertrag von Versailles von den Franzosen zerrissen sei und nicht mehr zu Recht bestehe, daß der Vertrag aber auch von Anfang an eine unmoralische Handlung gewesen sei und daß das Bekenntnis zur Alleinschuld aus dre scheußlichste Art durch Aushungerung erzwungen sei. Ebenso sei die Waffennleder- lcgung nur durch einen gemeinen Betrug möglich gemacht worden.

Deutsche Bürger, deutsche Arbeiter, deutsche Bauern! Ver­saßt Luch aber nicht auf die Hilfe fremder Länder. Verlaßt Euch nur auf Euch selbst. Oder wollt Ihr warten, bis ganz Deutschland unter der Knute, der Reitpeitsche und den Bajo­netten dieser weißen und schwarzen Franzosen seufzt, die den traurigen Mut besitzen, wehrlose Arbeiter auf offener Straße niederzuschießen und Frauen und Kinder mit der Peitsche n'cderzuschlagen?

Das hat sich früher ein Deutscher niemals bieten lassen!

Der Aufklärungs-Ausschuß bekr. die krisgsschuldfragq bittet daher alle wahlberechtigten Männer und Frauen ohne Unterschied der Partei sich folgender einmütigen Forderung an die Reichsregierung anzuschließen:

Sie wolle bei den verbündeten Mächten unter aus­drücklichem Widerruf des Schuldbekenntnisses die sofor­tige Aendcrung des Versailler Diktats durchsetzen, vorerst aber fordern, daß die Verletzung dss Völkerrechts ohne Verzug rückgängig gemacht wird, bis dahkn aber jedliche Erfüllung gegen Frankreich und Belgien einstellen".

Wir bitten daher, daß in allen deutschen Ländern dis Lnlerschriftsammlunq für diese Forderung kräftigst und schleunigst unterstützt wird.

Bisher hat sich die deuk?ck>e Turnerschafi in anerkennens­werter Weise für die Durchführung der Sammlung zur Ver­fügung gestellt, sie kann aber nicht allein und nicht überall bei ihren sonstigen Aufgaben die Sammlung durchführen.

Wir bitten deshalb, daß Freiwillige aus allen Vol^kreifcn mi, den Turnern, Schützen, Gesang- und Ingendurreinen. den Kreis-Jugendpflegern in jeder Stadt, in jedem Ort mit sonstigen vaterländisch gesinnten Personen zusammen einen Ausschuß bilden, welcher die Vrsterschrisk-nsammlurig noch­mals örtlich einleiiet und durchführt.

Wir brauchen alle, alle, um dem Vaterland wirklich zu Helsen.

Der Aufklärungs-Ausschuß betr die krisgsschvldfrage.

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Anmerkung: Listen, Anleitungen und Ausklärungs- material sind bei der Geschäftsstelle des Austlärungs-Aiis- schusses, Dresden-A-, Walpurgisstr 15!, in jeder Zahl sofort zu haben.

W ü rttemb er g

Kundgebung für des Reiches Unversehrtheit

Stuttgart, 9. Juli. Der Schwabenbund hatte zu einer Massenkundgebung der vaterländisch gerichteten Parteien gegen die Gefahren, die dem Reich von Frankreich drohen, aufgeboten. Viele Tausende waren am Sanntag vormittag im Hos des Neuen Schlosses zusammengsströmt. Amts- gerichtsrai Dr. Spieker, der für den durch die französische Vertehrssperre am rechtzeitigen Erscheinen verhinderten Re­gierungspräsidenten Dr. Grützner-Düss.eldorf eintrat, mahnte in seiner Ansprache zur Einigkeit. Abg. Dr. Beißwänger (Bürgerp.) erinnerte daran, daß alle Einsprüche bei den Gegnern nutzlos verhallen und ihnen nur Grund boshafter Freude sei Man erinnere sich doch daran, daß die Welt­geschichte noch nicht am Ende ist und daß die Kinder an unsern Peinigern hundertfach Vergeltung üben werden. In e! n ? msei das ganze Volk einig: niemals soll Rhein-, Ruhr­oder Saargebiet aus der Reichseinheit gerissen werden. (Stürmischer Beifall.) Rechtsanwalt Wiedsrsh? im und Gemeinderat Krämer (Dem.) forderten aus, die von Hei­mat md Herd verjngien Volksgenossen nicht im Stich zu lassen. Staatsrat Rau erklärte namens der württ. Regie­rung, die Regierung habe die Notwendigkeit d'S Abwehr- kampss erkannt und stehe in dieser Beziehung unentwegt an der Seite der Reichsregierung. Wenn wir das aufbrausende Blut zähmen und dem Feind nicht den Gefallen der Unbe­sonnenheit tun, dann werde er an der Mauer des passiven Widerstands zerschellen. Unter keinen Umständen dürfen wir schlapp werden. Wir müssen uns der bedrängten Brüder, besonders der Vertriebenen in der Rukrspende usw. tat­kräftig annehmeu. Wir müssen aber auch unter Zurückstel­lung von Selbstsucht und Eigennutz die wirtschaftliche Lage retten und den Gelüsten des Feindes nach deutfchem Boden ein unbeugsames Nein entgegenstellen. Sodann wurde eine Entschließung angenommen, die den Kämpfern an Rhem und Ruhr, Mosel und Saar Dank und Bewunderung ausspricht, ihnen treue Hilfe verspricht und gelobt, keinen Fußbreit deutschen Landes preiszugeben oder fremder Auf­sicht zu überlassen. Gemeinsamer Gesang des Niederländer Gebets und des Deutschland-Lieds umrahmte die machtvolle Kundgebung.

Siultgarl. S. Juli. Zum Pfarrbesoldungs- 0 e ! e tz. Dem Landtag sind Nachträge zum Staatshaushalt, g^sttz zugegangen und zwar Nachforderungen für 1922 für Gehälter und sonstige Aufwendungen der eoan^

Kirche rund 2390 Millionen Mark und für 1923 für dieselben Zwecke einschließlich der Beiträge für Rabbiner, Vorsänger Md Religionslehrer rund 14 511 Millionen Mark.

Die Austeilung des Oberansts Cannstatt. Nach dem Re­gierungsentwurf soll das Oberamt Cannstatt auf 1. Oktober ds. Js. dergestalt aufgeteilt werden, daß die Gemeinden Rotenberg, Schanbach und Uhlbach dein Oberamtsbezirk Eßlingen, Hofen, Mühlhausen, Münster, Rohracker, Sillen­buch und Zazenhausen dem Amtsbezirk Stuttgart Stadt,

Stuttgart, 9. Juli. Ernennung. Zum Stadtpfarrer an der Heilandskirche (bei der Villa Berg) ist Inspektor Löbich-Lichtenstern ernannt worden.

Fellbach, Oeffingen, Rommelshausen, Schmiden und Stetten dein Oberamtsbezirk Waiblingen angegliedert werden. Die Gerichtsbezirke werden noch bestimmt werden.

Stuttgart, 9. Juli. Die Bäckermeister gegen das Wuchergericht. Im Bürgermuseum fand am Sonntag eine Protestversammlung des Württ. Bäcker« verbands gegen die Einleitung eines Strafverfahrens seitens des Wuchergerichts Stuttgart gegen die Bäckermeister in Ludwigsburg und Stuttgart statt, die die Preise für markenfreies Brot den erhöhten Lohn-, Kohlen- uni Mehlpreisen entsprechend erhöht hatten. Der stellv Vor­sitzende des Verbands, Obermeister Gemeinderat Schwarz- Stuttgart legte Verwahrung ein gegen die Verdächtigung des Bäckergewerbes. Sollten an den maßgebenden Stellen keine Leute sich befinden, die eine Warenkalknlation ver­stehen? Wie lange wollen Regierung und Landtag zusehen, wie mit dem Gewerbestand umgesprunzen wird? Man könne nicht verlangen, daß das Brot unter den Selbstkost n abgegeben werde (wie der Bauer sein Getreide unter den Selbstkosten abtiefern mußte). Pflicht der Regierung wäre es vielmehr, das Augenmerk dahin zu richten, wo die Preist von einem Börsentag zum andern sich verdoppeln. R.-A. Mayer legte an Hand der ordnungsmäßigen Preis­berechnung dar, daß die Preiserhöhung gerechtfertigt und das Einschreiten des Wuchergerichts verfehlt sei. DasStraf- befehlschnellversahren sei überhaupt nichts als ein Bluff gegenüber der Oeffentlichkeit. Ein Ludwigsburger Bäcker­meister schilderte, wie man mit ihnen am vorigen Mittwoch aut dem dortigen Amtsgericht umgesprungen sei. Der Vor­sitzende der Stuttgarter Handwerkskammer, Gemeinderat Wolf, verurteilte scharf das Vorgehen des Wuchergerichts, des Polizeipräsidiums und versicherte die Bäckermeister der Unterstützung durch die Handwerkskammer und alle Hand- werkerkreise. Abg. Henne bedauerte die überhastete Maß­nahme der Behörde: es handle sich um eine Frage des gan­zen Handwerks. Einstimmig wurde eine Entschließung ange­nommen, die gegen das 'Einschreiten der Wucherbehörde schärfsten Widerspruch erhebt und eine unparteiische und unbeeinflußte Behandlung der berechtigten Interessen des württ. Bäckergewerbes verlangt. Die Bevölkerung wird gebeten, überzeugt zu sein, daß das gesamte Bäckcrgewerbe im Rahmen der eigenen Leistungsfähigkeit bestrebt ist, die Preis: möglichst nieder zu halten.

Stuttgart, 9. Juli. Rechtspflege und Politik. Amtlich wird Veranlassung genommen, gegenüber Vorwür­fen der linksgerichteten Blätter, als ob wegen verschiedener Vorgänge in letzter Zeit, wo Veranstaltungen besonders der Nationalsozialisten von Linksradikalen angegriffen wurden, nur gegen letztere eingeschritten werde, zu erklären, daß z. B. wegen der Schlägerei in Göppingen zwar gegen 23 Links- rodikale ein Verfahren schwebe, daß aber auch gegen 80 dabei beteiligten Nationalsozialisten strafrechtliche Verfolgung ein« geleitet sei, die zur Verhandlung komme, sobald das Verfah­ren gegen die andern erledigt sei. Aehnlich verhalte es fick im Geislinger Fall. Auch gegen die Teilnehmer an der nationalen Sonnwendfeier auf der Solitude sei die Staats­anwaltschaft von Regierungsseite veranlaßt worden, zu prü­fen, ob die Handhabe für ein strafrechtliches Einschreiten ge­geben sei.

Lineschauderhafte Geschichte" wird derFranks. Ztg." aus Stuttgart von einem Leser berichtet, der mit eigenen Augen auf der Solitudenächtliche militärische Hebungen mit Feuerwaffen" gesehen haben will, die gewiß nicht zum Schutz der Republik abgehalten worden seien. Der neue württ. Minister des Innern, Bolz, dem Liese Dinge zweifel­los bekannt seien, genieße nicht das Vertrauen, daß er rück­sichtslos gegen dieFeinde der Republik" Vorgehen werde. Unter ihm seien diese Dinge schlimmer geworden, als unter Minister Graf. Staatspräsident Dr. Hieber solle sich auf­klären kaffen, aber nicht von den betreffenden Beamten, son­dern vonzuverlässigen und urteilsfähigen Persönlichkeiten seiner (demokratischen) Partei"; er stehe vor der Entscheidung, ob er zusehen wolle, wie, begönnert von Beamten und Polizei, der Volksstaat Württemberg in einen nationalsozialistisch-kommunistischen Zersetzungsprozeß Hineingetrieben werde.- Der Bericht­erstatter derFrankfurter Zeitung" scheint in seiner Auf­regung doch ziemlich viel Gespenster gesehen zu haben.

Stuttgart. 9. Juli. Beschlagnahmte Zeitung. Die heutige Nummer der Süddeutschen Arbeiterzeitung wurde wegen eines ArtikelsFür den proletarischen Selbst­schutz" beschlagnahmt.

Tübingen. 9. Juli. Po st marder. Der 30jährige Hilfs» Postschaffner Fritz Kuhn in Reutlingen hat 30 Ameri­kaner- und Schweizerbriefe beseitigt und bestohlen. Das Schwurgericht verurteilte ihn zu 4 Jahren Gefängnis.

Stuttgart, 9. Juli. Diäten und Reisekosten. Bei Dienstreisen erhalten die Beamten der Besoldungsgruppen I bis V 30 000 -R Diäten und 15 000 -R Uebernachtgeld; VI bis VIII 38 000 M und 19 000 ^l; IX bis XIII 46 000 -R und 23 000 .R. .

'Wingen, 9. Juli. Kinderheim. Das stälst-sche Kin­derheim wurde am Samstag eröffnet.

Nürtingen. S. Juli. Unverbesserlich. Eine Frau von Oberensingen fand bei ihrer Rückkehr vom Feld einen fremden Burschen unter einem Bett versteckt in ihrer Woh­nung vor. Sie rief um Hilfe, worauf 'der Bursch? von eini­gen Männern aufs dortige Rathaus verbracht und der Poli­zei übergeben wurde Hier stellte es sich heraus, daß es sich um den 18 Lahre allen ledigen Tapezier August Bodenmüller von Buchau handelte, der erst vor drei Tagen roch Ausgabe von falschen Fünshundertmarkscheinen aus dem Gefängnis entlassen wurde Cr wurde dem Amtsgericht übergeben.

Gmünd, 9. Juli. Lausbuben. Am Donnerstag abend wurde der Personenzug bei Hussenhofen von halb­wüchsigen Buben mit Steinen beworfen. Mehrere Fenster­scheiben gingen in Trümmer, doch wurde glücklicherweise nie­mand verletzt.

Rim, 9. Juli, 5 0 Jahre. Am Samstag beging in voller geistiger und körperlicher Frische Obsrstaatsanw L v. Walser die Feier des Tags, an dem er vor 5b Wahrer m den Justizdienst getreten ist Bon seinen 50 Dienstjahren l.tar er über 17 Jahre teils als Staatsanwalt, teils als Richter und seit dem Jahre 1905 als Oberstaatsanwalt in Ulm tätig. Stadtpsarrer Dr. Heinrich Sambsty feierte in d-xr kath. Ganiimn.skirche sein 25jähriges Priest?rjub'lämn.

Lokales.

WUdbad, den 10. Juli 1923.

Sommertage. Die letzten vier Tage waren regelrechte Sommertage, d. h. Tage, an denen die Luftwärme 25 Grad Eelsius überschritt.

Schon wieder eine Eisenbahnlariferhöhung. Für den Monat August ist schon wieder eine Erhöhung der Eisenbahn­tarife vorgesehen und zwar soll davon der Personenverkehr wieder besonders stark betroffen werden. Der Verkehrsbeirat wird Mitte Juli zusammentreten. Die Gebühren werden mindestens verdoppelt werden.

Ausbildungslehrgang für Gemeindepolizeibeamie. An der Karlsruher Polizeischule beginnt am 12. Juli der 2. Ausbil­dungslehrgang für Eemeindepolizeibeamte. Auch an diesem Kurse wird eine größere Anzahl von Zemeindepolizei- beamten aus dem ganzen Lande teilnehmen.

Der Itmrechnunzsjah für einen Goldfranken beträgt im Auclandspostverkehr ab 9. Juli 36 000 -.

Der Reichsbund für Obst- und Gemüsebau hält am 2. August in Stuttgart seine Sommertagung ab, die mit einer Besichtigung der landw. Hochschule Hohenheim ver­bunden sein wird.

Das neue Schweflungsverfahren für Weine mit Kalium- pyrosulfit hat nach einem von Dr. Röttgen vom Stadt, chemischen Untersuchungsamt in Stuttgart in einer Wein- händlerversammlung gehaltenen Vortrag den Vorzug, daß den Weinen und Fässern nunmehr genau bemessene Men­gen von schwefliger Säure zugesührt werden können, da die Salze in Tablettenform hergestellt werden; auch kommen diese Säuren restlos zur Geltung. Namens der Wein- Händler sprach der Vorsitzende Löwenthal die Befrie­digung der fortschrittlich gesinnten Interessenten aus, daß ein derartiges Mittel erlaubt worden sei, und daß die Er­gebnisse der wissenschaftlichen Forschung zur Nutzanwen­dung in der Praxis von Vertretern der Wissenschaft be­kanntgegeben werden.

Schwindler als Ruhrslüchllinge. Die Handelskammer Essen bittet uns um Aufnahme folgender Notiz: Wir bitten die Bevölkerung des unbesetzten Deutschlands dringend, be! Gesuchen Notleidender, die sich als Ruhrflüchtlinge aus­geben, diese an die nächste Rotekreuzstelle oder andere öffent­liche Unterstützungsstellen zwecks Prüfung ihrer Personalien zu verweisen. Es handelt sich vielfach um Schwindler, die mit unerhörter Dreistigkeit einen ehrlichen Namen miß­brauchen. Wir bitten, falls solche Personen ihr Unwesen weitertreiben sollten, sie sofort der Polizei zu übergeben und uns Nachricht zukommen zu lassen.

Allerlei

Die Sammlung desManchester Guardian" für deutsche und österreichische Studenten hat die Höhe von nahezu 5000 Pfund Sterling erreicht. Verschiedene andere englische Blät­ter veröffentlichen Aufrufe zur Linderung der Not der Alten und Kinder in Deutschland. Almosen, aber kein Recht

Lin alles Sprichwort in neuer Fassung: Wer dis Milli­arden nicht ehrt, ist die Billionen nicht wert. (Helfferich im Reichstag 7. 7. 23).

Eisenbahnunfall. Aus dem Bahnhof General Papestraße in Berlin-Schöneberg stießen zwei Züge der Ringbahn zu­sammen. Eine Lokomotive und fünf Wagen wurden aus den Schienen geworfen und schwer beschädigt. Zwei Personen, wurden schwer, 60 leichter verletzt. !

81 Millionen unterschlagen. Der Kaffenbote Iah- Gries- Hammer, der im Auftrag seiner Firma auf einer Berliner Bank 81)4 Millionen Mark abheben sollte, ist mit der Summe flüchtig gegangen. Er soll sich nach München gewandt haben.

Der Bankschwindler köhn in Berlin, der Leichtgläubige um Hunderte von Millionen geprellt hat, ist zu 4 Jahren Gefängnis (wovon 22 Monate als verbüßt betrachtet wer­den), 100 000 -ll Geldstrafe und 5 Jahren Ehrverlust ver­urteilt worden. Vier Helfershelfer wurden zu 4, 6 und 12 Monaten Gefängnis verurteilt.

Verfehlte Spekulation. Pat und Tim gedachten ein gutes Geschäft durch den Verkauf von Bier bei den Pferderennen zu machen, und verpflichteten sich gegenseitig, für das Bier, das sie selbst trinken würden, auch zu zahlen. Unterwegs wurde Pat durstig, genehmigte ein Glas und überreichte Tim zwei Pence in Zahlung. Bald danach hatte auch Tim eine trockene Kehle, und zwei Pence wanderten von Tim zu Pat. Dasselbe Spiel wiederholte sich noch öfter, und als sie an Ort und Stelle angekommen waren, enthielt das Faß keinen Tropfen mehr. Dann wollten sie den Ertrag teilen, fanden aber, daß die Gesamteinnahme nur zwei Pence be­trug, und bis auf den heutigen Tag können sie sich das Rätsel nicht lösen. Aus einem englischen Blatt.

Sport

b. Stuttgarter Ruderregatta. Am 15. Juli d. I. wird die von der Stuttgarter Rudergesellschaft 1899 E V. veran­staltete 6. Stuttgarter Ruderregatta auf dem Neckar zwischen Unter- und Obertürkheim stattfinden. Die Anmeldungen habe:- eine Beteiligung von 24 Vereinen mit 87 Booten und 435 Ruderern ergeben, darunter auch solche aus dem be­setzten Gebiet.

Ter Knßbalisport hat seine Ruhepause in allen deutschen Gauen erhalten. Wohl war in Fürth ein Spiel der Spieldg. Fürth gegen eine spanische Mann­schaft aus Barcelona angesetzt, aber der Kamps mutzt» aussallen, da Paßschwierigkeiten die Einreise der Spa­nier unmöglich machten. Tie Balkanreise des 1. F.-K. Freiburg, der in Agram gegen Sparta mit 5:2 ge­wonnen hatte, in einem zweiten Spiele gegen den kroatischen Meister 0:4 unterlegen war, brachte im dritten Spiele in Fiume gegen Gloria den Freiburgern abermals eine Niederlage von 1:5.

Anlätzlich des Abschlusses des Deutschen Turnfestes im München werden der 1. F.-C. Nürnberg und die Stuttgarter Kickers ein Werbespiel vorführen, zu dem der V. V. bereits seine Genehmigung erteilt hat.

Leichtathletik. Am Samstag und Sonntag wurden auf dem Tegerlocher Spielplatz die Meisterschaften in der württ. Leichtathletik ausgetragen, die wieder aus­gezeichnete Leistungen brachte. Bei den badischen Meisterschaften, die in Freiburg zur Durchführung kamen, war Wohl die beste Leistung der Speerwurs von Buchgeister (Freiburg) mit 59,20 Meter, sowie im Tiskurswerfen mit 40,28 Meter. Bei den nord- bahrischen Meisterschaften fehlten gute Ergebnisse. ES scheint, daß Nordbahern zurzeit in der Leichtathletik die Heranbildung von Größen vergessen hat.

Bei den Kampfspielen in Göteborg wurde am Sonn­tag der Maratonlauf entschieden, lieber die 42 Kilo­meter lange Strecke blieb der Finne Lovland in der