Glaubwürdigkeit aber in der Berufungsverhandlung von der deutschen Verteidigung angezweifelt wurde. Nach einer heftigen Auseinandersetzung zwischen der Verteidi­gung und dem Vertreter der Anklage wurde die Verta­gung beschlossen.

Die italienischen Gewerkschaften

gegen die Mordtaten in Essen.

Rom, 12. April. Die italienischen Gewerkschaften haben an den franz. Ministerpräsidenten einen Protest gegen das Vorgehen der Franzosen in Essen geschickt, in dem sie die Beendigung des Konfliktes durch Ueberweisung der Ange­legenheit an den Völkerbund verlangen.

Die Bekämpfung der Wahrheit.

London, 13. April. Dem Sonderberichterstatter des Manchester Guardian" in Köln, der zwei deutsche Eisen­bahngeiseln besuchte, die von den Franzosen gezwungen werden, auf den Zügen zwischen Düsseldorf und Essen als Sicherung gegen Sabotage mitzufahren, wurde von einem französischen Offizier unter Bedrohung mit Verhaftung untersagt, weiter mit den Geiseln zu sprechen. Es wurde ihm auch nicht gestattet, Zigaretten und Lebensmittel, die er mitgebracht hatte, ihnen zurückzulassen.

Die ReimtMMrhMWen innerW der Enientr.

Die englisch-französische« Unterhandlungen.

London, 12 . April. Der diplomatische Berichterstatter des Daily Telegraph" schreibt, der französische Botschafter habe ge­stern beim Foreign Office vorgcsproche«. Er scheine jedoch im Verlauf seiner längeren Unterredung keine besondere Mitteilung von Poincarö in der Frage des Be'uchs Loucheurs überbracht zu haben. Vielleicht behalte er sich eine derartige Mitteilung für die Zusammenkunft mit Bonar Law vor» die vermutlich sehr bald ftattsinde. Es sei jedoch nicht völlig sicher, ob Poincare es für zweckdienlich erachten werde, genauer die Ansichten seiner Regie­rung bezüglich der Regelung mit Deutschland durch dir Bot­schaftskanäle der Alliierten Frankreichs zu enthüllen, bevor er öffentlich seine Politik am Sonntag in Dünkirchen dargelezt habe. Eine beträchtliche Bedeutung könne dem Bericht beige­messen werden, daß Loucheur an dieser Veranstaltung teilnehme! und seine Anwesenheit dabei mutzte die Ansicht zerstreuen, datz seine Gedanken über die Reparationen jetzt mit denen Poin- carö's (wenn kleinere Differenzen auch vielleicht noch immer be­ständen) ernstlich im Widerspruch stehen. Tatsächlich >ei die Be­deutung der von Loucheur bet seinem neuen Besuch in Lon­don dargclegten Politik durch den Umstand erhöht worden, der erst jetzt festgestellt worden sei, datz seine Politik die allgemeine, obwohl inoffizielle Unterstützung des Vorsitzenden der Repara- tionskommisfion genieße. Dieser sei durch Loucheur in den ein­zelnen Punkten zu Rate gezogen worden. Außerdem scheine, datz Barthou erst vor kurzem den Plan Seydoux zeitgemäß umgestal­tet habe. Allgemein gesprochen sei daher Loucheurs Plan wenig­stens in seinen weientlichen Punkten, besonder» hinsichtlich der G-ssamtcntschädigung von SV Milliarden, von denen 26 von Frankreich beansprucht würden, viel eher der grundsätzlichen Zu­stimmung sowohl des Präsidenten als auch des Ministerpräsiden­ten sicher gewesen. Es würde nicht mit diesem Plan Unverein­bares bedeuten, wenn Poincarö den Standpunkt bekräftige, datz er keine weitere Herabsetzung der französischen Forderung an Deutschland annehmen würde und sich nicht vollständig von der Ruhr zurückziehen werde, bevor der geforderte Betrag bezahlt sel Das Wortvollständig" sei von größter Bedeutung.

Frankreich gewährt dem englischen Handel im besetzten Gebiet Erleichterungen.

Berlin. 13. April. Bei der Beratung über die Fratze der Behandlung britischer Kaufleute im Rheinland er­klärte der Präsident des Handelsamtes, die Franzosen hätten sich damit einverstanden erklärt, datz die gleichen Bestimmungen über die Abgabepflicht im besetzten Gebiet in Anwendung gebracht werden sollen, wie sie vor der Be­setzung üblich waren. Auch sollen Güter, die aus dem un­besetzten Deutschland nach dem besetzten Gebiet und nach England gesandt würden, bei der Durchfuhr durch das be­setzte Gebiet frei von Abgaben sein. Die Franzosen wünschten also, dem britischen Handel in Deutschland mog- lichst vernünftige Erleichterungen zu gewähren. Das In­teresse Großbritanniens liege darin, soweit wie möglich mit seinen Verbündeten znsammenzugehe». Der Minister fügte hinzu, der durchschnittliche Betrag des Handels zwischen Deutschland und England habe sich nicht ernstlich ver­mindert.

Zum Zwischenfall im englischen Unterhaus.

London, 13. April. Im Unterhaus kam es gestern zu keiner Wiederholung der Ruhestörungen. Die Zusagender Regierung, unverzüglich eine Untersuchung betreffend die Bezahlung der vormaligen Soldaten in der Zioiloerwal tung anzustellen, hat den ganzen Zwischenfall be­endet.

London, 13. April. Den Blättern zufolge hat Namsay Macüonald seine Kollegen in der Arbeiterpartei ersucht, sich in der Obstruktionstaktik auf die üblichen parlamenta­rischen Methoden zu beschränken, sonst würde er von der Führung der Arbeiterpartei zurücktreten.

Eehs-me^ Reise des ehemalige»

französischen Fmanzministers nach England.

Paris» 12. April. Die Reise des früheren französischen Finanzministers Klotz nach London ist, Havas zufolge, streng geheimgehalten worden und war nur einigen sran- LMcherz Beamte« bekannt. Klotz- der. sich drei Time, in

London aufgehalten Habe, Hab« in dieser Zelt eine eifrige t^tnIaWFzTBelÄen. erläßtHk'Minister des'Innern für die Tätigkeit entwickelt. Sein Besuch wird jetzt von den > ösfmmg und Führung von Geldsparmark-Konten bei den Spar-!

lassen eins Reihe von Vorschriften. Gegenstand der wertbestö r, digen Spareinlage ist, wie der amtliche preußische Presse­dienst mitteilt, eineGeldsparmark" genannte Rechnungseinheit. Eine Geldsparmark ist gleich «in Zehntel Dollar. Einzahlung Rückzahlung und Verzinsung erfolgt in deutscher Papiermark. Die Umwandlung bestehender Papiermarkguthaben in Eeldspar- markguthaben ist unzulässig.

Der Haushattsausschutz des Reichstage und die Ortsklaffeueinteilung.

Berlin, 12. April. Im Haushaltsausschutz des Reichs­tags wurde Lei der Beratung der Einkommenserhöhung für die Beamten, Angestellten und Staatsarbeiter ein Antrag Mumm (DN.), die Reichsregierung möge die Besoldungs­gebührnisse mit grösster Beschleunigung in dem Sinne än­dern, datz an die Stelle der bisherigen Ortsklasseneintei­lung ein Wohnungsgeld trete, angenommen, ebenso ein Er- gänzungsantrag Höfle (Ztr.), der verlangt, datz bis zu der von Mumm beantragten Neuregelung eine Wertverminde­rung der jetzigen Spannungen zwischen den einzelnen Orts­klassen herbeigeführt werden mutz.

Der ZermUrbungskampf im Innern.

Leipzig, 12. April. Nach der »Leipziger Volkszeitung" wurde heute früh auf dem hiesigen Hauptbahnhof ein Transpott rechts­gerichteter Personen festgehalten, bestehend aus einem Führer und 17 älteren und jüngeren Leuten, die nach München fahren wollten, um von dort als Wald- und Landarbeiter nach Augs- bürg gebracht zu werden. Ein Revolver und ein Dolch seien be­schlagnahmt worden.

Die Hilfe der Quäker.

Berlin, 12. April. Auf Einladung des Deutschen Zentralaus- schusses für Auslandshilfe stattete kürzlich eine Abordnung der amerikanischen Quäker dem Ruhrgebiet einen einwöchigen Be­such ab, um sich über die Durchführung des amerikanischen Kin­derspeisungswerkes zu unterrichten. Abgesehen von den Trans- portschwierigkeiten gehen die Speisungen im wesentlichen unge­stört weiter. Im Ruhrgebiet werden 175060, im gesamten Deutschland 600 000 Kinder gespeist. Vom Ruhrgebiet begab sich die Abordnung nach Berlin, wo sie vom Reichskanzler und vom Reichsernährungsminlster empfangen wurde. Die englischen Quäker erklärten sich bereit, die Gefangenenfürsorge im Ruhr­gebiet zu übernehmen.

Deutsches Papier für Frankreich.

Vor einigen Tagen wurde auf einer bayrischen Station ein Waggon Zeitungspapier aufgehalten, der nach Paris bestimmt war; er ist aber später von der Staatsanwaltschaft wieder frei- gegeben worden. Die in Frage stehende Papierfabrik begründete den Papierversand nach Frankreich damit, daß sie vom deutschen Druckpapierverband, dem sie angehöre, den Auftrag zur Liefe­rung erhalten habe: die nötigen Ausfuhrpapiere vom Reichskom- missar, die vorgeschriebenen Frachtbriefe sowie die ausdrückliche Genehmigung der zuständigen Reichsbahndirektion waren ange­schlossen. Angesichts der heutigen Lage habe sie trotz innerer Ent­rüstung schließlich den Auftrag aufgeführt. Die Papierfabrik be­merkt noch dazu: In letzter Zeit wurde mehr Papier ins Ausland geliefert als in früheren Jahren, weil in Deutschland eine Ueber- Produktion in Druckpapier herrscht. Bisher wurde allgemein an­genommen, daß großer Mangel an Zeitungsdruckpapier in Deutschland bestehe. Auf diese Volksmeinung sind ja dte ein­schneidendsten Maßnahmen zurllckzufiihren. Wir erinnern nur an das Notgesetz für die Presse, das der deutschen Waldwirtschaft eine Abgabe von etwa 35 Milliarden Mark jährlich auferlegt. Es ist empörend, wenn heute, wo Frankreichs Horden deutsche« Boden zerstampfen, deutsches Papier nach Paris befördert wird, damit die dortigen Hetzblätter auf deutschem Papier ihr Gift gegen das deutsche Volk ausspritzen können. Wenn in Deutsch­land eine so große Ueberproduktion an Papier besteht, könnte da nicht den eigenen Zeitungen das Papier etwas billiger gegeben werden, bevor mit allen Mitteln versucht wird, deutsches Druck­papier der mit wenigen Ausnahmen Deutschland feindlichen Weltpresse zur Verfügung zu stellen?

Blättern mit der Reise Loucheurs in Verbindung gebracht. Im Gegensatz hierzu wird in Regierungskreisen erklärt, datz man nichts von seiner Anwesenheit in London ge­wußt habe.

Die französisch-belgischen Verhandlungen in Paris.

Parts, 12. April. Die morgen kurz nach Mittag in Paris etn- treffenden belgischen Minister Teunis und Jaspar werden sich, wie dasJournal des Debats" mitteilt, unmittelbar nach dem Quai d'Orsay begeben, um mit Poincarö zu frühstücken. An­schließend beginnen sofort die Konferenzen, denen von französi­scher Seite außer Poincare der Minister für öffentliche Arbeiten, der Finanzminister, der Kriegsminister, der Minister für die be­freiten Gebiete und der Direktor im Außenministerium, della Rocca, beiwohnen werden. Ueber den Gegenstand der Beratun­gen sagt das Blatt, es handle sich darum, die insbesondere auf der Brüsseler Konferenz bereits erörterten Fragen zu klären. Man nehme an, daß auch von der Reise Loucheurs die Rede sein werde. Das Außenministerium teilt mit, daß alsbald nach der Sitzung durch ein Kommunique der Zweck der Verhandlun­gen und ihr Ergebnis in bestimmter Form bekanntgegeben wer­den solle.

Die Arbeitgeber und Arbeitnehmer des besetzten Gebiets gegen die Annahme eines neuen Reparationsdiktats.

Berlin, 13. April. Anfangs dieser Woche fand hier eine Ta­gung der führenden Arbeitgeber und Arbeitnehmer aller Wirt­schaftszweige und politischen Richtungen des gesamten besetzten und des Einbruchsgebiets statt. Es wurde einstimmig ein« Ent­schließung gefaßt, den passiven Abwehrkamps unerschütterlich fort­zuführen, sowie die Entgegennahme eines Diktats abzulehnen. Als Ausgangspunkt dieser Verhandlungen wurde die Sicherung der völligen Räumung des Einbruchsgebiets, Schadloshaltung der durch den Einbruch Geschädigten, Freilassung der widerrecht­lich Gefangenen, und Rückkehr der aus ihrem Wirkungskreis Ver­triebenen verlangt.

Die Parteiführer der Arbeitsgemeinschaft der Mitte be»m Reichskanzler.

Berlin, 12. April. Der Reichskanzler hat heut« zusam­men mit dem Reichminister des Aeutzern die Führer der Fraktionen der Arbeitsgemeinschaft empfangen. Gegenstand der Besprechung war die politische Lage. Die Aussprache hat volle Einigkeit der Fraktionsführer und ihre völlige Uebereinstimmung mit der Regierung ergeben.

Ausland.

Die ungarische Negierung und die Königsfrage.

Budapest, 12. April. Auf eine Anfrage erklärte Mini­sterpräsident Bethlen, die Teilnahme der Regierungsbe­hörden an der Seelenmesse für den König Karl sei lediglich ein Akt von Pietät gewesen und beeinträchtige keineswegs die Tatsache, daß das Gesetz über die Entthronung der Habsburger zu Recht bestehe. Es sei für das ungarische Volk wichtig, datz die Königsfrage ausgeschaltet bleibe.

Maßnahmen in Ungarn zur Behebung der Wohnungsnot.

Budapest, 12. April. Der Volkswohlfahrtsminister brachte in der Natto.mlversammlung einen Gesetzentwurf ein, durch den behufs Hebung der Wohnungsnot alle Ak­tiengesellschaften und industriellen Betriebe gezwungen rverden können, die zu Eeschäftszwecken benutzten Wohnun­gen zu räumen, und ferner für ein Fünftel ihrer Ange­stellten Wohnungen bauen zu lassen. Den Saumseligen werden Geldbußen bis 10 Millionen Kronen auferlegt. Die auf diese Weise einlaufenden Beträge werden zu staat­lichen Wohriuinsbauzwecken verwendet.

D.e Wrangelslotte in Frankreich.

Paris, 11. April. Nach einer Havasmeldung aus Mar­seille sind 11 Schiffe der Flotte des Generals Wrangel heute vormittag im Hafen eingelaufen.

Die surchtbaren Zustände in Irland.

London» 12. April. Reuter meldet aus Tuami (Irland), sechs Männer, die im Besitz von Waffen angetroffen wor­den seien und mehrere Monate gefangen gehalten wurden, seien gestern hingerichtet worden.

Konfl.kt nn englischen Baugewerbe.

Lon on» 12. April. Die Verhandlung zur Beilegung des Konjlckts im Baugewerbe ist gestern endgültig geschei­tert. Die Aussperrungskündigungen der Unternehmer tre­ten somit am Samstag in Kraft. Die Zahl der betroffenen Arbeiter beträgt 500 000.

Sss Caliver TOlatt km jederzeit Wellt werden!

Deutschland.

EineGeldsparmark".

Berlin. 12. April. Nachdem die Verhandlungen tm deutschen Sparkassenverband ergeben haben, daß bei den öffentlichen Spar­kassen Bereitwilligkeit besteht, den gesunkenen Sparsinn der Bs- vöfterung durch Einführung sogenalmtsr wertbeständiger Spar-

Deutscher Reichstag.

Berlin, 11. April. Die Sitzung des Reichstags beginnt nach­mittags 3 Uhr, vom Präsidenten Lobe (Soz.) eingeleitet mit dem Hinweis darauf, daß sich tm Einbruchsgebiet an der Ruhr seit den Ostertagen eine Reihe neuer Angriffe gegen Abgeord­nete des Reichstags ereignet hat. Die Quälereien und Demüti­gungen gegen die Einwohnerschaft des Ruhrgebiets seien in» Maßlose gesteigert worden. Der Reichskanzler habe gestern unse­rer Trauer und unserem Mitgefühl an dieser Stelle beredte« Ausdruck gegeben, der im ganzen Volk den tiefsten Widerhall ge­funden habe. Seitdem habe dag französische Militär sich neue Gewaltakte zuschulden kommen lassen: ja, man habe sich nicht ge­scheut, Hand an Abgeordnete und Regierungsvertreter zu legen, die kein anderes Ziel hatten, als den Getöteten des letzten März die letzte Ehre zu erweisen. (Vielfache Pfuirufe.) Ich werde nicht sprechen von der Würdelosigkeit dieses Handelns, nicht von der Entwürdigung, welche dabei unseren Kollegen widerfahren ist. Es scheint fast, als ob der Bedrücker durch Demütigungen und Mißhandlungen unser Volk zur Verzweiflung treiben will. Aber zur Verzweiflung werden sie «ns nicht bringen. Sie werde« es dazu bringe«, daß unser Widerstand stahlhart wird und daß der ganzen Welt gezeigt wird, wie tief eine Nation von einem Macht­haber erniedrigt werden kann, die sich einst rühmte, an der Spitze der Zivilisation zu marschieren. Auf der Schleife eines der gestern in Essen niedergelegten Kränze war zu lesen:Sie morden den Geist nicht, Ihr Brüder!". Das gleiche wollen wir unseren Mit­bürgern an der Ruhr zurufen. Das Wort wird bestehen bleiben, bis die Befreiungsstunde schlägt. (Lebhafter Beifall.) Da» Hau» tritt sodann in dte Tagesordnung «in. Debattelos wird i«