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MkM' IW die WkchrscheinlWest, Süß über kürz oRr lang dir Echos,uug einer inländischen Goldanleih«, bei der Papier- mark eino-zablt werden können, erfolgen wird. Noch sträubt man sich dagegen mit Rücksicht auf die alten Anleihen, aber die Enim'.ckiunq geht ihren Weg.

Von jeher haben dis hohen Dividenden bei einer Reihe von Gesellschaften lebhafte Aufmerksamkeit gefunden. In den lechen Jahren hat dis Papiergeldwirtschaft jedoch Verhältnisse geschaffen, denen die alte Betrachtungsweise gegenüber hohen Dividenden versagt und daher heute gänz­lich unangebracht ist. Vor allem muß sie um deswillen ver­jagen, weil man ohne Berücksichtigung der Kapitalver - Mehrung bei den einzelnen Gesellschaften sich überhaupt kein richtiges Bild machen kann.

Dazu kommt der K u r s d e r A k t i e n. Man rechnet bei :n Aktien nicht mehr nach einer Verzinsung des angelegten ieapitals in Prozent, sondern nur noch pro Mille. Jüngst hat Siemens u. Halste dis Verteilung einer Dividende von 80 Prozent (gegenüber 20 Prozent im Vorjahr) vorgeschlagen. Seit dem Jahr 1920 ist das Kapital dieses Weltunternehmens unverändert geblieben. Für 1920 wurde eine Dividende von 14 Prozent, und zwar für ein Geschäftsjahr von 14 Monaten verteilt, für 1921 20 Prozent und jetzt für 1922 80 Prozent. Man vergleiche nun die Entwertung des Geldes seit dem Jahr l920, wo der Dollar 60 Mark kostete und heute, wo er vorübergehend'auf 50 000 gestiegen war. Der Kuue ist von etwa 300 im Mai 1920, dem Zeitpunkt der letzten Kapital­erhöhung, auf 765 Prozent Ende 1921, 22 000 Ende 1922 und auf über 90 000 im Februar 1923 gestiegen; bei dem allge­meinen Kursrückgang ist er jetzt allerdings nur etwa 60G)0, vorübergehend war er sogar noch niedriger. Dieser Kurs ist aber nur gerechtfertigt, wenn eine entsprechendeAus­wertung" durch Kapitnlsvermehrung erfolgt.

Man sieht aus diesen gewaltigen Kursschwankungen, tue sich bei der letzten Hausse dem Dollar ganz besonders angepaßt haben, wie die Bewertung der Aktien heute gar nicht mehr nach dem Ertrag, ausgedrückt in der Dividende, geht, sondern nach einem außerhalb Deutschlands befindlichen finanziellen Machthaber: dem Dollar. Wäre es möglich, -so müßte also eigentlich die Dividende aller Aktiengesellschaften nach dem Dollar erklärt werden. Man hat aber inzwischen den ein­facheren Weg zurück zur alten Goldmark gefunden und dis in Goldmark ausgeschütteten Dividenden sind trotz ihrer Winzig­keit immerhin eine recht respektable Papiermark-Dividende. So hat die Porzellanfabrik Schönwald ein Zwanzigstel Pro­zent (0,05 Prozent) in Gold vorgeschlagen, das berechnet die Verwaltung mit 1000 Papiermark pro Aktie oder 100 Pro­zent (gegenüber 20 Prozent im Vorjahre). Würde Siemens u. Halske seine 80 Prozent in derselben Goldmark ausgedrückt haben, so wären es nur bescheidene 0,04 Prozent Goldmark auf die Aktie von 1000 Mark. Beim Kurs von rund 80 000 Prozent (gleich 800 000 Mark für die Aktie) kämen jedoch in Papiermark auch nur 1 pro Mille heraus, das sind 0,1 Pro­zent oder 10 Pfg. für 100 Mark. Das ist doch keine hervor­ragende Verzinsung. Selbst wenn der Kurs nur 40 000 wäre und die Dividende doppelt so hoch, also 160 Prozent, wäre das nur eine Kapitalverzinsung von 40 Pfg. für 100 Mark. Die Zahl der Aktiengesellschaften, die zur Dividende in Gold­mark, ausgezahlt in Papiermark, übergehen, dürfte sich im Lauf der Zeit sehr vermehren, wenn nicht durch gesetzgeberi­sche Maßnahmen die Wiederherstellung einer festen Währung auf neuer Grundlage zum Gold den Schwierigkeiten der Bi­lanzierung und damit auch der Ausschüttung unrichtig ecrech» neter Gewinne ein Ende macht. Dann wird der Spuk der Banknoten vom deutschen Wirtschaftsleben genommen wer­den; man wird dann, weil wieder ohne Scheingewinne, sehr bescheidene Dividenden ausschütten, wie wir das aus den Eoldmark-Dioidenden jetzt ersehen. Wie der Kurszetttel sich dann gestalten wird, das kann niemand im voraus sagen. Aber es wird entweder ein gewaltigesAufwerten" des Aktienkapitals durch Kapitalsvermehrung erfolgen oder aber, wenn die bescheidene Verzinsung, die dann für das eingelegte , Aktienkapital herausgeholt wird, den Aktienbesitzern nicht zusagt und sie zum Wechseln ihrer Kapitalanlage veranlaßt, noch manche Umwälzungen auf wirtschaftlichem Gebiet bringen.

Mit der Erklärung und Ausschüttung von Goldmark- Dividenden wird der Vorspiegelung falscher Tatsachen ein Ende gemacht. Namentlich das Ausland hat an den hohen Dividenden, die zum Teil noch für altes Goldmarkkapital ge­zahlt werden, Anstoß genommen. Diese hohen Dividenden werden als Beweis des Blühens der deutschen Industrie und als ungeheure Bereicherung der deutschen Industriellen und Aktienbesitzer bezeichnet, während in Wirklichkeit diese Riesen- dividenden in Papiermark nur ein Merkmal der deutschen Verarmung sind. Dadurch, daß sie sich von den berauschenden Papiermarkzahlen loslöst und wieder zum alten Wertmesser i, der einst auf Gold gegründeten Mark zurückkehrt, schreitet die , Industrie nunmehr ebenso zur Selbsthilfe wie die darlehns- j suchenden Körperschaften durch die Schaffung von wertbestän­digen Anleihen. _

Die Herausforderung geht weiter

Weitere Besetzungen

Mülheim a. Ruhr. 7. März. Gestern früh drangen Fran­zosen in die Stadt ein und besetzten das Rathaus. Da die Beamten noch nicht anwesend waren, wurde die große Rat­haustüre eingeschlagen. In der ganzen Stadt wurde Jagd auf die Schutzpolizei gemacht, von der viele verhaftet wurden. Auf dem Bahnhof Eppinghofen wurden die Schalterkassen um 256 000 Mark beraubt.

Bochum, 7. März Der Stadt Bochum wurde wegen an- gebllcher Mißhandlung französischer Zivilisten (Spione) eine Buße von 35 Millionen Mark auferlsgt. Die Stadt weigert sich, die Summe zu bezahlen, und es ist zu erwarten, daß die Franzosen sich durch Raub Geld verschaffen werden wie in Gelsenkirchen.

Besetzung von Knielingen bei Karlsruhe

^ Karlsruhe, 7. März. Das Zollamt in Maxa u wurde r heute früh von 50 Marokkanern besetzt, die im Wartsaal des l Bahnhofs einquartiert sind. Auf Lastkraftwagen wurden ferner 100 Franzosen mit 3 Offizieren nach Knieiingen befördert, wo sie in der Turnhalle Ouartier bezogen haben.

Karlsruhe, 7. März. Die Franzosen haben den Bahnhos in Kehl besetzt und alle vorhandenen Wagen, ob beladen oder leer, ins Elsaß verschleppt. Der Verkehr ist eingestellt.

Neue Truppen für die befehlen Gebiele Paris, 3. März. Ende dieser Woche wird die 3. Division und die 91. Infanteriedivision ins Rheinland befördert. Vom ^ 15. März an wird der zweite Teil der 1922 ausgehobenen

^ Rekruten ins besetzte Gebiet gebracht. Es scheint, daß größere Trm>venverschi?bmMn bevorstehen.

Die Jähresklasse ISTl wird in drei Stufen am 25. April, IS. und 21. Mat entlassen.

Französische Maskerade

Köln, 7. März. Auf den Bahnhöfen von Mainz, Düren und in einigen anderen Städten bekleiden sich die Franzosen mit den geraubten Uniformen der deutschen Eisenbahner, um den Reisenden vorzutauschsn, daß der Eisenbahnbetrieb durch Deutsche fortgeführt werde.

Bochum. 7. März. Um die Spuren der Schandtaten m Bochum, die durch photographische Aufnahmen ausländi­scher, besonders englischer Berichterstatter festgestrllt und in -er ganzen Welt bekannt gemacht worden sind, zu ver­wischen, suchen die Franzosen die von ihnen angerichte­ten Verwüstungen in Eile auszubessern. In der besonders schlimm zugerichteten Handelskammer wurde unter der Auf­sicht von Offizieren eifrig gearbeitet. Die Offiziere hatten englische Zeitungen mit Abbildungen der Verwüstungen in der Hand und ließen nach diesen Bildern die Cinrichtungs- gegenstände geflickt wieder an den alten Platz bringen. Dar­auf wurden photographische Aufnahmen gemacht, die ohne Zweifel verbreitet werden sollen, um dem Ausland zube­weisen", daß- die Berichte von den Verwüstungen unwahr seien. Ein Oberbayer würde nach einem bekannten Wort sagen: Pfifft' san's schon, saudumm aber a'.

Vas französische Nachrichtenblatt

Düsseldorf, 7. März. Die Franzosen geben hier einNach- richienblatt" heraus, das Bekanntmachungen über Verhaf­tungen, Ausweisungen, Beschlagnahmen, Gegenerklärungen gegen die Kundgebungen der deutschen Reichsregierung usw. Das Blatt wird in allen Städten des besetzten Gebiets auf .großen Tafeln ausgehüngt.

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Für die befehlen Gebiet«

Berlin, 7. März. Bis zum 3. März sind insgesamt für das Ruhrgebiet 1049 Eisenbahnwagen mit Lebensmitteln aller Art verladen worden. Davon sind 123 Wagen unmit­telbar schon in den Besitz der vorgesehenen Empfänger ge­langt. Die Wagen müssen sehr lange unterwegs sein; ab­gesehen von einigen übereifrigen Kommandostellen sind von den Franzosen in der Zufuhr der Lebensmittel keine Schwie­rigkeiten gemacht worden.

Der Verband der Kriegsblinden in Wien, der etwa 300 Mitglieder zählt, hat für die in den besetzten Gebieten wohnenden etwa 410 Mitglieder des reichsdeutschen Kriegsblindenverbands 600 000 Mark gespendet.

Die Bischöfe an den Papst

Köln, 7. März. Die Bischöfe des Einbruchsgebiets, Kardinal-Erzbischof Schulte von K-ö l n und die Bischöfe von Münster und Paderborn haben erneut an den Papst ein Telegramm gesandt: Die wegen der täglich wachsenden Bedrängnis und Not versammelten beteiligten Bischöfe bitten dankbar und vertrauensvoll Eure Heiligkeit um weitere Hilfe und Trost.

Der deutsche Widerstand findet Bewunderung

Leipzig, 7. März. Bei dem herkömmlichen Presseabend bei der Eröffnung der Leipziger Frühjahrsmesse sagte der Vertreter derChicagoer Abendpost", Dr. W. I. Prigss, die wiedererwachten Gefühle der Freundschaft in Amerika verdanke Deutschland seinem entschlossenen Widerstand gegen den Ruhrüberfall. Nach dem seitherigen Verhalten hätte man einen solchen Widerstand nickst erwartet, um so mehr werde er von den Amerikanern bewundert, denn so etwas kenne die Weltgeschichte noch nicht. Auf den Willen zum Widerstand werde und müsse der Wiederaufstieg folgen.

England bleibt fern

London, 7. März. Im Unterhaus wurde gestern über den Antrag der Arbeiterpartei gesprochen, die Kammern Frank­reichs und Belgiens aufzufordern, einen Ausschuß aus aller, Parteien zu bilden, der mit dem gleichen Ausschuß Englands über die Ruhrbesetzung im Zusammenhang mit derSicher-, heit" und der Kriegsentschädigung beraten sollte. Mac» donald begründete den Antrag in sehr vorsichtiger Weise. Lord Robert Cecil wandte sich gegen den Antrag. Bonar Law erklärte, die englische Regierung sei zu einem Ein­greifen nicht bereit, da es von Frankreichs als Unfreundliche keit aufgefaßt würde. Darauf wurde die Erörterung auf unbestimmte Zeit vertagt.

Frankreich will die Kohlenbergwerke ausplündern

Da der zweite Monat der Ruhrbssetzung in den nächsten Tagen zu Ende geht, wollen die Franzosen versuchen, wenigstens ein Ziel zu erreichen, das sie sich mit dieser Be­setzung gesteckt hatten. Sie wollen trachten, endlich Kohle nach Frankreich zu befördern. Zunächst einmal sollen noch emer Düsseldorfer Depesche desNew Jork Herald" die Staatsbergwerke beschlagnahmt werden, so­dann wird man aus den privaten Zechen Kohlen zu bekommen suchen, soweit die Eigentümer dieser Zeche Ent­schädigungskohle zu liefern abgelehnt hatten. Behauptet wird, daß gegenwärtig zwei Millionen Tonnen ouf den Abtransport warten und diese sollen nunmehr nach Frank­reich abgesandt werden. DerChicago Tribüne" zufolge wird eine Verordnung erlassen, durch welche die Er­hebung der Kohlen st euer geregelt werden soll und im Zusammenhang damit wird die Beschlagnahme derKohlen erfolgen. Cs soll ein Schiedsgericht eingesetzt werden, durch dos die deutschen Bergwerksbesitzer Einspruch gegen die Höhe der Kohlensteusr erheben können, und dieses Schiedsgericht wird auch zu entscheiden haben, wie groß die Kohlenmengen seien, welche die einzelnen Bergwerke fördern können. Die Kohlensteuer wird monatlich, und zwar am 15. jeden Monats nachher zu zahlen sein. Falls bis zum 18. der Betrag nicht erlegt wäre, würden die Fran­zosen Kohlen im Wert der zu entrichtenden Steuern fortnehmen, außerdem aber wei­tere 50 Prozent, was eine Strafmaßnahme gegen die Grubenbesitzer sein soll, die Steuern nicht bezahlen. Falls am 26. jeden Monats dle Steuerzah- ümg nicht erfolgt wäre, würde das Eigentum der L e'r g w e r k s b e s i tz e r b e s ch l c : h m t werden- Am

Ende des Monats würden diese vor ein Kriegsgericht gestellt werden und io lange eingesperrt werden, bis sie bezahlen. Die Zahlungen haben an die Rheinische Diskonto- äank, oder an jede andere von der interalliierten Bergwerks- kcmmis'ion genehmigte Bank zu erfolgen 50 Prozent der Steuern müssen in auswärtiger Wahrung erlegt werden.

Die Rückgabe des deutschen Eigentums iu Amerika

In den letzten Stunden seines Zusammenseins erledigte der amerikanische Kongreß im Handumdrehen nahezu 200 Regierungsvorschläge. Das wichtigste Gesetz, mit dem der Kongreß sich beschäftigte, war die Bestätigung des vom Re­präsentantenhaus bereits vor einigen Wochen gefaßten V«. schlusses, das beschlagnahmte feindliche Eigentum in der Höhe bis zu 10 000 Dollar zurückzuerstatten und von dem Eigentum über 10 000 Dollar einen Wert in der Höhe bis zu 10 000 Dollar. Bestimmt wurde, daß alle Zinsen von beschlagnahm­ten Wertpapieren, die während der Jahre der Beschlagnahme aufgelaufen waren, zurückerstattet werden sollen. Auch alle Aktien, die beschlagnahmt worden waren, sollen bis zu 10 000 Dollar zurückerstattet werden. Ebenso alle Patente, soweit derentwegen keine Prozesse anhängig sind, oder soweit diese nicht vom Kriegs' oder Marineamt in Anspruch genommen wurden. Im ganzen glaubt man, daß beschlagnahmtes Eigen­tum in der Höhe von 44 Millionen Dollar zurückgegoben wird. Da deutsches Eigentum im Wert von 350 Millionen Dollar jn der Kriegszeit beschlagnahmt wurde, bleiben rund 300 Millionen Dollar übrig, um die Zahlung amerikanischer Foio derungen gegenüber Deutschland zu decken. Dazu kommen übrigens noch 200 Millionen Dollar für beschlagnahmte einstige deutsche Schiffe, die sich nunmehr im Besitz der ameri- konischen Regierung befinden. An rückständigen Zinsen,zah- lungen, oder für die Ausnutzung deutschen Eigentums in den Men funfeinbalb Jabren dürften nach einer Schätzung de» Verwalters, Oberst Thomas Miller. 67 Millionen Dollar zurückerstattet werden. Dieser Betrag war in den Jahren, da das deutsche Eigentum beschlagnahmt war, dem amerikani- schen Staatsschatz zugeflossen. An Aktien werden alle jene ^urulrgeg^ben werden, die von Gesellschaften herrühren, wo nie Mehrheit des Aktienbesitzes bei-Kriegserklärung in amu-i- lianischen Händen war. 56060 Patente werden den ur- jprünglichen Besitzern zurückgegeben werden.

Neue Nachrichten

Proletarischer Ordnungsdienst in Gera

Gera, 7. März. Am Sonntag trat hier zum ersten M-lle eine Arbeiterwehr, die den Namenproletarischer Ordnungs- öienst" führt, in einer Stärke von fünf Hundertschaften zu einem Appell zusammen. Diese Formationen sind in den Bezirken Gera-West, Gera-Süd und Gera-Zwötzen von der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei ausgestellt worden. Hundertschaften der übrigen Bezirke sollen noch im Laufe dieser Woche gebildet werden. Am 11. März sollen sie alle zu einem Generalappell zusammentreten.

Der Reichspräsident auf der Leipziger Messe.

Leipzig, 7. März. Reichspräsident Ebert traf heute vormittag im Flugzeug von Berlin kommend hier zum Besuch der Leipziger Messe ein.

Die Beamtengehälter.

Berlin, 7. MärH. Tie Vertreter der Spitzenverbände sind zu dem Reichsfinanzminister geladen. Wie es heißt, wird die Reichsregierung in dieser Besprechung die Gründe darlegcn, weshalb jetzt mit einer Erhöhung der Gehälter und Bezüge Halt gemacht werden müßte. Tie Gewerk­schaften wollen demgegenüber darauf Hinweisen, daß man von einem Preisabbau nicht nur nichts spüre, sondern daß verschiedene Nahrungsmittel und Bedarfsartikel noch wei­ter steigen und daß die Bezüge vieler arbeitenden Schich­ten weit unter dem Index liegen. Es ist damit zu rech­nen, daß eine Einigung zustande kommt.

Ein Politischer Prozeß.

München, 7. März. Eine Anzahl außerhalb der politischen Parteien stehender Persönlichkeiten hatte sich mit der Absicht znsammengetan. in der nächsten Zeit eine Aenderung der bayerischen Staatsverfassung herbeizu­führen. Unter ihnen befand sich der frühere Rechtsrat der Stadt München, Dr. Kühles, der Professor Karl Fuchs und der Kapellmeister Machaus. Tie Polizei hat bisher 15 Beteiligte festgestellt und eine Anzahl von ihnen vorläufig festgenommen. Nach Feststellung ihrer Personalien wurden sie ans freien Fuß gesetzt. Der in die Angelegenheit verwickelte Rechtsrat Dr. Kühles hat Selbst­mord durch Erschießen begangen.

Das Urteil gegen Dr. Jarres.

Aachen, 7. März. Oberbürgermeister Dr. Jarres von Duisburg wurde von dem hiesigen Kriegsgericht dem An­trag des Militärstaatsanwalts entsprechend zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Das Urteil erster Instanz hatte auf 1 Monat Gefängnis und Tragung der Kosten des Ver­fahrens gelautet.

Abberufung Neurath s?

Ma: nb, 7. März. DieTribuna" will aus Ber­lin erfahren haben, daß der gegenwärtige Gesandte in Rom, v. Neurath, von seinem Posten abberufen werde, da er die militärischen Behörden von den Vorgängen in der Botschaft nicht rechtzeitig in Kenntnis setzte und persönliche Vorkehrungen getroffen habe.D'Jtalia" teilt mit, daß als Nachfolger Fürst v. Bülow in Betracht käme.

Wahlniederlage der britischen Regierung.

London, 7. März. Bei den Ersatzwahlen ins Un­terhaus erlitt die britische Regierung ihre 3. Niederlage, indem auch in Liverpool der Regicrnngskandidat vom Arbeiterkandidat geschlagen wurde. Man hält es in Lon­don in politischen Kreisen für möglich, daß in der Zusam­mensetzung des Kabinetts Bonar Law Aenderungen ein- treten werden.

Die Türken lehnen ab.

Paris, 7. März. Nach einer Havasmeld ing hat die Nationalversammlung von Angora beschlossen, den Lau sann er Friedensvertrag zurückzuwei- s e n. Die Nationalversammlung will jedoch die Verhand­lung unter Bedingungen fortsetzen, die die Unabhängig­keit der türkischen Nationalität garantieren.

Württemberg

Stuttgart, 7. März. Staatspräsident Dr. Hie­be r hat sich mit Finanzminister Dr. Schallzu Beratungen mit der Reichsregserung nach Berlin begebest.