müde, die Ruhrunternehmung als eine nur gegen die deutschen Großindustriellen und die hinter ihnen stehende rechtsgerichtete Regierung Cuno gerichtete Maßnahme hinzustellen. Es handle sich eingestandenermaßen weit weniger darum, Kohlen zu erlangen, als den Willen der Machthaber zu beugen. Der deutsche Wirtschaftskörper kann nicht ohne das rheinisch-westfälische Industrieland atmen."
Und die Pariser „Ere No uv eile" schreibt: „Die Ruhrbesetzung bildet keinen Selbstzweck, sie löscht unsere Schuld nicht aus. Sie füllt unsere Kasse nicht, sie baut unsere Ruinen nicht auf, wohl aber kostet sie viel Anstrengung und Geld. Unser -Ziel lautet, das Reich zu zwingen, mit uns in Verhandlungen einzutreten und einen Druck auf die deutsche Wirtschaft auszuüben."
Genug dieser Zeugnisse. Was also Frankreich an Gründen für sein unerhörtes Vorgehen an der Ruhr und neuerdings am Oberrhein angibt, ist eitel Heuchelei und Schwindel. Ob es nun heißt: „Absichtliche Nichterfüllung" bei den Kohlen-, Holz- und Stickstosflieferungen, oder ob man uns eine „Verfehlung" wegen Unterbrechung des internationalen Zugsverkehrs zwischen Paris und Prag vorwirft, gleichviel, das sind nur Scheingründe. Frankreich will unsere wirtschaftliche Vernichtung. Dadurch erst ist seine unbestrittene Vorherrschaft auf dem Europäischen Festland gesichert.
Die Besetzung des Ruhrgebiets ist nur ein Ausschnitt tn dem Gesamtplan der französischen Nbeinpolitik. Gerade die Besetzung Offfenburgs zeigt den wahren Charakter, der über wirtschaftliche Ziele hinaus nach der politischen Ueberlegenheit über Mittel-Europa strebt. Jede Nachgiebigkeit unsererseits würde nicht nur unsere dauernde wirtschaftliche Versklavung, sondern ebenso unsere endgültige politisch« Selbstauslösung bedeuten.
Hier gibt's nur einen unbeugsamen Widerstand- Rur aus diese Weise werden wir, wie auch die englisch» Presse bereits zugibt, unser moralisches Ansehen in der Welt wieder zurückerobern. Nur so auch Frankreich in den Augen einer gerechtdenkenden Menschheit ins's Unrecht setzen. Wenn wir jetzt zufammenklapven, dann haben wir zum zweitenmal den Weltkrieg verloren. Dann ist überhaupt uns nicht mehr zu helfen. Vil. Ick.
Der Reichskanzler gegen PoincarLs Lügen
Berlin, 7. Febr. Der hiesige Vertreter der (amerikanischen) „Associated Preß" hatte mit dem Reichskanzler gestern kurz nach dessen Rückkehr aus dem Einbruchsgebiet im Westen eine Unterredung. Der Kanzler äußerte sich über das Ergebnis seiner zweitägigen Erkundunnsreise sehr befriedigt und hob die feste Entschlossenheit der Ruhrbevölkerung hervor, auf der ganzen Linie den passiven Widerstand gegen den französischen Rechtsbruch sortzusetzen. Dann wandte sich der Kanzler der Rede zu, die Poincarö auf dem Bankett der Bereinigung republikanischer Journalisten in Paris gehalten hat. Er hielt der Behauptung Poincares, daß er nicht freudigen Herzens zu der Politik des Zwangs gegenüber Deutschland gegriffen habe, die lange Reihe von Zwangsmaßnahmen und Vergewaltigungen entgegen, die die Politik Frankreichs Deutschland gegenüber kennzeichnen, seit Deutschland die Waffen niedergelegt habe. Mit dem Ruhreinfall habe aber Poincarö diese Zwangspolitik in einer Weise ausgebaut, die sich die Welt nicht habe träumen lassen, als sie den Abschluß des Kriegs als Wendepunkt zu einer neuen Zeit begrüßte. Vergeblich versuche Poincare das Recht zu diesem Einbruch zu konstruieren. Keiner der die Wahrheit erwür- genden Paragraphen des Versailler Diktats räume ihm ein solches Recht ein. Wie Hohn klinge es, wenn Poincarö den Einbruch seiner 250 000 Bewaffneten als „friedliches Werk" bezeichne. Dieser Scheinheiligkeit Poincarös hielt der Kanzler die Untaten, die zahlreichen Verhaftungen und Ausweisungen der Franzosen entgegen. Poincarö Irre sich, wenn er glaube, daß der Widerstand der Rheinländer und Westfalen erst durch einen Befehl aus Berlin veranlaßt worden sei. Der Widerstand entspringe einem freiwilligen Entschluß der Bevölkerung. Das Ziel der deutschen Politik sei Freiheit und nationale Einheit. Man muss» aber fragen, wie es mit Poincarös Absichten stebe. Cr suche angeblich Entschädigungen für die französi- scheu Ruinen und Sicherheit gegen deutsche Angriffe. Frankreich sei es aber gewesen, daß alle deutschen Angebote zur Wiederherstellung der zerstörten Gebiete zunichte gemacht nabe. Zur Sicherheit Frankreichs zerstöre man ein W' '-
schattssystem, das zu den feinsten Organismen der Weltwirtschaft gehöre. Das sei der Sinn der Poincaröschsn „Pfänder- Politik", die von allen Wirtschaftsautoritäten abgelehnt wer*?. Das entwaffnete deutsche Volk sei für Frankreich keine fahr und die Sorge vor deutschen Angriffen sei nur 4c. Deckmantel für Poincares Herrschastsbestrebungsn. E n französisches Blatt habe eingestanden, daß keine deutsch»« Vorschläge Frankreich veranlassen würden, seine Beute fah- rn zu lassen und Poincares Rede sei eine Beschreibung dics.s Eingeständnisses. Der Gewalt setze aber Deutschland st'N Recht entgegen und den Willen zum Leben.
Vom Schießen zum Foltern
Hamm i. D., 7. 'Febr. Auf dem Bahnhof inFriem«rs- ) e im (Kreis Mors) sind die Stellwerke unbrauchbar gemacht worden. Französische Soldaten unter Führung eine» Offizier» wollten die Bedienung durch die deutschen Eisenbahner erzwingen. Einzelnen von ihnen wurden die.K ö pf« gegen )ie Weichböcke gestoßen und sie wurden mit E r- chießen bedroht. Dem Stationsvorsteher hielt man dis Pistole vor die Brust. Alles nützt» nichts. Die Deut- chen blieben fest, schließlich mußten di« wütenden Franzo- en unverrichteter Dinge abzieh.'m — Die Betrieb»»' stockungen nehmen von Tag zu Tag zu, sie reichen vom Osten des besetzten Gebiets bis Essen, die Güterbahnhöfe sind verstopft. Täglich werden Staats- und Prrvatbeamte der Kohlenwerke ausgewiesen.
Düsseldorf. 7. Febr. Der Oberpräsident hat dem Vater des in Bilk von einem Franzosen erschossenen Kindes, dem Former Julius Fischer, einen Beitrag zu den Beerdigungskosten in Höhe von 200 000 Mark zugestellt. Dis Rentenansprüche der Eltern nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch werden bei der französischen Behörde geltend gemacht. — Die Franzosen haben die „Ausfuhr" von Benzol, Teer und Am- moniaksulsat in das unbesetzte Deutschland verboten. Nicht nur Güterzüge, sondern auch die Personen- und Schnellzüge werden setzt an der Besetzungsgrenze durchsucht.
Dortmund, 7. Febr. Die französischen Ueberwachungs- stationen verhindern auch den Durchgang von leeren bedeckten Wagen vom besetzten ins unbesetzte Gebiet. Dadurch wird die Lebensmittelversorgung der deutschen Bevölkerung gefährdet.
Mainz, 7. Febr. Auch der stellvertretende Bürgermeister von Mainz, Adelung, ist mit seiner Familie von den Franzosen ausgewiesen worden, ebenso der Präsident der Eisen- bahndirektion Trier, Löhse, und der Präsident der Direktion in Ludwigshafen, Lieberich. — In Hörde wurden 8 Eymnasisten verhaftet, weil sie französische Anschläge abgerissen hatten.
Um das Ausführen von Kohlenzügen nach dem unbesetzten Deutschland unmöglich zu machen, haben die Franzosen an den Üeberwachungsstellen vielfach die Schienen aufge- wissen.
In Höchst a. M. haben französische Geheimagenten die Postwagen der Cisenbahnzüge durchsucht und die Briefpost für das Saargebiet mitgenommen. InLudwigshafe n wurde ein Flußdampfer beschlagnahmt, mit dem die Franzosen die im Mannheimer Hafen liegenden Kohlenkähne abschleppen wollten.
Ein Franzosenzug verunglückt
Düsseldorf, 7. Febr. Am 30. Januar entgleiste, wie der „Zeit" gemeldet wird, infolge französischer Unfähigkeit im Bahnhof Ratingen ein pon Franzosen geführter M i - litärzug. Viele Franzosen sind dabei üms Leben gekommen. In der Nacht zum 1. Februar wurden auf dem Nord- friedhof in Düsseldorf 25 Soldaten beerdigt. Die Zahl der Verletzten ist groß, aber nicht genau bekannt, da die französische Besatzungsbehörde den Unglücksfall geheim hält und den Zeitungen streng verboten hat, darüber zu berichten.
Die Besehungslasten
Essen, 7. Febr. Die Lasten der Besetzung machen sich immer stärker fühlbar. Von den Gasthöfen sind für Einquartierung bis jetzt 24 Millionen Mark von der Stadt angefordert worden. Die Kosten der Privatquartiere sind noch nicht bekannt. Für die Massenquartiere mußte für 12 stk Millionen Mark Stroh geliefert werden, die Heizungskosten betragen 6)4 Millionen. An Sachgegenständen wurden von den Franzosen für 300 Millionen angefordert. Die Gesamtausgaben der Stadt belaufen sich jetzt schon auf 374 Millionen Mark.
Dt» Italiener «ckgereffl ^ ^
Esten, 7. Febr. Di« dr»i italienischen Ingenieur«, dt« an der „friedlichen Ueberwachung der Entschädigungserfüllung" beteiligt waren, um dem Ruhreinfall das Gesicht «iner Matz- nähme „der Verbündeten" zu geben, sind abgereist, obgleich der französische Ingenieurchef Cost« si« auf j»d« W»is« -um Bleiben überreden wollt«.
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Das englische Besehungsgebiel eingeschlofsen
Köln, 7. Febr. Die Franzosen haben gestern Lemey, Bergisch-Born, Wermelskirchen und Overath besetzt. Damit sind alle aus dem englischen Besetzungsgebiet in das unb«- setzte Gebiet führenden Eisenbahnwege unter französischer Ueberwachung und die Abschnürung der Ruhige- bietrvoll ständig, auch wenn die Engländer sich an der Adschließung und der Zollini« nicht beteiligen sollten.
Schon wieder eine Verfehlung
Variv, 7. Febr- Die Entschädigungskommiffion hat die Entdeckung gemacht, daß Deutschland die vertragsmäßig zu liefernden 30 000 Tonnen Schwefelammoniak (monatlich 2500 Tonnen) seit Unterzeichnung des Friedensvertrags bisher pünktlich «Ingehalten habe, daß aber seit dem Januar 1923 (d. h. seit dem Vertragsbrüchigen Einfall ins RuhrgebieH nichts mehr geliefert worden sei. Das sei eine offenkundige „Verfehlung", die sie in der nächsten Sitzung amtsich feststellen und der französischen Regierung zur Kenntnis bringen werde.
Guke Eindrücke vom Ruhrsieblek Berlin. 7. Febr. Der Reichskanzler hat vv» seiner Reise durch, besetzte Rubrgebket nach der „D. Allg. Ztg." außerordentlich befriedigend« Eindrücke gewonnen. Er hat so viel Festigkeit und Entschlossenheit in der Abwehr des feindlichen Ueberfalls gewonnen, daß er die Ueberzeugung hat, die ganze Bevölkerung steh« mit der Regierung auf einer Linie.
Berlin» 7. Febr. Reichsfinamminister Dr. Hrrme« ist von seiner Reise nach Barmen, Äberfeld, Ess»n und Dortmund wieder in Berlin eingetroffen.
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Gegen den feindlichen Schnaps
Berlin, 7. Febr. Nach den bisher gemachten Erfahrungen werden Belgier und Franzosen versuchen, ihren Branntwein und Schnaps im neubesetzten Gebiet unterzubringen. Besonder, das in Alkohol schwimmende Frankreich wird seine übergroßen Bestände abstoßen wollen. Die Reichsregierung macht darauf aufmerksam, daß di« Einfuhr von Branntwein nach Deutschland streng verboten ist und siegen da» alleinige Cinfuhrrecht der Reichsmonopolvsrwaltung verstößt.
Köln, 7. Febr. Die Eisenbahner im Eisenbahnbezirk Köln sind angewiesen worden, die Franzosen, die auf den Stellwerken die Apparats kennen lernen wollen, zum Verlasse« der Werke aufzufordern und im Weigerungsfall die Arbeit med erzule g en.
Wegen der Verhaftung zweier Beamten wurde gestern > auf den Staatsgruben in Recklinghausen 24 Stunden i gestreikt. j
Im Eisenbahndirektionsbezirk Trier sind fast sämtliche i Strecken stillgelegt. !
Ruhrhilfe '
Berlin, 7. Febr. Die hannoversche Großindustrie spen- ^ dets als ersten Beitrag für da» Ruhrgebiet 800 Millionen, f der Großhandel 50 Millionen Mark, dis Sammlung der > hannoverschen Zeitungen ergab bis jetzt 60 Millionen Mark.
Die Ruhrspende der Deutschen in Sao Paolo (Brasilien) hat 570 Millionen erreicht. Die norwegische Firma Allan u. Co. in Christian! a sandte 500 000 Mark. Aus Vorarl- ! berg gingen 3)4 Millionen Kronen ein, davon 1 Million ! vom Deutschen Frauenverein in Bregenz. Auch die dsut- i scheu Vereine in Basel und Zürich haben Sammlungen sin- ; geleitet.
Vom 29. Januar bis 3. Februar sind durch den Reich , ausschuß der deutschen Landwirtschaft an Liebesgaben der Landwirte ins Ruhraebiet abgesandt worden: 58 Wagen und 5775Ltr. Kartoffeln, 9 Wagen und 5492 Ztr. Getreide. 7 Wagen und 1700 Ztr. Mehl, 10 Ztr. Hülsen- früchte, 200 Ztr. Haferflocken. 300 Ztr. Kartoffelstärkemehl,
9 Waaen verschiedene Lebensmittel, zusammen 86 Waaen
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Gerechtigkeit.
Roman von Eduard Appek.
S. (Nachdruck verboten.)
„Nein, das kannst du nicht behaupten, daß ich Borr »achlause. Im Gegenteil! Ich habe ihn noch nicht im geringsten ermutigt."
" „Laß doch das. Zur Ehe soll man niemand zwingen. Ich bin müde und möchte mich niederlegen," sagte der Gast und sein matter Blick bestätigte seine Behauptung.
„Ach es ist auch wirklich schon spät geworden," bemerkte Klara, einen Blick auf die Uhr werfend.
Alle drei erhoben sich nun.
»Ich gehe schnell das Bett richten," sagte Klara und > eilte davon.
„Und ich möchte noch nach den Kleinen sehen," sagte der Fremde — „ich habe eine solche Sehnsucht nach , ihnen."
„So komm, ich fützre dich."
„Gott! Sie werden mich ja nicht einmal kennen," klagte der Fremde
„Das ist ja auch nicht möglich. Sie waren ja beide noch ganz klein, als du von uns gingst."
„Ja, ja!" seufzte jener.
Nun hatten sie das Schlafzimmer betreten. Es befanden sich drei Schlafstellen in dem>-..-.i und in einem Bette lagen die beiden Kinder, ein etwa siebenjähriger Knabe und ein sechsjähriges Mädchen, ein reizendes Kind mit blonden Locken und der Knabe etwas dunkler und ebenso hübsch. Si" schliefen fest, die Wangen rosig übergossen und die kleinen Mäulchen geöffnet.
Der Fremde stand glückselig vor dem Bette und schaute die Kleinen mit strahlenden Blicken und klopfendem Herzen an. Tränen traten ihm in die Augen und unsagbares Weh erfüllte ihm die Brust. Er hätte sich über das Bett werfen und laut schluchzen mögen, ^w»nn er nicht gefürchtet hätte, die Kinder aufzuwecken.
So selig, so warm wars ihm ums Herz und dennoch wieder — so furchtbar — traurig.
II.
Am Morgen des 24. Dezember saß Rudolf Decker auf dem Rande seines Bettes, dem er gerade erst entstiegen war. Die Haare standen ihm wirr auf dem Kopfe, die Augen waren noch halb geschlossen und die Hände lagen gefaltet zwischen den Beinen.
Er schien bereits den Versuch gemacht zu haben, sich anzukleiden, hatte aber, nachdem er in die Beinkleider und Pantoffel gerupft war, denselben wieder aufgegeben. Laut gähnte er, streckte sich wiederholt und griff nach dem aus dem Nachtkästchen stehenden Wasserglase, um es mit einem Zuge zu leeren. Dann legte er wieder die Hände zwischen die Beine und träum)-.
Klara war indessen damit beschäftigt, die kleine Emma anzuziehen, während Adolf auf dem Boden lag und spielte.
„Und da fliegen tausend und tausend Engel herum und sehen in die Wohnungen der Menschen hinein, ob die Kinder brav sind und hübsch beten," erklärte Klara dem Mädchen.
„Und sehen die auch, wenn es finster ist, was die Kinder machen?" fragte die Kleine.
„Na natürlich, du Dumme! Dafür sind es ja Engel," mengte sich wichtig der Bub ein.
„Aber Adolf, nicht schimpfen!" rügte Klara.
„Wart nur! dir bringt das Christkindlein nichts, wenn du so garstig bist," weissagte Emma.
„Ho ho ho ho!" höhnte Adolf — ich fürcht mich nicht. War voriges Jahr auch nicht brav und habe was bekommen."
„Na, warte nur", meinte Klara, „einmal wird es dir doch nichts bringen."
„Wie viel Uhr ist'S denn eigentlich?" fragte Rudolf.
„Wie viel? Es ist gewiß schon nicht mehr weit von
neun Uhr," erwiderte Klara.
„Schon neun?" -
„Mach dich doch einmal fertig. Ich kann ja keine Ordnung machen."
„Ach! ich möcht noch schlafen," entgegnete Rudolf gähnend. . '
„Du bist gestern wieder schön spät nachhause ge-,
kommen " ° ,
„Spät?" '' l
„ES war schon halb zwei." ^
„Na ja, es war so lustig."
„Bet Regina."
„W- denn? Fürs Wirtshaus, weißt du, Hab ich kein Geld."
„Du tätest auch besser, nicht so viel bei ihr zu j stecken." ,
Klara war inzwischen mit Emma fertig geworden - und diese hatte sich zu ihrem kleinen Bruder gehockt, um mit ihm zu spielen. Rudolf hatte sich endlich erhoben und ging im Zimmer auf und ab, während Klara , das Bett in Ordnung brachte. i
„Warum?" fragte Rudolf. ' st
„Du weißt doch, wie Mama dagegen ist." ^
„Nun ja, Mama! Die ist immer darauf versessen, k einem jede Freude zu verderben, einen immer nieder- > f zureißen, wenn man sich ein wenig aufzurichten ver- ß
sucht. Die reinste Krämernatur, immer mit der Wage s
zur Hand, um zu prüfen, ob das Zünglein ein wenig nach rechts oder links neigt. Donnerwetter! Ich bin . einmal nicht für eine solche Unzenmessung. Ich nehme. k
was sich mir bietet, ich bin froh, wenn mir das geizige, l
Leben auch etwas in die Hände wirft, wenn ich einmal, c aus der öden Ebene ein wenig bergan steigen und mehr i Sonne sehen kann." Klara seufzte. § si
„Ja, ja, ich kann dich wohl verstehen." ' s
Rudolf trat Plötzlich aus Klara zu und nahm sie in i ' f
die Arme, ^