steuer, weil man daraus klar erstellt, welche Roll« das Einkommen ausK"vitalnermöqen im gesamten Volkseinkommen spielt. Eme Nation ist im allqe- meinen um so rs'cker, ie arö^er der Anteil ihres Kavital- einkommens am gesamte" V-ikssinkommkn ist. Von diesem Reichtum hat nickt nur der einzelne Kamialist sondern die ganzen weiten Masten des arbeitenden Volkes einen Bar­test. Schaudernd müssen wir ie^t am eigenen Fleisck die Wahrheit dieses nolksw^tickacksicksn Grundsatzes erfahren, wo eben die wirklichen ^unstalnermäaen aesck-".mden sind. Schon im fksnanzsabr 1921 dem ersten F ckr, für das dis im Jahr 1920 einaest'ckrts Knpitaiei-^-7"st^',er in Betracht kommt, erbrachte diele S'»"er 1187 Millionen Vcw'ermark oder nur 3 Prozent der b!nfammenst'uer, die 281-18 M'^ stonen ergab: im ersten ^"!ck!^ckr igoo pi-ackte die Kovi.wi- ertraasteiwr nur nach 1088 ^ork oder 2,3 V-orent

der Einkommensteuer mit 1^828 M^cknen. Im Monat Nonember 1922. dem lebten Ma"at. für den amtliche Ruck­weise vorl'eaen. erhrackf? die Kanital-'-traasteuer noch 189 M'llionen Mark 9 38 Brn»en^ dm ^mmstenm mit 29119 Millionen Mark. Im Lauf eines Jahres ist also der Anteil der Kapitalertragsteuer an der Einkommensteuer aus weniger als ein Zehntel heruntergegangen.

Haben die Arbeiter einen Vorteil von diesem Kapital­schwund gehabt? Das Gegentest. Wenn man die Arbeits­löhne der Reichsbetriebe zum Maßstab nimmt, so hat im Dezember 1922 ein verheirateter ungelernter Arbeiter 552mal soviel Lohn erhalten als Ende 1913; aber die Lebenshaltungs­kosten sind nach dem Statistischen Reichsamt, einschließlich Wohnung und Bekleidung, auf Las 685fache gestiegen, er bezieht also nur einen Lohn von 81 Prozent gegen 1913. Dieses Mindereinkommen verschlimmert sich je mehr es sich um qualifizierte und geistige Arbeiter handelt; der gelernte Arbeiter ist in seinem Arbeitseinkommen auf 38, der mittlere Beamte auf 35 und der höhere Beamte auf 26 Prozent zurückgegangen, das furchtbarste Bild, das von Len Zuständen in der heutigen Zeit überhaupt ent­worfen werden kann. Ebenso verhält es sich bei den mitt­leren und höheren Angestellten in Privatbetrieben, und noch viel schlimmer steht es, von seltenen Ausnahmen abgesehen, mit Len Angehörigen der f, 'en Berufe, den Aerzten, Rechts­anwälten, Künstlern, Schriftstellern usw. Welche Masten­tragödie von Jammer, Verzweiflung und Selbstmord ist in diesen grausigen Zahlen umschlossen! Die Opfer des ge­schwundenen Kapitals, der materiellen und geistigen Prole- taristerung. In diesem Trauenspiel des deutschen Volks, das im Begriff ist, zum Proletariat unter den Völkern der Erde zu werden, in diesem Trauerspiel und nicht in der kapi­talistischen Steuerschou liegt der Urgrund für die verzweifelte Finanzlage des Reichs, neben den unerhörten Belastungen des Friedensvertrags, dieses schändlichsten Dokuments der Weltgeschichte. Das ist das Bild der Wahrheit, das dem deutschen Volk gezeigt werden muß. Und hier hat man auch den untrennbaren und unlösbaren Zusammenhang zwiscken dem Reichshaushaltplan und der Politik, der unseligen Ent­schädigungsfrage, dem verbrecherischen Einfall ins Ruhrge­biet, mit all dem, was Feindeswillkür uns androht.

Frankenwährung

von einem Rheinländer

Poincars hat in der vorigen Woche wiederholt das Gerücht widerrufen lassen, daß die Einführung der Franken­währung im Rheinland und an der Ruhr, also im ganzen jetzt von Frankreich und Belgien besetzten Gebiet voraussagte. Ratürlich wollte er nur Zeit für ungestörte Vorbereitungen eines neuen Schlags gegen Deutschland gewinnen. Er ver­handelte, wie man trotz der neuesten Kriegszensur aus Paris erfährt, eifrig mit den französischen Sachverständigen der Ent­schädigungskommission, die unter Leitung des Ministerial­direktors Seydoux eine Gruppe für sich bilden, und er ließ den Oberkommissar des Rheinll uds, Tirard, in Koblenz eine Konferenz von Bankiers zusammenbringen, die, fast alle Franzosen, ihr Gutachten über die einzuführende neue Wäh­rung abzugeben hatten. Das einzige Geisteserzeugnis dieser Sitzungen war, daß die Sachverständigen vorschlugen, statt eines Rheinfranken eine Rheinmark zu schaffen, was wirtschaftlich ganz auf dasselbe hinauskommt. Politisch soll das neue Geld der deutschen Bevölkerung in den besetzten Landen etwas schmackhafter gemacht werden. Im Kern ist es nichts anderes als eine Valutaspekulation der Eroberer.

Zm Himmelmoos.

Von Hermann Schmid.

41. (Nachdruck verboten.)

Damit hatte er die Hellebarde ergriffen und den sich daran klammernden Wächter in den Schnee geschleudert, daß ihm die zerbrechende Laterne erlosch und er in seinem dicken Mantel mühsam sich empor zu arbeiten strebte. Huß, hussa!" rief er unter einer Flut von Schimpsreden. Huß, Tiras, fass' an!"

Mer der Hund hatte über dem Wiedersehn des alten Bekannten alle Abrichlung vergessen und sprang, statt ihn zu packen, heulend und wedelnd um den Flüchtling

herum.

Engerl hat doch Recht," rief dieser vor sich hin, ich muß fort es tut nicht gut daheim."

S.

Einige Stunden vom Dorf und vom Himmelmooser Hof entfernt, tat sich zur Seite der Straße in die an­grenzenden Berge hinein ein Bruch auf, dessen rötlich gesprenkeltes Gestein nicht nur in der Nachbarschaft be­liebt, sondern weithin in's Land zu Bauten wie auch zu Kunstwerken gesucht war. Das Gestein trat in einer tiefen Schlucht zu Tage, welche allmählich durch Aus­beutung erweitert worden war und aus welcher eine klare Quelle in starkem Guß und Fall hcrvorrauschte, die Säge und die Mühle treibend, in welcher die Blöcke zu Tafeln zersägt, die Arbeiten gefertigt und die Abfälle zu Spiel­kugeln für Kinder, sogenannte Klicker, verarbeitet wurden. Es war in einer Zeit, wo solche Einrichtungen noch zu den Seltenheiten gehörten und wo die Wasserkräfte der Berge beinahe unbenützt versprudelten und keinen andern Zweck zu haben schienen, als durch ihr Stürzen und Rauschen die Anmut der Landschaft zu erhöhen, l. Im Eingänge des kleinen Taleinschnittes, vor der

Welche traurige Wirkung der ungeheuerliche Plan üben würde, dafür bietet das S a a r q e b i e t ein warnendes Bei­spiel. Dort hat der Franken die Lohn- und Gehaltsempfänger sozial in zwei große Gruppen gespalten, in Markempfänger und Frankenempfänger. Schon zu Beginn des Jahrs 1922 wurden rund zwei Drittel der Bevölkerung in Franken be­zahlt. Wer auch nur ein wenig über den Tag hinausdenkt, merkte sofort, daß der Franken die Industrie des Saargebie­tes, deren Absatzmärkte außerhalb des kleinen Landes siegen, im Wettbewerb hemmt u:,d so die blühende Wirtschaft dieses wichtigen Industrielandes schädigt. Die schlimmen Vorboten dieses Unheils traten bald ein. Die Frankenempfänger erhiel­ten bei dem stets stärkeren Sinken der Mark ein 35fach höheres Einkommen, als die Markempfänger, und wurden um das mehrfache kaufkräftiger. Die Warenpreise folgten dem Franken und verurteilten so die Markempfänger zu einem hoffnungslosen Darben, von dem man sich im Reich trotz vielfach ähnlicher Sorgen keine rechte Vorstellung macht. Zunächst verteuerte die höhere Valuta in dem kleinen, für sich abgeschlossenen Saargebiet die Preise für die Bedarfsgegen­stände des täglichen Lebens. Eier und Butter kosteten über Nacht fast das Doppelte wie am Mein. So ist es kein Wun­der, daß die Saarbsvölkerung ihren "Bedarf nach Möglichkeit in der Rachbarschaft zu decken sucht. In erster Linie ist das Nahe- und Moseltal und der dazwischen liegende Hunsrücken das Ziel der Käufer. Vis in die Kreuznacher Gegend streifen die Sucher nach Lebensmitteln. Hausgerät und Kleiderstoffen. In der allgemeinen Jagd nack Sackwerten glauben sie ihr Kcmital nickt bester anlegen m können. Das Schlimme ist nur, daß sie die Waren, ohne für sie schon Verwendung zu haben, durch die Aufstapelung dem Bereich anderer weniger gut­gestellter Landsleute entziehen. Damit tragen sie zu einer weiteren Verteuerung der schon durch den Frankkurs gestei­gerten Preise bei.

Die Schäden, die der Saarfranken außerhalb seines Geltungsgebiets nnrichtei, zeigt sich nach in anderer Weise. Vom Hochwald, das ist das höchste Kuppelland des Huns- rückens, wandern allwöchentlich z.-'ckrsich« Bauernsohne in die Saarniederuna. um werktags in den Gruben und Hütten zu arbeiten. Am Wochenende kehren sie jedesmal mit gefüll­ter Brieftasche zu ihren Familien im flockwald zurück und be­glücken sie mit dein Frankensegen. Für harmlose Gemüter war es anfangs eme große Ueberras' mg, ch wie viel Mark­scheine sich das Geld mit dem fr: höfisch.,: Namen verwan­delte. Nicht ranz gefestigte Seelen waren wohl auch der Ver­suchung des Wunsches aufgesetzt, unter die Frankenherrschaft zu kommen. Aber einmal war doch, wie die Wahlen bewie­sen, d'» deutsche Gesinnung der Hunsrück-Bauernschaft so fest gegründet, und andererseits batte der Anblick der Saarzu­stände auf di? Dauer so wenig Verlockendes, daß gerade auf dem bähen Hunsrücken die Sonderbündslei keinen Fuß zu fassen vermocht hat. Im. Gegensatz zur Eifel, wo die Schwierigkeit, unmittelbare und genaue Kenntnis von den Nachteilen eines vom deutschen Stammland abgesonderten Gebiets zu erhalten, in gewissen Bezirken immer noch Keime der Sonderbündelei am Leben läßt. Die Frankenwährung bringt also nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politisch­moralische Gefahren, und darauf rechnet die Politik Poin- carSs. Gegen den ganzen Franken- oder Rheinmarkplan muß Deutschland denselben geschlossenen Widerstand zeigen, den es bisher gegen den Ruhreinsall aufbot.

Dr. K. Rupprecht.

Aus dem Hriegsgediet

Das Wüten der Belgier

Aachen, 29. Jan. Die belgischen Besatzungsbehörden haben in Aachen und andern Städten eine ganze Anzahl von oberen Rsgierungs- und Finanzbeamten des Dienstes enthoben und verhaftet, teilweise wurden sie gefesselt abgeführt, lieber Aachen ist der Belagerungszustand bis zum 5. Fe­bruar verhängt worden. In Duisburg wurde der städ­tische Forstmeister Berg vom belgischen Kriegsgericht zu 6 Tagen Gefängnis und 3000 Mark Geldstrafe verurteilt, weil er sich weigerte, für die Belgier Waldabmessungen vor­zunehmen. Der Eindruck ist allgemein der, daß die Belgier an Brutalität es den Franzosen zuvorzutun suchen.

Vier Tode»urteile

Aachen, 29. Jan. Die belgische Besatzungsbehörde hatte gegen verschiedene, deutsche Reichsangehörige die Anklage er­

Mühle, Säge und der Werkhütte der Steinmetze, lag ein ansehnliches Gebäude, das Wohnhaus des Bruchbe­sitzers, von angenehmen und etwas städtischen Formen, wie sie der Landmann mit dem Namenherrisch" zu bezeichnen pflegt. Obwohl Gegend und Witterung nicht geeignet waren, von der Zucht der Blumen oder Garten­gewächse besondere Ausbeute hoffen zu lassen, war das Gebäude doch von einem Zaun und einer kleinen Garten­anlage wie von einem Rahmen eingefangen, in welchem während der kurzen Sommerzeit Rittersporn und Gelb- veigel, Schwertlilien und Sonnenblume, hie und da auch einige Gemüsepflanzen den Raum sich streitig machten. An der Wand rankte sich ein Rebstock heran, welcher jedes Jahr regelmäßig seine Trauben ansetzte, die aber ebenso regelmäßig in keinem Jahr zur Reife kamen. Auch der Winter konnte dem Hause und seiner Um­gebung nicht völlig das Gepräge der Wohnlichkeit neh­men; es war, als ob dasselbe aus den klaren Fenstern wie aus verständigen Augen heranssähe, und wer auf der Straße des Weges kam, mußte sich unwiderstehlich ange­zogen fühlen und konnte den Wünsch nicht unter­drücken, statt auf der frostknarrenden Schneebahn wandeln zu müssen, in der hellbeleuchteten Stube zu sitzen, in wel­cher gewiß auch gastliche Wärme zu Hause war.

So war es auch in der Tat. Der große grüne Kachel­ofen war tief in die Ecke der geräumigen Stube hinein­gestellt, die er vollständig beherrschte, als wenn er da­durch zeigen wollte, daß er in dem kühlen Bergwinkel doppelt an seiner Stelle wäre. Derselbe war an zwei Seiten von Bänken umgeben, welche auf der einen an den großen Tisch stießen, der zu den Mahlzeiten der Hausgenossen bestimmt war; auf der entgegengesetzten Seite befand sich die sogenannte Hölle, eine zwischen Ofen und Zimmerwand angebrachte, erhöhte Bank, für diejenigen bestimmt, welche etwa an einem Gebrest litten oder besonders ansgefroren von der Arbeit heimkamen. Unweit davon führte eine Tür in die Küche, während gegenüber eine andere in den ZWsgang mündet^

hoben, den belgischen LerckkstM Grass ermordet zu haben. Das belgische Kriegsgericht verurteilte nun die An- geklagten Reinhard, Erobert, Riebke und Klein zum Tode, , Tormöhlen zu 20 Jahren, Döhmland zu 15 Jahren Zwangs- , arbeit, Kraus, Nowack und Hutmacher zu je 3 Jahren Ge- fängnis, Frau Heckmann zu 5 Jahren Zuchthaus. Das Ge­richtsgebäude war durch zwei Schwadronen Reiter und ver­schiedene Panzerwagen bewacht.

Vergleichsweise sei angeführt, daß der belgische Polizei­kommissär Schmitz, der vor einigen Monaten einen deutschen Kriminalwachtmeister erschossen hatte, vom belgischen Gericht zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt wurde.

Die Vertreibung der Beamten

Paris, 29. Jan. Havas meldet aus Düsseldorf, alle Eisenbahner, die bei Störung oder Hemmung des Eisenbahn- f betrieb betroffen werden, sollen ausgewiesen, verantwortliche 5 Vorgesetzte verhaftet werden. Wenn die Hemmungen fort- dauern, werde man bald sämtliche Beamte aus dem rheinischen Eisenbahnnetzherausziehen" müssen.

Die Ausweisungen aus dem Rheinland nehmen zu. Der Präsident de» Landesfinanzamts Köln,. Haeling von Lanzenauer, ist im französischen Militärgefängnis in Mainz erkrankt und ins französische Militärhospital verbracht worden.

Der Eisenbahnverkehr auf den Strecken, auf denen die französischen Eisenbahner ihr Glück versucht haben, ist vielfach durch entgleiste Züge oder Wagen gesperrt, lieber die Fahr­zeiten kann niemand mehr Auskunft geben, der Personen­verkehr im Ruhrgebiet hängt nur noch vom Zufall ab.

Die Warschauer Zeitung bestreitet, daß die polnische Re­gierung Eisenbahn» und Postbeamte nach dem Ruhrgebiet sende. Die Dsutsckwolen werden sich geweigert haben, und mit den polnischen Polen würden die Franzosen nicht viel <. anfangen können.

Geralslrsik in Mors

Koblenz, 29. Jan. Wegen der Verhaftung verschiedener Beamten in Mörs, St. Goar und Meisenheim ist in Mörs der Generalstreik im Gang.

Die Eisenbahner in Koblenz hatten einen Zug mit fran- zösischen Offizieren ans ein totes Gleis geschoben. Als darauf der Bahnhof von französischem,Militär besetzt wurde» legten die Eisenbahner die Arbeit nieder.

München-Gladbach, 29. Jan. Der Kreisvorsitzende der Rheinlandkommission hat der Stadt mitgeteilt, daß nach der Entscheidung der Rheinlandkommission die Gemeinde­wälder nicht unter die Beschlagnahme fallen.

Bei Steele und Düsseldorf haben die Franzosen das im ^ Rhein liegende Fernsprechkabel durchschnitten, :

Ausdehnung der Besetzung ^

Paris, 29. Jan.Chicago Tribüne" hält es für möglich, s daß mit der Errichtung der Zollinie im Ruhrgebier die Eisen-! bahnknotenpunkte Wesel, Hamm, Hagen, Barn, eni und Elberfeld besetzt werden.

Paris, 29. Jan. Die französische Regierung hat erklärt, daß sie keine Beschwerden der deutschen Neichsregisrung mehr entgegennehmen werde. Die Beschwerden über die verschiedenen Mordtaten sind der französischen Regierung sehr unangenehm gewesen. Die Reichsregierung wird aber ohne Zweifel ihre T. schwerden auch fernerhin nack Paris ge­langen lassen und dafür sorgen, daß sie noch weit über Frank­reich hinaus gehört werden.

Unterdrückung der deutschen Blätter Im Rheinland

Mainz, 29. Jan. Die Rheinlandkommission hat wieder drei Mainzer und zwei Blätter des unbesetzten Gebiets für die Zeit bis zu 3 Monaten im besetzten Gebiet verboten.

Zwei Zeitungen in Kreuznach und der Pfälz. Merkur ln Zweibrücker, sind auf einige Tage verboten worden. >

Geheimhaltung statistischer Angaben Berlin, 29. Jan. Der Reichsregierung ist bekannt gewor­den, daß Franzosen und Belgier von den Verwaltungen der Bergwerke usw. statistische Angaben über Erzeugung und Absatz zu erpressen suchen. Die Regierung macht darauf auf­merksam, daß nach dem Strafgesetzbuch die Auslieferung mi! Zusatz nicht unter 2 Jahren bestraft wird.

Der Tisch war schon für das Abendessen vorbereitet, aber noch waren die Plätze leer; nur Frau Judika saß auf der Bank, emsig wieder mit ihrem Strumpf be­schäftigt, der jeden Augenblick, wo sie die Hände frei hatte, ausfüllen mußte. Es war auch eine Arbeit, zu welcher sie nicht viel Licht bedurfte, und die über dem Tische hängende Glaskugel, in welcher ein Ocllämpchen brannte, verbreitete eben nur so viel Licht, als nötig war/ die Gegenstände in der Stube zu unterscheiden. :

Die alte bedurfte es auch nicht. Die Strickerei mit ' samt den Händen war ihr in den Schoß gesunken; sie regte sich nicht und saß, Rücken und Kopf an den Ofen gelegt, mit geschlossenen Augen da, gleich' einer Schla­fenden oder gleich jemand, der eine schwere Krankheit durchgemacht und sich nun von seiner Mattigkeit zu e holen beginnt. Die Frau hatte wirklich das Aussehen einer Kranken; war auch ihr Antlitz schon lange eine Musterkarte von Falten gewesen, die blühende Gesichts­farbe hatte zu dem schneeweißen Haar sehr gut gepaßt und ihr ein Ansehen gegeben, welchem die Rührigkeit ihrer Geberdcn nicht widersprach; jetzt war sie bleich; die Fältchen um die Augen waren zahlreicher geworden, und diese selbst tiefer eingesunken. Der Sturm, der über's Himmelmoos dahin gebraust war, hatte sie offenbar nicht minder hart getroffen, als die Uebrigen; war sie doch! ^ sogar, wie es bei einem Wirbelwind zu geschehen pflegt, V weit vom demselben hinweggeschleudert worden. Den­noch war sie in Wirklichkeit weder eingeschlummert noch krank. Was ans ihrem Antlitze hing, wie ein darüber gebreitetes Netz, war der Ansdruck gedankenvollen Grü- belns, das dahinter hockte, fortwährend sich regend und arbeitend, wie eine rastlose Spinne; es war das Ge­präge eines Unternehmens, das ihre ganze geistige und körperliche Tätigkeit in Anspruch nahm und dadurch d-D Spannkraft Beider aufrecht erhielt.

(Tgr'.sc'r'nz frl.F.) ^