Ruhrhilfe

tzam'urg. 29. Jan. Der dentschamerikanische Hilstausschuß in Neuyork, der erst am 24. Januar für die Notleidenden im Ruhrgebiet an das Hamburgische Rote Kreuz eine Spende im Wert von 75 Millionen Mark überwiesen hatte, hat telegraphisch den weiteren Auftrag gegeben, 600 Kisten mit Nahrungsmitteln im Wert von 150 Millionen Mk. an den Oberbürgermeister in Essen Dr. Luther abgehen zu lassen.

Der Neuyorker Hauptausschuß beschloß, eine neueWer» bung in Nordamerika einzuleiten, die 5 Millionen Dollar für Deutschland und Oesterreich erbringen soll. Der Botschaf­ter in Berlin, Hougthon, unterstützt den Plan.

Dem Oberbürgermeister von Esten wurde eine Spende der Deutschen in Südafrika in Höhe von 600 Pfd. Sterling (60 Millionen Mark) übergeben.

Berlin. 29. Jan. Die im Reichsverband der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften ver­einigten Hauptverbände haben vorläufig für das Ruhrgebiet 120 Millionen Mark gezeichnet. Weitere Gaben und Samm­lungen werden folgen.

Die Kommerz- und Privatbank stiftete 200 Millionen Mk.

Der sächsische Landbund und der Kreislandbund Görlitz haben den Nuhrländern je 1000 Zentner Getreide im Wert von zusammen 70 Millionen Mark gespendet. Aus den Do­mänen der Prinzen von Preußen im Kreis Flatow kamen 300 Zentner Roggen. Die Sammlung des Landbunds der Provinz Sachsen hat bereits über 40 Millionen Mark gege­ben, außerdem mehrere hundert Zentner Getreide und Kar­toffeln. Die Sacrtgutwirtschaft Steube in Schlanstadt hat 200 Zentner Weizen abgesandt.

Die Deutschen in Norwegen sandten 3^ Millionen Mark, ein Norweger und ein Deutschamerikaner stifteten je 1 Million Mark, die Junkerswerke in Dessau 5 Millionen, der Anhalti- sche Arbeitgeberverband 25 Millionen, die Kammern in Bre­men bis jetzt über 100 Millionen Mark, die Firma Westphal u. Co. in Hamburg 1250 Kg. Tee.

Die Firma Rudolf Hertzog in Berlin hat für die Ruhrhilfe 10 Millionen Mark gespendet.

Die Deutschnationale Fraktion des preußischen Landtags hat unter sich 767 000 Mark für das Ruhrgebiet gesammelt.

Von derDeutschen Zeitung" in So Paulo (Brasilien) sind dem Reichskanzler aus einer Sammlung unter den dor­tigen Deutschen 55 000 Milreis (etwa 160 Millinoen Mark) telegraphisch überwiesen worden.

Bayern und Frankreich

München, 29. Jan. DieM. Neuesten Nachrichten" wollen von privater Seite erfahren haben, Frankreich suche durch Spitzel die bayerische Bevölkerung zu Gewalttaten gegen französische Staatsangehörige aufzureizen, damit es einen Grund habe, Bayern den Krieg zu erklären und die Main­linie zu besetzen. Hinter den Machenschaften stecke der franzö­sische Gesandte Dard in München.

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London, 29. Jan.Daily Chronicle" bezeichnet den Bajonettangriff der farbigen Franzosen auf die Einwohner von Trier als eine ekelhafte Infamie.

Borah nochmals für das Eingreifen Amerikas

Paris, 29. Jan. Der Chicago Tribüne zufolge erklärt Senator Borah in amerikanischen Blättern, von der euro­päischen Frage werden die wichtigsten amerikanischen Ge­schäftsinteressen berührt; Farmer und Arbeiter werden in gleicher Weise ln ihrer Existenz betroffen. Jetzt sei es di«! Pflicht Amerikas, in die Ruhrfrage einzugreifen. Borah werde die Erklärung in seiner Rede im Senat verwenden, um daS Eingreifen Amerikas zu verlangen.

Neue Nachrichten

Gesetz zur Abwehr der Ruhrbesetzung

Berlin, 29. Jan. Die Reichsregierung verhandelt mit den maßgebenden Vertretern der Industrie, darunter auch Fritz Thyssen, über einen Gesetzentwurf zur Abwehr der Be­setzung des Ruhrgebiets. Der Entwurf soll am Mittwoch dem Reichsrat oorgelegt werden.

Vertagung des Reichsschulgesehes

Berlin, 29. Jan Der Bildungsausschuß des Reichstags hat die Weiterberatung des Reichsschulgesetzes auf Antrag der Demokraten mit Unterstützung des Zentrums vertagt. In der Beratung am 31. Januar wird sich der Ausschuß hauptsächlich mit der Frage der Einheitskurzschrift befassen.

Vom Staatsgerichtshof

Leipzig, 29. Jan. Der Staatsgerichtshof hat die Be­schwerde des Verbands nationalgesinnter Soldaten gegen die von verschiedenen Regierungen verfügte Auflösung des Ver­bands verworfen.

Leipzig, 29. Jan. Der Staatsgerichtshof hat das von eini­gen Regierungen verfügte Verbot des Bunds deutscher Front­soldatenStahlhelm" und des Alldeutschen Verbands aufge­hoben.

Bon der Friedenskonferenz.

Lausanne, 29. Jan. Der Entwurf des Berkrags, der der Türkei mit Ultimatum aufgezwungen werden soll, ist fertig- gestellt und soll am Mittwoch vorgelegt werden. Äsmed Pascha wird, wie verlautet, vorziehen, nach Angora ab­zureisen. Der türkische Ministerrak hat eine 'außerordent­liche Sitzung der Nationalversammlung in Angora einberu­fen. Verschiedene Jahrgänge sollen gegenüber den neuen griechischen Kriegsrüstungen einberufen werden.

Die französische Regierung beabsichtigt, den Kreuzer .Stratzbnrg" und einige Torpedo- und Tauchboote nach dem Orient zu senden.

Ein Aufruf der Deutschen Demokratischen Partei. ..V"lin, 29. Jan. Ter Hauptvorstand der Deut­schen Demokratischen Partei beschäftigte sich in An-

§^schließung angenommen:Der Vorstand der Deutschen Demokratischen Partei begrüßt die treu- veutsche Haltung der Bevölkerung in Rheinland-West­falen. Er spricht seine Bewunderung und seinen Tank aus für die einheitliche Geschlossenheit des Abwehr- A aller deutschen Volksteile. Ter Kampf um A^schlands Bestehen und Deutschlands Einheit ist ein Ävwehrkampf gegen die räuberischen Uebergriffe des (^"Mischen Imperialismus. Die Bevölkerung in Rheinland-Westfalen wird dem französischen Militaris­

mus keine Gelegenheit geben, den deutschen Widerstand in einem Blutbad zu ersticken. Passiver Wider­stand, ausdauernd fortgesetzt, wird das deutsche Volk retten. Wir fordern unsere Parteifreunde in Stadt und Land auf, opferwillig an der Volksopferspende für Rhein und Ruhr mit Geld und Lebensmitteln sich zu beteiligen. Das deutsche Volk und die deutsche Re­publik führen einen Kamvf für die Freiheit der Völ­ker. für das Recht, für Demokratie und Selbst­bestimmung gegen Imperialismus und Militarismus. In diesem Ringen hat das deutsche Volk sein Schick­sal selbst in der Hand. Es wird sich der Größe der Aufgabe würdig erweisen."

900 französische Eisenbahner für die Pfalz.

München, 29. Jan. Wie dieMünch. N. N." er­fahren, haben die Franzosen ungefähr 900 Mann fran­zösischen Eisenbahnpersonals in die Pfalz geschickt und aus höhere Stellen verteilt haben. Sie sollen sich nicht in den Dienst einmischen, sondern vorläufig nur beob­achten.

Nm den Orirntfrieden.

Lausanne, 29. Jan. 29. Jan. Tie alliierten De­legierten haben den Friedensvertragsentwurf fertig­gestellt. Er wird den an der Konferenz teilnehmen­den Abordnungen, mit Ausnahme der türki­schen, zugestellt werden. Am Mittwoch soll eine Voll­sitzung stattsinden, in der die offizielle Mitteilung des Vertrags an die Türken erfolgt. Jsmed Pascha soll seine Absicht ausgedrückt haben, bereits am Donners­tag Lausanne zu verlassen, um aus dem Seewege in die Türkei zurückzukehren. Auf Grund von Nachrichten aus Lausanne, wonach der Abbruch der Konfe­renz für möglich gehalten wird, beschloß der Minister­rat in Angora die Einberufung einer außerordentlichen Sitzung der Nationalversammlung. In allen türkischen Kreisen herrscht großer Pessimismus.

Senator Borah fordert direktes Eingreifen.

Neuyork, 29. Jan. TieHearst-Presse" veröffent­licht einen Appell des Senators Borah, in dem dieser erklärt, es sei Amerikas Pflicht, in die Ruhrkrise aktiv einzugreifen. Es gehe um die Zerstörung einer großen Nation.

Bayern unter dem Ausnahmezustand

Der Parteitag der Nationalsozialisten

München, 29. Jan. Unter ungeheurer Beteiligung aus dem ganzen Reich, sowie aus Tirol, Oesterreich, Böhmen, Schlesien, Ungarn usw. begann am letzten Samstag der Par­teitag der Nationalsozialistischen Partei. Aus Norddeuisch- land waren verschiedene Sonderzüge eingelaufen. Beson­ders zahlreich waren die Sturmtrupps aus Nürnberg und Erlangen, Stuttgart, Ulm, Berlin, Hamburg und Mannheim vertreten. Der von der bayerischen Regierung wie man in München glaubt auf auswärtige Veranlassung ver­hängte Ausnahmezustand anläßlich des Parteitags und die Aufstellung eines Generalkommissars mit diktatori­scher Gewalt hat in den bürgerlichen Kreisen Bayerns arg böses Blut gemacht und die Maßnahme wurde von der bür­gerlichen Presse durchweg getadelt. Wie die M.N.N. fest­stellen, ist der Schritt der Regierung auf ein Mißverständ­nis zurückzuführen; zu dem Vorgehen habe kein Anlaß Vor­gelegen, nachdem Dr. Hitler zweimal der Regierung gegen­über sein Ehrenwort verpfändet habe, daß kein Putsch be­absichtigt sei. Die Regierung hat darauf ihre Verfügungen zurückgenommen und nur das Verbot von Versamm­lungen unter freiem Himmel aufrecht erhalten.

Aus den 6 angemeldeten Versammlungen wurden zwölf, da viele Tausende in den dichtbesetzten Sälen keinen Platz mehr finden konnten. In allen 12 Versammlungen sprach Hitler je 10 Minuten lang. Weiter sprachen Redner aus ver­schiedenen Staaten. In allen wurden dem marxistischen in­ternationalen Sozialismus, dem Judentum, dem Börsen­kapital und dem feindlichen Einbruch der schärfste Kampf angesagt. In allen Versammlungen wurde eine Ent­schließung angenommen, die gegen den Versuch der bayeri­schen Regierung, den Parteitag zu stören, Widerspruch er­hebt, die sofortige Ungültigkeitserklärung des Friedensver­trags, eine neue, von derZinsknechtschaft" befreiend« Wäh­rung, sofortige Aufhebung der Ausnahmegesetze zum Schutz der Republik, Todesstrafe für Schieber und Wucherer usw. verlangt wird.

Da sich der Zirkus als zu klein erwies, fand am Sonntag vormittag die Weihe der Standarten der verschie­denen Sturmtrupps auf dem Marsfeld statt, wo die Sturmtrupps in einem Dreieck aufgestellt waren. Nach Ab» singung des Niederländischen Dankgebets forderte Hitler auf, den neuen Feldzeichen, mit denen ein neuer Geist über Deutschland kommen soll, die gleiche Treue zu bewahren, wie den alten. Darauf wurden die Standarten, die den alten römischen Legionsstandarten ähnlich sind, an die Sturm­trupps verteilt, wobei Oberst von Tyl ander eine An­sprache hielt. Sodann fand mit Genehmigung des Staats­kommissars ein Umzug statt. Alle Veranstaltungen des Par­teitags sind in voller Ruhe und ohne ZwischenMe verlaufen.

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München, 29. Jan. Die Meldung derM. N. N.", der Minister des Innern, Dr, Schweyer, seizurückgetre- ten, wird vom WTB. für unrichtig erklärt.

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Ausnahmezustand ln Gera

Gera, 29. Jan. Am Freitag war aus Berlin gemeldet worden, daß mit dem Berlin-Münchner Zug eine große Zahl Nationalsozialisten zum Parteitag nach München fahren werden. Der Zug wurde abends 10 Uhr Ms dem Hauptbahnhof Gera angehalten, die 400 Insassen verhaftet und in die Kaserne verbracht. Die Verhafteten stammen aus Pommern und Mecklenburg. Die Schutzpolizei war in voller Stärke aufgeboten. Die Verhafteten sangen beim Transport durch die StadtO Deutschland hoch in Ehren" und wurden von der Bevölkerung lebhaft begrüßt. Ueber Stadt und Landkreis Gera wurde der Ausnahmezu­stand verhängt.

Württemberg

Stuttgart, 29. Jan. Die Straßenbahn erhöht ab 1. Februar den Preis für Monatskarten zu 2 Teilstrecken auk 4600 Al. M L TErMs« 4ÜSS At.

5809 Al, bis 9 TeMrecken 5SS0 Al, darübek S400 Al. Nach­zahlungen sind Vorbehalten.

Die Gebühren für Kaminfeger, deren Kehrbezirk mehr als eine Ortschaft umfaßt, werden mit Wirkung vom 1. Februar 1923 ab bis auf weiteres auf das ISfache der seit 19. August 1922 bestimmten Sätze erhöht.

Jngelfingen, 29. Jan. Ruhrspende. Die Arbeiter beim Ueberlandrverk Jngelfingen stifteten für die Ruhrspende den Ertrag von 3 Ueberstunden, welchen Betrag .urs Werk verdoppelte.

Nürtingen, 29. Jan. Die Geldrntwertung. Letzter Tage kam vor dem hiesigen Grundbuchamt ein Wohnhaus mit Scheuer und Hofraum zur öffentlichen Versteigerung. Für das Haus, dem ein Friedenspreis von 5000-6000 Mark zu Grunde lag. wurden 5 150 000 Mark geboten.

Calw, 28. Jan. Kindsaussetzung. Am Freitag nachmittag wurde in der Nähe deS Bahnhofs am Ragold- ufer ein neugeboreu.es totes Kind aufgefunden, das in Zei- kungspapler eingewickelt war. Anscheinend wollte die Mut­ter das Kind in die Nagold werfen.

Ebingen, 29. Jan. 'Ruhrspende. Der Textilindu- striellen-Verband, Bezirk Balingen und Hohenzollern e. V., hat beschlossen, seine Mitglieder zu verpflichten, zu der Ruhr­spende einen Beitrag von 1000 Al pro Angestellten und Ar­beiter zu geben. Van Lcn anwesenden Mitgliedern wurde der Betrag von ca. 5 M Honen Mark sofort zur Verfügung gestellt.

Trysssngen, 29. Jan. dl ix Deieunar. 5st:men da zwei Franosen in einen hiesigen Easthos und verlangten ein Dejeuner" (Frühstück). Von dem schlagfertigen Gastgeber erhielten sie aber mit bezeichnender Geste di« recht lakonisch« Antwort:dlix Dejeuner, sondern aller:!" und sts verschwan­den. Dis Franzosen waren hier, um mit einer yiestgen Firma Geschäfte abzuschließen, wurden aber glatt ab gewiesen.

Stuttgart, 29. Jan. Brotpreiserhöhung. Die Preise für das markenfreie Brot werden von heute ab wieder erhöht. Sie haben damit in diesem Monat eine dreimalige Erhöhung erfahren. Es kosten nunmehr: 1 Kilo markenfreies Schwarz- oder Roggenbrot 750 Al, 1 Kilo Weißbrot 820 Al und 1 Paar Wecken 80 ^ll.

Essingen OA. Aalen, 29. Jan. Unterdie Räder. Der bei den Verlegungsarbeiten des 2. Bahngleises Essingen Mögglingen beschäftigte 26 Jahre alte Bahnarbeiter Gottlob Jla wurde vom Schnellzug erfaßt und sofort getötet. Jlg ist auf dem Bahngleis gegangen und hat das Herannahen des Schnellzugs zu spät bemerkt.

ep. Ein Jubiläum. Am Sonntag, 4. April 1723 ist ln der evang. Landeskirche des damaligen Herzogtums Würt­temberg zum ersten Mal die Feier der Konfirmation be­gangen worden. Das Konsistorium hak in seinem soeben erschienen Amtsblatt den Pfarrämtern empfohlen, dieser Tatsache im Konfirmandenunkerrichk wie bei der Konfir­mationsfeier dieses Jahres zu gedenken.

Allerlei

Die Königin von Schweden hat einen schwedischen Eisen­bahnwagen mit Lebensmitteln von Stockholm mit dem Tra- jektschisf über Saßnitz an den badischen Landesverein vom Roten Kreuz abgehen lassen.

ep. Während der Reichserziehungswoche, die vom 14. bis 21. Januar stattfand, wurden in Preußen und mittel­deutschen Ländern auf vielen Hunderten, von der evang. Elternschaft stark besuchten Versammlung Erziehungs- fragen besprochen. In zahlreichen an den Reichstag gerich­teten Entschließungen und Eingaben wurde entsprechend der Reichsverfassung eine baldige reichsgesetzliche Regelung des Schulwesens zum Zweck unverzüglicher Wiederherstel­lung des Schulfriedens gefordert.

Stiftung eines Japaners. Ein in Heidelberg studierender Japaner hat für deutsche Studierende, die genötigt wären, das Studium aufzugeben, 1 Million Mark gespendet.

Keine Warenlieferungen für Frankreich mehr. Der große Auftrag eines französischen Bestellers bei einer Exportfirma in Äaumburg kommt nicht zur Ausführung, da die Arbeiter sich einstimmig weigern, unter den jetzigen Verhältnissen für die Franzosen zu arbeiten und die Seschäfksleikung bereits in diesem Sinne abgeschrieben hat.

Theakerzensur in Preußen. Der preußische Minister des Innern hat angeordnet, daß sittlich anstößige Stücke in den Theatern nicht aufgeführt werden dürfen.

Der neue Dierpreis in Bayern. Vom 29. Januar an tritt In ganz Bayern ein neuer Bierpreis in Kraft. In München kostet dann dunkles Bier 300 Mk., Exportbier 360 Mk. und Märzenbier 380 Mk. das Liter.

Ablehnung der freiwilligen Ueberstunden. Die Betriebs­räte lehnten die freiwilligen Ueberstunden für die deutsche Notgemeinschaft ab, da in erster Linie die Kapitalisten und Landwirte die Pflicht hätten, die Nöte des Volks zu heben.

O diese Diebe! Der feindlichen Ueberwachungskommission in Berlin sind aus dem Magazin in der Karlsstcaße 25 Auto­reifen, 24 Schläuche, ein Mantel und anderes gestohlen wor­den. Deutschland bezahlt alles.

Verurteilte Landesverräter. Das Reichsgericht hat den SOjährigen usmann Wilhelm Buddenberg aus Osnabrück und den He, reiten der Reichswehrartillerie Heinrich Becker aus Kassel wegen Verrats von Militärgehsimnissen an die Franzosen bezw. an die Belgier zu je 2 Jahren 3 Monaten Zuchthaus, letzteren auch zur Ausstoßung aus dem Heer ver­urteilt.

Nicht Übel. Durch das Urteil des Rcichsaericbts ist fett- gestellt worden, daß durch das städt. Milchamt Berlin seit dem 26. Mai 1921 auf den Verkaufspreis der Milch an städt. Gebühren 185 Millionen Mark zu viel erhoben worden sind. Da das GAd damals noch ein"n viel höb-ren Wert hatte, würde der Betrag noch heut'gem Kurs eine Mil­liarde weit übersteigen. Das Milchamt bat seinerzeit von sich aus Höchstverkaufspreise festgesetzt und die Molkereien und Milchwirtschaftsbetriebe zum Teil durch Drohungen zu Zah­lungen an das Milchcimt veranlaßt, deren Verwendung den Meiereien nicht bekannt --rieben und über die auch der Oef- fentlichkeit gegenüber niema^ Rrcknung abgelegt wurde. Das Reichsgericht hat das Milchamt verurteilt, alle über die eigenen Unkosten hinaus von den Milcblieferern erhobenen Beiträge zurückvurablen: sie belaufen sicki, wie bemerkt, aus 185 Millionen Mark. Es ist nun die Frage, an wen diese Gelder zurückzuzahlen sind. Die Meiereien sind unmittelbar nicht geschädigt, denn sie haben jene Beträge wieder von den Verbrauchern erhoben, die also d>e Geschädigten sind. Das Milchamt w'rd nun wobl die 185 Millionen zur Verbilligung der allgemeinen Milchabgabe bereitstellen müssen. Der Milch- vre is Leträa t derzeit in Berlin 388 Mark. . . . _^