fordern, a*f der der Vertrag von Berfcnlle« und die Leist- «ngLfiih^k'it Deutschlands untersucht «erden soS.

Württemberg

Stnttgark, 28. Jan. Der Finanzausschuß des wiirtt. Lanocags hat dem Gesetzentwurf, nach dem zu dem Steuersatz für die staatliche Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer von 5 Prozent wegen der Geldentwertung ab 1. April 1922 ein Zuschlag von 400 Prozent erhoben wird, zugestimmt: dafür waren Zentrum, Demokratie und Sozialdemokratie, dagegen Bürgerpartei und Bauernbund. Der Abgeordnete der Deut­schen Volkspartei enthielt sich der Stimme.

StukkMirt. 28. Jan. Ehrendoktoren. Der Groß« Senat der Technischen Hochschule hat die Stuttgarter Bür­germeister Eisloch und Klein, sowie den Farbchemiker Johann Tagliani in Basel zu Ehrendoktoren ernannt.

Stuttgart, 27. Jan. Unglücksfallbei derReichs- wehr. Am Mittwoch wurde anläßlich des Maschinen- gewehrschießens bei der Mäderklinge ein Unteroffizier ver­letzt. Er wurde mit dem Sanitätswagen der Kraftfahrer­abteilung V ins Krankenhaus nach Cannstatt verbracht und sofort operiert.

Verlegung des Waisenhauses »ach LSwanaen. Das württ.

Staatsministerium hat endgültig beschlossen, oas Stuttgarter Waisenhaus in die zurz«t unbenützt-n Gebäulichkeien der vormaligen Unteroffiziersvorbildungsanstalt in Ellwangen zu verlegen. Die Stadt Ellwangen hat sich bisher gegen diese Verlegung gewehrt.

Line Nahmaschine für dl« Studentenküche. Die Dürkopp- «erke in Bielefeld haben der Stuttgarter Studentenküch« eine Nähmaschine gestiftet und damit einem wirklichen Be­dürfnis abgeholfen.

Untertürkheim, 27. Jan. Felsbruch. Am Fußwez «ach Rotenberg lösten sich unter gewaltigem Tosen große Felsblöcke los und stürzten auf die Fahrstraße. Glücklicher­weise ist die wenige Tage zuvor in lebhaftem Betrieb ge­wesene Rodelbahn eingestellt gewesen, sonst hätte sich leicht ein größeres Unglück ereignen können. Da die Gefahr wei­terer Einstürze naheliegt, wurden die nötigen Absperrungen getroffen, *

Ruhrhilfe

Waiblingen, 28. Jan. Ln einer außerordentlichen Br- triebsversammlung erklärte einmütig die Arbeiterschaft der Firma Fr. Kaiser, Fabrik med. diät. Präparate, zugunsten der im Ruhrgebiet streikenden Arbeiter fünf Ueberstünden zu machen. Zu dem gleichen Zweck hat dis Firma selbst einen namhaften Beitrag gezeichnet.

Gerlingen, 28. Jan. Gegen die Stimmen der Kommuni­sten hat der Gemeinderat für die Hilfsaktion im Ruhrgebiet die Summe von 50 000 verwilligt.

Urach, 28. Jan. Von der Firma Kolb u. Schule A.-G. sind für die notleidende Ruhrbevölksrung 1 Million Mark zur Verfügung gestellt worden. Eine Sammlung unter den Angestellten der Firma ist im Gange.

Zum Reichsmiekengeseh. Das württ. Ministerium des Innern hat die Prozentsätze für Jnstandschungsarbeiten von 1000 auf 2000 Prozent und diejenigen für Verwaltungskosten auf das anderthalbfache erhöht.

Einschränkung des Personenverkehrs. Der Personenver­kehr der Reichsbahn soll in der nächsten Zeit um insgesamt 1020 Prozent eingeschränkt werden.

Cs sei wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß mit der Verdoppelung ißer Personen- und Gepäcktarife ab 1. Februar zunächst nicht auch eine Erhöhung der Gütertarife verbunden ist. Eine solche wird in absehbarer Zeit auch wieder kommen, doch ist der Zeitpunkt noch nicht bestimmt.

Teuerungszulagen. Zur Ausgleichung der fortschreiten­den Geldentwertung werden nach einer im Re-.chsfinanz- ministerium getroffenen Vereinbarung vorbehaltlich der ver- assungsmäßigen Bewilligung die Bezüge der Staatsange- tellten für die zweite Janüurhälfte um rund ein Viertel erhöht.

Die Beitragsmarken znr Invalidenversicherung vom 1. Januar an, auf die bisher gewartet werden mußte, sind nun wenigstens für die Lohnklassen 6 bis 13 aus Berlin singe- troffen und an den Postschaltern zu kaufen.

Aus dem Buchdruckergewerbe. Die Tarifkommission des feutschen Buchdruckgewerbes hat für die beiden Wochen vom L9. Januar bis 11. Februar eine Lohnerhöhung von 21 000 »ns 30 000 -/ll für die Woche und für die Woche vom 12. bis 18. Februar auf 36 000 -K in den oberen Löhnen beschlossen.

Die neuen kohlenpreife. Der Kohlenrat hat folgende Preise festgesetzt: Zuschläge auf die rheinisch-westfälische Steinkohle (einschließlich Kohlensteuer) 30374 -K, so daß jetzt die Fettförderkohle ab Zeche 68 410 -K per 1. Februar kostet. Zpm Bergieich diene, daß englische Kohle in Stettin oher Hamburg 137 000152 000 -4t kostet. Der englische Preis /beträgt 30 Schilling ab 27. Januar. Die Nettoerhöhung, !d. h. ohne Kohlensteuer, beträgt für die niederschlesische Kohle 19 228 -4t, für die sächsische 22 459 -4t, für die Aachen-Esch- weiler 24 273 -4t, für d'e Aachen-Nordstern 27 441 -4t, für die Niedersächsische 19 69021 663 -4t, für die oberschlesische 17 200 -4t. Die Neltopreiserhvhung für Braunkohlen beträgt im rheinischen Revier für Rohkohle 3937 -4t und für Briketts 13 860 -4t, im mitteldeutschen Revier für Rohkohle 4706 und für Briketts 12 504 -tt. Im bayerischen Revier beträgt die Braunkohlenvreiserböhung für Pech 22 494 -4t und für Stein 19 966 -4t. _

Einschränkung des Eisenbahnverkehrs in Württemberg

Vom Montag, den 29. Januar an, treten im Bezirk der Reichseisenbahndirektion Stuttgart u. a. nachstehende Fahr­plan-Einschränkungen ein:

Bretter»StuttgartUlm: es fallen aus: Cilz. 47 Mühl­acker ab 9.22 vorm. Stuttgart 10.30 an, Schnellz. 59 Breiten ab 10.13. Ulm an 1,58 (auf der Strecke BreitenStuttgart erstmals an» 30. 1.), Schnellz. 61 Mühlacker ab 8.12 abends, Bietigheim an 8.35, Schnellz. 91 Breiten ab 8.13 abends, Ulm an 11.50, Persz. 95 Bietigheim ab 9.08 abends, Stutt­gart an 10.03, Schnellz. 56 Ulm ab 2.05 nachts, Breiten an 3.20 (erstmals am 30. Jan.), Eilzug 68 Stuttgart ab 6.00 vorm., Breiten an 7.18, Persz. 82 Göppingen ab 7.10 vorm., Stuttgart an 8.44, Persz. 78 Ulm ab 4.23 früh, Geislingen a. d. St an 5.26. Lokz. 1368 Süßen ab 1.25 nachm., Göp­pingen an 1.41, Persz. 86 Geislingen a. d. St. ab 2.28, Plo- MÜMN "" 48 Stuttgart ab 8.35, Mühlacker an

Es verkehrt: Persz. 119 Geislingen ab 12.50 nachts, Ulm cm 1.42 täglich.

BiclighcimLudwigsbürgZuffenhausenStuttgart: es fallen aus: Eilzug 47 Bietigheim ab 9.56 vorm., Stuttgart an M30, Persz. 1317 Bietigheim ab 12.51.nachm., LudVigshurg

an 1.12, Persz. 891 Zuffenhausen ab 7.24 abends, Stuttgart an 7.38, Schnellz. 91 Bietigheim ab 8.59 abends, Stuttgart an 9.32, Persz. 95 Bietigheim ab 9.08 abends, Stuttgart an 10.08.

Schnellz. 56 Stuttgart ab 1.55 nachts, Ludwigsburg ab 2.14, Eilz. 68 Stuttgart ab 6.00 früh, Bietigheim an 6.27, Persz. 856 Stuttgart ab 7.22 vorm., Zuffenhausen an 7.38, Eilz. 48 Stuttgart ab 8.35 abends, Bietigheim an LP5, Persz. 416 Ludwigsburg ab 2.03 nachm., Bietigheim an 2.13.

StuttgartPlochingen: es fallen aus: Schnellz. 56 Eß­lingen ab 1.29 nachts, Stuttgart an 1.47, Eilz. 568 Cannstatt ab 8.06 vorm-, Stuttgart an 8.16, Persz. 82. Plochingen ab 7.52 vorm., Stuttgart an 8.44, Persz. 636 Cannstatt ab 10.10 vorm., Stuttgart an 10.17, Persz. 1402 Eßlingen ab 6.02 abends, Stuttgart an 6.30, Schnellz. 59 Stuttgart ad 11.50 vorm., Plochingen an 12.17, Persz. 6Z9 Stuttg ab 1.37 nachm., Cannstatt an 1.43, Lokz. 1403 Stuttg. ab 8.5S abends, Ehlingen an 7.24, Eilz. 613 Stuttg. ab 8.10 abends, Cannstatt an 8.15, Schnellz. 91 Stuttg. ab 9.42 abends,- lingen an 10.12.

UlmFriedrichshofen: es fallen aus: Schnz. 18 Aulen­dorf ab 6.20 morgens, Ulm an 7.33, Persz. 209 Schusienried ab 11.37 mittags, Ravensburg an 12.13, Persz. 210 (tSF. ausgenommen Sa.), Ravensburg ab 1.50 nachm., Aulendorf an 2.28, Eilz. 219 Ulm ab 7.40 abends, Aulendorf an 9.04, (statt dessen: Ulm ab 7.40. Aulendorf an 9.33, ab 9.43, Fried­richshafen an 10.55.) Persz. 221 Ulm ab 8 00, Biberach an 9.12 abends, Lokz. 1457 Aulendorf ab 7.30 vorm., Ravens­burg an 8.11, Lokz. 1458 Biberach ab 5.35 nachm., Laup- heim an 5.58.

Stuttgart-Osterburken: es fallen aus: Persz. 401 Möck- mühl ab 7.27 vorm., Heilbronn an 8 41, Perzz. 40? Heil­bronn ab 9.05 vorm., Bietigheim an 9.50, Eilz. 68 Stuttgart ab 6.00 vorm., Bietigheim an 6.27, Eilz. 4? Bietigheim ab 9.56 vorm., Stuttgart an 10.30, Persz. 418 Ludwigsburg ab 1.57 nachm., Heilbronn an 3.07, Persz. TS Bietigheim ab 9.08 abends, Stuttgart an 10.03, Persz. 420 Heilbronn ab 9.22 abends, Möckmühl an 10.22.

Bietigheim und LudwigsburgBacknang: es fallen aus:

Prr

Per

Per

z. 712 Bietigheim ab 8.48 abends, Backnang an 9.38, z. 713 Backnang ab 9.55 abends, Bietigheim an 10.55, ,z. 395 Marbach ab 10.22 abends, Ludwigsburg « 10.44, Persz. 396 Ludwigsburg ab 11.10 abends, Marbach an 11.29.

UlmMergentheim. Es fallen aus: Persz. 1534 Heiden­heim ab 5.25 früh, Sontheim Brz. an 6.04, Persz. 506 Aalen ab 6.28 abends, Heidenheim an 7.00, Persz. 1545 Heidenheim ab 10.12 vorm-, Aalen an 10.55, Persz. 535 Ulm ab 2.55 nachm-, Aalen an 4.59.

HeilbronnHallCrailsheim. Es fallen aus: Eilzug 336 Heilbronn ab 7.29 vorm., Crailsheim an c» 18, Eilzug 347 Crailsheim ab 10.16 vorm., Hellbronn an 12.00.

PlochingenTübingenHarb. Es fallen au» Persz. 780 Plochingen ab 7.10 vorm., Tübingen an 8.48, Lokz. 172T Tübingen ab 6.20 abends, Rottenburg an 6.45, Lokz. 1730 Rottenburg ab 7.18 abends, Tübingen an 7.40. (Gew. Zug 7438 mit 4. Kl. verkehrt Werktags Tübingen ab 6-08 abends, Kilchberg ab 6.22, Rottenburg an 6.41.)

ReutlingenMünsingenSchelklingen. Es fallen aus: Persz. 1054 Schelklingen ab 6.45 früh, Münsingen an 7.45, Persz. 1059 Münsingen ab 11.55 vorm., Schelklingen an 12.43.

StuttgartBacknangCrailsheim. Es fallen au«: Persz. 639 Stuttgart ab 1.37 nachm., Hessental an 3.58, Persz. 636 Hessental ab 8.05 vorm., Stuttgart an 10.17.

SkuhsaarkNördlingen. Es fallen aus: Eilzug 568 Aalen ab 6.32 vorm., Stuttgart an 8.16, Eilz. 613 Stuttgart ab 8.10 abends, Aalen an 9.51.

StuttgartLanustakt^DaiblingenStuttgart. Es fallen aus: Persz. 639 Stuttgart ab 1.37 nachm., Waiblingen an 2.07, Eilzug 6.13 Stuttgart ab 8.10 abends, Waiblingen an 8.32, Eilz. 568 Waiblingen ab 7.52 vorm., Stuttgart an 8.16, Persz. 636 Waiblingen ab 9.52 vorm., Stuttgart an 10.17.

PforzheimCalwHorb: es fallen aus: Persz. 905 Pforzheim ab 8.10 vorm., Calw an 9.05, Persz. 91? Pforz­heim ab 2.25 nachm., Eutingen an 4.34, Persz. 906 Calw ab 9.19 vorm., Pforzheim an 10.06, Persz. 916 Eutingen ab 1.30 nachm., Pforzheim an 3.18.

CalwSlullgark: es fallen aus: Prrsz. 891 Calw ab 5.53 nachm., Stuttgart an 7.38, Persz. 856 Stuttgart ab 7.22 vorm-, Calw an 9.14.

Stuttgart Böblingen HorbTuttlingenImmen­dingen: Lokz. 1640 Jmmendingen ab 7.43 vorm., Roctweil an 9.12, Persz. 723 Rottweil ab 7.40 vorm., Jmmendingen -n 9.12.

Stuttgart Eutingen Freudenstadt Schikach: es

sülleir aus: Persz. 269 Eutingen ab 7.27 abends, Schiltach an 9.03 Persz. 268 Freudenstadt ab 6 06 abends, Eutingen an 6.50, Persz. 270 Schiltach ab 9.16 abends, Freudenstudt an 10.05.

Ulm -- Sigmaringen Tuttlingen Immendingen: es

fallen aus Elz. 884 Jmmendingen ab 10.48 vorm., Ulm an »1.50, Eilz. 385 Ulm ab 2.48 nachm., Immepdingen an 5.46.

Herbertingen Aulendors L-ukkirch - Memmingen: es fallen aus: Persz. 1145 Aulendorf ab 2.50 nachm., Her- bertingen an 3.52, Persz. 1158 Herbertingcn ab 1.30 nachm., Aulendorf an 2.24.

Die ansteckendste Krankheit

Die sogenannte Erkältung ist eine Fieberkrankhest, viel­leicht die ansteckendste von allen Krankheiten. Der Zeit­punkt des Ausbruchs ist wie bei anderen Fieberkrankheiten stets durch die Empfindung des Fröstelns gekennzeichnet, das sich bis zum Schüttelfrost oder Schauer steigern kann. Wie leicht zu verstehen, hält das arme Opfer dies Frösteln nicht für ein Anzeichen, sondern für den Anfang und gerade für die Ursache der Krankheit. Daher der irreführende, ja ernst­lichen Schaden stiftende AusdruckErkältung"; er hat die Menschen dazu gebracht, sich schützen zu wollen, indem sie den Körper mit Kleidern über und über bepackten und die Wohnräume überheizten, also gerade das taten, was die Ansteckung begünstigt. Der Beweis, daß dieErkältung" auf Ansteckung beruht, ist als einwandfrei geführt cnzusehen. Man hat Mikroorganismen (kleinste Lebewesen), darunter denMikrococcus catarrhalis", gezüchtet, und seine Ver­pflanzung in die Nasengänge hat die bekannten Erschei­nungen auch bei solchen Personen hervorgerufen, die man aufs sorgfältigste vor Temperaturwechsel in acht nahm. Auf der anderen Seite können sich Leute, die im Freien in reiner Luft leben, noch so sehr der Kälte aussetzen, ohne sich zu er­kälten. Reisende in den Polarländern und Bergbewohner mögen ihre Gliedmaßen durch Frost rinbüßen, aber sie be­kommen keine Erkältung, solange sie nicht wied'r zu den Wohnungen der anderen Menschen zurückkehren und hier Leute mitErkältungen" antreffen. Während einer der

Expeditionen Shackletonserkältete sich" die ganze Mann­schaft, als sie ein aus London stammendes Paket mit Klei­dungsstücken öffnete. Auf St. Kilda, der« einsamen Insel westlich von den Hebriden, die nur während der drei Som­mermonate Berührung mit der Außenwelt hat, bekommen alle Einwohner dieFremdenkrankheit", wie sie genannt wird, sobald die Boote vom Festland ankommen. Die land­läufige Erkältung ist in der Tat ein mit der Zivilisation oder wenigstens mit der gegenwärtig erreichten Stufe der Zivilisation aufs engste zusammenhängendes Leiden.

Ls trifft nun allerdings zu, daß lehr kalte Luft auf dl« Nasenschle'mhaut einen Reiz ausübt und vorübergehend einen leichten Schutzkatarrh Hervorrufen kann, oer mit den Erscheinungen der Erkältung oberflächliche Ähnlichkeit be­sitzt: dies hat der allgemeinen Ansicht, daß dieErkältungen" von der Kälte kommen, natürlich Vorschubeleistet. Wenn dem so ist, welche Ursachen hat es aber dann, daß die Er» kältungskrankkeiten im Winter soviel häufiger sind als im Sommer? Die Antwort ist einfach. Unsere unnatürliche Lebensweise hat die Wirksamkeit der uns angeborenen Fähigkeit des Temperaturausgleichs geschwächt. Im Som­mer nähern wir uns einer natürlichen Lebensweise mehr an. Wir tragen weniger Kleidung und halten unsere Fenster offen, auch atmen wir die oon unseren Rebenmen­schen ausgeatmete Luft in geringerem Maß ein.

Viele Leute wollen, obgleich sie wohl wissen, daß die Er­kältungen ihre eigentliche Ursache in Bakterien haben, nicht oon dem Glauben lassen, daß Temperatarwechsrl. Zug und Feuchtigkeit bei der Erwerbung der Krankheit wenigsten» eine begünstigende Rolle spieien. Die Frage ist in den letzten Jahren durch Untersuchungen geklärt worden, um die sich besonders der Engländer Prof. Leonard Hill ein Verdienst erworben hat. Hill hat gezeigt, daß unser gewöhnliche» Thermometer nur ein ganz unzureichender Hilfsmittel ist. um die Wirkung der umgebenden Atmosphäre auf den menschlichen Körper festzustellen. Man geht auch mehr und mehr dazu über, Kranke nach Möglichkeit in ttei-r Lust zu behandeln, und die Architekten der Zukunft mögen uv» an Stelle der Schlafzimmer offene Veranden bauen. Nur auf diese Weise können wir unsere Empfänglichkeit für Er­kältungen und tue auf Erkrankungen der Atmung rorgan« beruhend« Sterblichkeit herabmindern.

Vom Grundwasser

Der Ausdruck Grundwasserstrom begegnet vielfach Zwei­feln, ob die Anwendung dieses Ausdrucks auch für die ver­borgen fließenden Gewässer zulässig ist. In der Umgebung eines in der Niederung gelegenen Orts wird sich Grund­wasser allenthalben bei der Aufdeckung des Untergrunds Nachweisen lassen. So haben z. B. die Untersuchungen bei Leipzm ergeben, daß das Grundwasser cin gewaltiges Netz oon Strömen verschiedenen Alter» und verschiedener Her­kunft bildet, in Vergleich zu dem die Flüsse um Leipzig, Pleiße, Parthe und Elster, dürst'g« Gebilde sind. Die Ström- verdanken ihren Ursprung der Vergletscherung Nord- deutschlanüs durch das allseitige von Skandinavien her sich verbreitende Inlandeis. In alten Zeiten bildeten sich un­geheure Eismassen auf den Höhen von Schweden und Nor­wegen und diese bewegten sich unter Mitfüh.ung von mäch­tigen Schuttmassen nordischer Herkunft durch die Ostsee füll­ten diese aus und schoben sich nach dem heutigen Norddeutsch­land. Der südliche Eisrand dieses ungeheuren Gletschers reichte bis in die Gegend von Leipzig. Am Rands entwickelten sich Schmelzwafserströme, die im allgemeinen nach Süden gerich­tet waren, jedoch durch die von den Mittelgebirgen kommen­den'Flüsse wie Elbe, Mulde und Saals abgedrängt wurden. Es bildeten sich die Urstromtäler, die angefüllt sind mit wasser­durchlässigem Kies und Sand, dem Ueberbleibsel der Glet­scherschiebungen. Ein solcher unterirdischer Urstrom der Mulde hat eine Breite von 5000 Meter und eine Tiefe von 1218 Meter; er kann täglich bi? zu 80 000 Kubikmeter besten Grundwassers liefern. Der Urstrom der Elster hat eine Breite von 4000 Meter und e:n° durchschnittliche Tiefe von 12 Meter. Urstromtäler erstrecken sich bis in die mittel­deutschen Braunkohlengebiete z. B. bei Bitterield. wo sie den Bergbau erheblich erschweren. In Süddeutschlond liegen die Verhältnisse umgekehrt. Hier fand die Vergletscherung, wenn auch bei weitem nicht in io gewaltigem Maß wie im Norden, oon Süden, von den Alpen her statt und die Schwel-- wasfer erfuhren ihre Ablenkung durch Ströme wie Dona« und Neckar. Auch in Süddeutschlond finden sich die unter­irdischen Urströme, wie im Donauriss, wenn sie auch nicht die Mächtigkeit d«r gleichen Gebilde in Mitteldeutschland haben. Die unterirdischen Netze bergen bedeutende Schätze an Grundwasser. Die Gewässer befinden sich in Bewegung und sie erneuern sich beständig, sodaß eine völlige Erschöp­fung ausgeschlossen ist. - ^

Der Mord*) ^

Von I. Ä. Sauter 2

Wir standen damals vor der äußersten Not, dennoch widerstrebte es mir, ein Tier zu töten, um meinen Hunger zu stillen. Aber unsere Lebensmittel waren so knapp ge­worden, daß ich wohl oder übel meinem Diener Sammi, der vor Begierde danach brannte, die Erlaubnis zum Jagen geben mußte. Drei Tage strichen wir nun schon als wilde Jäger in der herrlichen Landschaft umher, ohne ein Stück Wild zur Strecke bringen zu können. Wir lebten von nichts anderem mehr, als von ein wenig Dhal (Linsen). Am dritten Abend kam ich an unsere Lagerstslle zurück. Sie war so einfach, wie man es sich nur denken kann denn selbst das kleine Zelt, das ich sonst fast immer mit mir nahm, hatte ich zu Hause gelassen. Etwas abseits stand der Ochfenwagen, die Tiere waren mit einem langen Stricke an -ine Saugwurz-l des Baums gebunden und kauten friedlich und um unsere Not unbekümmert an den Garbi-Stangen, die Sammi als Abendmahlzeit vor sie hingestreut hatte. Schon von weitem fiel mir auf, daß das Gesicht meines Dieners in Heller Freude strahlte, und in der Tat, als ich auf ihn zutrat, rief er mir glückstrahlend entgegen, daß er einen Hasen geschossen habe.

Die Sonne war schon untergegangen. Träumend sah ich in das Knistern und Flackern der Flamme vor mir, während der Duft des Bratens mich mit Behagen und Sebnsucht er­füllte. Plötzlich bemerkte ich, wie ein Affe beständig ine Stelle umkreiste, wo mein Diener saß und die Abendmahlzeit bereitete.. Auch er hatte das Tier gesehen und blickte ab und an mir schien wie verstoblen zu mir hinüber. Wenn das Tier zu nahe an das Feuer kroch, nahm mein Diener aus dem flammenden Haufen ein Scheit oder einen Stein nnd warf ihn nach dem Affen, ihn und alle seine Ahnen ' verfluchend. Dann entfernte sich das Tier auf zehn oder fünf­zehn Meter, kam aber nach kurzer Zeit wieder in die Näh»

*) Mit Erlaubnis -es Verlages K. E. Koehler, Leipzig, bringen «vir obige Skizze aus 3. A. Sauters fesselndem 3ndien-Puch .Untar Srahminen und Parias',