Die Komödie der Zahlungsfrist

Das PariserJournal des Dsbg-s* weih über den neuen Plan Poincares der zweijährigen Zahlungsfrist und ihren Bedingungen zu berichten: 2lnsiatt der Barzahlungen für die beiden Jahre soll Deutschland eine innere Anleihe von drei Milliarden Goldrnark auflegen, von der 500 Millionen zur Festigung der Mark, eine Milliarde für Bar­zahlungen und 1)4 Milliarden !ür Sackiliistermigen verwendet werden sollen. Deutschland hat ferner in diesen HeidenFrist- tahren* die restlichen Zahlungen für 1922 zu leisten und die Ausgleichszahlungen, dieRest't itioncn", Requirierungen und Beschlagnahmungen des Besehungsheeres fortzusetzen. All« Schulden der Reichs- und der Bundesstaaten sollen in «in« ewig« Rente umgewandelt werden Das Reich wird «zwungen, ein Tabak». Zündholz-, Allo'oll. Salz-. Zucker-, krdöl- und Ess.mzmonopol zu schaffen, die ebenso wie dis Eisenbahn und andere staatliche B triebe. 8'aatsg nben. S/aatswälder und Staatssalzbergwerke verpachtet werden, kin bestimmter Teil der Pachtemncchmeu soll zur Bezahlung der Kriegsentschädigung verwendet werben. Die Neichs- eegierung soll ferner gezwungen werden, ein Viertel des zeaenwärtigen Werts aller privaten geschäftlichen und in­dustriellen Unternehmungen und aller beweglichen Werte zu beschlagnahmen und Bürgschaft leisten, daß die gegenwär­tig« Psänderpolitik Frankreichs ungestört fortbestehen kann, stuherdsrn soll dem Garantieausschuß (der Unterabteilung der Encschädigungskommission) der gan e Ertrag der Kohlen­stauer und der Ausfuhrsteuer ausgeliefert werden.

Man möchte gerne wissen, was dann noch dein Reich überhaupt verbleiben soll, wenn es etwa die Absicht haben sollt«, auch künftighin Schulen, Kirchen, öffentliche Gesund­heitspflege und die soziale Gesetzgebung für die demschen Arbeiter aufrecht zu erhalten. Ein Wahnsinnsplan dieser Art kann natürlich von keiner deutschen Regierung angenom­men werden, ganz abgesehen davon, daß inan eine widerliche Komödie spielt, wenn man derartige Pläne auftwingen will und noch den Mut hat, von einerBewilligung einer Zah- iungsfrist" zu reden.

Was man von der Zwangsanleihe wissen mutz

1. Die B e rm ö g e n s st e u e r e r k l ä r u n g für die Ver­anlagung der Zwangsanleihe und gleichzeitig auch für d'e erst« Veranlagung der Vermögenssteuer muß im Monat Februar 1924 abgegeben werden.

2. Gleichzeitig, spätestens aber bis znm 23 Februar 1923. müssen zwei Drittel der gesamten Zwangsanleihe von dem in der Vermögenssteuererklärung angegebenen Vsrmö- gen oder, wenn eine Vermögensteuerrcklärung nicht ab­gegeben ist, von dem aus den 31. Dezember 1922 geschätzten Vermögen im voraus gezeichnet werden.

Der Zeichnungspreis der Zmangsanleihe beträgt, wie in den Monaten Oktober bis Dezember 1922, auch im Januar und Februar 1923 100 Prozent des Nennm rts: für Zeichnungen nach dem 28. Februar 1923 erhöht sich der Zeichnungspreis für jeden angefangenen, dem Monat Fe­bruar 1923 folgenden Monat um ie 10 Prozenr des Nmn- werts er beträgt also a. B. im März 110 Prozent, im Juni 140 Prozent und im Sevtember 170 Prozent.

3. Um dem Steuerpflichtigen die Bewertung nach Mög­lichkeit zu erleichtern, werden die Bewertungsrichtlimen eben­so wie der Tarif den Vordrucken für die Vermög"nsste wr- erklünmg beigefügt werden. Wertpapiere, die in Deutsch­land einen Kurswert haben, sind mit Durchschnitts- kursen zu bewerten, die ermittelt werden aus der durch drei geteilten Summe der Kurse am Ende der ersten Hälfte der Jabre 1920, 1921 und 1922 einerseits und ans den Kursen vom ersten Börsentag des letzten Vierteljahrs des Kalender­lahrs anderseits. Nach den gleichen Grundsätzen sind die Berka ufswerte von inländischen Wertpapieren ohne Kurswert zu ermitteln. Für diese Wertpapiere werden Dteuerkurse bezw. Steuerwerte festgesetzt, die voraussichtlich Ende Januar 1923 im Reichsanzüaer bekanntgegeben wer­den. Für junge Aktien, die am 31 Dezember 1922 noch nicht an einer deutschen Börse zugelassen lind, ist als Sieuerwert der Steuerkurs der alten Aktie abzüglich 10 Proz. anzusctzcn. Im übrigen ist eine Verordnung über die Berechnung der Durchschnittskurse für diejenigen Wertpapiere erlassen, di- an einem oder an allen der für die Durchlcbnittsberecbnung maß­gebenden Stichtagen (30. Jnni 1920. 1921, 1922, 3. Okt. 1022s noch nicht vorhanden waren (weil die Aktiengesellschaft an

dem betreffenden Stichtag noch nicht bestand), oder zwar vor­handen, aber noch nicht in den Verkehr gebracht wa-en. Ferner wird bis zum Ende Januar 1923 auch ein Stenerkurs für die Zwangsonleihe festgestellt werden. Demnach haben die Pflichtigen die Möglichkeit, sich >m allgemeinen ohne Schwie- v: keit zwei Drittel der Zwangsanleihe, die mit Abgabe der Steuererklärung entrichtet werden müssen, zu errechnen.

Die Arbeitslosigkeit in England

Was England an Kriegsentschädigung Zahlen könnte

In voriger Woche war eine Abordnung des allgemc nen Rats des englischen Gewerkschaftskongresses bei dem Mini­sterpräsidenten, um ihn zu bestimmen, das Parlament unver­züglich zur Besprechung der Arbeitslosigkeit in Eng­land einzuberufen. Bonar Law ging auf den Wunsch nicht ein, wohl aus politischen Erwägungen, denn es wäre unver­meidlich gewesen, daß seitens der Arbeiterpartei und der liberalen Opposition Dinge zur Spruche gebracht worden wären, die dem lieben Verbündeten in Paris sehr unangenehm in den Ohren geklungen hätten. Die immer noch erschreckend hohe Arbeitslosigkeit wird von jedem einsichtigen Engländer mit vollem Recht auf den unsinnigen Vertrag von Versail­les r>nd die französische Politik zurückgeführt, und die Arbeiter­vertreter wiesen den Ministerpräsidenren deutlich darauf hin, welche Unsummen diese Dinge dem britischen Staat und den Gemeinden kosten. Sie führten aus, «taat und Gemeinden haben jährlich annähernd 100 Millionen Pfund Sterling wegen der Arbeitslosigkeit auszugebcn. Die Arm-lstasten der Gemeinden betrugen z. B. 1913/14 12 Millionen Pfund, 1920/21 32 Millionen und 21 '22 41 Millionen und sie werden im laufenden Finanzjahr nicht unler 40 Millionen Pfund bleiben. Sechs Gewerkschaften hatten bei einer Mitglieder­zahl von 1065 975 während der leisten zwei Jahren für Ar­beitslose 414 Millionen Pfund aufzubringen.

Donar Law antwortete, es seien Zeichen der Besserung vorhanden, womit er neben dem neuesten Aufschwung der Kohlenausfuhr die Tatsache meinte, daß der Wert der briti­schen Etz.f *>en der An-ckuhr nur um 1791» Millionen Pf i:d überstieg n " '5 Millionen in 1921 und 375 Mil­lionen in 1920. -^eun ! :r ist.' ..unsichtbare Ausfuhr* England aus Auslandguthao. . - nach -er Berechnung der

Times* eine Einnahme von i. 2 Millionen Psu: , der Gewinn aus Bank- und Dersicherunasaeichästen solche von 80 Millionen und die britische Schiffahrt an Frachten usw. von 120 Millionen Pfund brachte, so hätte das britische Aus­landsgeschäft im leisten Jol-r mst einem Gcwll'n von 00)4 Millionen Pfund (270 weniger 17914) 'abgeschlossen. Das vill heißen, daß das reiche Großbritannien, das nicht au-ge- Mndert wurde, dem man nicht seine Auslandsguthaben. Schiffe, Kolonien usw. raubte, höchstens eine Kriegsentschä- chgung in diesem Betrag d. h. 181 Millionen Goldmark im Jahr bezahlen könnte. Von dem ausgesogenen Deutschland Iber verlangt das Londoner Ultimatum 214 Milliarden Gold- uark, oder die Franzosen uberziehen Deutschland auf» reue mit Krieg.

Weitere Kriegsmatznahmen

Jas Polncare vorhak, um den deutschen Widerstand tu drei Wochen zu brechen

Paris, 24. Jan. DasEcho de Paris" schreibt offen­bar in amtlichem Auftrag: Solange der Generalstreik drohte, war die völlige Abschließung des Ruhrgebiets eine Straf­maßnahme gegen die Auflehnung gedacht. Nachdem die Gefahr des Generalstreiks beseitigt ist und wir darauf ver­zichtet haben (verzichten mußten! D. Schr.), Kohlenzüge und Kohlenschiffe nach Frankreich zu führen und die Staats­gruben zu beschlagnahmen, ist die Abschnürung des Gebiets ein Mittel geworden, zum Ziel zu gelangen und die Früchte unseres Unternehmens zu ernten: die deutschen Ar­beiter zu zwingen, für die Kriegsentschädi- ungzu arbeiten. Vorerst bereiten wir uns noch vor. ie Gruppen werden umgruppiert: die Ernährung wird ge­ordnet; die Schaffung einer besonderen Geldwährung ist in Vorbereitung. In wenigen Tagen wird alles geschehen sein. In drei Wochen glaubt die Regierung den deut­schen Widerstand erledigt zu haben. Die Eisen­bahn soll militärisch betrieben und verwaltet werden. Hun­derte von Rotten französischer Eisenbahnarbeiter werden nach Essen gesandt. Auch eine V e rst ä r k u n g.d e s Be­

setzungsheers wird vorbereitet, um der Jngenteur- kommission die nötige Hilfe zu leisten.

Nach demOeuvre* werden von Lyon sofort drei Flugzeuggeschwader ins Ruhrgebiet obgehen.

Die Annahme verweigert

Paris. 24. Jan. Das Ministerium des Aeuhern hat dem deutschen Geschäftsträger Herrn vonRöschdie Einspruchs­note wogen der Ermordung des Krankenwärters Kowalski in Bochum mit dem Bemerken zurückgesandt, das Ministe­rium (Poincare) lehne ein Schreiben ab, das in solchen Aus­drücken abgefaßt sei. So drückt man sich am besten von der peinlichen Angelegenheit.

Einige Pariser Blätter verdächtigen Deutschland, di« E r- mordung des Figaro-Schriftleiters Plateau durch die Anarchistin Verton veranlaßt zu haben. Das Pariser Pu­blikum muß doch in deutschfeindlicher Erregung gehalten werden!

Um den Mord zu rächen, zogen einige hundert Königs- treue in die Druckerei des KommunistenblattsOeuvre* und de»Populaire" und vernichteten 8 Setzmaschinen voll­ständig. In der Schriftleiti'.ng derEve Nouvelle" wurden die Räume verwüstet, die Scheiben eingeschlagen unv alle Papiere vernichtet. Der Versuch, auch in dieHumanste* rinzudringen, wurde von einem Polizeiaufgebot verhindert.

Sie fürchten di« Rache

Langendreer, 24. Jan. Das hier liegend« Infanterieregi­ment. von dem ein Wachtposten den Krankenpfleger Ko­walski erschossen hat, ist nach Hattingen verlegt worden.

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Vermittlungsversuche

Berlin, 24. Jan. Nach amtlicher Mitteilung sind von ver­schiedenen Seiten Versuche oder Anregungen gemacht wor­den, den Taten der Unrecht» und der Gewalt im Ruhrgebiet gütlich ein Ende zu machen. Die Rsichsregierung fei be­reit, den Bemühungen zum Erfolg zu verhelfen, so gut si» könne. Solange aber französisch-belgische Truppen im wirt­schaftlichen Mittelpunkt Deutschlands stehen und di« vertrags­widrigen Maßnahmen auch auf das Rheinland ausgedehnt werden, erscheine ein Verhandeln über di« Entschädigungen schon technisch unmöglich: sie konnten auch unter militärischem Druck niemals zu Ergebnissen führen, die für da» deutsche Volk annehmbar und für Europa befriedigend wären. Viel­mehr müßte auf jedeScmktions*. und Pfänderpolitik ver- z'chtet und Deutschland Gelegenheit geneben werden, gleich- berecbrigt und unbehindert mit der Gegenseite zu verhandeln. Die Reichsregierung könne nur wünschen, daß es gelingen möge, Frankreich und Belgien zu veranlaßen, llnternebmun- gen aufzugeben, die ihnen niemals Sicherheiten oder Werte verschossen, sondern nur zwecklose Lasten aufbürden, dagegen Deutschlands Leistungsfähigkeit bis zur Vernichtung herab- drücken und Europa in eine immer ernstere wirtschaftliche Katastrophe hineinziehen.

Reichskanzler und Gewerkschaften

Berlin, 24. Jan. Reichskanzler Cuno hatte gestern nachmittag eine mehrstündige Besprechung mit den Vertre­tern der Gewerkschaften über die Lage. Ueber die zu er­greifenden Maßnahmen wurde volle Einigkeit erzielt. Ver­schiedene Anregungen werden von den zuständigen Stellen »»erfolgt werden.

Di« Franzosen haben im Ruhrgebiet und im Rbeinland wieder mehrere Verhaftungen und Ausweisungen leitender Persönlichkeiten vorgenommen.

Relchssammlung für die Ruhr

Berlin, 24. Jan. Die Reichsregierung wird eine allge­meine Sammlung für das Ruhrgebiet im ganzen Reich ver­anlassen.

Auf dem Landestag des Reichslandbundes tür die Provinz Sachsen, der in Halle stattfand, wurde eine Samm­lung für das Ruhrgebiet veranstaltet, die ein Er­gebnis von 13 Millionen Mark hatte.

Der Boykott

Berlin. 24. Jan. Die Hauptgemeinschast der Gasthof- und Wirtschastsverdände Deutschlands hat beschlossen, den Boykott der Franzosen und Belgier streng durchzuführen, keine Angehörigen der feindlichen Staaten in Wohnung zu nehmen und Bezahlung in fremdem Geld zurückzuweisen.

Im Himmelmoos.

Von Hermann Schmid.

87. (Nachdruck verboten.)

Er war der letzte Anprall des Sturmes gewesen, der mm die Flügel sinken ließ -uch die Bewegung in Wildl's Innern ließ nach und wurde zu einer Betäubung, welche der Ruhe glich, in welcher endlich die Gegenwart ihr Recht behauptete und Vergangenheit und Zukunft in tiefem Schlafe in einander verrinnen ließ.

Der Morgen traf Wildl bereits über der Ausführung der Vorsätze des gestrigen Tages. Der Gang zum Pfarrer war getan, und der Rußländer hatte bereits seinen Um­gang angetreten. Wildl ging dann selbst auf den Vieh­kauf; Beide mit ersprießlichem Erfolge: weder die Scheu vor dem halbgebannten Verbrecher, noch die Gespenster­furcht hielt vor dem Gelbe Stand, das Einer wie der Andere freigebig bot und gab. Schon am andern Tage waren viele Hände im Himmelmoos beschäftigt, und zwischen den Arbeitern schritt der neue Bauer hin und wider, der inzwischen nicht um Tage, sondern um Jahre gealtert schien; so ernst, so wortkarg ging er einher. Es war etwas in ihm, was den Dienstboten wie auch den anderen Leuten eine Art Scheu einslößte. Man ließ ihn gehen und gewähren und raunte sich höchstens zu: Der greift's scharf an. Wollen sehen, wie lange das geht. Auf die Dauer kann er das Gewissen doch nicht totschlagen."

So war der Oktober zu Ende gegangen, und der November brachte das F st Allerheiligen und mit ihm den Mlerseelentag, den Tag, an dem jedes Haus seiner Toten gedenkt und Jedermann auf den Kirchhof geht, um die Gräber seiner Lieben zu schmücken und sich Gedanken darüber zu machen, wann und wie es wohl kommen werde, daß man unter den Hügeln, die man jetzt ziere, selber begraben liege. Es ist nicht bloß ein sinniges, sondern auch ein schönes Fest, und es bietet einen lieb­

lichen Anblick, wenn die Gräber, welche das Jahr hin­durch über den vielen Geschäften des Hauses und über der Arbeit im Felde ziemlich in Vergessenheit gerieten, den Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit bilden. Die eingesunkenen Hügel werden aufgerichtet und neu geformt, die wankenden Kreuze befestigt, die vom Regen ver­waschenen Inschriften übermalt und die verdorrten Kränze gegen neue vertauscht. Am Tage ^'bst aber werden die Hügel geziert, wie es zu so später jreszeit möglich ist.

Der Tag neigte sich stark zu Ende. Es war schon so dämmerig, daß die meisten Gräber bereits von ihren Besuchern verlassen waren und daß man ebenso die Schmuckgegenstände und Lichter, welche man nicht dem Ungemach der Nacht aussetzen wollte, bereits beseitigt hatte. Schaurig war es auf dem Gottesacker, nur der Hahn auf dem Turme pfiff manchmal im Winde. Aus den Kirchensenstern leuchtete der matte Schein der ewigen Ampel, und nur in einer Ecke der Kirchhofwand kämpften noch einige kleine herabgebrannte Lichter mit der Nacht­luft um ein kurzes Dasein.

Es war die Ecke an dem kapellenartigen Vorsprunge der Kirche, in welchem sich ein verfallener, selten be­nutzter Altar befand, unter welchem und um den herum die Schädel und Gebeine derer aufgeschichtet waren, die man wieder ausgegraben hatte, weil sie im Laufe der Zeit ihre für so sicher gehaltene letzte Ruhestätte wieder einem Nachfolger hatten überlassen müssen. In dieser Ecke, an einem der vornehmsten Plätze, war der alte Himmelmooser begraben; ein schwarzes Holzkreuz auf dem Hügel trug ein schlechtes Abbild des Erzengels Drachentöter, dessen Namen er getragen, und aus einem fast unleserlich gewordenen Zettel standen die Worte ge­schrieben:Bis zur Errichtung eines Denkmals." Auf den Hügel selbst, in den Schnee, war ein Kreuz von Hagebutten gelegt und um dieses herum eine Reihe kleiner Äachskerzchen gesteckt die meisten schon erloschen oder dem Erlöschen nahe. Sie wären wohl schon längst in sich selbst verglommen oder vom Winde ausgeblasen worden,

hätte nicht eine sorgliche Hand ihrer sich angenommen, die, Hand eines schwarzgekllidetcn Mädchens, daS, an dem, Hügel knieend, sie immer zu erhalten wußte, einen Rosen­kranz in der Hand, dessen Korallen sie hin und wieder fallen ließ, indem sie halblaut murmelte und bat, dcrtz Gott dem Toten die ewige Ruhe geben und das ewige Licht ihm leuchten lassen solle in Ewigkeit.

Das Mädchen hielt plötzlich im Gebete inne; denn in, ihrer nächsten Nähe war ein schwerer, klagender Seufzer laut geworden und machte sie aushorchen. Der Ton war zu bestimmt und deutlich, als daß eine Täuschung mög­lich gewesen wäre; sie erhob sich daher und näherte sich! dem Torbogen des Bcinhauses, als es sich darin aber­mals zu regen begann und in dem Dämmerdunkel ihr ein Mann entgegcntrat.

Es war Wildl, der in dem Beinhause vor dem Mare auf dem Fußschemel der Betbank gesessen war, weil er dort am besten vor den neugierigen Blicken der Kirch­hofbesucher gesichert war und weil das Herz ihn ge­trieben hatte, den Mann im Grabe zu besuchen, mit dem er im Leben noch soviel zu besprechen gehabt, das er nicht mehr besprechen konnte.

Nichts für ungut!" sagte er im Heraustreten. -,Jch habe nicht gewußt, daß ich da Dich finden werde; sonst hätt' ich Dir's schon erspart, mir noch einmal zu be­gegnen."

Brauchst Dich nicht zu entschuldigen," entgegnet« Engerl beklommen.Es freut mich, daß ich Dich an dem Orte finde, und weil wir doch einmal so Zusammentreffen, wird es schon so sein müssen."

Du kannst wohl recht haben," «ntgegnete Wildl. Aber seit ich aus Deinem Briese weiß, wie Du gesinnt bist, will ich Dir nicht zur Last fallen. Ich will gleich gehen und Dich in Deiner Andacht nicht stören." /

Eugerl schwieg einige Augenblicke, als müßte sie sich über das, was sie sagen wollte, erst noch besinnen.

_._Entsetzung folgt.) ^ ^ ^ ^

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