SM Sprache gKftvcht und berxmert, daß die TIWkoMvüktttntz München gar nichts getan habe, um der unglaublichen Ent­artung disies vor 100 Jahren von König Max I. in ganz an­derem Sinne gestifteten Volksfestes zu steuern. Der Minister erklärte, das Fest sei ein gemeines Sauffest geworden; dir Regierung werde künftig unnachsichtig gegen solche Veran­staltungen Vorgehen. Die Passionsspiele von Oberammergau die von mehreren Abgeordneten angegriffen wurden, dürften mit derartigen Auswüchsen nicht auf eine Stufe gestellt wer­den; in einer moralisch so bedrohten Zeit habe man auf Ver­anstaltungen nicht verzichten wollen, die zur sittlichen Hebung des Volks beitragen. Es wurde vom Ausschuß ferner ge­tadelt, daß so viele landwirtschaftliche Feste veranstaltet wor­den seien. Es wurde gewünscht, daß in Bayern die Polizei­stunde früher angesetzt und daß gewisse Vergnügungen, be- sonders die öffentlichen Faschingsbälle, verboten werden.

Leihfärge. Infolge der hohen Sargpreise beabsichtigt der Stadtrat in Augsburg das sog. Leihsargsystem einzuführen. Der Sarg würde nach Beend!gung der Trauerfeier wieder hochgezogen und das Grab über dem Verstorbenen ohne Sarg geschlossen. Es könnten dadurch in der Armenkasse etwa 8400 -4L in jedem Fall erspart werden.

Die Berliner Straßenbahn wird nach einem Beschluß des Magistrats die Gebühr für die kleinste Strecke von 10 aus 20 Mark erhöhen. In M a n n h e i m ist man mit diesem löb­lichen Beginnen schon vorangegangen undStuttgart und Karlsruhe können sich rühmen, für die kleinste Strecke, die in Stuttgart allerdings besonders klein ist, wenigstens bis jetzt 15 Mark zu erheben.

1459 Zentner Butter auf Lager. Auf Grund einer An­frage im preußischen Landtag wurde festgestellt, daß die Meierei Bolle" in Berlin, die die Erzeugnisse der städtischen Landwirtschaftsbetriebe in Vertrieb hat, 1450 Zentner Butter auf Lager hat, die noch zu einem Preis von 60100 Mark für das Pfund eingelegt wurden. Nach amtlicher Mitteilung werden die Ein- und Ausgänge der Lager behördlich über­wacht.

Ein eigenartiges Anglück wurde in Lindenkreuz bei Neu­stadt a. Oder Lurch eine Schar Gänse angerichtet, die von Schulkindern aufgescheucht waren. Die Gänse flogen gegen die Masten der Hochspannungsleitung, wobei ein Isolator zertrümmert wurde. Der Dmht siel herab und durch den elektrischen Cirom wm de ein 12jübriges Mädchen getötet.

Die elektrische Kraft des Blitzstrahls. DieTechnik für Alle" berichtet über einen Vortrag des Elektrotechnikers, Dr. Steinmetz, der die Frage behandelte, wie groß die Kraft eines niedergehenden Blitzstrahls sei. Der Vortragende kommt da­bei zu Ergebnissen, die mit den bisherigey Anschauungen im Widerspruch stehen. Trotz dem ungeheuren Spannungsunter­schied zwischen den beiden Punkten der Entladung (Wolke und Erde), der nicht unter 5 Millionen Volt betragen kann, ist die tatsächliche, vom Blitz hervorgebrachte elektrische Arbeit verhältnismäßig klein, wegen der sehr kurzen Zeitdauer des Niedergehens. Dr. Steinmetz schätzt sie aus weniger als 15 Kilowattstunden; bei einem Tarif von 2 für die Kilowatt­stunde hätte also die elektrische Energie des Blitzes, wenn man sie auffangen und ausnutzen könnte, einen Wert von höchstens 30 -4L. Dr. Steinmetz weist auch noch darauf hin, daß man für gewöhnlich den Eindruck habe, als würde der Blitz etwa eine Zehntelsekunde andauern, in Wirklichkeit aber ist die Zeitdauer viel geringer kaum eine Tausendstel­sekunde, denn der grelle Blitz wirkt im Auge immer noch als Lichterscheinung nach, wenn tatsächlich schon alles erloschen ist.

' Verschleuderung deutschen Eigentums. In Lyon wurden die großen deutschen Farbstoff-Manusakturwerke zwangs­weise dem ohne Zweifel auf Verabredung einzig an­wesenden Bieter um den Spottpreis von 3101 000 Franken außer den Fabrikverbindlichkeiten richterlich zugeschlagen.

Der verhaftetePolizeipräsident". Der wegen zahlreicher Fahrraddiebstähle steckbrieflich verfolgte Drogist Hans Losch wurde in München, wohin er aus Wien zurückgekehrt war, verhaftet. Losch war während der Räteherrschaft in München Polizeipräsident".

Einstellung eines Straßenbahnbekriebs. Die Stadt Gotha muß den Straßenbahnbetrieb einstellen, da dis Einnahmen nicht einmal die Hälfte der Löhne des Fahrpersonals decken.

Millionenbetrug. Die Polizei in Essen deckte nach der N.B.M. eine geradezu ungeheuerliche Steuerhinterziehung in der Spiritusbrennerei von Krautkremer auf. Der In­haber hatte ein geheimes Rohr anlegen lassen, durch das er nachts den Spiritus ablaufen ließ, während er bei Tag das Mit der amtlichen Kontrolluhr versehene Rohr benützte. Außerdem öffnete er mit einer Plombenzange, die ihm ein Zollamtsassistent überlassen hatte. Er ließ Wasser durch die -Kontrolluhr laufen, wodurch der 25prazentige Sprit um zwei -Drittel verwässert wurde, so daß die Uhr nur 11 Prozent Al­kohol anzeigte. Der Brennereibesitzer, der noch vor zwei Jahren ein armer Schlucker war, ist jetzt mehrfacher Millio­när; die Steuerhinterziehungen belaufen sich auf Hunderte von Millionen. Mehrere von dem Besitzer angekaufte Häuser wurden beschlagnahmt. Er und der Zollassistent sind ver­haftet.

Deutscher Ankerricht in Amerika. Die Steuben-Gesellschasi in Paterson (Staat New Jersey) hat dem dortigen Schulrat von 2330 Bürgern Unterzeichnete Bitte übergeben, an der Hochschule den deutschen Unterricht wieder einzuführen. Dis Englisch-Amerikaner haben dagegen Widerspruch erhoben. Indessen haben mit wenigen Ausnahmen die Schulräte des Landes das Verbot des deutschen Unterrichts, wo ein solches -bestand, wieder aufgehoben. In einigen Städten, wie in Buffalo und Binghamton (Staat Newyork) wurde ein solches Verbot nie erlassen. In der Stadt Newyork wurde der deutsche Unterricht schon vor einem Jahr wieder eingesührt, ebenso in Newark und in anderen Orten des Staates New Jersey.

Der versunkene Schah. Am 29. Mai 1588 sandte König Philipp II. von Spanien die bekannte Flotte Armada gegen England aus, um dieses Land, das ihm von Papst Sixtus V. geschenkt worden war, mit Waffengewalt in Besitz zu neh­men. Die Flotte bestand aus 130 großen und 30 kleineren Kriegsschiffen und hatte etwa 30 000 Mann und 2630 Ka­nonen an Bord. Die Flotte hatte bekanntlich auf ihrer ganzen Hin- und Rückfahrt nur Unglück, Stürme und geschickte Ge- genangiffe der Engländer trieben sie in Unordnung zurück und als die Reste des Jahrs in den spanischen Hafen Santan­der wieder einliefen, waren 74 große und viele kleinere Fahr­zeuge verloren. Unter den an der englischen Küste versenkten Schiffen befand sich auch dasjenige, auf dem die Hauptkriegs- kasse geborgen war. Wie hoch die Summe in Silber- und Goldmünzen sich beläuft, die in dem Schiff heute noch ge­borgen ist, hat man noch nicht feststellen können, so viele Kzrsuch? auch schon gemacht wurden, das Schiff oder wenig­

stens seinen Mhalt zu bergen. NeüerviNM M> me Aweuen von einer englisch-amerikanischen Gesellschaft wieder ausge­nommen worden. Das Schiff selber wurde in der Tobermore- vai in ziemlich bedeutender Meerestiefe gefunden und die Taucher arbeiteten vier Monate an der Freilegung des Schiffsrumpfes, der stark von Sandmassen umgeben ist. Die zur Hebung verwendeten Maschinen und Geräte sind mittler» weile stark abgenützt worden und bedürfen einer Erneuerung. Unter den Gegenständen, die man bis jetzt aus dem Schiss heraufgebracht hat, befindet sich eine Anzahl von Wurf­steinen im Durchmesser von etwa 7 Zentimeter. König Philipp II. hatte nämlich befohlen, daß die Schiffe der Armada je 2 Ladungen Steine an Bord nehmen mußten, die im Kampf Verwendung finden-sollten. Vom Goldschatz selbst wurde bis jetzt noch nichts gesunden. Die an der Hebung beschäftigten Taucher hatten mancherlei Abenteuer mit Aalen kl bestehen, die die Arbeit empfindlich störten, da sie sich den Tauchern um Kopf und Hand wanden. Die Taucher hatten älle Mühe, sich der angriffslustigen Fische zu erwehren.

I Aberglauben in Berlin. Der Köln. Ztg. wird aus Berlin beschrieben: Zr e'-Mei Gestalten, die man früher nie in Berlin öffentlich st':, T.: ,r und Propheten, findet man jetzt dort

.a allen Straßenecken. In einer belebten Derkehrsstraße des berliner Westens pflanzt sich ein Mann neben die Karren am Straßenrande, wo Apfelsinen und Tomaten verkauft werden, md fängt an, kleine Heftchen und Blätter auszuteilen. Er )at sofort einen Kreis um sich. Seine Tracht ist sonderbar. Lin niedriges Samtbarett, kurzer Rock mit Gürtel, üppiger Haarwuchs, rund um den Kops geschnitten, kurze Samthosen md Schaftstiefel eine solche Tracht erweckt Aufmerksamkeit n den Berliner Straßen. Er enträselt sofort jedem den Lharakter, indem er einen Augenblick in die dargebotene Handfläche blickt, woraus er einen seiner Zettel reicht, aus lem derCharakter" nach den Lebenslinien ausführlich vei> zeichnet ist.Nur 10 Mark, meine Herrschaften! Sicherste Aus» llärung über Ihre Zukunft und Ihren Charakter!" Und ohne M lachen oder zu spotten, entrichten die Leuts willig ihr? 10 Mark für diese sogenannte Weisheit. Man kann in deck neisten Fällen zweifeln, ob die Leute, die derartige Erkennt- aisse verkaufen, selbst an ihren Unfug glauben, aber das Tolle ist, daß das Publikum sich als noch viel abergläubischer erweist als sie selbst. Das konnte man vor einem halben Jahr in der Friedrichstraße bei einem Propheten mit dem Zylinder auf dem Kops erkennen, der sozusagen Spiritismus seilbot, zu 2 Mark. Er brachte es fertig, einen Tisch, den er mitten im Straßengedränge aufstellte, um etwa einen Meter zu heben. Angeblich waren Geister dabei tätig. (In der Friedrich­straße!) Der Mann verkaufte disErläuterung" seines Ge­heimnisses für 2 Mark; er machte ausgezeichnete Geschäfte. Die Berliner Anschlagsäulen sind schon seit sin bis zwei Jahren regelmäßig bedeckt mit den Ankündigungen von Zu­kunftsjüngern und Propheten, die ihr» Vorträge (oft zu be­trächtlichen Eintrittspreisen) ankündigen. Immer spielen Bibelworte dabei eine Rolle. Die Hauptsache ist starker Haar» wuchs, Verzicht auf Kragen und Krawatte und ein uner­schütterliches Selbstbewußtsein. So bietet sich zum Beispiel Stark, ein früherer Volksschullehrer, dem Berliner Publikum dar. Stark beginnt seine Vorträge mit dem vieldeutigen Wort:Ich bin Ich", das schon auf seinen Anschlagzetteln auf den Litfaßsäulen steht. Dann verkündet er eine Art Weltüberwindungslehre, die aus frühen christlichen Ideen zusammengebraut ist. Es werden aber auch Anspielungen und Erinnerungen aus Nietzsche mit hineingetan, und dieses Ge­bräu eines unklaren Subjektivismus, der die Welt aus sich heraus neu gestalten will, wird von den Zuhörern offen­bar durchaus ernst genommen. Dies Publikum läuft massen­weise in die Vorträge dieser Phantasten. Für den Geistes­zustand im heutigen Deutschland ist dies Prophetentum ein gefährliches Symptom. Man soll es nicht unterschätzen; es wird sich in den Krisen, die noch kommen, noch mehr aus­breiten.Die Zeit ist aus den Fugen!", wie Hamlet sagt; ihr Bändiger ist noch lange nicht in Sicht, und einstweilen nutzen tausend Scharlatane die gute Konjunktur aus,

Lokales.

Wildbad, den 13. Okt. 1922.

Aendemng des württ. Gemeindewahlrechk». Nach einem neuen Gesetzentwurf soll in Württemberg das Wahlrecht ' für Gemeindeämter und sonstige Gemeindeangelegenheiten allen Deutschen zustehen, die das 20. Lebensjahr vollendet haben und mindestens seit 6 Monaten im Gemeindebezirk wohnen. Wer infolge Wegzugs das Wahlrecht verloren, hat, jedoch vor Ablauf von 2 Jahren in die Gemeinde za«! rückkehrt, erlangt mit der Rückkehr das Wahlrecht wies«.

Sredithilfe sur die württ. Presse. Ein Gesetzentwurf, der demnächst dem württ. Landtag zugeht, ermächtig den M» nanzminister, dem Verein württ. Zeitungsverleger gegen an­gemessene Verzinsung und Rückzahlung aus dem Betriebs» und Vorratskapital der Staatshauptkasse ein Darlehen von 50 Millionen Mark zu geben.

Zur Beachtung bei der Weinverbefserung. Wie 8er Ablek» lungsvorstand M. Fischer von der Versuchsanstalt Augusten» berg im bad. landw. Genossenschaftsblatt mitteilt, haben von der Versuchsanstalt Augustenberg vorgenommenen Prü­fungen verschiedener Rohrzuckerproben ergeben, daß dieser Zucker den gesetzlichen Anforderungen in bezug aus die Weirr- verbesserunanicht entspricht, da eine Lösung in der Stärk«, wie sie zur Weinverbesserung Verwendung finden kann, stark gefärbt ist. Nach den gesetzlichen Bestimmungen darf ab« zur Weinverbesserung nur technisch reiner, nicht färbender Nüben-, Rohr-, Jnvert- oder Stärkezucker verwendet werden. Außerdem wurde durch die Versuche festgestellt, daß der Wei« durch die dem rohen Rohrzucker anhaftende Malusse einen nachteiligen Geruch und Geschmack erhält. Vor der Verwen­dung von rohem Rohrzucker (Kubazucker) zur Weinoer- desserung wird daher nachdrücklichst gewarnt, dagegen kann der Rohrzucker zur Bereitung von Haustrunk aus Rück»- ständen der Weinbereitung und au» Aepfeln und Birnen Verwendung finden.

Die Post und das Notgeld. Die Postkasten sirck> laut .Voll. Ztg." vom Reichspostministerium angewiesen worden, das Notgeld auch über den 14. November hinaus in Zahlung zu nehmen, sofern die zuständigen Oberpostdirektionsn es für nötig halten.

Schlaftvagenverkehr. Vom 20. Oktober b. I. cm gelten folgende Bettkartenpreise für die bahneigenen Wagen: 1. Kl. 1200 -tt (Dormerkgebühr 120LL); 2. Klasse 600 -4L (Vor- merkgebühr 60 ^L); 3. Klasse 360 ^L (Vormerkgebühr 36 -4L).

Auch die klastenlotterie wird teurer. Die nächste 21. Prsuß.-Süddeutsche Klassenlotterie sotgt mit ihren Losen eben­falls der Geldentwertung. Zunächst wird das Fünfklassen­system abgeichafft. Bekanntlich fanden bisher die Ziehungen V fünf Klaüen ftatt^bei denen sick von Klosie -w Klaüe di«

Höhe Ser Gewinne steigerte utld me Mste Maste MUett der hohen Gewinne mitgroßem Los^ und Prämien di? BezeichnungHauptziehung" hatte. Während jedoch bisher der Einsatz für alle Klassen der gleiche war bei den letzten Ziehungen wurde er allerdings etwas erhöht, wird er von der nächsten, am 21. Dezember ds. Js., beginnenden Ziehung unter bedeutender Erhöhung des Einsatzes gestaffelt sein. Auch finden nicht mehr fünf, sondern vier Ziehungen statt. Ein ganzes Los wird künftighin 2400 Mark, ein halbes 1200 Mark, ein Viertel 600 Mark und ein Achtel 300 Mar! kosten. Dafür ist die Höh« der Gewinne bedeutend heraus« gesetzt worden.

Auswanderung nach Rumänien. Bei zufriedenstellenden Bedingungen braucht im Hinblick auf die allgemeinen Lan» desverhältnisse von der Annahme einer Stellung in Rumä« men nicht abgeraten zu werden. Jedoch sind die Verhältnisft in den einzelnen Teilen Rumäniens was die zum Leben erforderlichen Mittel, die Wohnungsfrage usw. anbelangt, so außerordentlich verschieden, daß jedem Deutschen, dem eine Stellung in Rumänien yngeboten worden ist, dringen? geraten werden muß, erst bei einer zuverlässigen B-eratungs« stelle Auskunft über die Landesverhältnifse, die Höhe des am gebotenen Gehalts usw. einzuholen.

Wie einc Ameise einen Bienenstock rettete.

Wer d.ie Schöpfung in der Kleinwelt des Jnsektenreiches betrachtet, findet darin einen unerschöpflichen Reichtum c>on Schönheit und eine ungeahnte Fülle von Kraft, die Spuren des allmächtigen und allweisen Schöpfers.. In der durch die Naturgesetze bestimmten Vollkommenheit der unbewußten Geschöpfe sieht der Mensch allezeit einen An­trieb zur eigenen sittlichen Vervollkommnung. Ein Füh­rer zur gründlichen Kenntnis der Jnsektenwelt ist das im Verlage von Herder u. Cie. in Freiburg erschienene Buch von Luigi Bertelli (Deutsch von Luise von Koch)Max Butziwackel-der Ameisenkaiser". Das Lesen dieses Buches läßt Alte und Junge mit geschärften Augen die krabbelnde Ameise im Sande, den Wasserkäfer rm Tümpel, die summende Hummel und die Biene auf der blühenden Wiese betrachten. Wir entnehmen aus dem Buche einen reizenden Abschnitt, der die Ameise als Freundin der Biene üind den Totenkopf, jenen großen Schmetterling mit seiner düstern gelben Zeichnung aus dem Rücken als schlimmsten Feind der Biene zeigt. Die un­heimliche Zeichnung auf dem behaarten Rücken, die in gel­ber Farbe deutlich einen Totenkopf darstellt und sein Er­scheinen in der Dunkelheit sind bekanntlich die Ursache, daß abergläubische Menschen den Totenkopfschmetterling für ein Unglückstier halten. Bekannt ist ja, daß der Totenkops nach dem Bienenhonig lüstern ist und den Bie­nenstöcken gar zu gerrw seinen unliebsamen Besuch ab- jbrttet. Bertelli schildert einen solchen Einbruch in einen Bienenstock und erzählt, wie zwei Ameisen, nämlich der aus seinem Reiche durch einen Vogel geraubte, aber durch Geistesgegenwart glücklich wieder entronnene Ameisenkai­ser Max Butziwackel und sein Adjutant Großzang den Bienenstock vor dem Ausrauben rettet. Bertelli erzählt:

Als Butziwackel und sein Adjutant endlich in der Nähe des Bienenstockes ankam, war es bereits dunkel geworden.

Wie ich fürchte, bin ich zu spät gekommen," murmelte in Sorge der entthronte Kaiser, während er dm Baum erkletterte.

Aber wohin gehen wir denn?" wagte Großzcmg zu fragen, der wohl sah, wie gedankenvoll Max geworden

war.

Wir wollen ein Menendorf retten, das von eine« schwarzen Dieb bedroht ist."

Q wie fein! Ta kann man vielleicht ein bißHm Honig bekommen?"

Mit strengem Blick ick her rügke Max:Adjutant! Es handelt sich jetzt um ein ruhmreiches Abenteuer zu edlem Avecke, und du denkst ans Essen!"

Es ist wahr; aber daran ist mein knurrender Magen schuft»; er ist so leer, als ob er Gott behüte uns davor von einem Ameisenlöwen ausgesaugt worden wäre."

Tie beiden Anreisen stakrSen endlich vor dem zum Bienenstock.

Mit verzweifelten Gebärden stürzten eben erm^e WkWm daraus hervor und summten in höchster Aufregung:

Ter Tvtenkopf! Der Tvtenkopf!"

Man sah sogleich, daß es im ganzen Menendorf «EP lfth toll zuging. Gefolgt von seinem Adjutanten stürmt? Max hinein. Die verwirrten und erschreckten Schildwachen beachteten ihn nicht, und bald stand er an der SteÜ^ wo sich eben das bedrohlichste Schauspiel abwickelte.

Der entsetzliche Totenkopf war in den Stock emgedrun- gen. Ta saß er mit seinem großen plumpen Leib, bebend vor Gier, die riesigen Flügel zitterten, sein Rüssel zuckte, und vergebens versuchte das Bienenvolk, das ihn umgab, sei« verderbliches Vordringen zu verhindern.

Vergebens bemühten sich die Ueberfallenen, den elasti­schen Panzer zu durchstechen, von dem der dicke Körper des Tieres welch und nachgiebig wie von einem Gummimantel umschlossen war. Angstvolle Stimmen schrieen in all diese Verwirrung hinein:

Er wird alle unsere Lagerräume plündern!"

Er frißt unsere Kinder!"

Er wird die Königin töten!"

Max wandte sich zu seinem Adjutanten und sagte leise zu ihm:Hörst du, um eine Königin handelt es sich! Um jeden Preis muß sie gerettet werden!"

Mer wie? Wenn schon die Bienen mit ihrem Stachel Nicht vermögen?" fragte Großzang ratlos.

Tummkopfl Was der Stachel nicht kann, tut du

^Unbekümmert und rücksichtslos schlürfte inzwischen der Totenkovs so viel Honig, er nur konnte, trotz ves Protestes des Bienenvolkes. Ta gellte Plötzlich ein Schrei aus dem vollen Mnnln c>e-S Räubers:

Au. mein Bein!" ....

Ein zweiter ungeduldiger Schmerzensruf folgte:

,Zum Kuckuck, wer schneidet nur denn meine Fühler ck?"