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Amtsblatt für W'lZbad. Chronik und Anzeigenblatt

für das obere Cnztal.

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Druck der Buchdruckerei Wilddader Tagblatt; Verlag und Schriftleitung Th. Gack in Wildbad.

Nurritt er 239

Fernruf 179

Wildbad, Donnerstag, den 12. Oktober 1922

Fernruf 179

57. Jahrgang

Tagesspiegel

Die türkische Regierung in konflantinopel hat bei de« Großmächten gegen die fortdauernden Gewalttaten der Grie- An gegen die mohammedanische Bevölkerung in Thrazien Einspruch erhoben.

Das Wchjenstillstandsabkommeu in Mudania tfl unter- jeiamet worden.

Die französischen Handelskammern beabsichtigen eine «Sn- dib^Vertretung für Rußland mik dem Sitz in Moskau zu

Der Schah von Persien ist ln Madrid eingetrosfen.

Neue Nachrichten

Reue W iederaufbansesellschaft

Hamburg, 11. Okt. Hier wurde ebenfalls sin« deutfH- jranzösische Gesellschaft von norddeutschen Industriellen für Lachlieferungen für den Wiederaufbau in Frankieich mit einem Kapital von 600 Millionen Franken gegründet .

Vereinfachung der Staatsverwaltung ln Bayern «

München, 11. Okt. Die Regierung veröffentlicht Me Denkschrift über die Vereinfachung der Staatsverwaltung, nach der der ganze Aufbau der Sclbftvrrwaltungskörper ge­ändert werden soll. Die Bezirke stellen einen Verband der Gemeinden dar, dessen entsprechendes Organ von den Ge­meinden zu bilden ist. Der gleiche Aufbau ist für die Kreis- gemeinden auf der Grundlage der Kreis unmittelbaren Städte und der Bezirksgemeinden vorgesehen.

Verhaftungen ln München

München, 11. Okt. Hier wurden der Hauptmann Römer, der Dr. Barihels, der sog. Hauptmann Ludwig Oesterreicher und der Kaufmann F. Endris verhaftet. Cs wird ihnen zur Last gelegt, daß' sie einen Mord vmoere'tet haben. (Römer ist der Bruder des früheren Direktors der Pfälzischen Bank, durch dessen Spekulationen die Bank zujommeugebrochsn ist.)

Die Entrechtung Oesterreichs

Men, 11. Okt. Je länger und genauer das Abkommen de« Bundeskanzlers Dr. Seipel mit dem Ausschuß des Völker­bundsrats über die Notanleihe für Oesterreich untersucht wird, desto meh>- stellt sich heraus, daß das Abkommen dem L-and zumutet, auf seine Selbständigkeit völlig zu verzichten, wie­wohl heuchlerisch in dem Vertrag ausdrücklich gesagt ist, die Souveränität" Oesterreichs dürfe nicht angetastet werhen (womit natürlich nur gemeint ist, daß Oesterreich sich nicht mit Deutschland vereinen dürfe. D. Schr.) Nach dem dritten Protokoll wird aber das österreichische Parlament zur Bedeu­tungslosigkeit verurteilt und alle Befugnisse den Verbands­kommissaren übertragen. Darüber herrscht in Abgeordneten­kreisen lebhafter Unwille, den die halbamtliche Presse ver­gebens zu beschwichtigen sucht.

Kundgebungen in Tirol

Innsbruck, 11. Okt. In ganz Tiro! fanden leidenschaft­liche Kundgebungen gegen die Ueberrumpelung von Bozen durch die italienischen Faszisten und d»e Nachgiebigkeit d« italienischen Regierung statt, die den Südtirolern eigene Ver- waltungsfreiheit zugesichert hatte, sie nun aber unter dem Druck der Faszisten rückgängig macht. An einer Versamm­lung auf dem Brenner nahmen viele Lausend Deutsch-Tiroler teil, dieDeutschland über alles" sangen. Die deutschen Ab­geordneten Südtirols legen in einem Aufruf Verwahrung gegen die Unterdrückung ein. Man lönne nur als Gleichbe­rechtigter mit den Italienern in Frieden leben.

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Von der Lnkschädigungskommissioa

Paris, 11. Okt. In der gestrigen Sitzung der Entschädi- gungskommission wurde Barth ou zum Vorsitzenden ge- wählt. Ln der heutigen Sitzung wurde die Lage Deutsch­lands und der neue Marksturz behandelt.

Barthou erklärte einem Vetreter desJournal", di« deutsche Preise alaube zu Unrecht, daß er seine Aufgabe darin sehe Zwangsmaßnahmen vorzuschlagen. Er wolle die Lage nach Recht und Vernunft prüfen, aber auch über der Aus- fübrnna des Vertrags wachen. Er hoffe, durch Klarheit und guten Willen auch die größten Schwierigkeiten beseitigen zu rönnen.

DerMatin" schreibt, Vradbury, Vas englische Mik- glied i r Kommission, werde nun nach de r> neuen Marksturz cingesehcn haben, wie sehr er sich täuschte, als er durch die Schatzwechsel und den versteckten Zahlungsaufschub die Festi- Mn« der deutschen Mark erreichen -ru können glaubt«, anstatt

oazz me neuer»,acy'N" osr durchgcführt worden wäre.

oeulfcyen Finanzen verfcyarft

Der Mark stürz und die Sachlieserungea

Paris, 11. Okt. DerOeuvre" schreibt, die deutsche Indu­strie sehe in den Sachlieferungen für den Wiederaufbau das Mittel, Beschäftigung zu erhallen, dre mit dem festen Preis der Frankenwährung bezahlt werden g -genüber dem unsiche­ren Markkurs. Das Deutsche Reich vermöge aber nicht ein­mal einen eigenen Haushaltplan aufpistellen, wie sollte es die Mittel aufbringen, um die Sachlieferungen der Industriellen zu bezahlen! Etwa durch gestc gcne Notenabgabe 7 Der Währungsbankerott Deutschlands fei Loch eine unumstWich« Tatsache. Das Blatt fragt, ob man auch die Sachlieferungen sabotieren (unmöglich machen) wolle. Erst müsse man Sorge tragen, daß die Sachlieferungen auch oezahlt werden können. Der neue Marksturz mache die Frage brennend. Es fei Sachs der Brüsseler Konferenz, die Angelegenhert zu ordnen; di« Konferenz sollt« in nächster Zeit zusa nmsntrcken.

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Kemal in Mudania

Berlin, 11. O?k.' Nach hier eingclaufrneck AWNtNWR Dl llsural Pascha in M. oon a em-'üZ?s-.-,i sein, um den WaWn- tillstandsvertrao :u > > , >., -

> Neuwahlen in England Rücktritt Lloyd Georgs»? W

London, 11. Okt. Angesichts der zunehmenden Gegner- schastgegendiePolitikLloydGeorges werden in England Neuwahlen als unvermeidlich angesehen und diese Frage beherrscht jetzt das öffentliche Interesse. Der poli­tische Milarbeiter des Lloyd George sehr nahestehenden Daily Ehronicle" berichtet, die Frage habe gestern den Mi­nisterrat beschäftigt, ob die Wahlen noch vor dem Zusammen­treten des Parlaments im November anberaumt werden sol­len. Lloyd George sei in Kampfes st immung, auch Minister Chamberlain bemühe sich, seine Orientpolitik gegenüber dem Teil der Konservativen zu verteidigen, die mit der Regierungskoalition bechen wollen. Auch in den Reihen der Anhänger Lloyd Georges seien manche der Ansicht, daß die Neuwahlen vorgenommen werden und Lloyd George zurücktreten soll«, worauf Chamberlain das Kabi­nett bilden solle. Lloyd George wolle aber, wenn die Koali­tion auseincmderginge, das Parlament auf lösen; Neuwahlen seien in jedem Fall vor Weihnachten zu erwarten. Die mnonistischen Minister werden geschlossen zu Lloyd Ge­orge Haltes- Sein Rücktritt fei aus verschiedenen Gründen im Augenblick nicht wahrscheinlich.

In einer Rede in Nelson sagte der Arbeiterführer Llynes, der jetzigen Regierung müsse eine Arbeiierregierung folgen. Die Arbeiterpartei habe allein dem Laich dtp Wahrheit Über Vik internationale« Kragen gesagt. , .,, ,

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Stuttgart. 11. Okt. Hohe Kunstwerk«. 8 m NuMq

der Fürstin zu Wied werden gegenwärtig im Schloß Rofsn- stetn aus dem Nachlaß de» verstorbenen König« Wilhelm Kunstwerke versteigert, die auf 3,5 Millionen Mart veran­schlagt sind. Schon am ersten Tag betrug der Erlös für die Gemälde allein 14 800 000 -ü, für die Bronzen 900 000 Vieles wurde an Ausländer verkauft.

Stuttgart, 11. Okt. Betriebseinschrllnknng Vrr Berstcherungsunternehmungen. Nachdem durch Schiedsspruch vom 29. September die Gehälter der Ver­sicherungsangestellten um durchschnittlich 230 Prozent gegen­über dem Monat Juni erhöht morden waren, haben die hie­sigen Versicherungsgesellschaften eine weitere Betriebsein­schränkung im Einvernehmen mit dem Betriebsrat nach Maß­gabe der Demobilmachungsbestimmungen beschlossen und etwa 130 Angestellten von niedrigem Dienstalter gekündigt. Daneben wird den gesteigerten Kosten gegenüber auf Er­höhung Bedacht genommen Die günstigen bisherigen Er­gebnisse des Umwandlung?- und Neugeschäfts lassen für di« drei Vereine (Haftpflicht-, Unfall- und Lebensversicherung) mindestens eine Verdreifachung der Prämien, d. h. eine Gesamtjahresprämie von. weit über 500 Millionen Marl erwarten.

Stuttgart, 11. Okt. NnehrlichesDolk. Dle Krlmknal- polizei verhaftete hier zwei Fremde, den Kellner Schrö­der und die Telephonistin Hallwachs, beide reisende Diebe. Letzter« hat u. a. in Berlin Schmucksachen im Wer! von 400 000 Mk. gestohlen. - In den letzten Wochen wurden vielfach Einbrüche in Kolonialwaren- und Spezereigeschästeri verübt. Der Wert des Gestohlenen betrug über 100 000 Mk. Als Täter wurden ermittelt der Hilfsarbeiter Karl Ficht« der Mechaniker Eugen Döttinger und der Schneider Erwin Matt, sämtlich« von Stuttgart. Fichte ist noch kMcktm. Die Beute wurde größtenteils bei gebracht. --7

Als Täter zahlreicher Diebstähle m Stuttgart uns m anoere« Städten wurde der Kaufmann Erwin Eberhardt vou Stuttgart und der Kaufmann Ernst Sigel von Heilbronn festgenommen. Wegen eines Einbruchdiebstahls in einer Tuttlinger Trikotwarenfabrik wurden der Schreiner Rudol! Walker von Cannstatt und der Taglöhner Christian Bauer von Kochendorf, beide schwer vorbestraft, festgenom­men. Sie haben auch noch andere Einbruchsdiebstähle mi! den in Untersuchungshaft befindlichen Wilhelm Oexle von Cannstatt, Albert Werner von Metzbach und Adolf Bart- l 0 tt von Zaisenhausen verübt. Dis Beute ist nur zum kleinen Teil wieder beigebracht-

Der Zollamkeassistent als Einbrecher. Nach Erstehung stiner ersten Diebstahlsstrafe in Heilbronn wandte sich der 21jährige Zollamtsassistent Rudolf Börner aus Stockheim nach Stuttgart, wo er sich ohne Arbett durchvesperte. Am 5. September drang er in die Wohnung eines Regierungs­rats in der Wsrasiraße ein und stahl daraus 25 000 Mk. Bar- gAd, Änen mit IS 600 Mk. bewerteten Anzug, zahlreichc Wäschestücke und anderes im Gesamtwert von 80 000 Mk Börner, der geständig war und sich in nächster Zeit noch we­gen eines weiteren Diebstahls und e.nes Betrugs zu verant­worten haben wird, erhielt für diesmal eine Gefangnisstraf» von 1 Jahr.

Ehingen a. Dk, 11. Okt. Geschäftsvereinignng Die Lindenbrauerei, die im Besitz einiger Familien rst, Hai sich mit der Aktiengesellschaft Brauerei Warthausen vereinigt. Die hiesig? Brauerei geht ein, die dazu gehörige ausgedehnte Landwirtschaft wird weiter betrieben.

GerPetten, 11 . Okt. Diebstähle. Im benachbarten Heuchlingen hat ein junger Bursche von Aalen bei einem Bürger 8000 Mk. gestohlen

Aalen, 11. Okt. Selbstmord. Der 18 Jahre attk Danklehrling Albert Grupp von Heuboch hat sich hier in seinem Zimmer erschossen. Er war em ruhiger stiller Mensch, der in geordneten Verhältnissen lebte.

Spaichingen, 11. Okt. Diebstahl. Der Malergescll« Ott aus Pforzheim stahl seinem Mietsherrn, dem Schreiner Franz Schumacher einen Zshntausendmarkschein. Als Ott am andern Tag verhaftet wurde, hatte er schon 7000 <-ll verjubelt Am Sonntag abend wurde aus dem wtall de«Wald­horns" eine wertvolle Aalbin gestohlen.

Woikhettn, OA. Tuttlingen. 11. Okt. Bub erst. Dem Landwirt Karl Saul wurden dieser Tage von einem Vier­ling Weizen sämtliche Aehren abgeschnitten, sodaß nur noch das leere Stroh auf dem Feld steht.

Laupheim, 11. Okt. VergütungfürHarrsschlach- . ungen. Dis Harrsnrstzgor geben bekannt, daß für eine Schweinsschlachtung bei Schweinen unter 2 Zentnern 100 -K, über 2 Zentner 150 für den Zentner und mindesten« 8 Pfund Fleisch zu verabfolgen st.-d.

Handelsnachrichten

Dvllarkcm, «n 11. Olttob« 2627.70 (2V73.72).

1 Pfund Sterling 11785., 100 Holland. Gulden 103 870.- tOO Schweizer Franken 49 338.20, 100 französ. Franken 19 875.1« 100 ital. Lire 11161., 100 österr. Kronen 3.48,100 tschech. Krone, 8689.10, 100 poln. Mark 25..

Di« schweizerische» Füaffrankenstück« in Silber werden in Dezember wieder aufs neue ausgegeben, indem die in schweizer, lchem Besitz befindlichen französischen, belgischen und italienische, Münzen, 16 Millionen Stück, nmgeschmolzen werden. Die Fünf srankenpapiernoten werden dagegen nach und nach eingezogcn

Preisrückgang m Oesterreich. Die Warenpreise in Ossterreiä reizen seit dem Genfer Hilfsabkommen einen Rückgang von etwc SO Prozent. Der Warenabsatz ist langsamer geworden.

Zinssaherhöhung für Sparkaffendarlehen. Der Eparkaffenkac des Halberstädter Bezirks erhebt für Sparkaffendarlehen künsu( einen Zinssatz von 8 v. H.

Zahlungseinstellung einer Bank. Wegen verfehlten Spekula klonen in ausländischen Werten hat das Bankgeschäft M. u. E Rothschild in Mülhausen t. E. die Zahlungen eingestellt. Biel, kleine Leute verlieren ihre Ersparnisse.

FrachtverbMgung sür Zeilungspapier. Der Verein deutscher Zeitungsverleger hat beim Reichsverkehrsmlnisterium brantrach, für Zeitungspapier künftig die Ta-rifklaffe v in Anwendung zn bringen, Gewiß kein unbilliges Verlangen, wenn man bed-enki, daß für einen Bahnwagen Papier von Augsburg bis Stuttgart derzeit rund 24 000 Mark Fracht bezahlt werden müssen wozu Noch Rvllspesen von über 5000 Alark kommen.

De, Wagemnangel macht sich ln der Versendung von Kunst­dünger sehr störend bemerkbar. Ein bekanntes Skickstoftwerk, dar täglich Hunderte von Wagen verladen Hali«, Kanu gegenwärtig nu> 15 abrollen lassen.

Welkere Erhöhmig der Zemenkprelfe. Ab 1, Oktober tritt infolge der Koblenpreiserhöhung noch eine Herauf,etping des ZfM 'tt- vreises um 6843 ttl für je 10 Tonnen Zement Frachtbasis Be-,um, ein Die glekche Erhöhung erfolgt für Las Gebiet des SübdeMchen and des RordL. Zementverbandes.